Kalteis
Roman. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis, Kategorie National 2008
Das Landmädel Kathie sucht im München der 30er Jahre das große Glück. Zur selben Zeit geht dort ein perverser Frauenmörder um.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Kalteis “
Das Landmädel Kathie sucht im München der 30er Jahre das große Glück. Zur selben Zeit geht dort ein perverser Frauenmörder um.
Klappentext zu „Kalteis “
Der neue Kriminalroman von Bestsellerautorin Andrea Maria SchenkelMünchen, Ende der 1930er Jahre: Süss und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der grossen Stadt - auch Kathie träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Manch eine ist hier schon unter die Räder gekommen, aber sie wird es schon schaffen. Oder? Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos verschwinden ...
Der neue Kriminalroman von Bestsellerautorin Andrea Maria Schenkel
München, Ende der 1930er Jahre: Süss und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der grossen Stadt - auch Kathie träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Manch eine ist hier schon unter die Räder gekommen, aber sie wird es schon schaffen. Oder? Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos verschwinden ...
'Überaus fesselnd erzählt, klug kombiniert, mit Mut zur Pause, zum Schweigen und zum Widerspruch.' Brigitte
'Und Schenkel ist skrupellos. Präzise wie ein Gerichtsmediziner beschreibt sie, wie Kalteis seine Opfer zurichtet, wie er sich an den Leichen vergeht. Nein, Hausfrauenliteratur ist dieses Buch wirklich nicht - eher ganz schön harte Kost.' Focus
''Kalteis' ist besser als der grosse Bestseller 'Tannöd'.' Berliner Zeitung
München, Ende der 1930er Jahre: Süss und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der grossen Stadt - auch Kathie träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Manch eine ist hier schon unter die Räder gekommen, aber sie wird es schon schaffen. Oder? Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos verschwinden ...
'Überaus fesselnd erzählt, klug kombiniert, mit Mut zur Pause, zum Schweigen und zum Widerspruch.' Brigitte
'Und Schenkel ist skrupellos. Präzise wie ein Gerichtsmediziner beschreibt sie, wie Kalteis seine Opfer zurichtet, wie er sich an den Leichen vergeht. Nein, Hausfrauenliteratur ist dieses Buch wirklich nicht - eher ganz schön harte Kost.' Focus
''Kalteis' ist besser als der grosse Bestseller 'Tannöd'.' Berliner Zeitung
Lese-Probe zu „Kalteis “
Kalteis von Andrea Maria Schenkel LESEPROBE Aktennotiz zum Abschluss des Verfahrens Josef Kalteis
Geheime Reichssache
Eine Begnadigung des Verurteilten ist abzulehnen. Die Vollstreckung des Urteils ohne Verzug ist im Gefängnis Stadelheim durchzuführen. Eine öffentliche Bekanntmachung ist unerwünscht.
Erläuterung: Zahlreiche Verbrechen dieser Art wurden seit Beginn der 30er-Jahre aktenkundig. Solche Taten konnten nur auf dem maroden Nährboden der Weimarer Republik gedeihen. Die Demokratie, ein Krebsgeschwür, eine Brutstätte asozialer Elemente. Aber dass diese Taten selbst nach der Machtergreifung nicht abnahmen und unsere treuen Volksgenossen weiter beunruhigen und verunsichern, können wir nicht hinnehmen. Die deutsche Volksgemeinschaft ist gesund und soll auch weiterhin gesund bleiben. Volksschädlinge wie dieser sind deshalb aus ihr zu entfernen. Es kann nicht geduldet werden, dass jenes asoziale Element) jahrelang den Münchner Westen heimsuchen konnte und München, die Wiege der Bewegung, die Stadt, die unserem geliebten Führer so sehr am Herzen liegt, besudelt.
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Da es sich bei dem Täter um einen Volksdeutschen, einen Arier, zudem noch Mitglied der NSDAP handelt, sind eine umgehende Vollstreckung des Urteils und absolutes Stillschweigen erforderlich. Von Mitteilungen in volksdeutschen Presseorganen sowie dem Völkischen Beobachter ist abzusehen. Alle Berichte sowohl mündlicher als auch schriftlicher Art unterliegen aus diesem Grunde der Geheimhaltung. Es ist jeder Schaden, der dem Ansehen der Partei und der nationalsozialistischen Bewegung entstehen könnte, zu vermeiden. Das eingereichte Gnadengesuch wird abgewiesen. Eine Sicherheitsverwahrung und Umerziehung im KL Dachau ist abzulehnen.
