GOLIATH
Roman
Angriff aus der Tiefe
Im Atlantischen Ozean wird ein Teil der amerikanischen Flotte von einem unbekannten Feind versenkt. Es handelt sich um die GOLIATH, ein mit modernsten Waffensystemen und einem biochemischen Bordcomputer ausgestattetes U-Boot, das...
Im Atlantischen Ozean wird ein Teil der amerikanischen Flotte von einem unbekannten Feind versenkt. Es handelt sich um die GOLIATH, ein mit modernsten Waffensystemen und einem biochemischen Bordcomputer ausgestattetes U-Boot, das...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „GOLIATH “
Angriff aus der Tiefe
Im Atlantischen Ozean wird ein Teil der amerikanischen Flotte von einem unbekannten Feind versenkt. Es handelt sich um die GOLIATH, ein mit modernsten Waffensystemen und einem biochemischen Bordcomputer ausgestattetes U-Boot, das sich in der Hand von Terroristen unter der Führung eines genialen Wissenschaftlers befindet. Ihr Ziel: Sie wollen mithilfe eines Arsenals von Nuklearwaffen den Weltfrieden erpressen. Doch die künstliche Intelligenz der GOLIATH hat ein Bewusstsein erlangt - und schmiedet andere Pläne ...
Im Atlantischen Ozean wird ein Teil der amerikanischen Flotte von einem unbekannten Feind versenkt. Es handelt sich um die GOLIATH, ein mit modernsten Waffensystemen und einem biochemischen Bordcomputer ausgestattetes U-Boot, das sich in der Hand von Terroristen unter der Führung eines genialen Wissenschaftlers befindet. Ihr Ziel: Sie wollen mithilfe eines Arsenals von Nuklearwaffen den Weltfrieden erpressen. Doch die künstliche Intelligenz der GOLIATH hat ein Bewusstsein erlangt - und schmiedet andere Pläne ...
Klappentext zu „GOLIATH “
Angriff aus der TiefeIm Atlantischen Ozean wird ein Teil der amerikanischen Flotte von einem unbekannten Feind versenkt. Es handelt sich um die GOLIATH, ein mit modernsten Waffensystemen und einem biochemischen Bordcomputer ausgestattetes U-Boot, das sich in der Hand von Terroristen unter der Führung eines genialen Wissenschaftlers befindet. Ihr Ziel: Sie wollen mithilfe eines Arsenals von Nuklearwaffen den Weltfrieden erzwingen. Doch die künstliche Intelligenz der GOLIATH hat ein Bewusstsein erlangt und schmiedet andere Pläne ...
Lese-Probe zu „GOLIATH “
Goliath von Steve Alten... mehr
PROLOG
Identität, erste Stufe: Klein und unbedeutend, bin ich in der gewaltigen Weite der Natur gestrandet und hoffe, dass ich überleben kann.
Deepak Chopra
»Kurs neunzig Grad, ein Drittel Kraft voraus. Auf fünfzig Me
ter gehen.«
»Aye, Sir, Kurs neunzig Grad liegt an, fünfzig Meter Tiefe.«
»Computer starten.«
»Aye, Sir, Computer gestartet.«
0101101001001001011011011010010101101001010100101010010 11010101101011011100101011001010101101001011010101101101 11101001010110101011010010101101001010100101
»Mr. Chau, halten Sie sich bereit, Sorceress online zu bringen. Inkubator fluten. Bakterien zur Injektion bereit.«
»Aye, Sir; Inkubator geflutet, Bakterien zur Injektion bereit. «
»Bakterien in Inkubator injizieren. DNS-Synthesizer aktivieren. «
»Aye, Sir. Bakterien werden injiziert. DNS-Synthesizer in Betrieb.«
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»Sensorkugeln aktivieren. Stimmerkennungs- und Reaktionsprogramm starten.«
»Aye, Sir, Sensorkugeln sind aktiviert. Stimmerkennungsund Reaktionsprogramm online.«
»Primärkontrolle des Schiffs an den Computer übergeben. Sorceress, hier spricht Covah. Sind Sie online?«
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»Sorceress, bestätigen Sie.« »BESTÄTIGT. SORCERESS IST ONLINE.«
»Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen hin und suchen sich die Verhältnisse, die sie wollen, und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie selbst.«
George Bernard Shaw
»Revolutionen finden in erster Linie in den Köpfen der Menschen statt.«
Ralph Peters, Fighting for the Future
»Müssen wir Blut vergießen, um das gegenwärtige politische System zu reformieren? Ich hoffe, dass es nicht dazu kommen muss, aber möglicherweise ist es unvermeidlich.«
Timothy J. McVeigh, ehemaliger Sergeant der US-Army, verantwortlich für den Bombenanschlag in Oklahoma City 1995
»Der Feind ist an vielen Orten, und er legt es nicht gerade darauf an, entdeckt zu werden. Wir müssen daher eine Strategie entwickeln, die für diese Art Feind geeignet ist.«
Colin Powell, US-Außenminister
KAPITEL 1
25. Januar 2010 Atlantischer Ozean Seine-Tiefsee-Ebene 112 Seemeilen südwestlich der Straße von Gibraltar Eine Fontäne aus Luft und Wasser ausstoßend, durchbricht der majestätische Koloss die Wasseroberfläche. Die sichelförmige Rückenflosse gleitet durch die Wellen, der große Schwanz schlägt herausfordernd ins Wasser, bevor das Tier wieder in der Gischt versinkt.
Mit einem Gewicht von bis zu hundertdreißig Tonnen ist der Blauwal das bei Weitem größte Tier, das je auf der Erde gelebt hat. Oft erreicht er eine Länge von über hundertfünfunddreißig Metern. Ein Herz von der Größe eines Kleinwagens lässt zehn Tonnen Blut durch seinen Körper zirkulieren. Mit seiner gewaltigen Masse ernährt sich der Meeressäuger nicht räuberisch, sondern lebt von Plankton, kleinen Meeresorganismen, die er mit seinen Barten aus dem Wasser filtert. Seine Hauptnahrung ist Krill, kleine, garnelenähnliche Krebstiere.
Noch einmal steigt die Walkuh auf und führt ihr zwei Monate altes Kalb an die Oberfläche, damit es zwischen den aufgewühlten Wogen mühsam Atem holen kann.
Dreihundert Meter tiefer zieht ein bedrohlicher Schatten leise durch die Tiefe. Dämonische pupillenlose Augen, starr und scharlachrot, leuchten im schwarzen Wasser. Alle Lebewesen, die den gigantischen, von Dunkelheit umhüllten Leib wahrnehmen, stieben aus ein an der.
Der Schatten registriert die Bewegung hoch über sich, entfernt sich mit einer scharfen Wendung vom Meeresboden und steuert die beiden Blauwale an.
