Marys Schatten
Psychothriller
Zehn Jahre nach dem Mord an ihrer Tochter Mary kehrt die Ärztin Margaret Mitchell heimlich nach Dublin zurück. Sie will endlich Frieden finden und einen Schlussstrich unter das Unfassbare ziehen. Doch die Reise in die Vergangenheit bringt nicht die...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Marys Schatten “
Zehn Jahre nach dem Mord an ihrer Tochter Mary kehrt die Ärztin Margaret Mitchell heimlich nach Dublin zurück. Sie will endlich Frieden finden und einen Schlussstrich unter das Unfassbare ziehen. Doch die Reise in die Vergangenheit bringt nicht die erhoffte Erlösung. Bei einem Besuch am Grab ihrer Tochter lernt Margaret die siebzehnjährige Vanessa Spencer kennen. Vanessa ist Halbwaise, seit ihr Vater James bei einem tragischen Segelunfall ums Leben kam. Margaret fühlt sich auf seltsame Weise zu der jungen Frau hingezogen, nicht zuletzt weil Vanessa sie an ihre ermordete Tochter erinnert. Schon bald bemerkt sie, dass James' erste Frau Helena noch immer einen gnadenlosen Kampf gegen die neue Familie ihres Exmannes führt. Bisher hat sie verhindern können, dass Vanessa die reiche Erbschaft antritt, die James ihr zugedacht hatte. Doch nun, da Vanessa bald volljährig und erbberechtigt sein wird, muss sie handeln. Margaret ahnt, dass Vanessa in höchster Gefahr schwebt.
Klappentext zu „Marys Schatten “
Zehn Jahre nach dem Mord an ihrer Tochter Mary kehrt die Ärztin Margaret Mitchell heimlich nach Dublin zurück. Sie will endlich Frieden finden und einen Schlussstrich unter das Unfassbare ziehen. Doch die Reise in die Vergangenheit bringt nicht die erhoffte Erlösung ... Bei einem Besuch am Grab ihrer Tochter lernt Margaret die siebzehnjährige Vanessa Spencer kennen. Vanessa ist Halbwaise, seit ihr Vater James bei einem tragischen Segelunfall ums Leben kam. Margaret fühlt sich auf seltsame Weise zu der jungen Frau hingezogen, nicht zuletzt weil Vanessa sie an ihre ermordete Tochter erinnert. Schon bald bemerkt sie, dass James' erste Frau Helena noch immer einen gnadenlosen Kampf gegen die neue Familie ihres Exmannes führt. Bisher hat sie verhindern können, dass Vanessa die reiche Erbschaft antritt, die James ihr zugedacht hatte. Doch nun, da Vanessa bald volljährig und erbberechtigt sein wird, muss sie handeln. Margaret ahnt, dass Vanessa in höchster Gefahr schwebt ...
Lese-Probe zu „Marys Schatten “
Marys Schatten von Julie Parsons LESEPROBE 1Juli 2005. Welch ein herrlicher Sommer, dachte Michael McLoughlin, als er auf der Terrasse vor seiner Küche saß. Er lehnte sich an die Holzlatten seiner alten Gartenbank zurück und wandte das Gesicht der Spätnachmittagssonne zu. Am Mittag war es hier draußen fast zu heiß gewesen, aber jetzt war es genau richtig. Er schaute über die weitläufigen Vororte von Dublin bis zur Bucht und auf Howth Head dahinter. Das Meer war so schön, mit Streifen von Achat und gegen den Horizont zu dunkelblau. Näher an der Küste schimmerte es hellgrün, fast türkis. Ab und zu ließ eine Brise zarte weiße Tupfer auf der glitzernden Oberfläche erscheinen. Er nahm sein Fernglas heraus und richtete es auf die Schiffe. Zwei Kreuzfahrtschiffe mit französischer und drei mit britischer Flagge. Es gab sogar ein amerikanisches Schiff da draußen, schätzungsweise siebzehn Meter oder noch länger, mit diesem massiven, reservierten Aussehen, das solchen Superyachten immer eigen ist. Und die kleinen Segelboote waren wie eine Handvoll Spielzeug in der Bucht verstreut, nördlich vom Club in Clontarf und mehr in der Nähe der Clubs von Dun Laoghaire. Die Gegend, in die er heute Abend fahren würde, um seine Pensionierung zu feiern.
