Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12
Wer ist der geheimnisvolle Joschi, der Tina Martin einen Liebesbrief geschrieben und um eine Haarlocke gebeten hat? Tinas Freund Alexander ist furchtbar sauer und fordert Joschi zum Duell heraus. Doch statt des kleinen Joschi tritt Tina als der "Rote...
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12 “
Klappentext zu „Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12 “
Wer ist der geheimnisvolle Joschi, der Tina Martin einen Liebesbrief geschrieben und um eine Haarlocke gebeten hat? Tinas Freund Alexander ist furchtbar sauer und fordert Joschi zum Duell heraus. Doch statt des kleinen Joschi tritt Tina als der "Rote Ritter" an und kämpft gegen den "Schwarzen Ritter" Alex. Aber Joschi lässt nicht locker und gerät in höchste Gefahr. Jetzt wird es höchste Zeit für Bibi Blocksberg!
Lese-Probe zu „Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12 “
Bibi und Tina ( Band 12 ) - Der Liebesbrief von Theo SchwartzEin Brief für Tina
Vom Frühling an bis spät in den Herbst hinein grasten die Pferde des Martinshofes auf den hügeligen Weiden rings um das Gehöft und fraßen sich satt an dem frischen, grünen Gras. Im nahe gelegenen Teich schnatterten die Enten um die Wette, und Hahn Hubert führte seine Hühnerschar im Obst- und Gemüsegarten spazieren, wo es die fettesten Würmer gab. Zum Dank legten alle Hühner für die Bewohner des Hofes jeden Tag ein Ei. In den Sommermonaten, genau zweimal im Jahr, ging Holger Martin mit ein paar kräftigen, jungen Männern aus der Umgebung zum „Heumachen", damit Amadeus und Sabrina, Max und Moritz - und natürlich alle anderen Pferde auf dem Hof - im Winter nicht hungern mussten. Das auf der Wiese gut durchgetrocknete Heu wurde auf dem Boden in der Scheune des Martinshofes ballenweise gestapelt. Das alles war harte Männerarbeit. Die Heuballen aber aus luftiger Höhe wieder nach unten zu befördern, das war leichte Arbeit. Mädchenarbeit sozusagen, und genau das Richtige für Bibi und Tina. Heute in aller Frühe waren sie beim Arbeitseinsatz in der Scheune. Tina warf von oben Heuballen herunter, Bibi passte unten auf. Soeben hatte sie Ballen Nummer fünf zur Seite geschoben.
„Alles okay, Tina. Der nächste. Los!" WUMMS! Mit einem dumpfen Poltern landete ein weiterer Ballen neben der kleinen Hexe.
„Das war der fünfte, wenn ich mich nicht verzählt habe!", rief Tina. „Kopf weg! Zwei kommen noch!"
WUMMS! WUMMS!, machte es. Ei Huhn, das körnerpickend und neugierig dem Treiben zugeschaut hatte, brachte sich laut gackernd in Sicherheit.
„Fertig!" seufzte Tina erleichtert. „Kannst du jetzt die Leiter bitte wieder anstellen?"
„Spring doch!", rief Bibi.
„Nee", Tina linste vorsichtig nach unten,
... mehr
„ist mir zu hoch. Ich trau mich nicht."
„Feigling! Feigling!", tönte es zurück. „Wer so reiten kann wie du, der traut sich nicht, von da oben runterzuhüpfen?"
„Poh! Komm doch rauf, dann siehst du, wie tief es runtergeht!" Hochkommen? Das war Bibis leichteste Übung, zumal ihr Hexenbesen griffbereit war.
„Eene meene mei, bring mich hoch, Kartoffelbrei! Hex-hex!", rief sie, und schon stand sie neben Tina auf dem Heuboden. Lässig blickt Bibi nach unten.
„Also, hexenmäßig gesehen, ist das keine Höhe. Wirklich kinderleicht!", sagte sie. „Mit Kartoffelbrei bin ich schon hundertmal höher geflogen. Aber für ein kleines, zartes Mädchen wie dich ..."
„Ha! Ha! Sehr witzig!", protestierte Tina. „... ist das nur eine Frage des Mutes. Bist
du schon mal im Schwimmbad vom Drei-Meter-Brett gesprungen?"
