Die Kinderhexe
Historischer Roman
Würzburg, 1628: Der Hexenwahn wütet. Als auch die alte Babette auf dem Scheiterhaufen sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, Bürger der Stadt auf einem Hexensabbat gesehen zu...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Kinderhexe “
Würzburg, 1628: Der Hexenwahn wütet. Als auch die alte Babette auf dem Scheiterhaufen sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, Bürger der Stadt auf einem Hexensabbat gesehen zu haben. Der Plan geht auf, doch dann sind auch die Kinder selbst bedroht.
Klappentext zu „Die Kinderhexe “
Hexen müssen brennen - und wenn es Kinder sind.Würzburg zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges: Grausam wütet der Hexenwahn, die Scheiterhaufen lodern höher als je zuvor. Als auch die alte Hebamme Babette sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, auf einem Hexensabbat Bürger der Stadt gesehen zu haben. Die Nachricht vom Hexenflug der Mädchen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kann niemand mehr seiner Haut sicher sein. Immer mehr Männer und Frauen fallen den tödlichen Bezichtigungen zum Opfer. Und am Ende sehen sich auch die Kinder selbst vom Feuertod bedroht ...
Hexen müssen brennen - und wenn es Kinder sind.
Würzburg zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges: Grausam wütet der Hexenwahn, die Scheiterhaufen lodern höher als je zuvor. Als auch die alte Hebamme Babette sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, auf einem Hexensabbat Bürger der Stadt gesehen zu haben. Die Nachricht vom Hexenflug der Mädchen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kann niemand mehr seiner Haut sicher sein. Immer mehr Männer und Frauen fallen den tödlichen Bezichtigungen zum Opfer. Und am Ende sehen sich auch die Kinder selbst vom Feuertod bedroht ...
Würzburg zur Zeit des Dreissigjährigen Krieges: Grausam wütet der Hexenwahn, die Scheiterhaufen lodern höher als je zuvor. Als auch die alte Hebamme Babette sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, auf einem Hexensabbat Bürger der Stadt gesehen zu haben. Die Nachricht vom Hexenflug der Mädchen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kann niemand mehr seiner Haut sicher sein. Immer mehr Männer und Frauen fallen den tödlichen Bezichtigungen zum Opfer. Und am Ende sehen sich auch die Kinder selbst vom Feuertod bedroht ...
Lese-Probe zu „Die Kinderhexe “
Die Kinderhexe von Roman RauschWürzburg
Im Jahr 1629
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Die Erde ist vergiftet und mit ihr die Menschen. Überall lauern Krankheit, Verrat und der Tod.
Niemand will sich mehr erinnern, wie alles begann. Dabei ist jedem bekannt, wer die Schuld an all dem Grauen trägt.
Mit uns hat das ganze Unwesen angefangen und nicht mit jener bedauernswerten alten Amme. Sie war das Licht und das Leben im Garten des Herrn. Die Kinder liebten sie. Und wir haben sie getötet.
Als Vorboten unseres Verderbens wüteten Hunger, Pestilenz und der Große Krieg. Die Not war allerorten und kannte kein Erbarmen. Kein Haus wurde verschont, kein Gebet erhört.
O Herr, höre das Flehen deiner Kinder. Aber Gott hörte nicht. Er hatte sich von uns abgewandt und schickte uns die Zeichen. Der Himmel öffnete sich, und heraus traten die sieben Engel mit den sieben Plagen. Das Ende aller Tage war angebrochen. Die Abrechnung stand bevor.
Aber noch immer glaubten wir, das Schicksal selbst in der Hand zu haben. In unserer Vermessenheit suchten wir nach Schuldigen.
Wer hat nur unsere Kühe verhext, dass sie keine Milch mehr geben? Wer hat Frost und Hagel gezaubert, dass uns das tägliche Brot genommen wird? Und wer hat die Frucht unserer Weiber verhext, dass sie kein lebend Kind mehr zur Welt bringen?
O gnädiger Landesherr, gedenke deiner Untergebenen in ihrer größten Not und beende das gotteslästerliche Treiben, damit nicht länger Schaden über dich und dein Volk kommt.
Bischof Ehrenberg verstand. Es musste gehandelt werden, schnell und bedingungslos, bevor sich das Volk erneut gegen die Herrschaft stellte.
Als Erstes traf es alleinstehende Weiber, Bettlerinnen und Witwen, die nur wenig Schutz genossen. Wir machten sie zu Hexen, die nachts auf ihren Besen ausfuhren, um mit dem Teufel zu buhlen. Wer sich sträubte, lernte die Folterknechte kennen.
Die Scheiterhaufen brannten an vielen Orten, doch nirgends so oft wie zu Gerolzhofen und vor den Toren dieser Stadt. Wir leisteten gute Arbeit. Die panische Angst im Volk würde mit dem Brennen der Hexen bald versiegen.
