Twilight-Serie Band 1: Bis(s) zum Morgengrauen
Nach ihrem Umzug nach Forks, einer verregneten, langweiligen Kleinstadt in Washington State, begegnet Bella einem geheimnisvollen Mann. Obwohl mit dem attraktiven Edward irgendetwas nicht zu stimmen scheint, fühlt sich Bella mehr und mehr zu ihm...
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Nach ihrem Umzug nach Forks, einer verregneten, langweiligen Kleinstadt in Washington State, begegnet Bella einem geheimnisvollen Mann. Obwohl mit dem attraktiven Edward irgendetwas nicht zu stimmen scheint, fühlt sich Bella mehr und mehr zu ihm hingezogen. Verliebt bis über beide Ohren erfährt sie, dass Edward ein Vampir ist.
LESEPROBE
GESTÄNDNISSE
Edwards Anblick in der Sonne war ein Schock. Jetzt starrte
ich ihn zwar schon den ganzen Nachmittag lang an,
aber ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen. Seine
Haut war blütenweiß, vielleicht mit dem Hauch einer Rötung
von der Jagd am Vortag, und sie glitzerte, als hätte
man Tausende winziger Diamanten in sie eingelassen. Er
lag vollkommen reglos im Gras; das offene Hemd enthüllte
seine perfekte Brust, seine Arme waren unbedeckt und
seine zart lavendelfarbenen Lider geschlossen, obwohl er
natürlich nicht schlief. Und alles funkelte. Er war eine
Statue der Vollkommenheit, gemeißelt aus einem unbekannten
Stein, der glatt wie Marmor war und glänzend
wie ein Kristall.
Ich hätte mich gerne, genau wie er, auf den Rücken sinken
lassen, um die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht
zu spüren. Doch dann hätte ich meinen Blick von ihm abwenden
müssen - und so saß ich mit angezogenen Beinen
da, stützte mein Kinn auf die Knie und betrachtete ihn. Ein
sanfter Wind blies durch meine Haare und bewegte das
Gras rings um seine bewegungslose Gestalt.
Die Wiese, deren Schönheit mir eben noch den Atem
geraubt hatte, war neben seiner Pracht verblasst.
Zaghaft und wie immer voller Angst, dass er sich - zu
schön, um tatsächlich wahr zu sein - wie ein Trugbild in
Luft auflösen könnte, näherte ich meine Hand seinem Arm
und strich ihm mit einem Finger über den Handrücken.
Zum hundertsten Mal bestaunte ich die perfekte Beschaffenheit
seiner Haut: glatt wie Seide und kühl wie Stein. Als
ich wieder aufblickte, sah er mich an; die Jagd hatte seine
Augen verändert - sie waren viel heller als vorher und hatten
einen warmen, karamellartigen Farbton. Seine
Lippen verzogen sich zu einem flüchtigen Lächeln.
»Mach ich dir denn keine Angst?«, fragte er schalkhaft,
doch es lag auch wirkliche Neugier in seiner weichen Stimme.
»Nicht mehr als sonst auch.«
Sein Lächeln wurde strahlender; seine Zähne blitzten in
der Sonne.
Ich rutschte etwas näher zu ihm heran und strich mit allen
Fingern einer Hand über seinen Unterarm. Sie zitterten
- seiner Aufmerksamkeit würde das nicht entgehen.
»Darf ich?«, fragte ich, da er seine Augen wieder geschlossen
hatte.
»Ja«, sagte er und seufzte wohlig. »Du kannst dir nicht
vorstellen, wie sich das anfühlt.«
Mit einer Hand fuhr ich leicht über die perfekt modellierte
Muskulatur seines Armes und folgte dem blassen
Muster der bläulichen Adern an seiner Innenseite. Mit der
anderen Hand griff ich nach seiner, um sie umzudrehen,
doch er erriet meine Absicht und kehrte seine Handfläche
mit einer verstörend schnellen, kaum sichtbaren Bewegung
nach oben. Ich erschrak, und für einen Moment erstarrten
meine Finger an seinem Arm.
»Verzeihung«, murmelte er. Ich blickte ihn an und sah
gerade noch, wie sich seine goldenen Augen wieder schlossen.
