Johanna
Roman
Ein eindringlicher und realitätsnaher Roman über die ärmste und schwächste soziale Schicht der Zwanzigerjahre und ein Frauenschicksal.
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Produktinformationen zu „Johanna “
Ein eindringlicher und realitätsnaher Roman über die ärmste und schwächste soziale Schicht der Zwanzigerjahre und ein Frauenschicksal.
Klappentext zu „Johanna “
Johanna hat es von Beginn an nicht leicht im Leben. Die Tochter einer armen Taglöhner-Familie wird früh zur Waise und zum billigsten Tarif einer Pflegemutter übergeben. Zunächst kümmert sich die alte Frau um das Kind, doch dann verfällt sie der Trunksucht und stirbt. Das Haus brennt nieder und Johanna muss selbst sehen, wo sie bleibt. Sie wird Magd am Bauernhof des Bürgermeisters, später Haushaltshilfe bei reichen Leuten in der Stadt, erfährt Misshandlungen und Demütigungen von allen Seiten. Die wenigen lichten Momente versucht Johanna auszukosten, immer mit der Hoffnung, dass ihr Leben doch noch eine glückliche Wendung nimmt. Ein eindringlicher und realitätsnaher Roman über die ärmste und schwächste soziale Schicht der Zwanzigerjahre und ein Frauenschicksal.
Mit Lesebändchen
Lese-Probe zu „Johanna “
I. Über den Himmel jagen Wolkenfetzen, grelle Blitze zucken durch die Nacht, der Regen peitscht die aufgeweichte Strasse, der Sturm heult wilde Gesänge in den Tannenwipfeln, aus dem Walde dröhnt das Fallen gebrochener Bäume, hie und da kreischt ein Tierlaut auf, hallt als endlos gezogener Schrei durch das Dunkel. Ein Wagen schiebt sich mühsam durch den anschwellenden Kot, der Gaul trottet müde dahin, der Mann auf dem Kutschbock verkriecht sich in seinen Mantel, lässt die Peitsche über den Rücken des Pferdes knallen. Seine Laterne ist längst erloschen. Wenn der Wind ihm einen Regenschwaden ins Gesicht wirft, stösst er einen dumpfen Fluch aus. Stunde um Stunde rollt dahin, das Wetter rast mit wachsendem Ungestüm. Die Strasse gleicht einem Strom, Wasser spritzt auf, wo der Huf des Pferdes den Boden berührt. Der Mann lässt die Peitsche sinken. Wozu das Pferd quälen - es kann kaum mehr weiter. Schiesst eine Blitzfurche über den Himmel, so werden die Gipfel der Berge sichtbar. Unheimlich starr schimmern sie, nackte Felsen, ohnmächtig aufgereckt gegen das Firmament. * Nach und nach wird das Gewitter schwächer. Die Wolkendecke teilt sich wie ein Schwarm, der auseinandereilt, aus den geborstenen dunklen Ballen tropft Regen, trommelt gleichmässig auf die Blachen, die den Wagen überspannen. Der Mann wendet sich ins Wageninnere. »Es hört auf, Johanna. Hab' keine Angst mehr. Es ist vorüber. Bald wird es Tag. Die Sonne geht auf - dann wird es warm. Und dann sind wir im Dorf. Zieh' die Decke fest zusammen, Kind - so, und schlaf noch ein bisschen. Wenn du erwachst, ist es hell und warm.« Das Kind im Wagen bohrt sich unter die schwere Decke, der Mann greift zur Peitsche. Schneller rollt der Wagen. Der Regen singt eine betäubende Melodie. Der einförmige Rhythmus seines Fallens zwingt die Augen zu. Am Horizont tasten sich zaghaft die ersten Lichtstrahlen herauf. * Das Dorf erwacht. Die Menschen kriechen aus den Häusern, eilen auf die Felder, um zu sehen, was das Gewitter ihnen zerschlug.