... mehr
Ruhestand – jetzt schon? Er konnte es kaum glauben. Nach siebenundzwanzig Jahren bei der Polizei hatte man ihm mitgeteilt, es sei Zeit zu gehen. Aber er war noch zehn Jahre geblieben, bis es offensichtlich wurde, dass es für ihn vorbei war. Ob ihn das bekümmerte? Nur insofern als er nicht recht wusste, wie er den Rest seines Lebens gestalten sollte. Immer vorausgesetzt, dass es einen solchen Rest geben würde. Deshalb war er so vernünftig gewesen, alle Kurse zu besuchen, die zur Vorbereitung auf den Ruhestand angeboten wurden. Und er hatte sich bemüht, bei der Sache zu sein und sich nicht wie die Zyniker in der letzten Reihe über alles lustig zu machen. Und vielleicht hatte er ja etwas dabei gelernt, denn er hatte sich schon eine Art Job für den Rest des Sommers verschafft. Er würde Boote nach Frankreich und Spanien schaffen, die in der Ferienzeit nach Irland gesegelt waren, einige für einen Schiffsverleih in der Bretagne und andere für Kunden, denen die Zeit fehlte, ihre Boote selbst ins Mittelmeer zu verfrachten, wo sie zwei Wochen segeln wollten. Die Firma gehörte einem Typ, in dessen Crew er im Lauf der Jahre einmal mitgesegelt war. Es brachte nicht viel ein. Nur was man so zum Leben brauchte, ein paar Pfund, um etwas trinken zu gehen und zwei Wochen in einer der Wohnungen oder Villen, die der Firma gehörten, zu wohnen. Wer weiß, wohin das führen mochte. Es gab jetzt kaum etwas, das ihn in Dublin hielt. Seine Mutter war in einem Altenheim gut untergebracht. Er würde ihr fehlen, aber sie würde Verständnis dafür haben. Denn sie wusste, dass er einsam war und es in seinem Leben wenig Liebe gab. Sie würde ihm das Beste wünschen.
Er stand auf und ging ins Haus. Hier war es dunkel im Vergleich zu all dem Licht im Freien. Er tastete sich zum Badezimmer vor, zog sich aus und ging unter die Dusche. Er würde ein paar Pfund abnehmen müssen. Auf diesen Booten war unter Deck nicht viel Platz. Und plötzlich stellte er sich seinen alternden, schlaffen Körper in Shorts vor. Kein schöner Anblick. Er ging in die Hocke und ließ das Wasser über Hals und Schultern strömen. Seine Oberschenkelmuskeln zitterten, und er fürchtete einen Moment, das Gleichgewicht zu verlieren und nach vorn zu kippen, presste dann aber die Hände gegen die gefliesten Wände und richtete sich wieder auf. Sein Atem kam stoßweise. Herrgott noch mal, es war ihm nicht klar gewesen, wie wenig fit er war. Die letzten zwei Jahre hatte er hauptsächlich am Schreibtisch gesessen, draußen am Flughafen, wo er für die Einwanderungsbehörde tätig gewesen war. Zu viel Papierkram, zu wenig Action. Na ja, das war ja jetzt vorbei. Es waren noch drei Wochen bis zu seiner ersten Bootsfahrt. Wenn er jeden Tag trainierte und weniger Alkohol und Fett zu sich nahm, dann würde er -– so hoffte er zumindest -– wieder besser in Form sein.
Er stellte das Wasser ab, nahm ein Handtuch, ging ins Schlafzimmer und suchte im Kleiderschrank nach seinem Leinenjackett. Er hatte es seit Jahren nicht mehr getragen und war sicher, dass heute Abend eher ein konventioneller Anzug erwartet wurde. Aber was machte das schon? Schließlich war es eine Feier zu seinen Ehren, also konnte er tragen, was er wollte. Irgendwie war er immer ein Außenseiter gewesen. Golf spielte er nicht, hatte kein Interesse an Fußball, konnte besser kochen als die meisten Frauen der Polizisten, die er kannte. Und er war ein Einzelgänger. Keine Frau, jetzt jedenfalls nicht mehr. Keine Kinder, kaum eine Familie. Deshalb hatte er für seine Party den Yachtclub gewählt. Wenigstens war er dort bekannt. Zumindest würde jemand ihn wie einen Freund begrüßen und ihm das Gefühl geben, dass ihm in der Welt ein Platz zukam.