„Klar!", antwortete Tina. „Sitzbombe mit Anlauf, dass es nur so gespritzt hat! Natürlich mit Nase zuhalten."
„Na, siehst du", meinte Bibi. „Das hier ist noch lange nicht so hoch, und außerdem ist Heu viel weicher als Wasser."
„Okay, wir springen zusammen." Tina war einverstanden.
„Dann los! Augen zu!" Bibi gab das Kommando:
„Drei ... vier ...!"
„Jipiiiieh!", erklang es aus zwei Kehlen, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Einem? Wieso nur einem?
„Bibi! Wo bist du? Bibi!" Hastig buddelte Tina in dem Heu herum und suchte nach einem blonden Lockenkopf mit Reitkappe.
„Mensch, mach keine Witze! Bibi?"
„Hihi! Hallo, hier!", ertönte es von oben.
„Ich bin gar nicht gesprungen. Ätschebätsch!
Du kannst das nämlich sehr gut allein, wie ich gesehen habe."
„Das war gemein! Voll hinterlistig!" Ganz verstrubbelt blickte Tina zu ihrer
Freundin hinauf und ballte verärgert die Faust.
„Aber jetzt komme ich! Achtung!" Bibi trat zwei Schritte zurück, nahm einen kurzen Anlauf, zog die Knie an den Körper und landete mit einem gekonnten Sprung neben Tina.
„Das war super!", strahlte sie. „Ich hätte uns natürlich ein Sprungtuch hexen können,
aber so fand ich es lustiger."
„Ich auch. Wenn du schon hexen willst, dann hex lieber was Vernünftiges, zum Beispiel den Mist aus dem Pferdestall."
„Nönönö!", wehrte Bibi ab. „Das können wir schon selber. Außerdem rieche ich das so gern!"
„Sie riecht das so gern!", lästerte Tina. „Typisch, das sagen sie alle, wenn sie aus der Stadt kommen. Also dann! Auf zum Ausmisten!" Vergnügt marschierten die beiden Freundinnen zu den Pferden hinüber. Im Stall schlug Bibi gleich der bekannte Geruch nach warmen Pferdeleibern entgegen. Sie begrüßte ihre Lieblingsstute Sabrina und griff dann wie Tina nach Rechen und Mistgabel. Nach einer Weile türmte sich neben der Stalltür ein Haufen Mist auf, der immer höher wurde. Die Pferde freuten sich über das frische Stroh, das die Mädchen ihnen hinstreuten, und scharrten vergnügt mit ihren Hufen.
„Na, ihr beiden? Immer noch fleißig?" Freundlich lachend stand Frau Martin in der Tür.
„Na, klar!", antwortete Bibi. „Das ist allemal besser als in der Schule zu sitzen. Eine Stunde Mathe dauert tausendmal länger als eine Stunde Ausmisten."
„Sagst du!", maulte Tina. „Aber ich finde, dass mein Bruderherz auch mal wieder dran ist. Bis wir hier fertig sind, ist es Mittag."
„Wieso Holger?", gab ihre Mutter zurück.
„Der hat die ganze nächste Woche Stalldienst. Was ist, Bibi?"
„Hmmm ..." Bibi schnüffelte. „Wonach riecht's denn hier auf einmal so gut?"
„Na, nach was wohl?", feixte Tina. „Nach deinem geliebten Pferdemist."
„Quatsch! Es riecht ... es riecht ..."
„Ich war beim Bäcker", sagte Frau Martin, „und ich glaube, dass deine Hexennase die frischen Streuselschnecken in der Tüte hier wittert. Vorschlag: Wir machen uns ein schönes zweites Frühstück. Streuselschnecken schmecken am besten, wenn sie noch ein wenig warm sind."
„Mit Kakao schmecken sie aber noch besser!", fand Tina.
„Einverstanden. Dann kommt, Kinder. Ihr könnt nachher weitermachen. Der Mist läuft euch nicht weg."
„Ja, leider!", seufzte Tina.