Aber anstatt immer weniger Hexen und Teufelsanbeter auf die Scheiterhaufen führen zu müssen, tauchten an allen Ecken immer mehr auf, einer Epidemie gleich, die über alle Stände hinweg um sich griff. Es war, als hätten wir erst durch unseren Eifer die Pforten der Hölle geöffnet und die Heerscharen des Teufels aus ihrem Gefängnis befreit. Aus jedem Haus drangen neue Schandtaten ans Licht; sei es die eines Ratsherrn, Handwerkers oder Bauern oder die eines Edlen oder eines Priesters. Nirgends ist Gott mehr zu finden.
Es ist gekommen der große Tag des Zorns, und wer wird bestehen? Niemand. Die Herrschaft des Teufels hat begonnen, und wir folgen ihm geradewegs in die Hölle.
Doch dann, als alles verloren schien, passierte etwas, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Ein Kind erhob sich aus unserer Mitte.
Kehret um, mahnte es uns. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, bleibt euch das Himmelreich verschlossen.
Hätten wir nur auf sie gehört.
O Herr, ich bekenne vor dir, dem allmächtigen Gott, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken. Durch mein Vergehen sind viele unschuldige Seelen auf dem Scheiterhaufen gerichtet worden.
Vergib einem reumütigen Sünder ... oder scher dich zum Teufel.
1
Die Ohrfeige traf Kathi mitten ins Gesicht.
Die Wucht des Schlags war so groß, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie taumelte und kippte zur Seite, um hart auf dem Boden aufzuschlagen. Es folgte ein Moment der Stille, in dem Zeit und Schmerz von ihr genommen waren.
Sie seufzte. So musste es sich anfühlen, wenn man starb. Ein verlockendes Gefühl, selbst wenn man gerade erst zehn Jahre alt war.
Ein hohes, nadelspitzes Pfeifen in ihrem Kopf holte sie in das Hier und Jetzt zurück. Der Schmerz ging ihr durch Mark und Bein. Obwohl er alles andere ausblendete, hatte er doch sein Gutes: Er bewahrte sie vor den ewig gleichen Vorwürfen des Apothekers Grein und dem schadenfrohen Kichern von Lene und Lotti, seinen hübschen, aber missratenen Zwillingstöchtern. Sie standen in sicherer Entfernung von ihrem Vater, der in solchen Augenblicken unberechenbar war. Es war daher besser, ihm nicht zu nahe zu kommen und sein aufbrausendes Gemüt nicht weiter zu reizen.
Kathi wusste, dass sie keinen Fehler begangen hatte. Doch nun sollte sie für etwas bestraft werden, das sie nicht zu verantworten hatte.
Für die Zubereitung einer Wundsalbe nach altem Rezept waren weißer Essig, Honig, Natron und Ochsengalle nötig. Die Zutaten wurden zu gleichen Teilen in einen Topf gegeben und kurz aufgekocht. Fertig.
Wie es zum Anbrennen der Heilsalbe gekommen war, konnte sie sich nicht erklären. Die Flamme war klein gewesen, als sie kurz vor die Tür gegangen war, um frische Luft zu schnappen. Als sie zurückkam, schlugen die Flammen hoch, und im Topf verschmorte die Salbe zu einem eklig stinkenden Brei.
Wenn Grein seine beiden hinterlistigen Töchter nach der Ursache des Malheurs befragt hätte, wäre er der Wahrheit wohl nähergekommen. Aber im Zweifelsfall hielt man sich an Kathi, das Lehrkind, das froh sein durfte, in diesem ehrwürdigen Haus überhaupt arbeiten zu dürfen.
Andere Kinder, die mit dem siebten Lebensjahr begannen, die Arbeit von Erwachsenen zu tun, hatten es weitaus schlimmer erwischt als sie. Kathis Freundin Barbara arbeitete als Hilfsmagd in einer Gerberei. Der Gestank von toten Tieren raubte ihr den Appetit und die Gesundheit. Sie keuchte mehr, als dass sie atmete.
Otto, Kathis zweitbester Freund, schuftete bei Lothar, dem Schmied, am Ofen. Sein Körper war übersät von Brandstellen und blauen Flecken, die nicht nur von den heißen Eisen herrührten.
Und schließlich gab es da noch Ursula. Von den vier Freunden hatte sie es am schlimmsten getroffen. Sie stöberte im Dreck der Gassen nach verwertbarem Essen, das sie im Auftrag ihres Ziehvaters, des Spielmanns Karl Rußwurm, zu besorgen hatte. In diesen Zeiten, in denen es ohnehin kaum etwas zu essen gab, war das ein aussichtsloses Unterfangen. Wenn sie mit leeren Händen nach Hause kam, setzte es Prügel - weit mehr und brutaler als das, was Kathi von Grein kannte. So blieb Ursula nur das Betteln. Und selbst da sah sie sich einer erbarmungslosen Konkurrenz gegenüber. Bei ihrem letzten Kampf um ein Stück Brot hatte sie ein Ohr verloren. Ursula konnte von Glück sagen, dass sie eine gute Freundin in Kathi hatte, die sich auf die Zubereitung von Heilsalben verstand.
