Paranormalität
Warum wir Dinge sehen, die es nicht gibt. Interaktives Buch mit QR-Tags zur Verwendung von Zusatzmaterial mit dem Smartphone
Warum wir Dinge sehen, die es nicht gibt. Unterhaltsam entlarvt Prof. Wiseman paranormale Phänomene als Sinnestäuschung. Aufbauend auf Forschungen zu Telepathie und Co. vermittelt Wiseman faszinierende Erkenntnisse zur Funktion unseres Gehirns: So...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Paranormalität “
Warum wir Dinge sehen, die es nicht gibt. Unterhaltsam entlarvt Prof. Wiseman paranormale Phänomene als Sinnestäuschung. Aufbauend auf Forschungen zu Telepathie und Co. vermittelt Wiseman faszinierende Erkenntnisse zur Funktion unseres Gehirns: So entfesseln Sie die Macht des Unbewussten und kontrollieren Ihre Träume!
Klappentext zu „Paranormalität “
An einer Sache lässt Professor Richard Wiseman keinen Zweifel: Paranormale Phänomene gibt es nicht. Aber genauso wie die Raumfahrt zu einer Technologie führt, die das Alltagsleben verwandelt, liefert die Erforschung von Telepathie, Wahrsagerei und ausserkörperlichen Erlebnissen bemerkenswerte Einblicke in Gehirn, Verhalten und Überzeugungen der Menschen.In seinem Buch »Paranormalität« untersucht der Bestseller-Autor nun mit gewohnt britischem Humor die neue Wissenschaft vom Übernatürlichen. Er nimmt die Leser mit auf eine wilde Geisterjagd und zeigt u.a., wie man Träume steuert, aus seinem Körper heraustritt, fremde Personen davon überzeugt, dass man alles über sie weiss, eine Gehirnwäsche vermeidet und mit nichtexistenten Geistern verkehrt. Werfen Sie also Ihre Kristallkugeln weg, entledigen Sie sich Ihrer Glücksbringer und bestellen Sie die Zeitschrift »Wöchentliche Wiedergeburt« ab. Es ist an der Zeit, die wahren Geheimnisse des Paranormalen zu entdecken.
Lese-Probe zu „Paranormalität “
Paranormalität von Richard WisemanEinleitung
In welcher wir erfahren, was geschah, als ein vermeintlich parapsychologisch begabter Hund getestet wurde, und unsere Reise in eine Welt antreten, in der alles möglich zu sein scheint und nichts genauso ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Als ich tief in Jaytees Augen blickte, gingen mir mehrere Gedanken durch den Kopf. Hatte dieser niedliche, kleine Terrier wirklich eine parapsychologische Begabung? Wenn nicht, wie konnte er dann in der ganzen Welt Schlagzeilen machen? Und wenn er die Zukunft vorhersagen konnte, wusste er dann schon, ob unser Experiment erfolgreich ausgehen würde? Gerade in diesem Augenblick hüstelte Jaytee leicht, lehnte sich nach vorn und erbrach sich auf meine Schuhe.
Meine Mußestunden mit Jaytee fanden vor etwa zehn Jahren statt. Ich war Anfang dreißig und führte ein Experiment durch, um herauszufinden, ob dieser vermeintlich parapsychologisch begabte Terrier wirklich vorhersehen konnte, wann seine Besitzer heimkehren würden. Zu dieser Zeit hatte ich schon über zehn Jahre mit der Erforschung einer Vielzahl vermeintlich paranormaler Phänomene hinter mir und schlaflose Nächte in vermeintlichen Spukhäusern verbracht, Medien und parapsychologisch begabte Personen getestet und Laborexperimente über Telepathie durchgeführt.
Diese Faszination für das Unmögliche begann, als ich acht Jahre alt war und meinen ersten Zaubertrick sah. Mein Großvater ließ mich meine Initialen in eine Münze einritzen, brachte die Münze zum Verschwinden und zeigte mir dann, dass sie auf magische Weise in eine versiegelte Kiste gelangt war. Einige Wochen später erklärte er das Geheimnis des vermeintlichen Wunders, und ich hatte angebissen. Die nächsten paar Jahre fand ich alles über die dunklen Künste der Zauberei und der Täuschung heraus, was ich
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nur konnte. Ich suchte in antiquarischen Buchläden nach obskuren Werken über Taschenspielertricks, trat einem örtlichen Zauberklub bei und gab Vorführungen für Freunde und meine Familie. Als Teenager hatte ich schon ein paar hundert Shows hinter mir und war zu einem der jüngsten Mitglieder des angesehenen Magic Circle geworden.
Um ein Publikum erfolgreich zu täuschen, muss ein Zauberer Ihr Denken und Verhalten verstehen. Genauer gesagt, er muss verstehen, wie er Sie zu einer Fehlwahrnehmung dessen veranlassen kann, was nur Zentimeter von Ihrer Nase entfernt geschieht, wie er Sie daran hindert, über bestimmte Lösungen für Tricks nachzudenken, und Sie dazu überredet, sich an das, was genau vor Ihren Augen passiert, falsch zu erinnern. Nachdem ich über mehrere Jahre hinweg zweimal am Abend Menschen getäuscht hatte, verspürte ich eine Faszination für diese Aspekte menschlichen Verhaltens und beschloss daher, mich für ein Psychologiediplom am Londoner University College einzuschreiben.