„Och nö", meinte Bibi. „Nachher habe ich keine Lust mehr auszumisten. Mit vollem Magen soll man nicht arbeiten. Ich habe da meine Methode: Eene meene ei der Daus, Mist im Pferdestall ist raus! Hex-hex!" Stallduft hin, Stallduft her - eine Knochenarbeit war das Ausmisten schon. Nach Bibis Hexspruch aber war alles piekfein in den Boxen, und der Mist befand sich jetzt draußen auf dem großen Haufen. Erschreckt gackernd suchten ein paar Hühner das Weite. Stiefel ausziehen, Händewaschen, das ging ruckzuck. Bald darauf saßen die Mädchen am Tisch, schlürften dicken, dunklen Kakao und ließen sich das Gebäck schmecken. Tina musste sich schwer zusammennehmen, um nicht alle aufzufuttern. Dann hätte sie aber ihr Mittagessen stehen lassen müssen, und das sah ihre Mutter wiederum gar nicht so gern.
„Ach, übrigens, Tina", Frau Martin griff in ihre Hosentasche, „ich habe noch was für dich: Einen Brief, er war heute in der Post." Sie legte den Brief auf den Tisch, und die Mädchen warfen einen neugierigen Blick darauf.
„Hm", meinte Tina, „die Adresse stimmt, aber die Krakelschrift kenne ich nicht. Wer soll denn mir schreiben?"
„Falkenstein mit ,g‘!", prustete Bibi. „Dreh mal um. Vielleicht ist es ein anonymer Brief ohne Absender, dann brauchst du ihn gar nicht erst aufzumachen."
„J. J.?" Tina grübelte. „Wer könnte das bloß sein? Na ja, anonym ist der Brief jedenfalls nicht. Soll ich ihn ...?" „Aufmachen? Na klar!" Bibi nickte aufgeregt. Also schlitzte Tina den Brief auf und überflog ihn. Plötzlich bekam sie rote Ohren, und dann prustete sie los.
„Was ist denn? Was steht denn drin?" Bibi wurde ganz unruhig. „Zeig mal her!"
„Nein, ich lese vor! Liebste Tina! Lange habe ich mich nicht getraut, aber jetzt muss ich dir diesen Brief schreiben. Immer, wenn ich bei euch auf dem Martinshof war, habe ich mich in dich verliebt ..."
„Och, das ist ja richtig niedlich", schmunzelte Frau Martin, „ein heimlicher Verehrer!"
„Niedlich?" Bibi war da anderer Meinung: „Echt bescheuert finde ich das!"
„... ich finde dich ganz toll", las Tina weiter.
„Mein Lieblingspferd ist das Pony Max, und mein Lieblingsmädchen bist du, Tina Martin."
„Mein Lieblingsmädchen!" Bibi bog sich vor Lachen. „Ich halt's im Kopf nicht aus! So
ein Spinner, dieser J. J.!"
„Warte, ich bin noch nicht fertig. Er will von mir eine Haarlocke, ich soll sie ihm sofort
schicken." „Schneide doch einfach ein paar Haarborsten von eurem Handfeger ab", schlug
Bibi vor.
„Och, Kinder!" Frau Martin verzog das Gesicht.
„Macht euch doch nicht lustig über den Jungen. Es gehört doch allerhand Mut dazu, so etwas zu schreiben. Sag mal, Tina, steht denn eine richtige Unterschrift auf dem Brief?"
„Ja", antwortete Tina. „Immer, dein Joschi Jürgens."
„Ein Joschi Jürgens aus Rothenbrunn?" Frau Martin überlegte und zupfte geistesabwesend ein paar welke Blätter von der Pflanze auf dem Fensterbrett. „Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Das muss ein Junge aus der Wochenendgruppe sein. Vielleicht aber auch ..."
Tina nahm den Brief an sich, zwinkerte ihrer Freundin zu und deutete mit dem Daumen in
Richtung Scheune. Bibi verstand. Das hieß: Komm, wir verschwinden in unsere Quatschund Tratsch Höhle, dort sind wir unter uns! Sie ließen Tinas Mutter mit ihren Gedanken allein, sausten nach draußen, über den Hof, hinein in die Scheune, legten die Leiter an und kletterten auf den Heuboden. Hier oben, ganz hinten, wo das Heu selten weggeräumt wurde, befand sich ihre „Höhle". Eine Kuhle im Heu war mit alten, aber sauberen Pferdedecken ausgelegt, und eine Apfelsinenkiste diente als Tisch. Atemlos ließen sich die beiden auf ihr weiches Lager fallen. „Wer könnte dieser Joschi bloß sein?" Gedankenverloren biss sich Bibi auf die Unterlippe.
