Nacht der Stachelschweine / Laura Gottberg Bd.1
Die Ermittlungen sind schwierig, und so ergibt sich für...
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Die Ermittlungen sind schwierig, und so ergibt sich für Laura und Commissario Angelo Guerrini mancher Abend bei Pasta und Wein, an dem sie nicht nur der Lösung des Falles näher kommen.
Die Gruppe, die sich im alten Kloster von Montelcano einquartiert hat, wird von den Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet. Schliesslich gehören deutsche Touristen an den Strand oder vor kunsthistorisch bedeutsame Gebäude, doch diese acht Urlauber aus München suchen Ruhe, Besinnung und Selbsterfahrung. Deswegen sind sie hierher gekommen, in die flirrende Hite der Toskana, doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei. Denn die junge Carolin wird in einem nahen Waldstück tot aufgefunden.
"Elegant geschrieben und klug konstruiert." -- Der Spiegel
Nacht derStachelschweine von FelicitasMayall
LESEPROBE
Der Wald war ein Dschungel. Jedenfalls kam er Giuseppe Ranaso vor, obwohl er ihn seit seiner Kindheit genau kannte. Brombeerranken, Efeuund andere Kletterpflanzen versperrten den Weg, verhakten sich in seinem Pullover,wanden sich um seine Beine. Immer wieder musste er anhalten, die stacheligenÄste lösen, behutsam allerdings, denn er durfte keinen Lärm machen. Lärm wargefährlich. Er könnte gehört werden. Man konnte immer gehört werden - überall.Auch das kannte er seit seiner Kindheit. Giuseppe Rana kroch langsam voran,folgte dem kaum sichtbaren Pfad der Stachelschweine, zuckte zusammen, als einVogel mit harten Flügelschlägen knapp einen Meter vor ihm aufflatterte,erstickte, kehlige Schreckensschreie ausstossend.
Nur ein Fasan. Ist ja nur ein Fasan, beruhigte er sich undrobbte weiter. Mondlicht drang durch das dichte Laub der Steineichen undEdelkastanien. Winzige helle Speere, die den Dschungel in Streifen schnitten,hier einen Ast sichtbar machten, dort ein paar Blätter.
Giuseppe achtete kaum darauf, als sein Arm von Dornenzerkratzt wurde. Er hatte es eilig, musste noch einmal sehen, was er am Abendzuvor gesehen hatte. Musste sicher sein, dass es da war. Er war sich nichtimmer sicher. Manchmal träumte er seltsame Dinge, obwohl er wach war. Niemandwusste davon. Nur die Mutter vielleicht. Oft sah sie ihn so seltsam an undschüttelte dann den Kopf. Er hasste es, wenn sie ihn so ansah.
Als er endlich das ausgewaschene Bachbett erreichte, gingsein Atem schneller, und er richtete sich auf. Nur ein paar Tümpel waren vondem mächtigen Fluss zurückgeblieben, der im Frühjahr das Erdreich weggerissenhatte. Lange her. Seit zwei Monaten war kaum ein Tropfen Regen gefallen.
Giuseppe bewegte sich langsamer. Hier musste es sein. Zwischenden kräftigen Wurzeln, die das Wasser im Frühjahr blossgelegt hatte. FeuchterSand knirschte unter seinen Stiefeln. Er beugte sich ein wenig nach vorn, um mitden Augen einem Mondstrahl folgen zu können, der seinen Weg bis in die schwarzeHöhlung hinter den Wurzeln gefunden hatte, zuckte zurück. Es war da! Giuseppeschloss die Augen und schluckte schwer. Seine Kehle war trocken, schmerzte.Ganz langsam sank er wieder zu Boden, kniete endlich im Sand und flüsterteWorte vor sich hin, deren Sinn er selbst nicht verstand. Dann, ganz langsam,öffnete er wieder seine Augen und starrte auf das Gesicht, das von dem einsamenMondstrahl beleuchtet wurde. Ein sehr weisses Gesicht. Die Frau, der es gehörte,starrte ihn ebenfalls an. Aber eigentlich starrte sie an ihm vorbei.
Erschrocken drehte er sich um. Hinter ihm gab es nur dieschwarze Wand des Waldes. Wohin starrte sie nur? Vorsichtig kroch er näher andie Wurzelhöhle heran. Nichts rührte sich. So war es auch gestern Abend - oder wares vorgestern gewesen? Giuseppe wusste es nicht, aber das kannte er auch. Erhatte kein Gefühl für Zeit.
Jetzt war er so nah bei der stillen Frau, dass er sie berührenkonnte. Er hatte noch nie eine Frau berührt. Und da war dieses Verlangen inihm, das von seinen Lenden aufstieg, wenn er Frauen sah. Daher starrte er sieimmerzu an, die Frauen. Viele wurden böse, wenn er das tat. Schrien ihn an undbeschwerten sich bei seiner Mutter. Deshalb machte er es nur noch heimlich.
