Peter Szondi
Eine intellektuelle Biographie
Peter Szondi geniesst in der Intellektuellengeschichte der Nachkriegszeit den Status einer Legende. Er ist einer der einflussreichsten Literaturwissenschaftler dieser Jahrzehnte und hat weit darüber hinaus gewirkt. Nicht nur seine bahnbrechenden Studien,...
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Produktinformationen zu „Peter Szondi “
Klappentext zu „Peter Szondi “
Peter Szondi geniesst in der Intellektuellengeschichte der Nachkriegszeit den Status einer Legende. Er ist einer der einflussreichsten Literaturwissenschaftler dieser Jahrzehnte und hat weit darüber hinaus gewirkt. Nicht nur seine bahnbrechenden Studien, sondern auch seine Freundschaft zu Theodor W. Adorno, Gershom Scholem, Paul Celan, Jacques Derrida und anderen, seine Geschichte als Shoah-Überlebender, sein Engagement im West-Berlin der Sechzigerjahre, seine intellektuelle Verve, sein dezentes und doch charismatisches Auftreten haben dazu beigetragen. Dieses Buch unternimmt den Versuch, Leben, Werk und intellektuelle Wirkung Szondis zusammenzuführen.Ausgewählt für die Shortlist des Opus Primum - Förderpreis der VolkswagenStiftung für die beste Nachwuchspublikation des Jahres 2020
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Peter Szondi “
Die Tätigkeit des Erkennens besteht darin, sich selbst zu entwirren, so wie ein Mensch, der immerfort erwachte und immerfort versuchte, sich aus der Verklammerung seiner Glieder und aus dem Befangensein in frühere Wahrnehmungen zu befreien.Aber manche scheinen sich lieber noch mehr zu verwirren.Ein Mensch ist unendlich viel komplexer als sein Denken.Paul Valéry, WindstricheEinleitungWissenschaftsgeschichteDie Faszinationsgeschichte, die sich mit Peter Szondi verbindet, mag so viele verschiedene Gründe haben wie seine Schriften Leserinnen und Leser. Aber im Zentrum dieser Faszinationsgeschichte stehen Person und Text. Die Szondi-Forschung entspringt daher sowohl aus dem wissenschaftlichen Interesse als auch aus dem persönlichen Gedenken. Möglich ist sie von vornherein vor allem durch die in wenigen Jahren nach Szondis Tod erstellte Werkausgabe, den beiden Bänden der Schriften und der Studienausgabe der Vorlesungen in fünf Bänden. Diese von Szondis Freund Jean Bollack in Verbindung mit einigen von Szondis Studierenden hergestellte Ausgabe hat Szondis Werke kanonisiert und für den wissenschaftlichen Zugang erschlossen. Ebenso wie diese Edition trägt auch die erste Tagung, die sich Peter Szondi widmet, das Doppelmotiv, seiner zu gedenken und wissenschaftlich an ihn anzuknüpfen. Sie findet im Juni 1979 in Paris unter dem Titel L'acte critique statt. Damit zeitgleich tritt aber auch eine vom unmittelbaren persönlichen Umkreis unabhängige Forschung zutage, die sich der Frage nach einer »materialen Hermeneutik« widmet. Die an Szondi explizit oder implizit anschliessenden Arbeiten, wie diejenigen aus dem Studierendenkreis um Szondi, aber auch die vielen sich auf Szondi beziehenden Arbeiten in der Hölderlin-, Benjamin- und Celan-Forschung, in der Forschungsliteratur zur modernen Hermeneutik und zum modernen Drama, bedürfen hier keiner eingehenden Aufzählung.Anderes gilt für die Forschung, die sich Szondi als Gegenstand widmet. Schon 1987 veröffentlicht Thomas Sparr einen
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biographischen Essay zu Szondi und formuliert dabei die Leitlinie, dass angesichts der spärlichen persönlichen Zeugnisse »die Sedimente eines Lebens, über das wir kaum etwas wissen, in seinen Schriften [zu] suchen« seien. Erst mit der Veröffentlichung der Briefe Szondis 1993 nimmt eine dezidiert an der Persönlichkeitsgeschichte Szondis interessierte Forschung Fahrt auf. Dazu tragen auch weitere Veröffentlichungen wie der ebenfalls von Christoph König edierte Briefwechsel Szondis mit Paul Celan sowie der weniger umfangreiche mit Hilde Domin, herausgegeben von Andreas Isenschmid, bei. 2004/5 sorgt dann die Marbacher (und im Anschluss Berliner) Ausstellung über Peter Szondi nicht nur für ein grosses Medienecho, sondern stösst auch eine neue Reihe von Tagungen an, die sich bis heute Peter Szondi widmen (in Marbach, Berlin, Princeton, Osnabrück, Jerusalem, Veszprém). Der Marbacher Band Engführungen stellt einen ersten Schritt hin auf eine intellektuelle Biographie Szondis dar. Die Zahl der Einzelbeiträge zu Szondi ist seither rasch angewachsen; kleinere Publikationen aus dem Nachlass sind hinzugetreten. In der neueren Einführungsliteratur der Literaturwissenschaft tritt Szondi als kanonischer Autor