Wie die meisten Zauberer hegte ich tiefe Zweifel an der Existenz paranormaler Phänomene und hatte sie in einer geistigen Schublade untergebracht mit der Bezeichnung »unwahr, macht aber Spaß, auf Partys darüber zu sprechen«. Als ich mich dann gerade dem Ende meines ersten Studienjahres der Psychologie näherte, wurde alles durch ein Zufallsereignis verändert. Eines Tages schaltete ich zufällig den Fernseher in meiner Studentenbude ein und erhaschte den Schluss einer Sendung über Wissenschaft und das Übernatürliche. Eine junge Psychologin namens Sue Blackmore erschien auf dem Bildschirm und erklärte, dass sie ebenfalls fasziniert war von Dingen, die angeblich nachts herumpoltern. Dann sagte sie etwas, das einen enormen Einfluss auf meine Laufbahn hatte. Anstatt zu untersuchen, ob solche Phänomene echt seien, erklärte sie, dass sie es für lohnender halte zu erforschen, warum Menschen diese sonderbaren Empfindungen erlebten. Warum glaubten Mütter, dass sie mit ihren Kindern telepathisch kommunizierten? Warum glaubten Menschen, dass sie einen Geist gesehen hätten? Warum waren sich manche Menschen so sicher, dass ihr Schicksal in den Sternen geschrieben stehe? Plötzlich fiel der Groschen. Zuvor hatte ich nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, irgendwelche Forschungen zu paranormalen Phänomenen durchzuführen. Warum sollte ich schließlich meine Zeit damit verschwenden, die mögliche Existenz von Dingen zu untersuchen, die es wahrscheinlich gar nicht gab? Sues Kommentare ließen mich jedoch Klarheit darüber gewinnen, dass eine solche Arbeit lohnenswert sein könnte, wenn ich mich von der Existenz der Phänomene wegbewegte und mich stattdessen auf die tiefgründige und faszinierende Psychologie konzentrierte, die hinter den Überzeugungen und Erlebnissen der Leute steckte.
Als ich mich eingehender mit diesen Dingen befasste, entdeckte ich, dass Sue nicht die einzige Forscherin war, die diesen Ansatz gegenüber dem Paranormalen verfolgte. Tatsächlich widmete im Laufe der ganzen Geschichte eine Handvoll Forscher ihr Leben der Entdeckung dessen, was vermeintlich paranormale Phänomene über unser Verhalten, unsere Überzeugungen und unser Gehirn aussagen. Indem sie es wagten, einen Abstecher ins Übernatürliche zu unternehmen, haben diese Pionierarbeit leistenden Einzelgänger einige der sonderbarsten Untersuchungen durchgeführt, die je gemacht wurden, unter anderem das Ablösen des Kopfes des weltbesten Gedankenlesers, das Eindringen in verschiedene Kulte, den Versuch, die Seelen der Sterbenden zu wiegen, und die Prüfung eines sprechenden Mungos. Ebenso wie der geheimnisvolle Zauberer von Oz sich als Mann erwies, der hinter einem Vorhang Knöpfe drückte und an Hebeln zog, ergab ihre Arbeit überraschende und wichtige Einblicke in die Psychologie des Alltagslebens und in die menschliche Psyche.
Meine Untersuchung des angeblich parapsychologisch begabten Terriers Jaytee ist ein gutes Beispiel für diesen Ansatz.
Bevor er zu dem äußerst erfolgreichen Selbsthilfeguru von heute wurde, veranstaltete Paul McKenna eine Fernsehreihe über das Paranormale. Ich wurde als einer der ortsansässigen Wissenschaftler zu der Show eingeladen und tat meine Meinung zu einer ganzen Bandbreite von bemerkenswerten Vorführungen, Experimenten und Ereignissen kund. Diese waren sehr vielfältig. In der einen Woche erschien ein Mann, der Funken aus seinen Fingerspitzen sprühen ließ, während ein anderes Mal Paul Millionen von Zuschauern aufforderte, die staatliche Lotterie durch ihren Geist zu beeinflussen, indem sie sich während der Ziehung auf sieben bestimmte Zahlen konzentrierten (drei davon wurden gezogen).
Eine Episode hatte mit einem besonders interessanten Film über einen Terrier namens Jaytee zu tun. Dem Film zufolge besaß Jaytee die frappierende Fähigkeit vorherzusagen, wann seine Besitzerin, Pam, nach Hause kam. Pam wohnte bei ihren Eltern, und diese hatten bemerkt, dass Jaytee zuverlässig die Rückkehr ihrer Tochter dadurch signalisierte, dass er sich ans Fenster setzte. Eine britische Zeitung hatte einen Artikel über Jaytees erstaunliche Fähigkeit veröffentlicht, und eine österreichische Fernsehgesellschaft hatte ein erstes Experiment mit ihm durchgeführt. Der Test wurde in Paul McKennas Programm gezeigt und bestand darin, dass ein Filmteam Pam auf ihrem Weg durch das Zentrum ihrer Heimatstadt folgte, während ein zweites Team Jaytee kontinuierlich im Haus ihrer Eltern filmte. Als Pam sich entschloss, nach Hause zurückzukehren, ging Jaytee zum Fenster und blieb dort, bis seine Besitzerin kam. Pam, Jaytee und ich waren alle bei der Show dabei und plauderten über den Film. Ich sagte, dass ich das sehr merkwürdig fände, und Pam forderte mich freundlich auf, eine förmlichere Überprüfung ihres anscheinend parapsychologisch begabten Hundes vorzunehmen.