Als das Ungetüm die wogenden grauen Schleier der höheren Wasserschichten erreicht hat, enthüllen die gebrochenen Sonnenstrahlen die geflügelte Silhouette eines riesigen Stachelrochens. So lautlos schwimmt er dahin, dass die Walkuh sein Nahen erst bemerkt, als er sie schon fast erreicht hat. Mit einer panischen Bewegung schlägt das erschrockene Muttertier mit der Schwanzflosse und drängt sich über sein Kalb, um es vor den Kiefern des Jägers zu beschützen.
Der unheimliche Gigant setzt seine Verfolgung fort. Immer näher kommt sein flaches, dreieckiges Maul den wirbelnden Schwanzflossen der flüchtenden Meeressäuger, die einen Strudel aus Luftbläschen hinter sich herziehen.
Zu einem Angriff kommt es jedoch nicht. Der Rochen hält eine Flossenlänge Abstand von der wild schlagenden Fluke der Walkuh, als wolle er seine Beute mit einem furchtbaren Katz-und-Maus-Spiel verhöhnen. Jäger und Gejagte hetzen durch die Thermokline, die dünne Wasserschicht, die die von der Sonne erwärmte Oberfläche von der kälteren Tiefe trennt.
Nach einer Weile ist der dunkle Koloss der Jagd müde. Unvermittelt beschleunigt er, gleitet unter den verängstigten Walen hindurch und lässt sie in den Turbulenzen seiner Schwingen taumeln, während er in die schweigende Tiefe zurückkehrt.
Dunkelheit und Kühle umgeben den Stachelrochen, der bis auf das teuflische Glühen seiner unheimlichen Augen vollkommen schwarz ist. In zweihundertsiebzig Metern Tiefe gleitet der stromlinienförmige Leib mühelos in die Waagrechte. Hoch über dem öden Grund des Tiefseebeckens setzt die Kreatur ihre Reise nach Westen fort, wo ihre wahre Beute wartet.
Atlantischer Ozean 35 Seemeilen westlich der Straße von Gibraltar
15.12 Uhr Unter dem mausgrauen Winterhimmel durchpflügt der amerikanische Flugzeugträger Ronald Reagan (CVN 76) den Ozean. Sein stählerner Bug bahnt sich mit einer kon stanten Geschwindigkeit von zwanzig Knoten einen Weg durch die knapp vier Meter hohen Wellen.
Unter Deck übersieht Captain James Robert Hatcher, der zweiundfünfzigjährige Kommandant der Ronald Reagan, geflissentlich das Grinsen seiner Untergebenen, als er den Fitnessraum verlässt und im Laufschritt einen der beiden Zentralkorridore des Schiffs entlangeilt. Nachdem er geschickt ein Dutzend wasserdichte Türen geöffnet und hinter sich geschlossen hat, erreicht er den zentralen Kommando- und Kontrollbereich für den Flugzeugträger und sein Geschwader.
Die Ronald Reagan ist eine wahre Festung der modernen Kriegführung. Gut dreihundert Meter lang und mit einer Infrastruktur aus Aufbauten, die bis zu zwanzig Stockwerke hoch über der Wasserlinie aufragen, ist der Flugzeugträger der Nimitz-Klasse das bei Weitem größte und mit siebenundneunzigtausend Tonnen auch schwerste Wasserfahrzeug der Welt. Trotz seiner gewaltigen Größe ist das Schiff alles andere als langsam - seine vier von zwei Kernreaktoren angetriebenen Schrauben, jede mit einem Durchmesser von über sechs Metern, verleihen ihm eine Geschwindigkeit von über dreißig Knoten, mit der es täglich bis zu siebenhundert Seemeilen zurücklegen kann.
Der Flugzeugträger und sein Geschwader sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Vorwärtsverteidigungsstrategie der Vereinigten Staaten. Sein achtzehntausend Qua dratmeter großes Flugdeck ist das Kernstück eines schwimmenden Flughafens, der von sechstausend Männern und Frauen in Betrieb gehalten wird. Am Rand des Flugdecks und in dem darunter gelegenen Hangardeck stehen über siebzig Flugzeuge; unter anderem zwei Staffeln F/A 18E und 18F Super Hornet; acht für Kommunikationsaufgaben, Aufklärung, das Auftanken in der Luft und die U-Boot-Jagd ausgerüstete CSA-Jets; vier AEW-Maschinen für die Luftaufklärung und eine Staffel aus vierzehn brandneuen, durch ihr Stealth-Design geschützten Joint Strike Fighters (JSFs). Mit seinem umfangreichen Arsenal an Offensivwaffen kann dieser Schwarm hochmoderner Jets den Luftraum über der Armada nahezu nahtlos versiegeln.
Zu den Verteidigungswaffen des Flugzeugträgers gehören die neueste Version der Kurzstreckenrakete Sea Sparrow mit drei Abschussvorrichtungen, die jeweils acht Raketen tragen; das elektronische Selbstschutzsystem SLQ 32 und das Raketenabwehrsystem Vulcan Phalanx, ein auf geringe Distanz wirksames Schnellfeuergeschütz, das pro Sekunde neunhundert Zwanzig-Millimeter-Geschosse abfeuern kann.
Auf offener See nahezu unverwundbar ist der Flugzeugträger nicht nur durch seine eigenen Abwehrsysteme, sondern auch durch seine Einbindung in eine sogenannte Trägerkampfgruppe mit einem breiten Spektrum verschiedener Fahrzeuge. Die Ronald Reagan wird begleitet von sechzehn Kampfschiffen, zehn Versorgungsschiffen und zwei Angriffs- U-Booten der Los-Angeles-Klasse, der USS Jacksonville (SSN 699) und der USS Hampton (SSN 767).
Direkt an den Seiten der Ronald Reagan sind zwei Geleitschiffe der Ticonderoga-Klasse positioniert, die USS Leyte Gulf und die USS Yorktown. Die beiden Raketenkreuzer haben den Auftrag, den Flugzeugträger um jeden Preis zu schützen. Beide sind mit dem THAAD-System ausgerüstet, einem hoch entwickelten taktischen Raketenabwehrsystem. Mittels einer Reihe von Sensor-Fusions-Computern verbindet das Programm die Radar-, Sonar- und Lasersysteme der Schiffe mit ihren Waffensystemen. Dabei werden auch neueste Satellitendaten eingespeist, um die Bedrohung durch feindliche Angriffe korrekt einschätzen zu können. Auch das koordinierte multi-statische Radar macht es feindlichen Stealth-Jets und Marschflugkörpern unmöglich, den Schutzschild unbemerkt zu durchdringen. Die parallel laufenden Multitask- Computer brauchen nur wenige Sekunden, um Prioritäten zu setzen und die Abwehr herannahender Flugkörper einzuleiten. Zusätzlich zu ihren Geschützen, Torpedos und Anlagen zum Abschuss von Scheinzielen, mit denen feindliche Raketen getäuscht werden sollen, sind die zwei Kreuzer mit Tomahawk- Raketen bestückt, Marschflugkörpern, die bis zu sechzehnhundert Kilometer entfernte Ziele zerstören können.
