Katzenmusik und Katerstimmung
Tierisch-musikalische Geschichten
Katzenmusik und Katerstimmung
"Was der Teufel für die Geige, das scheint die Hauskatze für das Klavier zu sein", schreibt Bruno Aulich in "Mondscheinsonate und Katzenfuge". Elke Heidenreich weiß, wovon er spricht: Ihr Kater Nero lief mit...
"Was der Teufel für die Geige, das scheint die Hauskatze für das Klavier zu sein", schreibt Bruno Aulich in "Mondscheinsonate und Katzenfuge". Elke Heidenreich weiß, wovon er spricht: Ihr Kater Nero lief mit...
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Produktinformationen zu „Katzenmusik und Katerstimmung “
Katzenmusik und Katerstimmung
"Was der Teufel für die Geige, das scheint die Hauskatze für das Klavier zu sein", schreibt Bruno Aulich in "Mondscheinsonate und Katzenfuge". Elke Heidenreich weiß, wovon er spricht: Ihr Kater Nero lief mit Vorliebe nachts über die Tasten und weckte alle mit modernster Musik. Auch in Frühlingsnächten ertönt Katzenmusik, wenn es bei den Katern um die Liebe und die Revierverteidigung geht. Kurzum: das Feld der Katzenmusik ist ein weites. Die Autoren schreiben über schräge Musikerlebnisse, asiatische Musik, über eine verkaterte Barpianistin oder über das Katzenduett bei Donizetti ... Eine Sammlung kecker, lustiger, ausgefallener und tieftrauriger Texte von: Annette Humpe, Akif Pirinçci, Herbert Rosendorfer, Jan Weiler, Wladimir Kaminer, Enoch zu Guttenberg, Bernd Schroeder, Alexa Hennig von Lange, Wolfgang Joop, Lea Singer, Keto von Waberer, Ingrid Noll, Hans Neuenfels, Frank Goosen u.v.a.
"Was der Teufel für die Geige, das scheint die Hauskatze für das Klavier zu sein", schreibt Bruno Aulich in "Mondscheinsonate und Katzenfuge". Elke Heidenreich weiß, wovon er spricht: Ihr Kater Nero lief mit Vorliebe nachts über die Tasten und weckte alle mit modernster Musik. Auch in Frühlingsnächten ertönt Katzenmusik, wenn es bei den Katern um die Liebe und die Revierverteidigung geht. Kurzum: das Feld der Katzenmusik ist ein weites. Die Autoren schreiben über schräge Musikerlebnisse, asiatische Musik, über eine verkaterte Barpianistin oder über das Katzenduett bei Donizetti ... Eine Sammlung kecker, lustiger, ausgefallener und tieftrauriger Texte von: Annette Humpe, Akif Pirinçci, Herbert Rosendorfer, Jan Weiler, Wladimir Kaminer, Enoch zu Guttenberg, Bernd Schroeder, Alexa Hennig von Lange, Wolfgang Joop, Lea Singer, Keto von Waberer, Ingrid Noll, Hans Neuenfels, Frank Goosen u.v.a.
Klappentext zu „Katzenmusik und Katerstimmung “
Katzenmusik und Katerstimmung"Was der Teufel für die Geige, das scheint die Hauskatze für das Klavier zu sein", schreibt Bruno Aulich in "Mondscheinsonate und Katzenfuge". Elke Heidenreich weiss, wovon er spricht: Ihr Kater Nero lief mit Vorliebe nachts über die Tasten und weckte alle mit modernster Musik. Auch in Frühlingsnächten ertönt Katzenmusik, wenn es bei den Katern um die Liebe und die Revierverteidigung geht. Kurzum: das Feld der Katzenmusik ist ein weites. Die Autoren schreiben über schräge Musikerlebnisse, asiatische Musik, über eine verkaterte Barpianistin oder über das Katzenduett bei Donizetti Eine Sammlung kecker, lustiger, ausgefallener und tieftrauriger Texte von: Annette Humpe, Akif Pirinçci, Herbert Rosendorfer, Jan Weiler, Wladimir Kaminer, Enoch zu Guttenberg, Bernd Schroeder, Alexa Hennig von Lange, Wolfgang Joop, Lea Singer, Keto von Waberer, Ingrid Noll, Hans Neuenfels, Frank Goosen u.v.a.
Lese-Probe zu „Katzenmusik und Katerstimmung “
Katzenmusik und Katerstimmung von Elke Heidenreich (Hg.)Vorwort von Elke Heidenreich
»Wenn der Nachtwind diese Töne Hinwirft nach dem Seegestade,
Wird den Spaniern, die dort lagern, Katzenjämmerlich zumute ...«
... mehr
Da haben wir in Heinrich Heines »Romanzero« gleich beides: den Katzenjammer und die grausigen Töne, die Katzenmusik. Offenbar hängt beides zusammen: Wenn der Kopf gänzlich überfordert ist, ertönt darin Schauriges, das, was mitunter in den Nächten unter den Fenstern zu hören ist. Es ist Liebesgeschrei von Katzen, und wer wüsste nicht, dass Liebesgeschrei schnell umschlagen kann in Katzenjammer!
Mein Klavier steht immer offen, weil es geschlossen abweisend und wie ein großer schwarzer Sarg aussieht. Und weil es schön ist, dass jeder, der vorbeikommt, sich mal eben ans Klavier setzt und ein bisschen spielt - das geht vom »Flohwalzer« zu »Hänschen klein«, »Brüderlein fein« über kleine Mozartmelodien bis zum Bachpräludium. Und früher, nachts, wenn alles schlief und das Haus still im Dunkeln lag, dann sprang Kater Nero mit seinen zehn Kilo gewaltig auf die Tasten und lief auf und ab, und es klang nach frühem Henze oder spätem Stockhausen, und wir saßen sowohl wütend wie auch gerührt und beeindruckt senkrecht in den Betten. Katzenmusik, die ganz echte! Was gäbe ich darum, das noch einmal zu hören, keine meiner anderen Katzen hat je Klavier gespielt, aber unser Mops legt sich sofort neben die Pedale, wenn jemand in die Tasten greift und seufzt tief. Das Thema Mops & Musik wird also noch zu ergründen sein.
Die echte, wahre Katzenmusik ist der grausige Gesang rolliger Katzen bei Nacht, und das Fauchen und Kreischen verliebter Kater dazu. Wer das einmal gehört hat, vergisst es nie, und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Weil es gar so garstig ist, spielte man früher Menschen, die man nicht leiden konnte oder die etwas Unerhörtes angestellt hatten, unter den Fenstern eine Katzenmusik mit allem, was gehörig lärmt: Topfdeckel, Glocken, Pfeifen, Trommeln, Blecheimer. Verhassten Politikern wurde so die Meinung gelärmt, August Bebel musste eine Katzenmusik in der Nacht ertragen, auch Witwen, die noch vor Ablauf des Trauerjahrs wieder heirateten, und nur durch Zahlung eines Lösegelds kehrte Ruhe ein. Ich glaube nicht, dass es solche Bräuche heute noch irgendwo gibt. Aber Katzenmusiken gibt es noch. Durch dieses Buch geistern Katzen und Musik, es geistern Jammer und enttäuschte Liebe. »Schreibt mir etwas!«, habe ich die Autoren gebeten, »über Katzenmusik, über Katzenjammer, ihr wisst schon ...!«
Sie wussten nicht so recht, aber sie ahnten, und ich wusste auch nicht so recht, aber ich wollte solche Geschichten sammeln. Jeder kennt doch die schrillen Töne der Katzen, des Lebens, der Liebe und das scheußliche Gefühl, das schrille Töne in der Regel begleitet, und so kam Unterschiedlichstes zusammen: Von der Katze, die in der Oper mitsingt, bis zum Lebenskatzenjammer schlechthin ist alles dabei.