Einige Monate später fuhren mein Forschungsassistent Matthew Smith und ich nach Ramsbottom in Nordostengland, um Jaytee zu testen. Wir trafen uns, und alles schien gutzugehen. Pam war sehr freundlich, Matthew und ich mochten Jaytee, und Jaytee schien uns zu mögen.
Beim ersten Test fuhren Matthew und Pam zu einem Wirtshaus, das etwa zwölf Kilometer entfernt war, und als sie dort eintrafen, wählten sie mit einem Zufallszahlengenerator eine Zeit für die Rückkehr aus - 9 Uhr abends. Unterdessen filmte ich ständig Jaytees Lieblingsfenster, damit wir eine vollständige Aufzeichnung seines Verhaltens an diesem Ort hätten. Als Pam und Mat vom Wirtshaus zurückkehrten, spulten wir den Film zurück und beobachteten gespannt Jaytees Verhalten. Interessanterweise war der Terrier zur ausgelosten Zeit am Fenster. So weit, so gut. Als wir uns jedoch den restlichen Film ansahen, begannen Jaytees scheinbare Fähigkeiten, sich aufzulösen. Es stellte sich heraus, dass er so etwas wie ein Liebhaber dieses Fensters war und es im Verlauf des Experiments dreizehn Mal aufsuchte. Es schien, dass die Zeit, die er am Fenster verbrachte, nicht das eindeutige Signal war, das der Ausschnitt aus dem österreichischen Fernsehen nahelegte. Pam erklärte, dass der Sommer vielleicht die falsche Jahreszeit für das Experiment war wegen der vielen Ablenkungen, wie etwa die läufige Hündin aus der Nachbarschaft oder das Kommen des Fischhändlers.
Im Dezember kehrten wir nach Ramsbottom zurück und führten zwei weitere Versuche durch. In der ersten Sitzung ging Jaytee viermal zum Fenster, und eines dieser vier Male fand etwa zehn Minuten vor dem Zeitpunkt statt, als Matthew und Pam ihre Rückkehr antraten. Knapp vorbei ist auch daneben. Beim letzten Versuch ging Jaytee achtmal zum Fenster. Bei einem Mal machten sich Matthew und Pam genau zu diesem Zeitpunkt auf den Heimweg, aber Jaytee blieb dort nur ein paar Sekunden, bevor er in den Garten rannte und sich auf meine Schuhe erbrach. Alles in allem sind das nicht gerade überwältigende Belege für Tiermagie.1 Die interessante Frage ist jedoch nicht, ob Tiere wirklich parapsychologisch begabt sind, sondern vielmehr, warum Menschen zu der Überzeugung gelangen könnten, dass sie eine parapsychologische Verbindung mit ihrem Haustier haben. Die Antwort darauf sagt uns eine Menge darüber, wie wir die Welt denken.
Filmmaterial zum Test von Jaytee
www.richardwiseman.com/ paranormality/ Jaytee.html
1967 führten das Psychologenehepaar Loren und Jean Chapman von der University of Wisconsin ein heute als klassisch geltendes Experiment durch.2 In der Untersuchung wurde eine Form von psychiatrischer Begutachtung verwendet, die in den 1960er Jahren beliebt war und »Draw-a-Person-Test« genannt wurde. Den damaligen Klinikern zufolge war es möglich, die verschiedensten Probleme anhand der von einem Patienten angefertigten Zeichnung einer typischen Person festzustellen, wie z. B. Paranoia, unterdrückte Sexualität und Depression. Die Chapmans waren sich jedoch nicht so sicher, dass der Test einer genaueren Überprüfung standhielte. Schließlich schienen viele der angeblichen Zusammenhänge, wie z. B. dass paranoide Personen Zeichnungen mit großen Augen machten, überraschend gut zu den Stereotypen zu passen, die die Öffentlichkeit im Kopf herumträgt. Deshalb stellten sich die Chapmans die Frage, ob die angeblichen Muster nicht vielmehr im Geist der Kliniker existierten. Um ihre Vermutung zu prüfen, wurden einer Gruppe von Studenten Zeichnungen von Menschen gezeigt, die von psychiatrischen Patienten angefertigt worden waren, und zwar zusammen mit einer kurzen Beschreibung ihrer Symptome, wie z. B. »Er ist argwöhnisch«, »Er macht sich Sorgen darüber, nicht männlich genug zu sein«, »Er macht sich Sorgen über sexuelle Impotenz«. Nachdem sie die Paarungen von Bildern und Beschreibungen durchgesehen hatten, wurden die Versuchspersonen gefragt, ob sie irgendwelche Muster in den Daten bemerkt hätten. Interessanterweise berichteten die Versuchspersonen über dieselben Arten von Mustern, die die professionellen Kliniker seit Jahren verwendeten. Sie dachten beispielsweise, dass paranoide Menschen atypische Augen zeichnen, dass diejenigen, die Probleme im Zusammenhang mit ihrer Männlichkeit haben, Figuren mit breiten Schultern darstellten und dass kleine Geschlechtsorgane auf Dinge hinwiesen, die mit Impotenz zu tun haben.