Heil Hitler!
München, den 29. Oktober 1939 gez. ...
Er sitzt da. Auf der Pritsche, den Kopf in die Hände gestützt. Die Augen geschlossen, offen? Er weiß es nicht. Der Raum in fahles Licht getaucht, das vom Hof her durch das kleine, vergitterte Fenster hereinfällt.
Er sitzt da, stundenlang sitzt er schon da. In immer der gleichen Haltung, die Hände gefaltet wie zum Gebet, das Gesicht zur Hälfte darin verborgen, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, bewegungslos. Die Zeit schwindet dahin. Es kommt ihm vor, als rinne sie durch seine Finger, an seinen Armen entlang, über die Beine hinab zum Boden. Ständig. Unaufhörlich. Und doch kann er sich trotz dieser Langsamkeit an nichts erinnern. Nicht an den Tag, die Nacht, die Stunde, die Minute ... Alles verschwimmt in diesem fahlen Licht, diesem endlosen Grau, als hätte auch er sich aufgelöst, als wäre sein Leben bereits verronnen.
Nichts, nichts ist geblieben, ein endloser Raum aus Nichts, nur Leere.
Selbst die Angst ist aus seinem Kopf, aus seinem Körper entwichen. Die Angst, die gestern noch greifbar war. Die langsam seinen Rücken entlang hoch bis in seinen Kopf kroch, Zentimeter für Zentimeter. Die seinen Körper, ihn ganz gefangen hielt. Tief in ihm lauernd, lähmte sie seine Gedanken und ergriff von jeder einzelnen Zelle seines Körpers, von seinem ganzen Ich Besitz. Selbst sie war im Laufe der Nacht dieser Leere gewichen. Hatte nicht standhalten können, sich nicht durchsetzen können gegen das Nichts, das ihn nun erfüllt, ausfüllt.
Irgendwann in dieser Nacht öffnet jemand die Klappe der Zellentür. Er, das Geräusch hörend, wendet den Kopf nicht. Warum auch? Es bedeutet nichts mehr. Nichts bedeutet mehr etwas. Nichts.
Als um sechs Uhr das Licht in der Zelle wieder angeschaltet wird, bemerkt er es nicht, um ihn herum ist das fahle, graue Licht der Nacht geblieben. Den Kopf weiter in die Hände gestützt, bleibt er auf seiner Pritsche sitzen. Mit dem Nichts, mit der Leere, die schlimmer ist als die Angst.
So sitzt er auch noch da, als gegen zehn vor sieben die beiden Männer die Zelle betreten.
Sie sprechen mit ihm, als sie hereinkommen, aber was sie auch sagen, er versteht es nicht. Worte dringen nicht mehr durch diese Leere, durch dieses Nichts hindurch, das ihn umgibt. Ihn einhüllt, ihn fest im Griff hat.
Er reagiert erst, als er die Berührung spürt, die Hand auf seiner Schulter. Weiß, dass es nun Zeit ist aufzustehen. Langsam, mechanisch erhebt er sich. Die Männer legen seine Hände auf den Rücken und er spürt die metallene Fesselung an seinen Handgelenken.
Vier Schritte braucht er, um den Raum zu verlassen. Vier Schritte. Er zählt sie mit.
Vor der Zellentür wartet bereits der Gefängnisgeistliche auf ihn.
Ob er ihnen voranschreitet oder hinterherläuft, er kann es nicht sagen. Genauso wenig kann er sich an die Worte des Geistlichen erinnern. Gesehen hat er, wie dieser den Mund zum Sprechen öffnete. Auch an Laute, die sich ihren Weg zu seinem Ohr gesucht haben, erinnert er sich. Aber sie waren ohne Zusammenhang, ohne Sinn. Drangen nicht zu ihm durch. Konnten die Mauer des Nichts nicht überwinden.
Wieder zählt er die Schritte. jeden einzelnen, eins, zwei, drei, vier... und dann nimmt er das Geräusch wahr. Das andere Geräusch, das neben den Schritten noch hörbar ist und sich jetzt immer mehr in sein Bewusstsein drängt.
