Elfenwinter
Attentäter trachten der Elfenkönigin Emerelle nach dem Leben. Die Elfenfürsten sind zerstritten und intrigant, und so hat der Leibwächter Ollowein alle Hände voll zu tun, das Leben seiner Herrscherin zu schützen. Noch ahnt...
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Attentäter trachten der Elfenkönigin Emerelle nach dem Leben. Die Elfenfürsten sind zerstritten und intrigant, und so hat der Leibwächter Ollowein alle Hände voll zu tun, das Leben seiner Herrscherin zu schützen. Noch ahnt jedoch niemand, dass die eigentliche Gefahr von dem Volk der Trolle ausgeht.
''Eine bildgewaltige und fesselnde Welt, in die der Leser vollkommen eintaucht. Ein Fantasy-Großereignis!''
Bild am Sonntag
"Bernhard Hennen erschafft eine bildgewaltige und fesselnde Welt, in die der Leser vollkommen eintaucht. Ein Fantasy-Grossereignis!" -- Bild am Sonntag
"Perfekt für eine extralange Lesenacht." -- Woman
Elfenwintervon Bernhard Hennen
LESEPROBE
Das Festder Lichter
»Siewerden versuchen, die Königin zu töten.«
Die jungeElfe blickte Ollowain ungläubig an. Sie schien
seineWorte für einen schlechten Scherz zu halten. Ein Lächeln
spielte umihre Lippen, verflog aber sogleich wieder,
als erkeine Anstalten machte, es zu erwidern.
Ollowainwar klar, wie ungeheuerlich seine Behauptung
klingenmusste. Emerelle galt im Volk als die von allen geliebte
Herrscherin.Sie war die Güte selbst, die mütterliche
Königinder Albenkinder. Und doch hatte es bereits zwei
Mordanschlägegegen sie gegeben. »Such dir ein Versteck,
von demaus du die Mastkörbe der Schiffe rings um die
Prunk-Liburneder Königin beobachten kannst. Und sobald
du etwasVerdächtiges siehst, schiess! Jedes Zögern
könnteEmerelles Tod bedeuten.«
Die hochgewachsene Elfe trat an den Rand der Terrasse
undblickte hinab auf die Hafenstadt. Vahan Calyd lag an
einerweiten, felsigen Bucht am Ende einer Landzunge. Es
war diegrösste Stadt am Waldmeer, obwohl nur wenige Albenkinder
hierständig lebten. Die Palasttürme, die sich
stolz überdie einfachen Häuser erhoben, standen fast immer
leer.Einmal alle achtundzwanzig Jahre versammelten
sich dieFürsten Albenmarks in Vahan Calyd, um gemeinsam
das Festder Lichter zu feiern. Dann erwachte die Stadt
für wenigeWochen aus ihrem immerwährenden Schlaf.
Jede SippeAlbenmarks, die als bedeutend galt, unterhielt
hierzumindest ein Haus, auch wenn es fast immer leer
stand. Unddie Fürsten der Albenkinder versuchten einander
mit derPracht ihrer Palasttürme zu überbieten. Doch
all dieswar nichts als eitler Tand und nur für wenige Wochen
inachtundzwanzig Jahren von Bedeutung. In der übrigen
Zeitstolzierten Winkerkrabben, die sich aus den nahen
Mangrovennach Vahan Calyd verirrten, durch die
weitläufigenStrassen der Stadt. Sie übertrafen die Diener
und dieHolden, die Vahan Calyd hüteten, an Zahl und an
Musse. Dannnisteten Kolibris, Seeschwalben und Trollfingerspinnen
wiederunter den Giebeln der Paläste und würden
für vieleGenerationen nahezu unbehelligt bleiben, bis
erneut dasFest der Lichter nahte. Dann drängten sich Tausende
durch dieStrassen der Hafenstadt, und die Winkerkrabben
wurden ingrossen Kupferkesseln gekocht und an
jeder Eckefeilgeboten. Vahan Calyd quoll über vor Leben,
wenn, sowie heute, die Nacht der Nächte nahte und die
stolzestenSchiffe Albenmarks sich im Hafen zum Stelldichein
trafen. Eswar ein Fest der Eitelkeiten. Ein Fest, bei
dem dieFürsten einander ihre Macht und ihren Reichtum
vorzeigten.
