Undercover ins Glück / Staatsanwälte küsst man nicht Bd.2
Roman. Deutsche Erstausgabe
Als Tochter eines Milliardärs und Besitzerin eines erfolgreichen Weingeschäfts verkehrt Jordan Rhodes in den oberen Kreisen der Gesellschaft. Der FBI-Agent Nick McCall bittet sie um Hilfe bei den Ermittlungen gegen den gefährlichsten Mafia-Boss Chicagos....
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Produktinformationen zu „Undercover ins Glück / Staatsanwälte küsst man nicht Bd.2 “
Klappentext zu „Undercover ins Glück / Staatsanwälte küsst man nicht Bd.2 “
Als Tochter eines Milliardärs und Besitzerin eines erfolgreichen Weingeschäfts verkehrt Jordan Rhodes in den oberen Kreisen der Gesellschaft. Der FBI-Agent Nick McCall bittet sie um Hilfe bei den Ermittlungen gegen den gefährlichsten Mafia-Boss Chicagos. Und obwohl Nick in Jordan nur das verwöhnte reiche Töchterchen zu sehen scheint, lässt der attraktive Agent ihr Herz schon bald höher schlagen.
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Undercover ins Glück von Julie James3
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Die Fahrt zum FBI-Büro dauerte angesichts des Wetters länger als erwartet. Die Straßen waren zugeschneit, aber der Geländewagen brachte die dreizehn Kilometer lange Strecke ohne größere Probleme hinter sich. Nick, der trotz des Sturms komfortabel hinter dem Steuer saß, wandte seine Augen lange genug von der Straße ab, um einen Blick in den Rückspiegel zu werfen.
Jordan Rhodes. Eine Milliardenerbin auf dem Rücksitz seines Chevy Tahoe. Nicht die übliche Art, einen Arbeitstag zu beenden.
Sie starrte schweigend aus dem Fenster. Ihr blondes Haar fiel über die Schultern ihres schwarzen Mantels, und geistesabwesend strich sie sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Um den Hals trug sie einen cremefarbenen Kaschmirschal - zumindest nahm er an, dass es sich um Kaschmir handelte - und dazu passende Handschuhe.
Er hatte Fotos von ihr gesehen, andere als die, die Huxley in seiner äußerst umfassenden Präsentation gezeigt hatte. Angesichts des Reichtums ihrer Familie und des öffentlichen Interesses am Fall ihres Bruders, hatte fast jede Zeitung, jeder Fernsehsender und jeder Internetnachrichtendienst ausgiebig über Kyle Rhodes' Verhaftung und sein Schuldeingeständnis berichtet. Nick erinnerte sich an mehrere Fotos von Jordan und ihrem Vater, wie sie an Kyles Seite aus dem Gericht kamen.
Objektiv gesehen wusste Nick, dass sie atemberaubend war. Zweifellos zogen die langen blonden Haare, die schlanke Figur und die azurblauen Augen viele Männer an. Mit ihrem offensichtlich teuren Mantel und den für den Schneefall absolut ungeeigneten hochhackigen Stiefeln erinnerte sie ihn an die ultraeleganten, in Designermode gekleideten Damen, denen er während seiner Zeit in New York begegnet war.
Nicht sein Typ.
Zuerst einmal bevorzugte er Brünetten. Und Kurven. Und Frauen ohne engste Verwandtschaft im Hochsicherheitsgefängnis. Oder eine Erbschaft, die dem ungefähren nationalen Einkommen eines kleinen Landes entsprach. Diese Art Reichtum konnte einen ... seltsam werden lassen. Wahrscheinlich auch versnobt und protzig. Diese unpraktischen High Heels schienen die Bestätigung dafür zu sein.
Die Art, wie sie ihren Kiefer anspannte, verriet ihm, dass sie wusste, dass er sie beobachtete.
Sie schien ihn nicht besonders zu mögen. Aber das machte ihm nichts aus. Das Tolle an diesem Arrangement war, dass Jordan Rhodes ihn nicht mögen musste. Huxley würde sie zu Eckharts Party begleiten - sollte er doch seinen Charme spielen lassen. Angenommen, er besaß so etwas wie Charme.
Nick war hingegen dafür verantwortlich, ihnen Jordan Rhodes' Kooperation zu sichern. Und um das zu tun, musste er erst noch ein paar unbeantwortete Fragen klären.
»Wie läuft denn das Weingeschäft so«, fragte er, um das Schweigen zu brechen.
Jordan wandte ihren Kopf vom Fenster ab und erwiderte seinen Blick im Rückspiegel. »Sie brauchen mit mir keinen Small Talk zu führen, Agent McCall. Mir ist klar, dass es sich hierbei nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelt.«
Er zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Ich kann unangenehmes Schweigen einfach nicht ausstehen.«
»Und was halten Sie von unangenehmer Unterhaltung?«
Nick musste sich ein Grinsen verkneifen. Gute Güte, war die frech.
