Die dreizehnte Geschichte
Roman. Zeit für Bestseller
"Ein richtiges Wunder: edel wie ein Klassiker und modern zugleich, niemals kitschig und trotzdem schaurig-schön."
Brigitte
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die dreizehnte Geschichte “
"Ein richtiges Wunder: edel wie ein Klassiker und modern zugleich, niemals kitschig und trotzdem schaurig-schön."
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Klappentext zu „Die dreizehnte Geschichte “
Sie gilt als Englands beliebteste Schriftstellerin, und doch weiss keiner, wer Vida Winter wirklich ist. Ihr ganzes Leben lang hat sie Stillschweigen darüber bewahrt, was damals, in jener Nacht vor rund sechzig Jahren, wirklich geschah, als der Familiensitz der Angelfields bis auf die Grundmauern niederbrannte. Nun, dem Tode nah, erleichtert Vida Winter erstmals ihr Gewissen und gesteht die schockierende Wahrheit über sich und ihre Zwillingsschwester.
Lese-Probe zu „Die dreizehnte Geschichte “
Die dreizehnte Geschichte von Diane Setterfield LESEPROBE
Der Brief
Wir hatten November. Es war noch gar nicht so spät, als ich in die Laundress Passage einbog, und doch schon ziemlich dunkel. Vater hatte Feierabend gemacht, die Lichter im Geschäft ausgeknipst und die Klappläden geschlossen; nur die Lampe über der Treppe zur Wohnung hatte er angelassen, damit ich mich zurechtfinden konnte, wenn ich nach Hause kam. Durch die Scheibe in der Tür warf heller Schimmer ein blasses Rechteck auf den nassen Bürgersteig, und in dem Moment, als ich, den Schlüssel im Schloss, in diesem Viereck stand, entdeckte ich den Brief. Dieses zweite weiße Karree befand sich unübersehbar auf der fünften Stufe von unten.
Ich zog die Tür hinter, mir zu um legte den Ladenschlüssel an die gewohnte Stelle hinter Baileys Grundlagen der höheren Geometrie. Armer Bailey. Seit dreißig Jahren wurde seine graue Schwarte verschmäht. Manchmal fragte ich mich, was er von seiner Rolle als Ladenschlüsselhüter hielt. Wahrscheinlich hatte er sich für das Meisterwerk, an dem er zwanzig Jahre geschrieben hatte, ein anderes Schicksal erhofft.
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Ein Brief. An mich. Das war schon für sich genommen ein Ereignis. Das an den Ecken steife und in der Mitte von seinem dick gefalteten Inhalt gewölbte Kuvert trug eine Handschrift, die dem Postboten einige Mühe bereitet haben musste. Trotz der überschwänglichen, altmodischen Schnörkel, besonders an den Großbuchstaben, erinnerte sie mich zunächst an die mühsamen Versuche eines Kindes. Die Buchstaben wirkten ungelenk. Ihre krakeligen Striche verloren sich entweder im Nichts oder gruben sich tief ins Papier Dem Schriftzug, der meinen Namen ergab, fehlte der Fluss; vielmehr hatte sich der Schreiber zu jeder Letter MARGARET LEA einzeln aufgerafft. Doch ich kannte keine Kinder. In dem Moment kam mir der Gedanke, es könnte die Handschrift eines Invaliden sein. Das war ein seltsames Gefühl. Gestern oder vorgestern hatte sich ganz im Stillen eine mir unbekannte Person - ein Fremder - die Mühe gemacht, diesen Umschlag mit meinem Namen zu versehen, während ich meinen alltäglichen Geschäften nachging. Wer mochte dieser jemand sein, der, ohne dass ich etwas davon ahnte, mit seinen Gedanken bei mir war?
Noch in Hut und Mantel ließ ich mich auf der Treppe nieder, um den Brief zu lesen. (Ich lese grundsätzlich nur in einer sicheren Position. Das mache ich so, seit ich mit sieben einmal auf einer hohen Mauer gehockt und in Die Wasserkinder vertieft gewesen war; damals ließ ich mich so sehr von den Schilderungen der Unterwasserwelt gefangen nehmen, dass ich unbewusst die Muskeln entspannte und, statt schwerelos im feuchten Element zu schweben, das mich in meiner Phantasie umgab, unsanft zu Boden stürzte und das Bewusstsein verlor. Bis heute kann ich die Narbe unter meinem Pony fühlen. Lesen kann gefährlich sein.)
Ich öffnete den Brief und zog ein halbes Dutzend gefaltete Blätter heraus, alle in derselben angestrengten Handschrift. Dank meiner Arbeit habe ich Erfahrung im Entziffern unleserlicher Manuskripte. Es ist nichts Geheimnisvolles dabei. Geduld und Übung machen den Meisten Das und die Bereitschaft, einen schärferen Blick dafür zu entwickeln. Wenn man ein Manuskript studiert, das unter Wasser, Feuer, Licht oder auch nur dem Alter gelitten hat, dann muss das Auge nicht nur die Form der Buchstaben genau erfassen, sondern auch andere Merkmale. Das Gleiten der Feder. Den Druck der Hand auf die Seite. Ein Stocken im Fluss. Man muss sich entspannen. An gar nichts denken. Bis man in einer Art Wachtraum zugleich die Feder ist, die üb, die Seite eilt, und das Pergament selbst, das die Tinte wie ein leichtes Kitzeln spürt. Dann kann man es lesen. Die Absicht des Schreibers, seine Gedanken, sein Zögern, seine Sehnsucht und das, was er sagen will. Man kann all das so deutlich erkennen, als wäre man das Kerzenlicht, das das Blatt Papier erhellt.