Silwynawandte sich wieder Ollowain zu. Sie trug ihr
Haarzurückgekämmt und zu einem langen Zopf geflochten,
was ihrscharfkantiges Gesicht noch strenger aussehen
liess. DieJägerin galt als eine der Besten unter den Bogenschützen
Albenmarks.Und was noch wichtiger war, der
Schwertmeisterkannte sie als verschwiegen. Er würde sich
daraufverlassen können, dass sie nicht ausplauderte, was
hinter denKulissen des Festes geschah. Am allerwichtigsten
jedochwar: Wenn sie auf seiner Seite stand, dann
diente siein dieser Nacht keinem anderen Herrn. Zumindest
hoffte erdas. Silwyna war eine Maurawani. Sie entstammte
jenemElfenvolk, das hoch im Norden in den un-
wirtlichenWäldern der Slanga-Berge lebte. Die Maurawan
galten alsunberechenbar und verschlagen. Und die meisten
von ihnenmachten keinen Hehl aus ihrer Verachtung
fürEmerelle und den Prunk ihres Hofes.
»Was duvon mir verlangst, ist unmöglich«, sagte Silwyna
ruhig undliess den Blick noch einmal über den weiten Hafen
schweifen.Mehr als hundertfünfzig grössere Schiffe lagen
an denKais vor Anker. Ein wahrer Wald von Masten
ragte überdem Wasser auf, und schon jetzt kletterten in der
Takelageder Schiffe unzählige Schaulustige auf der Suche
nach denbesten Plätzen für das grosse Fest umher.
»Stell direinmal vor, du wolltest Emerelle töten, kurz bevor
sie aufdem Achterdeck der Mondschatten die Huldigung
durch dieFürsten der Albenkinder entgegennimmt.
Wie würdestdu das anstellen?« fragte Olowain
Silwynasah sich um. Die Sonne berührte den Ozean, die
Mastenwarfen lange Schatten. Schon wurden die ersten
Lichterentzündet. Die Schiffe waren mit Blumenketten geschmückt.
Immer mehrAlbenkinder drängten sich auf den
Decks undam Hafen. Bald würde es kaum mehr ein
Durchkommengeben.
Ollowainlief die Zeit davon. Er musste hinab zum Magnolienhof,
wo sichdas Gefolge der Königin sammelte. Vielleicht
konnte erEmerelle ja doch noch davon abbringen,
sich wieeine lebende Zielscheibe auf der Mondschatten zu
zeigen.
»Ich wäredort drüben.« Die Bogenschützin deutete auf
eintürkisfarbenes Schiff mit silbernen Beschlägen an Rumpf
undAufbauten. »Die Atem der See. Von dort kann man Emerelles
Prunk-Liburnegut einsehen. Das Schiff liegt weit genug
von der Mondschattenentfernt, um nicht zu scharf beobachtet
zu werden.Vor allem ist der Abstand gross genug,
um einenVorsprung zu haben, wenn die Jagd beginnt.«
Ollowainmusterte die junge Elfe scharf. Sie ist eine
Maurawani,ermahnte er sich. Beute nachzustellen war ihr
Leben. Ihnüberlief ein Schauer. Nie hätte er sich träumen
lassen,seine Königin in Gedanken einmal Beute zu nennen.
Erstraffte sich. »Warum die Atem der See? Ich habe
dieletzten fünf Stunden damit verbracht, mir Gedanken
über dieSchiffe im Hafen zu machen. Was du sagst, trifft
aufmindestens noch drei andere Schiffe zu.«
»Wie vielweisst du?«
Ollowainwich ihrem Blick aus. »Wenig.« Und von dem
Wenigenkonnte er ihr das Meiste nicht sagen.
