Die Jüdin von Toledo
Im mittelalterlichen Spanien lebt die Jüdin Raquel am Hof des Königs Alfonso VIII. von Kastilien. Bald erwächst zwischen der schönen und gebildeten Raquel und dem lebensfrohen Alfonso eine stürmische Liebe.
Beim Volk gilt Raquel als Königin, doch die...
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Im mittelalterlichen Spanien lebt die Jüdin Raquel am Hof des Königs Alfonso VIII. von Kastilien. Bald erwächst zwischen der schönen und gebildeten Raquel und dem lebensfrohen Alfonso eine stürmische Liebe.
Beim Volk gilt Raquel als Königin, doch die echte Königin peitscht das Land in einen Krieg, für dessen verheerende Folgen schliesslich die Juden verantwortlich gemacht werden.
Lion Feuchtwanger (1884-1958): Sein Roman ''Jud Süss'' brachte ihm Weltruhm. Unter den Nazis waren seine Bücher verboten.
LESEPROBE
Erstes Kapitel
Achtzig Jahre nach dem Tod ihres Propheten Mohammed hattendie Moslems ein Weltreich aufgebaut, welches sich von der indischen Grenzeununterbrochen durch Asien und Afrika die südlichen Gestade des Mittelmeersentlang bis zur Küste des Atlantischen Ozeans dehnte. Im achtzigsten Jahr ihresEroberungszuges setzten sie über die schmale westliche Enge des Mittelmeershinüber in das »Andalús«,nach Spanien, zerstörten das Reich, welches dort die christlichen Westgotendrei Jahrhunderte vorher aufgerichtet hatten, und unterwarfen in gewaltigemSchwung die gesamte Halbinsel bis zu den Pyrenäen.
Die neuen Herren brachten mit sich eine überlegene Kulturund machten das Land zu dem schönsten, bestgeordneten, volkreichsten Europas.Von kundigen Architekten und einer weisen Baupolizei geplant, entstanden grosse,herrliche Städte, wie sie der Erdteil seit den Römern nicht mehr gekannt hatte.Córdova, die Residenz des westlichen Kalifen, galt als die Hauptstadt desgesamten Abendlands.
Die Moslems brachten die vernachlässigte Landwirtschaftwieder hoch und gewannen dem Boden durch kluge Bewässerung ungeahnteFruchtbarkeit ab. Sie förderten den Bergbau durch eine neue, hochentwickelteTechnik. Ihre Weber stellten kostbare Teppiche her und erlesene Tuche, ihreZimmerleute und Bildhauer delikate Holzkunst, ihre Kürschner jede ArtPelzwerk. Ihre Schmiede schufen Gegenstande höchster Vollendung für friedlichewie für kriegerische Zwecke. Schwerter, Degen, Dolche wurden erzeugt, schärferund schöner als die der nichtmoslemischen Völker, Rüstungen von grosserWiderstandskraft, weittragende Geschütze, Geheimwaffen, von denen man in allerChristenheit mit Unbehagen sprach. Auch ein Anderes, Unheimliches, sehr Gefährlicheswurde hergestellt, eine tödliche Explosivmischung, sogenanntes Flüssiges Feuer.
Die Schiffahrt der spanischen
Künste und Wissenschaften blühten wie bisher niemals unterdiesem Himmel. Erhabenes und Zierliches mischten sich, die Häuser aufbesondere, bedeutende Art zu schmücken. Ein kunstvoll verästeltesErziehungssystem erlaubte einem jeden, sich zu bilden. Die Stadt Córdova hattedreitausend Schulen, jede grössere Stadt hatte ihre Universität, es, gabBibliotheken wie niemals seit der Blüte des hellenischen Alexandria.Philosophen weiteten die Grenzen des Korans, übersetzten in ihre eigene Denkartdas Werk der griechischen Weltweisheit, schufen es in ein Neues um. Eine bunte,blühendeFabulierkunst schloss der Phantasie bisher unbekannte Räume auf. Grosse Dichterverfeinerten das reiche, tönend Arabisch, bis es jegliche Regung des Gefühlswiedergab.
Den Unterworfenen zeigten die Moslems Milde. Für ihreChristen übertrugen sie das Evangelium ins Arabische. Den zahlreichen Juden,die von den christlichen Westgoten unter strenges Ausnahmerecht gestellt wordenwaren, räumten sie bürgerliche Gleichheit ein. Ja, es führten unter derHerrschaft des Islams die Juden in Spanien ein so glückhaft erfülltes Lebenwie niemals vorher seit dem Untergange ihres eigenen Reiches. Sie stellten denKalifen Minister und Leibärzte, gründeten Fabriken, ausgedehnteHandelsunternehmungen, sandten ihre Schiffe über die sieben Meere. Sieentwickelten, ohne ihr eigenes hebräisches Schrifttum zu vergessen,philosophische Systeme in arabischer Sprache, sie übersetzten den Aristotelesund verschmolzen seine Lehren mit denen ihres eigenen Grossen Buches und denDoktrinen arabischer Weltweisheit. Sie schufen eine freie, kühne Bibelkritik.Sie erneuerten die hebräische Dichtkunst.
© Aufbau-Verlag
1940 internierten ihn die Franzosen. Ab 1941 lebte er in Kalifornien, wo weitere grosse historische Romane, Erzählungen, Stücke und Essays entstanden. Feuchtwanger starb 1958 in Pacific Palisades.
- Autor: Lion Feuchtwanger
- 2005, 511 Seiten, Masse: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746656214
- ISBN-13: 9783746656212
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