Historische Zeitschrift / Beihefte / N.F. 50 / Die kulturelle Seite der Währung
Europäische Währungskulturen, Geldwerterfahrungen und Notenbanksysteme im 20. Jahrhundert
Das Buch thematisiert im internationalen Vergleich die prägenden Wirkungen von historischen Währungserfahrungen. Konkret wird analysiert, ob und inwieweit sich Währungserfahrungen, beispielsweise Inflation, niedergeschlagen haben in unterschiedlichen...
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Produktinformationen zu „Historische Zeitschrift / Beihefte / N.F. 50 / Die kulturelle Seite der Währung “
Das Buch thematisiert im internationalen Vergleich die prägenden Wirkungen von historischen Währungserfahrungen. Konkret wird analysiert, ob und inwieweit sich Währungserfahrungen, beispielsweise Inflation, niedergeschlagen haben in unterschiedlichen Währungskulturen und ob und inwieweit sich diese dann in differierenden Zentralbanksystemen institutionalisierten, in spezifischen Geldpolitiken ausdrückten und in nationalkollektiven "Währungsbildern" manifestierten. Im Zentrum stehen also die Verbindungen zwischen institutionell-politischer Sphäre und den nationalen politischen Kulturen und Referenzgrössen, die dahinter stehen und in bestimmten diskursiven Strategien, politischen Symbolen und aktiven Öffentlichkeitspolitiken transportiert werden - mit Langzeitwirkungen bis hin zu den Debatten um die Einführung und Akzeptanz des Euro.
Mit Beiträgen von Olivier Feiertag, Bernd Hayo, Maria Köhler-Baur, Dieter Lindenlaub, Bernhard Löffler, Gabriele Metzler, Tobias Straumann
Mit Beiträgen von Olivier Feiertag, Bernd Hayo, Maria Köhler-Baur, Dieter Lindenlaub, Bernhard Löffler, Gabriele Metzler, Tobias Straumann
Klappentext zu „Historische Zeitschrift / Beihefte / N.F. 50 / Die kulturelle Seite der Währung “
Das Buch thematisiert im internationalen Vergleich die prägenden Wirkungen von historischen Währungserfahrungen. Konkret wird analysiert, ob und inwieweit sich Währungserfahrungen, beispielsweise Inflation, niedergeschlagen haben in unterschiedlichen Währungskulturen und ob und inwieweit sich diese dann in differierenden Zentralbanksystemen institutionalisierten, in spezifischen Geldpolitiken ausdrückten und in nationalkollektiven "Währungsbildern" manifestierten. Im Zentrum stehen also die Verbindungen zwischen institutionell-politischer Sphäre und den nationalen politischen Kulturen und Referenzgrössen, die dahinter stehen und in bestimmten diskursiven Strategien, politischen Symbolen und aktiven Öffentlichkeitspolitiken transportiert werden - mit Langzeitwirkungen bis hin zu den Debatten um die Einführung und Akzeptanz des Euro. Mit Beiträgen von Olivier Feiertag, Bernd Hayo, Maria Köhler-Baur, Dieter Lindenlaub, Bernhard Löffler, Gabriele Metzler, Tobias Straumann
Lese-Probe zu „Historische Zeitschrift / Beihefte / N.F. 50 / Die kulturelle Seite der Währung “
Abolish the pound and you abolish Britain" Pfund Sterling, Bank of England und britische Identität im 20. Jahrhundert (S. 169-170)Von Gabriele Metzler
In Grossbritannien toben die Schlachten um den Beitritt des Landes zur Europäischen Währungsunion so lange und so scharf wie nirgendwo sonst. Im Pub und bei Bingonachmittagen wird um das Thema ebenso gestritten wie im Parlament. Dort treffen nicht nur Tories und Labour-Abgeordnete aufeinander, sondern längst ist über den Euro auch ein Riss mitten durch die Reihen der grossen Parteien entstanden. Tatsächlich geht es in den britischen Debatten über die Einführung des Euro um weitreichende Fragen, denn hier wird der grundsätzliche Konflikt über den Platz Grossbritanniens in Europa ein weiteres Mal geweckt, ein Konflikt, der in der britischen Innenpolitik der vergangenen fünf Jahrzehnte stets die grösste Spaltkraft entfaltete.1 Mag der Euro als Katalysator europapolitischer Grundsatzdebatten in jüngster Zeit vom Verfassungsvertrag abgelöst worden sein, so bleibt das Thema doch relevant, solange eine endgültige Entscheidung für oder wider den Beitritt Grossbritanniens zur europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) noch nicht gefallen ist.