„Ich kenne ihn nicht, ich kenne außer euch kaum jemanden in dieser Gegend. Außerdem, wenn er hier bei euch auf dem Hof war, dann musst du doch irgendwas gemerkt haben: Dass er dir schöne Augen macht, dass er versucht, dir in den Sattel zu helfen oder so. Was man eben tut, wenn man in jemanden verknallt ist."
„Ich habe keine Ahnung." Tina spreizte zwei Finger der rechten Hand. „Ich schwöre!
Außerdem gehöre ich zu Alex, das wird dieser Joschi schon noch merken."
© 2011 KIDDINX Studios GmbH, Berlin
Redaktion der Neuauflage: Jutta Dahn
Lizenz durch KIDDINX Merchandising GmbH
© 2011 (1995) für die Buchausgabe by SchneiderBuch
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
ISBN 978-3-505-12910-0
„Feigling! Feigling!", tönte es zurück. „Wer so reiten kann wie du, der traut sich nicht, von da oben runterzuhüpfen?"
„Poh! Komm doch rauf, dann siehst du, wie tief es runtergeht!" Hochkommen? Das war Bibis leichteste Übung, zumal ihr Hexenbesen griffbereit war.
„Eene meene mei, bring mich hoch, Kartoffelbrei! Hex-hex!", rief sie, und schon stand sie neben Tina auf dem Heuboden. Lässig blickt Bibi nach unten.
„Also, hexenmäßig gesehen, ist das keine Höhe. Wirklich kinderleicht!", sagte sie. „Mit Kartoffelbrei bin ich schon hundertmal höher geflogen. Aber für ein kleines, zartes Mädchen wie dich ..."
„Ha! Ha! Sehr witzig!", protestierte Tina. „... ist das nur eine Frage des Mutes. Bist
du schon mal im Schwimmbad vom Drei-Meter-Brett gesprungen?"
„Klar!", antwortete Tina. „Sitzbombe mit Anlauf, dass es nur so gespritzt hat! Natürlich mit Nase zuhalten."
„Na, siehst du", meinte Bibi. „Das hier ist noch lange nicht so hoch, und außerdem ist Heu viel weicher als Wasser."
„Okay, wir springen zusammen." Tina war einverstanden.
„Dann los! Augen zu!" Bibi gab das Kommando:
„Drei ... vier ...!"
„Jipiiiieh!", erklang es aus zwei Kehlen, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Einem? Wieso nur einem?
„Bibi! Wo bist du? Bibi!" Hastig buddelte Tina in dem Heu herum und suchte nach einem blonden Lockenkopf mit Reitkappe.
„Mensch, mach keine Witze! Bibi?"
„Hihi! Hallo, hier!", ertönte es von oben.
„Ich bin gar nicht gesprungen. Ätschebätsch!
Du kannst das nämlich sehr gut allein, wie ich gesehen habe."
„Das war gemein! Voll hinterlistig!" Ganz verstrubbelt blickte Tina zu ihrer
Freundin hinauf und ballte verärgert die Faust.
„Aber jetzt komme ich! Achtung!" Bibi trat zwei Schritte zurück, nahm einen kurzen Anlauf, zog die Knie an den Körper und landete mit einem gekonnten Sprung neben Tina.
„Das war super!", strahlte sie. „Ich hätte uns natürlich ein Sprungtuch hexen können,
aber so fand ich es lustiger."
„Ich auch. Wenn du schon hexen willst, dann hex lieber was Vernünftiges, zum Beispiel den Mist aus dem Pferdestall."
„Nönönö!", wehrte Bibi ab. „Das können wir schon selber. Außerdem rieche ich das so gern!"
