Thiele, J: Wander-Woman
Eine Frau geht ihren Weg
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Produktinformationen zu „Thiele, J: Wander-Woman “
Eine Frau geht ihren Weg
Klappentext zu „Thiele, J: Wander-Woman “
Jana Thiele ist Büroangestellte ohne sportliche Ambitionen. Und dann das: Rücken. Ein Bandscheibenvorfall legt sie lahm und weckt plötzlich den unbändigen Wunsch, sich wieder bewegen zu können! Leider ist die Grossstädterin mit diesem Wunsch nicht allein, und so begegnet sie schon im Harz einer sehr merkwürdigen Spezies: dem deutschen Wanderer. Sie trifft auf fanatische Hobby-Botaniker, Busladungen von stramm marschierenden Frührentnern und den berühmt-berüchtigten Brocken-Benno. Mit Nordic-Walking-Stöcken und jeder Menge kraftspendenden Power-Riegeln bewaffnet, erkämpft sich Wander-Woman die Kilometer. Am eigenen Leib bekommt sie zu spüren, wie viele fünfstöckige Berliner Treppenhäuser in 800 Höhenmeter passen.
Lese-Probe zu „Thiele, J: Wander-Woman “
Wander-Woman von Jana Thiele Wie alles begann
Ich versuche zu zelten
Mitleidig sehe ich Martin dabei zu, wie er sein Zelt aufbaut. Ein Zelt, das einen halben Monatslohn kostet, und wir sind doch bloß in Brandenburg. Wir haben sogar was zu essen dabei, Bier, jemand sammelt Holz fürs Feuer. Und Martin zupft und zerrt an seinem Zelt, als gäbe es keine Dämmerung und keine Mücken. Martin wird von uns nur zärtlich der »Camping-Hitler« genannt.
Ich habe mich breitschlagen lassen und bin mit Freunden zum Paddeln gefahren, ich bin keine 18 mehr, nicht mal 30, eher 40, und ich finde alles umständlich und unbequem. Ich belächle Martin, wegen seines komischen Vokabulars und der Besessenheit von seiner Ausrüstung. Wenn wir nicht draußen - also outdoor - sind, sondern gemütlich - indoor - zusammensitzen, Bier trinken, Skat spielen, schwadroniert er von den neuesten Leathermans. Dabei handelt es sich nicht um schwule Ledermänner, wie ich erst dachte - wir kannten uns noch nicht gut -, sondern um ein »Tool«, also ein Werkzeug, mit dem man alles Mögliche anstellen kann.
... mehr
McGyver war der Titelheld einer Fernsehserie meiner Kindheit. McGyver war zum Beispiel in einer Festung mitten im südamerikanischen Dschungel gefangen, fand in seiner Hosentasche eine Büroklammer, einen Kaugummi und einen Fetzen Papier. Daraus bastelte er dann etwas, womit er aus der Festung entkam, zehn Tage Dschungelwanderung überlebte und die südamerikanischen Rebellen besiegte. Hätte McGyver einen Leatherman gehabt - also keinen schwulen Liebhaber, sondern dieses Werkzeug -, hätte es die ganze Serie nicht gegeben. Der Leatherman ist praktisch die McGyver-Antimaterie; beide zusammen in ein und derselben Realität ergeben nichts. Das glaube ich zumindest, ich habe aber in Physik auch nur bis zur Optik aufgepasst.
Nach dieser Nacht an einem brandenburgischen See bin ich mir absolut sicher, dass ich mich draußen - also outdoor - nicht mehr als unbedingt nötig aufhalten will. Ich hatte seit meiner Kindheit in keinem Zelt geschlafen, und jetzt wusste ich auch, warum. Ich wache im schönen Brandenburger Land auf, ich bin gerädert, durchgefroren, gefühlte 60 Jahre alt und habe gefühltes Rheuma in allen Knochen.
Camping-Hitler inspiziert mein »Equipment«, wie er es nennt. Mein Schlafsack ist mit einer lustigen Echse bestickt, er hat keine zwanzig Euro gekostet - klarer Fall für mich: Den musste ich haben. Martin fragt, bis zu welcher Komforttemperatur das Ding ausgelegt sei. Ich habe keine Ahnung. Ich antworte ihm: »Den gab es für 19,90.« Er schlägt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.
Zum gleichen Preis habe ich mir eine Isomatte gekauft. Er inspiziert auch sie. »Die ist ja gar nicht aufgepumpt.« Ich kontere: »Aber das ist doch eine selbstaufblasende Matte.« - »Die musst du doch aber noch aufpusten!« Jetzt gucke ich ihn komisch an. Er gibt nicht auf: »Wenn du die nicht aufbläst, kannst du dich auch gleich direkt auf die Erde legen.« Er erklärt mir etwas von Luft und Isolation und Wärme. Ich erkläre ihm, dass eine selbstaufblasende Isomatte, die man selbst aufblasen muss, in meinen Augen ein Fall fürs Betrugsdezernat ist. Insgeheim begreife ich, warum ich nachts wie ein Schneider gefroren habe.
Seine abschätzigen Blicke auf mein Zelt hatte ich schon gestern bemerkt. Ich dachte nur, was für unsere Jungs und Mädels bei der Bundeswehr gut genug ist, kann für mich nicht schlecht sein. Ein erneuter Vortrag beginnt, diesmal über die Luft im Allgemeinen und ihre besondere Rolle bei der Be- und Entlüftung eines Zelts, untermauert von einem praktischen Beispiel, wie das Kondenswasser ein Zelt über Nacht in eine triefnasse Höhle verwandeln kann - meins nämlich.
Das Resümee meines kurzen Campingausfluges liegt auf der Hand: Outdoor ist nichts für mich. Nach Erde kann ich auch noch riechen, wenn ich tot bin.
Ich werde gebrechlich
Einen Tag vor Weihnachten sitze ich im Büro, wie immer ist es stressig, alle wollen alles schnell »noch im alten Jahr« erledigen. Es muss wohl ein Fluch auf dem neuen Jahr liegen, dass man in ihm nichts mehr erledigen kann. Weihnachtskarten müssen an Hunderte Kunden verschickt werden, einige bekommen Präsente von der Firma, und auch die Geschenke für die Familie muss ich noch besorgen. Ich sitze auf meinem Bürostuhl, habe ein Tuch um meine Leibesmitte gewickelt, denn in meinem Rücken wütet ein stechender Schmerz. Das Einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist ein Gang zum Arzt.
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und laufe zum erstbesten Schmerztherapeuten, den ich in der praxenreichen Gegend meines Büros finden kann. Der Spezialist knetet an mir herum, zieht hier, drückt da, »tut's hier weh oder dort?«. Ich beschreibe ihm genau, wo es sticht. Er findet heraus, dass es die Niere ist. Oh, denke ich, die Niere. Wenn die weh tut, ist es zu spät. Krebs zu Weihnachten. Na danke, Gott.
Ich gehe zu einem Internisten, ich habe einen Tunnel- blick, mein Leben läuft vor mir ab, es soll dieses Weihnachten also schon vorbei sein. Der Internist tastet weiter, »Ja, da, wo es Ihnen weh tut, sitzt die Niere.« Ich pinkle in einen Becher. Ich schiebe den Becher durch eine Luke. Ich warte. Ich muss erneut in den Behandlungsraum zum Ultraschall. Kalter Glibber auf meinem Rücken. »Sie haben ein Paar wunderschöner Nieren«, sagt der Internist zum weiß-krisseligen Bildschirm. Ich kann nix erkennen. Die Urinprobe ergibt auch nichts, noch nicht mal eine Entzündung. Und woher kommen dann bitte die Schmerzen? »Das kann nur die Wirbelsäule sein, da müssen Sie noch mal zum Orthopäden.« Weihnachten. Ich lege mich hin bis Neujahr. Irgendwann lassen die Schmerzen nach. Im neuen Jahr gehe ich wieder ins Büro. Ich vergesse die Schmerzen.
So vergehen fast zwei Monate, bis eines Tages mein Knie dick angeschwollen ist, ich kann nicht mehr richtig laufen, nur unter Schmerzen. Die Untersuchungen ergeben einen Meniskusriss. Der Riss kommt aus heiterem Himmel, ich hatte mich nicht schuldig gemacht, ich hatte keinen kniegelenkbelastenden Sport getrieben. »Da reicht schon eine falsche Bewegung«, erklärt der Orthopäde mir fassungslosem Laien. Eigentlich vermeide ich jede Bewegung, erst recht »falsche«, mit dem Resultat, dass ich in den letzten sieben Jahren 25 Kilo zugelegt habe. Ich sitze brav an meinem Schreibtisch, erledige meine Arbeit und treibe nach Feierabend auf gar keinen Fall Sport. Ich stelle mir bloß immer meine Ahnenreihe mütterlicherseits als scherenschnittartige Silhouette vor - Urgroßmutter, Großmutter und Mutter im Profil -, trete in ihren Schatten und wachse dickbäuchig in ihre Umrisse hinein.
