House of Night - Gejagt
Zoey ist erleichtert. Endlich sind sie und ihre Freunde wieder vereint und es kehrt Ruhe ein im House of Night. Aber der Schein trügt. Denn es lauert bereits eine neue Bedrohung. Und die hängt mit Neferets neuem Liebhaber zusammen: Kalona. Das...
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Zoey ist erleichtert. Endlich sind sie und ihre Freunde wieder vereint und es kehrt Ruhe ein im House of Night. Aber der Schein trügt. Denn es lauert bereits eine neue Bedrohung. Und die hängt mit Neferets neuem Liebhaber zusammen: Kalona. Das ganze Internat liegt ihm zu Füßen, so unglaublich gut sieht er aus. Deshalb scheint es auch keiner zu merken: Kalona ist mehr als gefährlich. Und um ihn stoppen zu können, müssen Geheimnisse und Wahrheiten aus der Vergangenheit gelüftet werden. Ist Zoey stark genug, sich dem zu stellen?
GEJAGT Der 5. Band der grossen Vampyr-Serie.
Zoey ist wieder mit ihren Freunden vereint und Stevie Rae und die roten Jungvampyre sind nicht länger Neferets Geheimnis. Aber eine dunkle Gefahr bedroht die neue Ruhe. Kalona, Neferets neuer Liebhaber, sieht umwerfend aus und hat das gesamte House of Night in seinen Bann gezogen. Und niemand scheint zu bemerken, welche Bedrohung von ihm ausgeht. Der Schlüssel, den es braucht, um seinen immer stärker werdenden Einfluss zu brechen, liegt in der Vergangenheit. Aber was, wenn diese Vergangenheit Geheimnisse offenbart, die Zoey nicht wissen will und Wahrheiten, denen sie sich nicht zu stellen traut?
Eins
Der Traum begann mit dem Geräusch von Flügelschlägen. Im Nachhinein denke ich, dass mir eigentlich hätte klar sein müssen, dass das ein schlechtes Zeichen war, wo doch die Rabenspötter frei in der Gegend herumflogen, aber in meinem Traum war es nur ein Hintergrundgeräusch, wie ein Ventilator oder ein Fernseher, wo der Shoppingkanal lief.
In meinem Traum stand ich mitten auf einer wunderschönen Lichtung. Es war Nacht, aber dicht über den Bäumen, die die Lichtung säumten, schwebte ein riesiger Vollmond, der so hell strahlte, dass die Dinge Schatten warfen und alles aussah wie unter Wasser. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch die sanfte Brise, in der das Gras spielerisch gegen meine nackten Beine blies wie weiche Wellen gegen einen Strand. Auch mein dichtes dunkles Haar wurde von der Brise aufgewirbelt und wogte um meine nackten Schultern wie Seide.
Nackte Beine? Nackte Schultern?
Ich sah an mir herunter und konnte ein kleines überraschtes Kieksen nicht unterdrücken. Ich trug ein superkurzes Minikleid aus Wildleder. Oben bestand es hauptsächlich aus einem tiefen V-Ausschnitt -- vorn wie hinten -, der ganz schön viel nackte Haut sehen ließ. Ansonsten war das Kleid total abgefahren. Es war mit Fransen, Federn und Muscheln verziert und so weiß, dass es im Mondlicht zu leuchten schien. Und in das ganze Kleid waren komplizierte, unwahrscheinlich schöne Muster eingestickt.
Wow, hab ich eine geniale Phantasie!
Irgendwie erinnerte mich das Kleid an etwas, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Ich hatte keine Lust zum Nachdenken - ich träumte schließlich! Statt mir Gedanken über Déjà-vus zu machen, tanzte ich leichtfüßig über die Lichtung und fragte mich, ob gleich Zac Efron oder Johnny Depp auftauchen und schamlos mit mir flirten würden.
Während ich so dahinwirbelte und mich im Wind wiegte, ließ ich den Blick über die Lichtung wandern, und mir war, als sähe ich zwischen den dicken Baumstämmen seltsame Schatten herumhuschen. Ich hielt inne und kniff die Augen zusammen, um zu erkennen, was da in der Dunkelheit vor sich ging. So wie ich mich und meine komischen Träume kannte, hingen da in den Zweigen womöglich so bizarre Früchte wie Colaflaschen, die nur darauf warteten, abgepflückt zu werden.
In diesem Moment erschien er.
Am Rand der Lichtung, gerade noch im Schatten der Bäume, tauchte eine Gestalt auf. Er fiel mir auf, weil das Mondlicht sich auf den weichen Konturen seiner nackten Haut fing.
Nackt?
Ich brach den Tanz ab. War meine Phantasie total übergeschnappt? Ich hatte nicht unbedingt vor, mit einem nackten Typen auf einer Wiese herumzuhüpfen, selbst wenn es der unglaublich mysteriöse Mr Johnny Depp sein sollte.
»Du zögerst, Geliebte?«
Beim Klang seiner Stimme durchlief mich ein Zittern, und durch die Baumkronen ging ein unterdrücktes, schauerlich spöttisches Gelächter.
»Wer bist du?« Ich war froh, dass in meiner Traumstimme nichts von meiner plötzlichen Angst zu hören war.
