Der Kuss des Greifen / Elder Races Bd.3
Roman
Um das Leben eines Freundes zu retten, geht der Wyr-Krieger Rune einen Pakt mit der Vampirkönigin Carling ein. Doch diese leidet unter einer gefährlichen Krankheit und verliert langsam den Verstand. Rune, der sich unwiderstehlich zu Carling...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Der Kuss des Greifen / Elder Races Bd.3 “
Um das Leben eines Freundes zu retten, geht der Wyr-Krieger Rune einen Pakt mit der Vampirkönigin Carling ein. Doch diese leidet unter einer gefährlichen Krankheit und verliert langsam den Verstand. Rune, der sich unwiderstehlich zu Carling hingezogen fühlt, riskiert alles, um ihr zu helfen.
Klappentext zu „Der Kuss des Greifen / Elder Races Bd.3 “
Um das Leben eines Freundes zu retten, geht der Wyr-Krieger Rune einen Pakt mit der Vampirkönigin Carling ein. Als er seine Seite des Abkommens erfüllen will, muss er feststellen, dass die Königin unter einer gefährlichen Krankheit leidet und zunehmend den Verstand verliert. Rune, der sich unwiderstehlich zu Carling hingezogen fühlt, riskiert alles, um ihr zu helfen.
Lese-Probe zu „Der Kuss des Greifen / Elder Races Bd.3 “
Der Kuss des Greifen von Thea Harrison Die Market Street zog sich diagonal durch San Francisco, vom Ferry Building am nordöstlichen Ufer bis zu den Twin Peaks im Südwesten. sie war eine der größten Verkehrsstraßen der Stadt und schon mit der Champs-Élysées in Paris und der Fifth Avenue in New York verglichen worden.
Jetzt war es Freitagabend im Reich der nachtwesen, kurz vor Einbruch der Dämmerung, und die Market Street verwandelte sich in einen coolen, angesagten Ort. Die hohen Wolkenkratzer in der Umgebung boten effektiven Schutz vor dem letzten Tageslicht. Touristen und Kauflustige bevölkerten die Gehsteige.
Zwei weißhäutige, schöne Vampyrinnen in eleganter Kleidung schlenderten arm in arm auf ihn zu. sie steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, und als er näher kam, sahen sie ihn mit ihren Kajalumrandeten Augen und einem fahlen Lächeln von der Seite an. er lächelte zurück; die Augen der ersten Vampyrin weiteten sich, und ihre elfenbeinhaut errötete zart. Rune nahm das als ziemliches Kompliment, zumal es von einer Untoten kam.
Die Menge wurde dichter, je näher er seinem Ziel kam. am undurchdringlichsten war sie direkt vor dem Wolkenkratzer mit der Adresse 500 Market Street. neugierig betrachtete Rune das Gedränge, während er sich einen Weg zum Haupteingang bahnte. Dieser Auflauf bestand ausschließlich aus Menschen.
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Eine gebrechlich wirkende Frau drängte sich vor ihn, in einem Wägelchen zog sie eine tragbare Gasflasche hinter sich her, und ein dünner Sauerstoffschlauch führte in ihre Nase. Rune blieb stehen, um sie vorbeizulassen. Als sie ihn streifte, nahm er unter ihrem Fliederparfum den Geruch einer schweren Krankheit wahr. Der saure, medizinische Geruch blieb in seiner Nase hängen und beschwor Bilder von Schmerzen und Verfall herauf, bis er den Kopf abwandte und höflich hustete, um seine Lunge davon zu befreien. Ein anderer Mensch, ein blasser, dünner Mann, saß im Rollstuhl. Er war in Begleitung seiner Frau und eines jüngeren Mannes, der dem Aussehen nach sein Sohn sein musste.
Rune nahm seine Kopfhörer heraus und verstaute den iPod, dann schob er sich durch die Drehtür und sah sich im Hauptfoyer um. Den meisten raum nahmen Sicherheitsleute in Uniform, Metalldetektoren und Menschenschlangen ein, die zu Fenstern aus kugelsicherem Glas führten. er rieb sich den Nacken und wollte gerade wieder hinausgehen, um die Hausnummer noch einmal zu überprüfen, als er seinen Namen hörte, den jemand quer durchs Foyer rief. Rune schwenkte wieder um.
Duncan, der Vampyr, kam auf ihn zu. Der eins achtzig große Mann trug einen schwarzen Ralph-Lauren-Anzug und dazu passende Schuhe. sein Messerhaarschnitt lag glatt an seinem wohlgeformten Kopf an, er hatte angenehme Gesichtszüge und intelligente Augen. auf ein Zeichen von Duncan öffnete einer der Sicherheitsleute eine Seitentür und forderte Rune auf, hindurchzugehen.
»Ich bin selbst gerade erst angekommen«, sagte Duncan. Der Vampyr streckte ihm die Hand entgegen.
