Nana . . . der Tod trägt Pink
Der selbstbestimte Umgang einer jungen Frau mit dem Sterben
Nana ist todkrank. Doch sie zieht sich nicht zurück. Zuerst auf privaten, dann auf professionellen Fotos zeigt sie sich mal selbstbewusst, mal verletzlich. Nana wollte diesen Weg auch anderen Patienten ermöglichen. Der von ihren Eltern...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Nana . . . der Tod trägt Pink “
Nana ist todkrank. Doch sie zieht sich nicht zurück. Zuerst auf privaten, dann auf professionellen Fotos zeigt sie sich mal selbstbewusst, mal verletzlich. Nana wollte diesen Weg auch anderen Patienten ermöglichen. Der von ihren Eltern gegründete Verein "Nana Recover your smile" ist ihr Vermächtnis.
Klappentext zu „Nana . . . der Tod trägt Pink “
Das Vermächtnis einer jungen Frau: selbstbestimmt die Krankheit und den Tod lebenWarum ist Nanas Geschichte so anders? Normalerweise meint man, ein schwerkranker, dem Tod geweihter Mensch versteckt sich und zieht sich zurück. Nana jedoch hat sich in dieser Zeit selbst gefunden und dies öffentlich gemacht. Mal zeigt sie sich selbstbewusst, mal verletztlich, mal verspielt, mal nachdenklich, mal tough auf den beeindruckenden Bildern, die in ihrem letzten Lebensjahr entstanden sind. Zuerst waren es private Fotos bis sie sich traute, professionellen Fotografen Modell zu stehen. Aus den Bildern hat Nana Kraft geschöpft. Und so entstand ihre Idee, dies auch anderen Patienten zu ermöglichen. Der von ihren Eltern Axel und Barbara Stäcker gegründete Verein Nana - Recover your smile e.V. ist Nanas Vermächtnis.Nana ...der Tod trägt Pink ist ein Buch, das berühren will und auf seine besondere, lebensbejahende Art allen Hilfe und Trost ist, die wie Nana und ihre Angehörigen vom Leben herausgefordert werden.
Lese-Probe zu „Nana . . . der Tod trägt Pink “
Nana ...der Tod trägt Pink von Barbara Stäcker und Dorothea SeitzEin Ende und zugleich ...
... EIN ANFANG
Ein Ende und zugleich ...
... mehr
Wenn ich im Nachhinein überlege, wann mir das erste Mal in den Sinn kam, die Geschichte meiner am 10. Januar 2012 mit 21 Jahren verstorbenen Tochter Nana weiterzuerzählen, so war dies bereits wenige Monate nach ihrer Krebsdiagnose. Hoffnung auf Heilung hatte ich lange - und doch beschlich mich schon früh die böse Ahnung, dass bei der Schwere ihrer aggressiven Erkrankung die Chancen für sie extrem gering sein dürften. Bereits in der Zeit, als all die ausdrucksstarken Fotos von Nana entstanden, drängte sich mir angesichts der immer größer werdenden Anzahl der Gedanke an ein Vermächtnis förmlich auf: Welch wertvollen Schatz Nana mit all diesen Bildern hinterlässt! Nana gelang es unter Aufbietung aller Kraft und mit ihrer gesamten Kreativität, innerhalb kürzester Zeit unzählige Fotoshootings zu absolvieren. Zeitgleich konnte ich beobachten, dass meine Tochter, die sich niemals in den Vordergrund drängte, plötzlich Journalisten Interviews gab. Dass meine