Destruktive Paarbeziehungen (Leben Lernen, Bd. 214)
Das Trauma intimer Gewalt
Warum erzeugt Gewalt wieder Gewalt? Warum geraten manche Menschen immer wieder in destruktive Paarbeziehungen, sei es als Opfer oder als Täter? Wie die Spirale der Gewalt in Gang gesetzt und aufrechterhalten wird, zeigt dieses Buch in differenzierter Weise.
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Produktinformationen zu „Destruktive Paarbeziehungen (Leben Lernen, Bd. 214) “
Warum erzeugt Gewalt wieder Gewalt? Warum geraten manche Menschen immer wieder in destruktive Paarbeziehungen, sei es als Opfer oder als Täter? Wie die Spirale der Gewalt in Gang gesetzt und aufrechterhalten wird, zeigt dieses Buch in differenzierter Weise.
Klappentext zu „Destruktive Paarbeziehungen (Leben Lernen, Bd. 214) “
Warum erzeugt Gewalt wieder Gewalt? Warum geraten manche Menschen immer wieder in destruktive Paarbeziehungen, sei es als Opfer oder als Täter? Wie die Spirale der Gewalt in Gang gesetzt und aufrechterhalten wird, zeigt dieses Buch in differenzierter Weise.Gewalt in Paarbeziehungen ist ein ebenso weit verbreitetes wie tabuisiertes Phänomen in unserer »zivilisierten« Gesellschaft. Einer grossen Untersuchung nach hat jede vierte Frau schon einmal tätliche Übergriffe ihres Partners erfahren müssen. Und auch Männer haben offenbar reichlich unter häuslichen Aggressionen zu leiden; verbale und psychische Attacken überwiegen in diesem Fall die rein physische Gewalt.
Das Buch beschäftigt sich mit der Entstehung und mit den Auswirkungen destruktiver Beziehungsmuster. Es zeigt, wie aus selbst erlebter Gewalt oder Vernachlässigung mit dem zentralen Gefühl der eigenen Machtlosigkeit Übergriffshandlungen auf spätere nahe Bezugspersonen hervorgehen. PsychotherapeutInnen und psychologische BeraterInnen, die mit einzelnen Klienten oder mit Paaren arbeiten, sollten die Mechanismen intimer Gewalt kennen, um wirksam behandeln oder beraten zu können.
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur, Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Destruktive Paarbeziehungen (Leben Lernen, Bd. 214) “
1. Destruktive Paargewalt:
Zwischen ohnmächtiger Wut und wütender Ohnmacht
Unter der Überschrift: »Ein tagelanges Martyrium?, 36-Jähriger angeklagt, weil er seine Freundin gequält haben soll«, schreibt die Gerichtsreporterin Gudrun Bayer in den Nürnberger Nachrichten vom 26. Juni 2007: »Geschlagen, gefesselt, in der Wohnung eingesperrt und vergewaltigt soll ein 36-Jähriger seine zehn Jahre jüngere Freundin haben. Zum gestrigen Auftakt des mindestens zweitägigen Prozesses schwieg er .«
Typisch Mann, hätte ich früher gedacht, und die Beschreibung hätte mich sofort mit dem Opfer mitfühlen lassen; der Täter, der Mann, hätte bei mir nur Abscheu und wenig Lust auf psychologische Einfühlung mobilisiert. Das Ende des Artikels war dann wieder etwas verblüffend: auch vorher habe er sie schon geschlagen, sagt die 26-Jährige dem Richter, der dann fragt, warum sie die Beziehung zu dem Zeitpunkt nicht beendet habe. Antwort: »Ich habe ihn geliebt .«
Dass Gewalt von Männern und Vätern ausgeht, so hatte ich in meiner 68er-Sozialisation in der Auseinandersetzung mit den Kriegsvätern gelernt und in meinen Psychotherapieausbildungen in Veranstaltungen mit einer Überzahl von Frauen unwidersprochen akzeptiert. Männliche Gewalt präge einseitig die Dynamik häuslicher Sozialisation - ich hatte den Prototyp des strengen Vaters, des strafenden Lehrers und auch des gewalttätigen, prügelnden Ehemanns in meinem männlichen Beziehungsrepertoire verinnerlicht. Die Frauen waren mehr oder weniger mütterlich, liebevoll und auch klug, aber niemals gewalttätig. Und wenn es zum Krieg kam, in diesem Nahbereich zwischen Tisch und Bett, dann stand die Diagnose von vornherein eindeutig fest: Die Männer waren die Täter und die Frauen die Opfer.
