Fallers grosse Liebe
Roman
Eines Tages steht der unergründliche Faller im Laden des jungen Antiquars Alexander. Er überredet ihn, mitzukommen auf eine Reise, deren Ziel Faller nicht preisgeben will. Gemeinsam suchen sie schliesslich die Antwort auf eine der schwierigsten Fragen: Was...
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Produktinformationen zu „Fallers grosse Liebe “
Klappentext zu „Fallers grosse Liebe “
Eines Tages steht der unergründliche Faller im Laden des jungen Antiquars Alexander. Er überredet ihn, mitzukommen auf eine Reise, deren Ziel Faller nicht preisgeben will. Gemeinsam suchen sie schliesslich die Antwort auf eine der schwierigsten Fragen: Was ist schlimmer, die Liebe seines Lebens zu verlieren oder sie nie zu finden?
Lese-Probe zu „Fallers grosse Liebe “
Als ich am Morgen den Laden aufschloss, fühlte ich mich wie nach einer langen Reise, aber es war nur eine kurze Nacht, die hinter mir lag. Mich empfing der liebenswürdige Mief gebrauchter Bücher, die stolz, geknickt oder gleichgültig auf ein zweites Leben warteten. Die wollten was von mir. Ich sollte für sie da sein. Mir war ein wenig übel und schwindlig, aber das würde sich geben. Ich musste dazu nur die Brille absetzen, das unterwegs gekaufte Sandwich essen und ein bisschen Luft hereinlassen.Es gibt Tage, da sollte man nicht vor die Tür gehen, nicht mit der S-Bahn fahren, sich nicht vom eigenen Spiegelbild in Schaufenstern erwischen lassen und vor allem nicht mit einer neuen Brille experimentieren: Nieselregen verwandelt das Sommerjackett in einen Lappen, mürrische Lehrlinge mit blondierten Haarspitzen drängen einem unschöne Musik auf, die blechern aus ihren Handys gellt, sondern grelle Gerüche ab und glotzen wie Fische durchs Glas des Aquariums unverständig in die ihnen offenbar rätselhafte Welt; im Fenster der Dessous-Boutique sah ich aus wie ein nur zufällig noch nicht ergrauter Sechzigjähriger, und das auch noch verzerrt, weil mein Gehirn noch nicht mit den stärkeren Brillengläsern zurechtkam, an die ich mich erst noch gewöhnen musste.
Mit der S-Bahn war ich gefahren, weil ich nicht zu Hause übernachtet hatte, sondern bei einer Frau, mit der mich wohl nicht mehr verband als der Wille, sich einander schönzureden, um dem Abend unter allen Umständen ein Quantum an Zärtlichkeit abzutrotzen sie wohnte auf dem Land, und ich musste zur Arbeit in die Stadt. Ich war nicht sechzig, sondern vierunddreissig und nicht mehr weit entfernt von der Erkenntnis, dass ich ohne höhere Berufung oder verborgene Grösse durchs Leben ging, dem Eingeständnis, dass ich nichts Besonderes war, trotz meines leidlichen IQ und umgänglichen Wesens, ich war nur, was die meisten sind: irgendwie am Leben, ohne Hunger, ohne Not und ohne Ziel. Aber noch war es nicht so weit, noch hielt ich mich
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für ein Unikat, nur eben eines mit nicht allzu viel Fortüne.
Die klassische Philologenkarriere Eins-B hatte ich schon hinter mir, Germanistik und Kunstgeschichte abgebrochen, Rezensionen und kleine Artikel für eine provinzielle Tageszeitung, ABM-Kraft im kommunalen Kino, Taxi, Reiseleiter was noch fehlte, war Kellner, Fahrradkurier und ABM-Kraft in einem Literaturhaus. Meine Studienfächer hatte ich im Glauben gewählt, dort auf die seelenvollsten Frauen zu treffen, aber besonders viel Seele war für mich nicht abgefallen ich bin schüchtern und hochnäsig, und das Helfersyndrom ist nicht mehr modern keine verschwendete einen zweiten Blick an mich notorischen Eckensteher.
Meine längste "Beziehung" hatte drei Jahre gehalten und war vor siebzehn Monaten mit einem Schulterzucken zu Ende gegangen. Mit zwei Schulterzucken eigentlich, einem von ihr, einem von mir. Sie hatte einen anderen, und ich wollte wissen, was ihr an dem besser passe als an mir, worauf sie die Schultern hob und fragte, wieso mich ihre Bedürfnisse auf einmal interessierten, da waren meine Schultern dran.
