Der Heidenfürst / Uhtred Bd.7
mitansehen, wie seine Familie von seinem eigenen Onkel an die Dänen verraten wurde. Seitdem hofft er auf die Chance, den geraubten Familiensitz, die Bebbanburg, wieder zurückzuerobern. Die Zeit dafür ist reif, als König Alfred stirbt.
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mitansehen, wie seine Familie von seinem eigenen Onkel an die Dänen verraten wurde. Seitdem hofft er auf die Chance, den geraubten Familiensitz, die Bebbanburg, wieder zurückzuerobern. Die Zeit dafür ist reif, als König Alfred stirbt.
Eine gefährliche Odyssee
„Der Heidenfürst", Bernard Cornwell
Im siebten Teil der „Saxon Stories" schickt Bernard Cornwell seinen Helden Uhtred von Bebbanburg auf eine blutige Mission.
Wieder einmal wird es blutig im England an der Wende zum 10. Jahrhundert. Alfred der Große ist tot. Wessex, sein angelsächsisches Königreich, konnte sich gegen die Invasion der Wikinger behaupten. Wessex und der Süden des Landes sind zwar weiterhin in angelsächsischer Hand, aber die Dänen beherrschen den Norden und Teile der Midlands und schicken sich an, die Angelsachsen einmal mehr zu attackieren und sie für immer von der Insel, die wir heute als Vereinigtes Königreich kennen, zu vertreiben. Wenn da nicht Uhtred von Bebbanburg wäre. Er, ein Weiser mit angelsächsischem Aristokratenblut, der von Wikingern großgezogen wurde, hat Alfred als Krieger große Dienste bei der Verteidigung von Wessex erwiesen. Doch der neue König Edward, Alfreds Sohn, vertraut dem selbstbewussten Ritter heidnischen Glaubens nicht.
An dieser Stelle beginnt der siebte Band in der Reihe der „Saxon Stories" (oder: „Warrior Chronicles"), in welcher der englische Schriftsteller Bernard Cornwell episch, dramatisch und actiongeladen von der schwierigen Einigung Englands erzählt. Auch in „Der Heidenfürst" steht Uhtred von Bebbanburg als Icherzähler und Protagonist der Saga wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Die Geschichte beginnt nicht für gut den Ritter, der nichts vom christlichen Glauben hält und der beim neuen König von Wessex in Ungnade gefallen ist. Es gelingt ihm nicht,
„Es war eine uneinnehmbare Festung, die letzte Zuflucht an der northumbrischen Küste, so stark und gewaltig, dass die Dänen sie niemals hatten einnehmen können ... und wenn ich sie mir zurückholen wollte, bräuchte ich mehr Gold für Männer, mehr
Gold für Speere, mehr Gold für Kriegsäxte, mehr Gold für Schwerter, mehr Gold, damit wir meine Verwandten schlagen könnten, die meine Festung geraubt hatten. Doch um das zu tun, würden wir uns durch das ganze dänische Land kämpfen müssen."
Es beginnt also eine gefährliche Odyssee für Uhtred und seine Männer. Und wie Cornwell, „der Meister des Geschichtenerzählens" (Sunday Telegraph), diese inszeniert, ist einmal mehr atemberaubend und berauschend. Es geht um Bünde, die geschmiedet werden müssen, andere Bünde, die zerfallen, um Intrigen, Betrug, menschliche Abgründe und letzten Endes auch um die Liebe. Cornwell, der 1944 in London geboren wurde und dessen Bücher sich bis heute weltweit mehr als 20 Millionen Mal verkauft haben, haucht einer versunkenen historischen Welt einen frischen Atem ein und malt sie in den kräftigsten Farben aus, sodass sie vor dem inneren Auge des Lesers wie ein Kinofilm abläuft. Wie souverän Cornwell dabei den historischen Stoff, die zahlreichen Charaktere und Schauplätze beherrscht und ausstaffiert und sie schließlich mit einer unverwechselbaren Sprache zu einem gewaltigen Finale zusammenführt, ist schlicht und einfach herausragend. „Cornwell bringt Geschichte zum Leben", sagte einst ein anderer großer Autor über seinen Kollegen: George R. R. Martin, der Autor der Fantasysaga „Ein Lied von Eis von Feuer", auch bekannt als HBO-Verfilmung „Game of Thrones".