»In deiner Nähe vergesse ich meine übliche Vorsicht
allzu leicht.«
Ich hob seine Hand an, drehte sie hin und her und betrachtete
das Glitzern der Sonne auf ihrer Innenfläche.
Dann zog ich sie näher an mein Gesicht und versuchte, die
verborgene Struktur seiner Haut zu erkennen.
»Sag mir, was du denkst«, flüsterte er. Ich blickte auf
und sah, dass er mich eindringlich musterte. »Es ist immer
noch so seltsam für mich, es nicht zu wissen.«
»So geht es uns anderen die ganze Zeit.«
»Was für ein hartes Leben.« War da wirklich eine Spur
des Bedauerns in seiner Stimme? »Aber das war keine Antwort.«
»Ich hab mir auch gerade gewünscht zu wissen, was in
dir vorgeht « Ich stockte.
»Und?«
»Ich hab mir gewünscht, ich könnte glauben, dass es
dich wirklich gibt. Und, dass ich keine Angst haben muss.«
»Ich will nicht, dass du Angst hast.« Seine Stimme war
nicht mehr als ein sanftes Murmeln. Ich hörte ihr an, was er
nicht sagen konnte, ohne zu lügen: dass es keinen Grund
zur Angst gab - dass ich nichts zu befürchten hatte.
»Hmmm, na ja, das ist nicht die Angst, die ich meine,
obwohl ich das vermutlich im Auge behalten sollte.«
Plötzlich - zu schnell, als dass ich es wirklich hätte
wahrnehmen können - hatte er sich halb aufgerichtet und
stützte sich auf seinen rechten Arm. Seine linke Hand hielt
ich immer noch in meiner, sein engelhaftes Antlitz war nur
noch Zentimeter von meinem entfernt. Normalerweise wäre
ich vor seiner unerwarteten Nähe zurückgezuckt, doch ich
war unfähig, mich zu bewegen. Seine goldenen Augen hielten
mich in ihrem Bann.
»Wovor hast du dann Angst?«, flüsterte er eindringlich.
Doch ich konnte nicht antworten. Wieder spürte ich seinen
kühlen Atem auf meinem Gesicht. Seinen süßen, köstlichen
Duft, der keinem anderen glich, den ich kannte. Ohne
nachzudenken beugte ich mich vor und atmete tief ein.
Im nächsten Moment hatte er mir seine Hand entrissen
und war weg. Als meine Augen wieder klar sehen konnten,
war er fast zehn Meter zurückgewichen. Er stand am Rand
der kleinen Wiese unter einer Tanne und starrte mich mit
einem unergründlichen Ausdruck an. Im Schatten des riesigen
Baumes waren seine Augen dunkel.
Die Verletztheit und der Schock versteinerten sein Gesicht.
Leer brannten meine Handflächen.
»Tut mir Leid Edward«, flüsterte ich. Ich wusste,
er konnte es hören.
»Lass mir einen Moment Zeit«, rief er gerade so laut,
dass ich es mit meinem weniger feinen Gehör verstehen
konnte. Ich rührte mich nicht.
Nach zehn unendlich langen Sekunden kam er vorsichtig
näher. Zwei Meter vor mir blieb er stehen und sank anmutig
in den Schneidersitz, ohne seinen Blick von mir abzuwenden.
Er atmete tief durch und lächelte entschuldigend.
»Es tut mir so Leid.« Er zögerte. »Verstehst du, was ich
meine, wenn ich sage, ich bin auch nur ein Mensch?«
Ich nickte einmal, doch mir war nicht nach Lachen zu
Mute. Langsam wurde mir bewusst, wie real die Gefahr war,
die von ihm ausging, mir schoss nachträglich das Adrenalin
ins Blut. Er konnte das riechen, selbst von dort, wo er saß.
Sein Lächeln wurde sarkastisch.
»Bin ich nicht das perfekte Raubtier? Alles an mir wirkt
einladend auf dich - meine Stimme, mein Gesicht, selbst
mein Geruch. Als ob ich das nötig hätte!« Abrupt kam er
wieder auf die Beine, machte einen Satz nach hinten, verschwand
und stand einen Moment später wieder unter demselben
Baum - im Bruchteil einer Sekunde hatte er die
Wiese umrundet.
