Tödliche Wut / Kate Burkholder Bd.4
Thriller | Kate Burkholder ermittelt bei den Amischen: Band 4 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe
Dein Schicksal ist besiegelt. Deine Zukunft ist keine mehr. Der vierte Band der Spiegel-Bestseller-Serie aus dem Land der Amischen. Sadie Miller ist verschwunden. Ein aufmüpfiger, rebellischer Amisch-Teenager aus Painters Mill. Ihre Familie ist...
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Produktinformationen zu „Tödliche Wut / Kate Burkholder Bd.4 “
Dein Schicksal ist besiegelt. Deine Zukunft ist keine mehr. Der vierte Band der Spiegel-Bestseller-Serie aus dem Land der Amischen. Sadie Miller ist verschwunden. Ein aufmüpfiger, rebellischer Amisch-Teenager aus Painters Mill. Ihre Familie ist verzweifelt. Verbittet sich aber jede Einmischung. Als Kate Burkholder, die Spezialistin für Vorfälle bei den Amischen, gerufen wird, ahnt sie Schlimmes. Denn gerade wurde die blutgetränkte Tasche des Mädchens gefunden. Und da sind noch mehr vermisste Mädchen im gesamten County. "Wir haben nichts", sagte Polizeichefin Kate Burkholder, "wir haben drei verschwundene Personen. Weiblich. Teenager. Amisch. Wir haben keinen Verdächtigen, kein Motiv, keine Leiche. Wir wissen nicht einmal genau, womit wir es hier zu tun haben." Packend, mitreißend und nichts für schwache Nerven: Auch der vierte Thriller von Linda Castillo in Amisch-Land bietet wieder Spannung pur!
"Aufregendes Tempo und ein verstörender Plot - für diesen Thriller lohnt es sich, die ganze Nacht wachzubleiben. 'Fesselnd' Exzellent' "
Publishers Weekly
"Aufregendes Tempo und ein verstörender Plot - für diesen Thriller lohnt es sich, die ganze Nacht wachzubleiben. 'Fesselnd' Exzellent' "
Publishers Weekly
Klappentext zu „Tödliche Wut / Kate Burkholder Bd.4 “
Du hättest dich fügen müssen.Du hättest nicht fortlaufen dürfen. Jetzt ist dein Schicksal besiegelt.
Polizeichefin Kate Burkholder sucht fieberhaft drei vermisste Amisch-Mädchen.
Sadie Miller ist verschwunden. Ein aufmüpfiger Amisch-Teenager aus Painters Mill. Ihre Familie ist verzweifelt. Verbittet sich aber jede Einmischung. Als Kate Burkholder, die Spezialistin für Amisch-Delikte, gerufen wird, ahnt sie Schlimmes. Denn gerade wurde die blutgetränkte Tasche des Mädchens gefunden. Und da sind noch mehr vermisste Mädchen im gesamten County. Wo sind sie und was ist mit ihnen geschehen?
Lese-Probe zu „Tödliche Wut / Kate Burkholder Bd.4 “
Tödliche Wut von Linda Castillo Prolog
Becca hatte schon als Kind gewusst, dass ihr Leben einmal tragisch enden würde. Warum ihr das bereits so früh klar war und welches Schicksal sie erwartete, konnte sie nicht sagen. Doch sie glaubte an Vorsehung, und so war es keine Überraschung, als sie erkannte, dass sie auch jung sterben würde.
Mit sieben Jahren hatte sie ihre Mamm über den Tod ausgefragt. Wenn ein Mensch stirbt, hatte diese erklärt, kommt er zu Gott in den Himmel. Die Antwort gefiel Becca und spendete ihr großen Trost. Danach hatte sie nie wieder mit ihrem Schicksal gehadert, fürchtete weder die Nähe noch die Unausweichlichkeit des Todes.
Auch jetzt, acht Jahre später, als sie am vereisten Ufer des Mohawk Lake stand und über die riesige Eisfläche starrte, übten die Worte ihrer Mutter immer noch eine besänftigende Wirkung auf sie aus. Der Einbruch der Dämmerung tauchte den See in ein monochromes Licht, in dem Himmel und Horizont in einem grauen Band zusammenflossen und kaum noch voneinander zu unterscheiden waren. Mindestens ein Dutzend Hütten von Eisfischern waren über den zugefrorenen See verteilt, doch nur in einer brannte Licht. Alle anderen waren dunkel, die Englischen offensichtlich nach Hause gegangen.
Als Becca das Eis betrat, drang der Wind durch ihren Wollmantel bis auf die Haut. Schneegestöber toste flüsternd über die raue Oberfläche und stach ihr wie Sand ins Gesicht. Der steifgefrorene Saum ihres Kleides schürfte an ihren nackten Waden. Sie wanderte schon eine ganze Weile umher und konnte ihre Hände und Füße kaum mehr spüren. Aber das war belanglos. Sie würde bald zu Hause sein, hatte nicht mehr weit zu laufen.