Dabei gab es nur ein kleines Problem. Die Chapmans hatten die Zeichnungen und die Symptome durch Zufallsauswahl miteinander gepaart. Es gab also keine wirklichen Muster in den Daten. Die Versuchspersonen hatten das Unsichtbare gesehen. Die Arbeit der Chapmans brachte den »Draw-a-Person-Test« völlig in Misskredit und offenbarte darüber hinaus einen wichtigen Einblick in die menschliche Psyche. Unsere Überzeugungen sitzen nicht passiv in unserem Gehirn, um darauf zu warten, durch einlaufende Informationen bestätigt oder widerlegt zu werden. Stattdessen spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Formung unserer Weltsicht. Das gilt besonders, wenn wir es mit Koinzidenzen zu tun haben. Wir haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit auf gemeinsam auftretende Ereignisse zu lenken, vor allem dann, wenn sie unsere Überzeugungen stützen. Im Experiment der Chapmans glaubten die Versuchspersonen bereits, dass paranoide Menschen Zeichnungen mit großen Augen machen würden, und bemerkten daher Fälle, in denen die Zeichnung einer paranoiden Person tatsächlich große Augen hatte, und spielten die von paranoiden Personen angefertigten Bilder herunter, auf denen die Figuren völlig normale Augen hatten.
Dasselbe Prinzip gilt für Dinge, die mit dem Paranormalen zu tun haben. Wir möchten alle glauben, dass wir ein unerschlossenes parapsychologisches Potential haben, und geraten in Aufregung, wenn wir an einen Freund denken, das Telefon klingelt und seine Stimme am anderen Ende der Leitung ertönt. Dabei vergessen wir alle diejenigen Male, als wir an diesen Freund dachten, das Telefon klingelte und ein Telefonverkäufer am anderen Ende war. Oder alle die Male, die Sie nicht an den Freund gedacht haben und er unerwartet anrief. Ebenso, wenn wir einen Traum haben, der die Ereignisse des folgenden Tages widerspiegelt, sind wir schnell dabei, eine prophetische Begabung zu behaupten. Aber dabei lassen wir alle jene Male außer Acht, als unsere Träume sich nicht bewahrheiteten. Dasselbe gilt für Tiermagie. Wenn wir glauben, dass die Besitzer eine parapsychologische Verbindung mit ihren Haustieren haben, achten wir darauf, wann ein Tier die Heimkehr seines Besitzers vorherzusagen scheint, und vergessen jene Male, als das Tier eine Vorhersage machte, aber falschlag, oder eine Heimkehr nicht vorhersehen konnte.
Wichtiger noch ist vielleicht die Tatsache, dass derselbe Mechanismus uns bei der Gesundheit in die Irre führt. Mitte der 1990er Jahre beschlossen die Forscher Donald Redelmeier und Amos Tversky, die mögliche Verbindung zwischen arthritischem Schmerz und dem Wetter zu erforschen.3 Seit Tausenden von Jahren waren Menschen davon überzeugt, dass ihre Arthritis bei bestimmten Änderungen der Temperatur, des Luftdrucks und der Feuchtigkeit aufflammte. Um herauszufinden, ob das auch tatsächlich der Fall war, ließen Redelmeier und Tversky eine Gruppe von Leuten, die an rheumatischer Arthritis litten, die Stärke ihrer Schmerzen ein Jahr lang zweimal im Monat einschätzen. Das Forscherteam holte dann detaillierte Informationen über die örtliche Temperatur, den Luftdruck und die Feuchtigkeit ein. Alle Patienten waren davon überzeugt, dass es eine Beziehung zwischen dem Wetter und ihren Schmerzen gab. Die Daten zeigten jedoch, dass ihr Gesundheitszustand keinerlei Beziehung zu den Wetterverhältnissen aufwies. Sie hatten sich wiederum auf die Male konzentriert, als starke Schmerzen mit besonders schlechten Wetterbedingungen verbunden waren, diejenigen Male jedoch vergessen, als das nicht der Fall war, und hatten irrtümlich den Schluss gezogen, dass beides miteinander verbunden sei.
Ebenso könnten wir von jemandem hören, der auf wundersame Weise nach einem Gebet geheilt wurde, aber diejenigen vergessen, die ohne Gebet geheilt wurden, oder die beteten, aber nicht geheilt wurden, und fälschlicherweise schließen, dass Gebete Erfolg haben. Oder wir könnten von jemandem lesen, der von Krebs geheilt wurde, nachdem er eine Menge Orangen gegessen hatte, und diejenigen vergessen, die ohne Orangen kuriert wurden, oder Orangen aßen, aber nicht kuriert wurden, und am Ende glauben, dass Orangen zur Heilung von Krebs beitragen.
Der Effekt kann sogar eine Rolle bei der Begünstigung von Rassismus spielen, wenn Menschen Bilder von Angehörigen ethnischer Minderheiten sehen, die an Gewaltakten beteiligt sind, und sowohl die gesetzestreuen Mitglieder von Minderheiten als auch gewalttätige Personen vergessen, die keiner Minderheit angehören, und dann schließen, dass die Angehörigen von Minderheiten besonders häufig Verbrechen begehen.
Meine Untersuchung von Jaytee begann mit der Erforschung eines vermeintlich parapsychologisch begabten Hundes und offenbarte schließlich eine Menge über eine unserer grundlegendsten Fehlwahrnehmungen der Welt. Das illustriert, warum ich die Wissenschaft des Übernatürlichen so faszinierend finde. Mit jeder solchen Erkundung begibt man sich auf eine Reise ins Unbekannte, wobei man keine Vorstellung davon hat, wem man begegnen oder was man finden wird.