Obwohl ich sonst faules Herumliegen durchaus genieße, weckt die verordnete Bewegungslosigkeit in mir das unwiderstehliche Verlangen, mich wieder frei bewegen zu können. Ich finde mich in Outdoor-Magazinen blätternd wieder. Ich entdecke den Reiseautor Bill Bryson, der in einem Selbstversuch einen der längsten Weitwanderwege der Erde, den Appalachian Trail durch das ostamerikanische Gebirge, die Appalachen, ausprobierte. Ich stelle im Internet Erkundigungen über diesen sagenhaften Appalachian Trail an. Ich mache mir Notizen, ich lese Erfahrungsberichte sogenannter Thru-hiker, also Wanderer, die sich die ganze Distanz am Stück gegeben haben. Ich habe große Mühe, zu Hause überhaupt die Treppe runter- zukommen. Ansonsten umfasst mein täglicher Fußweg von der Arbeit und zurück, vielleicht noch einmal zum Einkaufen, zwei bis drei Kilometer. Der Appalachian Trail hat eine Gesamtlänge von ca. 3500 Kilometern. Und traditionellerweise geht man ihn eben zu Fuß. In einem kurzen, klaren Moment erkenne ich, dass ich wohl etwas überreagiere. Ich war noch nie in meinem Leben wandern, bloß einmal im Jahr bei den schulischen »Wandertagen«, und die liegen 30 Jahre zurück.
Als meine Appalachian-Trail-Phase vorbei ist - sie dauert ein paar Wochen und über die Genesung des Knieschadens hinaus an -, beginne ich mich aus unerfindlichen Gründen auf einmal für Berge zu interessieren. Und ich fange nicht mit irgendeinem Berg an. Die Geschichte des Mount Everest, seiner Erstbesteigung, packt mich. Bald habe ich alle Fotos von Sir Edmund Hillary und seinem nepalesischen Helfer Tenzing Norgay im Internet angeschaut. Ich selbst kann mich nur dunkel erinnern, überhaupt jemals auf einem Berg gewesen zu sein. In Frage kommen der Brocken, der Fichtelberg und die Schneekoppe, die Zeit der Besteigung kann man getrost meiner Kindheit und Jugend zurechnen. Nun also das. Wer Mount Everest sagt, muss auch Nanga Parbat sagen, und ich sehe mir den Film eines Herrn Vilsmaier über einen gewissen Herrn Messner und sein Schicksal an diesem Berg an. Ich erfreue mich an den Panoramabergbildern, aber was für eine total bekloppte Spezies ist eigentlich der Mensch?
Nach zwei Wochen Ruhe kann ich wieder ganz vernünftig gehen, es ist keine OP nötig, nichts weiter als eine stützende Bandage über dem Knie erinnert mich an die Zeit der verordneten Bewegungslosigkeit. Doch ich habe mich festgelesen: Das nächste Buch, das ich finde, ist Jon Krakauers Bericht über einen jungen Mann, der nach dem College-Abschluss durch Amerika trampte und aus diesem großen sein letztes Abenteuer machte, weil er, kurz vorm Verhungern, irrtümlicherweise giftige Pflanzen aß. Das Buch heißt Into the Wild und zerreißt mir das Herz, weil der Junge am Ende stirbt. Ich sehe mir auch den Film an, der damit endet, dass der junge Mann unerwarteterweise ebenfalls stirbt, was mir noch einmal das Herz zerreißt.
Von dort ist es nicht weit zu einem Mann, der im Nordosten Amerikas eine Blockhütte baute, gute zwei Jahre in ihr lebte und das berühmte Buch Walden darüber schrieb. Sein Name ist Henry David Thoreau und bevor er auch nur ein einziges Brett zurechtgesägt hat, unterhält er mich mit heiteren Erkenntnissen über die Welt, in der er lebte. In seinem Fall sind das die USA in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er missbilligte Dinge wie Arbeit, Besitz und Entfremdung, wenn ich ihn richtig verstanden habe. In den USA gilt praktisch der Mann selbst als Wallfahrtsort und seine Hütte baute man gleich mehrmals neu auf, um die Wallfahrtsorte zu vermehren. Seine kapitalismuslästerlichen Ansichten gleicht er mit minutiösen Berechnungen und Listen über die Ausgaben für Nägel, Bretter und zugekaufte Lebensmittel aus. Dennoch scheinen seine Ansichten keineswegs der staatlichen Denkmalwürdigkeit zu widersprechen. Aufgrund seiner nationalen Bedeutung finanzierte sein Land ihm sogar eine Ausgabe seiner Schriften inklusive Internetplattform. Das ist ungewöhnlich für einen Mann, der in seiner zweitberühmtesten Schrift zum zivilen Ungehorsam (das bedeutet: keine Steuern zahlen) gegen den Staat (der einen ungerechten Krieg führt) aufruft. Der Mann ist mir sympathisch, und ich nehme mir vor, eines Tages eine seiner Hütten zu besuchen. Selbst will ich mir nun keine Blockhütte bauen, aber das Leben draußen, irgendwo im Wald, fasziniert mich trotzdem.
Für den Anfang muss es aber reichen, dass ich mit Freunden übers Wochenende eine Jagdhütte miete. An einem kalten Februartag fahren wir los. Die Jagdhütte, tatsächlich eine Blockhütte ohne Strom und Wasser, liegt in einem Wäldchen in der Nähe der Elbe. Seit Wochen liegt derselbe Schnee, langsam taut die Oberfläche, nachts gefriert alles wieder, und auf sämtlichen Wegen hat sich eine feste Schneeschicht gebildet, die bei Sonneneinstrahlung zu einer Eisschicht mit feinem Wasserfilm darüber gefriert. Wir unternehmen eine Wanderung auf diesem Untergrund, sechzehn Kilometer, mit einer langen gemütlichen Mittagspause in einem Restaurant, in dem es Wasser und Strom gibt. Der Rückweg fällt mir schon sehr viel schwerer, der spiegelglatte Boden macht mir zu schaffen. In der Hütte angekommen, lege ich mich erst mal hin und trinke Tee mit Rum. Da wir nur das Wochenende haben, müssen wir bald zurückfahren. So weit alles normal.
Am Sonntagabend komme ich also von dem Ausflug zurück, will rasch die Wäsche in die Maschine werfen, bücke mich und es macht »peng«. Ich kann mich nicht mehr aufrichten, robbe auf allen vieren heulend vor Schmerz durch die Wohnung und versuche, das Handy auf meinem Tisch zu erreichen, um Hilfe zu rufen. Kaum sind fünf Stunden vergangen, kommt ein Dr. Baschqir vom ärztlichen Not- dienst mit großer Tasche zur Tür herein. »Warum liege auf Bode?«, fragt er streng mit noch strengerem Akzent. »Weil ich mich nicht bewegen kann, Doktor.« Er gibt mir eine Spritze, schreibt »ISG-Blockade« auf ein gelbes Formular, kassiert noch zehn Euro und verschwindet wieder, nicht ohne mir den abschließenden Rat zu geben, so schnell wie möglich zu einem Arzt zu gehen. Was war er noch mal von Beruf?
Die Schmerzen werden nicht weniger, ich rufe den Notarzt, der im Unterschied zum ärztlichen Notdienst nur zehn Minuten braucht. Aber dann: Zwei Typen von der Berliner Feuerwehr kommen herein und begutachten mich. »Dit is keen Notfall«, befinden sie. »Hä?«, artikuliere ich panisch mit allen mir in meinem Schmerzwahn zur Verfügung stehenden rhetorischen Mitteln. »Sie sind nicht in Lebensjefahr«, erläutern mir die Feuerwehrjungs schlicht und verschwinden wieder.
Es dämmert, natürlich schlafe ich nicht ein, sondern warte, dass es acht Uhr wird. Der Zufall will es nämlich, dass in dem Neubau direkt nebenan ein orthopädisches Versorgungszentrum eröffnet hat - nicht weniger als fünf Orthopäden praktizieren dort. Ich rufe also gleich morgens an und frage, ob ein Arzt herüberkommen könne. »Nein, wir machen generell keine Hausbesuche, Sie müssen selbst bei uns herumkommen.« - »Sehen Sie, Schwester, und genau darin liegt das Problem: Ich kann mich nicht bewegen.« - »Dann müssen Sie sich einen Krankentransport bestellen.« Ich werfe ein, dass ich direkt nebenan wohne. Es sei dennoch ganz und gar unmöglich, dass sich ein Arzt ins Nachbarhaus bewege, »schon aus versicherungstechnischen Gründen, das müssen Sie verstehen«.