«Du nichtsnutziges, undankbares Kind!» Grein stand groß und bedrohlich wie ein Berg über der am Boden liegenden Kathi. Sein Gesicht glänzte rot, Schweiß rann über seinen dicken Hals. In der Hand führte er eine Weidenrute, eine rund einen Meter lange, biegsame Nachhilfe, um unbelehrbaren Schülern auf die Sprünge zu helfen.
Obwohl das Pfeifen in ihrem Kopf die lautstarke Anklage des Apothekers überdeckte, wusste sie um den Inhalt der Strafpredigt. Sie war jedes Mal gleich.
«Ist das der Dank dafür, dass wir dich zu einem anständigen Christenmenschen erziehen wollen? Wie willst du vor Gott, unserem allmächtigen Herrn und Schöpfer, bestehen, wenn du seine Gaben nicht ehrst und dich an seiner Natur versündigst? Sag deiner Mutter, dass sie dich lieber heute als morgen zurückhaben kann, bevor du uns alle mit ins Unglück reißt. Ich habe mein Möglichstes getan, um das zu verhindern. Aber leider ist das Böse in dir stärker als mein guter Wille.»
Er befahl Kathi zornig, sich zu erheben und zum Tisch zu gehen. Dort hatte sie sich zu bücken und sich mit ausgestreckten Armen gegen die Tischplatte zu stemmen, damit sie einen festen Stand hatte.
Lene und Lotti kamen herbei und stellten sich mit ausreichend Abstand vor sie hin. Kathi sah ihr schadenfrohes Grinsen. Eines Tages, so schwor sie sich, wird dies ein Ende haben, und böse Gedanken stiegen in ihr auf. Dann werde ich es sein, die euch ins Gesicht lacht, ihr kleinen, verdorbenen Hexen, wenn ihr mit Gejohle zum Scheiterhaufen geführt werdet.
Mit Blick zum Himmel und mit gefalteten Händen sprach Grein das übliche Gebet.
«Herr, du bist mein Zeuge. Ich erhebe meine Hand gegen dieses Kind, der rechten Unterweisung wegen. Gib ihm die Einsicht, mit den Gaben der Natur besonnen umzugehen, und dass es deinen Namen in alle Ewigkeit ehren und preisen möge. Amen.»
Ein Kreuzzeichen beschloss das Gebet und leitete die Unterweisung ein.
Kathi hörte das flirrend hohe Geräusch der Rute nicht, als diese mit Kraft durch die Luft getrieben wurde. Obwohl der Hieb sie nicht unvorbereitet traf, war der erste Schmerz noch jedes Mal der heftigste gewesen.
Sie bäumte sich auf, um gleich darauf wieder in die geforderte Ausgangsstellung zurückzukehren. Alles andere, ein Schrei, ein Flehen um Gnade oder gar das Weglaufen, hätte die Unterweisung nur verschlimmert. So zwang sie sich, den Schmerz zu ertragen, um mit fester Stimme das Gebet zu sprechen, das Grein von ihr verlangte.
«Pater noster, qui es in caelis ...» Vater unser, der du bist im Himmel.
Das Vaterunser hatte sie in Latein zu sprechen. Das war das Erste, was sie in dem Apothekerhaushalt gelernt hatte. Adveniat regnum tuum - Dein Reich komme.
Auf jede Zeile folgte ein Schlag.
Fiat voluntas tua - Dein Wille geschehe.
Diesen Schlag führte Grein besonders hart.
Sicut in caelo, et in terra - Wie im Himmel, so auch auf Erden.
Genau das fürchtete sie. Der Schmerz sollte irgendwann mal ein Ende haben, spätestens im Himmelreich.
Beim Amen angekommen, beendeten drei weitere Schläge die Unterweisung. Nun hatte sie sich zu erheben und folgende Worte zu sprechen:
«Ich danke Euch, Herr, für die Unterweisung. In Demut will ich versprechen, Euch keine Sorgen mehr zu machen und besonnen an meine Arbeit zurückzukehren.»
Grein nickte wohlwollend, fast schon versöhnlich. «Jetzt geh nach Hause. Deine Mutter wartet schon auf dich.»
«Zuvor will ich noch beichten und das Abendmahl erhalten», erwiderte Kathi mit gesenktem Haupt.
Auch diese Antwort war Bestandteil des Rituals. Dadurch ersparte sich Grein, noch ein Maul beim Abendessen stopfen zu müssen, wozu er als Lehrmeister eigentlich verpflichtet war. Dafür bezahlte Kathis Mutter schließlich gutes Geld.