Hat das alles noch mit Musik zu tun?
O ja, mit der Musik unseres Lebens, in der es in Dur und Moll dahingeht, mal rauf, mal runter mit der Lebensmelodie, und mal klingt alles fröhlich, mal melancholisch und mal schrill und zerrissen. Katzenmusik eben.
Katzen trösten und erschrecken, wie Musik trösten und erschrecken kann. Katzen lieben Rituale und werden mürrisch, wenn Rituale nicht eingehalten werden. Musik tönt durch die Wände und stört uns, hören wir aber dieselbe Musik im eigenen Zimmer, aus dem eigenen Radio, vom eigenen Klavier - dann gefällt es uns. Wir sind gern lieber näher dran, mittendrin. Anderer Leute Musik mithören zu müssen macht so wenig Spaß, wie nachts unterm Fenster klagenden Katzen zuzuhören. Die Katze selbst hört ausgezeichnet, und in der Regel geht sie aus dem Zimmer, wenn - sagen wir: AC/DC in voller Lautstärke aufgelegt wird.
Am schlimmsten singen Katzen, wenn sie zum Arzt müssen, der ganze denkbare Katzenjammer bricht sich in entsetzlichen Tönen Bahn - einer unserer Autoren untersucht auch das und vermutet, dass die Biester auf dem Rückweg vom Arzt das gleiche scheußliche Lied singen, nur rückwärts. Wir folgen den Katzen und dem Jammer in die unlebbare westfälische Provinz und in zermürbende Großstädte. Wir lernen die Katze von San Marco kennen und einen Kater, der ein Leben und eine Partitur rettet, und eine Katze, die stellvertretend für ihren Besitzer spricht und hört. Es gibt ganz kleine, scheue Erinnerungen an Katzenmusikepisoden, und es gibt die groß daherdonnernde Katzen- und Weltraumoper, alles ist möglich, wie in der Liebe, alles kann schlecht ausgehen, wie in der Liebe. Aber auch gut!
»Lieber Harry«, schrieb ich an einen Freund, »willst du nicht ...?«
»Zum Thema Katzenmusik«, schrieb er zurück, »fällt mir nur leider ein zutiefst unerheblicher Vorfall ein ...« Und da war sie schon, die Geschichte, als kleiner Brief. Wer eine Anthologie plant, so wie ich diese geplant habe, wartet und liest und staunt, was da alles assoziiert wird, vom ganz Persönlichen bis zum ganz und gar Fantastischen. Und nichts, nichts ist da zutiefst unerheblich!
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg schickte mir die Geschichte seiner fast bei der Passionsmusik sterbenden Großmutter - keine Katze weit und breit, aber der Katzenjammer des Lebens, da ist er, und dazu schrieb mir der Autor in einem Brief: »Als ich die Geschichte meiner Großmutter fertig hatte, fiel mir eine echte Katzenmusik ein«, und er erzählte mir von Proben zu Mendelssohns Elias in der Balthasar Neumann-Wallfahrtskirche, und während der Chor das heidnische »Baal, erhöre uns!« brüllte, zogen draußen fromme Pilger mit Fahnen vorbei und beteten inbrünstig: »Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn!« Das, so schreibt Enoch zu Guttenberg, gefiel ihm ungemein - der Kulturkampf zwischen den Baalpriestern und den fränkischen Wallfahrern einerseits, und der elegante, jüdisch-protestantische Mendelssohn inmitten urkatholischer mittelfränkischer Weinbauern andererseits. »Und das«, so schließt er seinen Brief, »war mit diesem Aufprall der verschiedenen Tonarten, Rhythmen, Melodien und Texte meine bisher verrückteste Katzenmusik, aber die jetzt auch noch aufzuschreiben, das schaffe ich nicht mehr!« Nun, jetzt habe ich sie ein wenig erzählt, Katzenmusik von Heiden und Christen.
Die Ideen zum Thema Katzenmusik, die für dieses Buch bei mir eintrudelten, sind so wunderbar verschieden - da ist der unmusikalische Geigerbub und eine Ehe, die nur noch durch Miauen gerettet werden kann. Ein Mensch geht unter, er hat einen Hund namens Ringo, aber einen Kater von zu viel Alkohol, um all seine Niederlagen zu ertragen, und Ringo, George, Paul und John hießen nicht nur die Beatles, sondern so hätten auch vier sehr lebenswichtige Katzen in Herdecke heißen sollen, aber ach. Überhaupt, die Namen! Martha, Tino, Ruby und Bruce, Felixxx und Klemensss, Nadu, Lydia und Georgy, Fjodor und Ivanka, Birl, Schnurrli und Katerlieschen, Johann Wolfgang (ein Tyrann!), Brutus, Minni und Hermine, und auch ein musikalischer Nero ist wieder dabei!
Komponisten haben mitunter Katzenmusik geschrieben, und eigentlich müsste diesem Buch Musik beiliegen, mit Rossinis Katzenduett, in dem zwei Sopranistinnen mal so richtig jaulen dürfen, mit Strawinskys Katzenwiegenliedern, Les Berceuses du chat, für eine Frauenstimme und drei Klarinetten, oder mit Ravels Kinderoper L'enfant et les sortilèges, in der Katzen wundervoll singen - es gibt immer wieder Katzenmusik großer Meister. Aber der größte Meister in dieser Hinsicht ist natürlich die Katze selbst. Und ihre bevorzugte Tonart, auch das lernen wir hier, könnte g-Moll sein.
Auch aus der Malerei ist die Katze nicht wegzudenken, und die skurrilen Bilder von Rudi Hurzlmeier, dessen Name selbst wie Katzenschnurren klingt, geben Einblicke in das Leben musikalischer Katzen. Unser tiefer Dank gilt ihm und allen Autoren!
Die Katze in der Literatur - ein ebenso weites Feld, von E.T.A. Hoffmanns Kater Murr bis zu Edgar Allan Poes Black Cat oder Akif Pirinçcis Felidae, dem Helden der Kriminalromane.
Alles an der Katze ist interessant, ihre Musik und ihr Jammer. Diese Geschichten erzählen davon. Es gibt ein altes Gedicht von Maria Luise Weissmann, die 1929 starb und nur 30 Jahre alt wurde, aber sie wusste, wie sich nächtliche Katzen anhören:
Die Katzen
Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.
Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.
Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie fern durch deine Nächte weinen.*
Ich schließe mit einem kräftigen Miau-Mio und gebe noch eine Warnung ab: Hüten Sie sich vor der Lullekatze!
* Maria Luise Weissmann (1899-1929), »Die Katzen«, aus: Ich wünsche zu sein, was mich entflammt, Berlin 2004
Martha hört Wagner von Julia Andreae
Der Knabe bekam den unglückseligen Namen Tristan und gab, trotz hoher Erwartungen seiner Eltern, bei der Geburt keinen Ton von sich. Der Vater des Tristan war Opernintendant, die Mutter Sängerin - Sopran und mit sehr schwachen Nerven.
