Erwacht im Morgengrauen / Shadow Falls Camp Bd.2
Roman
Kaum hat Kylie sich einigermaßen im Camp eingelebt, überschlagen sich die Ereignisse. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten entwickeln sich, eine Vampirgang zieht mordend durch die Stadt und ein Geist hat eine Warnung für...
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Produktinformationen zu „Erwacht im Morgengrauen / Shadow Falls Camp Bd.2 “
Kaum hat Kylie sich einigermaßen im Camp eingelebt, überschlagen sich die Ereignisse. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten entwickeln sich, eine Vampirgang zieht mordend durch die Stadt und ein Geist hat eine Warnung für Kylie: Jemand, den sie liebt, wird sterben. Als Kylie ein Wochenende bei ihrer Mutter verbringt, kommt es ohne den Schutz des Camps zu einem Kampf auf Leben und Tod.
Klappentext zu „Erwacht im Morgengrauen / Shadow Falls Camp Bd.2 “
Was ist Kylie wirklich? Die Suche geht weiter: der 2. Band derSpiegel-Bestsellerserie 'Shadow Falls Camp'Von dem Moment an, als Kylie im Shadow Falls Camp angekommen ist, wollte sie nur eines wissen: Was bin ich? Umgeben von Werwölfen, Vampiren, Hexen und Gestaltwandler möchte Kylie endlich herausfinden, welche Art von Wesen sie ist, und was ihre übernatürlichen Kräfte zu bedeuten haben.
Kaum hat Kylie sich einigermassen im Camp eingelebt, überschlagen sich die Ereignisse. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten entwickeln sich, ein Geist taucht auf und warnt sie, dass jemand, den sie liebt, sterben wird, und eine Vampirgang zieht mordend durch die umliegenden Städte. Auch in Kylies Liebesleben ist keine Besserung in Sicht: Sie versucht zwar ihre Zeit mit Derek zu geniessen, kann aber Lucas nicht vergessen.
Als sie ein Wochenende bei ihrer Mutter verbringen soll, um endlich Abstand zu gewinnen, findet sie auch dort keine Ruhe: Ohne den Schutz des Camps ist sie gefährlichen dunklen Mächten ausgeliefert und es kommt zu einem Kampf auf Leben und Tod.
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Erwacht im Morgengrauen / Shadow Falls Camp Bd.2 “
Erwacht im Morgengrauen von C. C. Hunter»Du musst es aufhalten, Kylie. Du musst! Oder es wird etwas Schreckliches geschehen - jemandem, den du liebst ...«
Die rätselhafte Warnung des Geistes vermischte sich mit dem Knistern und Knacken des riesigen Lagerfeuers vor Kylie, und ein eisiger Lufthauch ließ sie frösteln.
Außer ihr bemerkte keiner der dreißig anderen Shadow Falls Camp-Teilnehmer die Anwesenheit des
Geistes. Sie waren alle in einem zeremoniellen Kreis um das Lagerfeuer versammelt, und auch Miranda, die direkt neben Kylie stand, hatte keinen blassen Schimmer,
dass gerade ein Geist in der Nähe war. Aufgeregt drückte sie Kylies Hand. »Das ist so cool«, murmelte
Miranda und schaute zu Della, die gegenüber im Kreis stand.
Miranda und Della waren nicht nur Kylies engste Freundinnen, sondern auch ihre Mitbewohnerinnen
in der Hütte, die sie im Camp bewohnten.
»Wir danken für diese Opfergabe.« Chris oder Christopher, wie er sich heute Abend nannte, stand in der Mitte des Kreises und hob den geweihten Kelch in den dunklen Nachthimmel, während er irgendwelche Formeln murmelte.
»Du musst es aufhalten«, flüsterte die Stimme hinter Kylie wieder, so dass sie sich nicht auf die Zeremonie konzentrieren konnte.
Kylie schloss die Augen und sah sofort den Geist vor sich, so wie er ihr jetzt schon einige Male erschienen war: eine Frau, Mitte dreißig, mit langen dunkelbraunen Haaren, die ein langes weißes Nachthemd trug - und das Nachthemd war blutgetränkt.
Frustration machte sich in Kylie breit. Wie oft schon hatte sie den Geist angefleht, ihr zu erzählen, wer sie war und was sie von ihr wollte? Aber die Frau hatte nur immer dieselbe Warnung wiederholt.
Kurz gesagt, Geister, die aus dem Jenseits kommen, sind ziemlich mies in Sachen Kommunikation. Wahrscheinlich genauso mies wie
... mehr
GeisterseherAnfänger darin waren, sie zum Sprechen zu bringen. Kylie blieb nur abzuwarten, bis der Geist irgendwann seine mysteriöse Warnung erklären würde. Allerdings war jetzt nicht der optimale Zeitpunkt dafür.
Gerade ist es ziemlich ungünstig. Können wir unser Gespräch vielleicht auf später verschieben? Es sei denn, du möchtest mir jetzt genauer erklären, was du von mir willst ... Kylie formulierte die Worte in ihrem Kopf, in der Hoffnung, der Geist könne ihre Gedanken lesen. Gott sei Dank verschwand die eisige Kälte und sie konnte wieder die Hitze der Sommernacht spüren - Texashitze: schwül, stickig und heiß, auch ohne das Lagerfeuer.
