Toter Mann / Erik Winter Bd.9
Kriminalroman
Kommissar Erik Winter hat es mit einem seltsamen Fall zu tun: ein verlassener Wagen im nächtlichen Göteborg, Schüsse auf einen bekannten Autor. Doch nichts scheint zusammenzupassen. Winter gerät in ein Netz aus Lügen und Intrigen. Und dann passiert auch noch ein Mord.
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Produktinformationen zu „Toter Mann / Erik Winter Bd.9 “
Kommissar Erik Winter hat es mit einem seltsamen Fall zu tun: ein verlassener Wagen im nächtlichen Göteborg, Schüsse auf einen bekannten Autor. Doch nichts scheint zusammenzupassen. Winter gerät in ein Netz aus Lügen und Intrigen. Und dann passiert auch noch ein Mord.
Lese-Probe zu „Toter Mann / Erik Winter Bd.9 “
Toter Mann von Åke Edwardson1
Das Auto stand da mit laufendem Motor und offenen Türen, die Scheinwerfer auf die Festung am Südufer gerichtet.
Eine unwirkliche Szene in der Nacht. Die Fahrbahnen der Brücke gähnten leer. Der Himmel im Westen schien sich endlos auszudehnen.
Er schimmerte noch immer rot von der Abenddämmerung, als wollte der gestrige Tag den morgigen Tag nicht loslassen. Von Norden näherte sich ein anderes Auto. Der Fahrer musste dem stehenden Auto ausweichen. Zwanzig Meter entfernt hielt er an und stieg aus. Er hörte eine Möwe schreien. Es roch nach Öl und Salz und war ganz still, als schwebte die Brücke in einer eigenen Welt. Nur das Geräusch der beiden Motoren war zu hören. Der Mann näherte sich dem Auto. Es schien verlassen, niemand saß darin. Der Fahrersitz war leer. Alle vier Türen standen offen.
Sie sahen aus wie Flügel, als wäre das Auto im Begriff, sich in einen Vogel zu verwandeln und von der Brücke abzuheben. Oder in ein riesiges Insekt, schwarz und glänzend. Der Mann sah den Lack aufblitzen, als hätte ein plötzlicher Windstoß die Veränderung bewirkt. Er hörte ein Schiff tuten, vielleicht auch ein Nebelhorn. Unten auf dem Fluss war Leben. Der Nebel war dünn wie Glas. Da ist einer gesprungen, dachte der Mann. Jemand, der unglücklich war und genug hatte, ist hierhergefahren und gesprungen. Das geschah wahrhaftig nicht zum ersten Mal. Die Älvsborgsbrücke ist die Selbstmörderbrücke Nummer eins im ganzen Land. Der Weg hinunter ist weit oder erfolgt von hoch oben, je nachdem, wie man es sieht. Wenn man auf der Wasseroberfläche aufschlägt, ist es, als würde man auf Beton krachen. Von der Brücke zu springen ist eine endgültige Entscheidung. Das ist kein Hilferuf mehr.
Der Mann wählte die Nummer der Zentrale des
... mehr
Landeskriminalamtes.
Er erkannte Namen und Stimme des Diensthabenden.