Der zweite Arzt, den mir der ärztliche Notdienst schickt, diesmal nur zwei Stunden nach dem Anruf, spritzt mir das richtige Zeug, irgendwas mit Morphin. Ich bitte eine Freundin, mir zu helfen. Halb trägt, halb stützt sie mich die Treppe hinunter, denn es ist nicht leicht, sich gemeinsam vorwärts zu bewegen, wenn einer seinen Oberkörper nur im 90-Grad-Winkel halten kann. Einer der im Nachbarhaus niedergelassenen Ärzte gibt mir weitere Spritzen gegen die Schmerzen, macht ein Röntgenbild, betrachtet es und meint, er könne da nicht viel erkennen, ich solle ein MRT machen lassen. Im neuen Ärztehaus gibt es natürlich ein entsprechendes Gerät, aber keinen Termin bis drei Wochen später. Ich telefoniere die Berliner Krankenhäuser durch und bekomme am übernächsten Morgen um 6:45 Uhr einen Termin in einem Krankenhaus am Stadtrand. Der MRT-Assistent schnallt mich auf eine Art Bahre, zuppelt hier und prüft da und fragt mich: »Nun, warum sollen wir denn Bilder von Ihrem Kopf machen?« Ich erwidere: »Gut, dass Sie fragen, ich bin wegen meines Rückens hier.« Genervt entfernt der junge Mann sämtliche Stützpolster und Gurte wieder von meinem Körper und befiehlt: »Andersrum hinlegen.« Zwei unendlich lange Tage und Nächte später weiß ich: Es ist ein Bandscheibenvorfall, mich hat es erwischt. Ich liege im Bett, auf dem Rücken. Das ist die einzige Position, die ich halbwegs schmerzfrei einnehmen kann. Anfangs muss mir jemand den Hintern abwischen, weil ich das nicht allein schaffe. Alles ist unendlich mühsam, dieser Zustand dauert Wochen an, jede Bewegung verursacht Schmerzen. Über die Behandlungszeit verabreichen mir die Ärzte insgesamt vierzehn verschiedene Schmerzmittel und Muskelrelaxantien per Spritzen, oral und zum Schluss über den Tropf. Nichts hilft, mein Rücken bleibt hart wie Stein. Stellen Sie sich einen Wadenkrampf vor, den multiplizieren Sie mit fünfunddreißig und verteilen ihn schön vom Allerwertesten bis zum Hals. Dazu hat man Ihnen noch eine eiserne Rüstung angelegt, die Ihren Körper mit exakt einem halben Zentimeter Abstand umgibt, und in diesem Zwischenraum befindet sich ein Wespenvolk, das munter drauflossticht. So ungefähr fühlt es sich an, wenn ich von meinem Bett aufstehe und zum Klo gehe.
Nachdem ich monatelang von einem Arzt zum nächsten gekrochen war, diverse Rudel Physiotherapeutinnen sich über mich hergemacht haben, ich vor Schmerz halb wahnsinnig geworden war und mein gekürztes Krankengeld zu Heilpraktikern und Handauflegern geschleppt habe, besitze ich Gewissheit: Der Schmerz hat sich chronifiziert. Er hat sich seinen Weg gemerkt, und ich muss ihn wieder davon abbringen. Ich kann nicht länger als eine halbe Stunde herumlaufen, und auch das gelingt nie ohne Schmerzen. Ich stelle den Antrag auf eine Kur. Das Ganze wird mit vollem Rentenkassen-Speed bearbeitet. Ich warte vier Wochen, bis man mir mitteilt, dass ich in drei Monaten eine Kur antreten dürfe. Ich telefoniere mit jeder Kurklinik, die meine Diagnose behandeln könnte und die meine Rentenkasse bezahlen würde. Es gibt keine freien Betten. Wäre ich alt oder arbeitslos, ginge es schneller, weil Kuren für Rentner und Arbeitslose von den zuständigen Krankenkassen bezahlt werden, die anscheinend mehr Betten im Kontingent haben.
Wochenlang habe ich mir die Schreckensbilder einer Frührente ausgemalt. Wie sollte ich unter diesen Schmerzen je wieder arbeiten können? Jetzt wünsche ich mir, Rentnerin zu sein. Mit der Stimme von Amy Winehouse im Kopf, die davon singt, dass sie jetzt doch zur Rehab, yes, yes, yes, will, wende ich mich noch einmal an meinen Nachbarhausorthopäden. Ich schildere ihm die Situation und er drückt mir endlich einen Zettel in die Hand, auf dem »Notfalleinweisung« steht. Das Resultat: Ich muss nur noch einen Monat auf die Kur warten. Ich liege also weitere vier Wochen im Bett. Ein ambulanter Reha-Platz war ebenfalls nicht aufzutreiben, den wiederum zahlt meine Krankenkasse, die theoretisch dafür zuständig gewesen wäre, nämlich nicht. Lieber blättert sie einen weiteren Monat mein Krankengeld hin.
Inzwischen nehme ich fast keine Schmerzmittel mehr ein. Denn einen Monat zuvor hatte es einen Zwischenfall gegeben. Ich versuchte, verkürzt mit dem »Hamburger Modell« zu arbeiten, das es einem erlaubt, nur zwei Stunden am Tag zu arbeiten. Dafür ließ ich mir an jenem Morgen im benachbarten Ärztehaus mehrere Spritzen setzen, damit ich wenigstens die zwei Stunden Arbeit durchhielt. Mir war schummerig, es war auch ein sehr heißer Tag und ich schob das Ganze auf meinen Kreislauf. Meine Wahrnehmung wurde immer verwaschener, ich taumelte an der Warteschlange vorbei und setzte mich in das Behandlungszimmer. Der Arzt maß meinen Blutdruck, 139 zu 98, der sei ein bisschen zu hoch, ich solle mal nach Hause gehen. Ich wollte gerade wieder zur Tür hinauswanken, da kam mir eine Schwester hinterhergelaufen und bugsierte mich in eine Art Ruheraum: klein, dunkel, eine Krankenliege an der Wand. Die Schwester sagte, ich solle mich hinlegen, und schob mir einen großen Schaumstoffquader unter die Knie.
Ich lag in dem dunklen, kleinen Raum auf der Liege, als nach ein paar Minuten die Schwester erneut hereinkam und noch einmal meinen Blutdruck maß: 150 zu 100. Sie rief den einzigen Arzt in der Praxis, den ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte, weil er nur Privatpatienten behandelt, der wechselte ein paar Worte mit mir und bestellte einen Krankenwagen. Weitere Minuten vergingen, mein Blutdruck stieg unaufhörlich und während ich nur noch schemenhaft bemerkte, dass sich sämtliche Ärzte und Schwestern der Praxis in das kleine Zimmer drängten und sich vor der Tür schon eine Traube Patienten gebildet hatte, hörte ich »meinen« Arzt deutlich sagen, »So, Schwester Annika - lassen Sie Schwester Annika mal bitte durch! -, hier sehen Sie einen anaphylaktischen Schock in der Praxis, den kennen Sie schon aus dem Lehrbuch. Was sind die Symptome des anaphylaktischen Schocks, Schwester Annika?« Und während Schwester Annika in ihrem Gedächtnis grub, was sie darüber in einer langweiligen Unterrichtsstunde gehört hatte, bedeckten sich mein Hals und mein Gesicht mit großen roten Quaddeln, was ich selbst in dem Moment nicht spürte, den Doktor aber dankenswerterweise von der Kreislaufschwäche-wegen Hitze- Theorie abbrachte.
Der Krankenwagen wurde abbestellt und der Notdienst gerufen, nach wenigen Minuten war der Zugang zum Zimmer frei, denn die Ärzte und Schwestern machten Platz für die Feuerwehrjungs und eine Frau, die in großen leuchtenden Lettern NOTARZT auf ihrem Rücken stehen hatte. Sie schloss mich an eine tragbare Maschine an, die meine Vitalfunktionen überwachte. Mein Blutdruck hatte derweil lässig die 200er Marke geknackt. Sie stach mir in die Hand und baute mir eine Flexüle daran, durch die ab sofort Flüssigkeit aus einem Tropf in mich hineinträufelte. Ich war fast gänzlich weggetreten, aber immer noch ansprechbar. Die Feuerwehrjungs verfrachteten mich mit großem Gewese auf die Straße, ich war auf einem Sitz festgeschnallt, der Tropf wurde an einem Ständer hinterhergetragen, sie luden mich in das Rettungsauto, das vor der Tür wartete, und brachten mich mit Blaulicht ins nächste Krankenhaus.
Dort wurde ich in einen Raum auf der Rettungsstation verlegt. Das Zeug aus dem Tropf wirkte und ich fühlte mich schon viel weniger benebelt. Als der Tropf fast leer war, wurde ich auf eine Liege gepackt und an ein EKG angeschlossen. Nach einer guten halben Stunde hatten sich alle meine Werte weitgehend normalisiert.
Nachdem mir eine Krankenschwester zehn Euro abgenommen hatte, blieb ich allein in dem Raum zurück. Irgendwann stand ich auf, den Tropfständer neben mir herziehend. Kein Mensch hatte mir etwas zu meinem Zustand erklärt, und ich versuchte, irgendwo auf dem Flur einen Ansprechpartner zu finden. Vor allem diese Flexüle machte mir zu schaffen. Der Tropf war längst leer und durch den entstandenen Unterdruck machte sich jetzt mein Blut durch den Schlauch in Richtung Tropf auf den Weg. Ich entdeckte auf dem Flur gegenüber eine angelehnte Tür, folgte der Stimme, aber dann schlug mir eine Frau in Kliniktracht die Tür vor der Nase zu. Also schlurfte ich zurück in meinen Raum und wartete. Nach gefühlter Unendlichkeit kam jemand und zog das Ding aus meiner Hand: »Sie können jetzt gehen.« Zum Glück hatte ich ein paar Euro übrig und mein Handy in der Tasche und rief mir ein Taxi.
Zu Hause angekommen, hämmerte ich zuallererst »anaphylaktischer Schock« in meine PC-Tastatur. Und erfuhr von Google: eine allergische Reaktion, die im schlimmsten Fall zum Tode führen kann, weil das HerzKreislauf-System zusammenbricht. Mir wurde noch einmal ziemlich schummerig. Offenbar war ich haarscharf einem Kreislaufkollaps entkommen. Wenn die Schwester mich nicht im Gang der Arztpraxis zurückgepfiffen hätte, wäre ich nach Hause gewankt und dort schön allein kollabiert. Darum also keine Schmerzmittel mehr. Dafür ein etwas anderes Hilfsmittel ...
