Johanna
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Wie geht man mit einer Figur um, die jeder zu kennen glaubt, und über die auch in der Kunst längst alles gesagt scheint? In einer Zeit, in der zwar viel erzählt aber nichts gehört wird, bleibt Johanna eine Provokation. Dies ist ein Buch, das davon handelt, wie man Geschichte macht, wenn man erzählt. Auf den Gang der Geschichte antwortet diese »Johanna« mit der Passion der Literatur, auf die Passion der Johanna mit einem Gespräch über unsere eigene Angst. Felicitas Hoppe verzichtet auf die Rekonstruktion der Biographie. Stattdessen erzählt sie mit historischer Genauigkeit und poetischer Intensität einen Traum von der Wirklichkeit - denn was sind Bücher gegen die Welt?
Johanna von Felicitas Hoppe
LESEPROBE
Prolog
Johanna wurde in der Dreikönigsnachtgeboren. Die Tiere begannen zu sprechen, die Brüder hielten den Stern in die Höhe,nur die Könige konnten sich nicht einigen.
Neunzehn Jahre später, als der Bischofendlich begann, das Todesurteil zu verlesen, und der Scharfrichter sich mit demKarren näherte, verliessen Johanna die Kräfte. Sie unterbrach den Bischof undsagte, sie werde alles tun, was man ihr auferlege. Die Engländer empörten sich,warfen Steine und schrien, Bischof Cauchon sei ein Verräter. Johanna, die weder lesen nochschreiben konnte, unterzeichnete die Abschwörungsformel mit einem Kreuz. Dabeilachte sie, und die Engländer schrien noch lauter.
Am siebenundzwanzigsten Mai erhieltder Bischof die Nachricht, Johanna sei rückfällig geworden, habe wieder Männerkleiderangelegt und alles widerrufen, was sie unterschrieben hatte. Am dreissigstenMai, gegen neun, flankierten achtzig oder achthundert englische Soldaten ihren Karren auf dem Weg zum Alten Markt von Rouen. Trotzdemgelang es einem gewissen Loiseleur, auf den Wagen zu springenund Johanna unter Tränen um Vergebung für das ihr angetane Unrecht anzuflehen. Mit Not entkam er den Engländern.
Eine Stunde lang stand Johanna aufdem Marktplatz, während Nicolas Midi eine Predigt hielt und der Bischof einzweites Mal das Urteil verkündete. Johanna verteidigte ein letztes Mal ihreKönige, die allerdings abwesend waren.
Bevor man sie auf den Scheiterhaufenführte, setzte man ihr eine Papiermütze auf, darauf standen für alle, die lesenkönnen, drei Worte. Vornweg ging Bruder Ladvenu, der,auch für Abwesende gut sichtbar, das Kreuz in die Höhe hielt, bis Johanna ihnbat, von der Leiter zu steigen, weil das Kreuz in Gefahr stand, Feuer zu fangen.Sie selbst hielt ein kleines Holzkreuz in der Hand, das ein englischer Soldatfür sie zusammengezimmert hatte.
Sie verbrannte lebendig, denn manhatte den Scheiterhaufen so hoch aufgerichtet, dass der Henker ihr keinen Gnadenstossgeben konnte, obwohl es ihm leid um sie tat, weil erum seine eigene Seele fürchtete. Einige auf dem Platz weinten, darunter auchEngländer.
Johannas Reste, Asche und das Herz,das den Feuertod manchmal übersteht, wurden vom Gerichtsdiener Jean Massieu in die Seine geworfen.
© Verlag S. Fischer
- Autor: Felicitas Hoppe
- 2006, 2. Aufl., 176 Seiten, Masse: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- ISBN-10: 3100324501
- ISBN-13: 9783100324504
- Erscheinungsdatum: 25.08.2006
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