Sturmzeit Band 1: Sturmzeit
Roman
Sommer 1914: In Europa gärt es, doch auf dem Familiengut der Degnellys in Ostpreussen scheint noch Zeit zu sein für Idylle und Plänkeleien und für den Traum von der grossen Liebe. Ein Traum, der die achtzehnjährige Felicia durch eine harte Zeit begleiten...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Sturmzeit Band 1: Sturmzeit “
Sommer 1914: In Europa gärt es, doch auf dem Familiengut der Degnellys in Ostpreussen scheint noch Zeit zu sein für Idylle und Plänkeleien und für den Traum von der grossen Liebe. Ein Traum, der die achtzehnjährige Felicia durch eine harte Zeit begleiten wird, in der alte Traditionen und Beziehungen untergehen und einer gar nicht mehr vornehmen Realität weichen. Charlotte Link gelang mit "Sturmzeit" die faszinierende Geschichte einer ungewöhnlichen Frau in einer bewegten Zeit. Ein grosser Frauenroman.
Klappentext zu „Sturmzeit Band 1: Sturmzeit “
Ihre grosse Sturmzeit-Trilogie - jetzt im Blanvalet-Taschenbuch!Sommer 1914. In Europa gärt es, doch auf dem Familiengut der Degnellys in Ostpreussen scheint noch Zeit zu sein für Idylle und den Traum von der grossen Liebe. Ein Traum, der die 18-jährige Felicia durch eine harte Zeit begleiten wird, in der alte Traditionen und Beziehungen untergehen und einer gar nicht mehr vornehmen Realität weichen ...
Charlotte Link ist Deutschlands erfolgreichste Autorin.
Lese-Probe zu „Sturmzeit Band 1: Sturmzeit “
Der Junitag verdämmerte in rotgoldenem Abendlicht. Über den blassblauen Himmel zogen ein paar zerrupfte Wolken, in den Wiesen zirpten Grillen, und die Blätter der Bäume rauschten leise. Die Tannenwälder am Horizont wurden dunkler, die Schatten über den Wiesen länger. Die Stämme der Kiefern leuchteten kastanienfarben."Morgen", sagte Maksim, "fahre ich nach Berlin zurück."
Unvermittelt hatte der strahlende Abend seinen Glanz verloren. Felicia Degnelly, die neben Maksim am Ufer eines Baches sass, blickte erschrocken auf. "Morgen? Aber warum denn? Der Sommer hat doch gerade erst angefangen!"
Maksims Antwort war ausweichend. "Ich treffe Freunde. Wichtige Freunde."
"Genossen!" sagte Felicia spöttisch, aber ihr Spott sollte nur verbergen, wie verletzt sie war. Die Genossen kamen vor ihr, vor dem gemeinsamen Sommer auf dem Lande, vor Abenden wie diesem.
Sie sah Maksim von der Seite an und dachte voller Erbitterung: Du weisst ja nicht, was du willst!
Im Innersten aber war ihr klar, dass er es genau wusste. Seine Gedanken waren gefesselt von einer Idee, nicht von ihr. Er sagte nie, was andere Männer sagten, wenn sie mit ihr zusammen waren, etwa: "Du bist sehr hübsch!" oder "Ich glaube, ich könnte mich in dich verlieben!" Nein, von ihm kamen seltsame Worte wie Umsturz, Weltrevolution, Umverteilung des Eigentums, Enteignung der besitzenden Klasse. Dass es eine Welt für ihn gab, zu der sie keinen Zutritt fand und zu der er ihr auch keinen Zutritt erlauben würde, hatte sie schon vor fast zwei Jahren begriffen, am Kaisergeburtstag in Berlin, als sie durch die Strassen gingen und die jubelnden Menschen betrachteten, als in Maksims Gesicht Wut und Zynismus rangen. Plötzlich hatte er etwas vor sich hingemurmelt (später erfuhr sie, dass es ein Zitat von Marx war): "Dieser Mensch ist nur König, weil sich andere Menschen wie Untertanen zu ihm verhalten."
Sie hatte ihn angeschaut. "Was sagst du?"
Auf einmal hatte ein verachtungsvoller, beinahe brutaler Zug um seinen Mund
... mehr
gelegen. "Egal", erwiderte er und musterte geringschätzig ihr schönes Kleid und ihren neuen Hut (beides trug sie seinetwegen), "egal, du wirst es doch nie verstehen. Nie!"
Er hatte recht. Sie verstand ihn nicht. Sie verstand nicht, dass er sich für eine Idee begeistern konnte, während sie sich für das Leben begeisterte. Er wollte die Welt verändern zum Besten der Menschheit, und sie - ja, sie wollte eigentlich nur das Beste für sich selbst. Und sie wollte Maksim Marakow.
