Governance of Diversity
Zum Umgang mit kultureller und religiöser Pluralität in säkularen Gesellschaften
Moderne Gesellschaften sind durch einen hohen Grad kultureller und religiöser Pluralität gekennzeichnet. Globalisierung und transnationale Migration steigern diese Vielfalt noch. Man kann daher heute den Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten...
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Produktinformationen zu „Governance of Diversity “
Moderne Gesellschaften sind durch einen hohen Grad kultureller und religiöser Pluralität gekennzeichnet. Globalisierung und transnationale Migration steigern diese Vielfalt noch. Man kann daher heute den Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten als das zentrale Governance-Problem säkularer Gesellschaften bezeichnen. Dieses Buch zeigt auf, welche Strategien für einen säkularen Verfassungsstaat dafür in Betracht kommen und welche Teile der Religionsverfassung einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind.
Klappentext zu „Governance of Diversity “
Moderne Gesellschaften sind durch einen hohen Grad kultureller und religiöser Pluralität gekennzeichnet. Globalisierung und transnationale Migration steigern diese Vielfalt noch. Man kann daher heute den Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten als das zentrale Governance-Problem säkularer Gesellschaften bezeichnen. Dieses Buch zeigt auf, welche Strategien für einen säkularen Verfassungsstaat dafür in Betracht kommen und welche Teile der Religionsverfassung einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind.
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Governance of Diversity “
EinleitungWie es beim Schachspiel klassische Eröffnungszüge gibt, finden sich auch in den Einleitungen zu Büchern, die einem bestimmten Thema gewidmet sind, nahezu standardisierte Eröffnungssätze, mit denen das präsentierte Buch sich in den unvermeidlichen Kampf um die knappe Ressource Aufmerksamkeit behaupten will. Fast unverzichtbar ist in einem solchen Einleitungsrepertoire der Hinweis auf die brennende Aktualität des Themas; dazu braucht hier nichts gesagt zu werden: die Fernsehbilder von dem nicht abreissenden Flüchtlingsstrom auf der sogenannten Balkanroute dürften jedem Leser noch gegenwärtig sein.Der Hinweis auf die unübersehbare Aktualität des Themas wird häufig durch Erläuterungen dazu ergänzt, dass das zugrunde liegende Problem eine grosse Herausforderung darstelle, eine Herausforderung, der man sich zu stellen habe und für die Antworten gefunden werden müssten. Auch dafür liessen sich zahllose Beispiele finden; wir beschränken uns auf ein einziges Zitat, das in dem Einleitungsabsatz zu dem 2007 erschienenen Buch "Democracy and the New Religious Pluralism" entnommen ist und wie folgt lautet: "A new religious pluralism is taking up Atlantic democracies".Aber in der gegenwärtigen Situation geht es nicht nur um Aktualität und eine positiv aufzunehmende Herausforderung, sondern auch um Befürchtungen und Ängste, die - so diffus sie auch vielfach sein mögen - von der Politik - so der übliche "Politsprech" - "ernst genommen" werden müssten.Es ist nicht das Ziel dieses Buches, sich an der gegenwärtigen "Flüchtlingsdebatte" zu beteiligen; worum es uns geht, ist, sich Gedanken darüber zu machen, wie in säkularen Gesellschaften mit dem Problem einer durch den Flüchtlingsstrom unübersehbar gewordenen zunehmenden kulturellen und insbesondere religiösen Pluralisierung umgegangen werden kann und umgegangen werden sollte. Wir verstehen das Phänomen einer an Intensität zunehmenden kulturellen und religiösen Pluralisierung, wofür wir zur Kennzeichnung dieses Befundes den