»Was für ein Wetter«, versuchte Huxley schnell das Thema zu wechseln. »Gut, dass Sie einen Allradantrieb haben, Nick.«
»Stimmt«, erwiderte er. »Auch wenn ein Chevy Tahoe natürlich nicht so viel Spaß macht wie ein Maserati Quattroporte.«
Jordan starrte Nick mit einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung an. »Sie wissen, was für einen Wagen ich fahre?«
»Ich weiß eine Menge Dinge. Glauben Sie mir, ich habe noch Tonnen an nervtötenden Small-Talk-Fragen auf Lager, die ich Ihnen stellen kann, während wir mit fünfzehn Kilometern pro Stunde durch diesen Schneesturm kriechen. Das Thema Wein erschien mir noch am harmlosesten.«
Sie seufzte, als ob sie sich in ihr Schicksal ergeben würde. »Das Weingeschäft läuft gut.«
»Ich bin neugierig: Wie sieht Ihr typischer Kunde aus?«, fragte er. »Kommen eine Menge Hardcore-Sammler oder eher Leute aus der Nachbarschaft?«
»Eine bunte Mischung. Einige fangen gerade erst an, sich für Wein zu interessieren, und suchen nach einem angenehmen Ort, um mehr darüber zu erfahren. Andere sind Kenner, die gerne vorbeikommen, um auszuspannen und die offenen Weine zu probieren. Dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die ich als ernsthafte Sammler bezeichnen würde.«
Wie Nick vermutet hatte, entspannte sie sich beim Thema Wein. Gut. »Ich habe nicht viel Ahnung von Wein. Ich habe vor ein paar Wochen von einem Sammler aus Chicago gehört, der über zweihundertfünfzigtausend Dollar für eine Kiste Wein ausgegeben hat.« Er drehte sich zu Huxley um. »Ist das zu glauben? Zweihundertfünfzigtausend Dollar.« Dann sah er wieder in den Rückspiegel. »Sie sind die Expertin, Ms Rhodes - was bekommt man in der Weinwelt für eine halbe Million Dollar?«
»Einen 1945er Château Mouton-Rothschild.«
»Wow. Das ist Ihnen aber verdammt schnell eingefallen. Ich nehme an, Sie haben ebenfalls von dieser Auktion gehört?«
»Ich habe diesem speziellen Sammler sogar geholfen, den Wein ausfindig zu machen«, sagte sie. »Ich wusste, dass er versteigert werden sollte und die Person interessiert sein würde.«
»Der Typ hatte einen seltsamen Namen ... ich glaube, er hat ein Restaurant oder so etwas.«
Huxley sah zu Nick herüber, sagte aber nichts. Er hatte begriffen, dass Jordan Rhodes' Verhör gerade begonnen hatte. »Xander Eckhart«, erwiderte Jordan.
»Muss nett sein, Kunden zu haben, die für eine halbe Million Dollar Wein kaufen.«
Einen Augenblick lang wurde sie ein wenig lockerer. »Unglücklicherweise ging dieser Verkauf an Sotheby's«, sagte sie lächelnd. »Aber ja, Xander ist ein guter Kunde.«
Und das war der Knackpunkt, dachte Nick. Wie gut? »Ich nehme an, Sie kennen ihn näher?«
»Ich denke schon.«
»Wie gut kennen Sie ihn?«
Es gab eine Pause, und er sah, wie sich Jordans Haltung versteifte, als ihr ein Licht aufging.
»Sie wollen etwas über Xander wissen. Geht es darum?«, fragte sie.
»Ja.«
Sie schien aufrichtig schockiert zu sein. »Warum sollten Sie gegen Xander ermitteln?«
Nick ignorierte die Frage und wechselte in seinen Verhörton. »Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Eckhart beschreiben?«
Bevor sie antwortete, schien sie ihre Optionen abzuwägen. Da sie inmitten eines Schneesturms auf dem Rücksitz eines Geländewagens hinter zwei FBI-Agenten saß, blieben ihr nicht viele.
»Xander ist seit ein paar Jahren regelmäßig Kunde in meinem Laden. Er gibt oft besondere Bestellungen bei mir auf, teure oder seltene Weine, die man nicht über normale Lieferanten bekommen kann.«
»Haben Sie außerhalb des Ladens mit ihm zu tun?«, hakte Nick nach.
»Vielleicht sollte ich doch besser meinen Anwalt anrufen. Ich fühle mich in dieser Situation plötzlich sehr unwohl, Agent McCall.«
Er sah sie über den Rückspiegel an. »Warum sollten Sie sich unwohl fühlen, wenn wir mit Ihnen über Xander Eckhart sprechen wollen?«
Sie setzte sich aufrecht hin und schlug ihre Beine übereinander. »Warum ersparen Sie mir nicht dieses Verhör und kommen zum Punkt?«
»Pflegen Sie mit Eckhart außerhalb des Ladens gesellschaftlichen Umgang?«
»Gelegentlich. Wir kennen die gleichen Leute, also sehe ich ihn hin und wieder auf Partys oder in einem seiner Restaurants. Und jedes Jahr nehme ich an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teil, die er im Bordeaux abhält. Sie findet zufälligerweise dieses Wochenende statt.«
»Ist das das volle Ausmaß Ihrer persönlichen Beziehung?« Sie erwiderte seinen Blick im Spiegel. »Wie sollte unsere Beziehung denn sonst aussehen, Agent McCall?«
»Haben Sie eine intime Verbindung zu Eckhart?«
Ihre Stimme kam rau aus der Dunkelheit des Rücksitzes. »Nur eine gemeinsame Leidenschaft für Wein.«
Sie wandte sich von ihm ab und starrte wieder aus dem Fenster. Nick vernahm die Botschaft laut und deutlich: Unterhaltung beendet.
Als sie am FBI-Büro ankamen, parkte er den Wagen so nah am Eingang wie möglich. Der Parkplatz war praktisch leer - aufgrund des bevorstehenden Schneesturms hatten sich fast alle bereits auf den Heimweg gemacht. Er nickte Huxley zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er Jordan übernehmen würde. Er stieg aus dem Wagen und öffnete die hintere Tür.
Jordan zögerte, bevor sie über den Sitz rutschte. Sie stellte erst einen und dann den anderen ihrer hochhackigen Lederstiefel auf den Boden. Da Nick die Tür aufhielt, standen sie sich unmittelbar gegenüber.