Danke. Kylie versuchte, sich zu entspannen, aber es gelang ihr nicht so recht. Das hatte aber auch einen guten Grund. Das zeremonielle Ereignis in dieser Nacht bedeutete ein weiteres erstes Mal in ihrem Leben. Ihr Leben, das um so vieles einfacher gewesen war, als sie noch nicht wusste, dass sie nicht nur menschlich war. Es wäre natürlich hilfreich, wenn sie endlich mehr über ihre nichtmenschliche Identität herausfinden könnte. Dummerweise war aber der einzige Mensch, der Antworten für sie hatte, Daniel Brighten, ihr leiblicher Vater. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass es ihn gab, bis er ihr vor einem Monat einen Besuch abgestattet hatte. Aber er hatte sich ganz offensichtlich dazu entschieden, Kylie mit ihrer Identitätskrise allein klarkommen zu lassen, denn er ließ sich nur noch selten blicken.
Ja, Daniel war tot -- gestorben, ehe sie geboren war. Kylie war sich nicht sicher, ob es im Jenseits irgendeine Art Elternkurse gab, aber sie war versucht, ihm mal vorzuschlagen, es herauszufinden. Denn im Moment liefen seine Besuche immer so ab: Sie merkte, dass er sie beobachtete, aber sobald sie ihm eine Frage stellen wollte, löste er sich in Luft auf. Zurück blieben nur ein kalter Lufthauch und ihre unbeantworteten Fragen.
»Okay«, wandte sich Chris nun an die Jugendlichen, »lasst eure Hände jetzt los und macht euren Kopf frei - versucht an gar nichts zu denken. Aber achtet darauf, den Kreis nicht zu unterbrechen.«
Kylie und die anderen folgten seinen Anweisungen.
Sie ließ die Hände ihrer Nachbarn los - ihr Kopf allerdings weigerte sich, frei zu werden. Eine Windböe fuhr ihr in die langen, blonden Haare und wehte ihr eine Strähne ins Gesicht. Sie strich sich die Haare hinters Ohr.
Hatte ihr Rabenvater etwa Angst, sie könnte ihn um einen Rat in Sachen Sex bitten, oder so? Das hatte zumindest bei ihrer Mutter immer den Effekt gehabt, dass diese sich schnellstens aus dem Staub gemacht hatte - um dann verzweifelt nach einer passenden Infobroschüre für Teenager zu suchen. Dabei hatte Kylie nie vorgehabt, ihrer Mutter Sexfragen zu stellen. Mom war sicherlich die letzte Person, zu der sie damit gegangen wäre.
Bloß der kleinste Hinweis, dass Kylie Interesse an einem Typen hatte, verursachte bei ihrer Mutter Panik, und die Buchstaben SEX blinkten wie Warnsignale in ihren Augen. Gott sei Dank war Kylie, seit sie im Shadow Falls Camp war, von jeglicher Art TeenagerSexBroschüren verschont geblieben.
Was sie da nur wieder verpasst hatte im letzten Monat? Bestimmt gab es wieder neue Studien und Statistiken, die ihre Mutter garantiert alle für sie aufbewahrte, um sie ihr bei ihrem nächsten Besuch unter die Nase zu halten. Der Besuch stand in drei Wochen an, und Kylies Vorfreude hielt sich in Grenzen. Sicher, ihre alles andere als gute Beziehung zueinander hatte sich seit ihrem letzten Treffen deutlich verbessert - vor allem nachdem ihre Mutter erzählt hatte, dass Daniel ihr leiblicher Vater war. Aber die neue MutterTochterBindung fühlte sich noch sehr zerbrechlich an.
Kylie fragte sich, ob ihre Beziehung nicht zu speziell war, als dass sie mehr als ein paar Stunden miteinander verbringen konnten. Was, wenn sie nun nach Hause kam und feststellte, dass sich eigentlich gar nichts verändert hatte? Was, wenn die Distanz zwischen ihr und ihrer Mutter noch genauso groß war wie zuvor? Und was war mit Tom Galen, dem Mann, den Kylie die ganze Zeit für ihren Vater gehalten hatte? Der ihre Mutter und sie für so eine Tussi verlassen hatte, die gerade einmal ein paar Jahre älter war als Kylie selbst? Kylie war total geschockt gewesen, als sie ihn beim Knutschen mit seiner viel zu jungen Assistentin erwischt hatte. So sehr, dass sie ihm bis heute nichts davon erzählt hatte.
Ein warmer Windzug wehte ihr den Rauch des lodernden Lagerfeuers ins Gesicht. Ihre Augen brannten und sie blinzelte, wagte es aber nicht, aus dem Kreis herauszutreten. Wie Della ihr erklärt hatte, durfte man das aus Respekt für die VampirKultur auf keinen Fall tun. »Macht euren Kopf frei«, wiederholte Chris und gab den Kelch an einen Jugendlichen auf der anderen Seite des Kreises weiter.