Schnell zog er sich an. Das Jackett passte noch und sah nicht schlecht aus, obwohl der Farbton eher elfenbein- als cremefarben war. Wenn er die sonnigen Regionen erreichte, würde er sich vielleicht einen schönen Leinenanzug kaufen, eine Hose mit einer dazu passenden Weste. Er wandte sich vom Spiegel ab und klopfte auf seine Taschen. Brieftasche, Handy, Schlüssel, Lesebrille, alle wichtigen Gegenstände, die ein Mann mittleren Alters brauchte. Und als besonderen Genuss für heute Abend: Zigarren. Kubanische Cohibas, die besten, die er für besondere Gelegenheiten in einem Holzkästchen aufhob. Es stammte von seinem Vater, der auch ein Zigarrenliebhaber gewesen war, obwohl er sie sich nicht sehr oft hatte leisten können. Der Behälter war deshalb anders genutzt worden. Seine Mutter hatte ihre Lieblingsrezepte und Schätze darin aufbewahrt. Ein silbernes Medaillon, eine Perlenkette und ein paar Schwarzweißbilder von Michael und seiner Schwester Clare, die mit der Box Brownie seines Vaters aufgenommen worden waren. Als sie ins Pflegeheim zog, war der Zigarrenbehälter in McLoughlins Besitz übergegangen. Er hatte ihn gereinigt und mit so vielen Zigarren bestückt, wie er sich leisten konnte. Und im unteren Fach unter dem herausnehmbaren Einsatz aus Rosenholz bewahrte er seine eigenen Schätze auf.
Jetzt holte er ein Dutzend Zigarren heraus. Genug für alle Kollegen und ein paar für sich selbst. Damit füllte er sein ledernes Zigarrenetui, steckte es in die Tasche und wollte schon den Deckel schließen, hielt dann aber inne. Es war ein außergewöhnlich schöner Sommer, wie jener schöne Sommer vor zehn Jahren, dem Jahr, in dem Mary Mitchell zu Tode kam. Als er ihre Mutter Margaret kennenlernte und sich in sie verliebte. Als er meinte, vor Sehnsucht vergehen zu müssen. Er hob den Einsatz hoch, in dem die übrigen Zigarren waren. Darunter lag ein brauner Umschlag in einem Plastiktütchen. Er nahm es und wog es in der Hand, fuhr mit den Fingern sanft über die glänzende Oberfläche. Er brauchte nicht hineinzusehen. Auch so hatte er die Bilder jener Nacht im Schuppen hinter dem Häuschen in Ballyknockan noch genauso deutlich vor Augen wie damals. Mary Mitchell in den Tagen, bevor sie starb, die schwarzen Locken kurz geschoren, ihr Körper voll blauer Flecken, misshandelt, gedemütigt und erniedrigt. Der Augenblick ihres Todes, die Augen halb geschlossen, die Pupillen starr und groß, ein maskenhaftes Lächeln auf den breiten vollen Lippen. Die Fotos waren neben Jimmy Fitzsimons auf dem Boden verstreut. Er lag hilflos an einen Ring in der Wand gefesselt da, sein Gesicht mit Paketband verklebt. Da, wo Margaret ihn zum Sterben zurückgelassen hatte. Und er hatte geglaubt, dass McLoughlin ihn retten, dass der Polizeibeamte sich korrekt verhalten würde. Aber Michael hatte nur ihre Fingerabdrücke vom Klebeband, von den Handschellen und der Kette abgewischt. Die Fotos hatte er aufgehoben und in die Tasche gesteckt. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Mary durch Jimmys Tod beschmutzt würde, und hatte die Bilder mit nach Hause genommen und in das Kästchen seiner Mutter gelegt, sie aufbewahrt und gehütet. Und er hatte das Andenken an Mary so gut geschützt, wie er konnte, und nie aufgehört, ihre Mutter zu lieben.