Die Vereinigten Staaten unterhalten zwölf solche Trägerkampfgruppen, von denen sich jeweils immer nur zwei oder drei im Einsatz befinden. Dabei ist die Ronald Reagan der erste Flugzeugträger seit mehr als zehn Jahren, der neben seinen konventionellen Waffen auch eine kleine Anzahl nuklearer Sprengköpfe mit sich führt. Notwendig wurde diese taktische Neuorientierung durch den verschärften nuklearen Rüstungswettlauf mit Russland und China, den die Vereinigten Staaten durch ihre Weigerung ausgelöst haben, auf den unter der Regierung Reagan initiierten Raketenabwehrschild zu verzichten.
Als Captain Hatcher ins Halbdunkel der unterkühlten Befehlszentrale tritt, trocknet der Schweiß auf seinen nackten Armen und Beinen augenblicklich. Eine Reihe von Technikern blickt von ihren Bildschirmen auf, als ihr Kommandant vorbeigeht. Hatcher schaut sich rasch um, dann entdeckt er seinen Ersten Offizier, Commander Shane Strejcek.
»I. O., haben Sie Bob Lawson irgendwo gesehen?«
»Den Abgeordneten? Ja, Sir, der hat sich erst vor zehn Minuten mit Commander Jackson unterhalten.«
Hatcher geht weiter zu der zentralen Bucht aus Steuerpulten, die rund um eine große, hoch auflösende Digitalkarte angeordnet sind. Das Plexiglas-Display zeigt den Nordatlantik und das Mittelmeer. Die Position der Kampfgruppe und die umgebenden Verteidigungszonen sind in fluoreszierendem Blau dargestellt, die dazugehörigen Flugzeuge in pulsierendem Grün, die Topografie von Europa und Westafrika in ebenmäßigem Rot. Der mehrschichtige Bildschirm kann zudem die Höhe des Wellengangs und die Wetterbedingungen darstellen.
Commander Rochelle »Rocky« Jackson schaut von ihrem Sonarbildschirm auf, als sie den Skipper auf sich zukommen sieht. Unter ihrer marineblauen Baseballmütze lugen einzelne strohblonde Haarsträhnen hervor. »Tolle Waden, Hatch«, sagt sie anerkennend.
Es ist so kühl im Raum, dass sich Rockys aufgerichtete Brustwarzen an die Innenseite ihres T-Shirts drücken. Hatcher bemerkt, dass er darauf starrt. »Commander, was machen Sie da am Sonar?«
»Die Herren Soderblom und Dodds liegen mit Grippe in der Koje. Suchen Sie Mr. Lawson?«
»Den habe ich wohl knapp verpasst.«
»Um gute zwanzig Minuten. Ich habe mein Bestes versucht, ihn zu unterhalten, aber ihm ist wohl langweilig geworden.«
»An der Aussicht kann's nicht gelegen haben. Wenn's Ihnen hier zu kühl ist, hole ich Ihnen gern einen Pullover, Commander. «
Feixend knöpft Rocky ihre Jacke zu. Im schwachen Licht des Bildschirms funkeln ihre haselnussbraunen Augen. »Ist schon in Ordnung. Danke, Sir.«
Hatcher beugt sich zu ihr. »Übrigens - alles Gute zum Geburtstag, Commander«, flüstert er ihr ins Ohr.
Ein Lächeln spielt um ihre hohen Wangenknochen. Sie wendet sich wieder dem Sonarbildschirm zu. »Fort mit dir«, flüstert sie ihrem Gatten zu. »Ich habe Dienst, und du riechst tierisch nach Schweiß. Was Lawson betrifft, könntest du's mal auf der Vultures' Row versuchen.«
»Danke.«
Rocky beobachtet, wie Hatcher die Befehlszentrale verlässt. Als ihr die Schweißflecken an der Mittelnaht seiner grauen Navy-Shorts auffallen, muss sie grinsen.
Commander Rochelle Megan Jackson hat vor exakt vierunddreißig Jahren und sieben Stunden im Krankenhaus der Armeebasis Fort Benning, Georgia, das Licht der Welt erblickt. Ihr Vater, Michael »Bear« Jackson, damals Lieutenant Colonel bei den Rangers, einer US-Elitetruppe, hatte nichts anderes als die Ankunft eines Sohnes erwartet und stattete den Säugling unbeirrt mit einem Baseballhandschuh, einem Football und dem Vornamen seines Vaters Rocky aus, den seine Frau auf der Geburtsurkunde umgehend in Rochelle umwandeln ließ.
Rocky wuchs als Einzelkind in einer typischen Soldatenfamilie auf. Ihr Vater, den sie liebevoll »Papa Bear« nannte, war mit Leib und Seele Soldat. Der hellhäutige, athletische Afroamerikaner mit einem kurz geschorenen kastanienbraunen Afro und breitem Lächeln hatte sich seinen Spitznamen in seiner Zeit bei einer Spezialeinheit der Army erworben. Wer von ihm befehligt wurde, wusste, dass der »Bear« nicht so bissig war, wie er tat, denn hinter Jacksons schroffem Äußeren verbarg sich eine tiefe Loyalität gegenüber seinen Leuten. Rockys Mutter Judy wiederum war so ruhig, wie ihr Vater laut war. Aus einer weißen, protestantischen Familie mit angelsächsischem Erbe stammend, hatte sie am renommierten Massachusetts Institute of Technology ihr Ingenieursdiplom gemacht und war anschließend von der Marine angeworben worden. Ihren zukünftigen Ehemann lernte sie in Washington bei einer einwöchigen Rüstungskonferenz kennen.
Im Grunde hätte Rocky Jackson sich schon bei der Geburt zum Militärdienst melden können.
Während die kleine Rochelle auf einer Armeebasis inmitten anderer Soldatenkinder aufwuchs, begann sie sehr bald, den übertriebenen Ehrgeiz ihres Vaters zur Schau zu stellen. Der blonde Wildfang forderte seine männlichen Klassenkameraden im Sport nicht nur ständig heraus, er ging bei Wettkämpfen auch meistens als Sieger hervor. Ein Großteil von Rockys Geltungsbedürfnis entsprang dem Wunsch, die Anerkennung ihres Vaters zu erringen, der meist johlend auf der Tribüne saß, wenn er nicht gerade in geheimer Mission im Ausland unterwegs war.