... mehr
Becca liebte diesen See, im Sommer wie im Winter. Als kleines Mädchen hatten sie und ihr Bruder Schlittschuhe von ihrem Datt bekommen und viele Winternachmittage mit Eishockeyspielen zugebracht. Im darauffolgenden Frühling lief sie schneller Schlittschuh als alle ihre amischen Freunde, und sogar schneller als ihr älterer Bruder. Dem hatte es nicht gefallen, von einem Mädchen vorgeführt zu werden. Aber ihr Datt hatte gelacht und in die Hände geklatscht und gesagt, sie könne fliegen. Ein Lob von ihm hatte Seltenheitswert und gab ihr stets das Gefühl, etwas Besonderes zu sein - sie wurde beachtet, und selbst ihre kleinen Leistungen waren bedeutsam.
Fortan hatte der See in ihrem Leben einen besonderen Platz eingenommen. Hier versteckte sie sich vor dem Rest der Welt, vor all ihren Problemen. Es war der Ort, an dem sie träumen lernte. Niemand konnte sie auf dem Eis einfangen. Niemand anfassen. Niemand konnte ihr weh tun.
Denn das hatte er getan.
Becca war neun Jahre alt gewesen und hatte auf einem Baumstumpf gesessen und ihre Schlittschuhe geschnürt, als ihr Bruder sie entdeckte. Er hatte sie runtergestoßen, mit dem Gesicht in den Schnee gedrückt und sie genommen, gleich dort am gefrorenen Ufer. Von da an hatte Becca gewusst, dass sie verdammt war.
Als ihre Mamm sie später nach der Schramme im Gesicht fragte, erzählte Becca, was ihr Bruder getan hatte. Und natürlich gab Mamm ihr die Schuld. Du hättest dich heftiger wehren sollen. Du hättest mehr beten müssen. Du solltest nicht so nachtragend sein. Am Ende hatte sie dann Becca aufgetragen, ihre Sünden dem Bischof zu beichten.
Die Erinnerung daran trieb Becca die Tränen in die Augen. Wieso war sie schuld am Verhalten ihres Bruders? Hatte sie ihn auf irgendeine Weise in Versuchung geführt? Stimmte mit ihr etwas nicht? Bestrafte Gott sie für die Unfähigkeit, ihm zu vergeben? Oder war das einfach das Los, das sie tragen musste?
Bei jedem Schritt über das Eis knirschte der Schnee unter ihren Füßen. Sie war fast in der Mitte des Sees, als sie über einen Hubbel stolperte und hinfiel. Die Kälte schnitt ihr wie tausend Rasierklingen in Hände und Knie. Es war dumm zu weinen, doch sie konnte nicht anders. Sie hatte gedacht, dass sie keine Angst haben und sich auch nicht so alleine fühlen würde.
Eine kleine Stimme sagte ihr, dass sie immer noch umkehren konnte. Zu Hause in ihrem Dachzimmer wartete ein warmes Bett auf sie, und Mamm und Datt mussten ja nicht erfahren, dass sie weg gewesen war. Doch Becca wusste, dass es zu Hause andere Dinge gab, schlimme Dinge, die ihr seit ihrem dritten Lebensjahr passierten, als ihr Bruder seine Hand in ihren Schlüpfer geschoben und gesagt hatte, sie solle ja nicht schreien.
Becca wusste, dass das, was sie vorhatte, eine Sünde war. Doch sie wusste auch, dass Gott ihr vergeben würde. Dass er sie mit offenen Armen im Himmel empfangen und bis in alle Ewigkeit bedingungslos lieben würde. Wie also konnte es dann verkehrt sein?
Sie stand auf und sah sich um. Die Uferbäume waren kaum noch zu erkennen. Nicht weit vor ihr schimmerten die Umrisse einer Eisfischerhütte wie eine Fata Morgana aus schwindendem Licht. Sie klopfte den Schnee von ihrem Mantel und ging auf das Häuschen zu. Es war aus Holz, mit einem Fenster und einem Blechrohr als Schornstein und erinnerte sie an eine hohe, schmale Hundehütte. Sie wusste, dass die englischen Fischer manchmal hier draußen übernachteten. Aber in der hier leuchtete kein verräterisches Laternenlicht, und kein Rauch stieg aus dem Schornstein auf. Da war niemand drin. Mehr wollte sie gar nicht.
Becca kämpfte sich durch eine tiefe Schneewehe zur Tür. Am Riegel hing ein offenes Vorhängeschloss. Zitternd vor Kälte, zog sie die Tür auf. Drinnen war es dunkel und still; die Luft roch nach Petroleum und Fisch. Außer dem Wind war nur noch das Knacken des Eises unter ihren Füßen zu hören. Weiße Atemwölkchen schwebten vor ihrem Gesicht, als sie die mitgebrachte Kerze und die Streichhölzer aus der Tasche holte und den Docht anzündete. Im Schein des Lichtes sah sie Sperrholz- wände, eine kleine Sitzbank und ein mit Fischblut und silbernen Fischschuppen bedecktes Regal mit einer Laterne drauf. An der Wand hing ein aufgewickeltes Seil.