„Sie riecht das so gern!", lästerte Tina. „Typisch, das sagen sie alle, wenn sie aus der Stadt kommen. Also dann! Auf zum Ausmisten!" Vergnügt marschierten die beiden Freundinnen zu den Pferden hinüber. Im Stall schlug Bibi gleich der bekannte Geruch nach warmen Pferdeleibern entgegen. Sie begrüßte ihre Lieblingsstute Sabrina und griff dann wie Tina nach Rechen und Mistgabel. Nach einer Weile türmte sich neben der Stalltür ein Haufen Mist auf, der immer höher wurde. Die Pferde freuten sich über das frische Stroh, das die Mädchen ihnen hinstreuten, und scharrten vergnügt mit ihren Hufen.
„Na, ihr beiden? Immer noch fleißig?" Freundlich lachend stand Frau Martin in der Tür.
„Na, klar!", antwortete Bibi. „Das ist allemal besser als in der Schule zu sitzen. Eine Stunde Mathe dauert tausendmal länger als eine Stunde Ausmisten."
„Sagst du!", maulte Tina. „Aber ich finde, dass mein Bruderherz auch mal wieder dran ist. Bis wir hier fertig sind, ist es Mittag."
„Wieso Holger?", gab ihre Mutter zurück.
„Der hat die ganze nächste Woche Stalldienst. Was ist, Bibi?"
„Hmmm ..." Bibi schnüffelte. „Wonach riecht's denn hier auf einmal so gut?"
„Na, nach was wohl?", feixte Tina. „Nach deinem geliebten Pferdemist."
„Quatsch! Es riecht ... es riecht ..."
„Ich war beim Bäcker", sagte Frau Martin, „und ich glaube, dass deine Hexennase die frischen Streuselschnecken in der Tüte hier wittert. Vorschlag: Wir machen uns ein schönes zweites Frühstück. Streuselschnecken schmecken am besten, wenn sie noch ein wenig warm sind."
„Mit Kakao schmecken sie aber noch besser!", fand Tina.
„Einverstanden. Dann kommt, Kinder. Ihr könnt nachher weitermachen. Der Mist läuft euch nicht weg."
„Ja, leider!", seufzte Tina.
„Och nö", meinte Bibi. „Nachher habe ich keine Lust mehr auszumisten. Mit vollem Magen soll man nicht arbeiten. Ich habe da meine Methode: Eene meene ei der Daus, Mist im Pferdestall ist raus! Hex-hex!" Stallduft hin, Stallduft her - eine Knochenarbeit war das Ausmisten schon. Nach Bibis Hexspruch aber war alles piekfein in den Boxen, und der Mist befand sich jetzt draußen auf dem großen Haufen. Erschreckt gackernd suchten ein paar Hühner das Weite. Stiefel ausziehen, Händewaschen, das ging ruckzuck. Bald darauf saßen die Mädchen am Tisch, schlürften dicken, dunklen Kakao und ließen sich das Gebäck schmecken. Tina musste sich schwer zusammennehmen, um nicht alle aufzufuttern. Dann hätte sie aber ihr Mittagessen stehen lassen müssen, und das sah ihre Mutter wiederum gar nicht so gern.
„Ach, übrigens, Tina", Frau Martin griff in ihre Hosentasche, „ich habe noch was für dich: Einen Brief, er war heute in der Post." Sie legte den Brief auf den Tisch, und die Mädchen warfen einen neugierigen Blick darauf.
„Hm", meinte Tina, „die Adresse stimmt, aber die Krakelschrift kenne ich nicht. Wer soll denn mir schreiben?"
„Falkenstein mit ,g‘!", prustete Bibi. „Dreh mal um. Vielleicht ist es ein anonymer Brief ohne Absender, dann brauchst du ihn gar nicht erst aufzumachen."
„J. J.?" Tina grübelte. „Wer könnte das bloß sein? Na ja, anonym ist der Brief jedenfalls nicht. Soll ich ihn ...?" „Aufmachen? Na klar!" Bibi nickte aufgeregt. Also schlitzte Tina den Brief auf und überflog ihn. Plötzlich bekam sie rote Ohren, und dann prustete sie los.
„Was ist denn? Was steht denn drin?" Bibi wurde ganz unruhig. „Zeig mal her!"