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Begriff der normativen Pluralität vorschlagen - nicht nur als Herausforderung der politischen Theorie , sondern als Aufforderung, mit einem multidisziplinären Ansatz so etwas wie Konturen einer "Theorie des Umgangs mit Pluralität" bzw. - anders formuliert - von "Governance of Diversity" zu zeichnen.Dabei gehen wir in sechs Schritten vor: Im ersten Schritt geht es um Pluralität als Kennzeichen moderner Gesellschaften und die Frage, welche Ursachen für diesen eigentlich unstreitigen Befund einer zunehmenden Pluralisierung identifiziert werden können; dabei wird ein kurzer Blick auf die "üblichen Verdächtigen" geworfen, also auf Modernisierung, Säkularisierung, soziale Differenzierung, Globalisierung und - immer wichtiger werdend - Migration. In brennglasartiger Verdeutlichung lassen sich die an Intensität zunehmenden Pluralisierungsprozesse in modernen Stadtgesellschaften beobachten, für die sich der Umgang mit Diversität als ihr zentrales Governanceproblem beschreiben lässt. Aber es geht nicht nur um "Pluralismusimporte" durch Zuwanderung, sondern auch um die häufig vernachlässigte Pluralität der sogenannten Aufnahmegesellschaften, die - wie man ebenfalls besonders gut am Beispiel von Grossstädten studieren kann - sich in zahlreichen Milieus ausdifferenzieren; darauf einen Blick zu werfen, erweist sich deshalb als geboten, weil gerade die Einstellung zur zuwanderungsbedingten Pluralität ganz entscheidend von der jeweiligen Milieuzugehörigkeit geprägt wird.Wenn kulturelle, religiöse und ethnische Pluralität für moderne Gesellschaften kennzeichnend ist, dann steht zu vermuten, dass sie für den Umgang mit solcher Pluralität Strategien entwickelt und ausprobiert haben. Diese Vermutung hat uns auf die Idee gebracht, in einem zweiten Schritt einen etwas näheren Blick auf insgesamt sieben ausgewählte Pluralitätsfelder zu werfen, und zwar in der Hoffnung, zum Schluss dieser Inspektionsreise so etwas wie eine Typologie von Strategien des Umgangs mit Pluralität erstellen z
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Inhaltsverzeichnis zu „Governance of Diversity “
InhaltEinleitung 15Erstes Kapitel: Pluralität als Kennzeichen moderner GesellschaftenA. Pluralität von Lebensentwürfen, Wertvorstellungen und Weltanschauungen als Charakteristikum moderner Gesellschaften 23I. Welche Begriffe im Folgenden wie verwendet werden 231. Pluralität als soziale Tatsache oder Pluralismus als Wert 232. Pluralismus als Wert: Die Europäische Union als normatives Projekt 253. Zur Angemessenheit eines weiten Pluralitätsbegriffs 274. Religiöse Pluralität als Erscheinungsform normativer Pluralität 28II. Zur zunehmenden Pluralisierung moderner Gesellschaften als Faktum 29III. Vier Erklärungsangebote im Überblick 311. Modernisierung 312. Funktionale Differenzierung 353. Säkularisierung 384. Zum Dreiklang von Globalisierung, Migration und kollektiver Identitätsbildung 395. Eine kurze Zwischenbilanz 43B. Eine brennglasartige Verdeutlichung: Umgang mit Diversität als zentrales Governanceproblem moderner Stadtgesellschaften 46I. Leben in der Stadt heisst "living with diversity" 471. Klassische Vielfaltsprobleme 472. The New Diversity: Zur Deterritorialisierung kollektiver Identität 49II. Was man aus der Milieuforschung lernen kann 511. Was sind soziale Milieus? 