»Hallo, hier ist Lars Bergenhem.«
»Hallo, Lars. Du bist aber früh auf.«
»Ich bin auf der Älvsborgsbrücke, bei einem Lexus, leer, der Motor läuft noch, die Türen stehen offen. Ich glaube, da ist einer gesprungen.«
»Wir schicken eine Funkstreife. Wo steht er?«
»In südlicher Richtung, hinter dem Buckel.«
»Okay, die Streife ist schon unterwegs.«
Kriminalinspektor Lars Bergenhem trat näher an das verlassene Auto heran. Er war nicht im Dienst und nur zufällig in der Morgendämmerung vorbeigekommen. Es war nicht notwendig, eine Erklärung abzugeben. Er wünschte, es wäre so einfach gewesen. Der Mann versuchte die größten Wasserlachen zu umgehen. Überall waren Pfützen, Tümpel, fast Seen. Er machte einen großen Bogen um eine Pfütze, die tief wirkte. Im Augenblick war kein Verkehr auf der Straße. Seit Stunden lag die Nacht über der Stadt, drückte auf sie nieder. Er überquerte die Fahrbahn. Er war auf dem Weg, einen Mann umzubringen. Die Vergangenheit ist wie ein Mantel, der schwer auf den Schultern lastet. Man musste ihn in jeder Wetterlage tragen. Er warf einen Blick zum Himmel hinauf. Da oben war eine schwarze Hölle, die die ganze Erde bedeckte. Im Augenblick glaubte er nicht daran, dass es dämmerte oder Morgen war, auf der anderen Seite des Erdballs. Überall war Nacht, seine Nacht. Die Nacht eines anderen. Er spürte die Pistole in seiner Tasche. Die Pistole eines anderen.
Warum werfe ich sie nicht in eine der Pfützen? Bei diesem miesen Wetter wird sie erst nächsten Sommer entdeckt, vielleicht nicht einmal dann. Es wird weiterregnen. Die Stadt wird ins Meer hinaustreiben. Bis zum Meer ist es nicht weit, es fängt gewissermaßen schon hier an. Der Fluss ist breiter denn je. Ich gehe über den Fluss, er hat die Dämme durchbrochen. Ich gehe über das Wasser. Meine Schuhe haben keine Löcher, trotzdem dringt Wasser ein. Ich fühle doch, wie nass meine Füße sind. Er ist von Westen nach Osten durch das ganze Zentrum gegangen. Ist ihm ein Auto gefolgt? Anfangs.
Als er von zu Hause wegging. Über den Kanal. Er hatte das Auto in der Allén gesehen, er war ganz sicher. Bei der Statue war er in eine der Gassen abgebogen. Als er zurückkam, war das Auto weg gewesen. Diese Idioten. Aber es war sinnlos, darüber nachzudenken, reine Energieverschwendung. Er ging weiter zwischen den schwarzen Gebäuden unterhalb der alten Universitätsanlage entlang. Einmal vor langer Zeit hatte er sie voller Hoffnung betreten. Er hatte sich so angestrengt in seinem Studium. Herr im Himmel, was für eine Energieverschwendung. Die Pistole in seiner Tasche fühlte sich gleich leichter an, wenn er an sie dachte. Unterwegs hatte er ständig an sie gedacht. Und an den Mann, den er erschießen würde. Gestern hatte er ihn zum ersten Mal gesehen. Ein Gesicht. Er ist fast tot, so wie ich. Ich bin ein toter Mann, der durch die Straßen geht. In den USA sagen sie dead man walking. Ich bin auf dem Weg zur Hinrichtung eines anderen. Es ist aber auch meine eigene. Die Hinrichtung des Henkers, bald. Es wird bald geschehen. E-ner-gie-ver-schwendung.
Wieder tauchte das Wort in seinem Kopf auf. Fast murmelte er es, wenn ihm jemand begegnet wäre, hätte er es hören können. Aber ihm begegnete niemand. Der Regen war stärker geworden. Jetzt stand er vor dem Hauseingang. Er drehte sich um, das Auto war nicht da, oder besser gesagt: Er sah es nicht. Es war da, natürlich war es da. Er schaute an der Hausfassade hinauf. Die meisten Fenster waren erleuchtet. Auch die im dritten Stock. Die Wohnung besaß einen Balkon.
Gestern hatte er ihn gesehen. Der Mann hatte auf seinem Balkon gestanden, den Blick in die Ferne über die Hausdächer gerichtet. Er sah seine eigene Hand vor sich. Er gab den Türcode ein, den er gestern unter anderem von ihnen bekommen hatte. Auch das. Es summte in der Tür, wie ein kleiner Bienenschwarm. Er drückte die Tür auf.
