Eine Frage der Zeit
Roman
Drei deutsche Werftarbeiter und ihre Odyssee im Herzen Afrikas
Drei Männer transportieren für Kaiser Wilhelm ein Dampfschiff in Einzelteilen nach Afrika, um es am Tanganikasee zusammenzubauen. Zu Beginn der Odyssee sind die drei norddeutschen Werftarbeiter...
Drei Männer transportieren für Kaiser Wilhelm ein Dampfschiff in Einzelteilen nach Afrika, um es am Tanganikasee zusammenzubauen. Zu Beginn der Odyssee sind die drei norddeutschen Werftarbeiter...
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Produktinformationen zu „Eine Frage der Zeit “
Drei deutsche Werftarbeiter und ihre Odyssee im Herzen Afrikas
Drei Männer transportieren für Kaiser Wilhelm ein Dampfschiff in Einzelteilen nach Afrika, um es am Tanganikasee zusammenzubauen. Zu Beginn der Odyssee sind die drei norddeutschen Werftarbeiter fasziniert vom kolonialen Charme Deutsch-Ostafrikas, aber dann bricht der Erste Weltkrieg aus. Plötzlich werden Nachbarn zu Feinden und Gegner zu Freunden. Keiner will, aber jeder muss Krieg führen vor der pittoresken Kulisse des tropischen Sees. Und jeder versucht, mit heiler Haut davonzukommen in einer aus den Fugen geratenden Welt.
Drei Männer transportieren für Kaiser Wilhelm ein Dampfschiff in Einzelteilen nach Afrika, um es am Tanganikasee zusammenzubauen. Zu Beginn der Odyssee sind die drei norddeutschen Werftarbeiter fasziniert vom kolonialen Charme Deutsch-Ostafrikas, aber dann bricht der Erste Weltkrieg aus. Plötzlich werden Nachbarn zu Feinden und Gegner zu Freunden. Keiner will, aber jeder muss Krieg führen vor der pittoresken Kulisse des tropischen Sees. Und jeder versucht, mit heiler Haut davonzukommen in einer aus den Fugen geratenden Welt.
Klappentext zu „Eine Frage der Zeit “
Drei deutsche Werftarbeiter und ihre Odyssee im Herzen AfrikasDrei Männer transportieren für Kaiser Wilhelm ein Dampfschiff in Einzelteilen nach Afrika, um es am Tanganikasee zusammenzubauen. Zu Beginn der Odyssee sind die drei norddeutschen Werftarbeiter fasziniert vom kolonialen Charme Deutsch-Ostafrikas, aber dann bricht der Erste Weltkrieg aus. Plötzlich werden Nachbarn zu Feinden und Gegner zu Freunden. Keiner will, aber jeder muss Krieg führen vor der pittoresken Kulisse des tropischen Sees. Und jeder versucht, mit heiler Haut davonzukommen in einer aus den Fugen geratenden Welt.
Lese-Probe zu „Eine Frage der Zeit “
Blind und irr vor Erschöpfung kletterte Anton Rüter den Bahndamm hinauf, dem er seit der Morgendämmerung entgegengelaufen war. Zwischen den Büscheln harten Buschgrases raschelten Schlangen und Echsen, hoch über ihm brannte die Sonne, und hinter ihm lag das Hochland Ostafrikas, das nun, zu Beginn der Regenzeit, über Hunderte von Kilometern überschwemmt war. Zehn Tage lang hatte er allein die geflutete Steppe durchwandert. Nachts hatte er sich an Bäume gelehnt und knietief im Wasser stehend stundenweise geschlafen; manchmal war er auch, umschwärmt von Wolken von Stechmücken, auf die Spitze eines Termitenhügels geklettert und hatte sich wie ein Hund zusammengerollt. Gegessen hatte er die rohen Kadaver ertrunkener Tiere, die sich in den Ästen gestürzter Bäume verfangen hatten, und getrunken das brackige Wasser, durch das er gewatet war. Sein Haar war filzig, der Bart lang, die nackten Beine waren übersät mit Dschungelgeschwüren. Seine Uniform, die in Fetzen an ihm herunterhing, war ein phantastisches Sammelsurium aus den Schlachtfeldern, über die er geflohen war. Die Jacke hatte er einem toten belgischen Askari abgenommen, die kurze Hose einem rhodesischen Sergeanten, den Tropenhelm einem südafrikanischen Offizier. Die Sandalen hatte er selbst geschustert aus den Überresten seiner eigenen Stiefel.Nun lag er bäuchlings zwischen den Gleisen und presste das Gesicht auf den rostroten Schotter, horchte ins ohrenbetäubende Gekreisch der Zikaden und wagte es nicht, auf die andere Seite des Damms hinunterzuspähen. Anton Rüter wusste nicht, worauf er hoffen sollte. Falls sich, was er befürchtete, auch hinter dem Gleis bis zum Horizont das wüste, überschwemmte Grasland hinzog, würde er an Hunger und Entkräftung sterben. Wenn dort aber ein Eingeborenendorf lag, würde man ihn totschlagen wie einen Hund. Und falls er auf Soldaten stiess, würde man ihn erschiessen, hängen oder bestenfalls in Ketten legen.