Rune schüttelte sie. Der Handschlag des Vampyrs war fest und kühl. »Ich wollte gerade wieder nach draußen, um nachzusehen, ob ich die richtige Adresse habe. Was ist hier unten los?«
Duncan wandte sich wieder den Aufzügen zu. Neben ihm verkürzte Rune seine Schritte, um sich dem anderen Mann anzupassen. »Die Einwanderungsbehörde der nachtwesen nimmt die untersten drei Stockwerke des Gebäudes ein. hier beantragen Menschen Visa, um zu Vampyren zu werden ...« Er wurde vom Geschrei an einem der Panzerglasfenster unterbrochen. »sagen sie mir nicht, dass es noch vier weitere verdammte Monate dauert! Mein Vater hat Krebs der stufe vier - er hat keine vier Monate mehr!«
Rune sah zu dem schreienden Mann hinüber und dann wieder zu Duncan, der leicht zusammenzuckte. sie erreichten die Aufzüge, und Duncan drückte den obersten Knopf für den fünfundfünfzigsten Stock. als sie einen der Aufzüge betraten, fuhr Duncan fort: »Verständlicherweise kann der Visaprozess emotional werden, darum die starke Security-Präsenz in der Lobby.«
Während sich die Aufzugtüren schlossen, näherten sich gerade zwei Sicherheitsleute der Auseinandersetzung. »Nur aus Neugier: Was geschieht mit Visaanträgen von Menschen, die unheilbar krank sind? Wird dieser Mann das Ganze für seinen Vater beschleunigen können?«, fragte Rune.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Duncan. »es gibt immer wieder traurige Fälle, und es gibt zu viele verzweifelte Menschen, die im Sterben liegen.«
»Alter«, sagte Rune. »Autsch.«
Der Vampyr warf ihm einen Blick zu. »Ich will nicht gefühllos klingen. Aber nur zur Relation: Die Usa hatten 2009 etwa vierzehn Millionen Bewerbungen für die Green-Card-Lotterie. Das nordamerikanische Reich der Nachtwesen erhält pro Jahr fast zehn Millionen Visaanträge. Zum einen muss unser Prüfverfahren gründlicher sein als das der Bundesregierung, zum anderen haben wir weniger Visa zu vergeben als die 2,5 Millionen, die von den Vereinigten Staaten gewährt werden.«
»Heilige Scheiße«, sagte Rune.
»Wir sind das einzige Reich, das auf diese Art der Regulierung angewiesen ist«, sagte Duncan. »Die langlebigen alten Völker haben entsprechend niedrige Geburtsraten. Selbst bei den menschlichen Hexen reguliert die Natur, wer mit dem Funken magischer Energie geboren wird; und nicht jeder, der mit dieser Fähigkeit zur Welt kommt, will das Handwerk der Magie auch erlernen. Vampyrismus ist eine gefährliche, ansteckende Krankheit, nicht nur in körperlicher, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Früher war er nur für diejenigen erreichbar, die mit Schönheit, Reichtum oder magischer Macht gesegnet waren - und für jeden, der aus irgendeinem Grund das Interesse eines Vampyrs wecken konnte. Wir können es uns nicht mehr leisten, so kapriziös zu sein. Im frühen zwanzigsten Jahrhundert war ich Mitverfasser der ursprünglichen Richtlinien für das Visabewerbungsverfahren, das alle zehn Jahre aktualisiert und verbessert wird. Außerdem stimmen wir uns jedes Jahr mit der Bundesbehörde für Infektionskrankheiten in Atlanta ab, um berechnen zu können, wie viele Bewerbungen wir insgesamt genehmigen dürfen.«
»Sie haben den Vampyrfilmen gerade jeden Reiz genommen«, sagte Rune. »Wie viele Bewerber konnten sie im letzten Jahr akzeptieren?«
»Zweitausend.«
Er pfiff durch die Zähne. »Diese Zahlen sind der Hammer.«
»Ja«, sagte Duncan. »aus diesem Grund werden Anträge so gut wie nie beschleunigt.«
»Was müsste man tun, um ein wenig nachzuhelfen?«, fragte Rune, der neugierig geworden war.
Duncan schüttelte den Kopf. »Eine persönliche Anfrage von Julian oder Carling könnte ihn natürlich sofort durchbringen, ebenso ein Erlass vom Tribunal der alten Völker. Offen gesagt gibt es sonst nicht viele Möglichkeiten. Und inzwischen müssen die Bewerber nicht nur nachweisen, dass sie über solide Geldanlagen und Lebensaussichten verfügen - dass sie zum Beispiel erwerbsfähig sind -, sondern sie müssen sich außerdem einem psychischen Test unterziehen. Darüber hinaus müssen sie dokumentieren können, dass ein Vampyr bereit ist, sie aufzunehmen beziehungsweise in den ersten fünf Jahren nach ihrer Verwandlung für ihre Stabilität, Disziplin und Ausbildung zu sorgen. An diesem Punkt landen die meisten der zehn Millionen Bewerbungen im Mülleimer - wenn auch im übertragenen Sinne. Heutzutage finden die Bewerbungen online statt. Die ausgeklügelte Software, die wir entwickelt haben, lehnt automatisch alle Anträge ab, die nicht ordnungsgemäß ausgefüllt wurden und bei denen die formalen Anforderungen nicht erfüllt sind.«
»Sie sagen also im Grunde: Um Vampyr zu werden, muss man nachweisen, dass man Geld hat oder welches verdienen kann und man muss mit Computern umgehen können, womit ein großer Teil des Landes, der auf der falschen Seite der digitalen Kluft lebt, außen vor ist. Es tut mir leid, ihre Seifenblase platzen zu lassen, aber ich glaube, sie sind wieder an dem Punkt, an dem Vampyrismus nur für diejenigen erreichbar ist, die mit Schönheit, Reichtum oder magischer Macht gesegnet sind.«
Duncan lachte. Sie erreichten den fünfundfünfzigsten stock, die Aufzugtüren öffneten sich, und sie betraten die luxuriös ausgestattete Kanzlei. Auf der Wand aus dunklem Marmor, die den Aufzügen gegenüberlag, stand in glänzenden, schlanken Goldbuchstaben Turner & Braeburn, Rechtsanwälte.