zurückhaltende Nana sogar bereit war, ihre Erlebnisse einer breiten Öffentlichkeit vor der Kamera zu schildern. Nach Nanas Tod ist es mir da eine regelrechte Verpflichtung, ihre Geschichte weiterzugeben - war es doch ihr großer Wunsch, aus ihrem eigenen Erleben heraus anderen Betroffenen Mut zu machen. Aus diesem Grund haben Dorothea Seitz und ich geradezu in Nanas Auftrag sehr bald dieses Buch geschrieben. In vielen intensiven Gesprächen sind Dorothea und ich zu der tiefen Überzeugung gelangt, dass Nanas Selbstbestimmtheit und Stärke, ihr Sterben in Frieden anzunehmen, anderen Todkranken und deren Angehörigen ein Stück weit auf ihrem so schweren Weg helfen können. Meine Tochter, die mich so viel gelehrt hat, prägte den Satz, der mich seitdem in allen schweren Tagen und Stunden begleitet, der mich durchhalten lässt: »Wenn Nana das kann, schaffe ich das auch!«
Barbara Stäcker
... ein Anfang
Als ich am Abend nach Nanas Tod die Familie Stäcker besuchte, war ich überrascht, wie erstaunlich gefasst alle waren. Nanas Mutter Barbara begann, bewegend und eindringlich die letzten Stunden ihrer Tochter zu schildern. Dabei scheute sie sich nicht, klare Formulierungen zu finden, und fasste ihre Gefühle ohne Sentimentalitäten in prägnante Worte. Immer wieder kamen Freunde zu Besuch. Alle im Raum konnten Nanas Präsenz fühlen. Dank Barbaras anschaulicher Erzählung rekonstruierten sich Nanas letzte Stunden, Tage, Monate zur bewegenden Geschichte einer mutigen jungen Frau. Aus der Ferne und doch nah hatte ich Nanas Weg beobachten dürfen. Barbara arbeitet seit vielen Jahren als medizinische Fachangestellte in der internistischen Praxis meines Bruders Dr. Christoph Seitz. Von vielen Berichten aus ihren Krankheitsmonaten beeindruckt, führte ich im
Herbst 2011 ein Interview mit Nana, dessen Veröffentlichung sie kurz bevor sie starb zustimmte. Schon am Abend des 11. Januar 2012, keine 36 Stunden nach ihrem Tod, wurde es über Facebook verbreitet. Schnell zeichnete sich ab, dass Nana mit ihren Fotos, aber auch mit ihrer enormen Kraft andere in den Bann ziehen würde. Nanas Geschichte musste weitererzählt werden! Ich spürte das starke Bedürfnis aufzuschreiben, was Barbara an jenem Abend schilderte. Als ich sagte: »Du musst ein Buch über Nana machen!«, lachte sie zunächst. Und dann weinte sie - trug sie doch diesen Gedanken schon lange in sich. Durch die Interviews, die wir mit Nanas Wegbegleitern - Familie, Freunden, Ärzten und Fotografen - für dieses Buch führten, lässt sich erspüren, welch enorme Magie von Nana ausgeht. Nana berührt durch ihre Fotos, die ausnahmslos in ihrem letzten Lebensjahr entstanden, ebenso wie durch ihre Klarheit und Kraft, mit der sie der größtmöglichen Katastrophe das Beste entlockte. Nana und ihre Familie machten in jeder Phase der Krankheit und des Sterbens für sich alles richtig. Insofern können wir, die wir oft ängstlich sind, viel lernen von denen, die aushalten müssen.