Da stach ihm ein Geruch in die Nase - der Duft von heissem Haferbrei. Anton
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Rüter schnupperte, ungläubig erst noch, dann voller Gier. Kein Zweifel, seine von langem Hunger geschärften Sinne täuschten ihn nicht. Das war Haferbrei, vermutlich ohne Zucker und Salz zwar, wie ihn die Briten mochten, und höchstwahrscheinlich mit Wasser statt mit Milch zubereitet - aber unbestreitbar Haferbrei. Er hob den Kopf, fasste mit beiden Händen die glühend heisse Schiene und zog sich vorwärts - und als er am Rand des Bahndamms anlangte, hatte er keinen Blick für den Trupp "King's African Rifles", der einen Steinwurf entfernt am Rande eines Wäldchens ihr Lager aufgeschlagen hatten. Er nahm keine Notiz von den fünf Panzerautos, den Minenwerfern, Maschinengewehren und den Bergen von Munitionskisten, er ignorierte die dreissig sauber gekämmten Männer in ihren tadellosen Uniformen, die ihre Zelte aufschlugen, Proviant ausluden, im Schatten der Bäume ruhten. Nur für eines hatte Anton Rüter Augen - das war der duftende Kupferkessel, der fahrlässig unbewacht abseits der Zelte am Waldrand über einem Feuer hing. Er rappelte sich auf und stürzte hinunter, griff sich den Kessel und torkelte dem Wäldchen entgegen, hörte nicht die überraschten Ausrufe der Engländer, auch nicht das Bellen der Hunde und das Pfeifen der Pistolenschüsse, verschwand im schützenden Dunkel zwischen den Bäumen und fiel nach wenigen Schritten samt Kessel und Haferbrei in eine Bachschlucht hinunter, die er im dichten Unterholz nicht hatte sehen können. Als er zerschunden, zerschlagen und verbrüht vom heissen Haferbrei am Grund der Schlucht wieder zu sich kam, verkroch er sich unter dem Wurzelstock eines umgestürzten Baumes, lauschte dem Hundegebell und den Stimmen der Männer, und da sie nicht näher zu kommen schienen, leckte er sich den Haferbrei vom Leib in der Gewissheit, dass man ihn über kurz oder lang finden würde. Dann schlief er ein und vergass den Kessel und die Pistolenschüsse, die Hunde und den Bahndamm und das endlose Wasser und überhaupt alles, was er in den letzten vier Jahren erlebt, erduldet und getan hatte.
Nachts kamen die Flusspferde Es ist ja nicht so, dass der Mensch sich in jedem Augenblick seines Lebens darüber Rechenschaft gibt, wie wichtig oder belanglos die Dinge sind, die er so treibt, während die Zeit vergeht. Jeder rührt seinen Teig, schleppt seinen Stein, striegelt sein Pferd. Man hat Zahnschmerzen und macht Pläne, isst Suppe und geht sonntags spazieren; und ehe man es sich versieht, ist eine Pyramide gebaut, eine Millionenstadt mit Brot versorgt, ein Zarenreich gestürzt. Grosse Taten, unsterbliche Werke - die vollbringt man nicht im Vollgefühl ihrer Bedeutsamkeit; man mag sich nicht unablässig selbst befragen. Sonntags vielleicht, und an Silvester. Aber doch nicht bei der Arbeit.
