Eine politische Kultur (in) der Krise?
Die "letzte Generation" der römischen Republik
Zumindest seit Theodor Mommsens klassischem Werk über die römische Geschichte gelten 'Krise und Untergang' der römischen Republik in jeder Hinsicht des vielzitierten Begriffs als ein 'weites Feld' - und heute findet gerade auf diesem zentralen Gebiet der...
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Produktinformationen zu „Eine politische Kultur (in) der Krise? “
Klappentext zu „Eine politische Kultur (in) der Krise? “
Zumindest seit Theodor Mommsens klassischem Werk über die römische Geschichte gelten 'Krise und Untergang' der römischen Republik in jeder Hinsicht des vielzitierten Begriffs als ein 'weites Feld' - und heute findet gerade auf diesem zentralen Gebiet der Alten Geschichte eine internationale und interdisziplinäre Debatte statt, die über die traditionellen Kontroversen über Detailprobleme hinausgeht. Die Beiträge zu dem vorliegenden Band - die durchweg von Altertumswissenschaftlern verschiedener fachlicher Observanz und Ausrichtung stammen, die aber die Beteiligung an dieser Diskussion eint - bieten einerseits differenzierte Bilanzen des derzeitigen Standes dieser Diskussion: Dabei ging und geht es um Ursachen und Anlässe, um strukturelle Bedingungen und kontingente Impulse, um lang- und mittelfristige Prozesse und den Grad ihrer Selbstläufigkeit, um konkrete Brüche und Umbrüche - nicht zuletzt ist es die komplexe Interdependenz der Faktoren, die das erwähnte 'Feld' insgesamt ausmachen. Andererseits entwickeln die Beiträger daraus weiterführende Perspektiven, nehmen Anregungen systematisch auf und testen dabei zum Teil auch das Erklärungspotential bekannter oder neuer Modelle, Konzepte und Kategorien.
Lese-Probe zu „Eine politische Kultur (in) der Krise? “
Karl-Joachim Hölkeskamp Eine politische Kultur (in) der Krise? (S. 1)
Gemässigt radikale Vorbemerkungen zum kategorischen Imperativ der Konzepte
Die Geschichtsphilosophen haben die Welt nur verschieden verändert, es kömmt darauf an, sie zu verschonen."
(Odo Marquard, Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie [Frankfurt 1982] 13)
1. Decline oder Fall: Traditionen und Positionen
Es ist natürlich kein Zufall und auch keine beliebige Laune, dass der Untertitel des vorliegenden Bandes auf Erich Gruens gleichnamiges Buch anspielt. Bekanntlich hat er darin in Auseinandersetzung mit Ronald Symes Römischer Revolution" und (eher implizit) mit Christian Meiers These von der lange vor ihrem akuten Ausbruch strukturell angelegten und sich als autonomer Prozess" entfaltenden Krise ohne Alternative" einen Gegenentwurf zu solchen Modellen entwickelt, die er für Varianten einer Art Orthodoxie hielt:
Keineswegs sei eine anpassungs- und reformunfähige res publica amissa letztlich zwangsläufig in Kriegen und Bürgerkriegen endgültig untergegangen und ebenso historisch notwendig durch ein System ersetzt worden, dass den Anforderungen imperialer Herrschaft gewachsen war.
Kurz und bündig brachte Gruen seine Kritik an dieser angeblichen Orthodoxie mit ihrer irreführenden Fixierung auf underlying causes" und abstract explanations" und zugleich seinen Gegenentwurf in einer Formel auf den Punkt: Civil war caused the fall of the Republic not vice versa."
Diese revisionistische Umkehrung versuchte Gruen zu konkretisieren, indem er das Bild eines durch Sullas Reformen sogar stabilisierten Systems der aristokratischen Republik zeichnete, das bis in die letzten Monate vor Caesars Übergang über den Rubicon im Januar 49 v. Chr. durchaus funktionsfähig geblieben sei und zumeist tatsächlich funktioniert hätte mithin eines Systems, das selbst noch zwischen 80 und 50 v. Chr. viel stärker durch die
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Kontinuitäten der traditionellen senatorischen Herrschaftspraxis auf allen Ebenen als durch Störungen der Ordnung, Konfrontationen und akute Krisen respektive durch (darauf reagierende) Innovationen geprägt gewesen sei.
Diese radikal revisionistische Sicht des Untergangs der Republik ohne vorherige Krise hat sich zumindest als reine Lehre nicht allgemein durchgesetzt das war eigentlich auch nicht zu erwarten.