Je mehr durch die feministische Bewegung in den USA und Deutschland das Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern enttabuisiert wurde, umso genauer wurde zwar unser Blick auf die traumatisierenden Männer innerhalb und ausserhalb der Familie, aber im
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Nebenblick auch auf die Frauen, die entweder das Geschehen zuliessen, nicht eingriffen oder aber selbst, in einem erheblichen Masse, an körperlicher Misshandlung von Kindern in Familien beteiligt waren. Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass die gewohnte kausal-lineare Sichtweise, wie sie in der humanistischen Psychotherapieausbildung überwiegend als Denkschablone angeboten wurde, Schritt für Schritt durch eine eher zirkuläre, systemische Sicht in den 1980er-Jahren infrage gestellt wurde. Mit dieser Perspektive wurde es immer schwieriger, »den Täter« und »das Opfer« direkt und überzeugungssicher zu markieren, ohne sich den Kontext anzuschauen. Was mich selbst angeht, so nahm mir das Angebot von Hans-Joachim Lenz, in seinem Buch: »Männliche Opfererfahrungen «, einen Beitrag aus der Sicht des Psychoanalytikers zu schreiben und an einem geplanten Symposium 1997 teilzunehmen, einen letzten Rest an Orientierung. Ich war gezwungen, mich mit der Tatsache, dass Männer auch Opfer und Frauen auch Täterinnen waren, auseinanderzusetzen und auch damit, warum ich - wie viele andere um mich herum - dieses so lange einfach verleugnet hatten. Damals schrieb ich: »Die eigene therapeutische Arbeit in den Dienst weiblicher Gewaltopfer zu stellen, war für uns männergruppenerfahrene Männer sicher auch eine Möglichkeit, mit den eigenen gewalttätigen Fantasien fertig zu werden und uns so mit der guten mütterlichen Seite zu identifizieren. Wir waren Anwalt der Schwachen und somit unverdächtig« (2000, S. 309).
Bei intensiver Beschäftigung mit dem Thema fiel mir in den Folgejahren immer deutlicher auf, dass es ein Hellfeld 1 der in Polizeistatistiken, Verbrechensstudien und Krankenhaus- und Gerichtsakten gezählten Gewalttaten im Nahraum gab, die die Zahlen eindeutig erscheinen liessen und meine bisherige Annahme der männlichen Täterschaft bestätigte. Hellfelddaten spiegeln aber nur denjenigen Teil häuslicher Gewalt wider, der staatlich
Bei intensiver Beschäftigung mit dem Thema fiel mir in den Folgejahren immer deutlicher auf, dass es ein Hellfeld 1 der in Polizeistatistiken, Verbrechensstudien und Krankenhaus- und Gerichtsakten gezählten Gewalttaten im Nahraum gab, die die Zahlen eindeutig erscheinen liessen und meine bisherige Annahme der männlichen Täterschaft bestätigte. Hellfelddaten spiegeln aber nur denjenigen Teil häuslicher Gewalt wider, der staatlich
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Inhaltsverzeichnis zu „Destruktive Paarbeziehungen (Leben Lernen, Bd. 214) “