Schiffbaumeister Anton Rüter zerbrach sich gewiss nicht den Kopf über die historische Bedeutsamkeit des Augenblicks, als ihn die Fabriksirene der Papenburger Meyer Werft am 20. November 1913 kurz nach halb elf Uhr zur Schiffstaufe rief. Eine Pause war eine Pause. Es würde Ansprachen und Branntwein für alle geben, und dann Tabak in jenen langen, holländischen Tonpfeifen, die die Werft für solche Anlässe kistenweise auf Lager hielt. Er durchmass mit sparsamen Schritten den Maschinenraum des nagelneuen Schiffes, schob vorsichtig am Dampfregler und lauschte dem Gleiten der Kolben, dem Summen der Räder und dem Zischen der Ventile. Während draussen die Kapelle des Papenburger Turnvereins "Heil dir im Siegerkranz" spielte, kontrollierte er die Spannung des Stromgenerators, warf einen Blick in die Feuerluken und vergewisserte sich, dass der Frischwasserhahn offen war. Er war stolz auf das Schiff. Die Götzen war sein Schiff - das grösste und schönste Schiff, das je in Papenburg gebaut worden war. Rüter hatte sich das Schiff ausgedacht, er hatte die ersten Pläne gezeichnet und zehn Monate lang den Bau geleitet, und die wichtigsten und heikelsten Arbeiten hatte er eigenhändig ausgeführt. Seit der Kiellegung hatte er seine Tage im Gerippe des Schiffsrumpfs verbracht, und oft auch die Nächte; wenn er wach war, hatten seine Gedanken um das Schiff gekreist, und wenn er schlief, hatte er von ihm geträumt. Und jetzt war es fertig. Die Maschinen liefen rund, der Dampfdruck war stabil. Darüber, dass er das Schiff gleich nach der Taufe wieder in seine kleinsten Einzelteile zerlegen würde, grübelte Anton Rüter nicht nach. Das war nun mal seine Aufgabe, und technisch würde es keine Schwierigkeiten geben. Er wischte sich mit einem Lappen die Hände ab und stieg hinauf aufs Hauptdeck.generators, warf einen Blick in die Feuerluken und vergewisserte sich, dass der Frischwasserhahn offen war. Er war stolz auf das Schiff. Die Götzen war sein Schiff - das grösste und schönste Schiff, das je in Papenburg gebaut worden war. Rüter hatte sich das Schiff ausgedacht, er hatte die ersten Pläne gezeichnet und zehn Monate lang den Bau geleitet, und die wichtigsten und heikelsten Arbeiten hatte er eigenhändig ausgeführt. Seit der Kiellegung hatte er seine Tage im Gerippe des Schiffsrumpfs verbracht, und oft auch die Nächte; wenn er wach war, hatten seine Gedanken um das Schiff gekrei
Nachts kamen die Flusspferde Es ist ja nicht so, dass der Mensch sich in jedem Augenblick seines Lebens darüber Rechenschaft gibt, wie wichtig oder belanglos die Dinge sind, die er so treibt, während die Zeit vergeht. Jeder rührt seinen Teig, schleppt seinen Stein, striegelt sein Pferd. Man hat Zahnschmerzen und macht Pläne, isst Suppe und geht sonntags spazieren; und ehe man es sich versieht, ist eine Pyramide gebaut, eine Millionenstadt mit Brot versorgt, ein Zarenreich gestürzt. Grosse Taten, unsterbliche Werke - die vollbringt man nicht im Vollgefühl ihrer Bedeutsamkeit; man mag sich nicht unablässig selbst befragen. Sonntags vielleicht, und an Silvester. Aber doch nicht bei der Arbeit.