Becca ging zum Regal, stellte die Kerze neben die Laterne, drehte sich um und betrachtete den Fußboden. Das Loch zum Fischen war mit einer Sperrholzplatte abgedeckt. Sie beugte sich und zog das Holz weg. Das Loch war ungefähr einen halben Meter groß und mit einer frischen Eisschicht überzogen.
Sie blickte sich nach etwas um, womit sie das Eis aufbrechen könnte, sah zunächst nur einen kaputten Ziegelblock, eine Plastikbox mit Fischhaken und leere Bierdosen. Doch dann fiel ihr Blick auf den Handschneckenbohrer. Sie kniete neben dem Loch und durchbrach damit die dünne Eisschicht.
Als das Loch ganz frei war, ging Becca zu der Bank und nahm das Seil vom Haken. Es war ungefähr dreieinhalb Meter lang und an beiden Enden ausgefranst. Mit zitternden Händen band sie sich das eine Ende um die Taille und verbot sich jeden weiteren Gedanken, als sie das andere am Betonblock befestigte.
Wieder kniete sie neben dem Loch im Eis, senkte den Kopf und sprach leise das Vaterunser. Sie bat Gott, sich um ihre Mamm und ihren Datt zu kümmern, dass er ihren Kummer in den folgenden Tagen lindern möge. Sie bat Ihn, ihrem Bruder all das zu vergeben, was er ihr fast das ganze Leben lang angetan hatte. Und schließlich bat sie Gott um die Vergebung der Sünde, die sie gleich begehen würde. Sie schloss die Augen und betete so inbrünstig wie nie zuvor in ihrem Leben, hoffte, es würde genügen.
Schließlich erhob Becca sich, nahm das Seil und ließ den Ziegelblock hinab ins Wasser, sah zu, wie er in den schwarzen Tiefen verschwand. Sie dachte an die Reise, die vor ihr lag, und ihre Brust schwoll an, nicht aus Angst, sondern aus der Gewissheit heraus, dass bald alles in Ordnung sein würde.
Sie schloss die Augen, trat einen Schritt nach vorn und ließ sich ins Wasser fallen.
1. Kapitel
Manche Orte sind einfach zu schön, als dass dort schlimme Dinge passieren könnten, hatte meine Mamm einmal gesagt. Als Kind glaubte ich an diese Worte aus tiefstem Herzen. Ich lebte in ahnungsloser Glückseligkeit, wusste nichts von dem Bösen, das wie ein Raubtier mit Schaum vor dem Mund vor den unsichtbaren Toren unserer kleinen Amisch-Gemeinde lauerte. Die Welt der Englischen mit ihren Rätseln und verbotenen Reizen schien Millionen Meilen weit weg von unserem perfekten Fleckchen Erde. Ich konnte nicht wissen, dass manche Feinde auch von innen herauskommen und dass Schönheit die Menschen nicht daran hindert, Verbrechen zu begehen.
Das Amisch-Land in Ohio gleicht einem Mosaik aus malerischen Farmen und sanft geschwungenen Hügeln, durchzogen von Feldern mit kerzengeraden Maisreihen, üppigen Laubwäldern und Weiden so grün, dass man schwören könnte, in eine Fotografie von Bill Coleman getreten zu sein. An diesem Morgen, während die Sonne sich durch die letzten Nebelfetzen kämpft und der Tau wie Quecksilber am hohen Wiesengras glitzert, muss ich an die Worte meiner Mamm denken und verstehe, warum sie das geglaubt hatte.
Doch ich bin jetzt Polizistin und nicht mehr so leicht durch Äußerlichkeiten zu beeindrucken, auch wenn sie noch so bestechen. Mein Name ist Kate Burkholder, und ich bin seit circa drei Jahren Polizeichefin von Painters Mill, einer kleinen Stadt im Nordosten Ohios. Als Tochter amischer Eltern wuchs ich hier in einem einhundertundsechzig Jahre alten Farmhaus auf, inmitten von sechzig Morgen Land aus fruchtbarem Gletscherboden, das uns gehörte. Wir folgten den Regeln des schlichten Lebens, lebten also ohne Elektrizität und motorisierte Fahrzeuge. Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr war ich ein typisches amisches Mädchen - arglos und erfüllt von der Liebe zu Gott, auf eine Weise zufrieden, wie es die meisten amischen Kinder sind. Meine Zukunft, ja mein Schicksal, war durch mein Geschlecht und die Religion meiner Eltern vorherbestimmt. Doch all das änderte sich an einem Sommertag - die Sonne schien so schön wie heute -, als das Schicksal mich mit der dunklen Seite der menschlichen Natur bekannt machte. In einem Alter, das prägend für das ganze Leben ist, lernte ich, dass selbst an wunderbar sonnigen Tagen schlimme Dinge passieren können.