Jetzt hob er seine rechte Hand und näherte sie der Frau. IhrKörper lag seltsam steif da, halb auf der Seite. Sie hatte Hosen an und einehelle Bluse, das konnte er jetzt deutlich erkennen. Sie schrie ihn nicht an,als er seine Hand auf ihr Bein legte. Wieder ging sein Atem schneller. Erzwängte sich zwischen den Wurzeln hindurch, befühlte ihre Hüften, fiel aufsie. Ihr Kopf kippte zur Seite, und im selben Augenblick spürte er die Kälte, dievon ihr ausging, feuchte, eisige Kälte. Sein Körper erstarrte vor Entsetzen,denn auch diese Kälte kannte er. Von toten Rindern und Schafen. Er wollte vonihr weg, doch sein Pullover hatte sich in einer Wurzel verfangen, eine anderezerkratzte sein Gesicht. Und während er heftig zerrte, streiften seine Händeihre Brüste. Da blieb er liegen, tastete verstohlen über dieses weiche kalteFleisch und hielt es fest, Schweiss lief über seine Schläfen. So verharrte erein paar Minuten, bewegungslos wie die Frau unter ihm, und spürte das Pochenseines Geschlechts.
Erst das Schniefen und Quieken der Stachelschweine weckteihn aus seiner seligen Erstarrung. Sie mussten ganz nah sein, suhlten sichvermutlich im feuchten Sand. Und dann nahm er wahr, dass der Morgen dämmerte,riss sich los - von der stillen Frau und den schwarzen Wurzeln -, taumelte ausder Höhle, durchs Bachbett und stürzte sich wieder in den Dschungel aus Dornenund Büschen. Die Stachelschweine stoben davon, und ihre Schreckenslaute, diedem Weinen kleiner Kinder glichen, begleiteten ihn auf seiner Flucht.
Später, als die Sonne aufging und er die Felder in der Nähedes Hofs seiner Mutter erreicht hatte, setzte er sich auf einen riesigen hartenErdbrocken und stützte den Kopf in die Hände. Er wusste nicht, was mit der Fraupassiert war. Wusste nicht, ob es etwas mit ihm zu tun hatte. (...)
© 2003 by Kindler Verlag GmbH, Berlin
Spontan, erfahren, neugierig und mit großem Lebenshunger - so sieht Autorin Felicitas Mayall ihre Kommissarin Laura Gottberg ... sicher aber passt einiges davon auch auf Felicitas Mayall, die Vielseitige. Als Barbara Veit schreibt sie Kinder- und Jugendbücher, Reiseberichte oder Bücher zu Sachthemen. Doch das Pseudonym Felicitas Mayall ist kein „echtes" Pseudonym. Denn sie heißt tatsächlich Barbara Felicitas Veit-Mayall und so hat sie die Namen eben gesplittet. Das „Mayall" kommt von ihrem australischen Mann Paul Mayall, einem Fotografen. Zum Schreiben kam Mayall früh, Bücher liebte sie schon als Kind und hatte - nach „Hanni und Nanni" und „Pferdebüchern" - als Zwölfjährige eine heftige Jerry-Cotton-Phase. Der Studienwunsch fiel auf Zeitungswissenschaften und Politik und Felicitas Mayall bestand anschließend die strenge Aufnahmeprozedur an der Münchner Journalistenschule. Wer hier genommen wird, der schafft nach dem Abschluss oft den Sprung zu renommierten überregionalen Zeitungen und Zeitschriften; bei Barbara Felicitas Veit-Mayall war es die „Süddeutsche Zeitung". 1978 gab Mayall die Arbeit in der Redaktion auf und widmete sich ganz dem Schriftstellerischen - die Liste ihrer bisher veröffentlichten Bücher ist lang. Viele Kinder- und Jugendbücher sind darunter, zahlreiche Sach- und Reisebücher - natürlich auch zu Australien - und eben die Laura-Gottberg-Krimis. Die sympathische Münchner Ermittlerin kommt bestens an; kein Wunder, liebt Felicitas Mayall doch das Genre Kriminalroman, weil ihr damit „unendliche Möglichkeiten" offenstehen, man „alles hineinpacken" kann - alle Themen, alle Gefühle. Dass sie sich darauf bestens versteht und obendrein ihre Toskana-Leidenschaft „ausleben" kann, gefällt ihr und ihren Lesern gleichermaßen. Und so hält sich
- Autor: Felicitas Mayall
- 2004, 21. Auflage, 382 Seiten, Masse: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 349923615X
- ISBN-13: 9783499236150
- Erscheinungsdatum: 01.10.2004
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