Dorothea Seitz
Endlichkeit
»Wie würde ich wohl reagieren, wenn ich erfahre, dass ich nur noch wenige Monate zu leben habe?« Diese Frage haben sich sicher viele von uns im Laufe ihres Lebens schon einmal gestellt. Den Nachlass regeln, eine große Reise machen, wichtige Gespräche führen, sich von Freunden verabschieden? Tod und Beerdigung planen? Wie sähe er aus, der perfekte Tod? Trifft er uns allein? Wird uns jemand begleiten, den wir dafür auswählen dürfen? Wird es ein leidvolles Ende unter großen
Schmerzen? Sich mit diesen Fragen im Rahmen einer Krebserkrankung beschäftigen zu müssen, macht Angst. Da denkt mancher: lieber von einem Moment auf den anderen tot umfallen! Nana hatte diesbezüglich keine Chance: Sie musste sich ihrer Endlichkeit unter dramatischen Umständen stellen. Ob und wie lange sie überleben würde, konnte ihr im Oktober 2010, als Nana mit der Diagnose »Ewing-Sarkom« konfrontiert wurde, niemand vorhersagen - es war sogar fraglich, ob sie Weihnachten noch leben würde. Die Prognosen waren schon rein statistisch gesehen extrem schlecht. Denn diese Form des Knochenkrebses ist nicht nur extrem aggressiv, sondern auch extrem selten, sodass nur bedingt Erfolg versprechende therapeutische und pharmazeutische Erfahrungen vorliegen. Auch für die Volkskrankheiten Brust- und Prostatakrebs existieren keine Heilungsgarantien. Und so stellt sich der eine oder andere Krebserkrankte - laut Schätzung des Robert-Koch-Instituts in Deutschland pro Minute ein neuer Patient - die bange Frage: »Was wäre, wenn ...?« Nanas Mutter Barbara beantwortet sie so:
Bei allem Schmerz, aller Verzweiflung und Trauer weiß ich dennoch: Wir hätten den Weg nicht besser beschreiten können. Nana hat in den 15 Monaten ihrer Erkrankung alles richtig gemacht. Wir als Familie durften daran teilhaben; nun hilft uns das, jeden Tag, jede Minute durchzustehen, in der sie uns so wahnsinnig fehlt. Ich bin dankbar für die kostbare Zeit, die wir über weite Strecken richtiggehend gestalten konnten. Für den friedlichen Abschied, in dem wir so viel geklärt haben. Ich würde ihn sogar als schön bezeichnen, ebenso wie ihre Beisetzung, selbst wenn das befremdlich klingen mag. Nana hat uns gezeigt, wie wir ihren Weg weitergehen können: indem wir uns jedem Tag mutig stellen und versuchen, das Gute und Lebenswerte in einer noch so ausweglosen Situation zu entdecken. Hilfreich war auch, dass wir einen Großteil unserer Trauerarbeit bereits aktiv mit Nana zusammen praktizieren konnten. Es war hart, es tat weh, es brachte uns an den Rand dessen, was wir aushalten konnten.Aber mit Nanas Entscheidung, zum Sterben nach Hause zu gehen, fiel so viel Last von ihr ab, dass auch wir befreiter waren.Was uns ermöglichte, ihre letzten Tage als so sanft und besonders erleben zu dürfen. Die Frage nach dem besseren Abschied beantworte ich heute klar mit dem des bewussten Sterbens. Nana zeigte uns:Auch ein junger Mensch kann aufrecht abschließen.Wie viel Raum verschaffte ihr dabei ihre klare Selbstbestimmtheit!«
Memento mori
Letztendlich gehe es immer darum, sich seinen finalen Ängsten zu stellen, davon ist Barbara überzeugt. Eine Aufgabe, die eines Tages schließlich ausnahmslos vor jedem liegt. Dies vorbereitet und sehenden Auges zu gestalten, berge für den Sterbenden, aber auch für alle, die er zurücklasse, zahlreiche Chancen, so Barbara heute. Abschied und auch Trauer könnten spürbar erleichtert werden. Denn mit einem bewussten Begleiten des Sterben den und dem gemeinsamen Beschreiten des steinigen Wegs fühlten sich beide Seiten nicht mehr so allein. Barbara weiß, wovon sie spricht. Sie stand ihrer Tochter in all diesen Phasen immer zur Seite.
