Die Orks
Die Orks führen einen erbitterten Krieg gegen die Menschen. Stryke, Anführer der erfolgreichsten Ork-Söldner, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll ein magisches Instrument wiederbeschaffen, mit dessen Hilfe der Feind...
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Die Orks führen einen erbitterten Krieg gegen die Menschen. Stryke, Anführer der erfolgreichsten Ork-Söldner, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll ein magisches Instrument wiederbeschaffen, mit dessen Hilfe der Feind zurückgeschlagen werden könnte. Doch der Trupp der Vielfraße hat nicht damit gerechnet, dass auch Menschen und Kobolde es auf das Artefakt abgesehen haben.
Eine dramatische Jagd beginnt.
''Der größte Spaß, den Sie je mit einem Haufen Orks haben werden!''
Tad Williams
Die Orks von Stan Nicholls
LESEPROBE
Manche tragen es mit Würde und Nachsicht, wenn sie ihren Willennicht bekommen. Andere betrachten Hemmnisse für ihre Zufriedenheit alsunerträgliche Bürden. Erstere verkörpern einen bewundernswerten Gleichmut.Letztere sind gefährlich.
Königin Jennesta gehörte mit Bestimmtheit in die zweiteKategorie. Und sie wurde langsam ungeduldig.
Der Kriegstrupp, den sie mit der geheiligten Missionbeauftragt hatte, die Vielfrasse, war noch nicht zurückgekehrt. Sie wusste, dassdie Schlacht vorbei und zu ihren Gunsten ausgegangen war, aber sie hatten ihrerHerrscherin nicht gebracht, was sie ersehnte.
Wenn sie kamen, würde sie ihnen bei lebendigem Leib die Hautabziehen lassen. Falls sie versagt hatten, erwartete sie ein weit schlimmeresSchicksal.
Eine Unterhaltung war für sie vorbereitet worden, währendsie wartete. Sie war nötig und praktisch und versprach noch dazu ein gewissesVergnügen. Wie üblich, würde sie hier in ihrem Allerheiligsten stattfinden,dem innersten ihrer Privatgemächer.
Die Kammer, tief unter ihrem Palast in Grabhügelstein, waraus Stein. Ein Dutzend Säulen stützten die leicht gewölbte Decke. Ein paarverstreute Kerzenleuchter und tropfende Fackeln sorgten für gerade genug Licht,denn Jennesta bevorzugte Schatten.
Wandbehänge stellten komplizierte kabbalistische Symboledar. Die vom Zahn der Zeit angenagten Granitplatten des Bodens waren mitWebteppichen bedeckt, deren Muster von gleichermassen geheimnisvoller Artwaren. Ein hochlehniger Holzstuhl, kunstfertig geschnitzt, aber doch keinrichtiger Thron, stand neben einer Eisenpfanne mit glühenden Kohlen.
Zwei Dinge beherrschten den Raum. Das eine war ein Quader ausschwarzem Marmor, der als Altar diente. Das andere befand sich vor undunterhalb des Altars, war aus demselben Material, nur weiss, und hatte die Formeines langen niedrigen Tisches oder einer Couch.
Ein silberner Kelch stand auf dem Altar. Daneben lag ein Krummdolch,dessen Knauf mit goldenen Intarsien verziert und in dessenKlinge Runenzeichen eingeätzt waren. Wiederum daneben lag ein kleiner Hammermit schwerem, abgerundetem Kopf. Er war auf ähnliche Weise verziert undbeschriftet.
An beiden Enden der Marmorplatte waren Handschellen angebracht.Sie strich langsam und sacht mit den Fingerspitzen über ihre Oberfläche. Dieglatte Kühle des Marmors fühlte sich sinnlich an.
Ein Klopfen an der beschlagenen Eichentür unterbrach ihreVersunkenheit.