Die typische Mentalität des Elitesoldaten, die Rocky von ihrem Vater übernommen hatte, brachte ihr zwar sportliche Lorbeeren ein, doch was ihr gesellschaftliches Leben betraf, war ihr übermäßiger Ehrgeiz eher hinderlich. Der Kindheit entwachsen, wirkte die gut aussehende blonde Teen agerin mit der hellbraunen Haut und der Figur einer Jackie Joyner- Kersee oft einschüchternd auf Mädchen wie Jungen. Hatte sie doch einmal eine Verabredung, trug ihre nüchterne Haltung zum Thema Sex ihr bald den Ruf ein, prüde zu sein. Nicht, dass Rocky nicht die typischen Sehnsüchte ihres Alters gehabt hätte - sie war einfach nur wählerisch. Wer immer sie einmal in seinen Armen halten wollte, musste dem Vergleich mit Papa Bear standhalten, und das schaffte keiner der vermeintlichen Supermänner an ihrer Highschool. Als ihr Partner beim Abschlussball, ein Mitglied des Football-Teams ihrer Schule, sich auf der Tanzfläche etwas zu weit vorwagte, trat sie gelassen einen Schritt zurück und zielte auf das Gesicht des Athleten. Ihr kraftvoller, gut eingeübter Taekwondo- Schlag brach ihm das Nasenbein.
Während Rockys sportliche Fähigkeiten und ihr Führungsanspruch die Persönlichkeit ihres Vaters widerspiegelten, schlug sie in schulischer Hinsicht ganz nach ihrer Mutter. Nachdem sie die Marineakademie mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, schrieb sie sich wie diese für ein Ingenieursstudium am M.I.T. ein. Später bahnte ihr Diplom ihr dann den Weg zu einer hochrangigen Position am NUWC (Naval Undersea Warfare Engineering Center), dem Zentrum für Unterwasserkriegführung in Keyport, einem Stützpunkt im nordwestlichsten US-Staat Washington.
Obgleich sie vom militärischen Leben geprägt war, zeigte Rocky kein Interesse, eine kämpfende Einheit zu befehligen. Wie der Golfkrieg erwiesen hatte, waren technologische Faktoren der Schlüssel zu Amerikas Rolle als dominanter Weltmacht, und Rocky wollte an der richtigen Stelle dazu beitragen, dass es in den kommenden Jahrzehnten dabei blieb. Ihr ehrgeiziges Ziel war klar und einfach: Sie wollte sich mit allen fortschrittlichen Technologien vertraut machen, so viel wie möglich von den besten Wissenschaftlern ihres Landes lernen und einen guten Kontakt mit den einflussreichen Freunden ihres Vaters im Pentagon pflegen, bis sich die Gelegenheit ergab, die Entwicklung eines der neuen Hightech-Waffensysteme der Navy zu leiten.
Diese Gelegenheit fand sich, nachdem Rocky mehrere lange Jahre an der Entwicklung des neuen Angriffs-U-Boots der Virginia-Klasse beteiligt gewesen war. Nach dem Wahlsieg von George W. Bush war der Raketenabwehrschild (SDI) kurzfristig an die erste Stelle des militärischen Wunschzettels gerückt, bis der Parteiaustritt des republikanischen Senators Jim Jeffords den Demokraten wieder die Mehrheit im Senat verschafft hatte. Damit war das ebenso ambitionierte wie teure Rüstungsprojekt vorläufig auf Eis gelegt, und das Weiße Haus musste sich nach einer neuen, leichter machbaren und finanziell bescheideneren Initiative umsehen, um die nationale Sicherheit der USA weiter auf hohem Niveau zu gewährleisten.
Hier kam das Go liath-Projekt ins Spiel, ein streng geheimes Vorhaben, dessen Kosten auf mehr als zehn Milliarden Dollar veranschlagt waren. Im Gegensatz zu SDI handelte es sich um eine Offensivwaffe, die vom NUWC entwickelt werden sollte, um die Strategie der amerikanischen Streitkräfte auf lange Sicht entscheidend zu verändern. Rocky hatte die besten Chancen, die Leitung zu übernehmen.
Drei Monate später war die Sache offiziell: Rochelle Jackson war zur mächtigsten Frau in der Männerwelt des Militärs geworden.
Ein knappes Jahr verging, dann stellte ihr Vater, inzwischen General beim United States Special Operations Command (USSOCOM), ihr seinen besten Mitarbeiter vor, Captain Gunnar Wolfe, den Kommandanten einer Einheit der Elitetruppe US Army Rangers. In dem dunkelhaarigen, grauäugigen Offizier fand Rocky Jackson endlich ihren Meister. Wolfe, der ein Ingenieursdiplom von der Pennsylvania State University in der Tasche hatte, war von der kämpfenden Truppe beurlaubt worden, um seinen Entwurf eines ferngesteuerten Mini- U-Boots fertigzustellen. Da Rockys Vater der Meinung war, das Fahrzeug passe zum Projekt seiner Tochter, hatte er Wolfes Verlegung ans NUWC veranlasst.
In den ersten zwei Monaten hatten die beiden sich wie Hund und Katze benommen. Während Rocky ständig wie versessen versuchte, den neuen Mitarbeiter an die Leine zu nehmen, weigerte Gunnar sich standhaft, sich dem Willen seiner gut aussehenden Chefin zu unterwerfen. Der Termin- druck zwang die beiden zur Zusammenarbeit, und während der langen Arbeitstage nahm die Spannung allmählich ab, sodass die gegenseitige Anziehung Raum gewinnen konnte. Bald entwickelte sich das Labor zur Stätte nächtlicher Picknicks, und mit jeder Begegnung wurde die Beziehung sinnlicher. Die anfängliche Konkurrenz wich der Leidenschaft, wobei sich das Liebesspiel meist wie ein Wettstreit ausnahm und eher Lust als Liebe ausdrückte.
Im Lauf der Zeit blühten dann tiefere Gefühle auf.
Gunnar Wolfe hatte die wilde Tochter des »Bears« gezähmt, eine von Geltungsdrang beherrschte Frau, deren Schönheit und Leidenschaft ihrer inneren Kraft und ihrem Konkurrenz- denken gleichkamen. Der für das folgende Frühjahr geplante Hochzeitstermin wurde hastig um einige Wochen vorverlegt, als Rocky feststellte, dass sie im zweiten Monat schwanger war. Sogar sein Traumhaus fand das glückliche Paar, eine große Strandvilla einige Meilen westlich von Seattle.
Kurz nach der Verlobung fiel Rocky auf, dass Gunnar sich immer seltsamer verhielt, als verberge er ein dunkles Geheimnis. Gleichzeitig ergab sich weniger Gelegenheit zu gemeinsam verbrachten Stunden, weil Rocky oft nach Washington fliegen musste, während Gunnar viele einsame Nächte im Labor verbrachte.
Und dann, zwei Wochen vor der geplanten Hochzeit, beging Gunnar einen unverzeihlichen Verrat, der Rocky das Herz brach und das Leben der beiden für immer verändern sollte.