Bergenhem stand vor dem verlassenen Auto. Der Motor lief nun schon lange im Leerlauf. Wenn er länger als eine Minute lief, war das in Göteborg ein Verstoß gegen die Verkehrsordnung. Bergenhem zog Handschuhe an, beugte sich vor und schaltete den Motor ab. Im Zündschloss steckte kein Schlüsselbund, nur ein einzelner Schlüssel. Bergenhem stand nach Süden gewandt und sah das flackernde Blaulicht des geparkten Streifenwagens. Es mischte sich mit dem blauroten Himmel. Er hörte eine langgezogene Sirene wie einen Gruß. Er hatte seine Taschenlampe angeknipst und leuchtete den Innenraum des Autos ab. Die Sitze waren mit hellem beigem Leder bezogen. In der Rückenlehne des Beifahrersitzes entdeckte er ein Loch. Es sah aus wie das Loch von einem Geschoss. Er beugte sich weiter nach vorn und richtete den Lichtstrahl darauf. Im Auto blitzte etwas auf. Er beugte sich noch weiter vor. Es war eine Kugel, eine Kugel aus einer Pistole oder einem Revolver. Die weiche Polsterung hatte sie abgefangen, die Kugel sah ziemlich unbeschädigt aus, ja, zum Teufel, es war eine Kugel. Er leuchtete noch einmal alles ab, konnte aber keine weiteren Löcher entdecken. Dann schob er sich rückwärts aus dem Auto und rief die Leitzentrale an.
Die Leute von der Spurensicherung waren gekommen. Erika Djurberg fotografierte. Die Blitze hatten jetzt keine Leuchtkraft mehr. Über Meer und Land zog der Morgen herauf. Erika Djurbergs Kollege hatte einen Blick ins Auto geworfen und untersuchte nun die Umgebung. Der Fundort war genauso wichtig wie der Gegenstand. Warum hier? Warum nicht dort hinten? Warum auf der Brücke? Warum nicht an Land?
»Ich hab kein Blut gesehen«, sagte Bergenhem.
Lars Östensson antwortete nicht.
»Aber jemand hat einen Schuss abgegeben«, fuhr Bergenhem fort.
»Das sehe ich«, sagte Östensson und schaute auf. »Könnte ein Neun-Millimeter-Geschoss sein.«
Bergenhem nickte.
»Aber wenn wir Glück haben, ist es auch etwas Ungewöhnlicheres«, sagte Östensson. »Das erfahren wir in der Untersuchungshalle.«
Er hatte einen Bergungswagen angefordert, der das Auto in die Untersuchungshalle der Kriminaltechnik in Mölndal bringen sollte.
»Hast du schon den Besitzer erreicht?«, fragte Östensson.
»Nein.«
Bergenhem hatte sich sofort bei der Zulassungsstelle erkundigt, nachdem er aus seinem eigenen Auto gestiegen war. Als Halter war Roger Edwards, Eckragatan 44, Västra Frölunda registriert. Eckragatan, das war in Långedrag, ein Stück weiter westlich. Bergenhem sah den Stadtteil von dem Platz, wo er stand, jedenfalls konnte er ihn sich vorstellen. Er sah die Neue Werft und Stora Billingen vor sich, die Basis der Kriegsmarine vor Hästevik, sowie Tångudden und Långedrag.
Bergenhem trat näher an die Brüstung und schaute hinunter. Es war beängstigend hoch. Ein Abgrund. Von Westen näherte sich ein blauweißes Schiff. Es war die Wasserschutzpolizei von der Neuen Werft. Wenn es dort unten eine Leiche gab, würden sie sie finden. Würde es dann Roger Edwards sein? Am Ende allzu lebensmüde.
Hatte er versucht, sich zu erschießen, aber die Hand hatte zu sehr gezittert, und darum hatte er einen sichereren Ausweg gewählt?
»Das Auto ist nicht gestohlen gemeldet«, sagte Bergenhem.