Nur einmal hatte seine Frau Henriette ihn darauf angesprochen, mit fatalen Folgen. «Vor dem Empfang der Eucharistie darf sie ohnehin nichts essen oder trinken», grollte er. «Oder willst du mir etwas anderes unterstellen, Weib?»
Danach konnte Henriette das Haus für ein paar Tage nicht verlassen.
Noch war eine halbe Stunde Zeit, bevor Kathi und ihre Mitschüler in Neumünster erwartet wurden. Zeit, die sie mit ihren Freunden Barbara, Otto und Ursula verbringen wollte. Humpelnd und mit schmerzenden Gliedern lief sie die Domstraße hinunter, vorbei an den Läden der Handwerker, dem Geschnatter der Passanten und dem beißenden Gestank der Abwässer, vorbei am Grünenbaum, dem Rathaus der Stadt, geradewegs ans Ufer, wo die Fischerboote vertäut lagen.
Gegenüber, am anderen Mainufer, ragte der Frauenberg steil empor. Auf dessen Spitze thronte die bischöfliche Residenz mit Blick über die Stadt und das Tal. Die mächtige Burganlage war rundum geschützt von starken Mauern. Das Heer der rebellierenden Bauern hatte sie einhundert Jahre zuvor bezwingen wollen, war aber knapp gescheitert; die Rache des Bischofs, die über sie kam, war blutig.
Dort oben, weit weg von den Entbehrungen des Volks, residierte Philipp Adolf von Ehrenberg, ehrfürchtig der Hexenbischof genannt. Er war der Nachfolger von Johann von Aschhausen und dem allseits geschätzten Julius Echter von Mespelbrunn. Allen dreien war gemeinsam, dass sie Stadt und Hochstift vom Unwesen der Hexen und Teufelsanbeter befreien wollten. Jeder legte in dieser Angelegenheit großen Eifer an den Tag. Doch Philipp Adolf war derjenige, der aus diesem Wettstreit als Sieger hervorgehen wollte.
Kathi knurrte der Magen. Seit der Brotsuppe am Morgen hatte sie nichts mehr gegessen. Lange würde sie den Essensentzug nicht mehr verheimlichen können. Die Mutter achtete sehr darauf, dass es Kathi einmal bessergehen sollte als ihr. Dazu gehörte einerseits regelmäßiges Essen, andererseits eine gute Arbeitsstelle. Und genau das passte im Grein'schen Haus nicht zusammen. Ihre Mutter ahnte davon nichts, gottlob, sonst hätte Kathi eine Sorge mehr gehabt.
Bevor Kathi zum Abendgebet ins Stift von Neumünster ging, musste sie etwas essen. Dass sie dadurch gegen das Essverbot der Kirche verstieß, kümmerte sie nicht. In weiser Voraussicht hatte sie ein Töpfchen selbst hergestellter Heilsalbe aus der Apotheke mitgenommen. Unter den Fischern würde sie sicherlich jemanden finden, der ihr dafür etwas gab.
Anders als sonst lagen an diesem Abend bereits viele Boote vertäut am Ufer. Das war ein schlechtes Zeichen für das erhoffte Tauschgeschäft. Wahrscheinlich hatten die Fischer - wie in den Tagen und Wochen zuvor auch - keine Beute in dem von Leichen und durch Krankheiten verseuchten Wasser gemacht. Mit leeren Netzen waren sie an die Ankerplätze zurückgekehrt. Nun mussten sie der hungernden Bevölkerung mitteilen, dass auch im Main alles Leben erloschen war.
Kathi schaute sich um. Wo waren Barbara, Otto und Ursula? Hatte sich niemand an ihrem gemeinsamen Treffpunkt eingefunden? Es war die wertvollste Zeit des Tages: Eine halbe Stunde, in der sie nicht unter der Aufsicht der Erwachsenen standen und tun konnten, was sie wollten.
Ein alter Mann saß abseits am Ufer und flickte ein Netz, ein anderer schaute auf den Hochwasser tragenden Main. Kathis Augen folgten seinem besorgten Blick zum Himmel, wo sich von Ochsenfurt her eine dunkle Wolkenwand durchs Maintal schob.
In den vergangenen drei Wochen hatte es jeden Tag geregnet, und wie es aussah, würde auch an diesem Tag der Himmel kein Einsehen haben. Die Erde und mit ihr die Felder drohten erneut unter dem vielen Wasser zu versinken. Kniehoch überschwemmte es die Auen entlang des Mains. Die Zeichen für eine gute Ernte standen abermals schlecht.
Ein lautes Kraah! ließ Kathi aufmerken. Eine Krähe setzte zur Landung auf einem der Fischerboote an. Es war ein angsteinflößendes Tier. Das Gefieder schwarz wie Pech, die Augen leblos und kalt.