Ich war nicht einmal wirklich verletzt, ich nutzte nur die Gelegenheit, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, weil es sich eben ergab und ich mein Selbstmitleid auskosten wollte. Dabei war die Aussicht, ohne sie weiterzuleben, weder besonders erschütternd noch überraschend für mich ich hatte mir das hin und wieder ausgemalt, es mir manchmal sogar gewünscht, nur nie den Mut gehabt, Schluss zu machen, und fühlte mich deshalb eher beschwingt als gelähmt nur vor mir selbst gab ich nicht zu, dass mein vorherrschendes Gefühl Erleichterung war. Und schon gar nicht vor ihr. Es war einfach zu verlockend, sie ins Unrecht zu setzen.
Vermutlich hatte sie mir auf die Frage nach seinen Vorzügen nicht geantwortet, um mich zu schonen, hatte sich auf die Zunge gebissen, um nicht zwei ellenlange Listen, eine meiner Mängel und eine seiner Stärken, herunterzubeten den Teil m
Die klassische Philologenkarriere Eins-B hatte ich schon hinter mir, Germanistik und Kunstgeschichte abgebrochen, Rezensionen und kleine Artikel für eine provinzielle Tageszeitung, ABM-Kraft im kommunalen Kino, Taxi, Reiseleiter was noch fehlte, war Kellner, Fahrradkurier und ABM-Kraft in einem Literaturhaus. Meine Studienfächer hatte ich im Glauben gewählt, dort auf die seelenvollsten Frauen zu treffen, aber besonders viel Seele war für mich nicht abgefallen ich bin schüchtern und hochnäsig, und das Helfersyndrom ist nicht mehr modern keine verschwendete einen zweiten Blick an mich notorischen Eckensteher.
Meine längste "Beziehung" hatte drei Jahre gehalten und war vor siebzehn Monaten mit einem Schulterzucken zu Ende gegangen. Mit zwei Schulterzucken eigentlich, einem von ihr, einem von mir. Sie hatte einen anderen, und ich wollte wissen, was ihr an dem besser passe als an mir, worauf sie die Schultern hob und fragte, wieso mich ihre Bedürfnisse auf einmal interessierten, da waren meine Schultern dran.
Ich war nicht einmal wirklich verletzt, ich nutzte nur die Gelegenheit, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, weil es sich eben ergab und ich mein Selbstmitleid auskosten wollte. Dabei war die Aussicht, ohne sie weiterzuleben, weder besonders erschütternd noch überraschend für mich ich hatte mir das hin und wieder ausgemalt, es mir manchmal sogar gewünscht, nur nie den Mut gehabt, Schluss zu machen, und fühlte mich deshalb eher beschwingt als gelähmt nur vor mir selbst gab ich nicht zu, dass mein vorherrschendes Gefühl Erleichterung war. Und schon gar nicht vor ihr. Es war einfach zu verlockend, sie ins Unrecht zu setzen.
Vermutlich hatte sie mir auf die Frage nach seinen Vorzügen nicht geantwortet, um mich zu schonen, hatte sich auf die Zunge gebissen, um nicht zwei ellenlange Listen, eine meiner Mängel und eine seiner Stärken, herunterzubeten den Teil m
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Autoren-Porträt von Thommie Bayer
Thommie Bayer, 1953 in Esslingen geboren, studierte Malerei und war Liedermacher, bevor er 1984 begann, Stories, Gedichte und Romane zu schreiben. Neben anderen erschienen von ihm »Die gefährliche Frau«, »Singvogel«, der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman »Eine kurze Geschichte vom Glück« und zuletzt »Das Glück meiner Mutter«.
Bibliographische Angaben
- Autor: Thommie Bayer
- 2011, 14. Aufl., 208 Seiten, Masse: 12,5 x 19,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492272142
- ISBN-13: 9783492272148
- Erscheinungsdatum: 10.05.2011
Rezension zu „Fallers grosse Liebe “
»Thommie Bayer beschreibt ein scheu beginnendes Männergespräch mit überraschender Schlusspointe ... Man sitzt lesend mit im Jaguar und fühlt sich bestens unterhalten.« Hamburger Abendblatt . »Dank der tanzenden Sprache des Malers, Liedermachers und Vielschreibers Bayer ist >Fallers grosse Liebe< dennoch keine Midlife-Litanei über verpasste Chancen geworden, sondern eine völlig unpathetische Hymne auf die Kunst, die Literatur, die Kompliziertheit der Liebe - und des Zufriedenseins.« Berliner Zeitung . »Bitte unbedingt lesen!« Christine Westermann, Westdeutscher Rundfunk
Pressezitat
»Thommie Bayer kann etwas, das nur wenigen Autoren gelingt: Er erzeugt ein authentisches Wir- Gefühl. (...) Bayer, inzwischen an der Schwelle zum Bestseller-Autor und immer noch vorwiegend von Frauen gelesen, schreibt Liebeserklärungen an die Frauen. Doch eigentlich sind seine Bücher einfach nur wie ein gutes Gespräch unter langjährigen Freunden.« Leipziger Volkszeitung 20100514
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