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Mägde kommen aus den Ställen, die Milch dampft in den Eimern, sie füllen grosse Wannen an, Knechte beladen die Wagen. Geduldige Pferde schleppen die Wagen der Stadt zu, Tag für Tag denselben Weg. Am Ende der Dorfstrasse begegnen die Wagen einander. Der Mann auf dem Bock ruft die andern an: »Heda - ihr, wo wohnt euer Bürgermeister?« Die Wagen halten. Einer weist den Weg. Die Peitschen knallen - und die Räder rasseln weiter. * Der Bürgermeister reibt sich den Schlaf aus den Augen. Er ist spät ins Bett gekommen. Der Blitz hat in eine Scheune eingeschlagen - da hiess es löschen helfen. Er ist missmutig. Das Getreide steht schlecht, und der Himmel schickt Wetter auf Wetter. Ein Glück, dass die Scheune leer war, die in der Nacht niederbrannte. Es klopft an die Tür. Die Magd tritt ein. »Bauer - draussen ist einer, der euch sprechen will.« »Wer ist es denn - in aller Früh - will wieder betteln - wahrscheinlich.« »Weiss es nicht. Er kommt mit einem Kind.« »Lass ihn herein. Kaum hat man die Augen aufgeschlagen, geht der Ärger an.« Der Mann tritt ins Zimmer, macht eine demütige Verbeugung, zerknittert seinen Hut in der Hand, ist verlegen. Das Kind an seiner Seite wagt nicht aufzublicken, klammert sich an seinen Rock. »Was wollt Ihr?« »Ihr seid der Bürgermeister?« »Der bin ich.« »Dann bin ich am richtigen Ort.« Der Mann schielt nach dem Tisch, als warte er darauf, zum Sitzen aufgefordert zu werden. Mit einer gnädigen Handbewegung lädt ihn der Bürgermeister ein. Beide setzen sich, das Kind schmiegt sich scheu an den Begleiter. »Nun sprecht - was führt Euch her?« »Es geht um die Kleine da. Ich komme von drüben - überm Gebirge. Die Gemeinde schickt mich. Das ist nämlich so, das Mädele da ist die Tochter eines Taglöhners, der aus eurem Dorf stammt. Wie er hiess, weiss ich nicht. Den Taglöhner-Franz haben wir ihn genannt. War ein kratzbürstiger, unfreundlicher Geselle - aber das tut nichts zur Sache. Er war hier gebürtig, auch sein Weib war von hier. Erinnert ihr euch?« Der Bürgermeister de
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Autoren-Porträt von Fritz Rosenfeld
Fritz Rosenfeld, 1902 in Wien geboren, 1987 in Bexhill in Südengland gestorben. Schriftsteller, Übersetzer und Kritiker, schrieb u.a. für die Arbeiter-Zeitung Literatur- und Filmkritiken und leitete kurzzeitig deren Feuilleton. 1934 emigrierte er nach Prag, wo er als Dramaturg, Lektor und Theaterkritiker tätig war. 1939 emigrierte er nach Grossbritannien, ab 1946 arbeitete er dort als Übersetzer für die Nachrichtenagentur Reuters. 1948 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an.Rosenfeld verfasste zahlreiche erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher, Theaterstücke und Hörspiele. 1924 erschien sein erster Roman »Johanna« in Fortsetzungen in der Zeitung Salzburger Wacht. Kucher, Primus-HeinzPrimus-Heinz Kucher lehrt Neuere Deutsche Literatur an der Universität Klagenfurt; u.a. Forschungsprojekte zu den 1920er-Jahren, mehrmals Gastprofessor an europäischen sowie an US-Universitäten. In der Edition Atelier gab er bereits Arthur Rundts Roman »Marylin« heraus.
Bibliographische Angaben
- Autor: Fritz Rosenfeld
- 2020, 176 Seiten, Masse: 13,3 x 21,3 cm, Leinen, Deutsch
- Herausgegeben: Primus-Heinz Kucher
- Verlag: Edition Atelier
- ISBN-10: 3990650297
- ISBN-13: 9783990650295
- Erscheinungsdatum: 02.03.2020
Pressezitat
"Wieviel Unglück sich im kurzen Leben dieser Frau ballt, die immer wieder an Menschen gerät, die ihre Unwissenheit ausnützen, ist kaum glaubhaft - doch muss man 'Johanna' eben auch als exemplarisches Frauenschicksal lesen, anhand dem der Autor verdichtet die Problematiken, denen das 'Proletariat' jener Tage ausgesetzt ist, aufzeigt." - Birgit Böllinger, Sätze & Schätze
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