Raumerfahrung - Raumerfindung
Erzählte Welten des Mittelalters zwischen Orient und Okzident. Tagungsbd.
Laetitia Rimpau, Peter Ihring (Hrsg.)
Raumerfahrung - Raumerfindung
Erzählte Welten des Mittelalters zwischen Orient und Okzident
2005. 325 S., gb.
ISBN 978-3-05-004014-1
Gegenstand der Beiträge des Bandes sind literarische Raumkonzepte des...
Raumerfahrung - Raumerfindung
Erzählte Welten des Mittelalters zwischen Orient und Okzident
2005. 325 S., gb.
ISBN 978-3-05-004014-1
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Produktinformationen zu „Raumerfahrung - Raumerfindung “
Laetitia Rimpau, Peter Ihring (Hrsg.)
Raumerfahrung - Raumerfindung
Erzählte Welten des Mittelalters zwischen Orient und Okzident
2005. 325 S., gb.
ISBN 978-3-05-004014-1
Gegenstand der Beiträge des Bandes sind literarische Raumkonzepte des europäischen Mittelalters. Das Begriffspaar "Erfahrung" und "Erfindung" stellt dabei eine entscheidende Weiche: Reale und imaginäre Welten stehen nicht, wie es scheinen könnte, im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich auf dynamische Weise. Der chronologische Aufbau des Buches orientiert sich an der Entstehungszeit der jeweiligen Quellentexte, deren zeitlicher Radius vom frühen Mittelalter bis in die Moderne reicht.
Raumerfahrung - Raumerfindung
Erzählte Welten des Mittelalters zwischen Orient und Okzident
2005. 325 S., gb.
ISBN 978-3-05-004014-1
Gegenstand der Beiträge des Bandes sind literarische Raumkonzepte des europäischen Mittelalters. Das Begriffspaar "Erfahrung" und "Erfindung" stellt dabei eine entscheidende Weiche: Reale und imaginäre Welten stehen nicht, wie es scheinen könnte, im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich auf dynamische Weise. Der chronologische Aufbau des Buches orientiert sich an der Entstehungszeit der jeweiligen Quellentexte, deren zeitlicher Radius vom frühen Mittelalter bis in die Moderne reicht.
Klappentext zu „Raumerfahrung - Raumerfindung “
Gegenstand der Beiträge des Bandes sind literarische Raumkonzepte des europäischen Mittelalters. Das Begriffspaar "Erfahrung" und "Erfindung" stellt dabei eine entscheidende Weiche: Reale und imaginäre Welten stehen nicht, wie es scheinen könnte, im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich auf dynamische Weise. Der chronologische Aufbau des Buches orientiert sich an der Entstehungszeit der jeweiligen Quellentexte, deren zeitlicher Radius vom frühen Mittelalter bis in die Moderne reicht.Pressestimmen:
"Man liest die hier versammelten Aufsätze aufgrund zahlreicher überzeugender Detailbeobachtungen und gelungener Interpretationsansätze durchaus mit Gewinn - nicht zuletzt aufgrund der komparatistischen Anlage des Bandes."
Martin Baisch in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Band 130 (2008) 1
Gegenstand der Beiträge des Bandes sind literarische Raumkonzepte des europäischen Mittelalters. Das Begriffspaar "Erfahrung" und "Erfindung" stellt dabei eine entscheidende Weiche: Reale und imaginäre Welten stehen nicht, wie es scheinen könnte, im Widerspruch zueinander, sondern ergänzen sich auf dynamische Weise. Erfahrungswissen wird immer durch Lektürewissen ergänzt, und geschichtliche Fakten und fiktive Geschichten durchdringen und bedingen sich gegenseitig. Es ist auffallend, dass dieser enge Zusammenhang unabhängig von den verschiedenen literarischen Gattungen erkennbar wird und dass keine klaren Trennschärfen zwischen der eigentlichen Raumwahrnehmung und ihrer sprachlichen Darstellung zu ziehen sind. Denn einerseits spiegelt sich in den hier thematisierten (Reise-)Texten die reale geographische Begegnung von Orient und Okzident, andererseits geht es um jene erdachten Räume, die ausserhalb der historischen Welt in einem Nirgendwo angesiedelt sind. Während im Kreuzzugslied, in der Legende, im Antikenroman und Reisebericht die begriffliche Aneignung des je anderen, das heisst nicht-christlichen Raums im Vordergrund steht und die Weltsicht des Europäers auf unvermittelte Weise geschildert wird, eröffnen die rein fiktionalen Erzählungen, wie wunderbarer Reisebericht, märchenhafter Artusroman, Lais-, Ritter- oder Tristanroman, das Spektrum einer abgeschlossenen Gegenwelt, in der sich die Wirklichkeit nur indirekt offenbart: Imaginäre Konzepte von utopischen Wunsch- oder Geschlechterräumen zeigen Entwürfe idealisierter gesellschaftlicher Modelle oder reflektieren diese im Medium des Übernatürlichen. Der chronologische Aufbau des Buches orientiert sich an der Entstehungszeit der jeweiligen Quellentexte, deren zeitlicher Radius vom frühen Mittelalter bis in die Moderne reicht. Die Beiträge sind auf zwei Bereiche verteilt: In der ersten Gruppe wird das frühe und hohe Mittelalter behandelt, die zweite hat die Mittelalterrezeption in der Frühen Neuzeit, im Barock und der zeitgenössischen Moderne zum Thema. Das europäische Mittelalter ist durch ein weites Spektrum seiner Nationalliteraturen und seiner Textgenera vertreten. Sowohl die diversen Sprachräume (England, Irland, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland) als auch die verschiedenen Gattungen (Lyrik, Reisebericht, Antikenroman, Artusroman, Legende, Brief, Novelle, Romanze, Oper) spiegeln insgesamt das literarische Profil einer Epoche, die nicht als homogen, sondern als vielseitig und bis heute aktuell bezeichnet werden muss.