Der Euro und das mit ihm verbundene institutionelle Gefüge berühren die gewachsene britische Währungskultur und die traditionelle Stellung der Bank of England. Am Beispiel der Herausforderung durch die europäische Gemeinschaftswährung lässt sich daher die Bedeutung der britischen Währungskultur und der Zentralbanktradition des Landes besonders gut erkennen. Der Euro steht distinkten, spezifisch britischen Institutionen gegenüber, in denen sich bestimmte historische Erfahrungen verdichtet haben.
Insofern lassen sich die britischen Euro-Debatten immer auch als Akt der Selbstvergewisserung lesen, weil und indem in ihnen der Erfahrungsbestand überprüft und neu geordnet wird, die Institutionen also gedeutet, historisch eingeordnet und gegebenenfalls neu legitimiert werden. Das
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führt unmittelbar auf den Ausgangspunkt dieses Bandes, dass tradierte Geschichtsbilder Ordnungswissen produzieren" und, durch ihren Niederschlag in Institutionen, wirklichkeits-, handlungs- und strukturprägend" wirken, während umge kehrt die Institutionalisierung dafür sorgt, dass diese Erfahrungen langfristig wirken.
Am Beispiel des Pfund Sterling und der Bank of England möchte ich hier folgende These zur Diskussion stellen: In den Debatten über die Institutionen Euro oder Pfund bzw. über die Rolle der Zentralbank geht es nicht vorrangig um ökonomische Zusammenhänge. Vielmehr tradieren das Pfund und die Bank of England als genuin britische Institutionen spezifische Geschichtsbilder, in denen das gesellschaftliche und politische Selbstverständnis des Landes zum Ausdruck kommen. An diese Institutionen haben sich überkommene Leitbilder und Gewissheiten angelagert, die zugleich durch beide Institutionen perpetuiert werden und über den Zusammenhang der konkreten Institution hinaus handlungsleitend wirken. Auch wenn die Politikpräferenzen im Hinblick auf beide Institutionen im Laufe des 20. Jahrhunderts wechselten, hat sich in den Deutungen ein stabiler Kern erhalten, der das britische Selbstverständnis mit fundiert.
Ich möchte für diese These in vier Schritten Argumente entwickeln. Zunächst erläutere ich die Geschichte der Bank of England und die Entwicklung des Pfunds im 20. Jahrhundert, um dann in einem zweiten Schritt die anstehenden Veränderungen in diesem Gefüge durch den Euro, eingebettet in den allgemeineren Kontext der britischen Europapolitik, zu analysieren. Der dritte Teil gibt einen knappen Überblick darüber, wie sich die Kräfte in den innenpolitischen Auseinandersetzungen um den Euro verteilten, welche Organisationen sich bildeten und wie die Regierung ihre Politik zu vermitteln suchte.
Am Beispiel des Pfund Sterling und der Bank of England möchte ich hier folgende These zur Diskussion stellen: In den Debatten über die Institutionen Euro oder Pfund bzw. über die Rolle der Zentralbank geht es nicht vorrangig um ökonomische Zusammenhänge. Vielmehr tradieren das Pfund und die Bank of England als genuin britische Institutionen spezifische Geschichtsbilder, in denen das gesellschaftliche und politische Selbstverständnis des Landes zum Ausdruck kommen. An diese Institutionen haben sich überkommene Leitbilder und Gewissheiten angelagert, die zugleich durch beide Institutionen perpetuiert werden und über den Zusammenhang der konkreten Institution hinaus handlungsleitend wirken. Auch wenn die Politikpräferenzen im Hinblick auf beide Institutionen im Laufe des 20. Jahrhunderts wechselten, hat sich in den Deutungen ein stabiler Kern erhalten, der das britische Selbstverständnis mit fundiert.