Sein Lachen war tief, so wohltönend wie seine Stimme und ebenso furchterregend. Es wurde von den Zweigen der Bäume, die uns still beobachteten, zurückgeworfen und trieb dann beinahe sichtbar zu mir herüber.
»Du gibst vor, mich nicht zu kennen?«
Als seine Stimme sanft über meinen Körper strich, stellten sich mir die Härchen auf den Armen auf.
»Klar kenn ich dich. Ich hab dich mir ausgedacht. Das hier ist mein Traum. Du bist eine Mischung aus Zac Efron und Johnny Depp.« Ich hielt inne und sah zu ihm hinüber. So ungezwungen ich sprach, mein Herz hämmerte wie verrückt, weil mir schon klar war, dass dieser Typ nichts mit den beiden Schauspielern gemein hatte. »Oder von mir aus Superman oder der Märchenprinz.« Fieberhaft klammerte ich mich an alles Mögliche, nur um der Wahrheit zu entkommen.
»Ich bin kein Gebilde deiner Vorstellungskraft. Du kennst mich. Deine Seele kennt mich.«
Ohne dass ich bewusst meine Beine bewegt hätte, wurde mein Körper auf ihn zugetrieben, als zöge mich seine Stimme an. Als ich ihn erreicht hatte, sah ich zu ihm auf ... und auf ...
Es war Kalona. Ich hatte es vom ersten Moment an gewusst. Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen. Warum bitte sollte ich von Kalona träumen?
Ein Albtraum. Das musste ein Albtraum sein.
Er war nackt, aber sein Körper war irgendwie nicht ganz wirklich. Seine Gestalt waberte und changierte im Rhythmus der zarten Brise. Hinter ihm, in den nachtgrünen Schatten der Bäume, konnte ich die geisterhaften Silhouetten seiner Kinder, der Rabenspötter, sehen, die sich mit ihren menschlichen Händen und Füßen an den Ästen festklammerten und mich mit ihren menschlichen Augen in den Mutanten-Rabengesichtern anstarrten.
»Behauptest du immer noch, mich nicht zu kennen?«
Seine Augen waren pechschwarz, wie ein sternenlo¬ser Himmel. Sie waren das Wirklichste an ihm. Sie und seine samtene Stimme. Okay, es ist vielleicht ein Albtraum, aber es ist immer noch meiner. Ich kann einfach aufwachen! Ich will aufwachen! Aufwachen!
Aber ich wachte nicht auf. Es ging nicht. Nicht ich kontrollierte den Traum, sondern Kalona. Er hatte ihn erschaffen, diese dunkle Albtraumlichtung, hatte mich irgendwie hierhergebracht und die Tür zur Wirklichkeit hinter uns geschlossen.
»Was willst du?« Ich sprach schnell, damit er nicht hörte, wie meine Stimme zitterte.
»Du weißt, was ich will, Geliebte. Ich will dich.« »Ich bin nicht deine Geliebte.«
» Oh doch, das bist du. « Und jetzt bewegte er sich, trat so nahe an mich heran, dass ich die Kälte spürte, die von seinem substanzlosen Körper ausging. »Meine A-ya. «
A-ya. Der Name, den die Weisen Frauen der Chero¬kee dem Mädchen gegeben hatten, das sie vor Jahr¬hunderten erschaffen hatten, um ihn in die Falle zu locken. Panik stieg in mir auf. »Ich bin nicht A-ya! «
»Du beherrschst die Elemente.« Seine Stimme war eine Liebkosung - abstoßend und berückend, schrecklich und wundervoll zugleich.
»Das sind Gaben meiner Göttin«, sagte ich. »Schon einmal, vor langer Zeit, hast du die Elemen¬te beherrscht. Du bist aus ihnen gemacht- eigens dazu
erschaffen, mich zu lieben.« Seine massiven schwarzen Schwingen erzitterten und entfalteten sich. Mit einem weichen Schwung nach vorn umschloss er mich in ei¬ner geisterhaften Umarmung seiner Flügel, die kälter war als Frost.
»Nein! Du verwechselst mich. Ich bin nicht A-ya.« »Du irrst dich, Geliebte. Ich kann sie in dir spü¬ren. «
Seine Flügel umschlangen meinen Körper, pressten mich gegen ihn. Obwohl seine physische Gestalt nur halbmateriell war, konnte ich ihn spüren. Seine Flügel waren weich und winterkalt gegen die Wärme meines Traum-Ichs. Sein Körper fühlte sich an wie eisiger Ne¬bel. Meine Haut brannte, wo er mich berührte, mich durchzuckten Stromstöße, und in mir begann ein Ver¬langen zu schwelen, das ich nicht wollte und gegen das ich machtlos war.
Er lachte, ein verführerisches Lachen, in dem ich am liebsten versunken wäre. Ich beugte mich vor, schloss die Augen und keuchte hörbar auf, als die Kälte seines Geistes über meine Brüste strich und ein Feuerwerk von Emotionen entfachte, die schmerz¬haft, aber betörend erotisch an alle möglichen Stellen meines Körpers schossen und mich willenlos mach¬ten.