Als Rocky von einem längeren Aufenthalt in Washington zurückkam, erfuhr sie, dass ein Computervirus in sämtliche Terminals eingeschleust worden war, die Informationen über ihr streng geheimes Projekt enthielten. Jahrelange Mühen und zahllose Arbeitsstunden waren in Sekundenschnelle zu Makulatur geworden. Das war jedoch nicht alles - David Paniagua, der geniale junge Wissenschaftler, der für die Nanotechnologie des Projekts zuständig (und als Trauzeuge vorgesehen) war, berichtete, es fehlten biochemische Nanocomputer- Schaltungen im Wert von zwei Milliarden Dollar, ganz zu schweigen von den in fünf Jahren gezüchteten Stämmen gentechnisch veränderter, mit Silikon umhüllter Bakterien.
Im Verteidigungsministerium schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Da kurz zuvor auch im Atomwaffenforschungszentrum von Los Alamos Spionageversuche aufgedeckt worden waren, wurde eine interne Untersuchung angeordnet. Die Navy war gezwungen, das gesamte Projekt auf Eis zu legen, bis man den Schuldigen identifiziert und festgenommen hätte.
Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt
Vollständige vom Autor überarbeitete deutsche Neuausgabe 09/2012 Copyright © 2002, 2011 by Steve Alten Copyright © 2012 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
PROLOG
Identität, erste Stufe: Klein und unbedeutend, bin ich in der gewaltigen Weite der Natur gestrandet und hoffe, dass ich überleben kann.
Deepak Chopra
»Kurs neunzig Grad, ein Drittel Kraft voraus. Auf fünfzig Me
ter gehen.«
»Aye, Sir, Kurs neunzig Grad liegt an, fünfzig Meter Tiefe.«
»Computer starten.«
»Aye, Sir, Computer gestartet.«
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»Mr. Chau, halten Sie sich bereit, Sorceress online zu bringen. Inkubator fluten. Bakterien zur Injektion bereit.«
»Aye, Sir; Inkubator geflutet, Bakterien zur Injektion bereit. «
»Bakterien in Inkubator injizieren. DNS-Synthesizer aktivieren. «
»Aye, Sir. Bakterien werden injiziert. DNS-Synthesizer in Betrieb.«
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»Sensorkugeln aktivieren. Stimmerkennungs- und Reaktionsprogramm starten.«
»Aye, Sir, Sensorkugeln sind aktiviert. Stimmerkennungsund Reaktionsprogramm online.«
»Primärkontrolle des Schiffs an den Computer übergeben. Sorceress, hier spricht Covah. Sind Sie online?«
AACGTTTGTACCACATTAGGATACACATTAGGATA ACA GT A A TG C A A
»Sorceress, bestätigen Sie.« »BESTÄTIGT. SORCERESS IST ONLINE.«
»Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen hin und suchen sich die Verhältnisse, die sie wollen, und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie selbst.«
George Bernard Shaw
»Revolutionen finden in erster Linie in den Köpfen der Menschen statt.«
Ralph Peters, Fighting for the Future
»Müssen wir Blut vergießen, um das gegenwärtige politische System zu reformieren? Ich hoffe, dass es nicht dazu kommen muss, aber möglicherweise ist es unvermeidlich.«
Timothy J. McVeigh, ehemaliger Sergeant der US-Army, verantwortlich für den Bombenanschlag in Oklahoma City 1995
»Der Feind ist an vielen Orten, und er legt es nicht gerade darauf an, entdeckt zu werden. Wir müssen daher eine Strategie entwickeln, die für diese Art Feind geeignet ist.«
Colin Powell, US-Außenminister
KAPITEL 1
25. Januar 2010 Atlantischer Ozean Seine-Tiefsee-Ebene 112 Seemeilen südwestlich der Straße von Gibraltar Eine Fontäne aus Luft und Wasser ausstoßend, durchbricht der majestätische Koloss die Wasseroberfläche. Die sichelförmige Rückenflosse gleitet durch die Wellen, der große Schwanz schlägt herausfordernd ins Wasser, bevor das Tier wieder in der Gischt versinkt.
Mit einem Gewicht von bis zu hundertdreißig Tonnen ist der Blauwal das bei Weitem größte Tier, das je auf der Erde gelebt hat. Oft erreicht er eine Länge von über hundertfünfunddreißig Metern. Ein Herz von der Größe eines Kleinwagens lässt zehn Tonnen Blut durch seinen Körper zirkulieren. Mit seiner gewaltigen Masse ernährt sich der Meeressäuger nicht räuberisch, sondern lebt von Plankton, kleinen Meeresorganismen, die er mit seinen Barten aus dem Wasser filtert. Seine Hauptnahrung ist Krill, kleine, garnelenähnliche Krebstiere.
Noch einmal steigt die Walkuh auf und führt ihr zwei Monate altes Kalb an die Oberfläche, damit es zwischen den aufgewühlten Wogen mühsam Atem holen kann.
Dreihundert Meter tiefer zieht ein bedrohlicher Schatten leise durch die Tiefe. Dämonische pupillenlose Augen, starr und scharlachrot, leuchten im schwarzen Wasser. Alle Lebewesen, die den gigantischen, von Dunkelheit umhüllten Leib wahrnehmen, stieben aus ein an der.
Der Schatten registriert die Bewegung hoch über sich, entfernt sich mit einer scharfen Wendung vom Meeresboden und steuert die beiden Blauwale an.
Als das Ungetüm die wogenden grauen Schleier der höheren Wasserschichten erreicht hat, enthüllen die gebrochenen Sonnenstrahlen die geflügelte Silhouette eines riesigen Stachelrochens. So lautlos schwimmt er dahin, dass die Walkuh sein Nahen erst bemerkt, als er sie schon fast erreicht hat. Mit einer panischen Bewegung schlägt das erschrockene Muttertier mit der Schwanzflosse und drängt sich über sein Kalb, um es vor den Kiefern des Jägers zu beschützen.
Der unheimliche Gigant setzt seine Verfolgung fort. Immer näher kommt sein flaches, dreieckiges Maul den wirbelnden Schwanzflossen der flüchtenden Meeressäuger, die einen Strudel aus Luftbläschen hinter sich herziehen.
Zu einem Angriff kommt es jedoch nicht. Der Rochen hält eine Flossenlänge Abstand von der wild schlagenden Fluke der Walkuh, als wolle er seine Beute mit einem furchtbaren Katz-und-Maus-Spiel verhöhnen. Jäger und Gejagte hetzen durch die Thermokline, die dünne Wasserschicht, die die von der Sonne erwärmte Oberfläche von der kälteren Tiefe trennt.
Nach einer Weile ist der dunkle Koloss der Jagd müde. Unvermittelt beschleunigt er, gleitet unter den verängstigten Walen hindurch und lässt sie in den Turbulenzen seiner Schwingen taumeln, während er in die schweigende Tiefe zurückkehrt.
Dunkelheit und Kühle umgeben den Stachelrochen, der bis auf das teuflische Glühen seiner unheimlichen Augen vollkommen schwarz ist. In zweihundertsiebzig Metern Tiefe gleitet der stromlinienförmige Leib mühelos in die Waagrechte. Hoch über dem öden Grund des Tiefseebeckens setzt die Kreatur ihre Reise nach Westen fort, wo ihre wahre Beute wartet.