Kylie schloss ihre Augen und versuchte wieder der Anweisung zu folgen, aber da hörte sie plötzlich rauschendes Wasser. Sie riss die Augen auf und schaute zum Wald. War der Wasserfall wirklich so nah? Seit Kylie die Legende von den Todesengeln gehört hatte, wollte sie unbedingt zu den Wasserfällen gehen. Nicht, weil sie gern einen Todesengel treffen wollte. O nein, mit Geistern hatte sie nun wirklich genug um die Ohren. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass die Wasserfälle nach ihr riefen.
»Bist du bereit?« Mi ran da lehnte sich zu ihr und flüsterte: »Er kommt näher.«
Bereit wofür? war Kylies erster Gedanke. Dann fiel es ihr wieder ein.
Machte Miranda Witze?
Kylie starrte auf den Kelch, der im Kreis herumgereicht wurde. Ihr stockte der Atem, als sie merkte, dass er nur noch zehn Leute von ihr entfernt war. Trotz des Rauches holte sie tief Luft und versuchte, nicht angeekelt auszusehen.
Sie versuchte es wirklich. Aber allein der Gedanke daran, an einem Kelch zu nippen, aus dem schon zwanzig andere getrunken hatten, verursachte Übelkeit. Doch das mit Abstand Ekligste an der Sache war der Inhalt: Blut.
Im letzten Monat war es ihr zwar immer leichter gefallen, Della dabei zu beobachten, wie sie ihre tägliche Ration zu sich nahm. Ja, verdammt, Kylie hatte sogar einen halben Liter gespendet - das machte man ebenso für seine VampirFreunde. Aber die lebenswichtige Flüssigkeit selbst zu trinken war eine ganz andere Sache.
»Ich weiß, es ist ekelhaft. Stell dir einfach vor, es wäre Tomatensaft«, flüsterte Mi ran da der neben ihr stehenden Helen zu. Als ob Flüstern bei diesen Leuten etwas bringen würde.
Kylie schaute sich im Kreis der übernatürlichen
Campteilnehmer um. Auf ihren Gesichtern tanzten die Schatten des Lagerfeuers. Sie entdeckte Della, die böse in ihre Richtung schaute, ihre Augen glühten in einem genervten Goldton. Das Supergehör war nur eine ihrer Gaben. Zweifellos würde Della Mi ran da später noch auf das »ekelhaft« ansprechen. Was dann wieder darin enden würde, dass Kylie die beiden davon abhalten musste, sich gegenseitig umzubringen. Wie zwei Menschen befreundet sein und sich trotzdem so oft in die Haare bekommen konnten, war ihr schleierhaft. Den Friedensstifter für die beiden zu spielen, war echt ein Vollzeitjob.
Sie beobachtete die anderen, wie sie den Kelch zum Mund führten. Sie wusste, wie viel es Della bedeutete, deshalb bereitete sich Kylie innerlich schon darauf vor, einen Schluck Blut aus dem Kelch zu nehmen, ohne ihn direkt wieder auszuspucken. Kylies Magen rebellierte trotzdem.
Ich muss das tun. Ich muss das tun. Della zuliebe. Vielleicht magst du den Geschmack ja sogar, hatte Della vorher gesagt. Wäre es nicht total cool, wenn sich her-ausstellen würde, dass du ein Vampir bist?
Nicht wirklich, hatte Kylie gedacht, sich aber nicht getraut, es auszusprechen. Sie nahm an, ein Vampir zu sein wäre nicht schlimmer als ein Werwolf oder ein Gestaltwandler. Auf der anderen Seite musste sie daran denken, dass Dellas Exfreund ihre kalte Haut so abstoßend gefunden hatte, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte. Della hatte fast geweint, als sie es Kylie und Mi ran da erzählt hatte. Da zog es Kylie doch vor, ihre eigene Körpertemperatur zu behalten. Und dann noch der Gedanke, sich fast ausschließlich von Blut zu ernähren ...? Also, Kylie aß sowieso ziemlich selten Fleisch und wenn sie es tat ... dann sollte das Tier schon tot und gekocht sein, bitte.
Holiday, die Campleiterin und Kylies Mentorin, hielt es für unwahrscheinlich, dass Kylie irgendwelche körperlichen Verwandlungen durchmachen würde. Allerdings hatte Holiday auch gesagt, dass alles möglich wäre. Die Wahrheit war, dass Holiday -- die selbst eine Fee war - Kylies Zukunft nicht vorhersehen konnte, weil Kylie eine Ausnahme war.
Und Kylie hasste es, eine Ausnahme zu sein.
Sie hatte schon in der Welt der Menschen nirgendwo dazugehört, jetzt war sie auch noch hier der Außenseiter. Dabei fühlte sie sich gar nicht ausgestoßen oder so. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich übernatürlichen Leuten näher als normalen. Zumindest, wenn sie sich sicher war, dass sie nicht auf dem Speiseplan von jemandem stand. Della, Mi ran da und sie waren inzwischen beste Freundinnen - es gab nichts, dass sie nicht mit ihnen teilen konnte. Die Blutspende war ein Beweis dafür.