Wir sind im Begriff, eine Expedition in die Tiefe dieser bislang verborgenen Welt der Wissenschaft des Übernatürlichen zu unternehmen. In einer Reihe phantastischer Geschichten werden wir einem bunten Ensemble von Charakteren begegnen, mit erfahrenen Illusionisten hinter die Kulissen schauen, charismatische Kultführer in Aktion beobachten und an verblüffenden Séancen teilnehmen. Jedes Abenteuer wird einzigartige und überraschende Einblicke in die verborgene Psychologie hinter Ihrem Alltagsleben offenbaren, unter anderem wie Sie sich so entwickelt haben, dass Sie Dinge fürchten, die nachts poltern, wie Ihr Unbewusstes weit leistungsfähiger ist, als man zuvor meinte, und wie Ihr Geist von anderen gesteuert werden kann. Die Reise wird weit mehr als eine passive Besichtigung von Sehenswürdigkeiten sein. Unterwegs werden Sie aufgefordert werden, Ihre Ärmel hochzukrempeln und an mehreren Experimenten teilzunehmen. Jeder dieser Tests bietet eine Gelegenheit, die geheimnisvollere Seite Ihrer Psyche zu erkunden, indem Sie beispielsweise ermuntert werden, die Kraft Ihrer Intuition zu messen, einzuschätzen, wie beeinflussbar Sie sind, und herauszufinden, ob Sie ein geborener Lügner sind.
Der Augenblick der Abreise steht unmittelbar bevor. Machen Sie sich bereit, in eine Welt einzutreten, in der alles möglich erscheint und doch nichts jemals so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Eine Welt, in der die Wahrheit tatsächlich sonderbarer ist als manche erfundene Geschichte. Eine Welt, die mir das Vergnügen bereitete, sie in den letzten zwanzig Jahren mein Zuhause zu nennen.
Nun schnell, ein Gewitter zieht sich zusammen, und wir sind im Begriff, unsere Reise in eine Welt anzutreten, die weit wundersamer ist als Oz ...
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Um ein Publikum erfolgreich zu täuschen, muss ein Zauberer Ihr Denken und Verhalten verstehen. Genauer gesagt, er muss verstehen, wie er Sie zu einer Fehlwahrnehmung dessen veranlassen kann, was nur Zentimeter von Ihrer Nase entfernt geschieht, wie er Sie daran hindert, über bestimmte Lösungen für Tricks nachzudenken, und Sie dazu überredet, sich an das, was genau vor Ihren Augen passiert, falsch zu erinnern. Nachdem ich über mehrere Jahre hinweg zweimal am Abend Menschen getäuscht hatte, verspürte ich eine Faszination für diese Aspekte menschlichen Verhaltens und beschloss daher, mich für ein Psychologiediplom am Londoner University College einzuschreiben.
Wie die meisten Zauberer hegte ich tiefe Zweifel an der Existenz paranormaler Phänomene und hatte sie in einer geistigen Schublade untergebracht mit der Bezeichnung »unwahr, macht aber Spaß, auf Partys darüber zu sprechen«. Als ich mich dann gerade dem Ende meines ersten Studienjahres der Psychologie näherte, wurde alles durch ein Zufallsereignis verändert. Eines Tages schaltete ich zufällig den Fernseher in meiner Studentenbude ein und erhaschte den Schluss einer Sendung über Wissenschaft und das Übernatürliche. Eine junge Psychologin namens Sue Blackmore erschien auf dem Bildschirm und erklärte, dass sie ebenfalls fasziniert war von Dingen, die angeblich nachts herumpoltern. Dann sagte sie etwas, das einen enormen Einfluss auf meine Laufbahn hatte. Anstatt zu untersuchen, ob solche Phänomene echt seien, erklärte sie, dass sie es für lohnender halte zu erforschen, warum Menschen diese sonderbaren Empfindungen erlebten. Warum glaubten Mütter, dass sie mit ihren Kindern telepathisch kommunizierten? Warum glaubten Menschen, dass sie einen Geist gesehen hätten? Warum waren sich manche Menschen so sicher, dass ihr Schicksal in den Sternen geschrieben stehe? Plötzlich fiel der Groschen. Zuvor hatte ich nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, irgendwelche Forschungen zu paranormalen Phänomenen durchzuführen. Warum sollte ich schließlich meine Zeit damit verschwenden, die mögliche Existenz von Dingen zu untersuchen, die es wahrscheinlich gar nicht gab? Sues Kommentare ließen mich jedoch Klarheit darüber gewinnen, dass eine solche Arbeit lohnenswert sein könnte, wenn ich mich von der Existenz der Phänomene wegbewegte und mich stattdessen auf die tiefgründige und faszinierende Psychologie konzentrierte, die hinter den Überzeugungen und Erlebnissen der Leute steckte.
Als ich mich eingehender mit diesen Dingen befasste, entdeckte ich, dass Sue nicht die einzige Forscherin war, die diesen Ansatz gegenüber dem Paranormalen verfolgte. Tatsächlich widmete im Laufe der ganzen Geschichte eine Handvoll Forscher ihr Leben der Entdeckung dessen, was vermeintlich paranormale Phänomene über unser Verhalten, unsere Überzeugungen und unser Gehirn aussagen. Indem sie es wagten, einen Abstecher ins Übernatürliche zu unternehmen, haben diese Pionierarbeit leistenden Einzelgänger einige der sonderbarsten Untersuchungen durchgeführt, die je gemacht wurden, unter anderem das Ablösen des Kopfes des weltbesten Gedankenlesers, das Eindringen in verschiedene Kulte, den Versuch, die Seelen der Sterbenden zu wiegen, und die Prüfung eines sprechenden Mungos. Ebenso wie der geheimnisvolle Zauberer von Oz sich als Mann erwies, der hinter einem Vorhang Knöpfe drückte und an Hebeln zog, ergab ihre Arbeit überraschende und wichtige Einblicke in die Psychologie des Alltagslebens und in die menschliche Psyche.