Ich bemühe mich, meine Weltsicht nicht in meine Arbeit fließen zu lassen, was die meiste Zeit auch gelingt. Allerdings gewinnt manchmal der Zynismus Oberhand und trübt - vielleicht zu Unrecht - meine Wahrnehmung. Doch ziemlich oft fahre ich mit meinem generellen Misstrauen gegenüber dem Menschengeschlecht ganz gut.
Bei offenem Fenster und einem Coffee-to-go zwischen den Knien fahre ich gerade in meinem Dienstwagen, einem Ford Explorer, gemütlich die Hogpath Road entlang. Ich habe für einen meiner Officer, der seine Familie in Michigan besuchen wollte, die Nachtschicht übernommen und bin müde. Aber es ist eine angenehme Müdigkeit am Ende von ereignislos verstrichenen Stunden ohne Raser, häusliche Auseinandersetzungen und frei umherlaufendes Vieh, das Chaos auf dem Highway anrichtet. In meinem Beruf lernt man die kleinen Freuden zu schätzen.
Ich träume gerade von einer heißen Dusche und acht Stunden ungestörtem Schlaf, als das Funkgerät knistert. »Chief? Sind Sie da?«
Ich drücke aufs Mikro. »Was gibt's, Mona?«
Mona Kurtz arbeitet in der Telefonzentrale unseres kleinen Polizeireviers. Von Natur aus ist sie eine Nachteule und passt trotz ihrer Lady-Gaga-Outfits und dem kaum polizeigerechten Verhalten gut dazu. Wenn nicht viel los ist - was oft passiert -, unterhält sie die anderen, aber wenn es die Situation verlangt, agiert sie professionell und ist ein echter Gewinn für die Abteilung.
»Ich hab gerade einen Notruf wegen Ruhestörung bekommen «, sagt sie.
»Wo soll das denn sein?«
»Bei der überdachten Brücke.«
Bilder von betrunkenen, randalierenden Teenagern gehen mir durch den Kopf, und ich stöhne innerlich. Die Tuscarawas Bridge ist bei den einheimischen Jugendlichen ein beliebter Ort zum »Chillen«, wobei es in letzter Zeit immer mal wieder zu unschönen Auswüchsen kam, wie betrunkene Minderjährige, Schlägereien und Drogenkonsum - und das ist sicher nur die Spitze des Eisbergs. Erst vor einer Woche hat einer meiner Officer den siebzehnjährigen Sohn des Bürgermeisters mit dreißig Gramm Marihuana und einer Meth-Pfeife erwischt. Bisher hat sich der Bürgermeister noch nicht bei mir gemeldet, doch ich bin sicher, dass mir eine Unterhaltung noch bevorsteht. Dabei wird er wahrscheinlich mit einer Bitte an mich herantreten, die ich ihm nicht erfüllen kann.
Beim Blick auf die Uhr im Armaturenbrett unterdrücke ich ein Stöhnen. Es ist gerade mal acht Uhr. »Die fangen aber wirklich früh an.«
»Oder bleiben lange auf.«
»Wer hat angerufen?«
»Randy Trask. Er war auf dem Weg zur Arbeit und meinte, es hätte nach Krawall ausgesehen.«
Ich fluche leise, schwenke nach rechts, drehe mitten auf der Straße und trete aufs Gas. »Ist Trask noch vor Ort?«
»Nein, schon weg, Chief. Musste zur Arbeit.«
Auch gut. »Bin auf dem Weg.«
»Verstanden.«
Die Tuscarawas Covered Bridge ist ein Wahrzeichen von Painters Mill und ein bedeutendes historisches Bauwerk. 1868 gebaut, war sie während der Depression dem Verfall preisgegeben und wurde 1981 auf Kosten des Steuerzahlers und mit einer Spende des Heimat- und Geschichtsvereins von Painters Mill restauriert. Die in typischem Scheunenrot gestrichene Holzbrücke überspannt den achtunddreißig Meter breiten Painters Creek, ist eine Touristenattraktion und war schon oft Thema bei Stadtverordnetenversammlungen, weil ein paar einheimische Graffitikünstler - von denen wir bis jetzt noch keinen einzigen erwischt haben - sie als öffentliche Leinwand betrachten. Die Straße selbst ist wenig befahren, führt durch die Flussniederung und ist im Frühjahr oft überschwemmt. In den umliegenden Wäldern stehen jahrhundertealte Laubbäume, die im Sommer zusammen mit dem Unterholz den perfekten Ort für so manche illegale Aktivitäten bieten.
Nach nur fünf Minuten sehe ich die Brücke und drossele das Tempo, als ich mich ihrem klaffenden roten Maul nähere. Zu meiner Rechten führt ein Trampelpfad in den Wald, den sicher schon viele Menschen benutzt haben, um unten am Fluss zu fischen, zu schwimmen, oder was immer sie sonst da unten so alles tun.