Ich möchte für diese These in vier Schritten Argumente entwickeln. Zunächst erläutere ich die Geschichte der Bank of England und die Entwicklung des Pfunds im 20. Jahrhundert, um dann in einem zweiten Schritt die anstehenden Veränderungen in diesem Gefüge durch den Euro, eingebettet in den allgemeineren Kontext der britischen Europapolitik, zu analysieren. Der dritte Teil gibt einen knappen Überblick darüber, wie sich die Kräfte in den innenpolitischen Auseinandersetzungen um den Euro verteilten, welche Organisationen sich bildeten und wie die Regierung ihre Politik zu vermitteln suchte.
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Inhaltsverzeichnis zu „Historische Zeitschrift / Beihefte / N.F. 50 / Die kulturelle Seite der Währung “
1;Inhalt;62;Vorwort;8
3;Währungsgeschichte als Kulturgeschichte?;10
3.1;Konzeptionelle Leitlinien und analytische Probleme kulturhistorischer Ansätze auf wirtschafts- und währungsgeschichtlichem Feld;10
4;Inflationseinstellungen, Zentralbank-unabhängigkeit und Inflation;44
4.1;I. Einleitung;44
4.2;II. Die Bedeutung von Inflationskulturen;45
4.3;III. Überlegungen zum Zusammenhang von Bevölkerungspräferenzen und Geldpolitik;49
4.4;IV. Datenbasis und deskriptive Analyse;55
4.5;V. Wichtigkeit des Inflationsziels und tatsächliche Inflation;60
4.6;VI. Sind die Einstellungen zur Inflationsbekämpfung zeitlich konstant?;63
4.7;VII. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen;66
4.8;Anhang (zu Kapitel IV);68
5;Deutsches Stabilitätsbewusstsein;70
5.1;Wie kann man es fassen, wie kann man es erklären, welche Bedeutung hat es für die Geldpolitik?;70
5.2;I. Das (aktuelle) Problem;70
5.3;II. Deutsches Stabilitätsbewusstsein: Wie kann man es messen und erklären?;73
5.4;III. Welche Bedeutung hat das Stabilitätsbewusstsein in Deutschland für den Stabilitätserfolg?;85
5.5;IV. Schlussfolgerungen;102
5.6;Anhang 1;104
5.7;Anhang 2;105
5.8;Anhang 3;106
6;La culture monétaire française au XXe siècle;108
6.1;La construction d une overdraft economy;108
6.2;I. Auri sacra fames: la culture monétaire française en 1914;109
6.3;II. Crise de la culture monétaire et politisation de l argent au XXe siècle;112
6.4;III. Le système financier français au XXe siècle: cohésion sociale et overdraft economy;118
6.5;IV. Résumé;127
7; Eine Art Religionskrieg ;130
7.1;Argumentationsmuster, Diskursstrategien und politische Symbolik in den deutsch-französischen Debatten um die Einführung des Euro;130
7.2;I. Die deutschen Argumente;135
7.3;II. Die französischen Argumente;156
7.4;III. Resümee und Ausblick;171
8; Abolish the pound and you abolish Britain ;176
8.1;Pfund Sterling, Bank of England und britische Identität im 20.Jahrhundert;176
8.2;I. Pfund und Bank of England;177
8.3;II. Seit
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Maastricht: Auswirkungen auf beide Institutionen;181
8.4;III. Öffentliche Debatten über den Euro;186
8.5;IV. Argumentationsfiguren und (Geschichts-)Bilder;191
8.6;V. Souveränität statt Stabilität;202
9;Krisenerfahrung und Deutungsmacht;206
9.1;Die Währungspolitik Schwedens und der Schweiz im 20.Jahrhundert;206
9.2;I. Drei Phasen im 20.Jahrhundert;209
9.3;II. Kultur, Politik und Währung;216
9.4;III. Die Verzweigung der Wege in den 1940er Jahren;218
9.5;IV. Konvergenz am Ende des 20.Jahrhunderts;225
10;Wirtschaftliche Emanzipation und nationales Bewusstsein in der Tschechoslowakei und in Tschechien;232
10.1;Währungsordnung, Währungserfahrung und die politische Bedeutung der Krone im 20.Jahrhundert;232
10.2;I. Institutionell-normative Rahmenbedingungen des tschechoslowakischen Währungssystems;234