Um sie herum fielen dicke Schneeflocken und verfingen sich in ihrem Haar. Ihre Stimme war leise, ihr Tonfall so eisig wie die Luft. »Das nächste Mal, wenn Sie mich etwas fragen wollen, Agent McCall, versuchen Sie nicht, sich vorher bei mir einzuschmeicheln. Fragen Sie einfach.«
»Ich versichere Ihnen, Ms Rhodes, wenn ich versuchen würde, mich bei Ihnen einzuschmeicheln, würden Sie das merken.« Höflich streckte er ihr seinen Arm entgegen. »In diesen Stiefeln kommen Sie nicht weit.«
Sie ignorierte den ihr angebotenen Arm. »Dann schauen Sie mir mal zu.« Sie drehte sich um und ging über den nur halb geräumten, schnee- und eisbedeckten Parkplatz auf den Eingang des Abteilungshauptquartiers zu.
Und sie rutschte dabei nicht einmal aus.
Huxley blieb neben Nick stehen. »Sie hätten mir einen Hinweis geben können, dass Sie bereits im Auto mit der Befragung beginnen wollten. Warum haben Sie Eckhart jetzt schon ins Spiel gebracht und nicht gewartet, bis wir mit ihr im Büro sind?«
»Ich wollte sie überrumpeln. Wir müssen sichergehen, dass es sich bei ihr nicht um eine seiner Gespielinnen handelt.«
»Halten Sie es für eine gute Idee, sie so zu verärgern? Wir wollen sie gleich darum bitten, mit uns zusammenzuarbeiten.«
»Sie wird kooperieren.« Da war sich Nick ganz sicher. Er hatte es schon dreißig Sekunden nach Betreten des Ladens gewusst. Nach ihrem ängstlichen Blick, als sie das erste Mal ihren Bruder erwähnt hatten.
Ist Kyle verletzt worden?
Jordan Rhodes mochte für ihn nicht viel übrig haben, aber um ihren Bruder war sie offensichtlich sehr besorgt. Und schlussendlich war das alles, was zählte.
Die beiden Agenten führten Jordan in ein Besprechungszimmer im zehnten Stock und sagten ihr, sie solle es sich bequem machen, während sie »eine Akte holten«. Sie vermutete, dass es sich dabei um einen FBI-Code für etwas handelte, hatte aber keine Ahnung, was das sein sollte. Sie wusste nur, dass sie Agent McCall nach seinen ganz und gar nicht unschuldigen Fragen während der Fahrt im Auge behalten würde. Genau genommen in beiden.
Sie legte ihren Mantel, den Schal und die Handschuhe ab und klopfte den Schnee von ihren Stiefeln. Ja, na gut, ihre Christian Louboutins waren nicht gerade robustes Allwetterschuhwerk. Und als sie hinten im Laden Ihren Mantel geholt hatte, war ihr kurz der Gedanke gekommen, sie zu wechseln. Aber die Schneestiefel, die sie letzten November gekauft hatte - als sie noch keine Ahnung gehabt hatte, dass sie sich in einer solchen Lage wiederfinden würde -, wirkten nicht gerade seriös. So wie sie es sah, gab es gewisse Situationen, in denen Stil vor Zweckmäßigkeit ging, und ganz oben auf dieser Liste stand die Regel, dass man bei einer Befragung durch das FBI zu einer schwarzen Anzughose keine pinkfarbenen Schneestiefel trug. Jedenfalls nicht, wenn man nicht wie eine Idiotin aussehen wollte.
Jordan nahm am Konferenztisch Platz. Sie betrachtete den Schneesturm, der vor dem raumhohen Fenster tobte, und ihr grauste schon vor dem Schnee, den sie wegschippen musste, wenn sie nach Hause kam. Vielleicht sollte sie sich endlich mal einen dieser elektrischen Schneebläser anschaffen, dachte sie. Oder einen Mann. Beide konnten bei unfreundlichem Wetter sehr nützlich sein. Allerdings verbrauchten Schneebläser eine Menge Platz in der Garage, und sie hatte um den Maserati herum gerne einen Mindestsicherheitsabstand von einem Meter. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Männer, die sie kannte, wahrscheinlich noch weniger Interesse am Schneeschippen hatten als sie - wahrscheinlich würden sie eher jemanden anheuern, um so etwas zu tun. Das war wohl der Nachteil daran, mit Männern auszugehen, die italienische Mokassins trugen.
Vielleicht musste sie einen etwas markanteren Kerl finden. Einen dieser Typen, die mit zwei Holzstöckchen ein Feuer entzünden und einhändig einen Reifen wechseln konnten und noch dazu keine Angst davor hatten, dass sie sich beim Schneeschaufeln ihre mit Kaschmir eingefassten Lederhandschuhe von Burberry versauen würden.
Die Tür flog auf, und Nick McCall marschierte herein. Aber auch jemanden, der wusste, was ein Rasierer war. »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Ms Rhodes«, sagte er.
Als Huxley Nick in den Besprechungsraum folgte, sah sie, dass beide Männer ihre Mäntel ausgezogen hatten. Außerdem konnte sie jetzt einen Blick auf die Waffenholster werfen, die sie unter ihren Jacketts trugen.
»Was ist mit Ihrer Akte passiert?«, fragte sie.
»Es ist kaum zu glauben, aber wir konnten das verdammte Ding nicht finden«, erwiderte Nick. »Dann müssen wir wohl ohne fortfahren.« Er nickte Huxley zu.
»Alles, was wir Ihnen gleich sagen werden, ist streng vertraulich, Ms Rhodes«, begann Huxley. »Sie dürfen niemandem den Grund für dieses Treffen verraten.«
Das würde einfach sein, da sie keinen blassen Schimmer hatte, was der Grund für dieses Treffen war. »Also gut.«
»Sie wissen bereits, dass es um Xander Eckhart geht. Wir beobachten ihn jetzt schon seit geraumer Zeit und glauben, dass er mit seinen Nachtclubs und Restaurants Drogengeld für eine Verbrecherorganisation wäscht, die von Roberto Martino angeführt wird. Sie haben vielleicht von den kürzlichen Anklagen gegen Martino und einige seiner Komplizen gehört.« Huxley gab Jordan einen Augenblick, um das alles zu verarbeiten.