»Du magst den Schmerz. Du empfindest Lust da¬bei.« Seine Flügel drängten mich noch dichter an ihn, sein Körper wurde immer fester und kälter, und der betörende Schmerz wuchs mit jeder Sekunde der unentrinnbaren Umarmung. »Ergib dich mir.« Mit seiner zunehmenden Erregung wurde seine wunderschöne Stimme unvorstellbar verführerisch. »Ich habe Jahrhunderte in deinen Armen verbracht. Diesmal werde ich die Kontrolle über unsere Vereinigung haben, und du wirst dich ganz der Lust hingeben können, die ich dir schenke. Wirf die Fesseln deiner unnahbaren Göttin ab und komm zu mir. Sei meine wahrhaftige Geliebte - in Körper und Seele -, und ich werde dir die Welt zu Füßen legen!«
Die Bedeutung seiner Worte durchdrang den Nebel aus Schmerz und Lust, so wie Sonnenlicht den Tau der Nacht verdampfen lässt. Ich fand meinen Willen wieder und befreite mich aus der Umklammerung seiner Flügel. Schwaden schwarzen Rauchs umzogen meinen Körper, umschlangen mich ... berührten ... streichelten mich ...
Ich schüttelte mich wie eine wütende Katze, die in den Regen geraten ist. Die dunklen Schlieren glitten von mir ab. »Nein! Ich bin nicht deine Geliebte. Ich bin nicht A-ya. Und niemals werde ich Nyx den Rücken kehren!«
Kaum hatte ich Nyx' Namen ausgesprochen, verschwand der Traum.
Zitternd und nach Atem ringend setzte ich mich kerzengerade im Bett auf. Stevie Rae neben mir schlief seelenruhig, aber Nala war hellwach. Ihr Fell war gesträubt, sie machte einen Buckel und grollte leise tief in der Kehle. Ihre Augen waren auf einen Punkt in der Luft über mir gerichtet.
»Himmel!«, keuchte ich, sprang aus dem Bett und drehte mich einmal um dreihundertsechzig Grad in der Erwartung, dass Kalona wie eine gigantische Mi¬schung aus Fledermaus und Vogel über mir hing.
Aber da war nichts. Rein gar nichts.
Ich hob Nala auf und setzte mich aufs Bett. Mit bebenden Händen streichelte ich sie mechanisch, wie¬der und wieder. »War nur ein Albtraum ... nur ein Albtraum ... nur ein Albtraum«, sagte ich zu ihr, aber ich wusste, dass das nicht stimmte.
Kalona war echt, und irgendwie war er in der Lage, in meinen Träumen zu mir zu kommen.
Zwei
Okay, und wenn sich Kalona in deine Träume schleichen kann, jetzt bist du wach, also reiß
dich zusammen!, befahl ich mir streng, während ich Nala streichelte und mich ihr vertrautes Schnurren allmählich beruhigte. Stevie Rae regte sich leicht im Schlaf und murmelte etwas Unverständliches. Dann lächelte sie -- noch immer schlafend -- und seufzte. Ich sah zu ihr hinüber, froh, dass sie mehr Glück mit ihren Träumen hatte als ich.
Sanft zog ich die Decke zurück, unter der sie sich zusammengekuschelt hatte, und stieß einen lautlosen Seufzer der Erleichterung aus, als ich sah, dass durch den Verband über der schrecklichen Wunde, wo sie von einem Pfeil durchbohrt worden war, kein Blut mehr sickerte.
Sie bewegte sich wieder. Diesmal flatterten ihre Augenlider und öffneten sich. Einen Augenblick lang sah sie verwirrt aus, dann lächelte sie mich schläfrig an.
»Wie geht's?«, fragte ich.
»Ganz okay«, sagte sie matt. »Mach dir nich so viele Sorgen.«
Ich erwiderte das Lächeln. »Das ist gar nicht so leicht, wenn die beste Freundin andauernd stirbt.«
»Diesmal bin ich nich gestorben. Nur fast.«
»Ich soll dir von meinen Nerven ausrichten, dass für sie das Wörtchen ›fast‹ keinen großen Unterschied macht.«
»Sag deinen Nerven, sie sollen die Klappe halten und schlafen gehen.« Stevie Rae schloss die Augen und zog die Decke wieder hoch. »Ich bin okay«, wie¬derholte sie. »Wird schon alles wieder.« Und ihre Atemzüge wurden tiefer, und ich schwör's - bevor ich einmal blinzeln konnte, war sie wieder eingeschlafen.
Ich verbiss mir einen tiefen Seufzer, rutschte zurück auf meine Seite des Bettes und versuchte eine beque¬me Lage zu finden. Nala kuschelte sich zwischen Ste¬vie Rae und mich und gab dieses missmutige Mi-ief¬au von sich, von dem ich wusste, dass sie damit sagen wollte, ich solle mich entspannen und einschlafen.
Einschlafen? Und womöglich wieder träumen? Oh nee, bloß nicht.
Stattdessen horchte ich auf Stevie Raes Atemzüge und streichelte gedankenverloren Nala. Es war so wahnsinnig seltsam, wie normal alles wirkte, hier in der kleinen Seifenblase aus Frieden, die wir uns ge¬schaffen hatten. Während ich die schlafende Stevie Rae betrachtete, konnte ich kaum glauben, dass noch vor ein paar Stunden ein Pfeil ihre Brust durchbohrt hatte und wir in wilder Flucht das House of Night verlassen hatten, während die Welt um uns in Chaos versank. Während ich mit dem Widerwillen kämpfte, wieder einzuschlafen, wanderten meine erschöpften Gedanken zurück, und ich durchlebte noch einmal die Ereignisse dieser Nacht. Und ich wunderte mich wieder, dass es uns allen überhaupt gelungen war, am Leben zu bleiben ...