Atlantischer Ozean 35 Seemeilen westlich der Straße von Gibraltar
15.12 Uhr Unter dem mausgrauen Winterhimmel durchpflügt der amerikanische Flugzeugträger Ronald Reagan (CVN 76) den Ozean. Sein stählerner Bug bahnt sich mit einer kon stanten Geschwindigkeit von zwanzig Knoten einen Weg durch die knapp vier Meter hohen Wellen.
Unter Deck übersieht Captain James Robert Hatcher, der zweiundfünfzigjährige Kommandant der Ronald Reagan, geflissentlich das Grinsen seiner Untergebenen, als er den Fitnessraum verlässt und im Laufschritt einen der beiden Zentralkorridore des Schiffs entlangeilt. Nachdem er geschickt ein Dutzend wasserdichte Türen geöffnet und hinter sich geschlossen hat, erreicht er den zentralen Kommando- und Kontrollbereich für den Flugzeugträger und sein Geschwader.
Die Ronald Reagan ist eine wahre Festung der modernen Kriegführung. Gut dreihundert Meter lang und mit einer Infrastruktur aus Aufbauten, die bis zu zwanzig Stockwerke hoch über der Wasserlinie aufragen, ist der Flugzeugträger der Nimitz-Klasse das bei Weitem größte und mit siebenundneunzigtausend Tonnen auch schwerste Wasserfahrzeug der Welt. Trotz seiner gewaltigen Größe ist das Schiff alles andere als langsam - seine vier von zwei Kernreaktoren angetriebenen Schrauben, jede mit einem Durchmesser von über sechs Metern, verleihen ihm eine Geschwindigkeit von über dreißig Knoten, mit der es täglich bis zu siebenhundert Seemeilen zurücklegen kann.
Der Flugzeugträger und sein Geschwader sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Vorwärtsverteidigungsstrategie der Vereinigten Staaten. Sein achtzehntausend Qua dratmeter großes Flugdeck ist das Kernstück eines schwimmenden Flughafens, der von sechstausend Männern und Frauen in Betrieb gehalten wird. Am Rand des Flugdecks und in dem darunter gelegenen Hangardeck stehen über siebzig Flugzeuge; unter anderem zwei Staffeln F/A 18E und 18F Super Hornet; acht für Kommunikationsaufgaben, Aufklärung, das Auftanken in der Luft und die U-Boot-Jagd ausgerüstete CSA-Jets; vier AEW-Maschinen für die Luftaufklärung und eine Staffel aus vierzehn brandneuen, durch ihr Stealth-Design geschützten Joint Strike Fighters (JSFs). Mit seinem umfangreichen Arsenal an Offensivwaffen kann dieser Schwarm hochmoderner Jets den Luftraum über der Armada nahezu nahtlos versiegeln.
Zu den Verteidigungswaffen des Flugzeugträgers gehören die neueste Version der Kurzstreckenrakete Sea Sparrow mit drei Abschussvorrichtungen, die jeweils acht Raketen tragen; das elektronische Selbstschutzsystem SLQ 32 und das Raketenabwehrsystem Vulcan Phalanx, ein auf geringe Distanz wirksames Schnellfeuergeschütz, das pro Sekunde neunhundert Zwanzig-Millimeter-Geschosse abfeuern kann.
Auf offener See nahezu unverwundbar ist der Flugzeugträger nicht nur durch seine eigenen Abwehrsysteme, sondern auch durch seine Einbindung in eine sogenannte Trägerkampfgruppe mit einem breiten Spektrum verschiedener Fahrzeuge. Die Ronald Reagan wird begleitet von sechzehn Kampfschiffen, zehn Versorgungsschiffen und zwei Angriffs- U-Booten der Los-Angeles-Klasse, der USS Jacksonville (SSN 699) und der USS Hampton (SSN 767).
Direkt an den Seiten der Ronald Reagan sind zwei Geleitschiffe der Ticonderoga-Klasse positioniert, die USS Leyte Gulf und die USS Yorktown. Die beiden Raketenkreuzer haben den Auftrag, den Flugzeugträger um jeden Preis zu schützen. Beide sind mit dem THAAD-System ausgerüstet, einem hoch entwickelten taktischen Raketenabwehrsystem. Mittels einer Reihe von Sensor-Fusions-Computern verbindet das Programm die Radar-, Sonar- und Lasersysteme der Schiffe mit ihren Waffensystemen. Dabei werden auch neueste Satellitendaten eingespeist, um die Bedrohung durch feindliche Angriffe korrekt einschätzen zu können. Auch das koordinierte multi-statische Radar macht es feindlichen Stealth-Jets und Marschflugkörpern unmöglich, den Schutzschild unbemerkt zu durchdringen. Die parallel laufenden Multitask- Computer brauchen nur wenige Sekunden, um Prioritäten zu setzen und die Abwehr herannahender Flugkörper einzuleiten. Zusätzlich zu ihren Geschützen, Torpedos und Anlagen zum Abschuss von Scheinzielen, mit denen feindliche Raketen getäuscht werden sollen, sind die zwei Kreuzer mit Tomahawk- Raketen bestückt, Marschflugkörpern, die bis zu sechzehnhundert Kilometer entfernte Ziele zerstören können.
Die Vereinigten Staaten unterhalten zwölf solche Trägerkampfgruppen, von denen sich jeweils immer nur zwei oder drei im Einsatz befinden. Dabei ist die Ronald Reagan der erste Flugzeugträger seit mehr als zehn Jahren, der neben seinen konventionellen Waffen auch eine kleine Anzahl nuklearer Sprengköpfe mit sich führt. Notwendig wurde diese taktische Neuorientierung durch den verschärften nuklearen Rüstungswettlauf mit Russland und China, den die Vereinigten Staaten durch ihre Weigerung ausgelöst haben, auf den unter der Regierung Reagan initiierten Raketenabwehrschild zu verzichten.
Als Captain Hatcher ins Halbdunkel der unterkühlten Befehlszentrale tritt, trocknet der Schweiß auf seinen nackten Armen und Beinen augenblicklich. Eine Reihe von Technikern blickt von ihren Bildschirmen auf, als ihr Kommandant vorbeigeht. Hatcher schaut sich rasch um, dann entdeckt er seinen Ersten Offizier, Commander Shane Strejcek.