Meine Untersuchung des angeblich parapsychologisch begabten Terriers Jaytee ist ein gutes Beispiel für diesen Ansatz.
Bevor er zu dem äußerst erfolgreichen Selbsthilfeguru von heute wurde, veranstaltete Paul McKenna eine Fernsehreihe über das Paranormale. Ich wurde als einer der ortsansässigen Wissenschaftler zu der Show eingeladen und tat meine Meinung zu einer ganzen Bandbreite von bemerkenswerten Vorführungen, Experimenten und Ereignissen kund. Diese waren sehr vielfältig. In der einen Woche erschien ein Mann, der Funken aus seinen Fingerspitzen sprühen ließ, während ein anderes Mal Paul Millionen von Zuschauern aufforderte, die staatliche Lotterie durch ihren Geist zu beeinflussen, indem sie sich während der Ziehung auf sieben bestimmte Zahlen konzentrierten (drei davon wurden gezogen).
Eine Episode hatte mit einem besonders interessanten Film über einen Terrier namens Jaytee zu tun. Dem Film zufolge besaß Jaytee die frappierende Fähigkeit vorherzusagen, wann seine Besitzerin, Pam, nach Hause kam. Pam wohnte bei ihren Eltern, und diese hatten bemerkt, dass Jaytee zuverlässig die Rückkehr ihrer Tochter dadurch signalisierte, dass er sich ans Fenster setzte. Eine britische Zeitung hatte einen Artikel über Jaytees erstaunliche Fähigkeit veröffentlicht, und eine österreichische Fernsehgesellschaft hatte ein erstes Experiment mit ihm durchgeführt. Der Test wurde in Paul McKennas Programm gezeigt und bestand darin, dass ein Filmteam Pam auf ihrem Weg durch das Zentrum ihrer Heimatstadt folgte, während ein zweites Team Jaytee kontinuierlich im Haus ihrer Eltern filmte. Als Pam sich entschloss, nach Hause zurückzukehren, ging Jaytee zum Fenster und blieb dort, bis seine Besitzerin kam. Pam, Jaytee und ich waren alle bei der Show dabei und plauderten über den Film. Ich sagte, dass ich das sehr merkwürdig fände, und Pam forderte mich freundlich auf, eine förmlichere Überprüfung ihres anscheinend parapsychologisch begabten Hundes vorzunehmen.
Einige Monate später fuhren mein Forschungsassistent Matthew Smith und ich nach Ramsbottom in Nordostengland, um Jaytee zu testen. Wir trafen uns, und alles schien gutzugehen. Pam war sehr freundlich, Matthew und ich mochten Jaytee, und Jaytee schien uns zu mögen.
Beim ersten Test fuhren Matthew und Pam zu einem Wirtshaus, das etwa zwölf Kilometer entfernt war, und als sie dort eintrafen, wählten sie mit einem Zufallszahlengenerator eine Zeit für die Rückkehr aus - 9 Uhr abends. Unterdessen filmte ich ständig Jaytees Lieblingsfenster, damit wir eine vollständige Aufzeichnung seines Verhaltens an diesem Ort hätten. Als Pam und Mat vom Wirtshaus zurückkehrten, spulten wir den Film zurück und beobachteten gespannt Jaytees Verhalten. Interessanterweise war der Terrier zur ausgelosten Zeit am Fenster. So weit, so gut. Als wir uns jedoch den restlichen Film ansahen, begannen Jaytees scheinbare Fähigkeiten, sich aufzulösen. Es stellte sich heraus, dass er so etwas wie ein Liebhaber dieses Fensters war und es im Verlauf des Experiments dreizehn Mal aufsuchte. Es schien, dass die Zeit, die er am Fenster verbrachte, nicht das eindeutige Signal war, das der Ausschnitt aus dem österreichischen Fernsehen nahelegte. Pam erklärte, dass der Sommer vielleicht die falsche Jahreszeit für das Experiment war wegen der vielen Ablenkungen, wie etwa die läufige Hündin aus der Nachbarschaft oder das Kommen des Fischhändlers.
Im Dezember kehrten wir nach Ramsbottom zurück und führten zwei weitere Versuche durch. In der ersten Sitzung ging Jaytee viermal zum Fenster, und eines dieser vier Male fand etwa zehn Minuten vor dem Zeitpunkt statt, als Matthew und Pam ihre Rückkehr antraten. Knapp vorbei ist auch daneben. Beim letzten Versuch ging Jaytee achtmal zum Fenster. Bei einem Mal machten sich Matthew und Pam genau zu diesem Zeitpunkt auf den Heimweg, aber Jaytee blieb dort nur ein paar Sekunden, bevor er in den Garten rannte und sich auf meine Schuhe erbrach. Alles in allem sind das nicht gerade überwältigende Belege für Tiermagie.1 Die interessante Frage ist jedoch nicht, ob Tiere wirklich parapsychologisch begabt sind, sondern vielmehr, warum Menschen zu der Überzeugung gelangen könnten, dass sie eine parapsychologische Verbindung mit ihrem Haustier haben. Die Antwort darauf sagt uns eine Menge darüber, wie wir die Welt denken.
