Perry Rhodan Band 71: Das Erbe der Yulocs
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Das Erbe derYulocs vonPerry Rhodan
LESEPROBE
September 3457
Naupaum
Der Tschatro von Yaanzar trat aus der Antigravröhre und schob den
I mpulsschlüssel in die Öffnung des Tores, das ihm den Eintritt zuder nach
ihm benannten Bank verwehrte. Im Vorraum der Tschatrobank war es
ungewöhnlich kühl. Das Regierungsoberhaupt von Yaanzar empfanddiese
Temperatur als angenehm, denn den ganzen Tag über hatte eineDunstglocke
über Nopaloor gelegen, unter der die Luft sich allmählich erwärmt
hatte.
Das Tor schwang lautlos zur Seite. Der Tschatro drehte sich zuseinem
Begleiter um.
Der Mann war Eboyschan, einer von den zweihundertneunzehnTransplan-
Regulatoren, die die Regierung dieses Planeten bildeten. DerTschatro
konnte jedem Mitglied seiner Regierung die Erlaubnis erteilen, die
Tschatrobank zu betreten, aber er bezweifelte, dass einer derThansplan-
Regulatoren dies als Vorzug betrachtete.
Niemand kam gern hierher. Der Tschatro hätte dafür Verständnis. In
der Tschatrobank befanden sich ausschliesslich Ceynach-Gehirne. Eswaren
jene Gehirne, die das GOK hatte befreien können. Alle dieseGehirne
waren in gewisser Weise gefährlich.
Den Tschatro beschlich jedesmal ein eigenartiges Gefühl, wenn er
diesen grossen Raum betrat. Er glaubte zu spüren, dass ihm vondiesen
Gehirnen eine Welle abgrundtiefen Hasses entgegenschlug. In seiner
Phantasie malte er sich manchmal aus, wie sie einen Weg findenkönnten,
ihn anzugreifen und zu vernichten. Diese Gedankengänge warennatürlich
absurd, aber sie kehrten regelmässig wieder.
»Ich bin nicht sicher, ob wir Noc oder Torytrae für diese Aufgabe
einsetzen«, sagte er zu Eboyschan. »Beide garantieren den Erfolg,aber in
der Handhabung ihrer Fähigkeiten unterscheiden sie sich sehr.«
Eboyschan starrte durch die offene Tür in die Tschatrobank. AufRegalen
und Sockeln standen die Behälter mit den Ceynach-Gehirnen.
Der Tschatro machte eine einladende Geste. »Sie sind erst zumzweitenmal hier«,
stellte er fest. »Es kostet immer eine gewisse Überwindung,
diese Bank zu betreten. Vielleicht wundern Sie sich, dass ich Sieals Begleiter
gewählt habe.«
Eboyschan schüttelte den Kopf. Er war ein kleiner Yaanztroner mit
einem etwas länglich geformten Schädel. Er machte stets einenangespannten
Eindruck.
Eboyschan gehörte zu den jüngeren Regierungsmitgliedern und hatte
noch keine Gehirntransplantation hinter sich. Er hatte sich in denletzten
Jahren vor allem durch die Bewältigung sozialer Aufgabenhervorgetan.
In den vergangenen Monaten jedoch hatte seine geradezu unheimliche
Erfolgsserie einen Stillstand erfahren.
Eboyschan beschäftigte sich mit der zunehmenden Kriminalität auf
Yaanzar. Er arbeitete an einem Plan, wie man die Tätigkeit derOrgandiebe
eindämmen konnte, ohne die offiziellen Polizeiorgane häufiger und
härter einsetzen zu müssen. Zu diesem Zweck beschäftigte Eboyschan
sich in seiner Freizeit mit Massenpsychologie undGruppenverhalten. Der
Transplan-Regulator glaubte, dass zwischen derBevölkerungsexplosion
auf Yaanzar und allen anderen zivilisierten Welten von Naupaum ein
unmittelbarer Zusammenhang bestand.
»Sie arbeiten viel«, sagte der Tschatro anerkennend. »Ich habe Sie
beobachtet. Sie tun es weder aus Machtbesessenheit noch ausEhrgeiz. Sie
haben wirkliches Interesse an den Problemen, mit denen Sie sichauseinandersetzen.«
»Ich weiss nicht, ob ich dieses Lob verdient habe«, gab Eboyschanbescheiden
zurück.
»Ich nehme an, dass Sie sich für jeden Aspekt der Kriminalitätinteressieren
«, fuhr der Regierungschef fort. »Es sieht so aus, als könnten Sie
jetzt die Aufklärung eines Ceynach Verbrechens beobachten.«
Sie standen noch immer im Eingang zur Tschatrobank, beide einig in
ihrem Zögern, diesen unheimlichen Raum zu betreten.
Der Tschatro war es schliesslich, der diesen Bann brach. »Kommen
Sie! « forderte er seinen Begleiter auf. »Wir wollen keine Zeitverlieren.«
Sie bewegten sich zwischen den Regalen und Sockeln bis zumHintergrund
des Raumes, wo sich eine zweite Tür befand.
»Handeln wir nicht nur aufgrund einer Vermutung?« gab Eboyschan zu
bedenken. »Ich bin vielleicht zu konservativ, aber ich meine, dasswir den
Jäger nur wecken sollten, wenn ein besonderer Anlass dazu besteht.«
Der Tschatro konnte ein Lächeln kaum unterdrücken. Er hattegewusst,
dass dieser Einwand kommen würde. Manchmal langweilten ihn seine
Mitarbeiter, auch wenn sie klug und fleissig waren wie Eboyschan,denn
sie waren zu leicht zu durchschauen. (...)
© Moewig Verlag
- 2000, 1. Auflage, 432 Seiten, Masse: 13,3 x 19,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: William Voltz
- Verlag: Moewig - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
- ISBN-10: 3811820958
- ISBN-13: 9783811820951
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