Duncan führte ihn mit zügigen Schritten durch geschmackvoll dekorierte, belebte Flure zu einem Eckbüro. Neugierig sah sich Rune um. Die Anwälte frönten ihrer Version eines geschäftigen Freitagmorgens.
»Das System ist nicht perfekt«, sagte Duncan. »Unterm Strich versucht das Reich der Nachtwesen zu verhindern, dass arme, verrückte, blutsaugende Unsterbliche auf den Straßen zu einer Belastung für die normalere, steuerzahlende Gesellschaft werden. Aber die Pointe kommt erst noch.«
Duncan blieb vor einer geöffneten Flügeltür stehen. Mit einer höflichen Geste forderte er Rune auf, vorauszugehen. Das Büro, das Rune betrat, hatte eine Grundfläche von mindestens hundert Quadratmetern. Die Metalljalousien an beiden Glaswänden waren geöffnet, und draußen erstrahlte die gesamte Bay Area einschließlich der Brücken im Glanz der elektrischen Beleuchtung. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und nur noch der blutrote Schimmer am dunkler werdenden Horizont über dem Meer erinnerte an sie.
Rune schwenkte wieder zu Duncan herum, der hinter ihnen die Türen geschlossen hatte. Der Vampyr drehte sich ebenfalls um.
»Was ich ihnen gerade erläutert habe, ist das offizielle Verfahren im Reich der Nachtwesen. Wir sind durch die Bundesgesetze daran gebunden, es zu befolgen, aber es ist wie mit dem Kampf, den die Vereinigten Staaten gegen Drogen oder, noch schlimmer, gegen die HIV-Epidemie führen. Wie kann man etwas wirklich regulieren, das nur einen Herzschlag, einen hitzigen Augenblick, einen Blutaustausch entfernt ist?«
»Die Antwort darauf kenne ich vermutlich«, sagte Rune. »Gar nicht.«
»Genau«, erwiderte Duncan. »Natürlich können wir es nicht. Wir können regeln festlegen, Visa ausstellen und Konsequenzen durchsetzen. Aber es gibt immer die Illegalen und die Verrückten und die Nicht-Registrierten. Können wir wissen, was ein Vampyr in ihrem Reich in New York treibt oder im Reich der Dämonen in Houston? Natürlich nicht, ebenso wenig wie sie eine Ahnung davon haben, was einzelne Wyr in Chicago tun. Unsere Polizeikräfte sind sehr effektiv, daher können wir gut kontrollieren, was hier in unserem Reich für die Öffentlichkeit sichtbar ist, aber das ist auch alles. Darüber hinaus lehnen viele der älteren Vampyre die neuen Einschränkungen ab und nutzen immer noch die alten Mittel, um ihre Familienstammbäume unter Kontrolle zu halten - Geheimhaltung, Dominanz und Gewalt.«
»Oh, gut«, sagte Rune. »Die Vampyrfilme haben ihren Reiz gerade zurückgewonnen.«
Das Golden Gate, das von der berühmten Brücke überspannt wird, ist eigentlich eine Meerenge, die 1769 von spanischen Forschern entdeckt wurde. im Jahr 1846, noch vor dem kalifornischen Goldrausch, nannte der amerikanische Militäroffizier John C. Fremont die Passage in Anlehnung an das Goldene Horn von Byzanz »Chrysopylae« oder »Golden Gate«. Rune sah die Golden Gate Bridge hell erleuchtet über den dunklen Wassern der Meerenge thronen. Die Symbolik, dass er hier vor einem Tor stand, entging ihm durchaus nicht. Neben einem schwarzen italienischen Ledersessel, der vor einem makellosen Glasschreibtisch von beträchtlichen ausmaßen stand, ließ er seinen Seesack auf den Boden fallen. Er hakte die Daumen in die leeren Gürtelschlaufen seiner ausgewaschenen Jeans und blieb in bequemer Haltung stehen, während er den Vampyr betrachtete.
Duncan setzte sich nicht an seinen Schreibtisch und bot auch Rune keinen Platz an. Stattdessen ging er zum Fenster und blickte Richtung Westen. Er steckte die Hände in die Taschen seines Zweieinhalbtausend-Dollar-Anzugs und verfiel für einen Moment in völlige Bewegungslosigkeit, wie es nur Vampyre konnten. Er sah aus wie das retuschierte Cover des GQ Magazines.
Jetzt kommt es, dachte Rune. Mähe die nächsten tausend Jahre den Rasen. Ein einzelner Gefallen, ausgedrückt in einem ganz einfachen Satz. Oh ja, Dragos, ich weiß verdammt gut, was ich da zugesagt habe.
»Sie ist wieder verschwunden«, murmelte Duncan.
»Was?«, fragte Rune.