»Herein.«
Zwei Imperiale Wachen scheuchten einen menschlichen Gefangenenmit ihren Speerspitzen in das Gemach. Mit Ketten an Händen und Füssengefesselt, trug der Mann nur ein Lendentuch. Etwa dreissig Lenze alt, war er eintypisches Exemplar seiner Rasse, da er die Orks, die ihn vor sich her trieben,um Kopf und Schultern überragte. Blutergüsse verfärbten sein Gesicht. Seineblonden Haupt- und Barthaare waren blutverkrustet. Er ging steif, was teils anden Fussfesseln lag, hauptsächlich aber an der Auspeitschung, die ihm nachseiner Gefangennahme in der Schlacht verabreicht worden war. Sein Rücken warkreuz und quer mit leuchtend roten Striemen übersät.
»Ah, mein Gast ist eingetroffen. Sei gegrüsst.« Der honigsüsseTonfall der Königin war blanker Hohn.
Er sagte nichts.
Während sie sich mit trägen Bewegungen näherte, riss eineder Wachen an der Kette, mit welcher die Handgelenke des Gefangenen gefesseltwaren. Der Mann zuckte zusammen. Jennesta begutachtete seine robuste,muskulöse Gestalt und kam zu dem Schluss, dass er für ihre Zwecke geeignet war.
Er musterte sie daraufhin seinerseits, und seine Mieneverriet unzweifelhaft, dass ihn verwirrte und bestürzte, was er sah.
Mit der Form ihres Gesichts stimmte etwas nicht. Es war einwenig zu platt, eine Spur breiter an den Schläfen, als es hätte sein dürfen,und es verjüngte sich zu einem Kinn, das spitzer war, als angemessen schien.Ebenholzfarbene Haare mit so ausgeprägtem Glanz, dass sie nass aussahen, fielenbis zur Taille. Ihre dunklen, unergründlichen Augen hatten eine Schräglage, dieihre ausserordentlich langen Wimpern nur noch betonten. Die Nase war ein weniggebogen, und der Mund wirkte übermässig breit.
Eigentlich war nichts davon unangenehm. Vielmehr war es so, alsseien ihre Züge eine Abweichung von der Norm der Natur und ihrer ganz eigenenEvolution gefolgt. Das Resultat war verblüffend.
Auch ihre Haut war nicht ganz richtig. Der flackernde Kerzenscheinerweckte in diesem Augenblick den Eindruck einer smaragdgrünen Tönung und imnächsten den eines silbrigen Glanzes, als sei sie mit winzigsten Fischschuppenbedeckt. Sie trug ein langes scharlachrotes Kleid, das ihre Schulternunbedeckt liess und an den Umrissen ihres üppigen Körpers klebte. Ihre Füssewaren nackt.
Sie war ohne jeden Zweifel attraktiv. Aber ihre Schönheithatte etwas entschieden Beunruhigendes. Ihre Wirkung auf den Gefangenenbestand darin, dass sie einerseits sein Blut in Wallung brachte undandererseits Gefühle der Abscheu in ihm hervorrief. In einer Welt, in der esvon rassischer Vielfalt nur so wimmelte, lag sie ausserhalb seinesErfahrungshorizonts.
»Du erweist mir nicht die gebührende Achtung«, sagte sie.Ihre bemerkenswerten Augen waren faszinierend. Sie weckten in ihm das Gefühl,nichts vor ihnen verbergen zu können.
Der Gefangene riss sich aus den Tiefen diesesverschlingenden Blicks. Trotz seiner Schmerzen lächelte er, wenn auch zynisch.Er warf einen Blick auf die Ketten, die ihn banden, und ergriff zum ersten Maldas Wort. »Selbst wenn ich dazu bereit wäre, könnte ich es nicht.«
Jennestas Lächeln war zutiefst beunruhigend. »Es wird meinenWachen ein Vergnügen sein, dir behilflich zu sein«, erwiderte sie fröhlich.
Die Soldaten zwangen ihn grob auf die Knie.
»Das ist schon besser.« Aus ihrer Stimme troff künstlicheLieblichkeit.