Okay, eine Sache gab es schon, die Kylie nicht mit ihren beiden besten Freunden teilen konnte. Geister. Die meisten Übernatürlichen hatten ein Problem mit Geistern. Dabei hatte Kylie ja selbst ein Problem damit, was aber diese nervigen Gestalten nicht davon abhielt, sich in schöner Regelmäßigkeit bei ihr blicken zu lassen.
Was auch immer sie am Ende sein sollte, eins stand schon mal fest: Sie zog Geister an wie ein Magnet. Das war ihre Gabe. Oder zumindest eine davon ... Holiday glaubte, dass das Geistersehen nur eine von Kylies vielen Gaben war und dass sich die anderen im Laufe der Zeit erst zeigen würden. Kylie hoffte nur, dass mögliche andere Gaben einfacher zu handhaben waren als diese unentschlossenen, kommunikationsgestörten Toten.
»Gleich sind wir dran«, raunte Mi ran da ihr zu.
Kylie sah, wie der Kelch an Helen gereicht wurde. Kylie schluckte. Ihr Blick wanderte zu Derek, der Halbfee war. Er stand in der Reihe drei Leute vor Helen. Kylie hatte verpasst, wie er das Blut getrunken hatte. Doch das war ihr ganz recht. So musste sie wenigstens beim nächsten Kuss nicht dauernd an das Blut in seinem Mund denken.
Er lächelte sie liebevoll an und Kylie wusste, dass Derek ihre innere Unruhe spüren konnte. So verrückt das auch klang, aber seine Fähigkeit, ihre Gefühle zu lesen, war für sie einerseits anziehend, hielt sie aber andererseits davon ab, ihm noch näherzukommen. Also, es war weniger seine Fähigkeit, ihre Gefühle zu spüren, die sie davon abhielt, die Beziehung zu ihm zu vertiefen, als vielmehr seine Fähigkeit, diese auch zu kontrollieren. Weil er Halbfee war, konnte Derek ihre Gefühle nicht nur lesen, sondern auch beeinflussen - nur eine leichte Berührung genügte, um Furcht in Faszination oder Wut in Gelassenheit zu verwandeln. War es da verwunderlich, dass sie zu diesem verdammt süßen Typen einen gewissen Abstand hielt? Auch wenn das vielleicht etwas paranoid von ihr war, aber nachdem sie ihren Vater - pardon, ihren Stiefvater - dabei erwischt hatte, wie er ihre Mutter betrog und nachdem Trey, ihr Exfreund, sie fallengelassen hatte, nur weil sie nicht bereit gewesen war, mit ihm ins Bett zu gehen, fiel es Kylie nicht leicht, dem männlichen Geschlecht zu vertrauen. Und das war bei jemandem, der in der Lage war, ihre Gefühle zu manipulieren, noch schwieriger.
Trotzdem mochte sie Derek sehr gern und am liebsten würde sie alle Bedenken über Bord werfen. Sogar in diesem Moment - da sich ihr beim Gedanken an das Bluttrinken der Magen umdrehte -- fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie wollte sich am liebsten an seine Brust schmiegen, ihm so nah sein, dass sie die goldenen Sprenkel in seinen grünen Augen sehen und sich darin verlieren konnte. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren. Seinen Kuss schmecken. In den vergangenen Wochen hatte sie nämlich herausgefunden, wie gut er küssen konnte.
Mi ran da räusperte sich und holte Kylie damit zurück in die Realität. Als sie Dereks Grinsen sah, wusste sie, dass er ihre Gefühle gespürt hatte und den Grund für ihre geröteten Wangen kannte. Schnell schaute sie zu Miranda.
Oh, Mist. Mi ran da streckte Kylie bereits den Kelch entgegen. Es war so weit.
Sie nahm den Kelch in die Hände. Er fühlte sich warm
an, fast so, als wäre der Inhalt gerade erst von seinem Spender abgenommen worden. Sie spürten wie sich ihr Magen verkrampfte und sich ihr der Hals zuschnürte. Sie wusste nicht einmal, ob das Blut tierisch oder menschlich war.
Nicht darüber nachdenken.
Sie holte Luft und der Geruch von Kupfer stieg ihr in die Nase. Noch ehe ihre Lippen das Glas berührten, spürte sie den Brechreiz in sich aufsteigen.
Tu es einfach. Zeig Della, dass du ihre Art respektierst. Sie atmete tief ein, hob das Glas und hoffte inständig, dass Della ihr das hoch anrechnen würde. Sie erinnerte sich daran, dass sie das Blut nur schmecken, nicht trinken musste und setzte das Glas an.
In dem Moment als die warme Flüssigkeit ihre Lippen berührte, wollte sie das Glas wieder absetzen, aber irgendwie war etwas von dem dickflüssigen roten Blut durch ihre zusammengepressten Lippen gelangt. Ihr Brechreiz meldete sich. Doch dann schmeckte sie das Blut und es war wie eine Geschmacksexplosion auf ihrer Zungenspitze. Wie Kirschen, aber besser, ein bisschen wie reife Erdbeeren, aber würziger und süßer. Der exotische Geschmack ließ sie gierig schlucken. Während die Flüssigkeit ihre Kehle hinab rann, verschwand auch der Geruch von Kupfer und der Kelch roch plötzlich nach würzigen Früchten.
