Glas / Der Dunkle Turm Bd.4
''Der dunkle Turm ist das wichtigste Werk meines Lebens.''
Stephen King
Stephen King, der König der Horror- und Fantasy-Literatur, hat über 30 Jahre im Geiste...
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''Der dunkle Turm ist das wichtigste Werk meines Lebens.''
Stephen King
Stephen King, der König der Horror- und Fantasy-Literatur, hat über 30 Jahre im Geiste und auf dem Papier gefeilt. Der Zyklus gilt jetzt schon als moderner Klassiker.
Glas von Stephen King
LESEPROBE
Einleitung
Über Dinge, die neunzehn sind (und anderes)
1
Als ich neunzehn war (eine Zahl, die in den Geschichten, dieSie zu lesen im Begriff sind, von einiger Bedeutung ist), waren Hobbits schwerangesagt.
Während des grossen Woodstock-Musikfestivals gab es wahrscheinlichein halbes Dutzend Merrys und Pippins, die sich dort über Max Yasugarsmatschiges Farmgelände schleppten, doppelt so viele Frodos und zahlloseHippie-Gandalfs. J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe war in jenen Tagen wahnsinnigbeliebt, und wenn ich es auch nicht nach Woodstock schaffte (leider, leider),war ich vermutlich wenigstens ein Hippie-Halbling. Auf jeden Fall Hippie genug,um nach der Lektüre richtig in die Bücher vernarrt gewesen zu sein. Die Bücherum den Dunklen Turm - wie überhaupt die meisten längeren Fantasy-Geschichtenvon Männern und Frauen meiner Generation (als zwei Beispiele für viele seienhier Die Chroniken von Thomas Covenant von Stephen Donaldson und Das Schwertvon Shannara von Terry Brooks genannt) - verdanken ihre Herkunft diesenBüchern Tolkiens.
Obwohl ich die Bücher bereits in den Jahren 1966 und 1967las, hielt ich mich mit dem Schreiben zurück. Ich war für Tolkiens mitreissendenEinfallsreichtum - die Zielsetzung seiner Geschichte - sehr empfänglich (undzwar mit ergreifender rückhaltloser Hingabe), aber ich wollte meine eigeneGeschichte schreiben, und hätte ich damals angefangen, wäre nur wieder seineGeschichte dabei herausgekommen. Und das, wie der inzwischen verstorbene TrickyDick Nixon so gern sagte, wäre falsch gewesen. Dank Mr. Tolkien hatte das 20.Jahrhundert bereits alle Elfen und Zauberer, die es brauchte.
1967 hatte ich nicht die leiseste Vorstellung, wie meine Geschichteaussehen würde, aber das machte mir nichts aus: Ich war zuversichtlich, dassich sie schon erkennen würde, wenn sie mir über den Weg lief. Ich war neunzehnund überheblich. Zweifellos überheblich genug, um das Gefühl zu haben, noch einWeilchen auf meine Muse und mein Meisterwerk (das es mit Sicherheit werdenwürde) warten zu können. Mit neunzehn, finde ich, hat man alles Recht,überheblich zu sein; die Zeit hat gewöhnlich noch nicht mit ihrer verstohlenenund niederträchtigen Subtraktion begonnen. Sie nimmt einem das Haar und dieSprungkraft, wie es in einem beliebten Countrysong heisst, aber in Wahrheitnimmt sie einem eine ganze Menge mehr als das. 1966/67 habe ichdas noch nicht gewusst, und wenn, dann wär's mir egal gewesen. Ich konnte mirgerade noch vorstellen, vierzig zu sein, aber fünfzig? Nein. Sechzig? Nie!Sechzig war völlig ausgeschlossen. Mit neunzehn ist das eben so. Neunzehn istdas Alter, in dem man sagt: Pass auf Welt, ich rauche TNT und trinkeDynamit, und wenn dir dein Leben lieb ist, geh mir aus dem Weg - hier kommt Stevie.
Neunzehn ist ein selbstsüchtiges Alter, in dem man seineInteressen fest umrissen sieht. Ich wollte hoch hinaus, das war mir wichtig.Ich hatte jede Menge Ehrgeiz, das war mir wichtig. Ich besass eineSchreibmaschine, die ich von einem Rattenloch zum nächsten schleppte, immer einBriefchen Dope in der Tasche und ein Lächeln im Gesicht. Die Kompromisse desmittleren Alters waren in weiter Ferne, die Würdelosigkeit des Greisenaltersjenseits des Horizonts. Wie der Protagonist in jenem Bob-SegerSong, derinzwischen in der Werbung für Trucks verwendet wird, fühlte ich mich unendlichstark und unendlich optimistisch; meine Taschen waren leer, aber ich hatte denKopf voller Dinge, die ich mitteilen wollte, und das Herz voller Geschichten,die ich erzählen wollte. Klingt heute abgedroschen, fühlte sich damals aber wunderbaran. Richtig cool. Mehr als alles wollte ich hinter die Abwehr der Lesergelangen, wollte sie aufmischen und einsacken, um sie mit nichts als einerGeschichte für immer zu verändern. Und ich spürte, dass ich dazu in der Lagewar. Ich spürte, dass ich dafür geradezu geschaffen war.
Wie eingebildet klingt das? Ganz schön oder nur einbisschen? So oder so, ich entschuldige mich für nichts. Ich war neunzehn. MeinBart wies nicht eine einzige graue Strähne auf. Ich besass drei Paar Jeans, einPaar Schuhe, die Vorstellung, dass mir die Welt zu Füssen lag; und nichts, wasdie nächsten zwanzig Jahre passieren sollte, konnte mich widerlegen.Schliesslich, so um die neununddreissig, fingen meine Sorgen an: Alkohol,Drogen, ein Strassenunfall, der meine Gangart (unter anderem) verändern sollte.Ich habe über diese Dinge bereits ausführlich geschrieben und brauche mich hiernicht zu wiederholen. Ausserdem geht es Ihnen doch auch nicht anders, oder?Irgendwann schickt einem die Welt einen fiesen Verkehrspolizisten, der einenrunterbremst, um einem zu zeigen, wer das Sagen hat. Wer das hier liest, istseinem bestimmt schon begegnet (oder wird das tun); mir ist das jedenfalls sogegangen, und dass es sich wiederholen wird, ist so sicher wie nur was. MeineAdresse hat er ja jetzt. Er ist ein übler Bursche, dieser »Bad Lieutenant«, eineingeschworener Gegner von Verfehlungen, Patzern, Hochmut, Ambition, lauterMusik und aller Dinge, die neunzehn sind.
...
Übersetzung: Joachim Körber
© Wilhelm Heyne Verlag
Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
- Autor: Stephen King
- 2003, Durchges. Neuausg., 956 Seiten, Masse: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Joachim Körber
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453875591
- ISBN-13: 9783453875593
- Erscheinungsdatum: 01.12.2003
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