auf. Das Institutsjubiläum des inzwischen als Peter-Szondi-Institut firmierenden Seminars für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (2015) stellt sich programmatisch unter den Titel Nach Szondi.Die Leitlinie, dass die Sedimente von Szondis Leben in seinen Schriften zu suchen seien, verliert durch die inzwischen zugänglichen persönlichen Dokumente nicht an Gültigkeit. Denn wenn auch die biographische Person so in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt, ist Szondi doch auch ein Autor, dessen Selbstreflexion in seinen Schriften stattfindet. Kurzschlüsse zwischen Autor und Text, die einen unmittelbaren Zusammenhang konstruieren, sind zwar zu vermeiden. Ebenso wenig kann aber davon ausgegangen werden, dass der Text unabhängig von seinem Autor zu lesen sei. Daher s
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Inhaltsverzeichnis zu „Peter Szondi “
Inhalt1. Einleitung 9Wissenschaftsgeschichte 9Persönlichkeitsgeschichte 152. Dialektik und Interpretation 19Ein schmales Buch und eine lange Geschichte 19Zur »Theorie des modernen Dramas« 29Adorno und zwei junge Kritiker 33Der Streit der Väter 38Prästrukturalismus? Kanonisierung und Subsumtion 473. In Zürich und im Nach-Exil 54Zürich, jene 50er Jahre 54Sils und das Nach-Exil 564. Theorie des Tragischen 65Kontinuität und Diskontinuität 65Das Schicksal und das Tragische 71Erste Wirkung und Kritik 78»Deutsch-jüdischer Tragödiendiskurs« 855. Die Hoffnung und der Pfeil 90Die (Re-)Etablierung Walter Benjamins 90Hoffnung im Vergangenen 93Der andere Pfeil 976. Parallelstellen 100»Denn die Texte geben sich als Individuen, nicht als Exemplare« 100Kritik der Parallelstellenmethode 108Parallelstellen im Kontext: Rilke - Hölderlin - Celan 110Engagement gegen die »Infamie« 116Celans »Parallelstellen«: Der Meridian 121Ein philologischer »Meridian« 1257. »Mühlen des Todes« 128Die Kontroverse mit Hans Egon Holthusen 128Zur Geschichte und Gegenwart der Metapher 136Interpretation und Selbstinterpretation 143Konsequenzen in Frankfurt 14540 Jahre danach 1528. Professor in Berlin 155Das Seminar am Kiebitzweg 155Kollegen 165Debatten um die Germanistik 175Die »Unruhe der Studenten« 1869. Jude in Deutschland und in Israel 200Das »deutsch-jüdische Gespräch« 200Jerusalem 20410. Über Celan schreiben: Hermeneutik an den Grenzen 213Celans Vermächtnis 213Eine »noch ausstehende Interpretationslehre« 215Intention auf die Sprache 220Lecture, Supplement, Verwerfung 224Anti-Lecture 23411. Ende 244Dank 250Siglen 251Literatur 253Register 276
Autoren-Porträt von Hans-Christian Riechers
Hans-Christian Riechers ist Germanist an der Universität Freiburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hans-Christian Riechers
- 2020, 281 Seiten, Masse: 14,2 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359351222X
- ISBN-13: 9783593512228
- Erscheinungsdatum: 16.01.2020
Pressezitat
»Riechers kann schreiben und hat vor allem ein Gespür für die historische Person und ihre Umgebungen. Dem Autor gelingt es vortrefflich, zu verdeutlichen, warum Szondi ein Phänomen war und eine Schlüsselfigur, um Kultur und Gesellschaft der Fünfziger- und Sechzigerjahre in der Bundesrepublik zu erhellen.« Jörg Später, Süddeutsche Zeitung, 04.06.2020»Riechers' überzeugende Lesart, Szondis Werk als Engführung von Kritischer Theorie, Hermeneutik und Strukturalismus zu verstehen, verdeutlicht gerade vor dem Hintergrund der methodenpluralistisch zerfallenden Literaturwissenschaft der siebziger Jahre dessen Bedeutung für ein erkenntniskritisches Wissenschaftsverständnis weit über die Philologie hinaus.« Annette Wolf, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.06.2020»In der 'intellektuellen Biographie' versucht Hans-Christian Riechers nun eine erklärende Verbindung herzustellen zwischen dem Menschen Peter Szondi und dessen literaturtheoretischen Texten. Das funktioniert und betont die tragische Engführung zwischen Leben und Werk.« Katrin Diehl, Jüdische Allgemeine, 26.07.2020»Riechers Szondi-Biografie [...] sei zu lesen anempfohlen, weil sie in einer eleganten Wissenschaftsprosa ungelöste Probleme des vergangenen Jahrhunderts vergegenwärtigt und so ein wertvoller Beitrag auch zu aktuellen Debatten sein kann.« Jan Kuhlbrodt, Signaturen, 31.07.2020»Riechers gut lesbare, nicht selten urteilsstarke Darstellung lohnt sich schliesslich gerade für solche Leser, die sich für Entstehung und Potentiale literaturwissenschaftlicher Werke interessieren.« Mike Rottmann, Geschichte der Philologien, 57/58 2020
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