Sie hatte schon fast den ganzen Kelch geleert, als ihr wieder bewusst wurde, was sie da trank. Sie riss sich den Kelch von den Lippen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Zunge die letzten Tropfen aus den Mundwinkeln leckte.
Auf einen Schlag spürte sie die Intensität der Blicke auf sich und eine Erkenntnis machte sich in ihr breit. Gemurmel drang an ihr Ohr ...
Wenigstens wissen wir jetzt, was sie ist.
Wie kommt es, dass sie nicht kalt ist?
Sieht so aus, als müssten wir noch mehr Blutspender finden.
Dellas triumphierender Schrei folgte.
Kylies Hände fingen an zu zittern. Der Rauch des Lagerfeuers stieg ihr in die Nase und kratzte in ihrem Hals, so dass es ihr schwerfiel zu atmen.
Fuck! Fuck! Fuck! Was hatte das nur zu bedeuten? War sie jetzt ... ein Vampir? Sie suchte Holidays Gesicht in der Menge, in der Hoffnung, dass sie ihr bestätigend zulächeln würde und ihr zu verstehen geben würde, dass alles okay war, dass es ... nichts bedeutete. Aber als sie den Blick der Campleiterin sah, fand sie darin denselben Ausdruck wie bei den anderen. Und der drückte nur eins aus: Verwunderung.
Sie blinzelte die Tränen weg und drückte dem Nächsten in der Reihe den Kelch in die Hände. Scheiß auf den Respekt. Kylie drehte sich um und rannte los.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Gerade ist es ziemlich ungünstig. Können wir unser Gespräch vielleicht auf später verschieben? Es sei denn, du möchtest mir jetzt genauer erklären, was du von mir willst ... Kylie formulierte die Worte in ihrem Kopf, in der Hoffnung, der Geist könne ihre Gedanken lesen. Gott sei Dank verschwand die eisige Kälte und sie konnte wieder die Hitze der Sommernacht spüren - Texashitze: schwül, stickig und heiß, auch ohne das Lagerfeuer.
Danke. Kylie versuchte, sich zu entspannen, aber es gelang ihr nicht so recht. Das hatte aber auch einen guten Grund. Das zeremonielle Ereignis in dieser Nacht bedeutete ein weiteres erstes Mal in ihrem Leben. Ihr Leben, das um so vieles einfacher gewesen war, als sie noch nicht wusste, dass sie nicht nur menschlich war. Es wäre natürlich hilfreich, wenn sie endlich mehr über ihre nichtmenschliche Identität herausfinden könnte. Dummerweise war aber der einzige Mensch, der Antworten für sie hatte, Daniel Brighten, ihr leiblicher Vater. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass es ihn gab, bis er ihr vor einem Monat einen Besuch abgestattet hatte. Aber er hatte sich ganz offensichtlich dazu entschieden, Kylie mit ihrer Identitätskrise allein klarkommen zu lassen, denn er ließ sich nur noch selten blicken.
Ja, Daniel war tot -- gestorben, ehe sie geboren war. Kylie war sich nicht sicher, ob es im Jenseits irgendeine Art Elternkurse gab, aber sie war versucht, ihm mal vorzuschlagen, es herauszufinden. Denn im Moment liefen seine Besuche immer so ab: Sie merkte, dass er sie beobachtete, aber sobald sie ihm eine Frage stellen wollte, löste er sich in Luft auf. Zurück blieben nur ein kalter Lufthauch und ihre unbeantworteten Fragen.
»Okay«, wandte sich Chris nun an die Jugendlichen, »lasst eure Hände jetzt los und macht euren Kopf frei - versucht an gar nichts zu denken. Aber achtet darauf, den Kreis nicht zu unterbrechen.«
Kylie und die anderen folgten seinen Anweisungen.
Sie ließ die Hände ihrer Nachbarn los - ihr Kopf allerdings weigerte sich, frei zu werden. Eine Windböe fuhr ihr in die langen, blonden Haare und wehte ihr eine Strähne ins Gesicht. Sie strich sich die Haare hinters Ohr.
Hatte ihr Rabenvater etwa Angst, sie könnte ihn um einen Rat in Sachen Sex bitten, oder so? Das hatte zumindest bei ihrer Mutter immer den Effekt gehabt, dass diese sich schnellstens aus dem Staub gemacht hatte - um dann verzweifelt nach einer passenden Infobroschüre für Teenager zu suchen. Dabei hatte Kylie nie vorgehabt, ihrer Mutter Sexfragen zu stellen. Mom war sicherlich die letzte Person, zu der sie damit gegangen wäre.
Bloß der kleinste Hinweis, dass Kylie Interesse an einem Typen hatte, verursachte bei ihrer Mutter Panik, und die Buchstaben SEX blinkten wie Warnsignale in ihren Augen. Gott sei Dank war Kylie, seit sie im Shadow Falls Camp war, von jeglicher Art TeenagerSexBroschüren verschont geblieben.
