Traumtänzerin

Es gibt Bücher die muss ich zweimal lesen, nur um sicher zu gehen dass mein erster Eindruck der Richtige war. Denn ich bin ein schnell Leser und wenn mich ein Buch packt bin ich oft zu schnell so dass ich, wenn ich etwas darüber schreiben will, das Buch nochmal lesen muss um nicht einen falschen Eindruck zu vermitteln was ich von dem Buch halte! Bei diesem Buch von Alicia Zett hat mich der erste Eindruck nicht getäuscht, das Buch ist gut, für einen Erstling sogar sehr gut.


Alicia musste die Traumtänzerin im Eigenverlag heraus bringen weil sie offenbar keinen Verleger dafür gefunden hatte. Aber ihr Erstling hat beeindruckt, denn das zweite Buch von ihr erscheint im kommenden Jahr in einem renommierten Verlagshaus. Gratulation dazu!

Nun aber zur Traumtänzerin und die heisst Charlie, eigentlich Charlotte, den Namen mag sie aber nicht sonderlich. Charlie ist 18 Jahre alt und steht kurz vor dem Abitur, ihre beste Freundin ist Mia, ihr bester Freund Luke, der ist schwul und total verschossen in einen Klassenkameraden der aber wiederum nichts von ihm wissen will. Charlie ihrerseits ist in Mia verknallt wovon diese aber nichts weiss. So ist also für Gesprächsstoff zwischen Charlie und Luke gesorgt denn der ist der einzige der bescheid weiss.

Die Abiklasse ist wie alle Klassen an die sie sich sicherlich noch erinnern können. Es gibt Loser so wie die drei Freunde und es gibt die schönen und Arroganten Tussen so wie Annabel, Sina und Viky. Drei Mädels denen ihr Aussehen und ihr Ruf mehr wert ist als alle andere und die gerne auf anderen herum trampeln um sich besser zu fühlen. Besonders auf Charlie haben sie es abgesehen, sie piesacken sie wo und wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Mal wird sie als Kleiderständer missbraucht, mal macht man sich im Turnen über sie lustig. Es findet sich immer eine Gelegenheit sie zu mobben!

Charlie hat sich längst daran gewöhnt und ist daher überrascht als ihr ausgerechnet Viky, neben der sie im Matheunterricht sitzt, vorschlägt ihr Nachhilfe in eben dieser Mathe zu geben die so garnicht in Charlie’s Kopf gehen will. Charlie fürchtet sich vor der Matheprüfung beim Abi und willigt daher ein. Schnell merkt sie aber dass sie Viky völlig falsch eingeschätzt hat. Sie ist lustig, sympathisch, kann ihr wirklich bei ihrem Problemfach helfen und ———- sie riecht so gut! Eigentlich ist Charlie schon lange in Mia ihre beste Freundin verliebt, aber Viky verdreht ihr ganz schön den Kopf.

Die beiden freunden sich an, sie erzählen sich Familiengeschichten die alles andere als rosig sind und sie vertrauen sich Sachen an die sie Bissher immer für sich behielten. Es kommt wie es kommen muss, sie verlieben sich. Charlie’s Interesse an Mia schwindet ebenso schnell wie ihr Interesse an Viky steiget. Viky die schon lange ein Auge auf Charlie geworfen hat, ist einfach nur glücklich und Charlie kann nicht glauben was ihr gerade passiert. Als sie sich zum ersten mal Küssen explodiert in Charlie’s Kopf ein ganzes Feuerwerk.

Ihr Glück wehrt aber nicht lange, denn ihr homophober und streitsüchtige Vater der gerne auch mal rum prügelt und einen über den Durst trinkt, schmeisst Viky unter schweren Drohungen aus dem Haus. Charlie sieht keinen anderen Ausweg als das was eben erst begonnen hat so schnell wie möglich wieder zu beenden. Um Viky zu beschützen sagt sie dieser dass sie noch immer in Mia verliebt ist und sie deshalb nicht mehr mit ihr zusammen sein will.

Was ist Alicia Zett’s Roman ein Jugendbuch, ein Buch für Lesben, eine Coming Out Geschichte? Nun ich kann und will diese Frage nicht beantworten, nur soviel es ist durchaus für Jugendliche sagen wir ab 14 Jahren geeignet. Die Traumtänzerin ist für mich in erster Linie ein Buch das zeigt wie schwer es noch immer ist einer Minderheit an zu gehören. Gleichgeschlechtliche Ehen sind zwar in vielen Ländern Europas erlaubt aber die Vorurteile gegen Lesben und Schwule ist bei vielen geblieben. Immer noch gibt es eine grosse Gruppe von Menschen die nicht begreifen wollen dass Liebe ganz einfach Liebe ist und nichts mit dem Geschlecht zu tun hat.

Charlie und Viky müssen das bei Charlie’s Vater am eigenen Leib erfahren, genau wie im richtigen Leben Tina, Marie, Peter oder Ralph. Ich finde die Traumtänzerin ein gutes Buch weil es ganz viel Wirklichkeit mit einer guten Geschichte mixt. Alicia’s Schreibstiel ist packend, schnörkellos und klar. Ihre Sätze sind Spitz und nie zu lang, ihre Geschichte ist ein Plädoyer für mehr Toleranz und für die Liebe.

Facit: Ich kann das Buch von Alicia Zett Traumtänzerin vorbehaltlos empfehlen und zwar ALLEN die gerne gute Liebesgeschichten lesen. Es ist im BoD Books on Demand in Norderstedt erschienen.
Ich freue mich auf jeden Fall auf Alicia’s zweiten Roman der im kommenden Jahr erscheinen wird.