»Wenn manvorhat, die Königin mit einem Pfeil zu töten,
danngeschieht dies, weil, wer immer es tut, mit dem
Lebendavonkommen will. Oder irre ich mich?«
»Ich hoffenicht«, entgegnete Ollowain tonlos. Alles, was
bishergeschehen war, sprach dafür, dass Silwyna Recht
hatte.
»Von der Atemder See kann man entkommen.« Sie deutete
hinüberzur Galeasse, deren helles Türkis in der Dämmerung
zu einemblassen Grau verwischte. »Die Schiffe
haltenAbstand zur Atem der See. Dort ankern sie weniger
dicht.«
»Dasgeschieht, damit die Galeasse ihre Ruder zu Wasser
bringenkann. Sie braucht mehr Platz zum Manövrieren
«,erklärte Ollowain. Insgeheim ärgerte er sich, dass er
nichtselbst daran gedacht hatte. Er ahnte, worauf Silwyna
hinauswollte.
»Siekönnte sich genau wie die Segelschiffe in freies
Fahrwasserschleppen lassen. Wenn ich die Königin töten
wollte,würde ich im vorderen Mastkorb stehen. Nach dem
Schuss istes ein Leichtes, über die Rah zu fliehen und ins
Hafenbeckenzu springen. Dort würde ich einen Delfin rufen,
um michaus dem Hafen zu den Mangroven oder zu
einem Bootbringen zu lassen, das draussen auf der offenen
Seewartet.«
© Verlagsgruppe Random House
Interview mit Bernhard Hennen
Mit "Die Elfen"haben Sie einen der erfolgreichsten deutschen Fantasy-Romane geschrieben. Erstand monatelang auf den Bestsellerlisten und wurde über 100.000 Mal verkauft.Hatten Sie mit einem solchen Erfolg gerechnet?
Nachdem die Romane "Die Orks" und "Die Zwerge" im Gefolgeder "Herr der Ringe"-Filme Bestseller geworden waren, hatte ich schon darauf gehofft,dass auch "Die Elfen" ein grosses Lesepublikum finden würde. Der Erfolg, den dasBuch dann hatte, übertraf allerdings meine Erwartungen bei weitem. Ich wäreschon bei der Hälfte der Verkaufszahl mehr als zufrieden gewesen. DassFantasy-Romane von deutschen Autoren solche Auflagen erreichen, kommt nur sehrselten vor.
"Die Elfen" ist in Zusammenarbeit mit James A. Sullivanentstanden. Wie kam es zu dieser Kooperation? Und warum zeichnen Sie für dieFortsetzung "Elfenwinter" nun allein verantwortlich?
Als ich meine Laufbahn als Schriftsteller begann, hatte ichdas Glück, dass mir Wolfgang Hohlbein bei meinen ersten zaghaften Schritten indie Verlagswelt geholfen hat. Ohne diese Unterstützung hätte ich vielleichtniemals ein Buch veröffentlicht. Seitdem fühle ich mich verpflichtet,meinerseits Kollegen zu helfen, wenn ich die Möglichkeit dazu habe. Jameskannte ich vor unserem gemeinsamen Projekt "Die Elfen" schon sehr lange, undich wusste, dass er bislang keinen Erfolg damit hatte, sich einen Platz im Verlagsgeschäftzu erobern. Also habe ich ihn gefragt, ob er bei dem Projekt einsteigen möchte.Er hat zugestimmt, und wir haben gemeinsam eine Storyline für den Romanerarbeitet, wobei jeder von uns seine eigenen Figuren entwickelt hat. Von da anstanden wir täglich in Kontakt, haben uns gegenseitig unsere Texte geschicktund in endlosen Nachtsitzungen über neuen Wendungen gebrütet, die sich imVerlauf der Arbeit an dem Roman ergaben. Es war eine wahre Mammutaufgabe, einenso umfangreichen Roman zu schreiben und ihn erzählerisch einheitlich zugestalten, auch wenn zwei Autoren daran arbeiten. Mit dem Ergebnis sind wirjedoch beide sehr zufrieden. Tests bei Lesern haben gezeigt, dass selbst guteFreunde von uns in der Regel nicht erraten, wer welche Passagen des Romansverfasst hat. Mit "Die Elfen" endete für mich eine fast vierjährige beruflichePhase, in der ich permanent in Gemeinschaftsprojekte eingebunden war. Bei allenpositiven Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe, hatte ich dennoch dasBedürfnis, wieder alleine meinen Weg zu machen, was im Schriftstellerberuf jaauch eher die Regel ist. So sind "Alica und die Dunkle Königin" und"Elfenwinter", meine beiden Romane des Jahres 2005, ohne die Mithilfe vonKollegen entstanden.