»Sie scheinen überrascht zu sein«, sagte Nick.
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Natürlich bin ich überrascht. Ich hatte keine Ahnung, dass Xander in so etwas verwickelt ist. Sind Sie sicher?«
Huxley nickte. »Ja. Wir haben Eckhart überwacht. Er hat sich wiederholt mit einem Mann getroffen, den wir als einen Mitarbeiter von Martino kennen. Sie treffen sich immer in Eckharts Büro, das im Untergeschoss seines Restaurants Bordeaux liegt.«
»Das neben dem Weinkeller, meinen Sie?«, fragte Jordan.
Nick lehnte sich auf seinem Sessel interessiert vor. »Sie waren schon einmal in Eckharts Büro?«
»Ja. Letztes Jahr hat er mich während seiner Valentinstagsparty durch das gesamte Gebäude geführt.«
»Wie gut erinnern Sie sich an die Einrichtung des Büros?«, fragte Huxley. »Wären Sie in der Lage, uns einen Grundriss zu zeichnen?«
»Ich kann es auf jeden Fall versuchen«, antwortete Jordan. »Geht es darum? Sie wollen, dass ich Ihnen Xanders Büro beschreibe?« Das kam ihr angesichts des ganzen Geheimagentengetues ein wenig schwach vor.
Nick schüttelte den Kopf. »Leider ist es nicht ganz so einfach. Wir wollen, dass Sie uns dabei helfen, in Eckharts Büro zu gelangen. Diesen Samstagabend.«
Es dauerte einen Augenblick, bis sie es verstanden hatte. »Sie meinen, während der Party?«
Nick verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Können Sie sich vorstellen, einen verdeckten Ermittler als Ihren Begleiter auf diese Veranstaltung mitzunehmen, Ms Rhodes?«
Jordan lehnte sich ebenfalls vor. »Das hängt davon ab, wer dieser Begleiter ist, Agent McCall.«
Neben Nick schob Huxley seine Brille hoch. »Ich.« Jordan blickte überrascht zu ihm. »Oh. Okay.«
»Versuchen Sie bitte, nicht allzu erleichtert auszusehen«, sagte Nick trocken.
»Tut mir leid. Aber Agent Huxley wirkt einfach ... « Sie suchte nach dem richtigen Wort.
»Mehr wie jemand, der teuren Wein trinkt?«, schlug Nick sarkastisch vor.
»Ich wollte ›angenehmer‹ sagen.«
»Für diesen Auftrag habe ich tatsächlich eine Menge über Wein recherchiert«, schaltete sich Huxley ein. »Wie es scheint, hat Eckhart eine ziemlich beeindruckende Sammlung.« Er warf Nick einen Blick zu und räusperte sich. »Das heißt natürlich nicht, dass ich an diesem Abend etwas trinken werde.«
Huxleys nervöser Blick deutete darauf hin, dass Nick in der Rangordnung über dem jüngeren Agenten stand. Noch eine fragwürdige Ermessensentscheidung des FBI, wie Jordan fand. »Sie begleiten mich also auf die Party. Und was passiert dann?«, fragte sie Huxley.
»Irgendwann stehle ich mich davon und platziere kleine Aufzeichnungsgeräte in Eckharts Büro.«
Sie ließen das so leicht klingen. Aber andererseits war es das für sie vielleicht auch. »Und was hat mein Bruder damit zu tun?«
Nun übernahm Nick die Führung. »Die Oberstaatsanwältin hat zugestimmt, die Haftstrafe Ihres Bruders zu verkürzen.
Wenn Sie mit uns kooperieren, wird ihr Büro das gleich am Montag beantragen. Und während wir auf die gerichtliche Verfügung warten, können wir dafür sorgen, dass Ihr Bruder mit einer elektronischen Fußfessel in seinem Zuhause sitzen kann.«
Jordan sah die beiden Agenten misstrauisch an. »Wo ist der Haken? Es muss einen geben, wenn Sie bereit sind, Kyle aufzugeben. Vor ein paar Monaten hat die Staatsanwaltschaft darauf bestanden, aus dem Fall ein riesiges öffentliches Spektakel zu machen. War wohl ihre Art, hart gegen das Verbrechen vorzugehen.«
»Das war die ehemalige Staatsanwaltschaft«, berichtigte Nick. »Die neue hat eine andere Herangehensweise.«
»Ihnen muss klar sein, dass bei jeder verdeckten Ermittlung ein gewisses Risiko besteht«, fügte Huxley hinzu. »Wir denken, dass wir dieses Risiko minimieren können, aber Sie sollten diesen Umstand dennoch bedenken.«
»Wie viel Zeit habe ich, um meine Entscheidung zu treffen?«, fragte Jordan.
»Ich glaube, wir alle wissen, dass Sie Ihre Entscheidung bereits getroffen haben, Ms Rhodes«, sagte Nick.
Jordan wünschte, sie könnte ihm sagen, dass er sie nicht halb so gut kannte, wie er zu denken schien. Aber leider hatte er in diesem Fall recht. »Ich habe eine Bedingung. Kyle darf von unserer Abmachung nichts erfahren. Er würde sich sonst zu viele Sorgen um mich machen.«
»Niemand darf davon erfahren, bevor dieser Einsatz nicht abgeschlossen ist«, betonte Huxley. »Um die Tarnung zu wahren, muss jeder denken, dass ich an diesem Abend Ihr Begleiter bin.« Seine Wangen liefen rot an. »Damit will ich natürlich nicht sagen, dass wir - ähm - romantisch werden müssen oder so etwas.«
Nick hatte seinen Blick nicht von ihr abgewandt. »Also, haben wir eine Abmachung?«
Auch wenn es Huxley war, mit dem sie am Samstagabend ausgehen würde, hatte sie dennoch das Gefühl, mit dem Teufel ins Bett zu steigen.