Er war der Sohn eines Russen und einer Deutschen, hatte seine Jugend abwechselnd in Petrograd und Berlin verbracht, und alle Sommer auf dem Landsitz von Verwandten bei Insterburg in Ostpreussen, unweit von Lulinn, dem Gut, das Felicias Grosseltern gehörte. Er war vier Jahre älter als Felicia, und von Anfang an waren sie wie magisch angezogen aufeinander zugegangen. Beide dunkelhaarig, mit hellen Augen und gleichmässigen Gesichtszügen, hielten die meisten Leute sie für Geschwister. Kamen sie zusammen, so tauchten sie in eine fremde Welt, und über ihrer Kindheit lag der Zauber geheimer Spiele, die niemand störte. Die Obstgärten von Lulinn, die Wälder und Seen ringsum, die Wiesen waren Szenenbilder ihrer ungeschriebenen Zwei-Mann-Stücke. Irgendwann aber, in irgendeinem Sommer, betraten sie wieder ihre Bühne und erkannten einander kaum mehr. Felicia kam in eleganten Kleidern, trug die Haare aufgesteckt und hatte sich ein etwas gekünsteltes Lachen angewöhnt. Maksim erschien in abgetragenen Anzügen, sah blass und übernächtig aus. Beide waren sie erwachsen geworden, aber ihre ersten Schritte auf diesem Weg hatten sie in entgegengesetzte Richtungen getan. Ihre letzte Gemeinsamkeit bezogen sie aus Erinnerungen, aber es sah nicht so aus, als werde es Gemeinsamkeiten in der Zukunft geben. Und auf einmal erkannte Felicia: Ich liebe ihn. Ich werde ihn immer lieben.
Sie liebte diese dunkle, fremde Welt, die sie nicht verstand. Sie liebte seine abweisenden Augen und seine verächtlichen Worte, die er für das etablierte Bürgertum hatte. Sie liebte seine zynischen Bemerkungen über den Kaiser, und sie liebte die lebendige Freude seines Gesichtes, wenn er von der Revolution sprach. Sie liebte das alles - aber sie begriff nicht den Ernst, die Leidenschaft, die dahinterstand. Sie begriff nicht, dass ihre beiden Welten einander ausschlossen.
Sie war achtzehn Jahre alt, hatte ein gesundes Selbstvertrauen, und es wäre ihr nicht im Traum eingefallen, das Kapital zu lesen, nur um über etwas reden zu können, was sie doch nicht berührte.
Sie setzte auf ihre Augen, ihren Mund, ihr glänzendes Haar, auf tief ausgeschnittene Kleider und geheimnisvolle Parfüms.
Sie sassen schweigend, bis die Sonne unterging, und in ihrem Schweigen lag der Abschied von einer Zeit, die fast unmerklich vorbeigegangen war. Schliesslich stand Maksim auf, griff Felicias Hand und zog sie neben sich hoch. "Es wird kalt", sagte er, "wir sollten nach Hause gehen."
Sie standen einander dicht gegenüber, Felicia mit einem breitrandigen Hut aus blaulackiertem Stroh auf dem Kopf.
Sie hob ihr Gesicht, öffnete leicht die Lippen, erwartungsvoll, weil es ihr unsinnig schien, einen Moment wie diesen zu vertun. Sekundenlang konnte sie in Maksims Augen etwas von der alten Zärtlichkeit entdecken, dann erlosch sie schon wieder, und mit einem etwas mühsamen Lachen erklärte er: "Nein. Ich mach dich nicht unglücklich, und mich schon gar nicht."
Was redete er da? Von welchem Unglück sprach er?
"Na, dann nicht", sagte sie schnippisch, "wenn du von nun an wie ein Mönch leben willst, dann tu's doch!"
"Ich will meinen Weg gehen, Felicia. Und du wirst deinen gehen, und ich glaube nicht, dass sich diese Wege jemals kreuzen werden."
"Heisst das, wir sehen einander nie wieder?"
"Wir sehen uns nicht so wieder, wie du dir das vorstellst."
"Warum nicht?"
Mit einer zornigen Bewegung riss Maksim einen Zweig von einem Baum und zerbrach ihn in kleine Stücke. "Wirst du das denn nie verstehen, Felicia?"
"Danke, ich habe längst verstanden. Du musst ja das internationale Finanzmonopol stürzen, und da bleibt dir natürlich für nichts sonst Zeit. Lieber nächtelang Marx anhimmeln, als einmal ein Mädchen küssen! Ein aufregendes Leben, wirklich. Ich wünsche dir viel Spass dabei!" Sie drehte sich um und rannte davon.
Er hatte recht. Sie verstand ihn nicht. Sie verstand nicht, dass er sich für eine Idee begeistern konnte, während sie sich für das Leben begeisterte. Er wollte die Welt verändern zum Besten der Menschheit, und sie - ja, sie wollte eigentlich nur das Beste für sich selbst. Und sie wollte Maksim Marakow.