Ich erinnerte mich daran, wie Stevie Rae mich um einen Stift und Papier gebeten hatte, weil sie, absurderweise, den Augenblick nutzen wollte, um eine Liste der Sachen zu machen, die wir noch in den Tunneln brauchten, um genug Vorräte und Ausrüstung zu haben, falls wir uns hier eine Weile verstecken mussten.
Sie hatte mich mit total ruhiger Stimme darum gebeten, während sie mit dem Pfeil in der Brust vor mir saß. Ich weiß noch, wie ich sie anschaute und mir bei dem Anblick wirklich übel wurde und wie ich dann wegschaute und sagte: »Stevie Rae, ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist, um Listen zu machen.«
»Autsch! Jesses, das tut ja schlimmer weh, als wenn man in 'ne Distel tritt!« Stevie Rae sog die Luft ein und kniff die Augen zusammen, schaffte es aber trotzdem, über die Schulter Darius ein Lächeln zuzuwerfen, der ihre Bluse auf der Rückseite auseinandergerissen hatte, um an den Pfeil heranzukommen, der mitten aus ihrem Rücken ragte. »Sorry, ist nich deine Schuld, dass es weh tut. Wie heißt du noch mal? «
»Mein Name ist Darius, Priesterin.«
»Er ist ein Sohn des Erebos«, hatte Aphrodite hinzugefügt und ihm ein erstaunlich sanftes Lächeln geschenkt. Ich sage deshalb ›erstaunlich sanft‹, weil Aphrodite normalerweise so egoistisch, boshaft und hochnäsig ist, dass es schon fast nicht mehr zu ertragen ist, obwohl ich langsam anfange, sie zu mögen. Sprich, sie ist alles andere als sanft, aber es wurde immer offensichtlicher, dass das mit Darius ihr wirklich ernst war, daher ihre unübliche Sanftheit.
»Also bitte. Dass er ein Krieger ist, sieht man doch sofort. Er ist gebaut wie ein Berg«, hatte Shaunee mit einem genüsslichen Blick auf Darius gesagt.
»Ein total scharfer Berg«, hatte Erin ergänzt und Darius einen Luftkuss zugeworfen.
»Er ist vergeben. Vergnügt euch miteinander, siamesischer Doppelwhopper«, zischte Aphrodite automatisch, aber mir war es vorgekommen, als sei diese Beleidigung nicht aus vollem Herzen gekommen. Jetzt, da ich wieder darüber nachdachte, fand ich, dass sie fast nett geklungen hatte.
Ach, übrigens sind Erin und Shaunee überhaupt keine Zwillinge - jedenfalls keine biologischen. Erin ist blond, blauäugig und kommt aus Oklahoma, und Shaunee ist eine karamellfarbene Jamaika-Amerikanerin aus Neuengland. Aber die Genetik ist bei ihnen außer Kraft gesetzt worden. Es ist, als seien sie bei der Geburt getrennt worden und hätten sich durch irgendeinen ganz besonderen Seelenzwillings-Radar wiedergefunden.
»Oh, yeah, danke, dass du uns daran erinnerst, dass unsere Freunde nicht hier sind«, sagte Shaunee.
»Sondern wahrscheinlich gerade von diesen abartigen Vogelmenschen gefressen werden«, fügte Erin hinzu.
»Hey, Kopf hoch. Zoeys Grandma hat nie gesagt, dass die Rabenspötter die Leute tatsächlich fressen. Sie meinte, sie würden sie nur mit ihren Mega-Schnäbeln packen und so lange gegen eine Wand oder sonstwas schleudern, bis sie ihnen sämtliche Knochen gebrochen haben«, sagte Aphrodite mit unbekümmertem Lächeln.
»Äh, Aphrodite, ich glaub nicht, dass uns das gerade viel hilft«, sagte ich - obwohl sie recht hatte. Ja, so grausig es klang, womöglich hatten sowohl sie als auch die Zwillinge recht. Ich wollte nicht zu lange darüber nachdenken, also wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder meiner verletzten besten Freundin zu. Sie sah absolut erschreckend aus - bleich, blutüberströmt und mit Schweißperlen auf der Stirn. »Stevie Rae, glaubst du nicht, wir sollten dich in ein ...«
»Ich hab's! Ich hab's!« Es war Jack, der in den kleinen Seitentunnel gestürmt kam, den sich Stevie Rae als Zimmer eingerichtet hatte, dicht gefolgt von der cremefarbenen Labradorhündin, die den Jungen fast nie aus den Augen ließ. Mit hochrotem Gesicht schwenkte er etwas, was aussah wie eine weiße Brieftasche und worauf ein großes rotes Kreuz prangte. »War genau da, wo du gesagt hast, Stevie Rae, in dieser Art Küchentunnel.«
»Und sobald ich wieder bei Puste bin, erzähle ich euch, wie erfreut ich war, als ich die funktionierenden Kühlschränke und Mikrowellen gesehen hab«, sagte Damien, der schwer atmend hinter Jack hereinkam, die Hand dramatisch in die Seite gepresst. »Du musst mir unbedingt erklären, wie ihr das alles hier runterbekommen habt, inklusive des Stromanschlusses.« In diesem Moment bemerkte er Stevie Raes blutige Bluse und den Pfeil, der ihr aus dem Rücken ragte, und seine geröteten Wangen wurden käseweiß. »Ich meine, erklär's mir, wenn du wieder ganz bist und nicht mehr en brochette.«
»Brosche was?«, fragte Shaunee.