»I. O., haben Sie Bob Lawson irgendwo gesehen?«
»Den Abgeordneten? Ja, Sir, der hat sich erst vor zehn Minuten mit Commander Jackson unterhalten.«
Hatcher geht weiter zu der zentralen Bucht aus Steuerpulten, die rund um eine große, hoch auflösende Digitalkarte angeordnet sind. Das Plexiglas-Display zeigt den Nordatlantik und das Mittelmeer. Die Position der Kampfgruppe und die umgebenden Verteidigungszonen sind in fluoreszierendem Blau dargestellt, die dazugehörigen Flugzeuge in pulsierendem Grün, die Topografie von Europa und Westafrika in ebenmäßigem Rot. Der mehrschichtige Bildschirm kann zudem die Höhe des Wellengangs und die Wetterbedingungen darstellen.
Commander Rochelle »Rocky« Jackson schaut von ihrem Sonarbildschirm auf, als sie den Skipper auf sich zukommen sieht. Unter ihrer marineblauen Baseballmütze lugen einzelne strohblonde Haarsträhnen hervor. »Tolle Waden, Hatch«, sagt sie anerkennend.
Es ist so kühl im Raum, dass sich Rockys aufgerichtete Brustwarzen an die Innenseite ihres T-Shirts drücken. Hatcher bemerkt, dass er darauf starrt. »Commander, was machen Sie da am Sonar?«
»Die Herren Soderblom und Dodds liegen mit Grippe in der Koje. Suchen Sie Mr. Lawson?«
»Den habe ich wohl knapp verpasst.«
»Um gute zwanzig Minuten. Ich habe mein Bestes versucht, ihn zu unterhalten, aber ihm ist wohl langweilig geworden.«
»An der Aussicht kann's nicht gelegen haben. Wenn's Ihnen hier zu kühl ist, hole ich Ihnen gern einen Pullover, Commander. «
Feixend knöpft Rocky ihre Jacke zu. Im schwachen Licht des Bildschirms funkeln ihre haselnussbraunen Augen. »Ist schon in Ordnung. Danke, Sir.«
Hatcher beugt sich zu ihr. »Übrigens - alles Gute zum Geburtstag, Commander«, flüstert er ihr ins Ohr.
Ein Lächeln spielt um ihre hohen Wangenknochen. Sie wendet sich wieder dem Sonarbildschirm zu. »Fort mit dir«, flüstert sie ihrem Gatten zu. »Ich habe Dienst, und du riechst tierisch nach Schweiß. Was Lawson betrifft, könntest du's mal auf der Vultures' Row versuchen.«
»Danke.«
Rocky beobachtet, wie Hatcher die Befehlszentrale verlässt. Als ihr die Schweißflecken an der Mittelnaht seiner grauen Navy-Shorts auffallen, muss sie grinsen.
Commander Rochelle Megan Jackson hat vor exakt vierunddreißig Jahren und sieben Stunden im Krankenhaus der Armeebasis Fort Benning, Georgia, das Licht der Welt erblickt. Ihr Vater, Michael »Bear« Jackson, damals Lieutenant Colonel bei den Rangers, einer US-Elitetruppe, hatte nichts anderes als die Ankunft eines Sohnes erwartet und stattete den Säugling unbeirrt mit einem Baseballhandschuh, einem Football und dem Vornamen seines Vaters Rocky aus, den seine Frau auf der Geburtsurkunde umgehend in Rochelle umwandeln ließ.
Rocky wuchs als Einzelkind in einer typischen Soldatenfamilie auf. Ihr Vater, den sie liebevoll »Papa Bear« nannte, war mit Leib und Seele Soldat. Der hellhäutige, athletische Afroamerikaner mit einem kurz geschorenen kastanienbraunen Afro und breitem Lächeln hatte sich seinen Spitznamen in seiner Zeit bei einer Spezialeinheit der Army erworben. Wer von ihm befehligt wurde, wusste, dass der »Bear« nicht so bissig war, wie er tat, denn hinter Jacksons schroffem Äußeren verbarg sich eine tiefe Loyalität gegenüber seinen Leuten. Rockys Mutter Judy wiederum war so ruhig, wie ihr Vater laut war. Aus einer weißen, protestantischen Familie mit angelsächsischem Erbe stammend, hatte sie am renommierten Massachusetts Institute of Technology ihr Ingenieursdiplom gemacht und war anschließend von der Marine angeworben worden. Ihren zukünftigen Ehemann lernte sie in Washington bei einer einwöchigen Rüstungskonferenz kennen.
Im Grunde hätte Rocky Jackson sich schon bei der Geburt zum Militärdienst melden können.
Während die kleine Rochelle auf einer Armeebasis inmitten anderer Soldatenkinder aufwuchs, begann sie sehr bald, den übertriebenen Ehrgeiz ihres Vaters zur Schau zu stellen. Der blonde Wildfang forderte seine männlichen Klassenkameraden im Sport nicht nur ständig heraus, er ging bei Wettkämpfen auch meistens als Sieger hervor. Ein Großteil von Rockys Geltungsbedürfnis entsprang dem Wunsch, die Anerkennung ihres Vaters zu erringen, der meist johlend auf der Tribüne saß, wenn er nicht gerade in geheimer Mission im Ausland unterwegs war.
Die typische Mentalität des Elitesoldaten, die Rocky von ihrem Vater übernommen hatte, brachte ihr zwar sportliche Lorbeeren ein, doch was ihr gesellschaftliches Leben betraf, war ihr übermäßiger Ehrgeiz eher hinderlich. Der Kindheit entwachsen, wirkte die gut aussehende blonde Teen agerin mit der hellbraunen Haut und der Figur einer Jackie Joyner- Kersee oft einschüchternd auf Mädchen wie Jungen. Hatte sie doch einmal eine Verabredung, trug ihre nüchterne Haltung zum Thema Sex ihr bald den Ruf ein, prüde zu sein. Nicht, dass Rocky nicht die typischen Sehnsüchte ihres Alters gehabt hätte - sie war einfach nur wählerisch. Wer immer sie einmal in seinen Armen halten wollte, musste dem Vergleich mit Papa Bear standhalten, und das schaffte keiner der vermeintlichen Supermänner an ihrer Highschool. Als ihr Partner beim Abschlussball, ein Mitglied des Football-Teams ihrer Schule, sich auf der Tanzfläche etwas zu weit vorwagte, trat sie gelassen einen Schritt zurück und zielte auf das Gesicht des Athleten. Ihr kraftvoller, gut eingeübter Taekwondo- Schlag brach ihm das Nasenbein.
Während Rockys sportliche Fähigkeiten und ihr Führungsanspruch die Persönlichkeit ihres Vaters widerspiegelten, schlug sie in schulischer Hinsicht ganz nach ihrer Mutter. Nachdem sie die Marineakademie mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, schrieb sie sich wie diese für ein Ingenieursstudium am M.I.T. ein. Später bahnte ihr Diplom ihr dann den Weg zu einer hochrangigen Position am NUWC (Naval Undersea Warfare Engineering Center), dem Zentrum für Unterwasserkriegführung in Keyport, einem Stützpunkt im nordwestlichsten US-Staat Washington.