»Als ob du mir davonlaufen könntest«, sagte er mit einem
bitteren Lachen.
Er griff nach oben und brach mit einem ohrenbetäubenden
Krachen mühelos einen halbmeterdicken Ast vom
Baum, balancierte ihn einen Augenblick lang auf seiner
Handfläche und schleuderte ihn dann mit atemberaubender
Wucht gegen den Stamm eines anderen Baumriesen, an
dem er zerschmetterte. Der Baum bebte.
Und dann stand er wieder vor mir, einen knappen Meter
entfernt, regungslos wie eine Statue.
»Als ob du dich gegen mich wehren könntest«, sagte er
sanft.
Ich saß da und rührte mich nicht - noch nie hatte ich eine
solche Angst vor ihm gehabt, noch nie hatte er mich so
weit hinter seine sorgsam gepflegte Fassade blicken lassen.
© Carlsen Verlag
Übersetzung: Karsten Kredel
Stephenie Meyer schickt sich an, eine der erfolgreichsten Autorinnen weltweit zu werden. In den Bestsellerlisten ist sie meist gleich mit mehreren Titeln vertreten!
Häufig wird sie gefragt, wie denn ein so nettes Mormonenmädchen dazu kommt, ausgerechnet Bücher über Vampire zu schreiben. Vielleicht liegt die Antwort darin, dass sie einem speziellen Typus Vampir Leben eingehaucht hat: Denn trotz ihres Blutdurstes „grübeln sie über die Ewigkeit, über Sinn und Möglichkeit einer Existenz nach dem Tod …“ Solche Gedanken macht sich auch die Mormonin und bezeichnet außerdem Vampire als „Popstars im Gruselkabinett: attraktiv, klug, cool, gut angezogen und wohlhabend“.
Bevor sie ihren Stars Gestalt gab, studierte die 1973 geborene Stephenie Meyer an der Brigham Young University in Provo, Utah. Sie bekam ein staatliches Stipendium, belegte Englisch als Hauptfach und schloss das Studium mit dem „Bachelor“ ab.
Sie erhielt viele Auszeichnungen, wurde in 20 Sprachen übersetzt, ihre Bücher werden verfilmt. Dem ersten Buch folgten „Biss zur Mittagsstunde“ und „Biss zum Abendbrot“. Im Februar 2009 erscheint Band vier, „Biss zum Ende der Nacht“. Bis dahin können sich Meyer-Fans mit „Seelen“ in die Zukunft träumen und gruseln. In dem Science-Fiction-Roman werden die Menschen von fremden Seelen beherrscht. So ergeht es auch der Protagonistin Melanie, die um ihre Liebe zu Jared kämpft, den zeitweise auch Wanda begehrt, die zweite Frau in Melanies Körper… Wie in der „Biss-Serie“ ist der Name Stephenie Meyer auch in „Seelen“ Garant für Spannung ohne blutrünstige Grausamkeiten und zarte Liebesgeschichten ohne allzu erotische Fantasien.
"Eine Verbindung aus Liebesroman und Thriller mit übernatürlichen Elementen": Was halten Sie von solchen Aussagen?
Ich finde es sehr schwierig, "Bis(s) zum Morgengrauen" einem bestimmten Genre zuzuordnen. Solche Versuche scheinen mir immer ein bisschen daneben zu liegen. Aber was soll s: Die Menschen brauchen einen Anhaltspunkt, wenn sie ein Buch in die Hand nehmen, und Beschreibungen dieser Art erfüllen diesen Zweck recht gut.
Sehr froh bin ich darüber, dass "Bis(s) zum Morgengrauen" in der Regel nicht als Horrorroman wahrgenommen wird - obwohl es um Vampire geht. "Horror" ist unter den möglichen Bezeichnungen sicher diejenige, die am wenigsten zutrifft.
Sie sind ein Familienmensch und leben in Arizona (USA). Wie kommt jemand wie Sie auf die Idee, Liebesgeschichten zu schreiben, in denen auch noch Vampire vorkommen?