Die Mutter hielt den schmächtigen Säugling im Arm und seufzte. Das Kind machte keine Anstalten, einen Laut von sich zu geben. Er muss noch üben, scherzte der Vater. Horst Nauter scherzte gern. Seine Gattin Irmhild, die sich Irma Nauter nannte, hatte eine Abneigung gegen Scherze. Ihre Vorliebe galt dem Seufzen, da dieses meist sofort Zuwendung brachte.
Im Alter von acht Tagen kam Tristan nach Hause. Aufgrund ihrer schwachen Nerven konnte die Mutter den Knaben nicht stillen. Irmhild zog es zurück auf die Bühne, und die Versorgung Tristans wurde in die breiten Hände von Agnes gelegt. Agnes hatte den Beruf der Perle gewählt und diente als solche seit 20 Jahren im Hause Nauter.
Der Säugling gab inzwischen Geräusche von sich: eine Art Quietschen, das unweigerlich die Katze des Hauses auf den Plan rief. In einem unbeobachteten Moment schlich sich Katze Martha an die Wiege, in der Tristan unkoordiniert zappelte. Martha betrachtete den Knaben und miaute. Die winzigen Finger des Säuglings griffen in das weiche Fell Marthas. Tristan gluckste wohlig. Das Band einer unzertrennlichen Freundschaft war geknüpft.
Das ungewöhnlich stille Kind bekam nur ein einziges Mal einen Tobsuchtsanfall, als die Mutter versuchte, Katze und Kind zu trennen, um Allergien vorzubeugen. Tristan reagierte auf diesen Eingriff in sein Privatleben so heftig, dass die Mutter seufzend nachgeben musste. Irmhild war die Katze oder »das Tier«, wie sie es nannte, von Anbeginn ein Dorn im Auge. Dem Tier wurde zu viel Aufmerksamkeit zuteil, »einfach lächerlich viel«, befand Irmhild. Der Versuch, durch eine vorgetäuschte Allergie die Katze zu vertreiben, prallte an Horst Nauter ab wie ein Tennisball.
Das Baby wuchs zu einem schmalen Knaben mit dunklen Locken und großen melancholischen Augen heran. Zu behaupten, er hätte das Sprechen erlernt, wäre ein Euphemismus. Sein erstes Wort war »Nein«, das zweite »Ja«, und bei diesem kärglichen, wenn auch zweckmäßigen Wortschatz blieb es. Man beschloss, dass Tristan nun alt genug für den Klavierunterricht sei. Ein Lehrer wurde bestellt, und die Eltern hatten keinen Zweifel, dass ihr Sohn binnen kürzester Zeit mit seinem Können die Musikwelt begeistern würde. Das Kind jedoch stürzte einen Tag vor Unterrichtsbeginn die Treppen hinab und brach sich den Arm. Man verschob die Pianistenkarriere.
Horst Nauter nahm seinen Sohn bereits früh mit zu den Opernproben. Tristan saß auf einem dicken Kissen und wiegte den Kopf hin und her. Offensichtlich musste man in der Oper mit dem Kopf wackeln, dies war Tristans erste Erkenntnis. Häufig nahm er heimlich Martha mit. Sie schien Musik zu mögen, denn sie verharrte oft Stunden auf Tristans Schoß, ohne sich zu rühren. Bald stellte sich heraus, dass Martha eine Schwäche für Wagner-Ouvertüren hatte. So manche weibliche Arie hingegen ließ sie offensichtlich kalt. Sie hat eben Geschmack, befand Nauter, der sich allerdings mehr zu Mozart hingezogen fühlte.
Mit den Jahren begann der Vater sich, sofern es seine Zeit zuließ, um den stillen Knaben zu sorgen. Die Mutter sorgte sich nicht. Sie seufzte nur und schritt wieder auf die Bühne, die Bretter ihres Lebens. Der Musikunterricht war bis auf Weiteres verschoben. Tristan hatte sich inzwischen zweimal den rechten, einmal den linken Arm, ein Bein und einmal die Schulter gebrochen. Daher musste der Knabe wiederholt in verschiedenen Gipskostümen das Bett hüten. Martha leistete ihm zu seinen Füßen schnurrend Gesellschaft.
Man war ratlos. Ärzte wurden konsultiert. Die Vermutung des Hausarztes: »Vielleicht ist er einfach nicht musikalisch«, führte zum sofortigen Bruch mit dem Mann. Man beschloss, das Kind sei ein musikalischer Spätzünder, und hielt an diesem dünnen Strohhalm der Hoffnung fest.
Irmhild Nauter sah ein weiteres Mal die Chance, Martha loszuwerden. Sie war sich sicher, dass Tristan an einer chronischen Halsentzündung litt, die darauf zurückzuführen sei, dass der Knabe stets bei offenem Fenster schlief. Dies wiederum beruhte auf der Katze Angewohnheit, nachts am Fenster zu sitzen, wobei sich ihr Kopf außerhalb des Hauses befand und das Hinterteil innerhalb. »Das Vieh weiß nicht, was es will«, schimpfte die Mutter. »Sie weiß sogar sehr gut, was sie will«, entgegnete Nauter, »sie will drinnen UND draußen sitzen.« Irmhild seufzte und fand, das sei purer Unsinn, und man mache einen idiotischen Zirkus um das Tier. Doch Martha blieb und wachte über das empfindsame Kind.
Tristan sprach wenig, oft ein Nein, manchmal ein Ja, und erledigte alle Pflichten gewissenhaft. Es wurde viel auf den Knaben eingeredet. Einzig Martha war ihm eine friedvolle Freundin, sie miaute nicht einmal. Tristan konnte der Katze stundenlang zusehen, wenn sie ihr schwarzes Fell auf Hochglanz putzte oder einer Fliege hinterhersprang.
Tristan war gerade neunzehn geworden, hatte sich die linke Hand gebrochen und arbeitete in der Verwaltung der Oper. Man befand sich in den letzten Proben zur Zauberflöte. Horst Nauter saß neben dem Regiepult und überlegte, ob Irmhild wirklich die richtige Besetzung für die Pamina sei. Auch wunderte er sich über das knarzende Geräusch, das er plötzlich vernahm. Er konnte es keinem Instrument zuordnen. Es kam vielmehr von dem gigantischen Lüster, der sich auf dem Weg nach unten befand. Jede Hilfe kam zu spät. Der Lüster wurde zum funkelnden Grab für Horst Nauter. Seine Gattin im bunt leuchtenden Gewand der Pamina brach bewusstlos auf der Bühne zusammen. Der herbeieilende Theaterarzt musste jedoch feststellen, dass sie nicht bewusstlos, sondern tot war.