Er sah Erika Djurbergs Kamera blitzen. Sie stand einige Meter von ihm entfernt und schien jetzt das Polizeiboot da unten und die Morgendämmerung über Göteborgs Hafeneinfahrt zu fotografieren. Hinter ihnen im Osten ging die Sonne auf. Den Sonnenaufgang hatte sie sicher auch fotografiert. Sie hatten einige verregnete Wochen gehabt. Einen frühen Herbst. Der Prolog, auf den wieder einmal sechs Monate Dunkelheit folgten. Das konnte manche Leute dazu bringen, sich im freien Fall über das Geländer auf die Betonfläche des Flusses zu stürzen.
»Ich fahr zur Eckran«, sagte Bergenhem ins Leere.
…
Er erkannte Namen und Stimme des Diensthabenden.
»Hallo, hier ist Lars Bergenhem.«
»Hallo, Lars. Du bist aber früh auf.«
»Ich bin auf der Älvsborgsbrücke, bei einem Lexus, leer, der Motor läuft noch, die Türen stehen offen. Ich glaube, da ist einer gesprungen.«
»Wir schicken eine Funkstreife. Wo steht er?«
»In südlicher Richtung, hinter dem Buckel.«
»Okay, die Streife ist schon unterwegs.«
Kriminalinspektor Lars Bergenhem trat näher an das verlassene Auto heran. Er war nicht im Dienst und nur zufällig in der Morgendämmerung vorbeigekommen. Es war nicht notwendig, eine Erklärung abzugeben. Er wünschte, es wäre so einfach gewesen. Der Mann versuchte die größten Wasserlachen zu umgehen. Überall waren Pfützen, Tümpel, fast Seen. Er machte einen großen Bogen um eine Pfütze, die tief wirkte. Im Augenblick war kein Verkehr auf der Straße. Seit Stunden lag die Nacht über der Stadt, drückte auf sie nieder. Er überquerte die Fahrbahn. Er war auf dem Weg, einen Mann umzubringen. Die Vergangenheit ist wie ein Mantel, der schwer auf den Schultern lastet. Man musste ihn in jeder Wetterlage tragen. Er warf einen Blick zum Himmel hinauf. Da oben war eine schwarze Hölle, die die ganze Erde bedeckte. Im Augenblick glaubte er nicht daran, dass es dämmerte oder Morgen war, auf der anderen Seite des Erdballs. Überall war Nacht, seine Nacht. Die Nacht eines anderen. Er spürte die Pistole in seiner Tasche. Die Pistole eines anderen.
Warum werfe ich sie nicht in eine der Pfützen? Bei diesem miesen Wetter wird sie erst nächsten Sommer entdeckt, vielleicht nicht einmal dann. Es wird weiterregnen. Die Stadt wird ins Meer hinaustreiben. Bis zum Meer ist es nicht weit, es fängt gewissermaßen schon hier an. Der Fluss ist breiter denn je. Ich gehe über den Fluss, er hat die Dämme durchbrochen. Ich gehe über das Wasser. Meine Schuhe haben keine Löcher, trotzdem dringt Wasser ein. Ich fühle doch, wie nass meine Füße sind. Er ist von Westen nach Osten durch das ganze Zentrum gegangen. Ist ihm ein Auto gefolgt? Anfangs.
Als er von zu Hause wegging. Über den Kanal. Er hatte das Auto in der Allén gesehen, er war ganz sicher. Bei der Statue war er in eine der Gassen abgebogen. Als er zurückkam, war das Auto weg gewesen. Diese Idioten. Aber es war sinnlos, darüber nachzudenken, reine Energieverschwendung. Er ging weiter zwischen den schwarzen Gebäuden unterhalb der alten Universitätsanlage entlang. Einmal vor langer Zeit hatte er sie voller Hoffnung betreten. Er hatte sich so angestrengt in seinem Studium. Herr im Himmel, was für eine Energieverschwendung. Die Pistole in seiner Tasche fühlte sich gleich leichter an, wenn er an sie dachte. Unterwegs hatte er ständig an sie gedacht. Und an den Mann, den er erschießen würde. Gestern hatte er ihn zum ersten Mal gesehen. Ein Gesicht. Er ist fast tot, so wie ich. Ich bin ein toter Mann, der durch die Straßen geht. In den USA sagen sie dead man walking. Ich bin auf dem Weg zur Hinrichtung eines anderen. Es ist aber auch meine eigene. Die Hinrichtung des Henkers, bald. Es wird bald geschehen. E-ner-gie-ver-schwendung.
