Quinn Band 3: Hafen der Träume
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Hafen der Träume von Nora Roberts
LESEPROBE
Phillip löste denWindsorknoten seiner Fendi-Krawatte. Es war jedes Maleine lange Fahrt von Baltimore an die Küste von Maryland, und er hatte sein CD-Gerät entsprechend programmiert, zuerst ein paarsanfte Klänge mit Stücken von Tom Petty und den Heartbreakers.
Der dichte Verkehr amDonnerstagabend war so zähflüssig wie im Radio gemeldet. De Nieselregen tatsein Übriges, ebenso die Schaulustigen, die mit gereckten Hälsen aus denSeitenfenstern spähten, um sich den Unfall auf dem Baltimore Beltway, in den drei Fahrzeuge verwickelt waren, nichtentgehen zu lassen.
Endlich befand sichPhillip auf der Route 50 nach Süden, doch selbst die wilden Beats der gutenalten Stones konnten seine Stimmung nicht heben.
Phillip hatte Arbeitmitgenommen und musste über das Wochenende irgendwie Zeit für seinen Kunden Myerstone Tire herausschinden.Die Reifenfirma verlangte ein völlig neues Werbekonzept von ihm. AngenehmeFahrt auf sicheren Reifen, dachte Phillip und trommelte auf dem Lenkrad denRhythmus von Keith Richards fetzigem Gitarrensolo mit.
War natürlich Blödsinn,dieser Spruch. Niemand würde behaupten, bei Nieselregen und im dichtenFeierabendverkehr eine angenehme Fahrt zu haben, ganz gleich, auf welchen Reifener über die Strasse rollte.
Aber Phillip musste einSlogan einfallen, der den Verbrauchern das Gefühl gab, Myerstone-Reifenmachten glücklich, sicher und sexy. Werbetexte erfinden war sein Beruf, und ergehörte zur Spitze.
Wenigstens reichte es,um bei Innovations, einer noblen und erfolgreichenWerbefirma, vier wichtige Kunden zu betreuen, sechs kleinere Projekte zuüberwachen und sich scheinbar mühelos um alles gleichzeitig zu kümmern. DieFirma erwartete von ihren Angestellten Kompetenz, Leistung und Kreativität.
Er wurde dafür bezahlt,dass er die Dinge im Griff behielt.
Wenn er allein war,geriet er manchmal ins Schwitzen.
Seit Monaten ludPhillip sich mehr auf, als er tragen konnte. Ein harter Schicksalsschlag hattegenügt, um ihn aus seiner selbstzufriedenen Existenz zu reissen, in der sichalles um das Wohlergehen von Phillip Quinn gedreht .liatte.Jetzt fragte er sich des'Ofteren, was aus seinemunbeschwerten Yuppieleben in der City geworden war.
Der Tod seines Vatersvor sechs Monaten hatte Phillips Leben völlig auf den Kopf gestellt. Ein Leben,das Ray und Stella Quinn vor siebzehn Jahren in Ordnung gebracht hatten. Diebeiden waren in das trostlose Krankenhauszimmer gekommen und hatten ihm eineChance geboten und eine Wahl. Phillip hatte gewählt, denn er war klug genuggewesen zu begreifen, dass es für ihn eigentlich keine Wahl gab.
Wieder auf der Strassezu leben lockte ihn nicht mehr, seit die Kugeln seinen Brustkorb durchsiebthatten. Zu seiner Mutter konnte er auch nicht gehen. Selbst wenn sie ihreMeinung änderte und ihm gnädig erlaubte, in die enge, schäbige Wohnungzurückzukehren - die Behörden würden ihn unter strenger Kontrolle halten', undkaum wäre er wieder auf den Beinen, hätten sie ihn bereits erneut eingebuchtet.
Phillip hatte wedervor, im Jugendknast zu landen, noch zu seiner Mutter zurückzukehren oder wiederauf der Strasse zu leben. So viel stand fest. Was er brauchte, war etwas Zeit,um einen Plan auszuarbeiten.
Im Augenblick verhalfenihm ausgezeichnete Medikamente zu dieser Ruhepause, und er hatte dieseMedikamente weder kaufen noch stehlen müssen. Allerdings war abzusehen, dassihm diese Annehmlichkeit nur für begrenzte Zeit gewährt würde.
Unter der Wirkung desBeruhigungsmittels, das wohlig durch seinen Körper floss, taxierte Phillip dieQuinns verschlagen von oben bis unten und tat sie als zwei schwachsinnigeWeltverbesserer ab. Das kam ihm gerade recht. Wenn es die beiden glücklichmachte, sich als Samariter zu betätigen und ihn aufzunehmen, bis er wiederhergestelltwar, schön für sie - und für ihn.
Die Quinns erzähltenihm, sie besässen ein Haus am Ostufer der ChesapeakeBay. Für ein Kind aus der City voi' Baltimore lagdieser Ort am Ende der Welt. Aber ein Tapetenwechsel könnte nicht schaden. DasEhepaar hatte zwei Söhne in Phillips Alter. Zwei Schwächlinge, dachte er, dievon diesen Weltverbesserern in die Welt gesetzt worden waren und mit denen erleicht fertig werden würde.
Bei ihnen gebe es festeRegeln, sagten die Quinns. Und eine gute Ausbildung sei wichtig. Das störtePhillip nicht. Er würde die Schule mit links schaffen, falls er sich entschlosshinzugehen.
Keine Drogen. Stellaskühler Ton bewirkte, dass Phillip sein Gegenüber erneut taxierte. Dann setzteer sein unschuldigstes Lächeln a und antwortete höflich: Nein, Madam. EineBezugsquelle, wenn er Stoff brauchte, würde sich finden, selbst in einemverschlafenen Drecknest an der Bucht.
Dann beugte sich Stellaüber das Bett, einen unbestechlichen Ausdruck in den Augen und ein dünnesLächeln auf den Lippen.
Du hast das Gesichteines Engels, ein Gesicht wie auf einem Renaissance-Gemälde. Trotzdem bist duein Dieb, ein Schläger und ein Lügner. Wir werden dir helfen, wenn du eswillst. Aber behandle uns nicht, als wären wir Trottel.
© HeyneVerlag
Übersetzung:Elisabeth Schulte-Randt und TraudlPerlinger
- Autor: Nora Roberts
- 2000, 399 Seiten, Masse: 11,8 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Elisabeth Schulte-Randt u. Traudl Perlinger
- Übersetzer: Elisabeth Schulte-Randt, Traudi Perlinger
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453171624
- ISBN-13: 9783453171626
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