Lese-Probe zu „Raumerfahrung - Raumerfindung “
ORIENTierungen. Begegnungen zwischen Abendland und Morgenland im Decamerone (S. 195-196)Am Beginn von Boccaccios Decamerone steht ein Ortswechsel: Der Anlass für das Erzählen von je zehn Novellen an zehn Tagen ist die Flucht von sieben Damen und drei jungen Männern aus dem von der Pest heimgesuchten Florenz.
E ordinatamente fatta ogni cosa opportuna apparechiare, e prima mandato là dove intendevan d'andare, la seguente mattina, cioè il mercoledí, in su lo schiarir del giorno, le donne con alquante delle lor fanti e i tre giovani con tre lor famigliari, usciti della città, si misero in via.1 In einer idyllischen Naturlandschaft, die als locus amoenus dem Chaos der Stadt gegenüber gestellt wird, bildet die brigata nach selbst gegebenen Regeln eine ideale, da von persönlicher Freiheit, sittlicher Autonomie und Vernunft geprägte Gesellschaft.2 Die von Boccaccio zur Beschreibung des "Reiseziels" Pampinea in den Mund gelegten Bilder (Vögel, Meer, der o.ene Himmel) bringen nicht nur die Schönheit der Natur zum Ausdruck, sondern betonen gleichzeitig das Freiheitsgefühl.
[...] io giudicherei ottimamente fatto che noi, sí come noi siamo, sí come molti innanzi a noi hanno fatto e fanno, di questa terra uscissimo, e fuggendo come la morte i disonesti essempli degli altri, onestamente a' nostri luoghi in contado [...] ce ne andassimo a stare [...] Quivi s'odono gli uccelletti cantare, veggionvisi verdeggiare i colli e le pianure, e i campi pieni di biade non altramente ondeggiare che il mare, e d'alberi ben mille maniere, e il cielo piú; apertamente, il quale, ancora che crucciato ne sia, non perciò; le sue bellezze etterne ne nega, le quali molto piú; belle sono a riguardare che le mura vò;te della nostra città. (p. 39 sq.)
Es bleibt aber nicht bei diesem einen Ortswechsel (Flucht aus der Stadt) der zehn jungen Leute, denn ihr Aufenthalt auf dem Lande verläuft keineswegs statisch. Kürzere und längere Spaziergänge, ein Ausflug ins Valle delle Donne am sechsten, der
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Umzug in ein anderes Landhaus am siebten und ein Kirchgang am achten Tag vermitteln den Ausdruck von Bewegung, Neugier, Erkundung der Umgebung und zeugen von der Lust auf Veränderung.
Dabei fällt jedoch ins Auge, dass alle in der Rahmenerzählung genannten Orte keine Namen tragen (mit Ausnahme des "Frauentals", dessen Bezeichnung aber weniger geographische, denn poetische Qualitäten besitzt), sondern nur sehr allgemein von ihnen gesprochen wird, Maria Kopp-Kavermann z. B. "né oltre a due piccole miglia si dilungarono da essa [la città]" (p. 42), "per una vietta non troppo usata [...] prese il cammino verso l'occidente [...] senza essere andata oltre a duemila passi." (p. 178 sq.), "assai vicina di questo luogo" (p. 413), "si misero in via, né guari piú; d'un miglio furono andate" (p. 413), "per lungo spazio s'andaron diportando, e data una volta assai lunga" (p. 593), "una chiesetta lor vicina visitata" (p. 470). Diese Unkonkretheit hinsichtlich geographischer Orte steht in markantem Gegensatz zu der exakten Benennung von Schauplätzen in den einzelnen Novellen.