Ob der zusätzlichen Unannehmlichkeit keuchend, fielen ihm ihreHände auf. Ihre schlanken Finger mit den langen spitzen Nägeln grenzten ansAbnormale. Sie trat neben ihn und streckte eine Hand aus, um die Striemen aufseinem Rücken zu berühren. Das geschah sanft, aber er zuckte dennoch zusammen.Sie zog die hochroten Linien mit den Spitzen ihrer Nägel nach, was Rinnsale frischenBluts daraus hervorquellen liess. Er stöhnte. Sie unternahm keinen Versuch, ihrBehagen zu verbergen.
(...)
© 2004 Piper Verlag GmbH
Übersetzung: Christian Jentzsch
Interviewmit StanNicholls
Der Anführer der Orks, HauptmannStryke, hat die Mission, ein magisches Instrument zu beschaffen, und muss sichdabei mit allerhand Kobolden und menschlichen Wesen auseinandersetzen. Dabeischeint der Alltag der Krieger vor allem aus Gemetzeln und Essen zu bestehen?!
Ich habe jagerade deshalb über die Orks geschrieben, weil ich ausdrücken wollte, dass siemehr tun, als nur zu kämpfen und zu essen. Mir schien es, als seien sie in derFantasy-Literatur immer als eindimensionale Figuren dargestellt worden - wiePappfiguren, die einzig und allein "Schwertfutter" sind. Aber wie jede andereSpezies auch haben sie vermutlich eine eigene Kultur; sie haben eineGeschichte, Glauben, Hoffnungen, Ängste, Ambitionen, Träume Ich machte es mirzur Aufgabe, diese Leerstellen auszufüllen und den Orks zu einer Zivilisation -ein besseres Wort fällt mir nicht ein - zu verhelfen. Ausserdem dachte ich, eswäre eine gute Idee, ihnen Gefühle zu verleihen, die über Boshaftigkeit undHass, die üblichen Zuschreibungen also, hinausgehen. Mein Ziel war es, ihrenCharakter "abzurunden". Und ich wollte sie auf alle Fälle sympathischer machen.
Sie treten also an, um die Orks zurehabilitieren, nachdem sie im "Herr der Ringe" ja zum Inbegriff des Bösengeworden waren. Woher kommt diese Affinität zu den Vielfrassen?
Es sind dieGewinner, die Geschichte machen. Als ich meine Romane konzipierte, war einGedanke, dass die Orks so geschmäht wurden, weil sie auf der Verliererseitesind. Sie bekamen "schlechte Presse", wie Sie vielleicht sagen würden. Alsowollte ich die Welt aus ihrer Perspektive betrachten und sie stärken, indem ichzur Abwechslung die Menschen als Bösewichter darstellte. Dass ich die Orkssympathischer darstellen will, hat wohl mit meiner Begeisterung für Aussenseiterzu tun. Die meisten Schriftsteller sind bis zu einem bestimmten GradAussenseiter, wenn nicht sogar ausgesprochene Soziopathen. Das ist eines derDinge, die ich mit meinen Büchern zum Ausdruck bringen will: Es ist in Ordnung,anders zu sein! In einer Zeit, in der viele Politiker und die Medienmeute unsdazu auffordern, misstrauisch und sogar ablehnend zu Leuten aus anderen Ländernoder fremden Kulturen zu sein, ist es meiner Ansicht nach wichtig, Unterschiedezu verteidigen. Es wird eine Menge Druck - wirtschaftlicher und anderer Natur -auf jeden von uns ausgeübt, sich konform zu verhalten; du weisst, du musst einenbestimmten Markenartikel tragen, eine bestimmte Musikrichtung hören, eine"akzeptable" Figur haben usw. Wir werden in Schafe verwandelt. Ich glaube, dassmeine Aussage, dass es in Ordnung ist, anders zu sein und seinen eigenen Kopfzu haben, einer der Gründe ist, warum meine Bücher so viele junge Lesergefunden hat.
Wie würden Sie den Charakter eines Orksbeschreiben?