Obgleich sie vom militärischen Leben geprägt war, zeigte Rocky kein Interesse, eine kämpfende Einheit zu befehligen. Wie der Golfkrieg erwiesen hatte, waren technologische Faktoren der Schlüssel zu Amerikas Rolle als dominanter Weltmacht, und Rocky wollte an der richtigen Stelle dazu beitragen, dass es in den kommenden Jahrzehnten dabei blieb. Ihr ehrgeiziges Ziel war klar und einfach: Sie wollte sich mit allen fortschrittlichen Technologien vertraut machen, so viel wie möglich von den besten Wissenschaftlern ihres Landes lernen und einen guten Kontakt mit den einflussreichen Freunden ihres Vaters im Pentagon pflegen, bis sich die Gelegenheit ergab, die Entwicklung eines der neuen Hightech-Waffensysteme der Navy zu leiten.
Diese Gelegenheit fand sich, nachdem Rocky mehrere lange Jahre an der Entwicklung des neuen Angriffs-U-Boots der Virginia-Klasse beteiligt gewesen war. Nach dem Wahlsieg von George W. Bush war der Raketenabwehrschild (SDI) kurzfristig an die erste Stelle des militärischen Wunschzettels gerückt, bis der Parteiaustritt des republikanischen Senators Jim Jeffords den Demokraten wieder die Mehrheit im Senat verschafft hatte. Damit war das ebenso ambitionierte wie teure Rüstungsprojekt vorläufig auf Eis gelegt, und das Weiße Haus musste sich nach einer neuen, leichter machbaren und finanziell bescheideneren Initiative umsehen, um die nationale Sicherheit der USA weiter auf hohem Niveau zu gewährleisten.
Hier kam das Go liath-Projekt ins Spiel, ein streng geheimes Vorhaben, dessen Kosten auf mehr als zehn Milliarden Dollar veranschlagt waren. Im Gegensatz zu SDI handelte es sich um eine Offensivwaffe, die vom NUWC entwickelt werden sollte, um die Strategie der amerikanischen Streitkräfte auf lange Sicht entscheidend zu verändern. Rocky hatte die besten Chancen, die Leitung zu übernehmen.
Drei Monate später war die Sache offiziell: Rochelle Jackson war zur mächtigsten Frau in der Männerwelt des Militärs geworden.
Ein knappes Jahr verging, dann stellte ihr Vater, inzwischen General beim United States Special Operations Command (USSOCOM), ihr seinen besten Mitarbeiter vor, Captain Gunnar Wolfe, den Kommandanten einer Einheit der Elitetruppe US Army Rangers. In dem dunkelhaarigen, grauäugigen Offizier fand Rocky Jackson endlich ihren Meister. Wolfe, der ein Ingenieursdiplom von der Pennsylvania State University in der Tasche hatte, war von der kämpfenden Truppe beurlaubt worden, um seinen Entwurf eines ferngesteuerten Mini- U-Boots fertigzustellen. Da Rockys Vater der Meinung war, das Fahrzeug passe zum Projekt seiner Tochter, hatte er Wolfes Verlegung ans NUWC veranlasst.
In den ersten zwei Monaten hatten die beiden sich wie Hund und Katze benommen. Während Rocky ständig wie versessen versuchte, den neuen Mitarbeiter an die Leine zu nehmen, weigerte Gunnar sich standhaft, sich dem Willen seiner gut aussehenden Chefin zu unterwerfen. Der Termin- druck zwang die beiden zur Zusammenarbeit, und während der langen Arbeitstage nahm die Spannung allmählich ab, sodass die gegenseitige Anziehung Raum gewinnen konnte. Bald entwickelte sich das Labor zur Stätte nächtlicher Picknicks, und mit jeder Begegnung wurde die Beziehung sinnlicher. Die anfängliche Konkurrenz wich der Leidenschaft, wobei sich das Liebesspiel meist wie ein Wettstreit ausnahm und eher Lust als Liebe ausdrückte.
Im Lauf der Zeit blühten dann tiefere Gefühle auf.
Gunnar Wolfe hatte die wilde Tochter des »Bears« gezähmt, eine von Geltungsdrang beherrschte Frau, deren Schönheit und Leidenschaft ihrer inneren Kraft und ihrem Konkurrenz- denken gleichkamen. Der für das folgende Frühjahr geplante Hochzeitstermin wurde hastig um einige Wochen vorverlegt, als Rocky feststellte, dass sie im zweiten Monat schwanger war. Sogar sein Traumhaus fand das glückliche Paar, eine große Strandvilla einige Meilen westlich von Seattle.
Kurz nach der Verlobung fiel Rocky auf, dass Gunnar sich immer seltsamer verhielt, als verberge er ein dunkles Geheimnis. Gleichzeitig ergab sich weniger Gelegenheit zu gemeinsam verbrachten Stunden, weil Rocky oft nach Washington fliegen musste, während Gunnar viele einsame Nächte im Labor verbrachte.
Und dann, zwei Wochen vor der geplanten Hochzeit, beging Gunnar einen unverzeihlichen Verrat, der Rocky das Herz brach und das Leben der beiden für immer verändern sollte.
Als Rocky von einem längeren Aufenthalt in Washington zurückkam, erfuhr sie, dass ein Computervirus in sämtliche Terminals eingeschleust worden war, die Informationen über ihr streng geheimes Projekt enthielten. Jahrelange Mühen und zahllose Arbeitsstunden waren in Sekundenschnelle zu Makulatur geworden. Das war jedoch nicht alles - David Paniagua, der geniale junge Wissenschaftler, der für die Nanotechnologie des Projekts zuständig (und als Trauzeuge vorgesehen) war, berichtete, es fehlten biochemische Nanocomputer- Schaltungen im Wert von zwei Milliarden Dollar, ganz zu schweigen von den in fünf Jahren gezüchteten Stämmen gentechnisch veränderter, mit Silikon umhüllter Bakterien.
Im Verteidigungsministerium schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Da kurz zuvor auch im Atomwaffenforschungszentrum von Los Alamos Spionageversuche aufgedeckt worden waren, wurde eine interne Untersuchung angeordnet. Die Navy war gezwungen, das gesamte Projekt auf Eis zu legen, bis man den Schuldigen identifiziert und festgenommen hätte.
Übersetzung: Bernhard Kleinschmidt
Vollständige vom Autor überarbeitete deutsche Neuausgabe 09/2012 Copyright © 2002, 2011 by Steve Alten Copyright © 2012 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Steve Alten
Steve Alten wurde in Philadelphia geboren und ist Sportmediziner und Hobby-Paläontologe. Steve Alten lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Boca Raton, Florida.
Bibliographische Angaben
- Autor: Steve Alten
- 2012, 571 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Kleinschmidt, Bernhard
- Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453430859
- ISBN-13: 9783453430853
Rezension zu „GOLIATH “
"Ein wissenschaftlicher Thriller im Stil von Chrichton und Cussler ein absoluter Pageturner." Kevin J. Anderson
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