Leise und dann immer lauter, bis es seinen Kopf völlig ausfüllt. Es ist der Klang der Gefängnisglocke, die seinen letzten Gang anzeigt. Die Totenglocke. Ihr Klang erfüllt ihn jetzt, erfüllt seinen ganzen Körper.
Erfüllt ihn nun ebenso sehr wie vorher das Nichts. Er weiß, sie wird erst verstummen, wenn er nicht mehr am Leben ist. Sie wird das Letzte sein, das er hören wird, zeigt sie doch seinen Tod an, für) jedermann hörbar.
Sie führen ihn hinunter in den Gefängnishof. Dort erwarten sie ihn bereits. Der Staatsanwalt, der Gerichtsarzt und der Nachrichter mit seinen Helfershelfern.
Die in schwarze Anzüge gekleideten Gehilfen nehmen ihn in Empfang. Sie packen ihn links und rechts an beiden Armen. Legen ihn bäuchlings auf das Kippbrett. Er spürt noch den festen Griff der Hände, da schieben sie das Brett unter die Fallschwertmaschine.
Der Nachrichter zieht den Sperrhebel. Das Messer fällt herunter, trennt den Kopf vom Rumpf.
Der Leichnam, nun Eigentum des bayerischen Staates, wird dem gerichtsmedizinischen Institut der Stadt München übergeben. Die Verwandten des Hingerichteten haben auf den Leichnam und somit auf die Übernahme der entstandenen Kosten verzichtet. 247 Reichsmark werden aus der bayerischen Staatskasse als Entlohnung an den Nachrichter Johann Reichard überwiesen.
Dauer der Hinrichtung vom Betreten des Gefängnishofes bis zur Exekution durch die Fallschwertmaschine: 17 Sekunden.
© Edition Nautilus, Verlag Lutz Schulenburg
Heil Hitler!
München, den 29. Oktober 1939 gez. ...
Er sitzt da. Auf der Pritsche, den Kopf in die Hände gestützt. Die Augen geschlossen, offen? Er weiß es nicht. Der Raum in fahles Licht getaucht, das vom Hof her durch das kleine, vergitterte Fenster hereinfällt.
Er sitzt da, stundenlang sitzt er schon da. In immer der gleichen Haltung, die Hände gefaltet wie zum Gebet, das Gesicht zur Hälfte darin verborgen, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, bewegungslos. Die Zeit schwindet dahin. Es kommt ihm vor, als rinne sie durch seine Finger, an seinen Armen entlang, über die Beine hinab zum Boden. Ständig. Unaufhörlich. Und doch kann er sich trotz dieser Langsamkeit an nichts erinnern. Nicht an den Tag, die Nacht, die Stunde, die Minute ... Alles verschwimmt in diesem fahlen Licht, diesem endlosen Grau, als hätte auch er sich aufgelöst, als wäre sein Leben bereits verronnen.
Nichts, nichts ist geblieben, ein endloser Raum aus Nichts, nur Leere.
Selbst die Angst ist aus seinem Kopf, aus seinem Körper entwichen. Die Angst, die gestern noch greifbar war. Die langsam seinen Rücken entlang hoch bis in seinen Kopf kroch, Zentimeter für Zentimeter. Die seinen Körper, ihn ganz gefangen hielt. Tief in ihm lauernd, lähmte sie seine Gedanken und ergriff von jeder einzelnen Zelle seines Körpers, von seinem ganzen Ich Besitz. Selbst sie war im Laufe der Nacht dieser Leere gewichen. Hatte nicht standhalten können, sich nicht durchsetzen können gegen das Nichts, das ihn nun erfüllt, ausfüllt.
Irgendwann in dieser Nacht öffnet jemand die Klappe der Zellentür. Er, das Geräusch hörend, wendet den Kopf nicht. Warum auch? Es bedeutet nichts mehr. Nichts bedeutet mehr etwas. Nichts.
Als um sechs Uhr das Licht in der Zelle wieder angeschaltet wird, bemerkt er es nicht, um ihn herum ist das fahle, graue Licht der Nacht geblieben. Den Kopf weiter in die Hände gestützt, bleibt er auf seiner Pritsche sitzen. Mit dem Nichts, mit der Leere, die schlimmer ist als die Angst.