Zwei Dinge mussten nun dem armen Knaben beigebracht werden: Er war Vollwaise und ab sofort stellvertretender Intendant der Oper. Tristan sagte zu alldem nichts. Kein Wort konnte man ihm abringen. Nur zu Martha sprach er. Überlegungen über den Geisteszustand des jungen Mannes wurden angestellt. Vielleicht sei er schwachsinnig, meinte ein Regisseur. Der Chefmaskenbildner hingegen wusste mit Sicherheit zu sagen, dass Tristan stumm sei. Da lag er jedoch falsch, denn in Wahrheit war Tristan fast vollständig taub. Er hörte nahezu nichts und hatte nie etwas anderes vernommen als eine Art Rauschen und Summen und, wenn er mit seiner Mutter zusammen war, anhaltendes Seufzen. So erschien es ihm nicht erstrebenswert, mehr zu hören, und alle Worte, alle Opern waren klang- und reizlos an Tristan vorübergegangen.
Martha freilich wusste vom ersten Tag darum und hatte deshalb ihm gegenüber das Miauen eingestellt. Und auch Perle Agnes, die nun in treuer Ergebenheit Tristan und Martha beistand, erahnte den wahren Grund für all die Knochenbrüche des heranwachsenden Knaben.
Wie es der zynische Schmied des Schicksals wollte, war die erste Aufgabe des jungen Intendanten, einem Vorsingen beizuwohnen. Er beschloss, den Exzentriker zu mimen, und setzte sich mit Martha in den Zuschauerraum. Tristan verließ sich bei den Engagements von nun an ganz auf Marthas Musikalität. Sie schnurrte oder schwieg angewidert. So wurde auch Lilith, ein elfenhafter Sopran, der Marthas kritischer Beurteilung standhielt, eingestellt. Der Anblick des weißblonden Mädchens mit der transparenten Haut berührte Tristan fast schmerzlich. Gleich einer tanzenden Feder bewegte sie sich über die Bühne. Tristan konnte sich kaum vorstellen, woher bei diesem zierlichen Flatterwesen eine Stimme kommen sollte. Von »Volumen« keine Spur. Doch vertraute er Martha, und zudem stand für ihn fest, dass dieses Wesen das Mädchen seines Lebens sein sollte. So geschah es. Lilith wurde Tristans Frau und gebar zwei Kinder. Lilith war von zerbrechlicher Gesundheit und sang nur wenige Partien, doch wurde sie frenetisch gefeiert. Tristan, der mit Martha auf dem Schoß stets den Vorstellungen beiwohnte, hatte zum ersten Mal in seinem stillen Leben den Wunsch zu hören.
Dieser an sich einfache Wunsch bescherte ihm Erlebnisse der besonderen Art. Agnes wurde von einer Bekannten eine Klangschalentherapie empfohlen. Todsicher sei die Methode. So viel Sicherheit schien Tristan zwar nicht dienlich, doch suchte er in seiner Verzweiflung die Klangschalistin Dr. Anna Lüse auf. Katze Martha nahm er als seine Vertraute mit. Tristan wurde angewiesen, zwischen zwei riesigen Schalen auf einem Tuch Platz zu nehmen. Die Klangschalistin betrat in einer Art Überwurf aus rostbraunem Sackleinen den Raum. Martha begann zu fauchen. Die Therapeutin warf zunächst unter Jaulen die Hände auf und nieder und drosch dann mit zwei Schlegeln auf die Schalen ein. Martha sträubten sich die Haare. Die durch die Schalen hervorgerufenen Misstöne veranlassten Martha zu einem Veitstanz, bei dem sie die auf dem Boden verteilten Tücher unter Einsatz ihrer Krallen in gleichmäßige Streifen schnitt. Nach der Zeremonie stand Tristan ächzend auf - das Sitzen auf dem Boden erwies sich nicht als vorteilhaft - und dankte höflich für den Versuch. Es war eine Schalentherapie ohne Klang.
Es folgten Besuche bei einer Kartenleserin, die nach dem Barnum- Prinzip ihren Text herunterleierte. Sie diagnostizierte einen unterdrückten Klumpfuß, der sich aufs Gehör geschlagen hatte, und empfahl eine sofortige Amputation. Martha verabschiedete sich von ihr mit einem lockeren Hieb, der drei blutende Striemen auf dem Arm der Unwissenden hinterließ. Ein Reiki-Meister aus Castrop-Rauxel wurde konsultiert. Er bezog sein erstaunliches Wissen über die Kunden aus dem Internet und musste nach Tristans Besuch auf die Intensivstation eingeliefert werden - er hatte eine Tierhaarallergie. Einzig ein Schamane riet Tristan, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Nicht, dass er bei einem solchen nicht schon gewesen wäre. Doch diese hatten nur ratlos ihre Köpfe geschüttelt.
Tristan begann nicht nur grauhaarig, sondern zunehmend schwermütig zu werden. Die Ironie des Schicksals wollte es zudem, dass seine beiden Kinder außergewöhnlich musikalisch waren. Der Vater konnte ihrem Musizieren jedoch nur zusehen. Auch Martha schien der Zustand ihres Gefährten zu besorgen. »Wie alt ist die Katze eigentlich?«, fragte Lilith eines Tages. Tristan hatte niemals darüber nachgedacht. Die Katze war mit seinem Leben verwoben, seit er das erste Mal ihr seidiges schwarzes Fell unter seinen Händen gespürt hatte. Sie musste mindestens 50 Jahre alt sein. Tristan schien es nicht ungewöhnlich - wer sonst sollte sein Gehör ersetzen?
Die Karriere der gesundheitlich zart besaiteten Lilith ging unweigerlich dem Ende zu. Sie wünschte sich als letzte Rolle die Elsa. Es sollte ihr größter Triumph werden.
Tristan saß in jeder Vorstellung mit Martha auf dem Schoß. Das Spiel Liliths rührte ihn oft zu Tränen. Trotz ihrer Vorliebe für Ouvertüren schien Martha »Einsam in trüben Tagen« in ihrer Katzenseele zu erschüttern. Sie genoss die Arie stets an Liliths Seite, was den Regisseur immer wieder zu Ausbrüchen veranlasste. Doch Lilith bestand auf Marthas Anwesenheit.
Kurz vor Saisonschluss erkrankte Sohn Franz an einer schweren Bronchitis, von der er mithilfe der mütterlichen Fürsorge bald genas. Lilith jedoch steckte sich an, und man bangte um ihre Wiederherstellung. Sie verlor ihre Stimme, und schnell verbreitete sich das Gerücht, sie könne nie wieder singen. Martha wanderte zwischen dem Krankenlager der Stummen und dem niedergeschlagenen tauben Tristan hin und her.
Die Katze wurde ganz entgegen ihrer Natur unruhig. Sie sah Handlungsbedarf. Von nun an miaute sie Tristan an. Das Miauen und Maunzen erfüllte von früh bis spät das Haus. Des Nachts sank Martha völlig erschöpft in ihr Körbchen. Und nun geschah das Unglaubliche: Tristan traute im wahrsten Sinne seinen Ohren nicht: Er hörte. Doch hörte er nicht nur Martha. Er wohnte auch der letzten Vorstellung Liliths, die wieder genesen war, bei. Der Zauber der Musik bemächtigte sich seiner mit nahezu niederschmetternder Macht.
Martha indes wurde von Tag zu Tag zerbrechlicher. Leise schnurrend verbrachte sie ihre letzten Tage in Tristans Armen. Sie hatte ihre Aufgaben erfüllt.
Die Familie machte sich für Marthas Beisetzung bereit. Bei Einbruch der Dunkelheit fuhr man los. Die Sache war nicht ganz ungefährlich. Die beiden Knaben, Franz und Ludwig, standen Schmiere, und Tristan buddelte, was seine Arme an Kraft hergaben. Man sagte leise Servus und fuhr durch die Finsternis nach Hause.