Noch während ich auf die Kur warte, bekomme ich als unterstützende Maßnahme ein Rezept über ein Korsett verschrieben, darauf steht: Lumbotrain-Bandage. Die Kosten für die meisten orthopädischen Hilfsmittel werden in den häufigsten Fällen von der Krankenkasse übernommen, steht im Internet. Frohgemut schleiche ich also, immer noch gekrümmt, mit meinem Rezept zur Apotheke. Die Apothekerin sieht auf das Rezept und zieht die Mundwinkel nach unten. Nanu, denke ich, sollten nicht gerade Apothekerinnen darin geschult und ausgebildet sein, selbst bei Rezepten für die widerlichsten Haut- und Geschlechtskrankheiten weder Mund noch Augenbrauen zu verziehen? Was ist denn so ekelhaft an einer Lumbotrain-Bandage? Als ich sicherheitshalber leise nachfrage, speit sie mir entgegen, dass sie just in diesem Monat den Knebelvertrag mit meiner Krankenkasse gekündigt habe. Ich verstehe gar nichts. Ich bin Mitglied und Beitragszahlerin bei Deutschlands zweitgrößter Krankenkasse und ich will mein Rezept in einer Apotheke einlösen, weil man das nun mal so macht. Ich will nichts hören über prozentuale Anteile oder Abrechnungsmodule, ich will für das ganze Geld, das ich monatlich zahle, dass das System funktioniert, wenn ich krank bin.
Ich gehe, so gut ich eben kann, die Geschäftsstraße weiter hinunter, schließlich gibt es eine Apotheke an jeder Ecke. Nachdem ich mir in der fünften Apotheke zum fünften Mal den Satz mit dem Knebelvertrag angehört habe, bin ich fix und fertig, ich kann nicht mehr laufen. Ich spiele mit dem Gedanken, mich mit Hilfe von Drogen, die mir weitaus leichter zu beschaffen erscheinen, von den Schmerzen zu befreien. Meine Wohnung liegt nicht nur unmittelbar an einer der meistfrequentierten Einkaufsstraßen Westberlins, sondern auch direkt am meistfrequentierten Dealer-Treffpunkt westlich des Kottbusser Tors. Ich musste auf dem Weg zum Arzt und zu den Apotheken beide Augen zumachen, Scheuklappen aufsetzen und meine innere Haltung stärken, um mir nicht wenigstens einen Probeschuss Heroin zur Schmerzlinderung zu besorgen.
Schließlich lande ich vor einem Sanitätshaus, das in seinem Schaufenster die neueste Kollektion Stützstrümpfe ausstellt. Ich empfinde die jugendlich-schlanken Schaufensterpuppen, die mich mit langen Wimpern hinter Glas ansehen, dazu eine Beinmanschette tragen und sich auf Krücken stützen, irgendwie pervers. Aber es scheint auch hier Grenzen zu geben, zumindest ist mir noch nie eine Schaufensterpuppe im Rollstuhl begegnet, die eine dicke Inkontinenz-Windel trägt und für wasserfeste Gummibetteinlagen wirbt. Dieses Sanitätshaus jedenfalls hat einen Vertrag mit meiner Krankenkasse und als ich das Geschäft wieder verlasse, nenne ich eine Lumbotrain-Bandage von der traditionsreichen Firma Bauerfeind mein eigen. Sie ähnelt einem breiten Gummigürtel, wie der, den ich als Teenie in den achtziger Jahren getragen habe, als ich noch eine Taille besaß. Heute habe ich keine mehr und die Frau im Sanitätshaus greift gleich zur richtigen Größe. Vorn verschließt man das Ding mit einem Klettverschluss. Zu nächst fühle ich mich eingeengt, aber schon nach einem Tag gewöhne ich mich daran und kann damit tatsächlich viel besser aufrecht laufen.
Wikipedia sagt, dass eine Ursache, die das Vorfallen der Bandscheiben begünstigt, der aufrechte Gang des Menschen sei. Nun lässt dieser sich in den meisten Alltags- und Berufssituationen schlecht vermeiden. Das Kriechen auf allen vieren bei angespannter Bauchmuskulatur ist wahrscheinlich rückenfreundlich, aber selbst mein Chef wird skeptisch, wenn ich plötzlich auf allen vieren in sein Büro gekrochen komme. Die anfängliche Freude darüber, dass ich nun endlich meinen Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben scheine, würde sicherlich gleich der Sorge darüber weichen, was die eintreffenden Kunden wohl bei meinem Anblick denken könnten. Sie kennen sicher diese Graphik: Auf einer Zeitleiste bewegt sich von links nach rechts der Mensch in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Am linken Rand läuft der affenähnliche Vorfahr noch gebückt, die Beutekeule schleift lässig auf der Erde, in der Mitte geht ein halbaufgerichteter, immer noch ordentlich behaarter Menschenähnlicher durchs Bild, während rechts ein unbehaartes, stolz aufgerichtetes Wesen mit geradem Blick in eine strahlende Zukunft hinein- und aus dem Bild herausläuft. Wenn man einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich hat, fängt man evolutionstechnisch gesehen wieder von links an. Es dauert dann nicht ein paar zehntausend Jahre, aber immer noch qualvolle Wochen, bis man sich zum mittleren Bild, dem einigermaßen aufrecht Gehenden, vorgearbeitet hat. Positiv ist dabei zu vermerken, dass einem wenigstens nicht wieder ein Fell wächst.
Im Spiegel stand, dass das mit dem aufrechten Gang Blödsinn sei, vielmehr sei das Gegenteil wahr: Der Mensch sei für einen täglichen 30-Kilometer-Marsch in der Savanne angelegt, und da den die wenigsten von uns durchführten, sei bei den meisten Menschen die Rückenmuskulatur böse verkümmert, was letztendlich die Schmerzen verursache. Es könne aber auch sein, dass der Stress im Job schuld sei und überhaupt fange der Schmerz im Kopf an und so weiter. Ich wundere mich über die dunklen Mächte des Schicksals, als ich den Wikipedia-Artikel weiterlese: »Übergewicht ist eher kein Risikofaktor, denn dicke Personen neigen aufgrund des Bauchgewichts zu einer ausgeprägten Nach-vorn-Wölbung der Lendenwirbelsäule, die Bandscheibenvorfälle verhindert.« Also, bei mir wölbt sich einiges nach vorn, eigentlich hätte ich damit auf der sicheren Seite sein müssen, denke ich noch, als ich weiterlese: »Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 40 Jahren, die am häufigsten betroffenen Wirbel liegen im Lendenbereich.« Na, das ist wiederum ein Volltreffer, ich bin 40 und meine Problemzone hört auf den Namen LW 4 und LW 5. Statistisch gesehen wahrscheinlich die Nummer eins unter den Vorfällen.
Bekannte haben mir eine Klinik empfohlen, die sich ausschließlich mit Rückenkranken beschäftigt. Bevor ich zur Kur fahre, suche ich meine inzwischen recht umfangreiche Krankenakte zusammen, alle Befunde, alle Bilder, und beschließe, meine Kasse Kasse sein zu lassen und um eine Privataudienz zu bitten. Nachdem ich am Telefon gleich beichte, dass ich Selbstzahler bin, lässt die Dame am anderen Ende nicht etwa den Spruch los, den ich von allen bisherigen Behandlungstresen kenne: »Ja, äh, in drei Wochen hätten wir eventuell etwas frei«, sondern sie fragt mich, ob ich zum Chef möchte. Klar, erwidere ich. Schüchtern schiebe ich noch die Frage nach den Kosten hinterher. Etwa 50 Euro pro Viertelstunde. Klar, sage ich wieder. Die Frau am anderen Ende der Leitung hat sogar die Worte »sofort«, »bitte« und »danke« in ihrem aktiven Sprachwortschatz zur Verfügung! So fühlt sich das also an, ernst genommen zu werden. Mein Termin ist schon zwei Tage später, um halb elf Uhr vormittags.
Nachdem ich keine Minute im Wartezimmer verbracht habe, nimmt mich Prof. Dr. von Schweinitz in seine Obhut. Er studiert kurz meine Akte, die Bilder, und fragt mich, was er für mich tun könne. Ich bitte ihn um seinen ehrlichen Rat, wie ich diese Kur nutzen und ob ich mich operieren lassen solle. Wie das nun weiterginge und ob es jemals wieder so wie vorher werden würde. Zu meiner Überraschung gibt er mir auf alle meine Fragen eine klare Antwort. Ich solle in der Kur so viel wie irgend möglich mitnehmen. Auch wenn ich mich kaum bewegen könne, solle ich alle Bewegungskurse mitmachen. Ich solle Geduld haben, sehr viel Geduld, und ganz so wie früher würde es nicht wieder werden. Vor allem aber solle ich mich auf keinen Fall operieren lassen. Abnehmen könne auch nicht schaden, sagt er mit einem Seitenblick auf mich, als ich mich wieder anziehe. »Das ist aber nicht ursächlich.« Er macht eine kurze Pause und feixt dann über beide Wangen: »Sehen Sie mich an! Ich liebe nun mal das Bier.« Er streicht sich kurz über seine nicht unerhebliche Wampe, die sich unter dem Polohemd abzeichnet: »Das bekommen Sie alles auch noch schriftlich.«
Bei der Verabschiedung beugt er sich zu mir vor: »Aber wenn Sie jetzt noch einen privaten Rat von mir wollen« - Prof. Dr. von Schweinitz skizziert kurz seine eigene Krankengeschichte -, »gehen Sie wandern!« Seine Äuglein blitzen mich an und er strahlt über sein ganzes rosiges Gesicht: »Mich hat das gerettet. Sie können natürlich auch schwimmen, was immer an sportlicher Aktivität Sie in Ihren Alltag einbauen können, ist gut. Aber ich sage Ihnen, das Wandern wird Ihren Rücken kräftigen und Sie werden keine Probleme mehr haben. Übertreiben Sie es aber nicht.«
Ich, übertreiben? Ich schmunzele, als ich zum U-Bahnhof zurückschleiche, es sind ganze 200 Meter bis dahin. Wie soll ich denn wandern gehen? Und doch verlasse ich zum ersten Mal eine Arztpraxis voller Zuversicht.