Aber die implizit dahinter stehenden alten und neuen Fragen also nicht nur die traditionelle Frage nach der Rolle der Hegel schen kolossalen Individualitäten", nach den Spielräumen ihrer Entfaltung und natürlich nach der historischen Bedeutung Caesars waren und sind damit ja weder beantwortet, noch haben sie sich etwa gar von selbst erledigt:
Das gilt nicht nur für die Frage nach dem Verhältnis von dignitas-Anspruch, Legitimität und Legalität in diesem konkreten, letztlich entscheidenden Fall8, sondern auch und insbesondere (aber keineswegs allein) für die grundsätzlichen Fragen nach den Potentialen und Kapazitäten des Managements, der Bewältigung oder Einhegung von Konflikten und Krisen eines oligarchischen Herrschaftssystems, das sich doch zuvor jahrhundertelang gerade durch seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ausgezeichnet hatte.
Und das gilt auch und zugleich natürlich für die Frage nach Art, Bedeutung und Rolle der Kontingenz in einem ja eigentlich als systemisch vernetzt zu denkenden komplexen autonomen Prozess". Eine erneute, intensive Auseinandersetzung um dieses (und andere) Raster der Konzeptualisierung und Deutung lohnt sich nicht nur vor dem Hintergrund der etwas verkürzt sogenannten Millar-Debatte um den, so Millars absichtsvoll antiquierte Diktion, politischen Charakter" der Republik darauf wird noch zurückzukommen sein.
Diese radikal revisionistische Sicht des Untergangs der Republik ohne vorherige Krise hat sich zumindest als reine Lehre nicht allgemein durchgesetzt das war eigentlich auch nicht zu erwarten.
Aber die implizit dahinter stehenden alten und neuen Fragen also nicht nur die traditionelle Frage nach der Rolle der Hegel schen kolossalen Individualitäten", nach den Spielräumen ihrer Entfaltung und natürlich nach der historischen Bedeutung Caesars waren und sind damit ja weder beantwortet, noch haben sie sich etwa gar von selbst erledigt:
Das gilt nicht nur für die Frage nach dem Verhältnis von dignitas-Anspruch, Legitimität und Legalität in diesem konkreten, letztlich entscheidenden Fall8, sondern auch und insbesondere (aber keineswegs allein) für die grundsätzlichen Fragen nach den Potentialen und Kapazitäten des Managements, der Bewältigung oder Einhegung von Konflikten und Krisen eines oligarchischen Herrschaftssystems, das sich doch zuvor jahrhundertelang gerade durch seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ausgezeichnet hatte.
Und das gilt auch und zugleich natürlich für die Frage nach Art, Bedeutung und Rolle der Kontingenz in einem ja eigentlich als systemisch vernetzt zu denkenden komplexen autonomen Prozess". Eine erneute, intensive Auseinandersetzung um dieses (und andere) Raster der Konzeptualisierung und Deutung lohnt sich nicht nur vor dem Hintergrund der etwas verkürzt sogenannten Millar-Debatte um den, so Millars absichtsvoll antiquierte Diktion, politischen Charakter" der Republik darauf wird noch zurückzukommen sein.
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Inhaltsverzeichnis zu „Eine politische Kultur (in) der Krise? “
Beiträge von Karl-Joachim Hölkeskamp, Uwe Walter, Hans Beck, Jean-Michel David, Wilfried Nippel, Frank Bücher, Robert Morstein-Marx, Martin Jehne, Tonio Hölscher, Giuseppe Zecchini, Egon Flaig
Bibliographische Angaben
- 2009, XII, 222 Seiten, Masse: 15,9 x 24,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Karl-Joachim Hölkeskamp
- Verlag: OLDENBOURG
- ISBN-10: 3486590537
- ISBN-13: 9783486590531
- Erscheinungsdatum: 21.10.2009
Rezension zu „Eine politische Kultur (in) der Krise? “
"Gleichwohl ist klar, dass die in München am Historischen Kolleg versammelten hervorragenden Kenner der römischen Republik viel Bemerkenswertes zu bieten hatten..." Museum Helveticum, Vol. 67 (Dezember 2010) "Dem Herausgeber des Bandes ist dafür zu danken, dass er diese (...) durchweg anregenden Einzelstudien gesammelt vorgelegt hat." Klio, Nr. 2/2011,Vol. 93 "...zweifellos wurden hier wichtige Anstösse für zukünftige fruchtbare Diskussionen gegeben." Das Historisch-Politische Buch, Heft 3/2011
Pressezitat
"Gleichwohl ist klar, dass die in München am Historischen Kolleg versammelten hervorragenden Kenner der römischen Republik viel Bemerkenswertes zu bieten hatten..." Museum Helveticum, Vol. 67 (Dezember 2010) "Dem Herausgeber des Bandes ist dafür zu danken, dass er diese (...) durchweg anregenden Einzelstudien gesammelt vorgelegt hat." Klio, Nr. 2/2011,Vol. 93 "...zweifellos wurden hier wichtige Anstösse für zukünftige fruchtbare Diskussionen gegeben." Das Historisch-Politische Buch, Heft 3/2011
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