König Alfred ist tot und sein Sohn Edward hat den Thron bestiegen. Das Reich scheint gerettet, doch der Frieden ist gefährdet: Dänenherrscher Cnut Langschwert begehrt nichts mehr als die Smaragdkrone von Wessex. Und im Land selbst schwärt der Verrat. Uhtred kann nicht helfen: Er ist am Hofe Edwards unerwünscht. So beschliesst er, mit einer Truppe furchtloser Krieger seinen Familiensitz Bebbanburg von seinem tückischen Onkel Ælfric zurückzuerobern.
Bündnisse und Schwüre brechen und viele Männer müssen sterben, als nacheinander alle sächsischen Reiche in die bis dahin blutigste Auseinandersetzung mit den Dänen geraten: in einen Krieg, der über mehr als einen Thron entscheiden wird und über das Schicksal Englands.
Die Uhtred-Romane, Band 7
ERSTER TEIL
Eins
Ein düsterer Himmel. Die Götter machen den Himmel; er spiegelt ihre Laune, und an diesem Tag war sie düster. Es war Hochsommer, und schneidend kalter Regen trieb von Osten heran. Man fühlte sich wie im Winter. Ich saß auf Blitz, meinem besten Pferd. Es war ein Hengst, schwarz wie die Nacht, aber mit einer Fellzeichnung, die ihm wie ein schräger grauer Strich über die Hinterhand hinablief. Er hieß nach einem großen Jagdhund, den ich einst Thor geopfert hatte. Ich hatte es gehasst, diesen Hund zu töten, aber die Götter gehen hart mit uns um; sie fordern Opfer, und dann beachten sie uns nicht mehr. Dieser Blitz war ein riesiges Tier, kräftig und reizbar, ein Schlachtross, und ich war für die Schlacht gerüstet. Ich trug ein Kettenhemd und war in Stahl und Leder gehüllt. Schlangenhauch, das beste aller Schwerter, hing an meiner linken Seite, auch wenn ich bei dem Gegner, den ich an jenem Tag vor mir hatte, kein Schwert brauchte, keinen Schild und keine Kampfaxt. Aber ich trug Schlangenhauch dennoch, weil diese Klinge meine Gefährtin war. Ich besitze sie noch immer. Wenn ich sterbe, und das muss wohl bald geschehen, wird mir jemand die Finger um ihr abgenutztes, mit Leder umwickeltes Heft schließen, und sie wird mich nach Walhall tragen, in die Totenhalle der großen Götter, und dort werden wir feiern.
Aber nicht an jenem Tag. An jenem düsteren Sommertag saß ich mitten auf einer morastigen Straße im Sattel und stellte meine Feinde. Ich konnte sie hören, aber sehen konnte ich sie nicht. Sie wussten, dass ich da war. Die Straße war gerade eben breit genug, dass zwei Fuhrwerke aneinander vorbeikamen. Die Häuser auf beiden Seiten bestanden aus Lehm und Flechtwerk, ihre Dächer waren gedeckt mit Riedgras, das schwarz war vom Regen und dick mit Flechten überwachsen. Der Morast der Straße war knöcheltief, von Karrenfurchen durchzogen und durchsetzt mit dem Kot von Hunden und freilaufenden Schweinen. Der tückische Wind kräuselte das Wasser in den Pfützen, die in den Karrenfurchen standen, und wehte den Holzrauch vom Abzugsloch eines der Dächer zu uns herüber. Ich hatte zwei Begleiter. Ich war mit zweiundzwanzig Mann von Lundene losgeritten, aber mein Vorhaben in diesem nach Kot stinkenden und regengepeitschten Dorf war persönlich, und deshalb hatte ich die meisten meiner Männer eine Meile entfernt warten lassen.