Im Gegensatz zu den Menschen hatten die Krähen keine Probleme bei der Nahrungssuche. Ringsum tobte der Große Krieg, und wenn die ersten Schwerter klirrten und Musketen krachten, fanden sie sich in Scharen auf den Bäumen ein. Dort oben verfolgten sie in aller Ruhe das Treiben, bis schließlich die Erde mit toten Leibern bedeckt war.
Krähen waren Aasfresser, so viel wusste Kathi. Auch dass man sich vor ihnen hüten sollte, nicht nur der Krankheiten wegen, die sie übertrugen. Die Krähen waren die Vorboten des Todes, und nicht wenige hielten sie für den Teufel selbst.
Doch was war mit dieser Krähe los? Wieso kam sie hier ans Ufer? Die Schlachten wurden an anderer Stelle geschlagen, hier gab es kein Fressen. Weder Fisch noch Fleisch.
...
Copyright © 2011 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Die Erde ist vergiftet und mit ihr die Menschen. Überall lauern Krankheit, Verrat und der Tod.
Niemand will sich mehr erinnern, wie alles begann. Dabei ist jedem bekannt, wer die Schuld an all dem Grauen trägt.
Mit uns hat das ganze Unwesen angefangen und nicht mit jener bedauernswerten alten Amme. Sie war das Licht und das Leben im Garten des Herrn. Die Kinder liebten sie. Und wir haben sie getötet.
Als Vorboten unseres Verderbens wüteten Hunger, Pestilenz und der Große Krieg. Die Not war allerorten und kannte kein Erbarmen. Kein Haus wurde verschont, kein Gebet erhört.
O Herr, höre das Flehen deiner Kinder. Aber Gott hörte nicht. Er hatte sich von uns abgewandt und schickte uns die Zeichen. Der Himmel öffnete sich, und heraus traten die sieben Engel mit den sieben Plagen. Das Ende aller Tage war angebrochen. Die Abrechnung stand bevor.
Aber noch immer glaubten wir, das Schicksal selbst in der Hand zu haben. In unserer Vermessenheit suchten wir nach Schuldigen.
Wer hat nur unsere Kühe verhext, dass sie keine Milch mehr geben? Wer hat Frost und Hagel gezaubert, dass uns das tägliche Brot genommen wird? Und wer hat die Frucht unserer Weiber verhext, dass sie kein lebend Kind mehr zur Welt bringen?
O gnädiger Landesherr, gedenke deiner Untergebenen in ihrer größten Not und beende das gotteslästerliche Treiben, damit nicht länger Schaden über dich und dein Volk kommt.
Bischof Ehrenberg verstand. Es musste gehandelt werden, schnell und bedingungslos, bevor sich das Volk erneut gegen die Herrschaft stellte.
Als Erstes traf es alleinstehende Weiber, Bettlerinnen und Witwen, die nur wenig Schutz genossen. Wir machten sie zu Hexen, die nachts auf ihren Besen ausfuhren, um mit dem Teufel zu buhlen. Wer sich sträubte, lernte die Folterknechte kennen.
Die Scheiterhaufen brannten an vielen Orten, doch nirgends so oft wie zu Gerolzhofen und vor den Toren dieser Stadt. Wir leisteten gute Arbeit. Die panische Angst im Volk würde mit dem Brennen der Hexen bald versiegen.
Aber anstatt immer weniger Hexen und Teufelsanbeter auf die Scheiterhaufen führen zu müssen, tauchten an allen Ecken immer mehr auf, einer Epidemie gleich, die über alle Stände hinweg um sich griff. Es war, als hätten wir erst durch unseren Eifer die Pforten der Hölle geöffnet und die Heerscharen des Teufels aus ihrem Gefängnis befreit. Aus jedem Haus drangen neue Schandtaten ans Licht; sei es die eines Ratsherrn, Handwerkers oder Bauern oder die eines Edlen oder eines Priesters. Nirgends ist Gott mehr zu finden.
Es ist gekommen der große Tag des Zorns, und wer wird bestehen? Niemand. Die Herrschaft des Teufels hat begonnen, und wir folgen ihm geradewegs in die Hölle.
Doch dann, als alles verloren schien, passierte etwas, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Ein Kind erhob sich aus unserer Mitte.
Kehret um, mahnte es uns. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, bleibt euch das Himmelreich verschlossen.
Hätten wir nur auf sie gehört.
O Herr, ich bekenne vor dir, dem allmächtigen Gott, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken. Durch mein Vergehen sind viele unschuldige Seelen auf dem Scheiterhaufen gerichtet worden.
Vergib einem reumütigen Sünder ... oder scher dich zum Teufel.
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Die Ohrfeige traf Kathi mitten ins Gesicht.