1. Destruktive Paargewalt: Zwischen ohnmächtiger Wut und wütender Ohnmacht
2. Gewalt in Paarbeziehungen
2.1 Zwei Arten von Gewalt
2.2 Was bedeuten Gewalt und Kontrolle?
2.3 Ist Gewalt immer »männlich«?
3. Die Spirale der Gewalt 3.1 Lenore Walker: Das Syndrom der geschlagenen Frau
3.2 Kritik am » battered woman syndrome «
3.3 Gewaltdynamik in Paarbeziehungen: auf der Suche nach den pathologischen Mustern auf beiden Seiten
4. Die Erweiterung der Gewaltspirale: geschlechtsspezifische Muster 4.1 Männer in der Gewaltspirale
4.2 Die Beeinflussung des Ablaufs der Gewaltspirale durch die Frau
5. Der Mann als Gewalttäter: verschiedene Täterprofile 5.1 Die Untergruppen: deskriptive Dimensionen nach Holtzworth-Munroe und Stuart
5.2 Entwicklungsmodell der verschiedenen Untergruppen von männlichen Gewalttätern
5.3 Die Anwendung des Entwicklungs-Modells auf die vorgeschlagenen Untergruppen von Schlägern
6. Die Frau als Gewalttäterin in der Intimbeziehung: Ein unvollständiges Mosaik 6.1 Patricia Pearson
6.2 Erin Pizzey
6.3 Frauengewalt, diesseits des familiären Terrorismus
7. Unterscheiden sich die Aggressionen von Frauen und Männern? 7.1 Wütende Männer, wütende Frauen
7.2 Geschlechtsspezifische Muster der Kommunikation
7.3 Das » Frau-fordert - Mann-zieht-sich-zurück «-Muster
8. Der Kreislauf von Liebe und Hass
Teil 1: Vom Spannungsaufbau bis zum grossen Knall
8.1 Die Spirale der Gewalt: eine psychodynamische Sicht
8.2 Die Spannungsaufbauphase: eine Beschreibung des Kampffeldes
8.3 »Du verstehst mich nicht«: Jeder hat eigene Aktien im Spiel
8.4 Wie Gewalttätigkeit ausbricht: Beschreibung einer allgemeinen Dynamik
9. Der Kreislauf von Liebe und Hass
Teil 2: Von der Explosion über die Scham und Schuldsuche zur Liebe 9.1 Reue und Manipulationsphase
9.2 Die Liebe kehrt zurück: die Honeymoon-Phase
10. Die destruktive Paarbindung: Warum ist sie so stabil?
10.1 Psychoanalytische Erklärungsmodelle
10.2 Traumatische Bindung: Eine
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neurobiologische Perspektive des Problems
10.3 Frühe Traumaerfahrung als zäher Kitt in gewalttätigen Bindungen von Erwachsenen
11. Stress und Partnerschaft oder »Romeo und Julia streiten« 11.1 Die Geschichte von Romeo und Julia
11.2 Eine psychodynamische Sicht
11.3 Die Reaktion des autonomen Nerven systems auf Bedrohung: eine neurobiologische Perspektive
Dank
Verwendete Abkürzungen
Literatur
10.3 Frühe Traumaerfahrung als zäher Kitt in gewalttätigen Bindungen von Erwachsenen
11. Stress und Partnerschaft oder »Romeo und Julia streiten« 11.1 Die Geschichte von Romeo und Julia
11.2 Eine psychodynamische Sicht
11.3 Die Reaktion des autonomen Nerven systems auf Bedrohung: eine neurobiologische Perspektive
Dank
Verwendete Abkürzungen
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Autoren-Porträt von Jochen Peichl
Jochen Peichl, Dr. med., war bis Ende 2010 Oberarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Nürnberg und ist jetzt in freier Praxis und als Leiter des Institutes für Hypno-analytische Teiletherapie InHAT tätig. Weiterbildung u. a. in Traumazentrierter Psychotherapie und Ego-State-Therapie; aktuelle Arbeitsschwerpunkte in Theorie und Praxis: Borderline -Störungen, Trauma-assoziierte und dissoziative Störungen.www.jochen-peichl.dewww.teiletherapie.de
Bibliographische Angaben
- Autor: Jochen Peichl
- 2008, 3. Druckaufl. 2021, 239 Seiten, mit Abbildungen, Masse: 13,6 x 21,1 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN-10: 3608890742
- ISBN-13: 9783608890747
- Erscheinungsdatum: 28.08.2008
Rezension zu „Destruktive Paarbeziehungen (Leben Lernen, Bd. 214) “
»Mit seiner Veröffentlichung zum Thema Gewalt in intimen Partnerschaften hat Jochen Peichl ... eine Monografie vorgelegt, die sowohl für die therapeutische Praxis hilfreich als auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Debatte zu diesem dringlichen und schwerwiegenden Problem zu begrüssen ist.« Jochen Sautermeister, INTAMS review
Pressezitat
»Mit seiner Veröffentlichung zum Thema Gewalt in intimen Partnerschaften hat Jochen Peichl ... eine Monografie vorgelegt, die sowohl für die therapeutische Praxis hilfreich als auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Debatte zu diesem dringlichen und schwerwiegenden Problem zu begrüssen ist.« Jochen Sautermeister, INTAMS review
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