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McGyver war der Titelheld einer Fernsehserie meiner Kindheit. McGyver war zum Beispiel in einer Festung mitten im südamerikanischen Dschungel gefangen, fand in seiner Hosentasche eine Büroklammer, einen Kaugummi und einen Fetzen Papier. Daraus bastelte er dann etwas, womit er aus der Festung entkam, zehn Tage Dschungelwanderung überlebte und die südamerikanischen Rebellen besiegte. Hätte McGyver einen Leatherman gehabt - also keinen schwulen Liebhaber, sondern dieses Werkzeug -, hätte es die ganze Serie nicht gegeben. Der Leatherman ist praktisch die McGyver-Antimaterie; beide zusammen in ein und derselben Realität ergeben nichts. Das glaube ich zumindest, ich habe aber in Physik auch nur bis zur Optik aufgepasst.
Nach dieser Nacht an einem brandenburgischen See bin ich mir absolut sicher, dass ich mich draußen - also outdoor - nicht mehr als unbedingt nötig aufhalten will. Ich hatte seit meiner Kindheit in keinem Zelt geschlafen, und jetzt wusste ich auch, warum. Ich wache im schönen Brandenburger Land auf, ich bin gerädert, durchgefroren, gefühlte 60 Jahre alt und habe gefühltes Rheuma in allen Knochen.
Camping-Hitler inspiziert mein »Equipment«, wie er es nennt. Mein Schlafsack ist mit einer lustigen Echse bestickt, er hat keine zwanzig Euro gekostet - klarer Fall für mich: Den musste ich haben. Martin fragt, bis zu welcher Komforttemperatur das Ding ausgelegt sei. Ich habe keine Ahnung. Ich antworte ihm: »Den gab es für 19,90.« Er schlägt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.
Zum gleichen Preis habe ich mir eine Isomatte gekauft. Er inspiziert auch sie. »Die ist ja gar nicht aufgepumpt.« Ich kontere: »Aber das ist doch eine selbstaufblasende Matte.« - »Die musst du doch aber noch aufpusten!« Jetzt gucke ich ihn komisch an. Er gibt nicht auf: »Wenn du die nicht aufbläst, kannst du dich auch gleich direkt auf die Erde legen.« Er erklärt mir etwas von Luft und Isolation und Wärme. Ich erkläre ihm, dass eine selbstaufblasende Isomatte, die man selbst aufblasen muss, in meinen Augen ein Fall fürs Betrugsdezernat ist. Insgeheim begreife ich, warum ich nachts wie ein Schneider gefroren habe.
Seine abschätzigen Blicke auf mein Zelt hatte ich schon gestern bemerkt. Ich dachte nur, was für unsere Jungs und Mädels bei der Bundeswehr gut genug ist, kann für mich nicht schlecht sein. Ein erneuter Vortrag beginnt, diesmal über die Luft im Allgemeinen und ihre besondere Rolle bei der Be- und Entlüftung eines Zelts, untermauert von einem praktischen Beispiel, wie das Kondenswasser ein Zelt über Nacht in eine triefnasse Höhle verwandeln kann - meins nämlich.
Das Resümee meines kurzen Campingausfluges liegt auf der Hand: Outdoor ist nichts für mich. Nach Erde kann ich auch noch riechen, wenn ich tot bin.
Ich werde gebrechlich
Einen Tag vor Weihnachten sitze ich im Büro, wie immer ist es stressig, alle wollen alles schnell »noch im alten Jahr« erledigen. Es muss wohl ein Fluch auf dem neuen Jahr liegen, dass man in ihm nichts mehr erledigen kann. Weihnachtskarten müssen an Hunderte Kunden verschickt werden, einige bekommen Präsente von der Firma, und auch die Geschenke für die Familie muss ich noch besorgen. Ich sitze auf meinem Bürostuhl, habe ein Tuch um meine Leibesmitte gewickelt, denn in meinem Rücken wütet ein stechender Schmerz. Das Einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist ein Gang zum Arzt.
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und laufe zum erstbesten Schmerztherapeuten, den ich in der praxenreichen Gegend meines Büros finden kann. Der Spezialist knetet an mir herum, zieht hier, drückt da, »tut's hier weh oder dort?«. Ich beschreibe ihm genau, wo es sticht. Er findet heraus, dass es die Niere ist. Oh, denke ich, die Niere. Wenn die weh tut, ist es zu spät. Krebs zu Weihnachten. Na danke, Gott.
Ich gehe zu einem Internisten, ich habe einen Tunnel- blick, mein Leben läuft vor mir ab, es soll dieses Weihnachten also schon vorbei sein. Der Internist tastet weiter, »Ja, da, wo es Ihnen weh tut, sitzt die Niere.« Ich pinkle in einen Becher. Ich schiebe den Becher durch eine Luke. Ich warte. Ich muss erneut in den Behandlungsraum zum Ultraschall. Kalter Glibber auf meinem Rücken. »Sie haben ein Paar wunderschöner Nieren«, sagt der Internist zum weiß-krisseligen Bildschirm. Ich kann nix erkennen. Die Urinprobe ergibt auch nichts, noch nicht mal eine Entzündung. Und woher kommen dann bitte die Schmerzen? »Das kann nur die Wirbelsäule sein, da müssen Sie noch mal zum Orthopäden.« Weihnachten. Ich lege mich hin bis Neujahr. Irgendwann lassen die Schmerzen nach. Im neuen Jahr gehe ich wieder ins Büro. Ich vergesse die Schmerzen.
So vergehen fast zwei Monate, bis eines Tages mein Knie dick angeschwollen ist, ich kann nicht mehr richtig laufen, nur unter Schmerzen. Die Untersuchungen ergeben einen Meniskusriss. Der Riss kommt aus heiterem Himmel, ich hatte mich nicht schuldig gemacht, ich hatte keinen kniegelenkbelastenden Sport getrieben. »Da reicht schon eine falsche Bewegung«, erklärt der Orthopäde mir fassungslosem Laien. Eigentlich vermeide ich jede Bewegung, erst recht »falsche«, mit dem Resultat, dass ich in den letzten sieben Jahren 25 Kilo zugelegt habe. Ich sitze brav an meinem Schreibtisch, erledige meine Arbeit und treibe nach Feierabend auf gar keinen Fall Sport. Ich stelle mir bloß immer meine Ahnenreihe mütterlicherseits als scherenschnittartige Silhouette vor - Urgroßmutter, Großmutter und Mutter im Profil -, trete in ihren Schatten und wachse dickbäuchig in ihre Umrisse hinein.
Obwohl ich sonst faules Herumliegen durchaus genieße, weckt die verordnete Bewegungslosigkeit in mir das unwiderstehliche Verlangen, mich wieder frei bewegen zu können. Ich finde mich in Outdoor-Magazinen blätternd wieder. Ich entdecke den Reiseautor Bill Bryson, der in einem Selbstversuch einen der längsten Weitwanderwege der Erde, den Appalachian Trail durch das ostamerikanische Gebirge, die Appalachen, ausprobierte. Ich stelle im Internet Erkundigungen über diesen sagenhaften Appalachian Trail an. Ich mache mir Notizen, ich lese Erfahrungsberichte sogenannter Thru-hiker, also Wanderer, die sich die ganze Distanz am Stück gegeben haben. Ich habe große Mühe, zu Hause überhaupt die Treppe runter- zukommen. Ansonsten umfasst mein täglicher Fußweg von der Arbeit und zurück, vielleicht noch einmal zum Einkaufen, zwei bis drei Kilometer. Der Appalachian Trail hat eine Gesamtlänge von ca. 3500 Kilometern. Und traditionellerweise geht man ihn eben zu Fuß. In einem kurzen, klaren Moment erkenne ich, dass ich wohl etwas überreagiere. Ich war noch nie in meinem Leben wandern, bloß einmal im Jahr bei den schulischen »Wandertagen«, und die liegen 30 Jahre zurück.