Die Wucht des Schlags war so groß, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie taumelte und kippte zur Seite, um hart auf dem Boden aufzuschlagen. Es folgte ein Moment der Stille, in dem Zeit und Schmerz von ihr genommen waren.
Sie seufzte. So musste es sich anfühlen, wenn man starb. Ein verlockendes Gefühl, selbst wenn man gerade erst zehn Jahre alt war.
Ein hohes, nadelspitzes Pfeifen in ihrem Kopf holte sie in das Hier und Jetzt zurück. Der Schmerz ging ihr durch Mark und Bein. Obwohl er alles andere ausblendete, hatte er doch sein Gutes: Er bewahrte sie vor den ewig gleichen Vorwürfen des Apothekers Grein und dem schadenfrohen Kichern von Lene und Lotti, seinen hübschen, aber missratenen Zwillingstöchtern. Sie standen in sicherer Entfernung von ihrem Vater, der in solchen Augenblicken unberechenbar war. Es war daher besser, ihm nicht zu nahe zu kommen und sein aufbrausendes Gemüt nicht weiter zu reizen.
Kathi wusste, dass sie keinen Fehler begangen hatte. Doch nun sollte sie für etwas bestraft werden, das sie nicht zu verantworten hatte.
Für die Zubereitung einer Wundsalbe nach altem Rezept waren weißer Essig, Honig, Natron und Ochsengalle nötig. Die Zutaten wurden zu gleichen Teilen in einen Topf gegeben und kurz aufgekocht. Fertig.
Wie es zum Anbrennen der Heilsalbe gekommen war, konnte sie sich nicht erklären. Die Flamme war klein gewesen, als sie kurz vor die Tür gegangen war, um frische Luft zu schnappen. Als sie zurückkam, schlugen die Flammen hoch, und im Topf verschmorte die Salbe zu einem eklig stinkenden Brei.
Wenn Grein seine beiden hinterlistigen Töchter nach der Ursache des Malheurs befragt hätte, wäre er der Wahrheit wohl nähergekommen. Aber im Zweifelsfall hielt man sich an Kathi, das Lehrkind, das froh sein durfte, in diesem ehrwürdigen Haus überhaupt arbeiten zu dürfen.
Andere Kinder, die mit dem siebten Lebensjahr begannen, die Arbeit von Erwachsenen zu tun, hatten es weitaus schlimmer erwischt als sie. Kathis Freundin Barbara arbeitete als Hilfsmagd in einer Gerberei. Der Gestank von toten Tieren raubte ihr den Appetit und die Gesundheit. Sie keuchte mehr, als dass sie atmete.
Otto, Kathis zweitbester Freund, schuftete bei Lothar, dem Schmied, am Ofen. Sein Körper war übersät von Brandstellen und blauen Flecken, die nicht nur von den heißen Eisen herrührten.
Und schließlich gab es da noch Ursula. Von den vier Freunden hatte sie es am schlimmsten getroffen. Sie stöberte im Dreck der Gassen nach verwertbarem Essen, das sie im Auftrag ihres Ziehvaters, des Spielmanns Karl Rußwurm, zu besorgen hatte. In diesen Zeiten, in denen es ohnehin kaum etwas zu essen gab, war das ein aussichtsloses Unterfangen. Wenn sie mit leeren Händen nach Hause kam, setzte es Prügel - weit mehr und brutaler als das, was Kathi von Grein kannte. So blieb Ursula nur das Betteln. Und selbst da sah sie sich einer erbarmungslosen Konkurrenz gegenüber. Bei ihrem letzten Kampf um ein Stück Brot hatte sie ein Ohr verloren. Ursula konnte von Glück sagen, dass sie eine gute Freundin in Kathi hatte, die sich auf die Zubereitung von Heilsalben verstand.
«Du nichtsnutziges, undankbares Kind!» Grein stand groß und bedrohlich wie ein Berg über der am Boden liegenden Kathi. Sein Gesicht glänzte rot, Schweiß rann über seinen dicken Hals. In der Hand führte er eine Weidenrute, eine rund einen Meter lange, biegsame Nachhilfe, um unbelehrbaren Schülern auf die Sprünge zu helfen.
Obwohl das Pfeifen in ihrem Kopf die lautstarke Anklage des Apothekers überdeckte, wusste sie um den Inhalt der Strafpredigt. Sie war jedes Mal gleich.
«Ist das der Dank dafür, dass wir dich zu einem anständigen Christenmenschen erziehen wollen? Wie willst du vor Gott, unserem allmächtigen Herrn und Schöpfer, bestehen, wenn du seine Gaben nicht ehrst und dich an seiner Natur versündigst? Sag deiner Mutter, dass sie dich lieber heute als morgen zurückhaben kann, bevor du uns alle mit ins Unglück reißt. Ich habe mein Möglichstes getan, um das zu verhindern. Aber leider ist das Böse in dir stärker als mein guter Wille.»