Wieder tauchte das Wort in seinem Kopf auf. Fast murmelte er es, wenn ihm jemand begegnet wäre, hätte er es hören können. Aber ihm begegnete niemand. Der Regen war stärker geworden. Jetzt stand er vor dem Hauseingang. Er drehte sich um, das Auto war nicht da, oder besser gesagt: Er sah es nicht. Es war da, natürlich war es da. Er schaute an der Hausfassade hinauf. Die meisten Fenster waren erleuchtet. Auch die im dritten Stock. Die Wohnung besaß einen Balkon.
Gestern hatte er ihn gesehen. Der Mann hatte auf seinem Balkon gestanden, den Blick in die Ferne über die Hausdächer gerichtet. Er sah seine eigene Hand vor sich. Er gab den Türcode ein, den er gestern unter anderem von ihnen bekommen hatte. Auch das. Es summte in der Tür, wie ein kleiner Bienenschwarm. Er drückte die Tür auf.
Bergenhem stand vor dem verlassenen Auto. Der Motor lief nun schon lange im Leerlauf. Wenn er länger als eine Minute lief, war das in Göteborg ein Verstoß gegen die Verkehrsordnung. Bergenhem zog Handschuhe an, beugte sich vor und schaltete den Motor ab. Im Zündschloss steckte kein Schlüsselbund, nur ein einzelner Schlüssel. Bergenhem stand nach Süden gewandt und sah das flackernde Blaulicht des geparkten Streifenwagens. Es mischte sich mit dem blauroten Himmel. Er hörte eine langgezogene Sirene wie einen Gruß. Er hatte seine Taschenlampe angeknipst und leuchtete den Innenraum des Autos ab. Die Sitze waren mit hellem beigem Leder bezogen. In der Rückenlehne des Beifahrersitzes entdeckte er ein Loch. Es sah aus wie das Loch von einem Geschoss. Er beugte sich weiter nach vorn und richtete den Lichtstrahl darauf. Im Auto blitzte etwas auf. Er beugte sich noch weiter vor. Es war eine Kugel, eine Kugel aus einer Pistole oder einem Revolver. Die weiche Polsterung hatte sie abgefangen, die Kugel sah ziemlich unbeschädigt aus, ja, zum Teufel, es war eine Kugel. Er leuchtete noch einmal alles ab, konnte aber keine weiteren Löcher entdecken. Dann schob er sich rückwärts aus dem Auto und rief die Leitzentrale an.
Die Leute von der Spurensicherung waren gekommen. Erika Djurberg fotografierte. Die Blitze hatten jetzt keine Leuchtkraft mehr. Über Meer und Land zog der Morgen herauf. Erika Djurbergs Kollege hatte einen Blick ins Auto geworfen und untersuchte nun die Umgebung. Der Fundort war genauso wichtig wie der Gegenstand. Warum hier? Warum nicht dort hinten? Warum auf der Brücke? Warum nicht an Land?
»Ich hab kein Blut gesehen«, sagte Bergenhem.
Lars Östensson antwortete nicht.
»Aber jemand hat einen Schuss abgegeben«, fuhr Bergenhem fort.
»Das sehe ich«, sagte Östensson und schaute auf. »Könnte ein Neun-Millimeter-Geschoss sein.«
Bergenhem nickte.
»Aber wenn wir Glück haben, ist es auch etwas Ungewöhnlicheres«, sagte Östensson. »Das erfahren wir in der Untersuchungshalle.«
Er hatte einen Bergungswagen angefordert, der das Auto in die Untersuchungshalle der Kriminaltechnik in Mölndal bringen sollte.