Osbert aber, mein jüngster Sohn, saß hinter mir auf einem grauen Hengst. Er war neunzehn Jahre alt, trug eine Kettenrüstung und ein Schwert an der Seite. Er war jetzt ein Mann, auch wenn ich ihn immer noch als Jungen sah. Ich schüchterte ihn ein, ebenso wie mein Vater mich eingeschüchtert hatte. Manche Mütter lassen ihre Söhne verweichlichen, aber Osbert war mutterlos, und ich hatte ihn mit harter Hand erzogen, denn ein Mann muss hart sein. Die Welt ist voller Feinde. Die Christen erzählen uns, dass wir unsere Feinde lieben und unsere andere Wange hinhalten sollen. Die Christen sind Narren. Neben Osbert ritt Æthelstan, der älteste Sohn König Edwards von Wessex und ein Bastard. Er war erst acht Jahre alt, doch wie Osbert trug er eine Kettenrüstung. Æthelstan konnte ich nicht einschüchtern. Ich hatte es versucht, aber er hatte mich mit seinen blauen Augen nur kühl angeblickt und dann gegrinst. Ich liebte diesen Jungen, ebenso wie ich Osbert liebte. Beide waren Christen. Ich schlage eine verlorene Schlacht. In einer Welt des Todes, des Verrats und des Elends gewinnen die Christen. Die alten Götter werden noch verehrt, gewiss, aber sie werden in die Hochtäler zurückgedrängt, in die einsamen Regionen, an die kalten Nordgrenzen der Welt; die Christen dagegen verbreiten sich wie eine Pest. Ihr angenagelter Gott ist mächtig. Das nehme ich hin. Ich habe schon immer gewusst, dass ihr Gott große Macht besitzt, und ich verstehe nicht, warum meine Götter den Bastard gewinnen lassen, aber sie tun es. Er betrügt.
Das ist die einzige Erklärung, die mir einfällt. Der angenagelte Gott lügt und betrügt, und Lügner und Betrüger gewinnen immer. Und so wartete ich auf der feuchten Straße ab, und Blitz scharrte mit einem schweren Huf in einer Pfütze. Über meinem ledergefütterten Kettenhemd trug ich einen Umhang aus dunkelblauer Wolle mit einem Randbesatz aus Wieselfell. Der Thorshammer hing um meinen Hals, und der Helm auf meinem Kopf war mit einem Wolfskopf gekrönt. Die Wangenstücke des Helms waren offen. Regen tropfte von seinem Rand herunter. Ich trug hohe Lederstiefel, deren Schaftränder ich mit Lumpen ausgestopft hatte, damit kein Regenwasser in die Stiefel lief, dazu Stulpenhandschuhe, und über meine Arme hatte ich die Ringe aus Gold und Silber gestreift, die Armringe, die sich ein Kriegsherr verdient, indem er seine Feinde tötet. Ich strahlte in all meiner Pracht, doch der Gegner, dem ich gegenüberstand, verdiente diesen Respekt nicht. «Vater», begann Osbert, «was ist, wenn ...» «Habe ich mit dir gesprochen?» «Nein.» «Dann sei still», knurrte ich. Ich hatte nicht so zornig klingen wollen, aber ich war zornig. Es war ein Zorn, der sich nirgends entladen konnte, ein Zorn auf die Welt, auf die elende, trübselige Welt, ein ohnmächtiger Zorn. Die Feinde befanden sich hinter geschlossenen Türen, und sie sangen. Ich hörte ihre Stimmen, wenn ich auch ihre Worte nicht verstehen konnte. Sie hatten mich gesehen, das war sicher, und sie hatten gesehen, dass die Straße bis auf uns menschenleer war. Die Leute, die in dieser Stadt lebten, wollten nichts mit dem zu tun haben, was gleich geschehen würde.