522. Zur Prägekraft von Milieus: Das Beispiel der Einstellung zu Migranten und Pluralität 593. Exkurs: Einstellung politischer Jugendorganisationen zum Islam 63C. Eine kurze Zwischenbilanz 64Zweites Kapitel: Ausgewählte Beispiele für den Umgang mit Pluralität: "lessons to learn"A. Worum es in diesem Kapitel geht 67B. Sieben ausgewählte Pluralitätsfelder: Eine Inspektion 69I. Zum Umgang mit pluralen Gemeinwohlvorstellungen 69II. Zum Umgang mit konfligierenden Grundrechten und Rechtsgütern mit Verfassungsrang 73III. Umgang mit religiösem Binnenpluralismus oder der verhängnisvolle Zwang zur Wahrheit 751. Glaubenseinheit als Governanceproblem 752. Drei prozedurale und institutionelle Antworten auf Einheitsgefährdungen von Glaube und Kirche 76IV. Zum Umgang mit einer Pluralität von Konfessionen 791. Von
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der Einheit zur Vielfalt, von der Universalität zur Partikularität 792. Aufgabe und Konstruktion des Augsburger Religionsfriedens 813. Eine kleine Zwischenbilanz 82V. Zum Umgang mit "legal pluralism" 841. Das Kollisionsmodell 852. Das Diskursmodell 863. Das prozedural-institutionelle Modell 87VI. Zum Umgang mit ethnischer Pluralität 90VII. Zum Umgang von Imperien mit religiöser Pluralität: Das Beispiel des British Empire 921. Imperien als multiethnische und multireligiöse Gebilde 922. Nichteinmischung als imperiale Strategie 93C. Versuch der Entwicklung einer Typologie von Umgangsstrategien mit (normativer) Pluralität 95Drittes Kapitel: Was heisst religiöse Pluralität? Zur Anatomie und Analyse des weltanschaulichen FeldesA. Warum weltanschauliches Feld? - Zur Notwendigkeitder Verwendung eines Weitwinkelobjektivs 101I. Die verfassungsrechtliche Perspektive: Religions- und Weltanschauungsfreiheit als einheitliches Grundrecht 101II. Die kulturwissenschaftliche Perspektive: Religion als Weltdeutung 103III. Die religionssoziologische Perspektive I: Zur Dynamikdes religiös-weltanschaulichen Feldes 1051. Politische Religionen als Quasi-Religionen? 1062. Neue Formen von Religiosität 107IV. Die religionssoziologische Perspektive II: Die pluraleWelt der/des Nicht-Religiösen 1121. Zum Phänomen zunehmender Konfessionslosigkeit 1122. Das "religionsbezogene Feld" - Eine Inspektion 1133. Vielfältige Säkularitäten 115B. Versuch einer Skizze des weltanschaulichen Feldes: Binnenpluralität und Dynamik 118I. Die religionsgeschichtliche Perspektive 119II. Die Vermessungsperspektive und ihre Grenzen 120III. Zur Binnenpluralität von Religionen und Religionsgemeinschaften 1221. Den Protestantismus gibt es nicht 1222. Islam ist Plural 124Viertes Kapitel: Umgang mit Religion und Religionsgemeinschaften als GovernanceproblemA. Religion als "public religion" 131I. Religion als kollektives Phänomen 1311. Religionszugehörigkeit und Religionsausübung als eine Form von Vergemeinschaftung 1312. Zur Religionsgemeinschaften innewohnendenKapazität kollektiven Handelns 134II. Zur irreführenden Entgegensetzung von Religion als"public religion" und Religion als Privatsache 136B. Die Öffentlichkeitsdimension von Religion etwas näher betrachtet 141I. Kirche und Öffentlichkeit: Religionsgemeinschaften undihre Trabanten als typische "Bewohner" des Bereichs des Öffentlichen 141II. Religion und Zivilgesellschaft 1441. Der Dritte Sektor zwischen Markt und Staat 1452. Religion als zivilgesellschaftliche Ressource 147II. A Public Voice for Public Religions: Religionsfreiheit als Kommunikationsfreiheit 154C. Religion und kollektive Identität oder Religion alsGehäuse der Zugehörigkeit 159I. Zur Aktualität des Problems 159II. Was meint kollektive, insbesondere religiöse Identität? 