Vom Bangen zum Wissen
Das Klinikum der Universität München in Großhadern liegt wie ein großes Ungetüm inmitten eines beschaulichen Wohngebiets im Münchner Süden. Ein monströser Beton- und Stahlklotz aus den 1970er-Jahren, schon von Weitem deutlich sichtbar. Ein Relikt aus jener Zeit, in der diese Bauweise Moderne versprühte, Fortschritt, unerschütterlichen Glauben an eine feste Zukunft. Heute wirkt der Betonblock wie ein achtlos fallengelassenes Ding aus einer anderen Welt. Medizinstudenten nennen es wegen seiner Alufassade mit den winzig wirkenden Fenstern, die ein symmetrisches Muster bilden, und der Säulen konstruktion auf dem Dach, die einem Grillaufsatz ähnelt, mehr oder weniger schmeichelnd »Toaster«: Münchens größter zusammenhängender Krankenhauskomplex, die zweitgrößte Klinik Deutschlands, Teil der Ludwig- Maximilians-Universität, Sitz für Forschung und Ausbildung. Eine Medizinmaschine mit 2200 Betten, in der Erkrankte und Angehörige über die sogenannte »Besucher-« und die »Patientenstraße« mit über 300 Metern Länge zu Stationen und Untersuchungsabteilungen gelotst werden. Hier sitzen Spezialisten aller relevanten Fachrichtungen, um im Bedarfsfall bei entsprechenden Fragestellungen schnell hinzugezogen werden zu können. Alle diagnostischen Einrichtungen liegen auf dem Gelände und erfordern keine Fahrten an andere Standorte. Die Patienten stammen nicht nur aus München und Umland. Zum Teil werden sie von Kliniken aus ganz Deutschland hierher überwiesen, um komplexe und problema tische Erkrankungen nach neuestem medizinischem Forschungsstand behandeln zu können. Als Nana am 21. Oktober 2010 zur Abklärung unklarer starker Schmerzen stationär auf der Neurochirurgie in Großhadern liegt, hat sie bereits den ersten Teil ihrer Anamneseodyssee hinter sich. Begonnen hatte alles mit Ahnungen, die sich im Nachhinein als Teile eines klar erkennbaren Puzzles zusammensetzen werden: Blässe, Appetitlosigkeit, ein geschwollenes Gelenk, dessen Schwellung sich unter Ibuprofen schnell wieder zurückbildet. Ein leichtes Ziehen im Oberschenkel beim Hinknien, ohne feststellbare Ursache. Dazu immer wieder diese schnelle Erschöpfung und Kraftlosigkeit. Als Nana über stetig stärker werdende Rückenschmerzen klagt, wird bei der Untersuchung ein gebrochener Wirbel festgestellt. An eine Verletzung, die dem vorausgegangen sein könnte, kann sie sich jedoch nicht erinnern. Nanas Mutter Barbara, die seit über 25 Jahren im medizinischen Bereich arbeitet, realisiert schnell, dass dies nichts Gutes heißen kann:
Copyright © Irisana Verlag, 2013
Wenn ich im Nachhinein überlege, wann mir das erste Mal in den Sinn kam, die Geschichte meiner am 10. Januar 2012 mit 21 Jahren verstorbenen Tochter Nana weiterzuerzählen, so war dies bereits wenige Monate nach ihrer Krebsdiagnose. Hoffnung auf Heilung hatte ich lange - und doch beschlich mich schon früh die böse Ahnung, dass bei der Schwere ihrer aggressiven Erkrankung die Chancen für sie extrem gering sein dürften. Bereits in der Zeit, als all die ausdrucksstarken Fotos von Nana entstanden, drängte sich mir angesichts der immer größer werdenden Anzahl der Gedanke an ein Vermächtnis förmlich auf: Welch wertvollen Schatz Nana mit all diesen Bildern hinterlässt! Nana