Am übernächsten Tag fand sich in der Zeitung folgende Meldung: »Bayreuth: Eine seltsame Entdeckung machte Frau Elisabeth M. beim allmorgendlichen Spaziergang mit ihrem Dackel Fünferl. Als sie am Grünen Hügel auf das Festspielhaus zuging, schlug Fünferl gegen seine Gewohnheit laut an. Er zog sein Frauchen aufgeregt zur Büste Richard Wagners, wo Frau M. mit Erstaunen feststellte, dass diese am Sockel von frischen Rosen umrankt war. Die Spaziergängerin erkannte aber bald den wahren Grund für das Gebell ihres Begleiters. Zwischen den Rosen steckte eine Büttenkarte mit der Aufschrift ›Miau‹. Die informierte Festspielleitung bat die eingeschaltete Polizei, die Sache auf sich beruhen zu lassen, um Verunsicherung unter den anreisenden Festspielgästen zu vermeiden.«
Franz Nauter übernahm nach dem Tod des Vaters in dritter Generation die Intendanz des Opernhauses. Einmal im Jahr fuhr er nach Bayreuth. Dort gewöhnte man sich daran, dass am Morgen jedes 20. Juli Rosen mit einem »Miau«-Schild die Wagner- Büste schmücken.
© der Originalausgabe 2012
by Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Da haben wir in Heinrich Heines »Romanzero« gleich beides: den Katzenjammer und die grausigen Töne, die Katzenmusik. Offenbar hängt beides zusammen: Wenn der Kopf gänzlich überfordert ist, ertönt darin Schauriges, das, was mitunter in den Nächten unter den Fenstern zu hören ist. Es ist Liebesgeschrei von Katzen, und wer wüsste nicht, dass Liebesgeschrei schnell umschlagen kann in Katzenjammer!
Mein Klavier steht immer offen, weil es geschlossen abweisend und wie ein großer schwarzer Sarg aussieht. Und weil es schön ist, dass jeder, der vorbeikommt, sich mal eben ans Klavier setzt und ein bisschen spielt - das geht vom »Flohwalzer« zu »Hänschen klein«, »Brüderlein fein« über kleine Mozartmelodien bis zum Bachpräludium. Und früher, nachts, wenn alles schlief und das Haus still im Dunkeln lag, dann sprang Kater Nero mit seinen zehn Kilo gewaltig auf die Tasten und lief auf und ab, und es klang nach frühem Henze oder spätem Stockhausen, und wir saßen sowohl wütend wie auch gerührt und beeindruckt senkrecht in den Betten. Katzenmusik, die ganz echte! Was gäbe ich darum, das noch einmal zu hören, keine meiner anderen Katzen hat je Klavier gespielt, aber unser Mops legt sich sofort neben die Pedale, wenn jemand in die Tasten greift und seufzt tief. Das Thema Mops & Musik wird also noch zu ergründen sein.
Die echte, wahre Katzenmusik ist der grausige Gesang rolliger Katzen bei Nacht, und das Fauchen und Kreischen verliebter Kater dazu. Wer das einmal gehört hat, vergisst es nie, und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Weil es gar so garstig ist, spielte man früher Menschen, die man nicht leiden konnte oder die etwas Unerhörtes angestellt hatten, unter den Fenstern eine Katzenmusik mit allem, was gehörig lärmt: Topfdeckel, Glocken, Pfeifen, Trommeln, Blecheimer. Verhassten Politikern wurde so die Meinung gelärmt, August Bebel musste eine Katzenmusik in der Nacht ertragen, auch Witwen, die noch vor Ablauf des Trauerjahrs wieder heirateten, und nur durch Zahlung eines Lösegelds kehrte Ruhe ein. Ich glaube nicht, dass es solche Bräuche heute noch irgendwo gibt. Aber Katzenmusiken gibt es noch. Durch dieses Buch geistern Katzen und Musik, es geistern Jammer und enttäuschte Liebe. »Schreibt mir etwas!«, habe ich die Autoren gebeten, »über Katzenmusik, über Katzenjammer, ihr wisst schon ...!«
Sie wussten nicht so recht, aber sie ahnten, und ich wusste auch nicht so recht, aber ich wollte solche Geschichten sammeln. Jeder kennt doch die schrillen Töne der Katzen, des Lebens, der Liebe und das scheußliche Gefühl, das schrille Töne in der Regel begleitet, und so kam Unterschiedlichstes zusammen: Von der Katze, die in der Oper mitsingt, bis zum Lebenskatzenjammer schlechthin ist alles dabei.
Hat das alles noch mit Musik zu tun?
O ja, mit der Musik unseres Lebens, in der es in Dur und Moll dahingeht, mal rauf, mal runter mit der Lebensmelodie, und mal klingt alles fröhlich, mal melancholisch und mal schrill und zerrissen. Katzenmusik eben.
Katzen trösten und erschrecken, wie Musik trösten und erschrecken kann. Katzen lieben Rituale und werden mürrisch, wenn Rituale nicht eingehalten werden. Musik tönt durch die Wände und stört uns, hören wir aber dieselbe Musik im eigenen Zimmer, aus dem eigenen Radio, vom eigenen Klavier - dann gefällt es uns. Wir sind gern lieber näher dran, mittendrin. Anderer Leute Musik mithören zu müssen macht so wenig Spaß, wie nachts unterm Fenster klagenden Katzen zuzuhören. Die Katze selbst hört ausgezeichnet, und in der Regel geht sie aus dem Zimmer, wenn - sagen wir: AC/DC in voller Lautstärke aufgelegt wird.
Am schlimmsten singen Katzen, wenn sie zum Arzt müssen, der ganze denkbare Katzenjammer bricht sich in entsetzlichen Tönen Bahn - einer unserer Autoren untersucht auch das und vermutet, dass die Biester auf dem Rückweg vom Arzt das gleiche scheußliche Lied singen, nur rückwärts. Wir folgen den Katzen und dem Jammer in die unlebbare westfälische Provinz und in zermürbende Großstädte. Wir lernen die Katze von San Marco kennen und einen Kater, der ein Leben und eine Partitur rettet, und eine Katze, die stellvertretend für ihren Besitzer spricht und hört. Es gibt ganz kleine, scheue Erinnerungen an Katzenmusikepisoden, und es gibt die groß daherdonnernde Katzen- und Weltraumoper, alles ist möglich, wie in der Liebe, alles kann schlecht ausgehen, wie in der Liebe. Aber auch gut!
»Lieber Harry«, schrieb ich an einen Freund, »willst du nicht ...?«
»Zum Thema Katzenmusik«, schrieb er zurück, »fällt mir nur leider ein zutiefst unerheblicher Vorfall ein ...« Und da war sie schon, die Geschichte, als kleiner Brief. Wer eine Anthologie plant, so wie ich diese geplant habe, wartet und liest und staunt, was da alles assoziiert wird, vom ganz Persönlichen bis zum ganz und gar Fantastischen. Und nichts, nichts ist da zutiefst unerheblich!