»Brikett wo?«, fragte Erin.
»Das heißt ›am Spieß‹ auf französisch. Haute Cuisine. Dass die Welt Mord ruft und des Krieges Vögel entfesselt wurden«, er hob die Brauen, ganz offensichtlich in der Erwartung, die Zwillinge würden sein absichtlich geändertes Shakespeare-Zitat erkennen, was ebenso offensichtlich nicht der Fall war, »ist keine Entschuldigung für einen miserablen Sprachschatz.« Dann sah er Darius an. »Oh, das hier habe ich in einem nicht sonderlich hygienischen Haufen von Werkzeugen gefunden.« Er hielt etwas hoch, was aussah wie eine Riesenschere.
»Gut. Gebt mir die Drahtschere und das Erste-Hilfe-Set«, sagte Darius sehr geschäftsmäßig.
»Was hast du mit der Drahtschere vor?«, fragte Jack.
»Ich schneide das gefiederte Ende des Pfeils ab, damit ich den Rest durch den Körper der Priesterin ziehen kann. Dann kann es anfangen zu heilen«, gab Darius schlicht zurück.
Jack keuchte auf und stolperte rückwärts gegen Damien, der den Arm um ihn legte. Duchess, die völlig auf Jack fixiert war, seit ihr früherer Besitzer, ein Jungvampyr namens James Stark, gestorben und dann entstorben war und jetzt den Pfeil durch Stevie Rae geschossen hatte, was zu einem finsteren Plan gehörte, um Kalona, einen fiesen gefallenen Engel, zu befreien (ja, im Nachhinein wird mir klar, wie kompliziert und wirr das klingt, aber das scheint bei finsteren Plänen meistens so zu sein), winselte und schmiegte sich an sein Bein.
Oh, und Jack und Damien sind zusammen. Was bedeutet, sie sind schwul. Ja, so was gibt's. Öfter, als man denkt. Oder nein, besser gesagt: öfter, als Eltern denken.
»Damien, Jack, vielleicht könntet ihr zurück in diese Küche gehen, die ihr gefunden habt, und schauen, ob ihr was zu essen für uns findet«, sagte ich, bemüht, ihnen etwas zu tun zu geben, damit sie nicht Stevie Rae anstarren mussten. »Wahrscheinlich wäre es für uns alle gut, wenn wir was essen würden.«
»Für mich nich. Mir käm jetzt alles wieder hoch. Außer, es wär Blut«, sagte Stevie Rae und wollte entschuldigend mit den Schultern zucken, brach die Bewegung aber mit einem Keuchen ab und wurde noch weißer, als sie ohnehin schon war.
»Ja, ich bin auch nicht wirklich hungrig«, sagte Shaunee, die mit der gleichen Faszination, mit der Leute bei Autounfällen gaffen, den Pfeil in Stevie Raes Brust anstarrte.
»Ich auch nicht«, sagte Erin. Sie sah überallhin, nur nicht auf Stevie Rae.
Ich öffnete den Mund, um zu sagen, dass es mir total egal war, ob sie hungrig waren oder nicht, sondern nur wollte, dass sie was zu tun hatten und eine Weile von Stevie Rae wegblieben, da kam Erik Night hereingeeilt. »Hab's gefunden.« Er hielt einen uralten, wahrlich gigantischen Ghettoblaster in der Hand, so richtig original aus den Achtzigern. Ohne Stevie Rae anzuschauen, stellte er ihn auf den Tisch neben ihr und Darius und begann an den riesigen, pseudosilbernen Knöpfen herumzudrehen, wobei er was von wegen ›hoffentlich ist hier unten irgendein Empfang‹ vor sich hin murmelte.
»Wo ist Venus?«, fragte Stevie Rae ihn. Sie hatte beim Sprechen sichtlich Schmerzen, und ihre Stimme zitterte jetzt.
Erik warf einen Blick zurück auf den runden Eingang, der statt von einer Tür ersatzweise von einem Vorhang verschlossen wurde. »Sie war gleich hinter mir. Ich dachte, sie wollte auch reinkommen und ... « Da sah er doch Stevie Rae an, und die Worte blieben ihm im Mund stecken. »Oh Mann, das muss echt weh tun«, sagte er leise. »Du siehst nicht gut aus, Stevie Rae. «
Sie versuchte vergebens, ihn anzulächeln. »Hab mich schon besser gefühlt. Bin froh, dass Venus dir den Ghettoblaster gegeben hat. Manchmal kriegen wir hier unten sogar ein, zwei Radiosender.«
»Ja, das hat Venus auch gesagt«, sagte er nicht besonders fest. Seine Augen starrten immer noch auf den Pfeil in Stevie Raes Rücken.