Schiffbaumeister Anton Rüter zerbrach sich gewiss nicht den Kopf über die historische Bedeutsamkeit des Augenblicks, als ihn die Fabriksirene der Papenburger Meyer Werft am 20. November 1913 kurz nach halb elf Uhr zur Schiffstaufe rief. Eine Pause war eine Pause. Es würde Ansprachen und Branntwein für alle geben, und dann Tabak in jenen langen, holländischen Tonpfeifen, die die Werft für solche Anlässe kistenweise auf Lager hielt. Er durchmass mit sparsamen Schritten den Maschinenraum des nagelneuen Schiffes, schob vorsichtig am Dampfregler und lauschte dem Gleiten der Kolben, dem Summen der Räder und dem Zischen der Ventile. Während draussen die Kapelle des Papenburger Turnvereins "Heil dir im Siegerkranz" spielte, kontrollierte er die Spannung des Stromgenerators, warf einen Blick in die Feuerluken und vergewisserte sich, dass der Frischwasserhahn offen war. Er war stolz auf das Schiff. Die Götzen war sein Schiff - das grösste und schönste Schiff, das je in Papenburg gebaut worden war. Rüter hatte sich das Schiff ausgedacht, er hatte die ersten Pläne gezeichnet und zehn Monate lang den Bau geleitet, und die wichtigsten und heikelsten Arbeiten hatte er eigenhändig ausgeführt. Seit der Kiellegung hatte er seine Tage im Gerippe des Schiffsrumpfs verbracht, und oft auch die Nächte; wenn er wach war, hatten seine Gedanken um das Schiff gekreist, und wenn er schlief, hatte er von ihm geträumt. Und jetzt war es fertig. Die Maschinen liefen rund, der Dampfdruck war stabil. Darüber, dass er das Schiff gleich nach der Taufe wieder in seine kleinsten Einzelteile zerlegen würde, grübelte Anton Rüter nicht nach. Das war nun mal seine Aufgabe, und technisch würde es keine Schwierigkeiten geben. Er wischte sich mit einem Lappen die Hände ab und stieg hinauf aufs Hauptdeck.generators, warf einen Blick in die Feuerluken und vergewisserte sich, dass der Frischwasserhahn offen war. Er war stolz auf das Schiff. Die Götzen war sein Schiff - das grösste und schönste Schiff, das je in Papenburg gebaut worden war. Rüter hatte sich das Schiff ausgedacht, er hatte die ersten Pläne gezeichnet und zehn Monate lang den Bau geleitet, und die wichtigsten und heikelsten Arbeiten hatte er eigenhändig ausgeführt. Seit der Kiellegung hatte er seine Tage im Gerippe des Schiffsrumpfs verbracht, und oft auch die Nächte; wenn er wach war, hatten seine Gedanken um das Schiff gekrei
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Autoren-Porträt von Alex Capus
Alex Capus, geboren 1961 in Frankreich, studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie in Basel und arbeitete während und nach seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Tageszeitungen und bei der Schweizer Depeschenagentur. 1994 veröffentlichte Alex Capus seinen ersten Erzählband, dem seitdem neun weitere Bücher mit Kurzgeschichten, historischen Reportagen und Romanen folgten. Capus verbindet sorgfältig recherchierte Fakten mit fiktiven Erzählebenen, in denen er die persönlichen Schicksale seiner Protagonisten einfühlsam beschreibt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt; für seine schriftstellerische Arbeit erhielt er zahlreiche Preise. Daneben hat Capus auch als kongenialer Übersetzer von Romanen des US-amerikanischen Autors John Fante gewirkt. Alex Capus lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Olten/Schweiz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Alex Capus
- 2009, 304 Seiten, Masse: 12 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 344273911X
- ISBN-13: 9783442739110
- Erscheinungsdatum: 05.10.2009
Rezension zu „Eine Frage der Zeit “
"Höchst unterhaltsam und mit einem enormen Sog: ein Buch zum Träumen, zum Schmunzeln, zum Nachdenken, das einem im Gedächtnis bleibt." Deutschlandradio
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