Doch was geschehen würde, wusste ich selbst nicht, obwohl ich es verursachen würde. Oder würden die Türen vielleicht geschlossen bleiben, weil es die Gegner vorzogen, sich im Schutz dieses robusten Balkengebäudes zusammenzukauern? Das war zweifellos die Frage, die Osbert hatte stellen wollen. Was war, wenn die Feinde im Haus verharrten? Allerdings hätte er sie vermutlich nicht Feinde genannt. Er hätte gefragt, was wäre, wenn «sie» im Haus blieben. «Wenn sie im Haus bleiben», sagte ich, «dann schlage ich die verdammte Tür ein, gehe hinein und zerre den Bastard heraus. Und wenn ich das tue, dann bleibt ihr zwei hier und haltet Blitz.» «Ja, Vater.» «Ich komme mit Euch», sagte Æthelstan. «Du tust, verdammt noch mal, was man dir sagt.» «Ja, Herr Uhtred», sagte er respektvoll, aber ich wusste, dass er grinste. Ich musste mich nicht umdrehen, um dieses freche Grinsen zu sehen, aber ich hätte mich ohnehin nicht umgedreht, denn in diesem Augenblick hörte der Gesang auf. Ich wartete. Ein Moment verging, und dann öffneten sich die Türen. Und sie kamen heraus. Zuerst ein halbes Dutzend älterer Männer, dann die jungen, und ich sah, dass mich diese jüngeren anschauten, aber selbst der Anblick Uhtreds, des Kriegsherrn in all seinem Zorn und all seiner Pracht, konnte ihre Freude nicht dämpfen. Sie sahen so glücklich aus. Sie lächelten, klopften sich gegenseitig auf den Rücken, umarmten sich und lachten.
Die sechs älteren Männer lachten nicht. Sie kamen auf mich zu, und ich rührte mich nicht. «Man hat mir gesagt, Ihr wärt Herr Uhtred», sagte einer von ihnen. Er trug ein schmutziges weißes Gewand, das mit einem Strick gegürtet war, hatte weißes Haar, einen grauen Bart und ein schmales, sonnenverbranntes Gesicht mit tiefen Falten um Mund und Augen. Sein Haar fiel ihm bis über die Schultern, und sein Bart reichte ihm bis zur Mitte. Er hatte ein listiges Gesicht, strahlte aber auch Autorität aus, und er musste ein Kirchenmann von gewissem Rang sein, denn er trug einen schweren Stab, der mit einem kunstvoll verzierten Silberkreuz gekrönt war. Ich sagte nichts zu ihm. Ich beobachtete die jüngeren Männer. Sie waren überwiegend noch Jungen oder gerade erst zum Mann geworden. Ihre Köpfe glänzten dort, wo ihnen das Haar von der Stirn nach hinten geschoren worden war, weißlich im trüben Tageslicht. Nun kamen auch einige ältere Leute aus den Türen. Ich vermutete, dass es die Eltern dieser jungenhaften Männer waren. «Herr Uhtred», kam es wieder von dem Mann. «Ich spreche mit Euch, wenn ich zum Sprechen bereit bin», knurrte ich. «Das ziemt sich nicht», sagte er und deutete mit dem Kreuz auf mich, als wollte er mir Angst einjagen. «Wascht Euch Euer dreckiges Maul mit Ziegenpisse aus», sagte ich. Ich hatte den jungen Mann entdeckt, den ich hier suchte, und ich trieb Blitz vorwärts. Zwei der älteren Männer versuchten mich aufzuhalten, aber Blitz schnappte mit seinen kräftigen Zähnen vor, und sie taumelten rückwärts, als sie ihm erschrocken auswichen. Selbst Speerdänen waren vor Blitz geflüchtet, und die sechs älteren Männer stoben auseinander wie Spreu im Wind.