Er befahl Kathi zornig, sich zu erheben und zum Tisch zu gehen. Dort hatte sie sich zu bücken und sich mit ausgestreckten Armen gegen die Tischplatte zu stemmen, damit sie einen festen Stand hatte.
Lene und Lotti kamen herbei und stellten sich mit ausreichend Abstand vor sie hin. Kathi sah ihr schadenfrohes Grinsen. Eines Tages, so schwor sie sich, wird dies ein Ende haben, und böse Gedanken stiegen in ihr auf. Dann werde ich es sein, die euch ins Gesicht lacht, ihr kleinen, verdorbenen Hexen, wenn ihr mit Gejohle zum Scheiterhaufen geführt werdet.
Mit Blick zum Himmel und mit gefalteten Händen sprach Grein das übliche Gebet.
«Herr, du bist mein Zeuge. Ich erhebe meine Hand gegen dieses Kind, der rechten Unterweisung wegen. Gib ihm die Einsicht, mit den Gaben der Natur besonnen umzugehen, und dass es deinen Namen in alle Ewigkeit ehren und preisen möge. Amen.»
Ein Kreuzzeichen beschloss das Gebet und leitete die Unterweisung ein.
Kathi hörte das flirrend hohe Geräusch der Rute nicht, als diese mit Kraft durch die Luft getrieben wurde. Obwohl der Hieb sie nicht unvorbereitet traf, war der erste Schmerz noch jedes Mal der heftigste gewesen.
Sie bäumte sich auf, um gleich darauf wieder in die geforderte Ausgangsstellung zurückzukehren. Alles andere, ein Schrei, ein Flehen um Gnade oder gar das Weglaufen, hätte die Unterweisung nur verschlimmert. So zwang sie sich, den Schmerz zu ertragen, um mit fester Stimme das Gebet zu sprechen, das Grein von ihr verlangte.
«Pater noster, qui es in caelis ...» Vater unser, der du bist im Himmel.
Das Vaterunser hatte sie in Latein zu sprechen. Das war das Erste, was sie in dem Apothekerhaushalt gelernt hatte. Adveniat regnum tuum - Dein Reich komme.
Auf jede Zeile folgte ein Schlag.
Fiat voluntas tua - Dein Wille geschehe.
Diesen Schlag führte Grein besonders hart.
Sicut in caelo, et in terra - Wie im Himmel, so auch auf Erden.
Genau das fürchtete sie. Der Schmerz sollte irgendwann mal ein Ende haben, spätestens im Himmelreich.
Beim Amen angekommen, beendeten drei weitere Schläge die Unterweisung. Nun hatte sie sich zu erheben und folgende Worte zu sprechen:
«Ich danke Euch, Herr, für die Unterweisung. In Demut will ich versprechen, Euch keine Sorgen mehr zu machen und besonnen an meine Arbeit zurückzukehren.»
Grein nickte wohlwollend, fast schon versöhnlich. «Jetzt geh nach Hause. Deine Mutter wartet schon auf dich.»
«Zuvor will ich noch beichten und das Abendmahl erhalten», erwiderte Kathi mit gesenktem Haupt.
Auch diese Antwort war Bestandteil des Rituals. Dadurch ersparte sich Grein, noch ein Maul beim Abendessen stopfen zu müssen, wozu er als Lehrmeister eigentlich verpflichtet war. Dafür bezahlte Kathis Mutter schließlich gutes Geld.
Nur einmal hatte seine Frau Henriette ihn darauf angesprochen, mit fatalen Folgen. «Vor dem Empfang der Eucharistie darf sie ohnehin nichts essen oder trinken», grollte er. «Oder willst du mir etwas anderes unterstellen, Weib?»
Danach konnte Henriette das Haus für ein paar Tage nicht verlassen.
Noch war eine halbe Stunde Zeit, bevor Kathi und ihre Mitschüler in Neumünster erwartet wurden. Zeit, die sie mit ihren Freunden Barbara, Otto und Ursula verbringen wollte. Humpelnd und mit schmerzenden Gliedern lief sie die Domstraße hinunter, vorbei an den Läden der Handwerker, dem Geschnatter der Passanten und dem beißenden Gestank der Abwässer, vorbei am Grünenbaum, dem Rathaus der Stadt, geradewegs ans Ufer, wo die Fischerboote vertäut lagen.
Gegenüber, am anderen Mainufer, ragte der Frauenberg steil empor. Auf dessen Spitze thronte die bischöfliche Residenz mit Blick über die Stadt und das Tal. Die mächtige Burganlage war rundum geschützt von starken Mauern. Das Heer der rebellierenden Bauern hatte sie einhundert Jahre zuvor bezwingen wollen, war aber knapp gescheitert; die Rache des Bischofs, die über sie kam, war blutig.