Sie sagten bereits, dass Ihnen Wolfgang Hohlbein beimEinstieg ins Verlagsgeschäft geholfen hat. Wie ist es Ihnen gelungen, Ihrenberühmten Kollegen als Co-Autor für die Roman-Trilogie "Das Jahr des Greifen"zu gewinnen? Und wie war die gemeinsame Arbeit?
Ich begegnete Wolfgang Hohlbein zum ersten Mal vor mehr alsfünfzehn Jahren. Damals besuchte ich ihn als Journalist und führte mit ihm einInterview über seine Arbeit als Schriftsteller. Einige Jahre später befassteich mich in einem Teil meiner Magisterarbeit mit seinem Roman "Hagen vonTronje". Wir begegneten uns erneut, und ich stellte ihm das Konzept für einenRomanzyklus vor. Er war von der Romanidee so begeistert, dass er mir seineUnterstützung versprach und gleich auch einige Verbesserungsvorschlägeeinbrachte. So hatte ich das Glück, dass mir als Autor die lange Phase desKlinkenputzens bei den Verlagen erspart blieb. Wolfgang half mir dabei, dieTrilogie bei Bastei Lübbe unterzubringen. Und leichte Zweifel des Lektors, obich denn überhaupt schreiben könnte, wischte er mit dem Satz beiseite, dass erim schlimmsten Fall meine Texte intensiv überarbeiten würde. Mir war damalsschon ein wenig mulmig. Ich hatte zwar hunderte Zeitungsartikel undRadiobeiträge verfasst, aber eine Romantrilogie, das waren ganz neueDimensionen. Die Arbeit mit Wolfgang gestaltete sich so, dass er mir rechtfreie Hand liess und vor allem dann eingriff, wenn ich auf dem Weg war, mich zuvergaloppieren und den roten Faden der Geschichte aus den Augen zu verlieren.Gemeinsam entwickelten wir den Plot und die Charaktere, und er half mir mitvielen praktischen Tipps, die man in keinem Lehrbuch über das Schreiben findet.Aus der gemeinsamen Arbeit entwickelte sich eine Freundschaft. Seit dieserErfahrung versuche auch ich, jungen Kolleginnen und Kollegen zu helfen, wennsich die Möglichkeit dazu bietet. Ich hatte das Glück, dass gleich mein erstesBuch veröffentlicht wurde, und bin mir sehr bewusst, dass dies nicht derübliche Einstieg in den Schriftstellerberuf ist.
Zu ihren Anfängen als Autor: Kann man sagen, dass -ähnlich wie bei Markus Heitz - das Rollenspiel ein hilfreicher Einstieg in dieWelt der Fantasy war? Heitz war ein begeisterter Rollenspieler, Sie selbsthaben Rollenspiel-Romane in der Serie "Das Schwarze Auge" geschrieben. War derWeg zum Fantasy-Autor da in gewisser Weise bereits vorgezeichnet?