Was sie da nur wieder verpasst hatte im letzten Monat? Bestimmt gab es wieder neue Studien und Statistiken, die ihre Mutter garantiert alle für sie aufbewahrte, um sie ihr bei ihrem nächsten Besuch unter die Nase zu halten. Der Besuch stand in drei Wochen an, und Kylies Vorfreude hielt sich in Grenzen. Sicher, ihre alles andere als gute Beziehung zueinander hatte sich seit ihrem letzten Treffen deutlich verbessert - vor allem nachdem ihre Mutter erzählt hatte, dass Daniel ihr leiblicher Vater war. Aber die neue MutterTochterBindung fühlte sich noch sehr zerbrechlich an.
Kylie fragte sich, ob ihre Beziehung nicht zu speziell war, als dass sie mehr als ein paar Stunden miteinander verbringen konnten. Was, wenn sie nun nach Hause kam und feststellte, dass sich eigentlich gar nichts verändert hatte? Was, wenn die Distanz zwischen ihr und ihrer Mutter noch genauso groß war wie zuvor? Und was war mit Tom Galen, dem Mann, den Kylie die ganze Zeit für ihren Vater gehalten hatte? Der ihre Mutter und sie für so eine Tussi verlassen hatte, die gerade einmal ein paar Jahre älter war als Kylie selbst? Kylie war total geschockt gewesen, als sie ihn beim Knutschen mit seiner viel zu jungen Assistentin erwischt hatte. So sehr, dass sie ihm bis heute nichts davon erzählt hatte.
Ein warmer Windzug wehte ihr den Rauch des lodernden Lagerfeuers ins Gesicht. Ihre Augen brannten und sie blinzelte, wagte es aber nicht, aus dem Kreis herauszutreten. Wie Della ihr erklärt hatte, durfte man das aus Respekt für die VampirKultur auf keinen Fall tun. »Macht euren Kopf frei«, wiederholte Chris und gab den Kelch an einen Jugendlichen auf der anderen Seite des Kreises weiter.
Kylie schloss ihre Augen und versuchte wieder der Anweisung zu folgen, aber da hörte sie plötzlich rauschendes Wasser. Sie riss die Augen auf und schaute zum Wald. War der Wasserfall wirklich so nah? Seit Kylie die Legende von den Todesengeln gehört hatte, wollte sie unbedingt zu den Wasserfällen gehen. Nicht, weil sie gern einen Todesengel treffen wollte. O nein, mit Geistern hatte sie nun wirklich genug um die Ohren. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass die Wasserfälle nach ihr riefen.
»Bist du bereit?« Mi ran da lehnte sich zu ihr und flüsterte: »Er kommt näher.«
Bereit wofür? war Kylies erster Gedanke. Dann fiel es ihr wieder ein.
Machte Miranda Witze?
Kylie starrte auf den Kelch, der im Kreis herumgereicht wurde. Ihr stockte der Atem, als sie merkte, dass er nur noch zehn Leute von ihr entfernt war. Trotz des Rauches holte sie tief Luft und versuchte, nicht angeekelt auszusehen.
Sie versuchte es wirklich. Aber allein der Gedanke daran, an einem Kelch zu nippen, aus dem schon zwanzig andere getrunken hatten, verursachte Übelkeit. Doch das mit Abstand Ekligste an der Sache war der Inhalt: Blut.
Im letzten Monat war es ihr zwar immer leichter gefallen, Della dabei zu beobachten, wie sie ihre tägliche Ration zu sich nahm. Ja, verdammt, Kylie hatte sogar einen halben Liter gespendet - das machte man ebenso für seine VampirFreunde. Aber die lebenswichtige Flüssigkeit selbst zu trinken war eine ganz andere Sache.
»Ich weiß, es ist ekelhaft. Stell dir einfach vor, es wäre Tomatensaft«, flüsterte Mi ran da der neben ihr stehenden Helen zu. Als ob Flüstern bei diesen Leuten etwas bringen würde.
Kylie schaute sich im Kreis der übernatürlichen
Campteilnehmer um. Auf ihren Gesichtern tanzten die Schatten des Lagerfeuers. Sie entdeckte Della, die böse in ihre Richtung schaute, ihre Augen glühten in einem genervten Goldton. Das Supergehör war nur eine ihrer Gaben. Zweifellos würde Della Mi ran da später noch auf das »ekelhaft« ansprechen. Was dann wieder darin enden würde, dass Kylie die beiden davon abhalten musste, sich gegenseitig umzubringen. Wie zwei Menschen befreundet sein und sich trotzdem so oft in die Haare bekommen konnten, war ihr schleierhaft. Den Friedensstifter für die beiden zu spielen, war echt ein Vollzeitjob.
Sie beobachtete die anderen, wie sie den Kelch zum Mund führten. Sie wusste, wie viel es Della bedeutete, deshalb bereitete sich Kylie innerlich schon darauf vor, einen Schluck Blut aus dem Kelch zu nehmen, ohne ihn direkt wieder auszuspucken. Kylies Magen rebellierte trotzdem.