10.3;II. Banken, Währung(sreformen) und nationale Idee: Die Krone als Ausdruck des nationalen Selbstbewusstseins nach 1918;243
10.4;III. Die Bedeutung der Währung in Zeiten der Umbrüche nach 1989;253
10.5;IV. Resümee;258
11;Abkürzungen;260
12;Die Autorinnen und Autoren;261
8.4;III. Öffentliche Debatten über den Euro;186
8.5;IV. Argumentationsfiguren und (Geschichts-)Bilder;191
8.6;V. Souveränität statt Stabilität;202
9;Krisenerfahrung und Deutungsmacht;206
9.1;Die Währungspolitik Schwedens und der Schweiz im 20.Jahrhundert;206
9.2;I. Drei Phasen im 20.Jahrhundert;209
9.3;II. Kultur, Politik und Währung;216
9.4;III. Die Verzweigung der Wege in den 1940er Jahren;218
9.5;IV. Konvergenz am Ende des 20.Jahrhunderts;225
10;Wirtschaftliche Emanzipation und nationales Bewusstsein in der Tschechoslowakei und in Tschechien;232
10.1;Währungsordnung, Währungserfahrung und die politische Bedeutung der Krone im 20.Jahrhundert;232
10.2;I. Institutionell-normative Rahmenbedingungen des tschechoslowakischen Währungssystems;234
10.3;II. Banken, Währung(sreformen) und nationale Idee: Die Krone als Ausdruck des nationalen Selbstbewusstseins nach 1918;243
10.4;III. Die Bedeutung der Währung in Zeiten der Umbrüche nach 1989;253
10.5;IV. Resümee;258
11;Abkürzungen;260
12;Die Autorinnen und Autoren;261
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Autoren-Porträt
Bernhard Löffler, geboren 1965, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der der Ludwigs-Maximilians-Universität München.
Bibliographische Angaben
- 2010, Reprint 2019, 252 Seiten, 8 Schwarz-Weiss-Abbildungen, mit Abbildungen, Masse: 15,5 x 23 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Bernhard Löffler
- Verlag: OLDENBOURG
- ISBN-10: 348659169X
- ISBN-13: 9783486591699
- Erscheinungsdatum: 16.10.2009
Rezension zu „Historische Zeitschrift / Beihefte / N.F. 50 / Die kulturelle Seite der Währung “
"Der kenntnisreiche, sorgfältig dokumentierte Beitrag räumt mit vielen Vorurteilen auf und ist eine unverzichtbare Basis für künftige Darstellungen zur deutschen Währungs- und Wirtschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert." Gerd Hardach, H-Soz-u-Kult "Man wünscht sich dieses Buch nicht nur unter das Kopfkissen möglichst zahlreicher (geld-) politischer Entscheidungsträger, sondern kann die Lektüre auch jedem am Phänomen 'Geld' Interessierten uneingeschränkt empfehlen." Bankhistorisches Archiv, Heft 1/2011"Der kenntnisreiche, sorgfältig dokumentierte Beitrag räumt mit vielen Vorurteilen auf und ist eine unverzichtbare Basis für künftige Darstellungen zur deutschen Währungs- und Wirtschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert." Gerd Hardach, H-Soz-u-Kult "Man wünscht sich dieses Buch nicht nur unter das Kopfkissen möglichst zahlreicher (geld-) politischer Entscheidungsträger, sondern kann die Lektüre auch jedem am Phänomen 'Geld' Interessierten uneingeschränkt empfehlen." Bankhistorisches Archiv, Heft 1/2011
Pressezitat
"Der kenntnisreiche, sorgfältig dokumentierte Beitrag räumt mit vielen Vorurteilen auf und ist eine unverzichtbare Basis für künftige Darstellungen zur deutschen Währungs- und Wirtschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert." Gerd Hardach, H-Soz-u-Kult "Man wünscht sich dieses Buch nicht nur unter das Kopfkissen möglichst zahlreicher (geld-) politischer Entscheidungsträger, sondern kann die Lektüre auch jedem am Phänomen 'Geld' Interessierten uneingeschränkt empfehlen." Bankhistorisches Archiv, Heft 1/2011
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