Auf dem Schotterplatz neben der Straße steht ein aufgebockter Chevy Nova mit breiten Reifen und Heckspoiler, dessen oxidierte Farbe matt in der Morgensonne glänzt. Der uralte Bonneville daneben erinnert mit seinem Spachtelmasse-Patchwork am vorderen Kotflügel an einen gepanzerten Dinosaurier. Aus der offenen Fahrertür dröhnt so lauter, harter Techno, dass meine Autofenster vibrieren. Auf der anderen Seite der Brücke stehen noch zwei Autos. Weiter vorn, unter dem Dach der Brücke, sehe ich etwa zwei Dutzend Leute, die einen engen Kreis bilden.
Ich lasse meine Sirene ein paarmal aufheulen, um auf mich aufmerksam zu machen. Einige blicken in meine Richtung, andere sind so fixiert auf das, was da vor sich geht, dass sie nichts mitbekommen. Oder vielleicht ist es ihnen auch nur egal.
Ich parke hinter dem Nova, stelle den Motor aus und funke Mona an. »Bin vor Ort.«
»Was geht da draußen ab, Chief?«
»Ich tippe auf Schlägerei.« Als ich die Tür aufstoße, ertönt von der Brücke her ein Schrei. »Mist«, murmele ich. »Ist Glock schon da?«
»Grade reingekommen.«
»Schicken Sie ihn her, okay?«
»Wird gemacht.«
Ich stecke das Funkgerät in die Halterung, steige aus dem Wagen und sprinte los. Mehrere Jugendliche laufen weg, als ich näher komme. Ich sehe zwei Gestalten am Boden liegen, die miteinander kämpfen. Die aufgeheizte Meute drum herum stachelt sie grölend an, als hätten sie ihre gesamten Ersparnisse auf den blutigen Kampf zweier Hunde gewettet.
»Polizei!«, schreie ich. Meine Stiefel knallen auf die Holzplanken. »Sofort aufhören! Zurücktreten, alle! Sofort!«
Gesichter wenden sich mir zu, ein paar erkenne ich, die meisten nicht. In den jungen Augen blitzt Überraschung auf, gepaart mit etwas, das ein bisschen sehr nach Blutdurst aussieht. Grausamkeit in ihrer primitivsten Form. Rudelmentalität, denke ich, und das beunruhigt mich fast so sehr wie der Kampf selbst.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Becca liebte diesen See, im Sommer wie im Winter. Als kleines Mädchen hatten sie und ihr Bruder Schlittschuhe von ihrem Datt bekommen und viele Winternachmittage mit Eishockeyspielen zugebracht. Im darauffolgenden Frühling lief sie schneller Schlittschuh als alle ihre amischen Freunde, und sogar schneller als ihr älterer Bruder. Dem hatte es nicht gefallen, von einem Mädchen vorgeführt zu werden. Aber ihr Datt hatte gelacht und in die Hände geklatscht und gesagt, sie könne fliegen. Ein Lob von ihm hatte Seltenheitswert und gab ihr stets das Gefühl, etwas Besonderes zu sein - sie wurde beachtet, und selbst ihre kleinen Leistungen waren bedeutsam.
Fortan hatte der See in ihrem Leben einen besonderen Platz eingenommen. Hier versteckte sie sich vor dem Rest der Welt, vor all ihren Problemen. Es war der Ort, an dem sie träumen lernte. Niemand konnte sie auf dem Eis einfangen. Niemand anfassen. Niemand konnte ihr weh tun.
Denn das hatte er getan.
Becca war neun Jahre alt gewesen und hatte auf einem Baumstumpf gesessen und ihre Schlittschuhe geschnürt, als ihr Bruder sie entdeckte. Er hatte sie runtergestoßen, mit dem Gesicht in den Schnee gedrückt und sie genommen, gleich dort am gefrorenen Ufer. Von da an hatte Becca gewusst, dass sie verdammt war.
Als ihre Mamm sie später nach der Schramme im Gesicht fragte, erzählte Becca, was ihr Bruder getan hatte. Und natürlich gab Mamm ihr die Schuld. Du hättest dich heftiger wehren sollen. Du hättest mehr beten müssen. Du solltest nicht so nachtragend sein. Am Ende hatte sie dann Becca aufgetragen, ihre Sünden dem Bischof zu beichten.
Die Erinnerung daran trieb Becca die Tränen in die Augen. Wieso war sie schuld am Verhalten ihres Bruders? Hatte sie ihn auf irgendeine Weise in Versuchung geführt? Stimmte mit ihr etwas nicht? Bestrafte Gott sie für die Unfähigkeit, ihm zu vergeben? Oder war das einfach das Los, das sie tragen musste?
Bei jedem Schritt über das Eis knirschte der Schnee unter ihren Füßen. Sie war fast in der Mitte des Sees, als sie über einen Hubbel stolperte und hinfiel. Die Kälte schnitt ihr wie tausend Rasierklingen in Hände und Knie. Es war dumm zu weinen, doch sie konnte nicht anders. Sie hatte gedacht, dass sie keine Angst haben und sich auch nicht so alleine fühlen würde.