Einem grünäugigen Teufel.
Sie nickte. »Wir haben eine Abmachung.«
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Die Fahrt zum FBI-Büro dauerte angesichts des Wetters länger als erwartet. Die Straßen waren zugeschneit, aber der Geländewagen brachte die dreizehn Kilometer lange Strecke ohne größere Probleme hinter sich. Nick, der trotz des Sturms komfortabel hinter dem Steuer saß, wandte seine Augen lange genug von der Straße ab, um einen Blick in den Rückspiegel zu werfen.
Jordan Rhodes. Eine Milliardenerbin auf dem Rücksitz seines Chevy Tahoe. Nicht die übliche Art, einen Arbeitstag zu beenden.
Sie starrte schweigend aus dem Fenster. Ihr blondes Haar fiel über die Schultern ihres schwarzen Mantels, und geistesabwesend strich sie sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Um den Hals trug sie einen cremefarbenen Kaschmirschal - zumindest nahm er an, dass es sich um Kaschmir handelte - und dazu passende Handschuhe.
Er hatte Fotos von ihr gesehen, andere als die, die Huxley in seiner äußerst umfassenden Präsentation gezeigt hatte. Angesichts des Reichtums ihrer Familie und des öffentlichen Interesses am Fall ihres Bruders, hatte fast jede Zeitung, jeder Fernsehsender und jeder Internetnachrichtendienst ausgiebig über Kyle Rhodes' Verhaftung und sein Schuldeingeständnis berichtet. Nick erinnerte sich an mehrere Fotos von Jordan und ihrem Vater, wie sie an Kyles Seite aus dem Gericht kamen.
Objektiv gesehen wusste Nick, dass sie atemberaubend war. Zweifellos zogen die langen blonden Haare, die schlanke Figur und die azurblauen Augen viele Männer an. Mit ihrem offensichtlich teuren Mantel und den für den Schneefall absolut ungeeigneten hochhackigen Stiefeln erinnerte sie ihn an die ultraeleganten, in Designermode gekleideten Damen, denen er während seiner Zeit in New York begegnet war.
Nicht sein Typ.
Zuerst einmal bevorzugte er Brünetten. Und Kurven. Und Frauen ohne engste Verwandtschaft im Hochsicherheitsgefängnis. Oder eine Erbschaft, die dem ungefähren nationalen Einkommen eines kleinen Landes entsprach. Diese Art Reichtum konnte einen ... seltsam werden lassen. Wahrscheinlich auch versnobt und protzig. Diese unpraktischen High Heels schienen die Bestätigung dafür zu sein.
Die Art, wie sie ihren Kiefer anspannte, verriet ihm, dass sie wusste, dass er sie beobachtete.
Sie schien ihn nicht besonders zu mögen. Aber das machte ihm nichts aus. Das Tolle an diesem Arrangement war, dass Jordan Rhodes ihn nicht mögen musste. Huxley würde sie zu Eckharts Party begleiten - sollte er doch seinen Charme spielen lassen. Angenommen, er besaß so etwas wie Charme.
Nick war hingegen dafür verantwortlich, ihnen Jordan Rhodes' Kooperation zu sichern. Und um das zu tun, musste er erst noch ein paar unbeantwortete Fragen klären.
»Wie läuft denn das Weingeschäft so«, fragte er, um das Schweigen zu brechen.
Jordan wandte ihren Kopf vom Fenster ab und erwiderte seinen Blick im Rückspiegel. »Sie brauchen mit mir keinen Small Talk zu führen, Agent McCall. Mir ist klar, dass es sich hierbei nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelt.«
Er zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen? Ich kann unangenehmes Schweigen einfach nicht ausstehen.«
»Und was halten Sie von unangenehmer Unterhaltung?«
Nick musste sich ein Grinsen verkneifen. Gute Güte, war die frech.
»Was für ein Wetter«, versuchte Huxley schnell das Thema zu wechseln. »Gut, dass Sie einen Allradantrieb haben, Nick.«
»Stimmt«, erwiderte er. »Auch wenn ein Chevy Tahoe natürlich nicht so viel Spaß macht wie ein Maserati Quattroporte.«
Jordan starrte Nick mit einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung an. »Sie wissen, was für einen Wagen ich fahre?«
»Ich weiß eine Menge Dinge. Glauben Sie mir, ich habe noch Tonnen an nervtötenden Small-Talk-Fragen auf Lager, die ich Ihnen stellen kann, während wir mit fünfzehn Kilometern pro Stunde durch diesen Schneesturm kriechen. Das Thema Wein erschien mir noch am harmlosesten.«
Sie seufzte, als ob sie sich in ihr Schicksal ergeben würde. »Das Weingeschäft läuft gut.«
»Ich bin neugierig: Wie sieht Ihr typischer Kunde aus?«, fragte er. »Kommen eine Menge Hardcore-Sammler oder eher Leute aus der Nachbarschaft?«
»Eine bunte Mischung. Einige fangen gerade erst an, sich für Wein zu interessieren, und suchen nach einem angenehmen Ort, um mehr darüber zu erfahren. Andere sind Kenner, die gerne vorbeikommen, um auszuspannen und die offenen Weine zu probieren. Dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die ich als ernsthafte Sammler bezeichnen würde.«
Wie Nick vermutet hatte, entspannte sie sich beim Thema Wein. Gut. »Ich habe nicht viel Ahnung von Wein. Ich habe vor ein paar Wochen von einem Sammler aus Chicago gehört, der über zweihundertfünfzigtausend Dollar für eine Kiste Wein ausgegeben hat.« Er drehte sich zu Huxley um. »Ist das zu glauben? Zweihundertfünfzigtausend Dollar.« Dann sah er wieder in den Rückspiegel. »Sie sind die Expertin, Ms Rhodes - was bekommt man in der Weinwelt für eine halbe Million Dollar?«
»Einen 1945er Château Mouton-Rothschild.«
»Wow. Das ist Ihnen aber verdammt schnell eingefallen. Ich nehme an, Sie haben ebenfalls von dieser Auktion gehört?«
»Ich habe diesem speziellen Sammler sogar geholfen, den Wein ausfindig zu machen«, sagte sie. »Ich wusste, dass er versteigert werden sollte und die Person interessiert sein würde.«
»Der Typ hatte einen seltsamen Namen ... ich glaube, er hat ein Restaurant oder so etwas.«
Huxley sah zu Nick herüber, sagte aber nichts. Er hatte begriffen, dass Jordan Rhodes' Verhör gerade begonnen hatte. »Xander Eckhart«, erwiderte Jordan.