Bei aller Sorge um Stevie Rae musste ich jetzt an die abwesende Venus denken, und ich versuchte mich daran zu erinnern, wie sie eigentlich aussah. Als ich die roten Jungvampyre zum letzten Mal hatte richtig sehen können, waren sie noch nicht ›rot‹ gewesen, das heißt, der halbmondförmige Umriss auf ihrer Stirn war noch saphirfarben gewesen wie bei allen Jungvampyren, wenn sie Gezeichnet werden. Aber diese Jungvampyre waren gestorben. Und entstorben. Und waren zu durchgeknallten blutsaugenden Monstern geworden. Bis Stevie eine Art Wandlung durchgemacht hatte. Irgendwie hatte sich Aphrodites Menschlichkeit (wer hätte vermutet, dass sie so was überhaupt besaß?) mit der Macht der fünf Elemente (die ich alle beherrschen kann) vermischt - und voilà! Stevie Rae hatte ihre Menschlichkeit zurückbekommen, zusammen mit dem wunderschönen Tattoo einer ausgereiften Vampyrin, einem Muster aus Weinranken und Blumen, das ihr Gesicht umrahmte. Aber statt dunkelblau war es rot. Wie frisches Blut. Und als das mit Stevie Rae passierte, waren auch die Tattoos der anderen Jungvampyre rot geworden. Und sie hatten ihre Menschlichkeit zurückbekommen - theoretisch. Ich war seit Stevie Raes Wandlung aber noch nicht lange genug mit ihr oder den anderen zusammen gewesen, um sicher zu sein, dass mit ihnen auch wirklich alles wieder stimmte. Oh, und Aphrodites Mal war verschwunden. Komplett. Sie ist also theoretisch wieder ein Mensch, wobei ihre Visionen alles andere als verschwunden waren.
Also, das erklärt jedenfalls, warum Venus das letzte Mal, als ich ihr begegnet war, eher unappetitlich ausgesehen hatte, weil sie ziemlich eklig untot gewesen war. Aber jetzt war mit ihr wieder alles in Ordnung - oder wenigstens einigermaßen -, und ich wusste, dass sie vor ihrem Tod (und Untod) dick mit Aphrodite befreundet gewesen war. Was bedeutete, sie musste umwerfend aussehen, weil Aphrodite nichts von hässlichen Freundinnen hielt.
Okay, bevor ich klinge wie die Ober-Eifersuchtszicke, sollte ich vielleicht erklären: Erik Night ist ein atemberaubend toll aussehender Superman-ClarkKent-Typ, und um mit dem Superman-Vergleich weiterzumachen, er ist unglaublich begabt und ein wahnsinnig netter Kerl - äh, Vampyr (seit kurzem). Außerdem ist er mein Freund. Äh, Exfreund (auch seit kurzem). Leider bedeutet das, dass ich nicht anders kann, als maßlos eifersüchtig auf jede (sogar komische rote) Jungvampyrin zu sein, für die er sich zu stark (sprich: überhaupt irgendwie) interessiert.
Zum Glück machte Darius' geschäftsmäßige Stimme meinem inneren Monolog ein Ende. »Das Radio kann warten. Im Moment ist es wichtiger, dass wir uns um Stevie Rae kümmern. Wenn ich hier fertig bin, wird sie ein sauberes Hemd und Blut brauchen«, sagte er, während er das Erste-Hilfe-Set auf Stevie Raes Nachttisch legte, öffnete und entschlossen Watte, Alkohol und irgendwelche furchterregenden Utensilien herauszog.
Das brachte sofort alle zum Verstummen.
Stevie Rae lächelte uns allen tapfer zu. »Ihr wisst, dass ich euch wahnsinnig liebhab?« Meine Freunde und ich nickten steif. »Okay, dann versteht ihr mich hoffentlich nich falsch, wenn ich euch alle außer Zoey bitte, rauszugehen und was anderes zu machen, während Darius mir den Pfeil da rauszieht.«
»Alle außer mir? Neinneinnein, warum willst du, dass gerade ich dableibe?«
Ich sah ein Lächeln in Stevie Raes gepeinigten Augen aufblitzen. »Weil du unsere Hohepriesterin bist, Z. Du musst dableiben und Darius helfen. Außerdem hast du mich schon mal sterben sehen. Schlimmer kann das hier ganz bestimmt nich werden.« Dann stockte sie, und ihre Augen weiteten sich, als sie die Handflächen meiner immer noch trottelig-abwehrend ausgestreckten Hände sah. »Verdammt, Z, schau dir mal deine Hände an! «
Ich drehte meine Handflächen zu mir, um zu sehen, was sie meinte, und spürte, wie sich auch meine Augen weiteten. Über meine Handflächen breiteten sich Tattoos aus - genau das gleiche verschlungene, wunderschöne Spitzenmuster, das mein Gesicht und meinen Hals zierte und sich zu beiden Seiten meiner Wirbelsäule bis um meine Taille zog. Wie hatte ich das vergessen können? Auf der Flucht, schon fast in den Tunneln, hatte ich gespürt, wie das vertraute Glühen über meine Handflächen zog. Ich hatte erkannt, was es bedeutete. Meine Göttin Nyx, die Personifikation der Nacht, hatte mich wieder einmal als die Ihre Gezeichnet, hatte mich vor allen anderen Vampyren und Jungvampyren der Welt ausgezeichnet. Kein anderer Jungvampyr hatte ein ausgefülltes, erweitertes Mal. Das würde erst geschehen, nachdem der Jungvampyr die Wandlung hinter sich hatte. Dann färbte sich auch das Innere des Halbmondes auf seiner oder ihrer Stirn ein, und darum herum erschien ein einzigartiges, unverwechselbares Tattoo, von dem das Gesicht umrahmt wurde und das aller Welt deutlich zeigte, dass sie einen Vampyr vor sich hatte.