Er war der Sohn eines Russen und einer Deutschen, hatte seine Jugend abwechselnd in Petrograd und Berlin verbracht, und alle Sommer auf dem Landsitz von Verwandten bei Insterburg in Ostpreussen, unweit von Lulinn, dem Gut, das Felicias Grosseltern gehörte. Er war vier Jahre älter als Felicia, und von Anfang an waren sie wie magisch angezogen aufeinander zugegangen. Beide dunkelhaarig, mit hellen Augen und gleichmässigen Gesichtszügen, hielten die meisten Leute sie für Geschwister. Kamen sie zusammen, so tauchten sie in eine fremde Welt, und über ihrer Kindheit lag der Zauber geheimer Spiele, die niemand störte. Die Obstgärten von Lulinn, die Wälder und Seen ringsum, die Wiesen waren Szenenbilder ihrer ungeschriebenen Zwei-Mann-Stücke. Irgendwann aber, in irgendeinem Sommer, betraten sie wieder ihre Bühne und erkannten einander kaum mehr. Felicia kam in eleganten Kleidern, trug die Haare aufgesteckt und hatte sich ein etwas gekünsteltes Lachen angewöhnt. Maksim erschien in abgetragenen Anzügen, sah blass und übernächtig aus. Beide waren sie erwachsen geworden, aber ihre ersten Schritte auf diesem Weg hatten sie in entgegengesetzte Richtungen getan. Ihre letzte Gemeinsamkeit bezogen sie aus Erinnerungen, aber es sah nicht so aus, als werde es Gemeinsamkeiten in der Zukunft geben. Und auf einmal erkannte Felicia: Ich liebe ihn. Ich werde ihn immer lieben.
Sie liebte diese dunkle, fremde Welt, die sie nicht verstand. Sie liebte seine abweisenden Augen und seine verächtlichen Worte, die er für das etablierte Bürgertum hatte. Sie liebte seine zynischen Bemerkungen über den Kaiser, und sie liebte die lebendige Freude seines Gesichtes, wenn er von der Revolution sprach. Sie liebte das alles - aber sie begriff nicht den Ernst, die Leidenschaft, die dahinterstand. Sie begriff nicht, dass ihre beiden Welten einander ausschlossen.
Sie war achtzehn Jahre alt, hatte ein gesundes Selbstvertrauen, und es wäre ihr nicht im Traum eingefallen, das Kapital zu lesen, nur um über etwas reden zu können, was sie doch nicht berührte.
Sie setzte auf ihre Augen, ihren Mund, ihr glänzendes Haar, auf tief ausgeschnittene Kleider und geheimnisvolle Parfüms.
Sie sassen schweigend, bis die Sonne unterging, und in ihrem Schweigen lag der Abschied von einer Zeit, die fast unmerklich vorbeigegangen war. Schliesslich stand Maksim auf, griff Felicias Hand und zog sie neben sich hoch. "Es wird kalt", sagte er, "wir sollten nach Hause gehen."
Sie standen einander dicht gegenüber, Felicia mit einem breitrandigen Hut aus blaulackiertem Stroh auf dem Kopf.
Sie hob ihr Gesicht, öffnete leicht die Lippen, erwartungsvoll, weil es ihr unsinnig schien, einen Moment wie diesen zu vertun. Sekundenlang konnte sie in Maksims Augen etwas von der alten Zärtlichkeit entdecken, dann erlosch sie schon wieder, und mit einem etwas mühsamen Lachen erklärte er: "Nein. Ich mach dich nicht unglücklich, und mich schon gar nicht."
Was redete er da? Von welchem Unglück sprach er?
"Na, dann nicht", sagte sie schnippisch, "wenn du von nun an wie ein Mönch leben willst, dann tu's doch!"
"Ich will meinen Weg gehen, Felicia. Und du wirst deinen gehen, und ich glaube nicht, dass sich diese Wege jemals kreuzen werden."
"Heisst das, wir sehen einander nie wieder?"
"Wir sehen uns nicht so wieder, wie du dir das vorstellst."
"Warum nicht?"
Mit einer zornigen Bewegung riss Maksim einen Zweig von einem Baum und zerbrach ihn in kleine Stücke. "Wirst du das denn nie verstehen, Felicia?"
"Danke, ich habe längst verstanden. Du musst ja das internationale Finanzmonopol stürzen, und da bleibt dir natürlich für nichts sonst Zeit. Lieber nächtelang Marx anhimmeln, als einmal ein Mädchen küssen! Ein aufregendes Leben, wirklich. Ich wünsche dir viel Spass dabei!" Sie drehte sich um und rannte davon.
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Autoren-Porträt von Charlotte Link
Charlotte Link, geboren 1963, gehört zu den erfolgreichen deutschen Autorinnen der Gegenwart. Veröffentlichung grosser Gesellschaftsromane (mit z. T. TV-Verfilmungen) sowie psychologischer Spannungsromane in bester englischer Erzähltradition. Die Autorin, seit vielen Jahren aktive Tierschützerin, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. 2007 wurde sie für ihr literarisches Werk mit der "Goldenen Feder" ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Charlotte Link
- 2010, 530 Seiten, Masse: 11,9 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442374162
- ISBN-13: 9783442374168
Rezension zu „Sturmzeit Band 1: Sturmzeit “
"Die Schriftstellerin Charlotte Link versteht es prachtvoll, Lebenslinien zu einem Spannungsnetz zu verknüpfen." GONG
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