»Muss nett sein, Kunden zu haben, die für eine halbe Million Dollar Wein kaufen.«
Einen Augenblick lang wurde sie ein wenig lockerer. »Unglücklicherweise ging dieser Verkauf an Sotheby's«, sagte sie lächelnd. »Aber ja, Xander ist ein guter Kunde.«
Und das war der Knackpunkt, dachte Nick. Wie gut? »Ich nehme an, Sie kennen ihn näher?«
»Ich denke schon.«
»Wie gut kennen Sie ihn?«
Es gab eine Pause, und er sah, wie sich Jordans Haltung versteifte, als ihr ein Licht aufging.
»Sie wollen etwas über Xander wissen. Geht es darum?«, fragte sie.
»Ja.«
Sie schien aufrichtig schockiert zu sein. »Warum sollten Sie gegen Xander ermitteln?«
Nick ignorierte die Frage und wechselte in seinen Verhörton. »Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Eckhart beschreiben?«
Bevor sie antwortete, schien sie ihre Optionen abzuwägen. Da sie inmitten eines Schneesturms auf dem Rücksitz eines Geländewagens hinter zwei FBI-Agenten saß, blieben ihr nicht viele.
»Xander ist seit ein paar Jahren regelmäßig Kunde in meinem Laden. Er gibt oft besondere Bestellungen bei mir auf, teure oder seltene Weine, die man nicht über normale Lieferanten bekommen kann.«
»Haben Sie außerhalb des Ladens mit ihm zu tun?«, hakte Nick nach.
»Vielleicht sollte ich doch besser meinen Anwalt anrufen. Ich fühle mich in dieser Situation plötzlich sehr unwohl, Agent McCall.«
Er sah sie über den Rückspiegel an. »Warum sollten Sie sich unwohl fühlen, wenn wir mit Ihnen über Xander Eckhart sprechen wollen?«
Sie setzte sich aufrecht hin und schlug ihre Beine übereinander. »Warum ersparen Sie mir nicht dieses Verhör und kommen zum Punkt?«
»Pflegen Sie mit Eckhart außerhalb des Ladens gesellschaftlichen Umgang?«
»Gelegentlich. Wir kennen die gleichen Leute, also sehe ich ihn hin und wieder auf Partys oder in einem seiner Restaurants. Und jedes Jahr nehme ich an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teil, die er im Bordeaux abhält. Sie findet zufälligerweise dieses Wochenende statt.«
»Ist das das volle Ausmaß Ihrer persönlichen Beziehung?« Sie erwiderte seinen Blick im Spiegel. »Wie sollte unsere Beziehung denn sonst aussehen, Agent McCall?«
»Haben Sie eine intime Verbindung zu Eckhart?«
Ihre Stimme kam rau aus der Dunkelheit des Rücksitzes. »Nur eine gemeinsame Leidenschaft für Wein.«
Sie wandte sich von ihm ab und starrte wieder aus dem Fenster. Nick vernahm die Botschaft laut und deutlich: Unterhaltung beendet.
Als sie am FBI-Büro ankamen, parkte er den Wagen so nah am Eingang wie möglich. Der Parkplatz war praktisch leer - aufgrund des bevorstehenden Schneesturms hatten sich fast alle bereits auf den Heimweg gemacht. Er nickte Huxley zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er Jordan übernehmen würde. Er stieg aus dem Wagen und öffnete die hintere Tür.
Jordan zögerte, bevor sie über den Sitz rutschte. Sie stellte erst einen und dann den anderen ihrer hochhackigen Lederstiefel auf den Boden. Da Nick die Tür aufhielt, standen sie sich unmittelbar gegenüber.
Um sie herum fielen dicke Schneeflocken und verfingen sich in ihrem Haar. Ihre Stimme war leise, ihr Tonfall so eisig wie die Luft. »Das nächste Mal, wenn Sie mich etwas fragen wollen, Agent McCall, versuchen Sie nicht, sich vorher bei mir einzuschmeicheln. Fragen Sie einfach.«
»Ich versichere Ihnen, Ms Rhodes, wenn ich versuchen würde, mich bei Ihnen einzuschmeicheln, würden Sie das merken.« Höflich streckte er ihr seinen Arm entgegen. »In diesen Stiefeln kommen Sie nicht weit.«
Sie ignorierte den ihr angebotenen Arm. »Dann schauen Sie mir mal zu.« Sie drehte sich um und ging über den nur halb geräumten, schnee- und eisbedeckten Parkplatz auf den Eingang des Abteilungshauptquartiers zu.
Und sie rutschte dabei nicht einmal aus.