1601. Begriff und Bedeutung kollektiver Identität 1602. Binnenstabilisierung kollektiver religiöser Identitätdurch Verdichtung ihres normativen Kerns 1623. Zur institutionellen Dimension kollektiver Identitätvon Religionsgemeinschaften 1644. Zur Aus- und Abgrenzungsfunktion von kollektiver Identitätsbildung 1665. Umgang mit religiösen Kollektiven als Umgang mit kollektiven religiösen Identitäten 167D. Versuch einer Zwischenbilanz: Religionsgemeinschaftenals Goverancekollektive 168I. Was sind eigentlich Governancekollektive? 168II. Religionsgemeinschaften als Governancekollektive: Vier Perspektiven 1721. Religionsgemeinschaften als Rechtsgemeinschaften 1722. Religionsgemeinschaften als Institutionen 1733. Religionsgemeinschaften als Identitätsgemeinschaften 1804. Religionsgemeinschaften als Kommunikationsgemeinschaften 1805. Umgang mit Religion und Religionsgemeinschaften als Governanceproblem: Einige sich aufdrängende Schlussfolgerungen 183Fünftes Kapitel: Individualrechtliches oder institutionelles Verständnis der ReligionsfreiheitA. Vom korporatistischen Staatskirchenrecht zum pluralistischen Religionsverfassungsrecht 197B. Zur Mehrdimensionalität des Grundrechts der Religionsfreiheit 201I. Zur institutionentheoretischen Kontextualisierungreligiöser Vergemeinschaftung 2021. Organisationen als emergente Phänomene 2022. Die institutionellen Ordnungen der Moderne 204II. Religiöse Pluralität als institutionelle Pluralität 205III. Zur institutionellen Einbettung und Ausformung von Wandlungsprozessen des religiös-anschaulichen Feldes 210IV. Zur Notwendigkeit einer institutionellen Antwort auf das Faktum kultureller und religiöser Pluralität 212C. Ein kleiner, aber nicht ganz unwichtiger Exkurs: Wieviel an organisatorischer Verdichtung ist für Religiona) hilfreich und nötig, b) bekömmlich? 214I. Das organisationstheoretische Dilemma 214II. Das Beispiel der christlichen Grosskirchen 215Sechstes Kapitel: Konturen einer Religionsverfassung des säkularen VerfassungsstaatesA. Religionsverfassung als verrechtlichter "modus vivendi" und "modus procedendi" 225B. Religionsverfassung als Koexistenzordnung 229I. Koexistenzordnung als ausgehandelte Ordnung 231II. Aushandlungsarenen und Aushandlungsmodi 2331. Die genuin politische Aushandlungsarena: Gesetzge-bung und Staatsverträge 2352. Gerichte als Arenen religiöser Anerkennungskämpfe 2393. Zivilgesellschaft als Aushandlungsarena 2404. Neuaushandlung des öffentlichen Raums 242C. Religionsverfassung als Ordnung wechselseitiger Anerkennung 245I. Theoretische Annäherungen 2451. Das Konzept der "twin tolerations" 2452. Die Koalitionsfreiheit als doppelt gestufte Gegenseitigkeitsordnung 247II. Zu den Anerkennungsleistungen einer als Gegenseitig-keitsordnung verstandenen Religionsverfassung 2501. Anerkennungsleistungen der staatlichen Seite 2502. Notwendige Anerkennungsleistungen der Religionsgemeinschaften 255D. Zur Ergänzungsfunktion eines "modus procedendi" 258Danksagung 259Grafiken und Tabellen 261Grafiken 261Tabellen 261Literatur 262
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Autoren-Porträt von Gunnar F. Schuppert
Gunnar Folke Schuppert war Professor für neue Formen von Governance am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und ist aktuell Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Gunnar F. Schuppert
- 2017, 279 Seiten, Masse: 14,4 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359350801X
- ISBN-13: 9783593508016
- Erscheinungsdatum: 02.09.2017
Pressezitat
"Die Beiträge des Bandes widmen sich empirisch sehr gehaltvoll einzelnen Aspekte des Verhältnisses zwischen Kirche, Religion und Gesellschaft." Valentin Feneberg, Der Tagesspiegel
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