Eine kleine Stimme sagte ihr, dass sie immer noch umkehren konnte. Zu Hause in ihrem Dachzimmer wartete ein warmes Bett auf sie, und Mamm und Datt mussten ja nicht erfahren, dass sie weg gewesen war. Doch Becca wusste, dass es zu Hause andere Dinge gab, schlimme Dinge, die ihr seit ihrem dritten Lebensjahr passierten, als ihr Bruder seine Hand in ihren Schlüpfer geschoben und gesagt hatte, sie solle ja nicht schreien.
Becca wusste, dass das, was sie vorhatte, eine Sünde war. Doch sie wusste auch, dass Gott ihr vergeben würde. Dass er sie mit offenen Armen im Himmel empfangen und bis in alle Ewigkeit bedingungslos lieben würde. Wie also konnte es dann verkehrt sein?
Sie stand auf und sah sich um. Die Uferbäume waren kaum noch zu erkennen. Nicht weit vor ihr schimmerten die Umrisse einer Eisfischerhütte wie eine Fata Morgana aus schwindendem Licht. Sie klopfte den Schnee von ihrem Mantel und ging auf das Häuschen zu. Es war aus Holz, mit einem Fenster und einem Blechrohr als Schornstein und erinnerte sie an eine hohe, schmale Hundehütte. Sie wusste, dass die englischen Fischer manchmal hier draußen übernachteten. Aber in der hier leuchtete kein verräterisches Laternenlicht, und kein Rauch stieg aus dem Schornstein auf. Da war niemand drin. Mehr wollte sie gar nicht.
Becca kämpfte sich durch eine tiefe Schneewehe zur Tür. Am Riegel hing ein offenes Vorhängeschloss. Zitternd vor Kälte, zog sie die Tür auf. Drinnen war es dunkel und still; die Luft roch nach Petroleum und Fisch. Außer dem Wind war nur noch das Knacken des Eises unter ihren Füßen zu hören. Weiße Atemwölkchen schwebten vor ihrem Gesicht, als sie die mitgebrachte Kerze und die Streichhölzer aus der Tasche holte und den Docht anzündete. Im Schein des Lichtes sah sie Sperrholz- wände, eine kleine Sitzbank und ein mit Fischblut und silbernen Fischschuppen bedecktes Regal mit einer Laterne drauf. An der Wand hing ein aufgewickeltes Seil.
Becca ging zum Regal, stellte die Kerze neben die Laterne, drehte sich um und betrachtete den Fußboden. Das Loch zum Fischen war mit einer Sperrholzplatte abgedeckt. Sie beugte sich und zog das Holz weg. Das Loch war ungefähr einen halben Meter groß und mit einer frischen Eisschicht überzogen.
Sie blickte sich nach etwas um, womit sie das Eis aufbrechen könnte, sah zunächst nur einen kaputten Ziegelblock, eine Plastikbox mit Fischhaken und leere Bierdosen. Doch dann fiel ihr Blick auf den Handschneckenbohrer. Sie kniete neben dem Loch und durchbrach damit die dünne Eisschicht.
Als das Loch ganz frei war, ging Becca zu der Bank und nahm das Seil vom Haken. Es war ungefähr dreieinhalb Meter lang und an beiden Enden ausgefranst. Mit zitternden Händen band sie sich das eine Ende um die Taille und verbot sich jeden weiteren Gedanken, als sie das andere am Betonblock befestigte.
Wieder kniete sie neben dem Loch im Eis, senkte den Kopf und sprach leise das Vaterunser. Sie bat Gott, sich um ihre Mamm und ihren Datt zu kümmern, dass er ihren Kummer in den folgenden Tagen lindern möge. Sie bat Ihn, ihrem Bruder all das zu vergeben, was er ihr fast das ganze Leben lang angetan hatte. Und schließlich bat sie Gott um die Vergebung der Sünde, die sie gleich begehen würde. Sie schloss die Augen und betete so inbrünstig wie nie zuvor in ihrem Leben, hoffte, es würde genügen.
Schließlich erhob Becca sich, nahm das Seil und ließ den Ziegelblock hinab ins Wasser, sah zu, wie er in den schwarzen Tiefen verschwand. Sie dachte an die Reise, die vor ihr lag, und ihre Brust schwoll an, nicht aus Angst, sondern aus der Gewissheit heraus, dass bald alles in Ordnung sein würde.
Sie schloss die Augen, trat einen Schritt nach vorn und ließ sich ins Wasser fallen.
1. Kapitel
Manche Orte sind einfach zu schön, als dass dort schlimme Dinge passieren könnten, hatte meine Mamm einmal gesagt. Als Kind glaubte ich an diese Worte aus tiefstem Herzen. Ich lebte in ahnungsloser Glückseligkeit, wusste nichts von dem Bösen, das wie ein Raubtier mit Schaum vor dem Mund vor den unsichtbaren Toren unserer kleinen Amisch-Gemeinde lauerte. Die Welt der Englischen mit ihren Rätseln und verbotenen Reizen schien Millionen Meilen weit weg von unserem perfekten Fleckchen Erde. Ich konnte nicht wissen, dass manche Feinde auch von innen herauskommen und dass Schönheit die Menschen nicht daran hindert, Verbrechen zu begehen.