Mein Gesicht wies mich also als Vampyr aus, aber mein Körper sagte deutlich, dass ich noch ein Jung¬vampyr war. Und meine restlichen Tattoos? Also, die waren etwas, was es noch nie zuvor gegeben hatte - bei keinem Vampyr oder Jungvampyr, und ich war mir immer noch nicht hundertprozentig sicher, was es be¬deutete.
»Wow, Z, die sind toll.« Das war Damien, der zö¬gernd meine Handfläche berührte.
Ich blickte auf in seine sanften braunen Augen und suchte darin nach einem Hinweis darauf, dass er mich plötzlich anders wahrnahm. Nach Anzeichen von Heldenverehrung oder Nervosität oder - noch schlim¬mer - Angst. Aber ich sah nur Damien, meinen Freund, und sein warmes Lächeln.
»Ich hab vorhin gespürt, wie es passierte, als wir hier runtergestiegen sind«, sagte ich. »Ich -- ich hab's total vergessen.«
»Typisch unsere Z«, sagte Jack. »Ich wüsste sonst keinen, der so ein Quasi-Wunder vergessen könnte.« »Mehr als quasi«, verbesserte Shaunee.
»Aber ein Zoey-Wunder. Die passieren ja andau¬ernd«, sagte Erin nüchtern.
»Klar. Mein Tattoo verkrümelt sich bei der ersten Gelegenheit, und sie wird damit zugepflastert.« Aber Aphrodites Lächeln milderte ihre Worte ab.
» Sie sind ein Zeichen der Gunst unserer Göttin und zeigen, dass du in der Tat auf dem Pfad wandelst, den sie für dich gewählt hat. Ja, du bist unsere Hohepriesterin«, sagte Darius feierlich. »Die Erwählte der Nyx. Und, Priesterin, für Stevie Rae brauche ich deine Hilfe.«
»Mist«, murmelte ich, biss mir auf die Lippe und ballte die Hände zu Fäusten, so dass meine erstaunlichen neuen Tattoos den Blicken entzogen wurden.
»Ach, scheiß drauf! Ich bleibe und helfe.« Aphrodite marschierte zu Stevie Rae, die auf ihrer Bettkante saß. »Solange es nicht mein Blut oder Schmerz ist, macht mir das nichts aus.«
»Ich gehe mit dem Ding hier mal näher an den Tunneleingang, da haben wir vielleicht besseren Empfang«, sagte Erik. Und ohne einen Blick auf mich zu werfen oder ein Wort über meine neuen Tattoos zu verlieren, verschwand er durch die Vorhangtür.
»Wisst ihr, was zu essen wäre vielleicht doch keine so schlechte Idee«, sagte Damien, nahm Jack an der Hand und machte sich ebenfalls auf den Weg zur Tür.
»Ja, wenn wir schon schwul sind, sind wir garantiert auch tolle Köche«, erklärte Jack.
»Wir gehen mit«, sagte Shaunee.
»Ja, weil wir nicht so überzeugt sind, dass Schwul-sein auch Kochkunst garantiert«, bemerkte Erin. »Besser, wir haben ein Auge darauf.«
»Vergesst das Blut nicht«, sagte Darius. »Am besten gemischt mit Wein. Das braucht sie zur Genesung. «
»Einer von den Kühlschränken ist voll mit Blut«, sagte Stevie Rae und verzog wieder das Gesicht, als Darius begann, das getrocknete Blut um die Stelle herum, wo der Pfeil aus ihrem Rücken ragte, mit einem alkoholgetränkten Wattetupfer abzuwischen. »Dann sucht Venus. Sie mag Wein. Sie holt euch sicher welchen, wenn ihr erklärt, wofür.«
Die Zwillinge zögerten und sahen sich vielsagend an. Dann sprach Erin für beide. »Sag mal, sind die roten Kids wirklich okay, Stevie Rae? Ich meine, sie haben schließlich die zwei Union-Footballer getötet und Z's menschlichen Freund entführt, oder?«
»Exfreund«, murmelte ich, aber keiner achtete darauf.
»Venus hat gerade Erik geholfen«, sagte Stevie Rae. »Und Aphrodite war zwei Tage lang hier und ist auch noch an einem Stück.«
»Ja, aber Erik ist ein gesunder, starker männlicher Vampyr. Den zu beißen ist bestimmt nicht leicht«, wandte Shaunee ein.
»Obwohl er echt lecker aussieht«, ergänzte Erin.