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg schickte mir die Geschichte seiner fast bei der Passionsmusik sterbenden Großmutter - keine Katze weit und breit, aber der Katzenjammer des Lebens, da ist er, und dazu schrieb mir der Autor in einem Brief: »Als ich die Geschichte meiner Großmutter fertig hatte, fiel mir eine echte Katzenmusik ein«, und er erzählte mir von Proben zu Mendelssohns Elias in der Balthasar Neumann-Wallfahrtskirche, und während der Chor das heidnische »Baal, erhöre uns!« brüllte, zogen draußen fromme Pilger mit Fahnen vorbei und beteten inbrünstig: »Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn!« Das, so schreibt Enoch zu Guttenberg, gefiel ihm ungemein - der Kulturkampf zwischen den Baalpriestern und den fränkischen Wallfahrern einerseits, und der elegante, jüdisch-protestantische Mendelssohn inmitten urkatholischer mittelfränkischer Weinbauern andererseits. »Und das«, so schließt er seinen Brief, »war mit diesem Aufprall der verschiedenen Tonarten, Rhythmen, Melodien und Texte meine bisher verrückteste Katzenmusik, aber die jetzt auch noch aufzuschreiben, das schaffe ich nicht mehr!« Nun, jetzt habe ich sie ein wenig erzählt, Katzenmusik von Heiden und Christen.
Die Ideen zum Thema Katzenmusik, die für dieses Buch bei mir eintrudelten, sind so wunderbar verschieden - da ist der unmusikalische Geigerbub und eine Ehe, die nur noch durch Miauen gerettet werden kann. Ein Mensch geht unter, er hat einen Hund namens Ringo, aber einen Kater von zu viel Alkohol, um all seine Niederlagen zu ertragen, und Ringo, George, Paul und John hießen nicht nur die Beatles, sondern so hätten auch vier sehr lebenswichtige Katzen in Herdecke heißen sollen, aber ach. Überhaupt, die Namen! Martha, Tino, Ruby und Bruce, Felixxx und Klemensss, Nadu, Lydia und Georgy, Fjodor und Ivanka, Birl, Schnurrli und Katerlieschen, Johann Wolfgang (ein Tyrann!), Brutus, Minni und Hermine, und auch ein musikalischer Nero ist wieder dabei!
Komponisten haben mitunter Katzenmusik geschrieben, und eigentlich müsste diesem Buch Musik beiliegen, mit Rossinis Katzenduett, in dem zwei Sopranistinnen mal so richtig jaulen dürfen, mit Strawinskys Katzenwiegenliedern, Les Berceuses du chat, für eine Frauenstimme und drei Klarinetten, oder mit Ravels Kinderoper L'enfant et les sortilèges, in der Katzen wundervoll singen - es gibt immer wieder Katzenmusik großer Meister. Aber der größte Meister in dieser Hinsicht ist natürlich die Katze selbst. Und ihre bevorzugte Tonart, auch das lernen wir hier, könnte g-Moll sein.
Auch aus der Malerei ist die Katze nicht wegzudenken, und die skurrilen Bilder von Rudi Hurzlmeier, dessen Name selbst wie Katzenschnurren klingt, geben Einblicke in das Leben musikalischer Katzen. Unser tiefer Dank gilt ihm und allen Autoren!
Die Katze in der Literatur - ein ebenso weites Feld, von E.T.A. Hoffmanns Kater Murr bis zu Edgar Allan Poes Black Cat oder Akif Pirinçcis Felidae, dem Helden der Kriminalromane.
Alles an der Katze ist interessant, ihre Musik und ihr Jammer. Diese Geschichten erzählen davon. Es gibt ein altes Gedicht von Maria Luise Weissmann, die 1929 starb und nur 30 Jahre alt wurde, aber sie wusste, wie sich nächtliche Katzen anhören:
Die Katzen
Sie sind sehr kühl und biegsam, wenn sie schreiten,
Und ihre Leiber fließen sanft entlang.
Wenn sie die blumenhaften Füße breiten,
Schmiegt sich die Erde ihrem runden Gang.
Ihr Blick ist demuthaft und manchmal etwas irr.
Dann spinnen ihre Krallen fremde Fäden,
Aus Haar und Seide schmerzliches Gewirr,
Vor Kellerstufen und zerbrochnen Läden.
Im Abend sind sie groß und ganz entrückt,
Verzauberte auf nächtlich weißen Steinen,
In Schmerz und Wollust sehnsuchtskrank verzückt
Hörst du sie fern durch deine Nächte weinen.*
Ich schließe mit einem kräftigen Miau-Mio und gebe noch eine Warnung ab: Hüten Sie sich vor der Lullekatze!
* Maria Luise Weissmann (1899-1929), »Die Katzen«, aus: Ich wünsche zu sein, was mich entflammt, Berlin 2004
Martha hört Wagner von Julia Andreae
Der Knabe bekam den unglückseligen Namen Tristan und gab, trotz hoher Erwartungen seiner Eltern, bei der Geburt keinen Ton von sich. Der Vater des Tristan war Opernintendant, die Mutter Sängerin - Sopran und mit sehr schwachen Nerven.
Die Mutter hielt den schmächtigen Säugling im Arm und seufzte. Das Kind machte keine Anstalten, einen Laut von sich zu geben. Er muss noch üben, scherzte der Vater. Horst Nauter scherzte gern. Seine Gattin Irmhild, die sich Irma Nauter nannte, hatte eine Abneigung gegen Scherze. Ihre Vorliebe galt dem Seufzen, da dieses meist sofort Zuwendung brachte.
Im Alter von acht Tagen kam Tristan nach Hause. Aufgrund ihrer schwachen Nerven konnte die Mutter den Knaben nicht stillen. Irmhild zog es zurück auf die Bühne, und die Versorgung Tristans wurde in die breiten Hände von Agnes gelegt. Agnes hatte den Beruf der Perle gewählt und diente als solche seit 20 Jahren im Hause Nauter.
Der Säugling gab inzwischen Geräusche von sich: eine Art Quietschen, das unweigerlich die Katze des Hauses auf den Plan rief. In einem unbeobachteten Moment schlich sich Katze Martha an die Wiege, in der Tristan unkoordiniert zappelte. Martha betrachtete den Knaben und miaute. Die winzigen Finger des Säuglings griffen in das weiche Fell Marthas. Tristan gluckste wohlig. Das Band einer unzertrennlichen Freundschaft war geknüpft.
Das ungewöhnlich stille Kind bekam nur ein einziges Mal einen Tobsuchtsanfall, als die Mutter versuchte, Katze und Kind zu trennen, um Allergien vorzubeugen. Tristan reagierte auf diesen Eingriff in sein Privatleben so heftig, dass die Mutter seufzend nachgeben musste. Irmhild war die Katze oder »das Tier«, wie sie es nannte, von Anbeginn ein Dorn im Auge. Dem Tier wurde zu viel Aufmerksamkeit zuteil, »einfach lächerlich viel«, befand Irmhild. Der Versuch, durch eine vorgetäuschte Allergie die Katze zu vertreiben, prallte an Horst Nauter ab wie ein Tennisball.