»Die Insel. sie ist wieder verschwunden.«
Rune blickte ebenfalls aus dem Fenster. Die Reste des blutrot glühenden Sonnenuntergangs waren beinahe vollständig verblasst, doch mit seinen scharfen Raubtieraugen konnte er die Einzelheiten in der Nacht ebenso gut erkennen wie der Vampyr.
Die Insel war tatsächlich nicht mehr zu sehen.
Er zuckte mit den Schultern und sagte: »Okay.«
»Dort müssen sie hin«, sagte Duncan.
Rune seufzte. »Als ich ihre E-Mail bekam, dachte ich, sie würden mir die Anweisungen für diesen Gefallen geben.«
Duncan wandte sich vom Fenster ab, um Rune anzusehen. »Auch wenn ich nicht viel über diese Dinge weiß, bin ich sicher, dass keine Anweisung, die ich ihnen gebe, sie von ihrer magischen Verpflichtung entbinden könnte. Der Vertrag besteht zwischen ihnen und Carling, und sie muss ihnen den Auftrag persönlich erteilen. Sie befindet sich derzeit in ihrem Haus auf der Anderland-Insel, wo die Zeit selbstverständlich anders verläuft. Ich soll lediglich überprüfen, dass sie zur festgelegten Zeit hier angekommen sind, und ihnen eine Beschreibung geben, wie sie dorthin gelangen.«
»Carling lebt also in Blood Alley, ja?« Rune schüttelte den Kopf. Nicht schlecht, sich auf diese Art einen furchteinflößenden Ruf zuzulegen, Carling.
Ähnlich wie in der feudalen Wyr-Gesellschaft waren im Reich der nachtwesen Macht und recht oft eins, und Carling hatte lange Zeit als Königin geherrscht, bevor sie die Krone an Julian weitergegeben hatte. Sie hatte abgedankt, um eine Gesetzeslücke auszunutzen, die es damals im Rechtssystem der alten reiche gegeben hatte. so konnte sie die nachtwesen als Ratsmitglied im Tribunal der alten Völker vertreten. in der Zwischenzeit war die Gesetzeslücke geschlossen worden - ehemalige Herrscher waren nun davon ausgeschlossen, einen Sitz im Tribunal einzunehmen, doch Carling behielt ihre einzigartige Position. Sie war mehr als nur eine Rätin im Tribunal der alten Völker. Weil Julian Carlings Zögling war, mochte er zwar über das reich herrschen, aber Carling herrschte über Julian.
Duncan schüttelte den Kopf. »Blood Alley ist eine äußerst unglückliche Bezeichnung und nicht im Geringsten zutreffend. Die Übergangspassage und die Insel wurden um 1836 entdeckt, und Carling erhob sofort Anspruch darauf, als sie von ihrer Existenz erfuhr. Während ihrer Zeit als Königin musste sie in einigen Fällen intervenieren, weil sich Vampyrfamilien untereinander bekriegten. Ihre Reaktion musste hart genug sein, um die Welle der Gewalt zu unterdrücken.«
»Oh-kay«, murmelte Rune. »Kenn ich alles. Davon kann ich auch ein Lied singen. Warum geben sie mir nicht einfach die Wegbeschreibung?«
»Sie müssen etwa eine Meile nach Westen fliegen, dann eine Kehre drehen und in die entgegengesetzte Richtung zurückfliegen. Wenn sie wieder auf die Bay zukommen und das Golden Gate vor sich haben, etwa zehn Grad zur rechten Seite, fliegen sie flach übers Wasser. Dann müssten sie den Übergang tief unter sich spüren. Er folgt einer Spalte am Meeresgrund, also werden sie hindurchtauchen müssen. Für diejenigen von uns, die nicht mehr zu atmen brauchen, ist das nicht problematisch. Ich habe eine Sauerstoffflasche für sie vorbereitet, falls sie eine benötigen. Die Technik ist passiv genug, um zu funktionieren.«
Die konzentrierte Magie in Anderländern unterdrückte bestimmte Technologien, insbesondere solche, die auf Verbrennung basierten. Unter anderem konnten in Anderländern keine Elektrizität, Pistolen und andere moderne Waffen benutzt werden. Wenn sie doch funktionierten, dann nur für kurze Zeit und mit chaotischen Konsequenzen. Deshalb war auch Ninianes Freundin Cameron gestorben, als sie Naida Riordan erschossen hatte.
Passive Technologien wie Komposttoiletten, hypokaustische Heizsysteme, Filterkaffeemaschinen, moderne Armbrüste und Compound-Bögen sowie Konstruktionen, die mit Solarwärme arbeiteten, funktionierten in Anderländern einwandfrei. eine Sauerstoffflasche war einfach ein Gefäß mit komprimierter Luft, die langsam und kontrolliert über einen Schlauch freigesetzt wurde. Zum Befüllen einer Sauerstoffflasche war ein Kompressor erforderlich, der im Anderland nicht funktionieren würde, aber den Tank selbst konnte man während der Passage ohne Sicherheitsrisiko verwenden, bis der Vorrat aufgebraucht war.
Rune dachte nach. »Wie lang ist die Unterwasserpassage?«
»Ich kann sie in gut zehn Minuten durchschwimmen«, sagte Duncan.