Das Amisch-Land in Ohio gleicht einem Mosaik aus malerischen Farmen und sanft geschwungenen Hügeln, durchzogen von Feldern mit kerzengeraden Maisreihen, üppigen Laubwäldern und Weiden so grün, dass man schwören könnte, in eine Fotografie von Bill Coleman getreten zu sein. An diesem Morgen, während die Sonne sich durch die letzten Nebelfetzen kämpft und der Tau wie Quecksilber am hohen Wiesengras glitzert, muss ich an die Worte meiner Mamm denken und verstehe, warum sie das geglaubt hatte.
Doch ich bin jetzt Polizistin und nicht mehr so leicht durch Äußerlichkeiten zu beeindrucken, auch wenn sie noch so bestechen. Mein Name ist Kate Burkholder, und ich bin seit circa drei Jahren Polizeichefin von Painters Mill, einer kleinen Stadt im Nordosten Ohios. Als Tochter amischer Eltern wuchs ich hier in einem einhundertundsechzig Jahre alten Farmhaus auf, inmitten von sechzig Morgen Land aus fruchtbarem Gletscherboden, das uns gehörte. Wir folgten den Regeln des schlichten Lebens, lebten also ohne Elektrizität und motorisierte Fahrzeuge. Bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr war ich ein typisches amisches Mädchen - arglos und erfüllt von der Liebe zu Gott, auf eine Weise zufrieden, wie es die meisten amischen Kinder sind. Meine Zukunft, ja mein Schicksal, war durch mein Geschlecht und die Religion meiner Eltern vorherbestimmt. Doch all das änderte sich an einem Sommertag - die Sonne schien so schön wie heute -, als das Schicksal mich mit der dunklen Seite der menschlichen Natur bekannt machte. In einem Alter, das prägend für das ganze Leben ist, lernte ich, dass selbst an wunderbar sonnigen Tagen schlimme Dinge passieren können.
Ich bemühe mich, meine Weltsicht nicht in meine Arbeit fließen zu lassen, was die meiste Zeit auch gelingt. Allerdings gewinnt manchmal der Zynismus Oberhand und trübt - vielleicht zu Unrecht - meine Wahrnehmung. Doch ziemlich oft fahre ich mit meinem generellen Misstrauen gegenüber dem Menschengeschlecht ganz gut.
Bei offenem Fenster und einem Coffee-to-go zwischen den Knien fahre ich gerade in meinem Dienstwagen, einem Ford Explorer, gemütlich die Hogpath Road entlang. Ich habe für einen meiner Officer, der seine Familie in Michigan besuchen wollte, die Nachtschicht übernommen und bin müde. Aber es ist eine angenehme Müdigkeit am Ende von ereignislos verstrichenen Stunden ohne Raser, häusliche Auseinandersetzungen und frei umherlaufendes Vieh, das Chaos auf dem Highway anrichtet. In meinem Beruf lernt man die kleinen Freuden zu schätzen.
Ich träume gerade von einer heißen Dusche und acht Stunden ungestörtem Schlaf, als das Funkgerät knistert. »Chief? Sind Sie da?«
Ich drücke aufs Mikro. »Was gibt's, Mona?«
Mona Kurtz arbeitet in der Telefonzentrale unseres kleinen Polizeireviers. Von Natur aus ist sie eine Nachteule und passt trotz ihrer Lady-Gaga-Outfits und dem kaum polizeigerechten Verhalten gut dazu. Wenn nicht viel los ist - was oft passiert -, unterhält sie die anderen, aber wenn es die Situation verlangt, agiert sie professionell und ist ein echter Gewinn für die Abteilung.
»Ich hab gerade einen Notruf wegen Ruhestörung bekommen «, sagt sie.
»Wo soll das denn sein?«
»Bei der überdachten Brücke.«
Bilder von betrunkenen, randalierenden Teenagern gehen mir durch den Kopf, und ich stöhne innerlich. Die Tuscarawas Bridge ist bei den einheimischen Jugendlichen ein beliebter Ort zum »Chillen«, wobei es in letzter Zeit immer mal wieder zu unschönen Auswüchsen kam, wie betrunkene Minderjährige, Schlägereien und Drogenkonsum - und das ist sicher nur die Spitze des Eisbergs. Erst vor einer Woche hat einer meiner Officer den siebzehnjährigen Sohn des Bürgermeisters mit dreißig Gramm Marihuana und einer Meth-Pfeife erwischt. Bisher hat sich der Bürgermeister noch nicht bei mir gemeldet, doch ich bin sicher, dass mir eine Unterhaltung noch bevorsteht. Dabei wird er wahrscheinlich mit einer Bitte an mich herantreten, die ich ihm nicht erfüllen kann.