Huxley blieb neben Nick stehen. »Sie hätten mir einen Hinweis geben können, dass Sie bereits im Auto mit der Befragung beginnen wollten. Warum haben Sie Eckhart jetzt schon ins Spiel gebracht und nicht gewartet, bis wir mit ihr im Büro sind?«
»Ich wollte sie überrumpeln. Wir müssen sichergehen, dass es sich bei ihr nicht um eine seiner Gespielinnen handelt.«
»Halten Sie es für eine gute Idee, sie so zu verärgern? Wir wollen sie gleich darum bitten, mit uns zusammenzuarbeiten.«
»Sie wird kooperieren.« Da war sich Nick ganz sicher. Er hatte es schon dreißig Sekunden nach Betreten des Ladens gewusst. Nach ihrem ängstlichen Blick, als sie das erste Mal ihren Bruder erwähnt hatten.
Ist Kyle verletzt worden?
Jordan Rhodes mochte für ihn nicht viel übrig haben, aber um ihren Bruder war sie offensichtlich sehr besorgt. Und schlussendlich war das alles, was zählte.
Die beiden Agenten führten Jordan in ein Besprechungszimmer im zehnten Stock und sagten ihr, sie solle es sich bequem machen, während sie »eine Akte holten«. Sie vermutete, dass es sich dabei um einen FBI-Code für etwas handelte, hatte aber keine Ahnung, was das sein sollte. Sie wusste nur, dass sie Agent McCall nach seinen ganz und gar nicht unschuldigen Fragen während der Fahrt im Auge behalten würde. Genau genommen in beiden.
Sie legte ihren Mantel, den Schal und die Handschuhe ab und klopfte den Schnee von ihren Stiefeln. Ja, na gut, ihre Christian Louboutins waren nicht gerade robustes Allwetterschuhwerk. Und als sie hinten im Laden Ihren Mantel geholt hatte, war ihr kurz der Gedanke gekommen, sie zu wechseln. Aber die Schneestiefel, die sie letzten November gekauft hatte - als sie noch keine Ahnung gehabt hatte, dass sie sich in einer solchen Lage wiederfinden würde -, wirkten nicht gerade seriös. So wie sie es sah, gab es gewisse Situationen, in denen Stil vor Zweckmäßigkeit ging, und ganz oben auf dieser Liste stand die Regel, dass man bei einer Befragung durch das FBI zu einer schwarzen Anzughose keine pinkfarbenen Schneestiefel trug. Jedenfalls nicht, wenn man nicht wie eine Idiotin aussehen wollte.
Jordan nahm am Konferenztisch Platz. Sie betrachtete den Schneesturm, der vor dem raumhohen Fenster tobte, und ihr grauste schon vor dem Schnee, den sie wegschippen musste, wenn sie nach Hause kam. Vielleicht sollte sie sich endlich mal einen dieser elektrischen Schneebläser anschaffen, dachte sie. Oder einen Mann. Beide konnten bei unfreundlichem Wetter sehr nützlich sein. Allerdings verbrauchten Schneebläser eine Menge Platz in der Garage, und sie hatte um den Maserati herum gerne einen Mindestsicherheitsabstand von einem Meter. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Männer, die sie kannte, wahrscheinlich noch weniger Interesse am Schneeschippen hatten als sie - wahrscheinlich würden sie eher jemanden anheuern, um so etwas zu tun. Das war wohl der Nachteil daran, mit Männern auszugehen, die italienische Mokassins trugen.
Vielleicht musste sie einen etwas markanteren Kerl finden. Einen dieser Typen, die mit zwei Holzstöckchen ein Feuer entzünden und einhändig einen Reifen wechseln konnten und noch dazu keine Angst davor hatten, dass sie sich beim Schneeschaufeln ihre mit Kaschmir eingefassten Lederhandschuhe von Burberry versauen würden.
Die Tür flog auf, und Nick McCall marschierte herein. Aber auch jemanden, der wusste, was ein Rasierer war. »Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Ms Rhodes«, sagte er.
Als Huxley Nick in den Besprechungsraum folgte, sah sie, dass beide Männer ihre Mäntel ausgezogen hatten. Außerdem konnte sie jetzt einen Blick auf die Waffenholster werfen, die sie unter ihren Jacketts trugen.
»Was ist mit Ihrer Akte passiert?«, fragte sie.
»Es ist kaum zu glauben, aber wir konnten das verdammte Ding nicht finden«, erwiderte Nick. »Dann müssen wir wohl ohne fortfahren.« Er nickte Huxley zu.
»Alles, was wir Ihnen gleich sagen werden, ist streng vertraulich, Ms Rhodes«, begann Huxley. »Sie dürfen niemandem den Grund für dieses Treffen verraten.«
Das würde einfach sein, da sie keinen blassen Schimmer hatte, was der Grund für dieses Treffen war. »Also gut.«
»Sie wissen bereits, dass es um Xander Eckhart geht. Wir beobachten ihn jetzt schon seit geraumer Zeit und glauben, dass er mit seinen Nachtclubs und Restaurants Drogengeld für eine Verbrecherorganisation wäscht, die von Roberto Martino angeführt wird. Sie haben vielleicht von den kürzlichen Anklagen gegen Martino und einige seiner Komplizen gehört.« Huxley gab Jordan einen Augenblick, um das alles zu verarbeiten.
»Sie scheinen überrascht zu sein«, sagte Nick.
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Natürlich bin ich überrascht. Ich hatte keine Ahnung, dass Xander in so etwas verwickelt ist. Sind Sie sicher?«
Huxley nickte. »Ja. Wir haben Eckhart überwacht. Er hat sich wiederholt mit einem Mann getroffen, den wir als einen Mitarbeiter von Martino kennen. Sie treffen sich immer in Eckharts Büro, das im Untergeschoss seines Restaurants Bordeaux liegt.«
»Das neben dem Weinkeller, meinen Sie?«, fragte Jordan.