»Dann brauche ich keine Flasche«, sagte Rune. »Ich komme zurecht.« Er bückte sich, um seinen Seesack aufzuheben. »Aber ich könnte etwas Wasserfestes gebrauchen, um diese Sachen darin zu verstauen. Es ist nicht viel, etwas Kleidung zum Wechseln, eine Zahnbürste und ein Rasierer, ein Stephen-King-Roman und so weiter.«
Außerdem sein iPod, das iPhone, ein paar PowerBars, die Glock samt Munition, Messer, eine Garrotte, ein paar Wurfsterne. Und so weiter. Die Glock, das Handy und der iPod konnten ohne Probleme mit auf die Reise gehen, solange er nicht versuchte, sie vor seiner Rückkehr zu benutzen.
»Wir haben da etwas«, sagte Duncan.
Rune drehte sich halb zur Tür um und sah den Vampyr abwartend an. Weitergehen, bitte. Nächste Stufe. Ich muss pünktlich zu meinem ersten Arbeitstag erscheinen. Ich soll mit einer Nagelschere den Rasen schneiden. Auf der gesamten Insel den Rasen mit einer Nagelschere schneiden? Das macht locker tausend Jahre, Baby.
© 2013 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
Eine gebrechlich wirkende Frau drängte sich vor ihn, in einem Wägelchen zog sie eine tragbare Gasflasche hinter sich her, und ein dünner Sauerstoffschlauch führte in ihre Nase. Rune blieb stehen, um sie vorbeizulassen. Als sie ihn streifte, nahm er unter ihrem Fliederparfum den Geruch einer schweren Krankheit wahr. Der saure, medizinische Geruch blieb in seiner Nase hängen und beschwor Bilder von Schmerzen und Verfall herauf, bis er den Kopf abwandte und höflich hustete, um seine Lunge davon zu befreien. Ein anderer Mensch, ein blasser, dünner Mann, saß im Rollstuhl. Er war in Begleitung seiner Frau und eines jüngeren Mannes, der dem Aussehen nach sein Sohn sein musste.
Rune nahm seine Kopfhörer heraus und verstaute den iPod, dann schob er sich durch die Drehtür und sah sich im Hauptfoyer um. Den meisten raum nahmen Sicherheitsleute in Uniform, Metalldetektoren und Menschenschlangen ein, die zu Fenstern aus kugelsicherem Glas führten. er rieb sich den Nacken und wollte gerade wieder hinausgehen, um die Hausnummer noch einmal zu überprüfen, als er seinen Namen hörte, den jemand quer durchs Foyer rief. Rune schwenkte wieder um.
Duncan, der Vampyr, kam auf ihn zu. Der eins achtzig große Mann trug einen schwarzen Ralph-Lauren-Anzug und dazu passende Schuhe. sein Messerhaarschnitt lag glatt an seinem wohlgeformten Kopf an, er hatte angenehme Gesichtszüge und intelligente Augen. auf ein Zeichen von Duncan öffnete einer der Sicherheitsleute eine Seitentür und forderte Rune auf, hindurchzugehen.
»Ich bin selbst gerade erst angekommen«, sagte Duncan. Der Vampyr streckte ihm die Hand entgegen.
Rune schüttelte sie. Der Handschlag des Vampyrs war fest und kühl. »Ich wollte gerade wieder nach draußen, um nachzusehen, ob ich die richtige Adresse habe. Was ist hier unten los?«
Duncan wandte sich wieder den Aufzügen zu. Neben ihm verkürzte Rune seine Schritte, um sich dem anderen Mann anzupassen. »Die Einwanderungsbehörde der nachtwesen nimmt die untersten drei Stockwerke des Gebäudes ein. hier beantragen Menschen Visa, um zu Vampyren zu werden ...« Er wurde vom Geschrei an einem der Panzerglasfenster unterbrochen. »sagen sie mir nicht, dass es noch vier weitere verdammte Monate dauert! Mein Vater hat Krebs der stufe vier - er hat keine vier Monate mehr!«
Rune sah zu dem schreienden Mann hinüber und dann wieder zu Duncan, der leicht zusammenzuckte. sie erreichten die Aufzüge, und Duncan drückte den obersten Knopf für den fünfundfünfzigsten Stock. als sie einen der Aufzüge betraten, fuhr Duncan fort: »Verständlicherweise kann der Visaprozess emotional werden, darum die starke Security-Präsenz in der Lobby.«
Während sich die Aufzugtüren schlossen, näherten sich gerade zwei Sicherheitsleute der Auseinandersetzung. »Nur aus Neugier: Was geschieht mit Visaanträgen von Menschen, die unheilbar krank sind? Wird dieser Mann das Ganze für seinen Vater beschleunigen können?«, fragte Rune.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Duncan. »es gibt immer wieder traurige Fälle, und es gibt zu viele verzweifelte Menschen, die im Sterben liegen.«
»Alter«, sagte Rune. »Autsch.«
Der Vampyr warf ihm einen Blick zu. »Ich will nicht gefühllos klingen. Aber nur zur Relation: Die Usa hatten 2009 etwa vierzehn Millionen Bewerbungen für die Green-Card-Lotterie. Das nordamerikanische Reich der Nachtwesen erhält pro Jahr fast zehn Millionen Visaanträge. Zum einen muss unser Prüfverfahren gründlicher sein als das der Bundesregierung, zum anderen haben wir weniger Visa zu vergeben als die 2,5 Millionen, die von den Vereinigten Staaten gewährt werden.«
»Heilige Scheiße«, sagte Rune.