»Hast du schon den Besitzer erreicht?«, fragte Östensson.
»Nein.«
Bergenhem hatte sich sofort bei der Zulassungsstelle erkundigt, nachdem er aus seinem eigenen Auto gestiegen war. Als Halter war Roger Edwards, Eckragatan 44, Västra Frölunda registriert. Eckragatan, das war in Långedrag, ein Stück weiter westlich. Bergenhem sah den Stadtteil von dem Platz, wo er stand, jedenfalls konnte er ihn sich vorstellen. Er sah die Neue Werft und Stora Billingen vor sich, die Basis der Kriegsmarine vor Hästevik, sowie Tångudden und Långedrag.
Bergenhem trat näher an die Brüstung und schaute hinunter. Es war beängstigend hoch. Ein Abgrund. Von Westen näherte sich ein blauweißes Schiff. Es war die Wasserschutzpolizei von der Neuen Werft. Wenn es dort unten eine Leiche gab, würden sie sie finden. Würde es dann Roger Edwards sein? Am Ende allzu lebensmüde.
Hatte er versucht, sich zu erschießen, aber die Hand hatte zu sehr gezittert, und darum hatte er einen sichereren Ausweg gewählt?
»Das Auto ist nicht gestohlen gemeldet«, sagte Bergenhem.
Er sah Erika Djurbergs Kamera blitzen. Sie stand einige Meter von ihm entfernt und schien jetzt das Polizeiboot da unten und die Morgendämmerung über Göteborgs Hafeneinfahrt zu fotografieren. Hinter ihnen im Osten ging die Sonne auf. Den Sonnenaufgang hatte sie sicher auch fotografiert. Sie hatten einige verregnete Wochen gehabt. Einen frühen Herbst. Der Prolog, auf den wieder einmal sechs Monate Dunkelheit folgten. Das konnte manche Leute dazu bringen, sich im freien Fall über das Geländer auf die Betonfläche des Flusses zu stürzen.
»Ich fahr zur Eckran«, sagte Bergenhem ins Leere.
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Autoren-Porträt von Åke Edwardson
Åke Edwardson, Jg. 1953, lebt mit seiner Frau in Göteborg. Bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete, arbeitete er als Journalist u.a. im Auftrag der UNO im Nahen Osten, schrieb Sachbücher und unterrichtete an der Universität Creative Writing.Angelika Kutsch, geb. 1941 in Bremerhaven, ist Autorin mehrerer Kinder- und Jugendbücher und Übersetzerin aus dem Schwedischen. Für beides wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Angelika Kutsch lebt in Hamburg und Schweden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Åke Edwardson
- 2009, 537 Seiten, Masse: 14,9 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Kutsch, Angelika
- Übersetzer: Angelika Kutsch
- Verlag: Ullstein HC
- ISBN-10: 3550087128
- ISBN-13: 9783550087127
Rezension zu „Toter Mann / Erik Winter Bd.9 “
»Toter Mann ist sicherlich Åke Edwardsons bester Roman.« Nerikes Allehanda »Die Spannung wird wie Nägel in den Leser getrieben.« Norrköpings Tidningar »Für Freunde des schwedischen Kriminalromans ein Muss!« hr »Dem schwedischen Bestsellerautor Ake Edwardson ist wieder einmal ein atmosphärisch dichter Kriminalroman gelungen, der sich Zeit für seine Figuren und ihre Verstrickungen nimmt. Für Freunde des schwedischen Kriminalromans ein Muss!« HR1, Kathrin Fischer, 18.11.09 »Ake Edwardson beweist mit Toter Mann erneut, dass er längst zu den wichtigsten schwedischen Autoren von guter und zugleich fesselnder Kriminalliteratur zählt.« NDR1, 10.11.09 »Edwardson hält seine Leser bis zum tragischen Schluss des Krimis in Atem.« dpa, 30.11.09
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