Als meine Appalachian-Trail-Phase vorbei ist - sie dauert ein paar Wochen und über die Genesung des Knieschadens hinaus an -, beginne ich mich aus unerfindlichen Gründen auf einmal für Berge zu interessieren. Und ich fange nicht mit irgendeinem Berg an. Die Geschichte des Mount Everest, seiner Erstbesteigung, packt mich. Bald habe ich alle Fotos von Sir Edmund Hillary und seinem nepalesischen Helfer Tenzing Norgay im Internet angeschaut. Ich selbst kann mich nur dunkel erinnern, überhaupt jemals auf einem Berg gewesen zu sein. In Frage kommen der Brocken, der Fichtelberg und die Schneekoppe, die Zeit der Besteigung kann man getrost meiner Kindheit und Jugend zurechnen. Nun also das. Wer Mount Everest sagt, muss auch Nanga Parbat sagen, und ich sehe mir den Film eines Herrn Vilsmaier über einen gewissen Herrn Messner und sein Schicksal an diesem Berg an. Ich erfreue mich an den Panoramabergbildern, aber was für eine total bekloppte Spezies ist eigentlich der Mensch?
Nach zwei Wochen Ruhe kann ich wieder ganz vernünftig gehen, es ist keine OP nötig, nichts weiter als eine stützende Bandage über dem Knie erinnert mich an die Zeit der verordneten Bewegungslosigkeit. Doch ich habe mich festgelesen: Das nächste Buch, das ich finde, ist Jon Krakauers Bericht über einen jungen Mann, der nach dem College-Abschluss durch Amerika trampte und aus diesem großen sein letztes Abenteuer machte, weil er, kurz vorm Verhungern, irrtümlicherweise giftige Pflanzen aß. Das Buch heißt Into the Wild und zerreißt mir das Herz, weil der Junge am Ende stirbt. Ich sehe mir auch den Film an, der damit endet, dass der junge Mann unerwarteterweise ebenfalls stirbt, was mir noch einmal das Herz zerreißt.
Von dort ist es nicht weit zu einem Mann, der im Nordosten Amerikas eine Blockhütte baute, gute zwei Jahre in ihr lebte und das berühmte Buch Walden darüber schrieb. Sein Name ist Henry David Thoreau und bevor er auch nur ein einziges Brett zurechtgesägt hat, unterhält er mich mit heiteren Erkenntnissen über die Welt, in der er lebte. In seinem Fall sind das die USA in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er missbilligte Dinge wie Arbeit, Besitz und Entfremdung, wenn ich ihn richtig verstanden habe. In den USA gilt praktisch der Mann selbst als Wallfahrtsort und seine Hütte baute man gleich mehrmals neu auf, um die Wallfahrtsorte zu vermehren. Seine kapitalismuslästerlichen Ansichten gleicht er mit minutiösen Berechnungen und Listen über die Ausgaben für Nägel, Bretter und zugekaufte Lebensmittel aus. Dennoch scheinen seine Ansichten keineswegs der staatlichen Denkmalwürdigkeit zu widersprechen. Aufgrund seiner nationalen Bedeutung finanzierte sein Land ihm sogar eine Ausgabe seiner Schriften inklusive Internetplattform. Das ist ungewöhnlich für einen Mann, der in seiner zweitberühmtesten Schrift zum zivilen Ungehorsam (das bedeutet: keine Steuern zahlen) gegen den Staat (der einen ungerechten Krieg führt) aufruft. Der Mann ist mir sympathisch, und ich nehme mir vor, eines Tages eine seiner Hütten zu besuchen. Selbst will ich mir nun keine Blockhütte bauen, aber das Leben draußen, irgendwo im Wald, fasziniert mich trotzdem.
Für den Anfang muss es aber reichen, dass ich mit Freunden übers Wochenende eine Jagdhütte miete. An einem kalten Februartag fahren wir los. Die Jagdhütte, tatsächlich eine Blockhütte ohne Strom und Wasser, liegt in einem Wäldchen in der Nähe der Elbe. Seit Wochen liegt derselbe Schnee, langsam taut die Oberfläche, nachts gefriert alles wieder, und auf sämtlichen Wegen hat sich eine feste Schneeschicht gebildet, die bei Sonneneinstrahlung zu einer Eisschicht mit feinem Wasserfilm darüber gefriert. Wir unternehmen eine Wanderung auf diesem Untergrund, sechzehn Kilometer, mit einer langen gemütlichen Mittagspause in einem Restaurant, in dem es Wasser und Strom gibt. Der Rückweg fällt mir schon sehr viel schwerer, der spiegelglatte Boden macht mir zu schaffen. In der Hütte angekommen, lege ich mich erst mal hin und trinke Tee mit Rum. Da wir nur das Wochenende haben, müssen wir bald zurückfahren. So weit alles normal.
Am Sonntagabend komme ich also von dem Ausflug zurück, will rasch die Wäsche in die Maschine werfen, bücke mich und es macht »peng«. Ich kann mich nicht mehr aufrichten, robbe auf allen vieren heulend vor Schmerz durch die Wohnung und versuche, das Handy auf meinem Tisch zu erreichen, um Hilfe zu rufen. Kaum sind fünf Stunden vergangen, kommt ein Dr. Baschqir vom ärztlichen Not- dienst mit großer Tasche zur Tür herein. »Warum liege auf Bode?«, fragt er streng mit noch strengerem Akzent. »Weil ich mich nicht bewegen kann, Doktor.« Er gibt mir eine Spritze, schreibt »ISG-Blockade« auf ein gelbes Formular, kassiert noch zehn Euro und verschwindet wieder, nicht ohne mir den abschließenden Rat zu geben, so schnell wie möglich zu einem Arzt zu gehen. Was war er noch mal von Beruf?
Die Schmerzen werden nicht weniger, ich rufe den Notarzt, der im Unterschied zum ärztlichen Notdienst nur zehn Minuten braucht. Aber dann: Zwei Typen von der Berliner Feuerwehr kommen herein und begutachten mich. »Dit is keen Notfall«, befinden sie. »Hä?«, artikuliere ich panisch mit allen mir in meinem Schmerzwahn zur Verfügung stehenden rhetorischen Mitteln. »Sie sind nicht in Lebensjefahr«, erläutern mir die Feuerwehrjungs schlicht und verschwinden wieder.
Es dämmert, natürlich schlafe ich nicht ein, sondern warte, dass es acht Uhr wird. Der Zufall will es nämlich, dass in dem Neubau direkt nebenan ein orthopädisches Versorgungszentrum eröffnet hat - nicht weniger als fünf Orthopäden praktizieren dort. Ich rufe also gleich morgens an und frage, ob ein Arzt herüberkommen könne. »Nein, wir machen generell keine Hausbesuche, Sie müssen selbst bei uns herumkommen.« - »Sehen Sie, Schwester, und genau darin liegt das Problem: Ich kann mich nicht bewegen.« - »Dann müssen Sie sich einen Krankentransport bestellen.« Ich werfe ein, dass ich direkt nebenan wohne. Es sei dennoch ganz und gar unmöglich, dass sich ein Arzt ins Nachbarhaus bewege, »schon aus versicherungstechnischen Gründen, das müssen Sie verstehen«.
Der zweite Arzt, den mir der ärztliche Notdienst schickt, diesmal nur zwei Stunden nach dem Anruf, spritzt mir das richtige Zeug, irgendwas mit Morphin. Ich bitte eine Freundin, mir zu helfen. Halb trägt, halb stützt sie mich die Treppe hinunter, denn es ist nicht leicht, sich gemeinsam vorwärts zu bewegen, wenn einer seinen Oberkörper nur im 90-Grad-Winkel halten kann. Einer der im Nachbarhaus niedergelassenen Ärzte gibt mir weitere Spritzen gegen die Schmerzen, macht ein Röntgenbild, betrachtet es und meint, er könne da nicht viel erkennen, ich solle ein MRT machen lassen. Im neuen Ärztehaus gibt es natürlich ein entsprechendes Gerät, aber keinen Termin bis drei Wochen später. Ich telefoniere die Berliner Krankenhäuser durch und bekomme am übernächsten Morgen um 6:45 Uhr einen Termin in einem Krankenhaus am Stadtrand. Der MRT-Assistent schnallt mich auf eine Art Bahre, zuppelt hier und prüft da und fragt mich: »Nun, warum sollen wir denn Bilder von Ihrem Kopf machen?« Ich erwidere: »Gut, dass Sie fragen, ich bin wegen meines Rückens hier.« Genervt entfernt der junge Mann sämtliche Stützpolster und Gurte wieder von meinem Körper und befiehlt: »Andersrum hinlegen.« Zwei unendlich lange Tage und Nächte später weiß ich: Es ist ein Bandscheibenvorfall, mich hat es erwischt. Ich liege im Bett, auf dem Rücken. Das ist die einzige Position, die ich halbwegs schmerzfrei einnehmen kann. Anfangs muss mir jemand den Hintern abwischen, weil ich das nicht allein schaffe. Alles ist unendlich mühsam, dieser Zustand dauert Wochen an, jede Bewegung verursacht Schmerzen. Über die Behandlungszeit verabreichen mir die Ärzte insgesamt vierzehn verschiedene Schmerzmittel und Muskelrelaxantien per Spritzen, oral und zum Schluss über den Tropf. Nichts hilft, mein Rücken bleibt hart wie Stein. Stellen Sie sich einen Wadenkrampf vor, den multiplizieren Sie mit fünfunddreißig und verteilen ihn schön vom Allerwertesten bis zum Hals. Dazu hat man Ihnen noch eine eiserne Rüstung angelegt, die Ihren Körper mit exakt einem halben Zentimeter Abstand umgibt, und in diesem Zwischenraum befindet sich ein Wespenvolk, das munter drauflossticht. So ungefähr fühlt es sich an, wenn ich von meinem Bett aufstehe und zum Klo gehe.