gelang es unter Aufbietung aller Kraft und mit ihrer gesamten Kreativität, innerhalb kürzester Zeit unzählige Fotoshootings zu absolvieren. Zeitgleich konnte ich beobachten, dass meine Tochter, die sich niemals in den Vordergrund drängte, plötzlich Journalisten Interviews gab. Dass meine zurückhaltende Nana sogar bereit war, ihre Erlebnisse einer breiten Öffentlichkeit vor der Kamera zu schildern. Nach Nanas Tod ist es mir da eine regelrechte Verpflichtung, ihre Geschichte weiterzugeben - war es doch ihr großer Wunsch, aus ihrem eigenen Erleben heraus anderen Betroffenen Mut zu machen. Aus diesem Grund haben Dorothea Seitz und ich geradezu in Nanas Auftrag sehr bald dieses Buch geschrieben. In vielen intensiven Gesprächen sind Dorothea und ich zu der tiefen Überzeugung gelangt, dass Nanas Selbstbestimmtheit und Stärke, ihr Sterben in Frieden anzunehmen, anderen Todkranken und deren Angehörigen ein Stück weit auf ihrem so schweren Weg helfen können. Meine Tochter, die mich so viel gelehrt hat, prägte den Satz, der mich seitdem in allen schweren Tagen und Stunden begleitet, der mich durchhalten lässt: »Wenn Nana das kann, schaffe ich das auch!«
Barbara Stäcker
... ein Anfang
Als ich am Abend nach Nanas Tod die Familie Stäcker besuchte, war ich überrascht, wie erstaunlich gefasst alle waren. Nanas Mutter Barbara begann, bewegend und eindringlich die letzten Stunden ihrer Tochter zu schildern. Dabei scheute sie sich nicht, klare Formulierungen zu finden, und fasste ihre Gefühle ohne Sentimentalitäten in prägnante Worte. Immer wieder kamen Freunde zu Besuch. Alle im Raum konnten Nanas Präsenz fühlen. Dank Barbaras anschaulicher Erzählung rekonstruierten sich Nanas letzte Stunden, Tage, Monate zur bewegenden Geschichte einer mutigen jungen Frau. Aus der Ferne und doch nah hatte ich Nanas Weg beobachten dürfen. Barbara arbeitet seit vielen Jahren als medizinische Fachangestellte in der internistischen Praxis meines Bruders Dr. Christoph Seitz. Von vielen Berichten aus ihren Krankheitsmonaten beeindruckt, führte ich im
Herbst 2011 ein Interview mit Nana, dessen Veröffentlichung sie kurz bevor sie starb zustimmte. Schon am Abend des 11. Januar 2012, keine 36 Stunden nach ihrem Tod, wurde es über Facebook verbreitet. Schnell zeichnete sich ab, dass Nana mit ihren Fotos, aber auch mit ihrer enormen Kraft andere in den Bann ziehen würde. Nanas Geschichte musste weitererzählt werden! Ich spürte das starke Bedürfnis aufzuschreiben, was Barbara an jenem Abend schilderte. Als ich sagte: »Du musst ein Buch über Nana machen!«, lachte sie zunächst. Und dann weinte sie - trug sie doch diesen Gedanken schon lange in sich. Durch die Interviews, die wir mit Nanas Wegbegleitern - Familie, Freunden, Ärzten und Fotografen - für dieses Buch führten, lässt sich erspüren, welch enorme Magie von Nana ausgeht. Nana berührt durch ihre Fotos, die ausnahmslos in ihrem letzten Lebensjahr entstanden, ebenso wie durch ihre Klarheit und Kraft, mit der sie der größtmöglichen Katastrophe das Beste entlockte. Nana und ihre Familie machten in jeder Phase der Krankheit und des Sterbens für sich alles richtig. Insofern können wir, die wir oft ängstlich sind, viel lernen von denen, die aushalten müssen.