Dort oben, weit weg von den Entbehrungen des Volks, residierte Philipp Adolf von Ehrenberg, ehrfürchtig der Hexenbischof genannt. Er war der Nachfolger von Johann von Aschhausen und dem allseits geschätzten Julius Echter von Mespelbrunn. Allen dreien war gemeinsam, dass sie Stadt und Hochstift vom Unwesen der Hexen und Teufelsanbeter befreien wollten. Jeder legte in dieser Angelegenheit großen Eifer an den Tag. Doch Philipp Adolf war derjenige, der aus diesem Wettstreit als Sieger hervorgehen wollte.
Kathi knurrte der Magen. Seit der Brotsuppe am Morgen hatte sie nichts mehr gegessen. Lange würde sie den Essensentzug nicht mehr verheimlichen können. Die Mutter achtete sehr darauf, dass es Kathi einmal bessergehen sollte als ihr. Dazu gehörte einerseits regelmäßiges Essen, andererseits eine gute Arbeitsstelle. Und genau das passte im Grein'schen Haus nicht zusammen. Ihre Mutter ahnte davon nichts, gottlob, sonst hätte Kathi eine Sorge mehr gehabt.
Bevor Kathi zum Abendgebet ins Stift von Neumünster ging, musste sie etwas essen. Dass sie dadurch gegen das Essverbot der Kirche verstieß, kümmerte sie nicht. In weiser Voraussicht hatte sie ein Töpfchen selbst hergestellter Heilsalbe aus der Apotheke mitgenommen. Unter den Fischern würde sie sicherlich jemanden finden, der ihr dafür etwas gab.
Anders als sonst lagen an diesem Abend bereits viele Boote vertäut am Ufer. Das war ein schlechtes Zeichen für das erhoffte Tauschgeschäft. Wahrscheinlich hatten die Fischer - wie in den Tagen und Wochen zuvor auch - keine Beute in dem von Leichen und durch Krankheiten verseuchten Wasser gemacht. Mit leeren Netzen waren sie an die Ankerplätze zurückgekehrt. Nun mussten sie der hungernden Bevölkerung mitteilen, dass auch im Main alles Leben erloschen war.
Kathi schaute sich um. Wo waren Barbara, Otto und Ursula? Hatte sich niemand an ihrem gemeinsamen Treffpunkt eingefunden? Es war die wertvollste Zeit des Tages: Eine halbe Stunde, in der sie nicht unter der Aufsicht der Erwachsenen standen und tun konnten, was sie wollten.
Ein alter Mann saß abseits am Ufer und flickte ein Netz, ein anderer schaute auf den Hochwasser tragenden Main. Kathis Augen folgten seinem besorgten Blick zum Himmel, wo sich von Ochsenfurt her eine dunkle Wolkenwand durchs Maintal schob.
In den vergangenen drei Wochen hatte es jeden Tag geregnet, und wie es aussah, würde auch an diesem Tag der Himmel kein Einsehen haben. Die Erde und mit ihr die Felder drohten erneut unter dem vielen Wasser zu versinken. Kniehoch überschwemmte es die Auen entlang des Mains. Die Zeichen für eine gute Ernte standen abermals schlecht.
Ein lautes Kraah! ließ Kathi aufmerken. Eine Krähe setzte zur Landung auf einem der Fischerboote an. Es war ein angsteinflößendes Tier. Das Gefieder schwarz wie Pech, die Augen leblos und kalt.
Im Gegensatz zu den Menschen hatten die Krähen keine Probleme bei der Nahrungssuche. Ringsum tobte der Große Krieg, und wenn die ersten Schwerter klirrten und Musketen krachten, fanden sie sich in Scharen auf den Bäumen ein. Dort oben verfolgten sie in aller Ruhe das Treiben, bis schließlich die Erde mit toten Leibern bedeckt war.
Krähen waren Aasfresser, so viel wusste Kathi. Auch dass man sich vor ihnen hüten sollte, nicht nur der Krankheiten wegen, die sie übertrugen. Die Krähen waren die Vorboten des Todes, und nicht wenige hielten sie für den Teufel selbst.
Doch was war mit dieser Krähe los? Wieso kam sie hier ans Ufer? Die Schlachten wurden an anderer Stelle geschlagen, hier gab es kein Fressen. Weder Fisch noch Fleisch.
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Autoren-Porträt von Roman Rausch
Roman Rausch, 1961 in Mainfranken geboren und aufgewachsen, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Würzburger Kommissar-Kilian-Krimis wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse und 2011 mit dem Weintourismuspreis ausgezeichnet. 2015 folgte der Bronzene HOMER für «Die letzte Jüdin von Würzburg». Er lebt als Autor und Schreibcoach in Würzburg und Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Roman Rausch
- 2012, 6. Aufl., 382 Seiten, mit Abbildungen, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499257106
- ISBN-13: 9783499257100
- Erscheinungsdatum: 01.12.2011
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