Der Auftakt lässt es also schon erahnen: Ortswechsel, Auf bruch und Reisen stellen ein zentrales Thema des Decamerone dar. Und tatsächlich gerät in Boccaccios Epoche einiges in Bewegung – nicht nur hinsichtlich einer ganz konkreten Reisetätigkeit. Dem Menschen des Mittelalters boten Reisen die Möglichkeit, zumindest zeitweise die alltägliche Immobilität, die Statik der Existenzbedingungen zu ü
Dabei fällt jedoch ins Auge, dass alle in der Rahmenerzählung genannten Orte keine Namen tragen (mit Ausnahme des "Frauentals", dessen Bezeichnung aber weniger geographische, denn poetische Qualitäten besitzt), sondern nur sehr allgemein von ihnen gesprochen wird, Maria Kopp-Kavermann z. B. "né oltre a due piccole miglia si dilungarono da essa [la città]" (p. 42), "per una vietta non troppo usata [...] prese il cammino verso l'occidente [...] senza essere andata oltre a duemila passi." (p. 178 sq.), "assai vicina di questo luogo" (p. 413), "si misero in via, né guari piú; d'un miglio furono andate" (p. 413), "per lungo spazio s'andaron diportando, e data una volta assai lunga" (p. 593), "una chiesetta lor vicina visitata" (p. 470). Diese Unkonkretheit hinsichtlich geographischer Orte steht in markantem Gegensatz zu der exakten Benennung von Schauplätzen in den einzelnen Novellen.
Der Auftakt lässt es also schon erahnen: Ortswechsel, Auf bruch und Reisen stellen ein zentrales Thema des Decamerone dar. Und tatsächlich gerät in Boccaccios Epoche einiges in Bewegung – nicht nur hinsichtlich einer ganz konkreten Reisetätigkeit. Dem Menschen des Mittelalters boten Reisen die Möglichkeit, zumindest zeitweise die alltägliche Immobilität, die Statik der Existenzbedingungen zu ü
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Inhaltsverzeichnis zu „Raumerfahrung - Raumerfindung “
Ernst Erich Metzner: Ein dichterisches erstes europazentriertes Weltbild nach der Völkerwanderung. Das historische und geographische Szenarium des alt- und angelsächsischen Preis- und Merkgedichts "Widsith/Weitfahrt" um die Mittelpunktgestalt König Alboins von Italien Walter Haug: Brandans Meerfahrt und das Buch der Wunder Gottes Udo Schöning: Reise und Sühne als Bewährung? Der altfranzösische Eneasroman Danielle Buschinger: Alexander im Orient Frank Estelmann: Weg ohne Rückkehr, bone jornée: Reise und Neugier im altfranzösischen Alexanderroman ( Alexandre de Paris) Fritz Peter Knapp: Pseudohistoriographische Itinerare mittelalterlicher Romanhelden Tomas Tomasek: Auf der Durchreise durch das (arthurische) Utopia Laetitia Rimpau: Der Sprung nach Avalon. Ritter, Ross und Raum bei Chrétien de Troyes und Marie de France Renate Kroll: Weibliche Weltaneignung im Mittelalter. Zur Raumerfahrung innerhalb und ausserhalb des "Frauenzimmers" Ulrich Mölk: Philologische Bemerkungen zu Gaucelm Faidits französischem Kreuzfahrerlied Doris Ruhe: Eine Geschichte von Reisen und Übersetzen. Die altfranzösische Legende von Saint Julien l´hospitalier Elke Waiblinger: Augenlust und Erkundung der Seele. Francesco Petrarca auf dem Mont Ventoux Maria Kopp Kavermann: ORIENTierungen. Begegnungen zwischen Abendland und Morgenland im Decamerone Gerhard Wild: Viajes en Turquía oder: Wie sich der Ritterroman orientalisierte Peter Ihring: Transatlantische Epik. Erzählte Geophilosophie bei Pulci, Ariost und Camões Michael Heintze: "Caballero, si a Francia ides". Melisenda am Fenster von Almanzors Palast in Sansuena Angelica Rieger: Amour de loin. Über die Geschicke eines schicksalhaften Motivs: Amin Maalouf und Jaufre Rudel Ulrich Wyss: Umberto Eco auf der Suche nach dem Gral
Bibliographische Angaben
- 2005, 325 Seiten, Masse: 17,5 x 24,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Laetitia Rimpau, Peter Ihring
- Verlag: Akademie-Verlag
- ISBN-10: 3050040149
- ISBN-13: 9783050040141
- Erscheinungsdatum: 22.06.2005
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