Das Baby wuchs zu einem schmalen Knaben mit dunklen Locken und großen melancholischen Augen heran. Zu behaupten, er hätte das Sprechen erlernt, wäre ein Euphemismus. Sein erstes Wort war »Nein«, das zweite »Ja«, und bei diesem kärglichen, wenn auch zweckmäßigen Wortschatz blieb es. Man beschloss, dass Tristan nun alt genug für den Klavierunterricht sei. Ein Lehrer wurde bestellt, und die Eltern hatten keinen Zweifel, dass ihr Sohn binnen kürzester Zeit mit seinem Können die Musikwelt begeistern würde. Das Kind jedoch stürzte einen Tag vor Unterrichtsbeginn die Treppen hinab und brach sich den Arm. Man verschob die Pianistenkarriere.
Horst Nauter nahm seinen Sohn bereits früh mit zu den Opernproben. Tristan saß auf einem dicken Kissen und wiegte den Kopf hin und her. Offensichtlich musste man in der Oper mit dem Kopf wackeln, dies war Tristans erste Erkenntnis. Häufig nahm er heimlich Martha mit. Sie schien Musik zu mögen, denn sie verharrte oft Stunden auf Tristans Schoß, ohne sich zu rühren. Bald stellte sich heraus, dass Martha eine Schwäche für Wagner-Ouvertüren hatte. So manche weibliche Arie hingegen ließ sie offensichtlich kalt. Sie hat eben Geschmack, befand Nauter, der sich allerdings mehr zu Mozart hingezogen fühlte.
Mit den Jahren begann der Vater sich, sofern es seine Zeit zuließ, um den stillen Knaben zu sorgen. Die Mutter sorgte sich nicht. Sie seufzte nur und schritt wieder auf die Bühne, die Bretter ihres Lebens. Der Musikunterricht war bis auf Weiteres verschoben. Tristan hatte sich inzwischen zweimal den rechten, einmal den linken Arm, ein Bein und einmal die Schulter gebrochen. Daher musste der Knabe wiederholt in verschiedenen Gipskostümen das Bett hüten. Martha leistete ihm zu seinen Füßen schnurrend Gesellschaft.
Man war ratlos. Ärzte wurden konsultiert. Die Vermutung des Hausarztes: »Vielleicht ist er einfach nicht musikalisch«, führte zum sofortigen Bruch mit dem Mann. Man beschloss, das Kind sei ein musikalischer Spätzünder, und hielt an diesem dünnen Strohhalm der Hoffnung fest.
Irmhild Nauter sah ein weiteres Mal die Chance, Martha loszuwerden. Sie war sich sicher, dass Tristan an einer chronischen Halsentzündung litt, die darauf zurückzuführen sei, dass der Knabe stets bei offenem Fenster schlief. Dies wiederum beruhte auf der Katze Angewohnheit, nachts am Fenster zu sitzen, wobei sich ihr Kopf außerhalb des Hauses befand und das Hinterteil innerhalb. »Das Vieh weiß nicht, was es will«, schimpfte die Mutter. »Sie weiß sogar sehr gut, was sie will«, entgegnete Nauter, »sie will drinnen UND draußen sitzen.« Irmhild seufzte und fand, das sei purer Unsinn, und man mache einen idiotischen Zirkus um das Tier. Doch Martha blieb und wachte über das empfindsame Kind.
Tristan sprach wenig, oft ein Nein, manchmal ein Ja, und erledigte alle Pflichten gewissenhaft. Es wurde viel auf den Knaben eingeredet. Einzig Martha war ihm eine friedvolle Freundin, sie miaute nicht einmal. Tristan konnte der Katze stundenlang zusehen, wenn sie ihr schwarzes Fell auf Hochglanz putzte oder einer Fliege hinterhersprang.
Tristan war gerade neunzehn geworden, hatte sich die linke Hand gebrochen und arbeitete in der Verwaltung der Oper. Man befand sich in den letzten Proben zur Zauberflöte. Horst Nauter saß neben dem Regiepult und überlegte, ob Irmhild wirklich die richtige Besetzung für die Pamina sei. Auch wunderte er sich über das knarzende Geräusch, das er plötzlich vernahm. Er konnte es keinem Instrument zuordnen. Es kam vielmehr von dem gigantischen Lüster, der sich auf dem Weg nach unten befand. Jede Hilfe kam zu spät. Der Lüster wurde zum funkelnden Grab für Horst Nauter. Seine Gattin im bunt leuchtenden Gewand der Pamina brach bewusstlos auf der Bühne zusammen. Der herbeieilende Theaterarzt musste jedoch feststellen, dass sie nicht bewusstlos, sondern tot war.
Zwei Dinge mussten nun dem armen Knaben beigebracht werden: Er war Vollwaise und ab sofort stellvertretender Intendant der Oper. Tristan sagte zu alldem nichts. Kein Wort konnte man ihm abringen. Nur zu Martha sprach er. Überlegungen über den Geisteszustand des jungen Mannes wurden angestellt. Vielleicht sei er schwachsinnig, meinte ein Regisseur. Der Chefmaskenbildner hingegen wusste mit Sicherheit zu sagen, dass Tristan stumm sei. Da lag er jedoch falsch, denn in Wahrheit war Tristan fast vollständig taub. Er hörte nahezu nichts und hatte nie etwas anderes vernommen als eine Art Rauschen und Summen und, wenn er mit seiner Mutter zusammen war, anhaltendes Seufzen. So erschien es ihm nicht erstrebenswert, mehr zu hören, und alle Worte, alle Opern waren klang- und reizlos an Tristan vorübergegangen.
Martha freilich wusste vom ersten Tag darum und hatte deshalb ihm gegenüber das Miauen eingestellt. Und auch Perle Agnes, die nun in treuer Ergebenheit Tristan und Martha beistand, erahnte den wahren Grund für all die Knochenbrüche des heranwachsenden Knaben.
Wie es der zynische Schmied des Schicksals wollte, war die erste Aufgabe des jungen Intendanten, einem Vorsingen beizuwohnen. Er beschloss, den Exzentriker zu mimen, und setzte sich mit Martha in den Zuschauerraum. Tristan verließ sich bei den Engagements von nun an ganz auf Marthas Musikalität. Sie schnurrte oder schwieg angewidert. So wurde auch Lilith, ein elfenhafter Sopran, der Marthas kritischer Beurteilung standhielt, eingestellt. Der Anblick des weißblonden Mädchens mit der transparenten Haut berührte Tristan fast schmerzlich. Gleich einer tanzenden Feder bewegte sie sich über die Bühne. Tristan konnte sich kaum vorstellen, woher bei diesem zierlichen Flatterwesen eine Stimme kommen sollte. Von »Volumen« keine Spur. Doch vertraute er Martha, und zudem stand für ihn fest, dass dieses Wesen das Mädchen seines Lebens sein sollte. So geschah es. Lilith wurde Tristans Frau und gebar zwei Kinder. Lilith war von zerbrechlicher Gesundheit und sang nur wenige Partien, doch wurde sie frenetisch gefeiert. Tristan, der mit Martha auf dem Schoß stets den Vorstellungen beiwohnte, hatte zum ersten Mal in seinem stillen Leben den Wunsch zu hören.