Mmh, ich glaube,Ärger möchte man nicht haben mit einem Ork! Andererseits wäre man froh, imKampf einen Ork an seiner Seite zu wissen. Meine Orks sind nicht einfachhirnlose Tötungsmaschinen. Sie sind auf jeden Fall harte und grausame Kämpfer.Aber sie haben auch eine gewisse Vornehmheit. Sie wurden geboren um zu kämpfen,aber das macht sie nicht schlecht oder boshaft. Eine Frau zum Beispiel brauchtsich vor meinen Orks nicht zu fürchten. Es sei denn, sie erhebt das Schwert.Dann wird man auf jeden Fall ohne Gnade niedergemacht. Die Orks mögen einekriegerische Spezies sein, aber sie haben Ehre.
War Ihre Zukunft als Fantasy-Autor eigentlichschon vorgezeichnet? Sie waren seit Ihrer Kindheit Fantasy-begeistert und habendanach als Buchhändler und Forschungsassistent in diesem Bereich gearbeitet.
Ich wollte immerSchriftsteller werden. Und tatsächlich habe ich bereits mit neun Jahren meinenersten Versuch unternommen, einen Roman zu schreiben. Es war eineScience-Fiction-Geschichte, in der es eine Gruppe Kinder mit UFOs zu tun bekam.Ich schrieb diesen so genannten Roman in ein Notizbuch, wie es Reporterbenutzen. Es hatte linierte Seiten, die ich mit roten Buntstiften füllte. Mirwar bekannt, dass Bücher gewöhnlich über etwas verfügten, dass man Kapitelnennt. Aber ich hatte keine Ahnung, wie lang die sein müssten. Also begann ichauf jeder Seite ein neues Kapitel. Natürlich war das alles kompletter Müll! Wasich aber damit sagen will, ist, dass ich schon immer den Drang hatte,Geschichten zu erzählen und zu schreiben. Darüber hinaus war ich immer sehrfasziniert von fantastischen und wundersamen Dingen. Allerdings würde ich nichtsagen, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ich ein professionellerSchriftsteller war - es ist einfach so schwer, eine Karriere als Autor zumachen. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren ausschliesslich mit demSchreiben. Und so lange hat es auch gedauert, mich zu etablieren.
Während Ihrer verschiedenen Tätigkeiten alsLektor, Buchhändler etc. hatten Sie ausreichend Gelegenheit, Fantasy-Literaturzu lesen. Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach das Lesen für jemanden, derschreibt?
Wenn manSchriftsteller werden will, muss man zwei Dinge tun - viel schreiben und viellesen. Man sollte nicht lesen, um andere zu kopieren, sondern um von ihnen zulernen und zu sehen, wie sie ihre Arbeit machen. Ich muss hinzufügen, dass ichimmer seltener die Werke anderer Leute lese, seit ich selber schreibe. Das hatzum Teil damit zu tun, dass das Schreiben sehr zeitaufwendig ist und ich garnicht zum Lesen komme. Es hat aber auch mit der Angst zu tun, einen anderenSchriftsteller unbewusst nachzuahmen. Ganz zu schweigen von dem Risiko, einenanderen Autor so gut zu finden, dass man an seinen eigenen Fähigkeitenzweifelt. Unsere Zivilisation gründet sich auf dem geschriebenen Wort, und ichbin besorgt darüber, dass in manchen Teilen der Bevölkerung das Interesse amLesen zurückgeht. Besonders deprimierend ist es, wenn junge Leuten damitprahlen, niemals ein Buch gelesen zu haben. Das ist wirklich eine Schande. Wennman sich selbst vom geschriebenen Wort abkoppelt, verpasst man es, in einUniversum des Vergnügens und der Fantasie eintauchen zu können.
Die Fragen stellteHenrik Flor, Literaturtest.
- Autor: Stan Nicholls
- 2005, 799 Seiten, Masse: 11,9 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Christian Jentzsch
- Übersetzer: Christian Jentzsch
- Verlag: Piper Taschenbuch
- ISBN-10: 3492286135
- ISBN-13: 9783492286138
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