Filmmaterial zum Test von Jaytee
www.richardwiseman.com/ paranormality/ Jaytee.html
1967 führten das Psychologenehepaar Loren und Jean Chapman von der University of Wisconsin ein heute als klassisch geltendes Experiment durch.2 In der Untersuchung wurde eine Form von psychiatrischer Begutachtung verwendet, die in den 1960er Jahren beliebt war und »Draw-a-Person-Test« genannt wurde. Den damaligen Klinikern zufolge war es möglich, die verschiedensten Probleme anhand der von einem Patienten angefertigten Zeichnung einer typischen Person festzustellen, wie z. B. Paranoia, unterdrückte Sexualität und Depression. Die Chapmans waren sich jedoch nicht so sicher, dass der Test einer genaueren Überprüfung standhielte. Schließlich schienen viele der angeblichen Zusammenhänge, wie z. B. dass paranoide Personen Zeichnungen mit großen Augen machten, überraschend gut zu den Stereotypen zu passen, die die Öffentlichkeit im Kopf herumträgt. Deshalb stellten sich die Chapmans die Frage, ob die angeblichen Muster nicht vielmehr im Geist der Kliniker existierten. Um ihre Vermutung zu prüfen, wurden einer Gruppe von Studenten Zeichnungen von Menschen gezeigt, die von psychiatrischen Patienten angefertigt worden waren, und zwar zusammen mit einer kurzen Beschreibung ihrer Symptome, wie z. B. »Er ist argwöhnisch«, »Er macht sich Sorgen darüber, nicht männlich genug zu sein«, »Er macht sich Sorgen über sexuelle Impotenz«. Nachdem sie die Paarungen von Bildern und Beschreibungen durchgesehen hatten, wurden die Versuchspersonen gefragt, ob sie irgendwelche Muster in den Daten bemerkt hätten. Interessanterweise berichteten die Versuchspersonen über dieselben Arten von Mustern, die die professionellen Kliniker seit Jahren verwendeten. Sie dachten beispielsweise, dass paranoide Menschen atypische Augen zeichnen, dass diejenigen, die Probleme im Zusammenhang mit ihrer Männlichkeit haben, Figuren mit breiten Schultern darstellten und dass kleine Geschlechtsorgane auf Dinge hinwiesen, die mit Impotenz zu tun haben.
Dabei gab es nur ein kleines Problem. Die Chapmans hatten die Zeichnungen und die Symptome durch Zufallsauswahl miteinander gepaart. Es gab also keine wirklichen Muster in den Daten. Die Versuchspersonen hatten das Unsichtbare gesehen. Die Arbeit der Chapmans brachte den »Draw-a-Person-Test« völlig in Misskredit und offenbarte darüber hinaus einen wichtigen Einblick in die menschliche Psyche. Unsere Überzeugungen sitzen nicht passiv in unserem Gehirn, um darauf zu warten, durch einlaufende Informationen bestätigt oder widerlegt zu werden. Stattdessen spielen sie eine Schlüsselrolle bei der Formung unserer Weltsicht. Das gilt besonders, wenn wir es mit Koinzidenzen zu tun haben. Wir haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit auf gemeinsam auftretende Ereignisse zu lenken, vor allem dann, wenn sie unsere Überzeugungen stützen. Im Experiment der Chapmans glaubten die Versuchspersonen bereits, dass paranoide Menschen Zeichnungen mit großen Augen machen würden, und bemerkten daher Fälle, in denen die Zeichnung einer paranoiden Person tatsächlich große Augen hatte, und spielten die von paranoiden Personen angefertigten Bilder herunter, auf denen die Figuren völlig normale Augen hatten.
Dasselbe Prinzip gilt für Dinge, die mit dem Paranormalen zu tun haben. Wir möchten alle glauben, dass wir ein unerschlossenes parapsychologisches Potential haben, und geraten in Aufregung, wenn wir an einen Freund denken, das Telefon klingelt und seine Stimme am anderen Ende der Leitung ertönt. Dabei vergessen wir alle diejenigen Male, als wir an diesen Freund dachten, das Telefon klingelte und ein Telefonverkäufer am anderen Ende war. Oder alle die Male, die Sie nicht an den Freund gedacht haben und er unerwartet anrief. Ebenso, wenn wir einen Traum haben, der die Ereignisse des folgenden Tages widerspiegelt, sind wir schnell dabei, eine prophetische Begabung zu behaupten. Aber dabei lassen wir alle jene Male außer Acht, als unsere Träume sich nicht bewahrheiteten. Dasselbe gilt für Tiermagie. Wenn wir glauben, dass die Besitzer eine parapsychologische Verbindung mit ihren Haustieren haben, achten wir darauf, wann ein Tier die Heimkehr seines Besitzers vorherzusagen scheint, und vergessen jene Male, als das Tier eine Vorhersage machte, aber falschlag, oder eine Heimkehr nicht vorhersehen konnte.