Er seufzte tief, legte die Plastiktüte in das Kästchen zurück und fügte den dünnen Holzeinsatz wieder sorgfältig ein. Dann legte er die Zigarren darauf, machte den Deckel zu, schloss mit dem kleinen Messingschlüssel ab und drehte sich weg. Es war Zeit zu gehen. Heute Abend konnte er nun wirklich nicht zu spät kommen. Er öffnete die Haustür, es war ein so wunderschöner Abend. Er setzte sich in den Wagen und ließ den Motor an. Die Sonne blendete ihn, so dass er schützend die Hand hob. Und glaubte, Mary vor sich zu sehen, wie sie gewesen sein musste, als sie noch lebte und durchs abendliche Sonnenlicht tanzte.
»Gute Nacht, Mary. Gute Nacht«, flüsterte er.
Dann legte er den Gang ein und fuhr langsam den Hügel hinunter auf das Meer zu.
© Droemer Knaur Verlag
Übersetzung: Doris Styron
Er stand auf und ging ins Haus. Hier war es dunkel im Vergleich zu all dem Licht im Freien. Er tastete sich zum Badezimmer vor, zog sich aus und ging unter die Dusche. Er würde ein paar Pfund abnehmen müssen. Auf diesen Booten war unter Deck nicht viel Platz. Und plötzlich stellte er sich seinen alternden, schlaffen Körper in Shorts vor. Kein schöner Anblick. Er ging in die Hocke und ließ das Wasser über Hals und Schultern strömen. Seine Oberschenkelmuskeln zitterten, und er fürchtete einen Moment, das Gleichgewicht zu verlieren und nach vorn zu kippen, presste dann aber die Hände gegen die gefliesten Wände und richtete sich wieder auf. Sein Atem kam stoßweise. Herrgott noch mal, es war ihm nicht klar gewesen, wie wenig fit er war. Die letzten zwei Jahre hatte er hauptsächlich am Schreibtisch gesessen, draußen am Flughafen, wo er für die Einwanderungsbehörde tätig gewesen war. Zu viel Papierkram, zu wenig Action. Na ja, das war ja jetzt vorbei. Es waren noch drei Wochen bis zu seiner ersten Bootsfahrt. Wenn er jeden Tag trainierte und weniger Alkohol und Fett zu sich nahm, dann würde er -– so hoffte er zumindest -– wieder besser in Form sein.
Er stellte das Wasser ab, nahm ein Handtuch, ging ins Schlafzimmer und suchte im Kleiderschrank nach seinem Leinenjackett. Er hatte es seit Jahren nicht mehr getragen und war sicher, dass heute Abend eher ein konventioneller Anzug erwartet wurde. Aber was machte das schon? Schließlich war es eine Feier zu seinen Ehren, also konnte er tragen, was er wollte. Irgendwie war er immer ein Außenseiter gewesen. Golf spielte er nicht, hatte kein Interesse an Fußball, konnte besser kochen als die meisten Frauen der Polizisten, die er kannte. Und er war ein Einzelgänger. Keine Frau, jetzt jedenfalls nicht mehr. Keine Kinder, kaum eine Familie. Deshalb hatte er für seine Party den Yachtclub gewählt. Wenigstens war er dort bekannt. Zumindest würde jemand ihn wie einen Freund begrüßen und ihm das Gefühl geben, dass ihm in der Welt ein Platz zukam.
Schnell zog er sich an. Das Jackett passte noch und sah nicht schlecht aus, obwohl der Farbton eher elfenbein- als cremefarben war. Wenn er die sonnigen Regionen erreichte, würde er sich vielleicht einen schönen Leinenanzug kaufen, eine Hose mit einer dazu passenden Weste. Er wandte sich vom Spiegel ab und klopfte auf seine Taschen. Brieftasche, Handy, Schlüssel, Lesebrille, alle wichtigen Gegenstände, die ein Mann mittleren Alters brauchte. Und als besonderen Genuss für heute Abend: Zigarren. Kubanische Cohibas, die besten, die er für besondere Gelegenheiten in einem Holzkästchen aufhob. Es stammte von seinem Vater, der auch ein Zigarrenliebhaber gewesen war, obwohl er sie sich nicht sehr oft hatte leisten können. Der Behälter war deshalb anders genutzt worden. Seine Mutter hatte ihre Lieblingsrezepte und Schätze darin aufbewahrt. Ein silbernes Medaillon, eine Perlenkette und ein paar Schwarzweißbilder von Michael und seiner Schwester Clare, die mit der Box Brownie seines Vaters aufgenommen worden waren. Als sie ins Pflegeheim zog, war der Zigarrenbehälter in McLoughlins Besitz übergegangen. Er hatte ihn gereinigt und mit so vielen Zigarren bestückt, wie er sich leisten konnte. Und im unteren Fach unter dem herausnehmbaren Einsatz aus Rosenholz bewahrte er seine eigenen Schätze auf.