»Und wie, Zwilling.« Beide schenkten mir ein entschuldigendes Achselzucken, bevor Shaunee weitersprach. »Und so 'ne böse Zicke wie Aphrodite will sicher keiner beißen.«
»Aber so zarte Vanille-und-Schoko-Crossies wie wir führen doch das liebste, netteste blutsaugende Monster in Versuchung«, sagte Erin.
»Vanille-und-Schoko-Pussies«, sagte Aphrodite mit süßem Lächeln.
»Wenn ihr nich gleich aufhört zu streiten, beiß ich euch alle drei!«, schimpfte Stevie Rae, zuckte aber sofort wieder zusammen und verfiel in so eine Art Hecheln, als könnte sie vor Schmerz nicht mehr richtig atmen.
»Leute, euretwegen fügt sich Stevie Rae noch mehr Schmerzen zu, und ich krieg gleich Kopfschmerzen.« Ich sagte es ganz schnell, weil ich erschrocken bemerkte, wie Stevie Rae von Sekunde zu Sekunde schlechter aussah. »Stevie Rae sagt, die roten Jungvampyre sind okay. Und wir sind gerade gemeinsam mit ihnen aus der Hölle im House of Night entkommen, und keiner hat versucht, uns auf dem Weg hierher zu beißen. Also reißt euch zusammen und sucht Venus.«
»Z, das ist kein stichhaltiges Argument«, sagte Damien. »Wenn man um sein Leben rennt, hat man keine Zeit, andere Leute zu beißen.«
»Stevie Rae, ein für alle Mal - sind die roten Jungvampyre in Ordnung?«, fragte ich.
»Ich würd mich echt freuen, wenn ihr versuchen würdet, nett zu sein und mit ihnen klarzukommen«, sagte Stevie Rae. »Ist nich ihre Schuld, dass sie gestorben und entstorben sind, wisst ihr.«
»Also, seht ihr? Alles in Ordnung«, sagte ich. Erst später wurde mir klar, dass Stevie Rae meine Frage überhaupt nicht wirklich beantwortet hatte.
»Okay, aber wir nehmen Stevie Rae beim Wort«, sagte Shaunee.
»Ja, und wenn einer versucht, an uns zu knabbern, steht sie dafür gerade, wenn's ihr bessergeht«, sagte Erin.
»Los jetzt. Blut und Wein. Machen, nicht reden«, sagte Darius barsch.
Alle verließen eilig den Raum, und zurück blieben außer mir nur Darius, Aphrodite und meine beste Freundin, derzeit en brochette.
Himmel!
Übersetzung: Christine Blum
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2010
PC: Kristin und ich reisen gerne. Seit sie klein ist machen wir lange Autotouren. Außerdem sehen wir uns gerne Trash im Fernsehen an und gehen ins Kino. Ich mache gern Wanderungen mit meinen Hunden. Dass wir beide auch ins Fitnessstudio gehen, ist eigentlich kein Hobby – eher eine Notwendigkeit. Denn Essen in tollen Restaurants ist auch ein Hobby von uns.
Wie ist es mit der Tochter/Mutter zu schreiben? Wie schreibt man mit jemand anderem?
PC: Ich liebe es mit Kristin zu schreiben! Autoren haben normalerweise einen sehr einsamen Job; da ist es schön, jemanden dabei zu haben. Und es ist sehr beruhigend, dass Kristin alles, was ich schreibe, noch mal durchgeht. Ich schreibe nämlich immer erst einen kompletten Entwurf, bevor Kristin das Manuskript zur Bearbeitung bekommt. Da muss ich mir keine Sorgen machen, ob ich zu alt oder jung klinge – Kristin richtet das. Ich schreibe nur die Geschichte.
KC: Mit meiner Mutter zu schreiben ist großartig, weil ich ihr zum ersten mal in meinem Leben sagen kann, wenn sie nicht Recht hat.
Habt ihr ein paar Tipps für junge aufstrebende Autoren?
KC: Worüber du schreiben solltest? Schreib ein Buch, dass du selbst am liebsten lesen würdest.
Gibt es Momente in denen ihr beide völlig anderer Meinung seid und nicht entscheiden könnt, in welche Richtung ihr gehen wollt?
PC: Zuerst war es schwierig. Ich bin es zwar gewohnt mit einem Lektorat zu arbeiten, aber als Team zu schreiben ist anders. Ich hatte bereits ein wenig Erfahrung damit, denn ich habe mit der Bestsellerautorin Gena Showalter an ein paar Anthologien gearbeitet und wir haben gemeinsam Ideen gewälzt. Kristin und ich sind uns manchmal uneinig, aber nicht über das Große und Ganze. Weil ich die erfahrenere Schriftstellerin (und die Mutter!) bin, gewinne ich meistens. Und für Kristin ist es dann immer das Größte, wenn unsere Lektorin denselben Vorschlag macht, den ich gerade noch abgelehnt hatte.
Mit welcher Figur könnt ihr euch am meisten identifizieren?
PC: Aphrodite!
KC: Zoey!
- Autoren: P. C. Cast , Kristin Cast
- Altersempfehlung: 14 - 17 Jahre
- 2011, 576 Seiten, Masse: 13,6 x 20,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Blum, Christine
- Übersetzer: Christine Blum
- Verlag: Fischer FJB
- ISBN-10: 3841420052
- ISBN-13: 9783841420053
- Erscheinungsdatum: 11.02.2011
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