»Wir sind das einzige Reich, das auf diese Art der Regulierung angewiesen ist«, sagte Duncan. »Die langlebigen alten Völker haben entsprechend niedrige Geburtsraten. Selbst bei den menschlichen Hexen reguliert die Natur, wer mit dem Funken magischer Energie geboren wird; und nicht jeder, der mit dieser Fähigkeit zur Welt kommt, will das Handwerk der Magie auch erlernen. Vampyrismus ist eine gefährliche, ansteckende Krankheit, nicht nur in körperlicher, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Früher war er nur für diejenigen erreichbar, die mit Schönheit, Reichtum oder magischer Macht gesegnet waren - und für jeden, der aus irgendeinem Grund das Interesse eines Vampyrs wecken konnte. Wir können es uns nicht mehr leisten, so kapriziös zu sein. Im frühen zwanzigsten Jahrhundert war ich Mitverfasser der ursprünglichen Richtlinien für das Visabewerbungsverfahren, das alle zehn Jahre aktualisiert und verbessert wird. Außerdem stimmen wir uns jedes Jahr mit der Bundesbehörde für Infektionskrankheiten in Atlanta ab, um berechnen zu können, wie viele Bewerbungen wir insgesamt genehmigen dürfen.«
»Sie haben den Vampyrfilmen gerade jeden Reiz genommen«, sagte Rune. »Wie viele Bewerber konnten sie im letzten Jahr akzeptieren?«
»Zweitausend.«
Er pfiff durch die Zähne. »Diese Zahlen sind der Hammer.«
»Ja«, sagte Duncan. »aus diesem Grund werden Anträge so gut wie nie beschleunigt.«
»Was müsste man tun, um ein wenig nachzuhelfen?«, fragte Rune, der neugierig geworden war.
Duncan schüttelte den Kopf. »Eine persönliche Anfrage von Julian oder Carling könnte ihn natürlich sofort durchbringen, ebenso ein Erlass vom Tribunal der alten Völker. Offen gesagt gibt es sonst nicht viele Möglichkeiten. Und inzwischen müssen die Bewerber nicht nur nachweisen, dass sie über solide Geldanlagen und Lebensaussichten verfügen - dass sie zum Beispiel erwerbsfähig sind -, sondern sie müssen sich außerdem einem psychischen Test unterziehen. Darüber hinaus müssen sie dokumentieren können, dass ein Vampyr bereit ist, sie aufzunehmen beziehungsweise in den ersten fünf Jahren nach ihrer Verwandlung für ihre Stabilität, Disziplin und Ausbildung zu sorgen. An diesem Punkt landen die meisten der zehn Millionen Bewerbungen im Mülleimer - wenn auch im übertragenen Sinne. Heutzutage finden die Bewerbungen online statt. Die ausgeklügelte Software, die wir entwickelt haben, lehnt automatisch alle Anträge ab, die nicht ordnungsgemäß ausgefüllt wurden und bei denen die formalen Anforderungen nicht erfüllt sind.«
»Sie sagen also im Grunde: Um Vampyr zu werden, muss man nachweisen, dass man Geld hat oder welches verdienen kann und man muss mit Computern umgehen können, womit ein großer Teil des Landes, der auf der falschen Seite der digitalen Kluft lebt, außen vor ist. Es tut mir leid, ihre Seifenblase platzen zu lassen, aber ich glaube, sie sind wieder an dem Punkt, an dem Vampyrismus nur für diejenigen erreichbar ist, die mit Schönheit, Reichtum oder magischer Macht gesegnet sind.«
Duncan lachte. Sie erreichten den fünfundfünfzigsten stock, die Aufzugtüren öffneten sich, und sie betraten die luxuriös ausgestattete Kanzlei. Auf der Wand aus dunklem Marmor, die den Aufzügen gegenüberlag, stand in glänzenden, schlanken Goldbuchstaben Turner & Braeburn, Rechtsanwälte.
Duncan führte ihn mit zügigen Schritten durch geschmackvoll dekorierte, belebte Flure zu einem Eckbüro. Neugierig sah sich Rune um. Die Anwälte frönten ihrer Version eines geschäftigen Freitagmorgens.
»Das System ist nicht perfekt«, sagte Duncan. »Unterm Strich versucht das Reich der Nachtwesen zu verhindern, dass arme, verrückte, blutsaugende Unsterbliche auf den Straßen zu einer Belastung für die normalere, steuerzahlende Gesellschaft werden. Aber die Pointe kommt erst noch.«
Duncan blieb vor einer geöffneten Flügeltür stehen. Mit einer höflichen Geste forderte er Rune auf, vorauszugehen. Das Büro, das Rune betrat, hatte eine Grundfläche von mindestens hundert Quadratmetern. Die Metalljalousien an beiden Glaswänden waren geöffnet, und draußen erstrahlte die gesamte Bay Area einschließlich der Brücken im Glanz der elektrischen Beleuchtung. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und nur noch der blutrote Schimmer am dunkler werdenden Horizont über dem Meer erinnerte an sie.
Rune schwenkte wieder zu Duncan herum, der hinter ihnen die Türen geschlossen hatte. Der Vampyr drehte sich ebenfalls um.