Jetzt holte er ein Dutzend Zigarren heraus. Genug für alle Kollegen und ein paar für sich selbst. Damit füllte er sein ledernes Zigarrenetui, steckte es in die Tasche und wollte schon den Deckel schließen, hielt dann aber inne. Es war ein außergewöhnlich schöner Sommer, wie jener schöne Sommer vor zehn Jahren, dem Jahr, in dem Mary Mitchell zu Tode kam. Als er ihre Mutter Margaret kennenlernte und sich in sie verliebte. Als er meinte, vor Sehnsucht vergehen zu müssen. Er hob den Einsatz hoch, in dem die übrigen Zigarren waren. Darunter lag ein brauner Umschlag in einem Plastiktütchen. Er nahm es und wog es in der Hand, fuhr mit den Fingern sanft über die glänzende Oberfläche. Er brauchte nicht hineinzusehen. Auch so hatte er die Bilder jener Nacht im Schuppen hinter dem Häuschen in Ballyknockan noch genauso deutlich vor Augen wie damals. Mary Mitchell in den Tagen, bevor sie starb, die schwarzen Locken kurz geschoren, ihr Körper voll blauer Flecken, misshandelt, gedemütigt und erniedrigt. Der Augenblick ihres Todes, die Augen halb geschlossen, die Pupillen starr und groß, ein maskenhaftes Lächeln auf den breiten vollen Lippen. Die Fotos waren neben Jimmy Fitzsimons auf dem Boden verstreut. Er lag hilflos an einen Ring in der Wand gefesselt da, sein Gesicht mit Paketband verklebt. Da, wo Margaret ihn zum Sterben zurückgelassen hatte. Und er hatte geglaubt, dass McLoughlin ihn retten, dass der Polizeibeamte sich korrekt verhalten würde. Aber Michael hatte nur ihre Fingerabdrücke vom Klebeband, von den Handschellen und der Kette abgewischt. Die Fotos hatte er aufgehoben und in die Tasche gesteckt. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Mary durch Jimmys Tod beschmutzt würde, und hatte die Bilder mit nach Hause genommen und in das Kästchen seiner Mutter gelegt, sie aufbewahrt und gehütet. Und er hatte das Andenken an Mary so gut geschützt, wie er konnte, und nie aufgehört, ihre Mutter zu lieben.
Er seufzte tief, legte die Plastiktüte in das Kästchen zurück und fügte den dünnen Holzeinsatz wieder sorgfältig ein. Dann legte er die Zigarren darauf, machte den Deckel zu, schloss mit dem kleinen Messingschlüssel ab und drehte sich weg. Es war Zeit zu gehen. Heute Abend konnte er nun wirklich nicht zu spät kommen. Er öffnete die Haustür, es war ein so wunderschöner Abend. Er setzte sich in den Wagen und ließ den Motor an. Die Sonne blendete ihn, so dass er schützend die Hand hob. Und glaubte, Mary vor sich zu sehen, wie sie gewesen sein musste, als sie noch lebte und durchs abendliche Sonnenlicht tanzte.
»Gute Nacht, Mary. Gute Nacht«, flüsterte er.
Dann legte er den Gang ein und fuhr langsam den Hügel hinunter auf das Meer zu.
© Droemer Knaur Verlag
Übersetzung: Doris Styron
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Autoren-Porträt von Julie Parsons
Julie Parsons, 1951 als Tochter irischer Eltern in Neuseeland geboren, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Dublin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Julie Parsons
- 2008, 394 Seiten, Masse: 14,2 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Doris Styron
- Übersetzer: Doris Styron
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426195836
- ISBN-13: 9783426195833
Kommentar zu "Marys Schatten"
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