Liberdade

In Liberdade, was aus dem Portugiesischen kommt und übersetzt "Freiheit" bedeutet, erzählt die Autorin Theresa Rath die Geschichte von der jungen angehenden Ärztin Anna, die für einige Monate nach Rio fährt, bevor sie in Deutschland ihre praktisches Jahr beginnt.
In Rio fühlt sie sich erst wie eine Aussenseiterin, doch mit der Zeit beginnt sie ihr Leben in Deutschland zu hinterfragen und zieht hals über Kopf für mehre Monate nach Rio, in der Hoffnung die Zeit ihres Lebens zu erleben.
Schnell stellt sich heraus, dass auch der sonnige Ort seine Schattenseiten hat und auch die Menschen, die sie dort kennenlernt alle ihre eigenen Päckchen zu tragen haben, so wie sie auch.

Das Cover konnte mich leider nicht so überzeugen. Nachdem ich nun das Buch gelesen habe, kann ich mir vorstellen, wie das gräuliche Cover mit den benebelten Gedanken von Anna, aber auch von Gabriel zusammenhängt. Ich hätte mir aber auch total gut ein Cover vorstellen können, dass irgendwie Rio oder generell den Sommer zeigt - nur in Graustufen statt farblich.

Annas Geschichte hat mich hingegen von Anfang an in den Bann gerissen. Ich konnte (leider) sehr viele ihrer Gedankengänge nachvollziehen und habe mir wirklich extrem viele Stellen markiert (leider nur auf dem E-book, was ich nicht so praktisch finde, aber vielleicht schaue ich dennoch nochmal rein). Zumindest war die Geschichte wahnsinnig spannend. Ich habe von anderen gehört, dass finden, die Geschichte habe Thriller-Charakter - kann ich nun nicht so sagen, aber es war definitiv bis zum Schluss ein page-turner.
Besonders die verschiedenen Charaktere haben die Geschichte total lebhaft gemacht und - ähnlich wie Anna - habe ich immer den inneren Konflikt mit mir geführt: Soll Gabriel verziehen werden?
Was mir ganz besonders aufgefallen ist, ist dass das Thema "Freiheit" eine ganz zentrale Rolle gespielt hat, jedoch auf eine sehr angenehme, subtile Art und Weise. Zuerst die Freiheit, nach Rio zu reisen. Dann die Freiheit, das praktische Jahr zu verschieben, die Freiheit, die die Drogen Anna zu geben scheinen, und schliesslich die Freiheit, sich für sich selbst zu entscheiden und dem Teufelskreis in Rio zu entkommen.. Freiheit hat so viele Definitionen und ich finde das Buch zeigt wunderbar, wie schmal der Spalt zwischen Vernunft, Vergnügen und Verlust ist.

Der angenehme Sprachstil der Autorin hat sich wirklich positiv auf den Lesefluss ausgewirkt. Jedoch sind mit ein paar Formulierungen aufgefallen, über die ich gestolpert bin und bei denen ich auch nicht sicher war, ob das nicht vielleicht hätte anders sein sollen.

Dennoch: Ein sehr spannendes Buch, mit sehr viel Tiefe! Wichtige Themen, die meiner Meinung nach sehr gut aufgearbeitet wurden und vieles, das nicht häufig ausgesprochen/ausgeschrieben wird, hat mit Theresa Rath den Weg aufs Papier gefunden. Grosses Lob und grosse Leseempfehlung!

Komplizierte Selbstfindung
Anna, eine angehende Ärztin, löst sich aus der Abhängigkeit von ihrem Freund Philip und flieht nach Rio de Janeiro, um sich selbst zu finden. Dort gerät sich allerdings in einen Teufelskreis. Gibt es ein Entrinnen?
Sehr einfühlsam wird die Protagonistin Anna beschrieben. Ihre Probleme und Gefühle detailgenau geschildert. Auch Gabriel mit seiner Dominanz und Selbstzerstörung wird dem Leser bildhaft und unbeschönigt nahe gebracht. Obwohl die Handlung einige Male ins Stocken gerät, ist sie durchaus spannend.
Mein Fazit:
Ein Roman, der nachdenklich stimmt und Tabuthemen schonungslos darstellt.
4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Liberdade von Theresa Rath ist ein Roman über den Werdegang einer toxischen Beziehung.
Dabei nimmt die Autorin uns mit nach Rio de Janeiro, wo wir uns selbst auf der Suche nach Abenteuer im fremden Land wähnen und uns gut in die schäbigen Herbergen und in die Favelas rein fühlen können.

Liberdade hat ein wirklich überraschend atemberaubendes Cover, das dachte ich bei der Vorschau noch nicht so, und by the way ist es der Zuckerhut, bzw. die Gondel dorthin. Das Buch ist sehr hoch geschnitten.

Die Geschichte hat definitiv eine turbulente Handlung (auch wenn es auch oft langatmig und detailliert inklusive Wiederholungen der immer gleichen Drogen-, Arbeits-, etc. Probleme daher kommt...). An manchen Stellen hat mich die Handlung dann wieder überrascht. An anderen wurde ich traurig, und einmal, als ich viel aufs Mal gelesen habe und es quasi auch im absoluten Tief von Anna endete, hat es mich richtig runtergezogen. Mit den Drogen im Buch hatte ich weniger Probleme mit dem Trigger (ganz anders als beim bekannten Bahnhof Zoo...).

Der Schreibstil ist simpel und nicht chaotisch, auch im Gegensatz zu einem ähnlichen Buch.

Auch Anna wird einem als eigentlich 'starke' Frau dargebracht, und das zeigt hier wieder einmal, dass es nicht schwache Personen treffen muss. Es wird jedoch auch auf ihre schwere Kindheit eingegangen.

Süchte nehmen im Buch eine grössere Rolle ein, wobei es definitiv nicht als alleiniges Problem Brasiliens dargestellt wird. Dort kommt man nur ein bisschen besser daran, denke ich.
Anna hatte in der Vergangenheit nämlich auch mit Magersucht zu kämpfen, und weitere Altlasten aus ihrer Welt werden thematisiert. Es gibt eigentlich kaum ein (womöglich triggerndes) thema, das nicht drin vorkommt. Ob ihr das gut oder schlecht findet, dass quasi alles vorkommt, müsst ihr selber entscheiden...

Das Buch endet (ohne jetzt zu viel verraten zu werden) eigentlich bittertraurig, doch auch mit guten Hoffnungen. Gerne hätte ich gewusst, was aus Gabriel wurde... Es mag sein, dass er (rein logischerweise aufgrund der Handlung) den Tod im Buch erlebt hat...

Ich bin mir sicher, dass die Autorin aufgrund ihrer Arbeit die Hintergründe und das Fachwissen über toxische Beziehungen, Kriminalität und so weiter sehr gut einbauen konnte, obwohl es natürlich oft auch vor der Haustür und nicht auf der Auslandreise geschieht. Zudem wurde manches wohl überspitzt dargestellt, oder sind doch Probleme, die man hier so nicht erlebt. die Gewaltszenen schienen mir realistischer dargestellt, da sie eben quasi nur langsam entstehen, doch auch aufgezeigt wird, wo bereits Grenzen überschritten werden.