Dorothea Seitz
Endlichkeit
»Wie würde ich wohl reagieren, wenn ich erfahre, dass ich nur noch wenige Monate zu leben habe?« Diese Frage haben sich sicher viele von uns im Laufe ihres Lebens schon einmal gestellt. Den Nachlass regeln, eine große Reise machen, wichtige Gespräche führen, sich von Freunden verabschieden? Tod und Beerdigung planen? Wie sähe er aus, der perfekte Tod? Trifft er uns allein? Wird uns jemand begleiten, den wir dafür auswählen dürfen? Wird es ein leidvolles Ende unter großen
Schmerzen? Sich mit diesen Fragen im Rahmen einer Krebserkrankung beschäftigen zu müssen, macht Angst. Da denkt mancher: lieber von einem Moment auf den anderen tot umfallen! Nana hatte diesbezüglich keine Chance: Sie musste sich ihrer Endlichkeit unter dramatischen Umständen stellen. Ob und wie lange sie überleben würde, konnte ihr im Oktober 2010, als Nana mit der Diagnose »Ewing-Sarkom« konfrontiert wurde, niemand vorhersagen - es war sogar fraglich, ob sie Weihnachten noch leben würde. Die Prognosen waren schon rein statistisch gesehen extrem schlecht. Denn diese Form des Knochenkrebses ist nicht nur extrem aggressiv, sondern auch extrem selten, sodass nur bedingt Erfolg versprechende therapeutische und pharmazeutische Erfahrungen vorliegen. Auch für die Volkskrankheiten Brust- und Prostatakrebs existieren keine Heilungsgarantien. Und so stellt sich der eine oder andere Krebserkrankte - laut Schätzung des Robert-Koch-Instituts in Deutschland pro Minute ein neuer Patient - die bange Frage: »Was wäre, wenn ...?« Nanas Mutter Barbara beantwortet sie so:
Bei allem Schmerz, aller Verzweiflung und Trauer weiß ich dennoch: Wir hätten den Weg nicht besser beschreiten können. Nana hat in den 15 Monaten ihrer Erkrankung alles richtig gemacht. Wir als Familie durften daran teilhaben; nun hilft uns das, jeden Tag, jede Minute durchzustehen, in der sie uns so wahnsinnig fehlt. Ich bin dankbar für die kostbare Zeit, die wir über weite Strecken richtiggehend gestalten konnten. Für den friedlichen Abschied, in dem wir so viel geklärt haben. Ich würde ihn sogar als schön bezeichnen, ebenso wie ihre Beisetzung, selbst wenn das befremdlich klingen mag. Nana hat uns gezeigt, wie wir ihren Weg weitergehen können: indem wir uns jedem Tag mutig stellen und versuchen, das Gute und Lebenswerte in einer noch so ausweglosen Situation zu entdecken. Hilfreich war auch, dass wir einen Großteil unserer Trauerarbeit bereits aktiv mit Nana zusammen praktizieren konnten. Es war hart, es tat weh, es brachte uns an den Rand dessen, was wir aushalten konnten.Aber mit Nanas Entscheidung, zum Sterben nach Hause zu gehen, fiel so viel Last von ihr ab, dass auch wir befreiter waren.Was uns ermöglichte, ihre letzten Tage als so sanft und besonders erleben zu dürfen. Die Frage nach dem besseren Abschied beantworte ich heute klar mit dem des bewussten Sterbens. Nana zeigte uns:Auch ein junger Mensch kann aufrecht abschließen.Wie viel Raum verschaffte ihr dabei ihre klare Selbstbestimmtheit!«
Memento mori
Letztendlich gehe es immer darum, sich seinen finalen Ängsten zu stellen, davon ist Barbara überzeugt. Eine Aufgabe, die eines Tages schließlich ausnahmslos vor jedem liegt. Dies vorbereitet und sehenden Auges zu gestalten, berge für den Sterbenden, aber auch für alle, die er zurücklasse, zahlreiche Chancen, so Barbara heute. Abschied und auch Trauer könnten spürbar erleichtert werden. Denn mit einem bewussten Begleiten des Sterben den und dem gemeinsamen Beschreiten des steinigen Wegs fühlten sich beide Seiten nicht mehr so allein. Barbara weiß, wovon sie spricht. Sie stand ihrer Tochter in all diesen Phasen immer zur Seite.