»Was ich ihnen gerade erläutert habe, ist das offizielle Verfahren im Reich der Nachtwesen. Wir sind durch die Bundesgesetze daran gebunden, es zu befolgen, aber es ist wie mit dem Kampf, den die Vereinigten Staaten gegen Drogen oder, noch schlimmer, gegen die HIV-Epidemie führen. Wie kann man etwas wirklich regulieren, das nur einen Herzschlag, einen hitzigen Augenblick, einen Blutaustausch entfernt ist?«
»Die Antwort darauf kenne ich vermutlich«, sagte Rune. »Gar nicht.«
»Genau«, erwiderte Duncan. »Natürlich können wir es nicht. Wir können regeln festlegen, Visa ausstellen und Konsequenzen durchsetzen. Aber es gibt immer die Illegalen und die Verrückten und die Nicht-Registrierten. Können wir wissen, was ein Vampyr in ihrem Reich in New York treibt oder im Reich der Dämonen in Houston? Natürlich nicht, ebenso wenig wie sie eine Ahnung davon haben, was einzelne Wyr in Chicago tun. Unsere Polizeikräfte sind sehr effektiv, daher können wir gut kontrollieren, was hier in unserem Reich für die Öffentlichkeit sichtbar ist, aber das ist auch alles. Darüber hinaus lehnen viele der älteren Vampyre die neuen Einschränkungen ab und nutzen immer noch die alten Mittel, um ihre Familienstammbäume unter Kontrolle zu halten - Geheimhaltung, Dominanz und Gewalt.«
»Oh, gut«, sagte Rune. »Die Vampyrfilme haben ihren Reiz gerade zurückgewonnen.«
Das Golden Gate, das von der berühmten Brücke überspannt wird, ist eigentlich eine Meerenge, die 1769 von spanischen Forschern entdeckt wurde. im Jahr 1846, noch vor dem kalifornischen Goldrausch, nannte der amerikanische Militäroffizier John C. Fremont die Passage in Anlehnung an das Goldene Horn von Byzanz »Chrysopylae« oder »Golden Gate«. Rune sah die Golden Gate Bridge hell erleuchtet über den dunklen Wassern der Meerenge thronen. Die Symbolik, dass er hier vor einem Tor stand, entging ihm durchaus nicht. Neben einem schwarzen italienischen Ledersessel, der vor einem makellosen Glasschreibtisch von beträchtlichen ausmaßen stand, ließ er seinen Seesack auf den Boden fallen. Er hakte die Daumen in die leeren Gürtelschlaufen seiner ausgewaschenen Jeans und blieb in bequemer Haltung stehen, während er den Vampyr betrachtete.
Duncan setzte sich nicht an seinen Schreibtisch und bot auch Rune keinen Platz an. Stattdessen ging er zum Fenster und blickte Richtung Westen. Er steckte die Hände in die Taschen seines Zweieinhalbtausend-Dollar-Anzugs und verfiel für einen Moment in völlige Bewegungslosigkeit, wie es nur Vampyre konnten. Er sah aus wie das retuschierte Cover des GQ Magazines.
Jetzt kommt es, dachte Rune. Mähe die nächsten tausend Jahre den Rasen. Ein einzelner Gefallen, ausgedrückt in einem ganz einfachen Satz. Oh ja, Dragos, ich weiß verdammt gut, was ich da zugesagt habe.
»Sie ist wieder verschwunden«, murmelte Duncan.
»Was?«, fragte Rune.
»Die Insel. sie ist wieder verschwunden.«
Rune blickte ebenfalls aus dem Fenster. Die Reste des blutrot glühenden Sonnenuntergangs waren beinahe vollständig verblasst, doch mit seinen scharfen Raubtieraugen konnte er die Einzelheiten in der Nacht ebenso gut erkennen wie der Vampyr.
Die Insel war tatsächlich nicht mehr zu sehen.
Er zuckte mit den Schultern und sagte: »Okay.«
»Dort müssen sie hin«, sagte Duncan.
Rune seufzte. »Als ich ihre E-Mail bekam, dachte ich, sie würden mir die Anweisungen für diesen Gefallen geben.«
Duncan wandte sich vom Fenster ab, um Rune anzusehen. »Auch wenn ich nicht viel über diese Dinge weiß, bin ich sicher, dass keine Anweisung, die ich ihnen gebe, sie von ihrer magischen Verpflichtung entbinden könnte. Der Vertrag besteht zwischen ihnen und Carling, und sie muss ihnen den Auftrag persönlich erteilen. Sie befindet sich derzeit in ihrem Haus auf der Anderland-Insel, wo die Zeit selbstverständlich anders verläuft. Ich soll lediglich überprüfen, dass sie zur festgelegten Zeit hier angekommen sind, und ihnen eine Beschreibung geben, wie sie dorthin gelangen.«
»Carling lebt also in Blood Alley, ja?« Rune schüttelte den Kopf. Nicht schlecht, sich auf diese Art einen furchteinflößenden Ruf zuzulegen, Carling.