Nick lehnte sich auf seinem Sessel interessiert vor. »Sie waren schon einmal in Eckharts Büro?«
»Ja. Letztes Jahr hat er mich während seiner Valentinstagsparty durch das gesamte Gebäude geführt.«
»Wie gut erinnern Sie sich an die Einrichtung des Büros?«, fragte Huxley. »Wären Sie in der Lage, uns einen Grundriss zu zeichnen?«
»Ich kann es auf jeden Fall versuchen«, antwortete Jordan. »Geht es darum? Sie wollen, dass ich Ihnen Xanders Büro beschreibe?« Das kam ihr angesichts des ganzen Geheimagentengetues ein wenig schwach vor.
Nick schüttelte den Kopf. »Leider ist es nicht ganz so einfach. Wir wollen, dass Sie uns dabei helfen, in Eckharts Büro zu gelangen. Diesen Samstagabend.«
Es dauerte einen Augenblick, bis sie es verstanden hatte. »Sie meinen, während der Party?«
Nick verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Können Sie sich vorstellen, einen verdeckten Ermittler als Ihren Begleiter auf diese Veranstaltung mitzunehmen, Ms Rhodes?«
Jordan lehnte sich ebenfalls vor. »Das hängt davon ab, wer dieser Begleiter ist, Agent McCall.«
Neben Nick schob Huxley seine Brille hoch. »Ich.« Jordan blickte überrascht zu ihm. »Oh. Okay.«
»Versuchen Sie bitte, nicht allzu erleichtert auszusehen«, sagte Nick trocken.
»Tut mir leid. Aber Agent Huxley wirkt einfach ... « Sie suchte nach dem richtigen Wort.
»Mehr wie jemand, der teuren Wein trinkt?«, schlug Nick sarkastisch vor.
»Ich wollte ›angenehmer‹ sagen.«
»Für diesen Auftrag habe ich tatsächlich eine Menge über Wein recherchiert«, schaltete sich Huxley ein. »Wie es scheint, hat Eckhart eine ziemlich beeindruckende Sammlung.« Er warf Nick einen Blick zu und räusperte sich. »Das heißt natürlich nicht, dass ich an diesem Abend etwas trinken werde.«
Huxleys nervöser Blick deutete darauf hin, dass Nick in der Rangordnung über dem jüngeren Agenten stand. Noch eine fragwürdige Ermessensentscheidung des FBI, wie Jordan fand. »Sie begleiten mich also auf die Party. Und was passiert dann?«, fragte sie Huxley.
»Irgendwann stehle ich mich davon und platziere kleine Aufzeichnungsgeräte in Eckharts Büro.«
Sie ließen das so leicht klingen. Aber andererseits war es das für sie vielleicht auch. »Und was hat mein Bruder damit zu tun?«
Nun übernahm Nick die Führung. »Die Oberstaatsanwältin hat zugestimmt, die Haftstrafe Ihres Bruders zu verkürzen.
Wenn Sie mit uns kooperieren, wird ihr Büro das gleich am Montag beantragen. Und während wir auf die gerichtliche Verfügung warten, können wir dafür sorgen, dass Ihr Bruder mit einer elektronischen Fußfessel in seinem Zuhause sitzen kann.«
Jordan sah die beiden Agenten misstrauisch an. »Wo ist der Haken? Es muss einen geben, wenn Sie bereit sind, Kyle aufzugeben. Vor ein paar Monaten hat die Staatsanwaltschaft darauf bestanden, aus dem Fall ein riesiges öffentliches Spektakel zu machen. War wohl ihre Art, hart gegen das Verbrechen vorzugehen.«
»Das war die ehemalige Staatsanwaltschaft«, berichtigte Nick. »Die neue hat eine andere Herangehensweise.«
»Ihnen muss klar sein, dass bei jeder verdeckten Ermittlung ein gewisses Risiko besteht«, fügte Huxley hinzu. »Wir denken, dass wir dieses Risiko minimieren können, aber Sie sollten diesen Umstand dennoch bedenken.«
»Wie viel Zeit habe ich, um meine Entscheidung zu treffen?«, fragte Jordan.
»Ich glaube, wir alle wissen, dass Sie Ihre Entscheidung bereits getroffen haben, Ms Rhodes«, sagte Nick.
Jordan wünschte, sie könnte ihm sagen, dass er sie nicht halb so gut kannte, wie er zu denken schien. Aber leider hatte er in diesem Fall recht. »Ich habe eine Bedingung. Kyle darf von unserer Abmachung nichts erfahren. Er würde sich sonst zu viele Sorgen um mich machen.«
»Niemand darf davon erfahren, bevor dieser Einsatz nicht abgeschlossen ist«, betonte Huxley. »Um die Tarnung zu wahren, muss jeder denken, dass ich an diesem Abend Ihr Begleiter bin.« Seine Wangen liefen rot an. »Damit will ich natürlich nicht sagen, dass wir - ähm - romantisch werden müssen oder so etwas.«
Nick hatte seinen Blick nicht von ihr abgewandt. »Also, haben wir eine Abmachung?«
Auch wenn es Huxley war, mit dem sie am Samstagabend ausgehen würde, hatte sie dennoch das Gefühl, mit dem Teufel ins Bett zu steigen.
Einem grünäugigen Teufel.
Sie nickte. »Wir haben eine Abmachung.«
...
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Julie James
Julie James hat an der University of Illinois Jura studiert und einige Jahre als Rechtsanwältin gearbeitet, bevor sie Drehbücher zu schreiben begann. Heute lebt und arbeitet sie als Schriftstellerin in Chicago. Ihre Romane wurden in zwölf Sprachen übersetzt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Julie James
- 2012, 352 Seiten, Masse: 12,6 x 18,2 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Stephanie Pannen
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802586808
- ISBN-13: 9783802586804
- Erscheinungsdatum: 08.10.2012
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