Nachdem ich monatelang von einem Arzt zum nächsten gekrochen war, diverse Rudel Physiotherapeutinnen sich über mich hergemacht haben, ich vor Schmerz halb wahnsinnig geworden war und mein gekürztes Krankengeld zu Heilpraktikern und Handauflegern geschleppt habe, besitze ich Gewissheit: Der Schmerz hat sich chronifiziert. Er hat sich seinen Weg gemerkt, und ich muss ihn wieder davon abbringen. Ich kann nicht länger als eine halbe Stunde herumlaufen, und auch das gelingt nie ohne Schmerzen. Ich stelle den Antrag auf eine Kur. Das Ganze wird mit vollem Rentenkassen-Speed bearbeitet. Ich warte vier Wochen, bis man mir mitteilt, dass ich in drei Monaten eine Kur antreten dürfe. Ich telefoniere mit jeder Kurklinik, die meine Diagnose behandeln könnte und die meine Rentenkasse bezahlen würde. Es gibt keine freien Betten. Wäre ich alt oder arbeitslos, ginge es schneller, weil Kuren für Rentner und Arbeitslose von den zuständigen Krankenkassen bezahlt werden, die anscheinend mehr Betten im Kontingent haben.
Wochenlang habe ich mir die Schreckensbilder einer Frührente ausgemalt. Wie sollte ich unter diesen Schmerzen je wieder arbeiten können? Jetzt wünsche ich mir, Rentnerin zu sein. Mit der Stimme von Amy Winehouse im Kopf, die davon singt, dass sie jetzt doch zur Rehab, yes, yes, yes, will, wende ich mich noch einmal an meinen Nachbarhausorthopäden. Ich schildere ihm die Situation und er drückt mir endlich einen Zettel in die Hand, auf dem »Notfalleinweisung« steht. Das Resultat: Ich muss nur noch einen Monat auf die Kur warten. Ich liege also weitere vier Wochen im Bett. Ein ambulanter Reha-Platz war ebenfalls nicht aufzutreiben, den wiederum zahlt meine Krankenkasse, die theoretisch dafür zuständig gewesen wäre, nämlich nicht. Lieber blättert sie einen weiteren Monat mein Krankengeld hin.
Inzwischen nehme ich fast keine Schmerzmittel mehr ein. Denn einen Monat zuvor hatte es einen Zwischenfall gegeben. Ich versuchte, verkürzt mit dem »Hamburger Modell« zu arbeiten, das es einem erlaubt, nur zwei Stunden am Tag zu arbeiten. Dafür ließ ich mir an jenem Morgen im benachbarten Ärztehaus mehrere Spritzen setzen, damit ich wenigstens die zwei Stunden Arbeit durchhielt. Mir war schummerig, es war auch ein sehr heißer Tag und ich schob das Ganze auf meinen Kreislauf. Meine Wahrnehmung wurde immer verwaschener, ich taumelte an der Warteschlange vorbei und setzte mich in das Behandlungszimmer. Der Arzt maß meinen Blutdruck, 139 zu 98, der sei ein bisschen zu hoch, ich solle mal nach Hause gehen. Ich wollte gerade wieder zur Tür hinauswanken, da kam mir eine Schwester hinterhergelaufen und bugsierte mich in eine Art Ruheraum: klein, dunkel, eine Krankenliege an der Wand. Die Schwester sagte, ich solle mich hinlegen, und schob mir einen großen Schaumstoffquader unter die Knie.
Ich lag in dem dunklen, kleinen Raum auf der Liege, als nach ein paar Minuten die Schwester erneut hereinkam und noch einmal meinen Blutdruck maß: 150 zu 100. Sie rief den einzigen Arzt in der Praxis, den ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte, weil er nur Privatpatienten behandelt, der wechselte ein paar Worte mit mir und bestellte einen Krankenwagen. Weitere Minuten vergingen, mein Blutdruck stieg unaufhörlich und während ich nur noch schemenhaft bemerkte, dass sich sämtliche Ärzte und Schwestern der Praxis in das kleine Zimmer drängten und sich vor der Tür schon eine Traube Patienten gebildet hatte, hörte ich »meinen« Arzt deutlich sagen, »So, Schwester Annika - lassen Sie Schwester Annika mal bitte durch! -, hier sehen Sie einen anaphylaktischen Schock in der Praxis, den kennen Sie schon aus dem Lehrbuch. Was sind die Symptome des anaphylaktischen Schocks, Schwester Annika?« Und während Schwester Annika in ihrem Gedächtnis grub, was sie darüber in einer langweiligen Unterrichtsstunde gehört hatte, bedeckten sich mein Hals und mein Gesicht mit großen roten Quaddeln, was ich selbst in dem Moment nicht spürte, den Doktor aber dankenswerterweise von der Kreislaufschwäche-wegen Hitze- Theorie abbrachte.
Der Krankenwagen wurde abbestellt und der Notdienst gerufen, nach wenigen Minuten war der Zugang zum Zimmer frei, denn die Ärzte und Schwestern machten Platz für die Feuerwehrjungs und eine Frau, die in großen leuchtenden Lettern NOTARZT auf ihrem Rücken stehen hatte. Sie schloss mich an eine tragbare Maschine an, die meine Vitalfunktionen überwachte. Mein Blutdruck hatte derweil lässig die 200er Marke geknackt. Sie stach mir in die Hand und baute mir eine Flexüle daran, durch die ab sofort Flüssigkeit aus einem Tropf in mich hineinträufelte. Ich war fast gänzlich weggetreten, aber immer noch ansprechbar. Die Feuerwehrjungs verfrachteten mich mit großem Gewese auf die Straße, ich war auf einem Sitz festgeschnallt, der Tropf wurde an einem Ständer hinterhergetragen, sie luden mich in das Rettungsauto, das vor der Tür wartete, und brachten mich mit Blaulicht ins nächste Krankenhaus.
Dort wurde ich in einen Raum auf der Rettungsstation verlegt. Das Zeug aus dem Tropf wirkte und ich fühlte mich schon viel weniger benebelt. Als der Tropf fast leer war, wurde ich auf eine Liege gepackt und an ein EKG angeschlossen. Nach einer guten halben Stunde hatten sich alle meine Werte weitgehend normalisiert.
Nachdem mir eine Krankenschwester zehn Euro abgenommen hatte, blieb ich allein in dem Raum zurück. Irgendwann stand ich auf, den Tropfständer neben mir herziehend. Kein Mensch hatte mir etwas zu meinem Zustand erklärt, und ich versuchte, irgendwo auf dem Flur einen Ansprechpartner zu finden. Vor allem diese Flexüle machte mir zu schaffen. Der Tropf war längst leer und durch den entstandenen Unterdruck machte sich jetzt mein Blut durch den Schlauch in Richtung Tropf auf den Weg. Ich entdeckte auf dem Flur gegenüber eine angelehnte Tür, folgte der Stimme, aber dann schlug mir eine Frau in Kliniktracht die Tür vor der Nase zu. Also schlurfte ich zurück in meinen Raum und wartete. Nach gefühlter Unendlichkeit kam jemand und zog das Ding aus meiner Hand: »Sie können jetzt gehen.« Zum Glück hatte ich ein paar Euro übrig und mein Handy in der Tasche und rief mir ein Taxi.
Zu Hause angekommen, hämmerte ich zuallererst »anaphylaktischer Schock« in meine PC-Tastatur. Und erfuhr von Google: eine allergische Reaktion, die im schlimmsten Fall zum Tode führen kann, weil das HerzKreislauf-System zusammenbricht. Mir wurde noch einmal ziemlich schummerig. Offenbar war ich haarscharf einem Kreislaufkollaps entkommen. Wenn die Schwester mich nicht im Gang der Arztpraxis zurückgepfiffen hätte, wäre ich nach Hause gewankt und dort schön allein kollabiert. Darum also keine Schmerzmittel mehr. Dafür ein etwas anderes Hilfsmittel ...
Noch während ich auf die Kur warte, bekomme ich als unterstützende Maßnahme ein Rezept über ein Korsett verschrieben, darauf steht: Lumbotrain-Bandage. Die Kosten für die meisten orthopädischen Hilfsmittel werden in den häufigsten Fällen von der Krankenkasse übernommen, steht im Internet. Frohgemut schleiche ich also, immer noch gekrümmt, mit meinem Rezept zur Apotheke. Die Apothekerin sieht auf das Rezept und zieht die Mundwinkel nach unten. Nanu, denke ich, sollten nicht gerade Apothekerinnen darin geschult und ausgebildet sein, selbst bei Rezepten für die widerlichsten Haut- und Geschlechtskrankheiten weder Mund noch Augenbrauen zu verziehen? Was ist denn so ekelhaft an einer Lumbotrain-Bandage? Als ich sicherheitshalber leise nachfrage, speit sie mir entgegen, dass sie just in diesem Monat den Knebelvertrag mit meiner Krankenkasse gekündigt habe. Ich verstehe gar nichts. Ich bin Mitglied und Beitragszahlerin bei Deutschlands zweitgrößter Krankenkasse und ich will mein Rezept in einer Apotheke einlösen, weil man das nun mal so macht. Ich will nichts hören über prozentuale Anteile oder Abrechnungsmodule, ich will für das ganze Geld, das ich monatlich zahle, dass das System funktioniert, wenn ich krank bin.