So sitzt er auch noch da, als gegen zehn vor sieben die beiden Männer die Zelle betreten.
Sie sprechen mit ihm, als sie hereinkommen, aber was sie auch sagen, er versteht es nicht. Worte dringen nicht mehr durch diese Leere, durch dieses Nichts hindurch, das ihn umgibt. Ihn einhüllt, ihn fest im Griff hat.
Er reagiert erst, als er die Berührung spürt, die Hand auf seiner Schulter. Weiß, dass es nun Zeit ist aufzustehen. Langsam, mechanisch erhebt er sich. Die Männer legen seine Hände auf den Rücken und er spürt die metallene Fesselung an seinen Handgelenken.
Vier Schritte braucht er, um den Raum zu verlassen. Vier Schritte. Er zählt sie mit.
Vor der Zellentür wartet bereits der Gefängnisgeistliche auf ihn.
Ob er ihnen voranschreitet oder hinterherläuft, er kann es nicht sagen. Genauso wenig kann er sich an die Worte des Geistlichen erinnern. Gesehen hat er, wie dieser den Mund zum Sprechen öffnete. Auch an Laute, die sich ihren Weg zu seinem Ohr gesucht haben, erinnert er sich. Aber sie waren ohne Zusammenhang, ohne Sinn. Drangen nicht zu ihm durch. Konnten die Mauer des Nichts nicht überwinden.
Wieder zählt er die Schritte. jeden einzelnen, eins, zwei, drei, vier... und dann nimmt er das Geräusch wahr. Das andere Geräusch, das neben den Schritten noch hörbar ist und sich jetzt immer mehr in sein Bewusstsein drängt.
Leise und dann immer lauter, bis es seinen Kopf völlig ausfüllt. Es ist der Klang der Gefängnisglocke, die seinen letzten Gang anzeigt. Die Totenglocke. Ihr Klang erfüllt ihn jetzt, erfüllt seinen ganzen Körper.
Erfüllt ihn nun ebenso sehr wie vorher das Nichts. Er weiß, sie wird erst verstummen, wenn er nicht mehr am Leben ist. Sie wird das Letzte sein, das er hören wird, zeigt sie doch seinen Tod an, für) jedermann hörbar.
Sie führen ihn hinunter in den Gefängnishof. Dort erwarten sie ihn bereits. Der Staatsanwalt, der Gerichtsarzt und der Nachrichter mit seinen Helfershelfern.
Die in schwarze Anzüge gekleideten Gehilfen nehmen ihn in Empfang. Sie packen ihn links und rechts an beiden Armen. Legen ihn bäuchlings auf das Kippbrett. Er spürt noch den festen Griff der Hände, da schieben sie das Brett unter die Fallschwertmaschine.
Der Nachrichter zieht den Sperrhebel. Das Messer fällt herunter, trennt den Kopf vom Rumpf.
Der Leichnam, nun Eigentum des bayerischen Staates, wird dem gerichtsmedizinischen Institut der Stadt München übergeben. Die Verwandten des Hingerichteten haben auf den Leichnam und somit auf die Übernahme der entstandenen Kosten verzichtet. 247 Reichsmark werden aus der bayerischen Staatskasse als Entlohnung an den Nachrichter Johann Reichard überwiesen.
Dauer der Hinrichtung vom Betreten des Gefängnishofes bis zur Exekution durch die Fallschwertmaschine: 17 Sekunden.
© Edition Nautilus, Verlag Lutz Schulenburg
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Autoren-Porträt von Andrea Maria Schenkel
Andrea Maria Schenkel, 1962 geboren, gilt als eine der renommiertesten Kriminalautorinnen Deutschlands. 2006 erschien ihr Debüt »Tannöd«, mit dem sie grosses Aufsehen erregte. Der Roman wurde 2007 mit dem Deutschen Krimi-Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und der Corine ausgezeichnet. 2008 folgte der renommierte Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman. Das Buch wurde in bislang 20 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Auch für ihr zweites Buch »Kalteis« bekam sie begeisterte Kritiken und erhielt 2008 erneut den Deutschen Krimi-Preis. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Andrea Maria Schenkel
- 2009, 186 Seiten, Masse: 11,8 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442738008
- ISBN-13: 9783442738007
- Erscheinungsdatum: 11.05.2009
Rezension zu „Kalteis “
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