Wenn man ein Abenteuer für ein Rollenspiel entwickelt, danngibt es dabei viele Arbeitsschritte, die den Vorarbeiten zu einem Roman ähneln.Man entwickelt den roten Faden für eine Geschichte, arbeitet die Schauplätzeund die Charaktere aus und hofft, dass alles funktioniert. Dann kommen jedochdie Spieler dazu, die diese Geschichte erst wirklich lebendig werden lassen.Als Autor muss man diesen Schritt - in aller Regel - alleine schaffen. Bevorich meine ersten Romane verfasste, habe ich einen Zyklus aus vierRollenspielbänden verfasst, in dem es um die Geschichte der Elfen in der Weltdes Schwarzen Auges ging. Das Thema Elfen beschäftigt mich also schon seit mehrals einem Jahrzehnt. Meine erfolgreichen Rollenspielpublikationen gaben mir denMut, den nächsten Schritt hin zum Autor zu wagen. Dennoch habe ich auch nochmehrere Jahre als Journalist gearbeitet, und es war lange Zeit in der Schwebe,welchen Weg ich endgültig beschreiten würde. Es war das Gefühl, unter ständigemZeitdruck in meinen Reportagen allzu oft nur an der Oberfläche von Geschichtenzu kratzen, das mich dann dazu bewogen hat, mich mit aller Kraft dem Beruf alsSchriftsteller zu widmen.
An Ihren Büchern überzeugt zum einen die unglaubliche Spannung,die den Leser förmlich zum Weiterlesen zwingt, und zum anderen Ihr Vermögen,mit scheinbar bekannten Genres zu spielen und dabei Neues zu erfinden. War dieMöglichkeit, dies zu tun, auch ein Motiv für Sie, in die Welt der Elfeneinzutauchen?
Als ich mit meinem Beruf als Schriftsteller begonnen habe,war ich fasziniert von der Perspektive, mich mit jedem Buch auf etwas wirklichNeues einlassen zu können. Nach einem Jahrzehnt der Praxis ist mir nun klar,wie schwer es ist, eine wirklich neue Geschichte zu verfassen. Ein Weg, mitetwas Glück zumindest originell zu sein, besteht darin, scheinbar festgelegteGenres mit Elementen aus anderen Literaturgenres zu kreuzen. Zum BeispielThrillerstrukturen oder auch Konzepte der höfischen Epik in einen Fantasy-Romanzu bringen. Beides findet sich in "Die Elfen". Des Weiteren versuche ich, eineextreme Polarisierung in Gut und Böse bei meinen Romanfiguren zu vermeiden. DieSchwarzweissmalerei bei der Gestaltung der Charaktere ist einer der häufigstenVorwürfe, den Kritiker gegen die Fantasy-Literatur erheben. Ich schätze es,wenn die Leser die Beweggründe meiner "Schurken" verstehen und vielleicht sogarSympathie für die Antagonisten empfinden. Auch gibt es keine Garantie für einHappy End in meinen Büchern. Aber gerade daraus leitet sich auch die Spannungab. Ich selbst mag Romane, bei denen ich als Leser nicht mit der Gewissheitstarte, dass der Held auf der letzten Seite die Welt wieder in Ordnung gebrachthaben wird. Und solche Bücher versuche ich auch zu schreiben.
Bei der Entwicklung von "Die Elfen" machte die Langlebigkeitdieses Fantasy-Volkes einen besonderen Reiz aus. Sie bot die Möglichkeit, einenRoman zu schreiben, dessen erzählte Zeit ein ganzes Jahrtausend umfasst. EinExperiment, das ich bis dahin noch nicht gewagt hatte. Man erlebt als Leser denAufstieg und Niedergang einer ganzen Kultur in der Welt der Menschen und findetauf Seiten der Elfen doch stets vertraute Figuren wieder, ohne sich inAnbetracht der weiten Zeiträume in Logikprobleme zu verstricken. In der Weltder Menschen hingegen sind es die Orte, die die erzählerischen Konstantenbilden.
Ihre Elfen sind keine stereotypen Wesen. Diesesspätestens seit "Der Herr der Ringe" vielen Lesern bekannte Volk wird von Ihnensehr differenziert beschrieben. Wenn Sie ihn kurz charakterisieren müssten: Wasmacht einen Elfen aus?