Ich muss das tun. Ich muss das tun. Della zuliebe. Vielleicht magst du den Geschmack ja sogar, hatte Della vorher gesagt. Wäre es nicht total cool, wenn sich her-ausstellen würde, dass du ein Vampir bist?
Nicht wirklich, hatte Kylie gedacht, sich aber nicht getraut, es auszusprechen. Sie nahm an, ein Vampir zu sein wäre nicht schlimmer als ein Werwolf oder ein Gestaltwandler. Auf der anderen Seite musste sie daran denken, dass Dellas Exfreund ihre kalte Haut so abstoßend gefunden hatte, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte. Della hatte fast geweint, als sie es Kylie und Mi ran da erzählt hatte. Da zog es Kylie doch vor, ihre eigene Körpertemperatur zu behalten. Und dann noch der Gedanke, sich fast ausschließlich von Blut zu ernähren ...? Also, Kylie aß sowieso ziemlich selten Fleisch und wenn sie es tat ... dann sollte das Tier schon tot und gekocht sein, bitte.
Holiday, die Campleiterin und Kylies Mentorin, hielt es für unwahrscheinlich, dass Kylie irgendwelche körperlichen Verwandlungen durchmachen würde. Allerdings hatte Holiday auch gesagt, dass alles möglich wäre. Die Wahrheit war, dass Holiday -- die selbst eine Fee war - Kylies Zukunft nicht vorhersehen konnte, weil Kylie eine Ausnahme war.
Und Kylie hasste es, eine Ausnahme zu sein.
Sie hatte schon in der Welt der Menschen nirgendwo dazugehört, jetzt war sie auch noch hier der Außenseiter. Dabei fühlte sie sich gar nicht ausgestoßen oder so. Ganz im Gegenteil, sie fühlte sich übernatürlichen Leuten näher als normalen. Zumindest, wenn sie sich sicher war, dass sie nicht auf dem Speiseplan von jemandem stand. Della, Mi ran da und sie waren inzwischen beste Freundinnen - es gab nichts, dass sie nicht mit ihnen teilen konnte. Die Blutspende war ein Beweis dafür.
Okay, eine Sache gab es schon, die Kylie nicht mit ihren beiden besten Freunden teilen konnte. Geister. Die meisten Übernatürlichen hatten ein Problem mit Geistern. Dabei hatte Kylie ja selbst ein Problem damit, was aber diese nervigen Gestalten nicht davon abhielt, sich in schöner Regelmäßigkeit bei ihr blicken zu lassen.
Was auch immer sie am Ende sein sollte, eins stand schon mal fest: Sie zog Geister an wie ein Magnet. Das war ihre Gabe. Oder zumindest eine davon ... Holiday glaubte, dass das Geistersehen nur eine von Kylies vielen Gaben war und dass sich die anderen im Laufe der Zeit erst zeigen würden. Kylie hoffte nur, dass mögliche andere Gaben einfacher zu handhaben waren als diese unentschlossenen, kommunikationsgestörten Toten.
»Gleich sind wir dran«, raunte Mi ran da ihr zu.
Kylie sah, wie der Kelch an Helen gereicht wurde. Kylie schluckte. Ihr Blick wanderte zu Derek, der Halbfee war. Er stand in der Reihe drei Leute vor Helen. Kylie hatte verpasst, wie er das Blut getrunken hatte. Doch das war ihr ganz recht. So musste sie wenigstens beim nächsten Kuss nicht dauernd an das Blut in seinem Mund denken.
Er lächelte sie liebevoll an und Kylie wusste, dass Derek ihre innere Unruhe spüren konnte. So verrückt das auch klang, aber seine Fähigkeit, ihre Gefühle zu lesen, war für sie einerseits anziehend, hielt sie aber andererseits davon ab, ihm noch näherzukommen. Also, es war weniger seine Fähigkeit, ihre Gefühle zu spüren, die sie davon abhielt, die Beziehung zu ihm zu vertiefen, als vielmehr seine Fähigkeit, diese auch zu kontrollieren. Weil er Halbfee war, konnte Derek ihre Gefühle nicht nur lesen, sondern auch beeinflussen - nur eine leichte Berührung genügte, um Furcht in Faszination oder Wut in Gelassenheit zu verwandeln. War es da verwunderlich, dass sie zu diesem verdammt süßen Typen einen gewissen Abstand hielt? Auch wenn das vielleicht etwas paranoid von ihr war, aber nachdem sie ihren Vater - pardon, ihren Stiefvater - dabei erwischt hatte, wie er ihre Mutter betrog und nachdem Trey, ihr Exfreund, sie fallengelassen hatte, nur weil sie nicht bereit gewesen war, mit ihm ins Bett zu gehen, fiel es Kylie nicht leicht, dem männlichen Geschlecht zu vertrauen. Und das war bei jemandem, der in der Lage war, ihre Gefühle zu manipulieren, noch schwieriger.