Dieser an sich einfache Wunsch bescherte ihm Erlebnisse der besonderen Art. Agnes wurde von einer Bekannten eine Klangschalentherapie empfohlen. Todsicher sei die Methode. So viel Sicherheit schien Tristan zwar nicht dienlich, doch suchte er in seiner Verzweiflung die Klangschalistin Dr. Anna Lüse auf. Katze Martha nahm er als seine Vertraute mit. Tristan wurde angewiesen, zwischen zwei riesigen Schalen auf einem Tuch Platz zu nehmen. Die Klangschalistin betrat in einer Art Überwurf aus rostbraunem Sackleinen den Raum. Martha begann zu fauchen. Die Therapeutin warf zunächst unter Jaulen die Hände auf und nieder und drosch dann mit zwei Schlegeln auf die Schalen ein. Martha sträubten sich die Haare. Die durch die Schalen hervorgerufenen Misstöne veranlassten Martha zu einem Veitstanz, bei dem sie die auf dem Boden verteilten Tücher unter Einsatz ihrer Krallen in gleichmäßige Streifen schnitt. Nach der Zeremonie stand Tristan ächzend auf - das Sitzen auf dem Boden erwies sich nicht als vorteilhaft - und dankte höflich für den Versuch. Es war eine Schalentherapie ohne Klang.
Es folgten Besuche bei einer Kartenleserin, die nach dem Barnum- Prinzip ihren Text herunterleierte. Sie diagnostizierte einen unterdrückten Klumpfuß, der sich aufs Gehör geschlagen hatte, und empfahl eine sofortige Amputation. Martha verabschiedete sich von ihr mit einem lockeren Hieb, der drei blutende Striemen auf dem Arm der Unwissenden hinterließ. Ein Reiki-Meister aus Castrop-Rauxel wurde konsultiert. Er bezog sein erstaunliches Wissen über die Kunden aus dem Internet und musste nach Tristans Besuch auf die Intensivstation eingeliefert werden - er hatte eine Tierhaarallergie. Einzig ein Schamane riet Tristan, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Nicht, dass er bei einem solchen nicht schon gewesen wäre. Doch diese hatten nur ratlos ihre Köpfe geschüttelt.
Tristan begann nicht nur grauhaarig, sondern zunehmend schwermütig zu werden. Die Ironie des Schicksals wollte es zudem, dass seine beiden Kinder außergewöhnlich musikalisch waren. Der Vater konnte ihrem Musizieren jedoch nur zusehen. Auch Martha schien der Zustand ihres Gefährten zu besorgen. »Wie alt ist die Katze eigentlich?«, fragte Lilith eines Tages. Tristan hatte niemals darüber nachgedacht. Die Katze war mit seinem Leben verwoben, seit er das erste Mal ihr seidiges schwarzes Fell unter seinen Händen gespürt hatte. Sie musste mindestens 50 Jahre alt sein. Tristan schien es nicht ungewöhnlich - wer sonst sollte sein Gehör ersetzen?
Die Karriere der gesundheitlich zart besaiteten Lilith ging unweigerlich dem Ende zu. Sie wünschte sich als letzte Rolle die Elsa. Es sollte ihr größter Triumph werden.
Tristan saß in jeder Vorstellung mit Martha auf dem Schoß. Das Spiel Liliths rührte ihn oft zu Tränen. Trotz ihrer Vorliebe für Ouvertüren schien Martha »Einsam in trüben Tagen« in ihrer Katzenseele zu erschüttern. Sie genoss die Arie stets an Liliths Seite, was den Regisseur immer wieder zu Ausbrüchen veranlasste. Doch Lilith bestand auf Marthas Anwesenheit.
Kurz vor Saisonschluss erkrankte Sohn Franz an einer schweren Bronchitis, von der er mithilfe der mütterlichen Fürsorge bald genas. Lilith jedoch steckte sich an, und man bangte um ihre Wiederherstellung. Sie verlor ihre Stimme, und schnell verbreitete sich das Gerücht, sie könne nie wieder singen. Martha wanderte zwischen dem Krankenlager der Stummen und dem niedergeschlagenen tauben Tristan hin und her.
Die Katze wurde ganz entgegen ihrer Natur unruhig. Sie sah Handlungsbedarf. Von nun an miaute sie Tristan an. Das Miauen und Maunzen erfüllte von früh bis spät das Haus. Des Nachts sank Martha völlig erschöpft in ihr Körbchen. Und nun geschah das Unglaubliche: Tristan traute im wahrsten Sinne seinen Ohren nicht: Er hörte. Doch hörte er nicht nur Martha. Er wohnte auch der letzten Vorstellung Liliths, die wieder genesen war, bei. Der Zauber der Musik bemächtigte sich seiner mit nahezu niederschmetternder Macht.
Martha indes wurde von Tag zu Tag zerbrechlicher. Leise schnurrend verbrachte sie ihre letzten Tage in Tristans Armen. Sie hatte ihre Aufgaben erfüllt.
Die Familie machte sich für Marthas Beisetzung bereit. Bei Einbruch der Dunkelheit fuhr man los. Die Sache war nicht ganz ungefährlich. Die beiden Knaben, Franz und Ludwig, standen Schmiere, und Tristan buddelte, was seine Arme an Kraft hergaben. Man sagte leise Servus und fuhr durch die Finsternis nach Hause.
Am übernächsten Tag fand sich in der Zeitung folgende Meldung: »Bayreuth: Eine seltsame Entdeckung machte Frau Elisabeth M. beim allmorgendlichen Spaziergang mit ihrem Dackel Fünferl. Als sie am Grünen Hügel auf das Festspielhaus zuging, schlug Fünferl gegen seine Gewohnheit laut an. Er zog sein Frauchen aufgeregt zur Büste Richard Wagners, wo Frau M. mit Erstaunen feststellte, dass diese am Sockel von frischen Rosen umrankt war. Die Spaziergängerin erkannte aber bald den wahren Grund für das Gebell ihres Begleiters. Zwischen den Rosen steckte eine Büttenkarte mit der Aufschrift ›Miau‹. Die informierte Festspielleitung bat die eingeschaltete Polizei, die Sache auf sich beruhen zu lassen, um Verunsicherung unter den anreisenden Festspielgästen zu vermeiden.«
Franz Nauter übernahm nach dem Tod des Vaters in dritter Generation die Intendanz des Opernhauses. Einmal im Jahr fuhr er nach Bayreuth. Dort gewöhnte man sich daran, dass am Morgen jedes 20. Juli Rosen mit einem »Miau«-Schild die Wagner- Büste schmücken.
© der Originalausgabe 2012
by Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von ELKE HEIDENREICH (HG.)
Elke Heidenreich, geboren 1943, lebt in Köln. Seit 1970 ist sie freie Autorin und Moderatorin bei Funk und Fernsehen. Seit 1983 ist Elke Heidenreich Kolumnistin bei der Zeitschrift "Brigitte" und schreibt regelmässig Buchbesprechungen für verschiedene Fernseh- und Rundfunksender. 2008 wurde sie mit dem "Hans-Bausch-Mediapreis" ausgezeichnet und 2010 erhielt sie den "Julius-Campe-Preis".
Bibliographische Angaben
- Autor: ELKE HEIDENREICH (HG.)
- 2012, 256 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Masse: 14,2 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Heidenreich, Elke; Illustration: Hurzlmeier, Rudi
- Herausgegeben: Elke Heidenreich
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570580369
- ISBN-13: 9783570580363
Rezension zu „Katzenmusik und Katerstimmung “
"Keck, lustig, ausgefallen und manchmal auch traurig."
Kommentar zu "Katzenmusik und Katerstimmung"
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