Ich gehe, so gut ich eben kann, die Geschäftsstraße weiter hinunter, schließlich gibt es eine Apotheke an jeder Ecke. Nachdem ich mir in der fünften Apotheke zum fünften Mal den Satz mit dem Knebelvertrag angehört habe, bin ich fix und fertig, ich kann nicht mehr laufen. Ich spiele mit dem Gedanken, mich mit Hilfe von Drogen, die mir weitaus leichter zu beschaffen erscheinen, von den Schmerzen zu befreien. Meine Wohnung liegt nicht nur unmittelbar an einer der meistfrequentierten Einkaufsstraßen Westberlins, sondern auch direkt am meistfrequentierten Dealer-Treffpunkt westlich des Kottbusser Tors. Ich musste auf dem Weg zum Arzt und zu den Apotheken beide Augen zumachen, Scheuklappen aufsetzen und meine innere Haltung stärken, um mir nicht wenigstens einen Probeschuss Heroin zur Schmerzlinderung zu besorgen.
Schließlich lande ich vor einem Sanitätshaus, das in seinem Schaufenster die neueste Kollektion Stützstrümpfe ausstellt. Ich empfinde die jugendlich-schlanken Schaufensterpuppen, die mich mit langen Wimpern hinter Glas ansehen, dazu eine Beinmanschette tragen und sich auf Krücken stützen, irgendwie pervers. Aber es scheint auch hier Grenzen zu geben, zumindest ist mir noch nie eine Schaufensterpuppe im Rollstuhl begegnet, die eine dicke Inkontinenz-Windel trägt und für wasserfeste Gummibetteinlagen wirbt. Dieses Sanitätshaus jedenfalls hat einen Vertrag mit meiner Krankenkasse und als ich das Geschäft wieder verlasse, nenne ich eine Lumbotrain-Bandage von der traditionsreichen Firma Bauerfeind mein eigen. Sie ähnelt einem breiten Gummigürtel, wie der, den ich als Teenie in den achtziger Jahren getragen habe, als ich noch eine Taille besaß. Heute habe ich keine mehr und die Frau im Sanitätshaus greift gleich zur richtigen Größe. Vorn verschließt man das Ding mit einem Klettverschluss. Zu nächst fühle ich mich eingeengt, aber schon nach einem Tag gewöhne ich mich daran und kann damit tatsächlich viel besser aufrecht laufen.
Wikipedia sagt, dass eine Ursache, die das Vorfallen der Bandscheiben begünstigt, der aufrechte Gang des Menschen sei. Nun lässt dieser sich in den meisten Alltags- und Berufssituationen schlecht vermeiden. Das Kriechen auf allen vieren bei angespannter Bauchmuskulatur ist wahrscheinlich rückenfreundlich, aber selbst mein Chef wird skeptisch, wenn ich plötzlich auf allen vieren in sein Büro gekrochen komme. Die anfängliche Freude darüber, dass ich nun endlich meinen Platz in der Gesellschaft gefunden zu haben scheine, würde sicherlich gleich der Sorge darüber weichen, was die eintreffenden Kunden wohl bei meinem Anblick denken könnten. Sie kennen sicher diese Graphik: Auf einer Zeitleiste bewegt sich von links nach rechts der Mensch in seinen unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Am linken Rand läuft der affenähnliche Vorfahr noch gebückt, die Beutekeule schleift lässig auf der Erde, in der Mitte geht ein halbaufgerichteter, immer noch ordentlich behaarter Menschenähnlicher durchs Bild, während rechts ein unbehaartes, stolz aufgerichtetes Wesen mit geradem Blick in eine strahlende Zukunft hinein- und aus dem Bild herausläuft. Wenn man einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich hat, fängt man evolutionstechnisch gesehen wieder von links an. Es dauert dann nicht ein paar zehntausend Jahre, aber immer noch qualvolle Wochen, bis man sich zum mittleren Bild, dem einigermaßen aufrecht Gehenden, vorgearbeitet hat. Positiv ist dabei zu vermerken, dass einem wenigstens nicht wieder ein Fell wächst.
Im Spiegel stand, dass das mit dem aufrechten Gang Blödsinn sei, vielmehr sei das Gegenteil wahr: Der Mensch sei für einen täglichen 30-Kilometer-Marsch in der Savanne angelegt, und da den die wenigsten von uns durchführten, sei bei den meisten Menschen die Rückenmuskulatur böse verkümmert, was letztendlich die Schmerzen verursache. Es könne aber auch sein, dass der Stress im Job schuld sei und überhaupt fange der Schmerz im Kopf an und so weiter. Ich wundere mich über die dunklen Mächte des Schicksals, als ich den Wikipedia-Artikel weiterlese: »Übergewicht ist eher kein Risikofaktor, denn dicke Personen neigen aufgrund des Bauchgewichts zu einer ausgeprägten Nach-vorn-Wölbung der Lendenwirbelsäule, die Bandscheibenvorfälle verhindert.« Also, bei mir wölbt sich einiges nach vorn, eigentlich hätte ich damit auf der sicheren Seite sein müssen, denke ich noch, als ich weiterlese: »Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 40 Jahren, die am häufigsten betroffenen Wirbel liegen im Lendenbereich.« Na, das ist wiederum ein Volltreffer, ich bin 40 und meine Problemzone hört auf den Namen LW 4 und LW 5. Statistisch gesehen wahrscheinlich die Nummer eins unter den Vorfällen.
Bekannte haben mir eine Klinik empfohlen, die sich ausschließlich mit Rückenkranken beschäftigt. Bevor ich zur Kur fahre, suche ich meine inzwischen recht umfangreiche Krankenakte zusammen, alle Befunde, alle Bilder, und beschließe, meine Kasse Kasse sein zu lassen und um eine Privataudienz zu bitten. Nachdem ich am Telefon gleich beichte, dass ich Selbstzahler bin, lässt die Dame am anderen Ende nicht etwa den Spruch los, den ich von allen bisherigen Behandlungstresen kenne: »Ja, äh, in drei Wochen hätten wir eventuell etwas frei«, sondern sie fragt mich, ob ich zum Chef möchte. Klar, erwidere ich. Schüchtern schiebe ich noch die Frage nach den Kosten hinterher. Etwa 50 Euro pro Viertelstunde. Klar, sage ich wieder. Die Frau am anderen Ende der Leitung hat sogar die Worte »sofort«, »bitte« und »danke« in ihrem aktiven Sprachwortschatz zur Verfügung! So fühlt sich das also an, ernst genommen zu werden. Mein Termin ist schon zwei Tage später, um halb elf Uhr vormittags.
Nachdem ich keine Minute im Wartezimmer verbracht habe, nimmt mich Prof. Dr. von Schweinitz in seine Obhut. Er studiert kurz meine Akte, die Bilder, und fragt mich, was er für mich tun könne. Ich bitte ihn um seinen ehrlichen Rat, wie ich diese Kur nutzen und ob ich mich operieren lassen solle. Wie das nun weiterginge und ob es jemals wieder so wie vorher werden würde. Zu meiner Überraschung gibt er mir auf alle meine Fragen eine klare Antwort. Ich solle in der Kur so viel wie irgend möglich mitnehmen. Auch wenn ich mich kaum bewegen könne, solle ich alle Bewegungskurse mitmachen. Ich solle Geduld haben, sehr viel Geduld, und ganz so wie früher würde es nicht wieder werden. Vor allem aber solle ich mich auf keinen Fall operieren lassen. Abnehmen könne auch nicht schaden, sagt er mit einem Seitenblick auf mich, als ich mich wieder anziehe. »Das ist aber nicht ursächlich.« Er macht eine kurze Pause und feixt dann über beide Wangen: »Sehen Sie mich an! Ich liebe nun mal das Bier.« Er streicht sich kurz über seine nicht unerhebliche Wampe, die sich unter dem Polohemd abzeichnet: »Das bekommen Sie alles auch noch schriftlich.«
Bei der Verabschiedung beugt er sich zu mir vor: »Aber wenn Sie jetzt noch einen privaten Rat von mir wollen« - Prof. Dr. von Schweinitz skizziert kurz seine eigene Krankengeschichte -, »gehen Sie wandern!« Seine Äuglein blitzen mich an und er strahlt über sein ganzes rosiges Gesicht: »Mich hat das gerettet. Sie können natürlich auch schwimmen, was immer an sportlicher Aktivität Sie in Ihren Alltag einbauen können, ist gut. Aber ich sage Ihnen, das Wandern wird Ihren Rücken kräftigen und Sie werden keine Probleme mehr haben. Übertreiben Sie es aber nicht.«
Ich, übertreiben? Ich schmunzele, als ich zum U-Bahnhof zurückschleiche, es sind ganze 200 Meter bis dahin. Wie soll ich denn wandern gehen? Und doch verlasse ich zum ersten Mal eine Arztpraxis voller Zuversicht.
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Autoren-Porträt von Jana Thiele
Thiele, JanaJana Thiele, 42, stammt ursprünglich aus Leipzig und absolvierte in Berlin ein Studium der Literaturwissenschaft, Linguistik und Geschichte. Seit zwölf Jahren ist sie in verschiedenen - vor allem sitzenden - Positionen des Berliner Kulturbetriebes tätig.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jana Thiele
- 2013, 192 Seiten, Masse: 13,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Ullstein extra
- ISBN-10: 3864930081
- ISBN-13: 9783864930089
- Erscheinungsdatum: 08.03.2013
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