Trotzdem mochte sie Derek sehr gern und am liebsten würde sie alle Bedenken über Bord werfen. Sogar in diesem Moment - da sich ihr beim Gedanken an das Bluttrinken der Magen umdrehte -- fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie wollte sich am liebsten an seine Brust schmiegen, ihm so nah sein, dass sie die goldenen Sprenkel in seinen grünen Augen sehen und sich darin verlieren konnte. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren. Seinen Kuss schmecken. In den vergangenen Wochen hatte sie nämlich herausgefunden, wie gut er küssen konnte.
Mi ran da räusperte sich und holte Kylie damit zurück in die Realität. Als sie Dereks Grinsen sah, wusste sie, dass er ihre Gefühle gespürt hatte und den Grund für ihre geröteten Wangen kannte. Schnell schaute sie zu Miranda.
Oh, Mist. Mi ran da streckte Kylie bereits den Kelch entgegen. Es war so weit.
Sie nahm den Kelch in die Hände. Er fühlte sich warm
an, fast so, als wäre der Inhalt gerade erst von seinem Spender abgenommen worden. Sie spürten wie sich ihr Magen verkrampfte und sich ihr der Hals zuschnürte. Sie wusste nicht einmal, ob das Blut tierisch oder menschlich war.
Nicht darüber nachdenken.
Sie holte Luft und der Geruch von Kupfer stieg ihr in die Nase. Noch ehe ihre Lippen das Glas berührten, spürte sie den Brechreiz in sich aufsteigen.
Tu es einfach. Zeig Della, dass du ihre Art respektierst. Sie atmete tief ein, hob das Glas und hoffte inständig, dass Della ihr das hoch anrechnen würde. Sie erinnerte sich daran, dass sie das Blut nur schmecken, nicht trinken musste und setzte das Glas an.
In dem Moment als die warme Flüssigkeit ihre Lippen berührte, wollte sie das Glas wieder absetzen, aber irgendwie war etwas von dem dickflüssigen roten Blut durch ihre zusammengepressten Lippen gelangt. Ihr Brechreiz meldete sich. Doch dann schmeckte sie das Blut und es war wie eine Geschmacksexplosion auf ihrer Zungenspitze. Wie Kirschen, aber besser, ein bisschen wie reife Erdbeeren, aber würziger und süßer. Der exotische Geschmack ließ sie gierig schlucken. Während die Flüssigkeit ihre Kehle hinab rann, verschwand auch der Geruch von Kupfer und der Kelch roch plötzlich nach würzigen Früchten.
Sie hatte schon fast den ganzen Kelch geleert, als ihr wieder bewusst wurde, was sie da trank. Sie riss sich den Kelch von den Lippen, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Zunge die letzten Tropfen aus den Mundwinkeln leckte.
Auf einen Schlag spürte sie die Intensität der Blicke auf sich und eine Erkenntnis machte sich in ihr breit. Gemurmel drang an ihr Ohr ...
Wenigstens wissen wir jetzt, was sie ist.
Wie kommt es, dass sie nicht kalt ist?
Sieht so aus, als müssten wir noch mehr Blutspender finden.
Dellas triumphierender Schrei folgte.
Kylies Hände fingen an zu zittern. Der Rauch des Lagerfeuers stieg ihr in die Nase und kratzte in ihrem Hals, so dass es ihr schwerfiel zu atmen.
Fuck! Fuck! Fuck! Was hatte das nur zu bedeuten? War sie jetzt ... ein Vampir? Sie suchte Holidays Gesicht in der Menge, in der Hoffnung, dass sie ihr bestätigend zulächeln würde und ihr zu verstehen geben würde, dass alles okay war, dass es ... nichts bedeutete. Aber als sie den Blick der Campleiterin sah, fand sie darin denselben Ausdruck wie bei den anderen. Und der drückte nur eins aus: Verwunderung.
Sie blinzelte die Tränen weg und drückte dem Nächsten in der Reihe den Kelch in die Hände. Scheiß auf den Respekt. Kylie drehte sich um und rannte los.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Autoren-Porträt von C. C. Hunter
Hunter, C.C.Schon als Kind liebte C.C. Hunter Glühwürmchen, lief am liebsten barfuss und rettete mögliche Märchenprinzen in Form von Fröschen vor ihren Brüdern. Auch wenn sie heute meist Schuhe trägt, ist sie immer noch von Glühwürmchen fasziniert. Sie rettet inzwischen nicht mehr nur Frösche, sondern auch andere Tiere, und hat einen Märchenprinzen gefunden. Mit ihm, drei Katzen und einem Hund lebt sie in Texas - und wenn sie nicht gerade liest, schreibt oder Zeit mit ihrer Familie verbringt, fotografiert sie gerne. Hamer, TanjaTanja Hamer, Jahrgang 1980, hat ihr Anglistikstudium in Mainz absolviert und arbeitet seit 2012 als selbständige Übersetzerin. Sie lebt mit ihrer Familie in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: C. C. Hunter
- 2012, 7. Aufl., 528 Seiten, Masse: 12,5 x 20,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzer: Tanja Hamer
- Verlag: Fischer FJB
- ISBN-10: 3841421288
- ISBN-13: 9783841421289
- Erscheinungsdatum: 17.12.2012
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