Wichtiger noch ist vielleicht die Tatsache, dass derselbe Mechanismus uns bei der Gesundheit in die Irre führt. Mitte der 1990er Jahre beschlossen die Forscher Donald Redelmeier und Amos Tversky, die mögliche Verbindung zwischen arthritischem Schmerz und dem Wetter zu erforschen.3 Seit Tausenden von Jahren waren Menschen davon überzeugt, dass ihre Arthritis bei bestimmten Änderungen der Temperatur, des Luftdrucks und der Feuchtigkeit aufflammte. Um herauszufinden, ob das auch tatsächlich der Fall war, ließen Redelmeier und Tversky eine Gruppe von Leuten, die an rheumatischer Arthritis litten, die Stärke ihrer Schmerzen ein Jahr lang zweimal im Monat einschätzen. Das Forscherteam holte dann detaillierte Informationen über die örtliche Temperatur, den Luftdruck und die Feuchtigkeit ein. Alle Patienten waren davon überzeugt, dass es eine Beziehung zwischen dem Wetter und ihren Schmerzen gab. Die Daten zeigten jedoch, dass ihr Gesundheitszustand keinerlei Beziehung zu den Wetterverhältnissen aufwies. Sie hatten sich wiederum auf die Male konzentriert, als starke Schmerzen mit besonders schlechten Wetterbedingungen verbunden waren, diejenigen Male jedoch vergessen, als das nicht der Fall war, und hatten irrtümlich den Schluss gezogen, dass beides miteinander verbunden sei.
Ebenso könnten wir von jemandem hören, der auf wundersame Weise nach einem Gebet geheilt wurde, aber diejenigen vergessen, die ohne Gebet geheilt wurden, oder die beteten, aber nicht geheilt wurden, und fälschlicherweise schließen, dass Gebete Erfolg haben. Oder wir könnten von jemandem lesen, der von Krebs geheilt wurde, nachdem er eine Menge Orangen gegessen hatte, und diejenigen vergessen, die ohne Orangen kuriert wurden, oder Orangen aßen, aber nicht kuriert wurden, und am Ende glauben, dass Orangen zur Heilung von Krebs beitragen.
Der Effekt kann sogar eine Rolle bei der Begünstigung von Rassismus spielen, wenn Menschen Bilder von Angehörigen ethnischer Minderheiten sehen, die an Gewaltakten beteiligt sind, und sowohl die gesetzestreuen Mitglieder von Minderheiten als auch gewalttätige Personen vergessen, die keiner Minderheit angehören, und dann schließen, dass die Angehörigen von Minderheiten besonders häufig Verbrechen begehen.
Meine Untersuchung von Jaytee begann mit der Erforschung eines vermeintlich parapsychologisch begabten Hundes und offenbarte schließlich eine Menge über eine unserer grundlegendsten Fehlwahrnehmungen der Welt. Das illustriert, warum ich die Wissenschaft des Übernatürlichen so faszinierend finde. Mit jeder solchen Erkundung begibt man sich auf eine Reise ins Unbekannte, wobei man keine Vorstellung davon hat, wem man begegnen oder was man finden wird.
Wir sind im Begriff, eine Expedition in die Tiefe dieser bislang verborgenen Welt der Wissenschaft des Übernatürlichen zu unternehmen. In einer Reihe phantastischer Geschichten werden wir einem bunten Ensemble von Charakteren begegnen, mit erfahrenen Illusionisten hinter die Kulissen schauen, charismatische Kultführer in Aktion beobachten und an verblüffenden Séancen teilnehmen. Jedes Abenteuer wird einzigartige und überraschende Einblicke in die verborgene Psychologie hinter Ihrem Alltagsleben offenbaren, unter anderem wie Sie sich so entwickelt haben, dass Sie Dinge fürchten, die nachts poltern, wie Ihr Unbewusstes weit leistungsfähiger ist, als man zuvor meinte, und wie Ihr Geist von anderen gesteuert werden kann. Die Reise wird weit mehr als eine passive Besichtigung von Sehenswürdigkeiten sein. Unterwegs werden Sie aufgefordert werden, Ihre Ärmel hochzukrempeln und an mehreren Experimenten teilzunehmen. Jeder dieser Tests bietet eine Gelegenheit, die geheimnisvollere Seite Ihrer Psyche zu erkunden, indem Sie beispielsweise ermuntert werden, die Kraft Ihrer Intuition zu messen, einzuschätzen, wie beeinflussbar Sie sind, und herauszufinden, ob Sie ein geborener Lügner sind.
Der Augenblick der Abreise steht unmittelbar bevor. Machen Sie sich bereit, in eine Welt einzutreten, in der alles möglich erscheint und doch nichts jemals so ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Eine Welt, in der die Wahrheit tatsächlich sonderbarer ist als manche erfundene Geschichte. Eine Welt, die mir das Vergnügen bereitete, sie in den letzten zwanzig Jahren mein Zuhause zu nennen.
Nun schnell, ein Gewitter zieht sich zusammen, und wir sind im Begriff, unsere Reise in eine Welt anzutreten, die weit wundersamer ist als Oz ...
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
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Autoren-Porträt von Richard Wiseman
Richard Wiseman, 1966 geboren, studierte Psychologie und war anschliessend an verschiedenen Universitäten tätig. Heute leitet er das Forschungszentrum der Psychologischen Fakultät an der Hertfordshire-University. Er hat bereits zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht und erhielt renommierte Preise und Auszeichnungen. Seine Bücher 'Machen, nicht denken!' und 'Wie Sie in 60 Sekunden Ihr Leben verändern' waren international grosse Bestseller. Zuletzt erschien von ihm im Fischer Taschenbuch Verlag 'Superschlaf. So werden aus schlechten Schläfern gute Schläfer und aus guten Schläfern Superschläfer' (2015).
Bibliographische Angaben
- Autor: Richard Wiseman
- 2012, 1. Auflage, 368 Seiten, mit Abbildungen, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Jürgen Schröder
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596192358
- ISBN-13: 9783596192359
- Erscheinungsdatum: 24.09.2012
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