„Nein, ich lese vor! Liebste Tina! Lange habe ich mich nicht getraut, aber jetzt muss ich dir diesen Brief schreiben. Immer, wenn ich bei euch auf dem Martinshof war, habe ich mich in dich verliebt ..."
„Och, das ist ja richtig niedlich", schmunzelte Frau Martin, „ein heimlicher Verehrer!"
„Niedlich?" Bibi war da anderer Meinung: „Echt bescheuert finde ich das!"
„... ich finde dich ganz toll", las Tina weiter.
„Mein Lieblingspferd ist das Pony Max, und mein Lieblingsmädchen bist du, Tina Martin."
„Mein Lieblingsmädchen!" Bibi bog sich vor Lachen. „Ich halt's im Kopf nicht aus! So
ein Spinner, dieser J. J.!"
„Warte, ich bin noch nicht fertig. Er will von mir eine Haarlocke, ich soll sie ihm sofort
schicken." „Schneide doch einfach ein paar Haarborsten von eurem Handfeger ab", schlug
Bibi vor.
„Och, Kinder!" Frau Martin verzog das Gesicht.
„Macht euch doch nicht lustig über den Jungen. Es gehört doch allerhand Mut dazu, so etwas zu schreiben. Sag mal, Tina, steht denn eine richtige Unterschrift auf dem Brief?"
„Ja", antwortete Tina. „Immer, dein Joschi Jürgens."
„Ein Joschi Jürgens aus Rothenbrunn?" Frau Martin überlegte und zupfte geistesabwesend ein paar welke Blätter von der Pflanze auf dem Fensterbrett. „Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Das muss ein Junge aus der Wochenendgruppe sein. Vielleicht aber auch ..."
Tina nahm den Brief an sich, zwinkerte ihrer Freundin zu und deutete mit dem Daumen in
Richtung Scheune. Bibi verstand. Das hieß: Komm, wir verschwinden in unsere Quatschund Tratsch Höhle, dort sind wir unter uns! Sie ließen Tinas Mutter mit ihren Gedanken allein, sausten nach draußen, über den Hof, hinein in die Scheune, legten die Leiter an und kletterten auf den Heuboden. Hier oben, ganz hinten, wo das Heu selten weggeräumt wurde, befand sich ihre „Höhle". Eine Kuhle im Heu war mit alten, aber sauberen Pferdedecken ausgelegt, und eine Apfelsinenkiste diente als Tisch. Atemlos ließen sich die beiden auf ihr weiches Lager fallen. „Wer könnte dieser Joschi bloß sein?" Gedankenverloren biss sich Bibi auf die Unterlippe.
„Ich kenne ihn nicht, ich kenne außer euch kaum jemanden in dieser Gegend. Außerdem, wenn er hier bei euch auf dem Hof war, dann musst du doch irgendwas gemerkt haben: Dass er dir schöne Augen macht, dass er versucht, dir in den Sattel zu helfen oder so. Was man eben tut, wenn man in jemanden verknallt ist."
„Ich habe keine Ahnung." Tina spreizte zwei Finger der rechten Hand. „Ich schwöre!
Außerdem gehöre ich zu Alex, das wird dieser Joschi schon noch merken."
© 2011 KIDDINX Studios GmbH, Berlin
Redaktion der Neuauflage: Jutta Dahn
Lizenz durch KIDDINX Merchandising GmbH
© 2011 (1995) für die Buchausgabe by SchneiderBuch
verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
ISBN 978-3-505-12910-0
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Theo Schwartz
- Altersempfehlung: 8 - 99 Jahre
- 2011, 112 Seiten, 14 Abbildungen, Masse: 13,1 x 18,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Nach Ulf Tiehm
- Verlag: Schneiderbuch
- ISBN-10: 3505129100
- ISBN-13: 9783505129100
- Erscheinungsdatum: 11.03.2011
Kommentar zu "Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12"
0 Gebrauchte Artikel zu „Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
5 von 5 Sternen
5 Sterne 1Schreiben Sie einen Kommentar zu "Der Liebesbrief / Bibi & Tina Bd.12".
Kommentar verfassen