Durch einen tollen Traum! Ich habe keine Ahnung, warum ich zum ersten Mal von Vampiren träumte. Mit Horror habe ich nicht viel am Hut, ich lese weder Horrorromane noch schaue ich mir Horrorfilme an. Aber nachdem mir so faszinierende Charaktere "geschenkt" wurden, musste ich ihre Geschichte einfach aufschreiben - auch wenn einer von ihnen ein Vampir war.
Edward, Bellas große Liebe, hat kein Alter. Bella selbst ist als Mensch dazu verdammt, älter zu werden. Wie stark prägt diese Spannung die Geschichte der beiden?
Vergleicht man alle Bücher der Reihe, so hat dieser Konflikt in "Bis(s) zur Mittagsstunde" die größte Dramatik. Hier tritt "Zeit" als Thema am stärksten in den Vordergrund (als Motiv für den Buchumschlag hatte ich mir übrigens eine Uhr gewünscht). Nach meinem Gefühl geht es in "Bis(s) zur Mittagsstunde" um die zeitliche Dimension von Bellas Sterblichkeit, die zeitliche Begrenztheit ihres Lebens. In den nächsten Romanen werde ich mich dann auch anderen Aspekten der Sterblichkeit widmen.
Haben Sie sich von Klassikern der Vampir-Literatur inspirieren lassen?
Nein. Um ehrlich zu sein, habe ich keinen dieser Klassiker gelesen. Ich mag Horrorgeschichten nicht, und die traditionellen Vampire sind mir zu gruselig. Ich glaube, dass mir die Abwesenheit von Vampiren in meiner Lektüre geholfen hat, eine neue Vampirwelt zu entwerfen, die sich von anderen grundlegend unterscheidet. Es gefällt mir, dass sich meine Vampire nicht an die alten Regeln halten.
In "Bis(s) zur Mittagsstunde" verlässt Edward Bella nach ihrem 18. Geburtstag. Später ist sie die Einzige, die ihn retten kann. Über welche besonderen Fähigkeiten verfügt sie?
Ich denke, das Besondere an Bella, das, was Edward rettet, ist ihr selbstloses Wesen. Sie denkt ununterbrochen darüber nach, was sie aus dieser oder jener Situation machen kann, und es entspricht ihrer Natur zu geben. Diese Selbstlosigkeit verleiht ihr besonderen Mut, wenn Menschen, die sie liebt, in Gefahr schweben.
Ist die Geschichte von Edward und Bella ein Bekenntnis zur Kraft der Liebe? Sind Sie selbst ein romantischer Mensch?
In der Geschichte von Bella und Edward geht es um die Art von Liebe, nach der wir alle uns sehnen. Die Menschen fühlen sich zur Liebesgeschichte in "Bis(s) zum Morgengrauen" und "Bis(s) zur Mittagsstunde" hingezogen, weil sie genau so geliebt werden möchten - rückhaltlos, selbstlos bis zu dem Punkt, wo alles andere keine Rolle mehr spielt. Es verlangt sehr viel Mut, so zu lieben. Und es ist ein großes Risiko.
Ich denke, ich selbst bin eher Realist denn Romantiker, vielleicht sogar ein bisschen pessimistisch. Aber ich liebe es, romantischen Träumen nachzuhängen - mir wahre Liebe in ihrer reinsten Form vorzustellen.
Können Sie sich ein Leben ohne das Schreiben vorstellen?
Ich glaube nicht, dass ich jemals in der Lage sein werde, das Schreiben aufzugeben. Es überrascht mich schon, wie wichtig das Schreiben für mich geworden ist, denn ich habe erst recht spät damit begonnen. Fast drei Jahrzehnte habe ich "ohne" gelebt, aber heute ist es ein wesentlicher Teil dessen, was ich bin. Mein größtes Problem liegt darin, dass ich einfach zu viele Geschichten im Kopf habe und mir nicht genug Zeit bleibt, sie alle aufzuschreiben. Ich wünschte, ich hätte früher angefangen.
Die Fragen stellte Henrik Flor, Literaturtest.
- Autor: Stephenie Meyer
- Altersempfehlung: 14 - 17 Jahre
- 2009, 15. Aufl., 510 Seiten, Masse: 15,3 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Kredel, Karsten
- Verlag: Carlsen
- ISBN-10: 3551581495
- ISBN-13: 9783551581495
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