Ähnlich wie in der feudalen Wyr-Gesellschaft waren im Reich der nachtwesen Macht und recht oft eins, und Carling hatte lange Zeit als Königin geherrscht, bevor sie die Krone an Julian weitergegeben hatte. Sie hatte abgedankt, um eine Gesetzeslücke auszunutzen, die es damals im Rechtssystem der alten reiche gegeben hatte. so konnte sie die nachtwesen als Ratsmitglied im Tribunal der alten Völker vertreten. in der Zwischenzeit war die Gesetzeslücke geschlossen worden - ehemalige Herrscher waren nun davon ausgeschlossen, einen Sitz im Tribunal einzunehmen, doch Carling behielt ihre einzigartige Position. Sie war mehr als nur eine Rätin im Tribunal der alten Völker. Weil Julian Carlings Zögling war, mochte er zwar über das reich herrschen, aber Carling herrschte über Julian.
Duncan schüttelte den Kopf. »Blood Alley ist eine äußerst unglückliche Bezeichnung und nicht im Geringsten zutreffend. Die Übergangspassage und die Insel wurden um 1836 entdeckt, und Carling erhob sofort Anspruch darauf, als sie von ihrer Existenz erfuhr. Während ihrer Zeit als Königin musste sie in einigen Fällen intervenieren, weil sich Vampyrfamilien untereinander bekriegten. Ihre Reaktion musste hart genug sein, um die Welle der Gewalt zu unterdrücken.«
»Oh-kay«, murmelte Rune. »Kenn ich alles. Davon kann ich auch ein Lied singen. Warum geben sie mir nicht einfach die Wegbeschreibung?«
»Sie müssen etwa eine Meile nach Westen fliegen, dann eine Kehre drehen und in die entgegengesetzte Richtung zurückfliegen. Wenn sie wieder auf die Bay zukommen und das Golden Gate vor sich haben, etwa zehn Grad zur rechten Seite, fliegen sie flach übers Wasser. Dann müssten sie den Übergang tief unter sich spüren. Er folgt einer Spalte am Meeresgrund, also werden sie hindurchtauchen müssen. Für diejenigen von uns, die nicht mehr zu atmen brauchen, ist das nicht problematisch. Ich habe eine Sauerstoffflasche für sie vorbereitet, falls sie eine benötigen. Die Technik ist passiv genug, um zu funktionieren.«
Die konzentrierte Magie in Anderländern unterdrückte bestimmte Technologien, insbesondere solche, die auf Verbrennung basierten. Unter anderem konnten in Anderländern keine Elektrizität, Pistolen und andere moderne Waffen benutzt werden. Wenn sie doch funktionierten, dann nur für kurze Zeit und mit chaotischen Konsequenzen. Deshalb war auch Ninianes Freundin Cameron gestorben, als sie Naida Riordan erschossen hatte.
Passive Technologien wie Komposttoiletten, hypokaustische Heizsysteme, Filterkaffeemaschinen, moderne Armbrüste und Compound-Bögen sowie Konstruktionen, die mit Solarwärme arbeiteten, funktionierten in Anderländern einwandfrei. eine Sauerstoffflasche war einfach ein Gefäß mit komprimierter Luft, die langsam und kontrolliert über einen Schlauch freigesetzt wurde. Zum Befüllen einer Sauerstoffflasche war ein Kompressor erforderlich, der im Anderland nicht funktionieren würde, aber den Tank selbst konnte man während der Passage ohne Sicherheitsrisiko verwenden, bis der Vorrat aufgebraucht war.
Rune dachte nach. »Wie lang ist die Unterwasserpassage?«
»Ich kann sie in gut zehn Minuten durchschwimmen«, sagte Duncan.
»Dann brauche ich keine Flasche«, sagte Rune. »Ich komme zurecht.« Er bückte sich, um seinen Seesack aufzuheben. »Aber ich könnte etwas Wasserfestes gebrauchen, um diese Sachen darin zu verstauen. Es ist nicht viel, etwas Kleidung zum Wechseln, eine Zahnbürste und ein Rasierer, ein Stephen-King-Roman und so weiter.«
Außerdem sein iPod, das iPhone, ein paar PowerBars, die Glock samt Munition, Messer, eine Garrotte, ein paar Wurfsterne. Und so weiter. Die Glock, das Handy und der iPod konnten ohne Probleme mit auf die Reise gehen, solange er nicht versuchte, sie vor seiner Rückkehr zu benutzen.
»Wir haben da etwas«, sagte Duncan.
Rune drehte sich halb zur Tür um und sah den Vampyr abwartend an. Weitergehen, bitte. Nächste Stufe. Ich muss pünktlich zu meinem ersten Arbeitstag erscheinen. Ich soll mit einer Nagelschere den Rasen schneiden. Auf der gesamten Insel den Rasen mit einer Nagelschere schneiden? Das macht locker tausend Jahre, Baby.
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Autoren-Porträt von Thea Harrison
Thea Harrison ist ein Pseudonym der Autorin Teddy Harrison. Harrison begann bereits mit neunzehn zu schreiben und veröffentlicht seither mit großem Erfolg Liebesromane. Derzeit lebt sie in Nordkalifornien.
Bibliographische Angaben
- Autor: Thea Harrison
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2013, 1. Aufl., 464 Seiten, Masse: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Cornelia Röser
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802586514
- ISBN-13: 9783802586514
- Erscheinungsdatum: 07.01.2013
Kommentar zu "Der Kuss des Greifen / Elder Races Bd.3"
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