Nicht, dass diese Handschrift auch nur annähernd so unleserlich gewesen wäre wie manch andere, die ich entziffert habe.
Der Brief begann mit einem knappen »Miss Lea«, danach fügten sich die Hieroglyphen rasch zu erkennbaren Schriftzeichen. dann Wörtern und schließlich Sätzen zusammen, und zwar wie folgt:
Ich habe einmal dem Banbury Herald ein Interview gegeben. Ich such's bei Gelegenheit raus, für die Biografie. Seltsamer Bursche, den sie mir da geschickt haben. Obwohl so groß wie ein Mann, war er im Grunde noch ein Kind mit seinem Babyspeck. Linkisch in seinem neuen Anzug Das gute Stück war braun und hässlich und für einen viel älteren Mann gedacht. Es war so eine, wie ihn eine Mutter für ihren Jungen kauft, der nach dem Schulabschluss seine erste Stelle antritt - in der Hoffnung, er wächst vielleicht noch hinein. Aber bloß, weil er die Schuluniform ablegt, ist ein Junge noch nicht erwachsen.
Da war etwas in seiner Art. Eine Intensität. Und ich fragte mich: Was führt der wohl im Schilde? (…)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Anke u. Eberhard Kreutzer
Noch in Hut und Mantel ließ ich mich auf der Treppe nieder, um den Brief zu lesen. (Ich lese grundsätzlich nur in einer sicheren Position. Das mache ich so, seit ich mit sieben einmal auf einer hohen Mauer gehockt und in Die Wasserkinder vertieft gewesen war; damals ließ ich mich so sehr von den Schilderungen der Unterwasserwelt gefangen nehmen, dass ich unbewusst die Muskeln entspannte und, statt schwerelos im feuchten Element zu schweben, das mich in meiner Phantasie umgab, unsanft zu Boden stürzte und das Bewusstsein verlor. Bis heute kann ich die Narbe unter meinem Pony fühlen. Lesen kann gefährlich sein.)
Ich öffnete den Brief und zog ein halbes Dutzend gefaltete Blätter heraus, alle in derselben angestrengten Handschrift. Dank meiner Arbeit habe ich Erfahrung im Entziffern unleserlicher Manuskripte. Es ist nichts Geheimnisvolles dabei. Geduld und Übung machen den Meisten Das und die Bereitschaft, einen schärferen Blick dafür zu entwickeln. Wenn man ein Manuskript studiert, das unter Wasser, Feuer, Licht oder auch nur dem Alter gelitten hat, dann muss das Auge nicht nur die Form der Buchstaben genau erfassen, sondern auch andere Merkmale. Das Gleiten der Feder. Den Druck der Hand auf die Seite. Ein Stocken im Fluss. Man muss sich entspannen. An gar nichts denken. Bis man in einer Art Wachtraum zugleich die Feder ist, die üb, die Seite eilt, und das Pergament selbst, das die Tinte wie ein leichtes Kitzeln spürt. Dann kann man es lesen. Die Absicht des Schreibers, seine Gedanken, sein Zögern, seine Sehnsucht und das, was er sagen will. Man kann all das so deutlich erkennen, als wäre man das Kerzenlicht, das das Blatt Papier erhellt.
Nicht, dass diese Handschrift auch nur annähernd so unleserlich gewesen wäre wie manch andere, die ich entziffert habe.
Der Brief begann mit einem knappen »Miss Lea«, danach fügten sich die Hieroglyphen rasch zu erkennbaren Schriftzeichen. dann Wörtern und schließlich Sätzen zusammen, und zwar wie folgt:
Ich habe einmal dem Banbury Herald ein Interview gegeben. Ich such's bei Gelegenheit raus, für die Biografie. Seltsamer Bursche, den sie mir da geschickt haben. Obwohl so groß wie ein Mann, war er im Grunde noch ein Kind mit seinem Babyspeck. Linkisch in seinem neuen Anzug Das gute Stück war braun und hässlich und für einen viel älteren Mann gedacht. Es war so eine, wie ihn eine Mutter für ihren Jungen kauft, der nach dem Schulabschluss seine erste Stelle antritt - in der Hoffnung, er wächst vielleicht noch hinein. Aber bloß, weil er die Schuluniform ablegt, ist ein Junge noch nicht erwachsen.
Da war etwas in seiner Art. Eine Intensität. Und ich fragte mich: Was führt der wohl im Schilde? (…)
© Heyne Verlag
Übersetzung: Anke u. Eberhard Kreutzer
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Autoren-Porträt von Diane Setterfield
Diane Setterfield ist promovierte Romanistin und hat sich auf die französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts spezialisiert. Sie lebte viele Jahre in Frankreich und wohnt heute in Harrogate, Yorkshire, wo sie Französisch unterrichtet. Ihr Debüt 'Die dreizehnte Geschichte' hat schon vor Erschienen für grosses Aufsehen gesorgt: 34 Länder haben noch vor Publikation die Rechte erworben. In den USA ist der Roman direkt auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste eingestiegen.Anke Kreutzer studierte Anglistik, Germanistik und Kunstwissenschaft. Neben ihrer Tätigkeit als Übersetzerin leistet sie internationale Friedensarbeit, u.a. für die UNO.
Bibliographische Angaben
- Autor: Diane Setterfield
- 2010, 6. Aufl., 525 Seiten, Masse: 11,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Kreutzer, Anke
- Übersetzer: Anke Kreutzer, Eberhard Kreutzer
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453405498
- ISBN-13: 9783453405493
Rezension zu „Die dreizehnte Geschichte “
»Schaurig schön. Ein Spiel mit Dichtung und Wahrheit.«
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