Der Anspruch, in dem Bereich, dem er sein Leben widmet,möglichst vollkommen zu sein. Sei es nun eine Berufung zum Flötenspieler,Zauberer oder Schwertkämpfer. Die Tatsache, dass einem Elfen Jahrhunderte zurVerfügung stehen, um sich in seiner Berufung zu entfalten, birgt dabeigleichermassen Chancen wie Gefahren. So lange Zeit zu haben, kann einen lähmenoder aber tatsächlich auf Wege führen, die andere, kurzlebigere Geschöpfeniemals erreichen werden. Daraus resultiert, dass Elfen, wenn sie Menschen oderauch Kentauren oder Kobolden begegnen, schnell arrogant wirken. Wer zu perfektist, der verspielt leicht alle Sympathien. Und welche Herausforderungen gibt esfür solche Geschöpfe? Darauf befriedigende Antworten zu finden, war dieHerausforderung an mich als Autor bei den Romanen "Die Elfen" und"Elfenwinter".
Wie gehen Sie beim Schreiben eigentlich vor? Ihre Weltensind zugleich komplex und perfekt konstruiert. Haben Sie die Struktur desBuches von Beginn an vor Augen?
Wenn ich mit einem neuen Roman beginne, dann habe ich in derRegel ein Hauptthema vor Augen. So geht es in "Elfenwinter" zum Beispiel umverschiedene Aspekte der Vertreibung und darum, wie dieses Trauma bewältigtwerden kann. Wenn ich mit dem ersten Kapitel beginne, steht in der Regel eineSkizze für den Handlungsverlauf und für die wichtigsten Figuren des Romans.Allerdings bleibe ich hier flexibel, da sich erfahrungsgemäss in den vielenMonaten, die ich an einem Roman arbeite, noch etliche neue Ideen einschleichen,die manche Details der Ursprungskonzepte umstossen, verfeinern oderdifferenzieren. Je länger man über eine Geschichte nachdenkt, desto tiefersteigt man in sie ein. Zu den Tücken von Fantasy-Romanen gehört das Ringen mitder neuen Welt, die man erschafft. Ich versuche stets, möglichst plausibleWelten zu erschaffen. Und obwohl es in Fantasy-Welten meist Magie gibt, wehreich mich dagegen, diese Tatsache als leichte Erklärung für jede Logiklücke zu nutzen.Für mich wirkt eine Welt umso packender, je detaillierter sie gestaltet wird.Allerdings tun sich hier wahre Abgründe auf. Die Liebe zum Detail kann leichtganze Arbeitswochen verschlingen. Bei der Konzeption der Gezeitenwelt habe ichzum Beispiel mit zwei befreundeten Geophysikern eine Weltkarte erarbeitet. Unddabei blieb es nicht Ich schätze, die Gezeitenwelt ist wahrscheinlich dieeinzige Fantasy-Welt, für die es Karten der Hoch- und Tiefdruckgebiete gibtsowie Meeresströmungskarten oder Karten zur Plattentektonik.
Sie haben Germanistik, Geschichte und Archäologiestudiert. Sie haben als Journalist unter anderem für den WDR gearbeitet. Siehaben nicht nur Rollenspiel- und Fantasy-Romane, sondern auch historischeRomane geschrieben und arbeiten momentan an einem ganzen Fantasy-Zyklus. WürdenSie sich als Workoholic bezeichnen?
Ich habe das Glück, in meinem Traumberuf zu arbeiten. NeueGeschichten oder gar neue Welten zu ersinnen, macht mir einfach Spass. Und alsAutor habe ich das Privileg, meinen Arbeitstag meist frei gestalten zu können.Das führt zugegebenermassen des Öfteren zu recht langen Arbeitstagen. Allerdingshabe ich eine Frau und eine Tochter, die sehr energisch meine Anwesenheit inihren Welten einfordern, wenn ich es mit meiner Arbeit zu sehr übertreibe. Ichglaube, dass ich kein Workoholic bin, ich würde aber nicht darauf schwören,dass meine Frau diesen Glauben mit mir teilt.
Die Fragenstellte Eva Hepper, Literaturtest.
- Autor: Bernhard Hennen
- 2006, 900 Seiten, mit Schwarz-Weiss-Abbildungen, mit Abbildungen, Masse: 13,4 x 21 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Angela Kuepper
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453521374
- ISBN-13: 9783453521377
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