Vom Bangen zum Wissen
Das Klinikum der Universität München in Großhadern liegt wie ein großes Ungetüm inmitten eines beschaulichen Wohngebiets im Münchner Süden. Ein monströser Beton- und Stahlklotz aus den 1970er-Jahren, schon von Weitem deutlich sichtbar. Ein Relikt aus jener Zeit, in der diese Bauweise Moderne versprühte, Fortschritt, unerschütterlichen Glauben an eine feste Zukunft. Heute wirkt der Betonblock wie ein achtlos fallengelassenes Ding aus einer anderen Welt. Medizinstudenten nennen es wegen seiner Alufassade mit den winzig wirkenden Fenstern, die ein symmetrisches Muster bilden, und der Säulen konstruktion auf dem Dach, die einem Grillaufsatz ähnelt, mehr oder weniger schmeichelnd »Toaster«: Münchens größter zusammenhängender Krankenhauskomplex, die zweitgrößte Klinik Deutschlands, Teil der Ludwig- Maximilians-Universität, Sitz für Forschung und Ausbildung. Eine Medizinmaschine mit 2200 Betten, in der Erkrankte und Angehörige über die sogenannte »Besucher-« und die »Patientenstraße« mit über 300 Metern Länge zu Stationen und Untersuchungsabteilungen gelotst werden. Hier sitzen Spezialisten aller relevanten Fachrichtungen, um im Bedarfsfall bei entsprechenden Fragestellungen schnell hinzugezogen werden zu können. Alle diagnostischen Einrichtungen liegen auf dem Gelände und erfordern keine Fahrten an andere Standorte. Die Patienten stammen nicht nur aus München und Umland. Zum Teil werden sie von Kliniken aus ganz Deutschland hierher überwiesen, um komplexe und problema tische Erkrankungen nach neuestem medizinischem Forschungsstand behandeln zu können. Als Nana am 21. Oktober 2010 zur Abklärung unklarer starker Schmerzen stationär auf der Neurochirurgie in Großhadern liegt, hat sie bereits den ersten Teil ihrer Anamneseodyssee hinter sich. Begonnen hatte alles mit Ahnungen, die sich im Nachhinein als Teile eines klar erkennbaren Puzzles zusammensetzen werden: Blässe, Appetitlosigkeit, ein geschwollenes Gelenk, dessen Schwellung sich unter Ibuprofen schnell wieder zurückbildet. Ein leichtes Ziehen im Oberschenkel beim Hinknien, ohne feststellbare Ursache. Dazu immer wieder diese schnelle Erschöpfung und Kraftlosigkeit. Als Nana über stetig stärker werdende Rückenschmerzen klagt, wird bei der Untersuchung ein gebrochener Wirbel festgestellt. An eine Verletzung, die dem vorausgegangen sein könnte, kann sie sich jedoch nicht erinnern. Nanas Mutter Barbara, die seit über 25 Jahren im medizinischen Bereich arbeitet, realisiert schnell, dass dies nichts Gutes heißen kann:
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Autoren-Porträt von Barbara Stäcker, Dorothea Seitz
Barbara Stäcker, 1961 in München geboren, erlernte nach einem kurzen Ausflug in die Kunst, durch das Studium von vier Semestern Innenarchitektur und Bildhauerei an der Münchner Akademie der bildenden Künste, den Beruf der medizinischen Fachangestellten, der es ihr vor allem in den Jahren als die beiden Kinder Michael und Mariana noch klein waren, ermöglichte, durch Teilzeitarbeit auch der Familie gerecht zu werden. Kurz nach dem Tod ihrer Tochter Nana hat Barbara Stäcker den allgemeinnützigen Verein Recover your smile e.V. ins Leben gerufen.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Barbara Stäcker , Dorothea Seitz
- 2013, 175 Seiten, 35 farbige Abbildungen, Masse: 17,2 x 23,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Irisiana
- ISBN-10: 3424151963
- ISBN-13: 9783424151961
Rezension zu „Nana . . . der Tod trägt Pink “
"Dieses Buch ist das Bewegendste, das ich in meiner über 10-jährigen Zeit als Begleiterin von Krebspatientinnen gelesen habe. Bei aller Traurigkeit, die man empfindet, ist es schön zu lesen, wie die Familie, einschließlich Chris, und die Ärzte Nana in dieser schweren Zeit begleitet und unterstützt haben."
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