Beim Blick auf die Uhr im Armaturenbrett unterdrücke ich ein Stöhnen. Es ist gerade mal acht Uhr. »Die fangen aber wirklich früh an.«
»Oder bleiben lange auf.«
»Wer hat angerufen?«
»Randy Trask. Er war auf dem Weg zur Arbeit und meinte, es hätte nach Krawall ausgesehen.«
Ich fluche leise, schwenke nach rechts, drehe mitten auf der Straße und trete aufs Gas. »Ist Trask noch vor Ort?«
»Nein, schon weg, Chief. Musste zur Arbeit.«
Auch gut. »Bin auf dem Weg.«
»Verstanden.«
Die Tuscarawas Covered Bridge ist ein Wahrzeichen von Painters Mill und ein bedeutendes historisches Bauwerk. 1868 gebaut, war sie während der Depression dem Verfall preisgegeben und wurde 1981 auf Kosten des Steuerzahlers und mit einer Spende des Heimat- und Geschichtsvereins von Painters Mill restauriert. Die in typischem Scheunenrot gestrichene Holzbrücke überspannt den achtunddreißig Meter breiten Painters Creek, ist eine Touristenattraktion und war schon oft Thema bei Stadtverordnetenversammlungen, weil ein paar einheimische Graffitikünstler - von denen wir bis jetzt noch keinen einzigen erwischt haben - sie als öffentliche Leinwand betrachten. Die Straße selbst ist wenig befahren, führt durch die Flussniederung und ist im Frühjahr oft überschwemmt. In den umliegenden Wäldern stehen jahrhundertealte Laubbäume, die im Sommer zusammen mit dem Unterholz den perfekten Ort für so manche illegale Aktivitäten bieten.
Nach nur fünf Minuten sehe ich die Brücke und drossele das Tempo, als ich mich ihrem klaffenden roten Maul nähere. Zu meiner Rechten führt ein Trampelpfad in den Wald, den sicher schon viele Menschen benutzt haben, um unten am Fluss zu fischen, zu schwimmen, oder was immer sie sonst da unten so alles tun.
Auf dem Schotterplatz neben der Straße steht ein aufgebockter Chevy Nova mit breiten Reifen und Heckspoiler, dessen oxidierte Farbe matt in der Morgensonne glänzt. Der uralte Bonneville daneben erinnert mit seinem Spachtelmasse-Patchwork am vorderen Kotflügel an einen gepanzerten Dinosaurier. Aus der offenen Fahrertür dröhnt so lauter, harter Techno, dass meine Autofenster vibrieren. Auf der anderen Seite der Brücke stehen noch zwei Autos. Weiter vorn, unter dem Dach der Brücke, sehe ich etwa zwei Dutzend Leute, die einen engen Kreis bilden.
Ich lasse meine Sirene ein paarmal aufheulen, um auf mich aufmerksam zu machen. Einige blicken in meine Richtung, andere sind so fixiert auf das, was da vor sich geht, dass sie nichts mitbekommen. Oder vielleicht ist es ihnen auch nur egal.
Ich parke hinter dem Nova, stelle den Motor aus und funke Mona an. »Bin vor Ort.«
»Was geht da draußen ab, Chief?«
»Ich tippe auf Schlägerei.« Als ich die Tür aufstoße, ertönt von der Brücke her ein Schrei. »Mist«, murmele ich. »Ist Glock schon da?«
»Grade reingekommen.«
»Schicken Sie ihn her, okay?«
»Wird gemacht.«
Ich stecke das Funkgerät in die Halterung, steige aus dem Wagen und sprinte los. Mehrere Jugendliche laufen weg, als ich näher komme. Ich sehe zwei Gestalten am Boden liegen, die miteinander kämpfen. Die aufgeheizte Meute drum herum stachelt sie grölend an, als hätten sie ihre gesamten Ersparnisse auf den blutigen Kampf zweier Hunde gewettet.
»Polizei!«, schreie ich. Meine Stiefel knallen auf die Holzplanken. »Sofort aufhören! Zurücktreten, alle! Sofort!«
Gesichter wenden sich mir zu, ein paar erkenne ich, die meisten nicht. In den jungen Augen blitzt Überraschung auf, gepaart mit etwas, das ein bisschen sehr nach Blutdurst aussieht. Grausamkeit in ihrer primitivsten Form. Rudelmentalität, denke ich, und das beunruhigt mich fast so sehr wie der Kampf selbst.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von Linda Castillo
Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmässig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas. Helga Augustin hat in Frankfurt am Main Neue Philologie studiert. Von 1986 - 1991 studierte sie an der City University of New York und schloss ihr Studium mit einem Magister in Liberal Studies mit dem Schwerpunkt 'Translations' ab. Die Übersetzerin lebt in Frankfurt am Main.
Bibliographische Angaben
- Autor: Linda Castillo
- 2013, 4. Aufl., 352 Seiten, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Helga Augustin
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596196124
- ISBN-13: 9783596196128
- Erscheinungsdatum: 23.07.2013
Pressezitat
kurzweilige und interessante Zerstreuung Martin Schulz Der Evangelische Buchberater, 4/2014
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