Ich trieb den Hengst in das Gedränge der jüngeren Männer, beugte mich aus dem Sattel und packte den Burschen an seinem schwarzen Umhang. Ich zog ihn zu mir hinauf, drückte ihn bäuchlings vor den Sattelknauf und lenkte Blitz mit den Knien, damit er umdrehte. Und in diesem Augenblick begann der Ärger. Zwei oder drei der jüngeren Männer versuchten mich anzuhalten. Einer griff nach dem Zaum von Blitz, und das war ein Fehler, ein schwerer Fehler. Die Zähne schnappten, der Junge schrie, und ich ließ Blitz auf die Hinterbeine gehen und mit den Vorderhufen durch die Luft wirbeln. Ich hörte den dumpfen Schlag, mit dem ein Huf auf Knochen traf, und sah unvermittelt hellrotes Blut aufspritzen. Blitz, der darauf abgerichtet war, immer in Bewegung zu bleiben, damit ihm kein Gegner die Sehnen an den Hinterläufen durchschneiden konnte, machte einen Satz vorwärts. Ich gab ihm die Sporen und sah aus dem Augenwinkel einen Mann mit blutigem Schädel auf dem Boden liegen. Ein weiterer Narr versuchte meinen rechten Stiefel zu packen, und ich ließ meine Hand niederfahren und spürte, wie sein Griff erlahmte.
Dann forderte mich der Mann mit dem langen weißen Haar heraus. Er war mir in die Menge gefolgt und rief, ich solle meinen Gefangenen freilassen, und dann holte er wie ein Narr mit dem schweren Silberkreuz aus und zielte auf Blitz' Kopf. Doch Blitz war für die Schlacht abgerichtet und wich etwas zur Seite aus, während ich mich aus dem Sattel beugte, den Stab ergriff und ihn dem Mann aus den Händen riss. Und er gab immer noch nicht auf. Er überschüttete mich mit Flüchen und versuchte zugleich, Blitz am Zaum zwischen die dichtgedrängt stehenden Jünglinge zu ziehen, weil er wohl hoffte, dort würde ich von ihrer Überzahl überwältigt werden.
Ich hob den Stab und stieß ihn heftig nach unten. Ich benutzte das untere Ende wie einen Speer und sah nicht, dass es mit einer Metallspitze versehen war, vermutlich, damit das Kreuz in die Erde gesteckt werden konnte. Ich hatte den geifernden Narren nur betäuben wollen, doch stattdessen bohrte sich der Stab in seinen Kopf. Er durchdrang seinen Schädel. Er erhellte diesen trüben, düsteren Tag mit glitzerndem Blut. Er verursachte so laute Schreie, dass sie wohl bis zum Christenhimmel hinaufhallten, und ich ließ den Stab los, und der in Weiß gekleidete Mann, dessen Gewand nun rot getupft war, stand schwankend da, öffnete und schloss seinen Mund, starrte aus glasigen Augen, und von seinem Kopf ragte ein Christenkreuz zum Himmel empor. Sein langes, weißes Haar färbte sich rot, und dann fiel er um. Er fiel einfach um, mausetot. «Der Abt!», rief jemand, und ich trieb Blitz an, und er sprang vor, sodass die letzten der jungen Männer auseinanderstoben und ihre Mütter aufschrien.
Der Mann, der quer über meinem Sattel lag, strampelte, und ich versetzte ihm einen harten Schlag auf den Hinterkopf, als wir aus der Menschenmenge heraus und zurück auf die freie Straße galoppierten. Der Mann auf meinem Sattel war mein Sohn. Mein ältester Sohn. Er war Uhtred, Sohn des Uhtred, und ich war zu spät aus Lundene losgeritten, um zu verhindern, dass er Priester wurde. Ein Wanderprediger, einer von diesen langhaarigen, augenrollenden Priestern mit struppigen Bärten, die den Tölpeln für einen Segen ihr Silber aus der Tasche ziehen, hatte mir von der Entscheidung meines Sohnes erzählt. «Die gesamte Christenheit frohlockt», hatte er gesagt und mich mit verschlagenem Blick angesehen. «Frohlockt worüber?», hatte ich gefragt. «Dass Euer Sohn ein Priester wird! In zwei Tagen, habe ich gehört, in Tofeceaster.» Und das war es, was die Christen in ihrer Kirche getan hatten. Sie hatten ihre Zauberer geweiht, indem sie Jungen zu schwarzgewandeten Priestern machten, die ihre unsinnige Lehre noch weiter verbreiten würden, und mein Sohn, mein ältester Sohn, war nun ein verdammter Christenpriester, und ich schlug ihn noch einmal. «Du Bastard», knurrte ich, «du hasenfüßiger Bastard. Du verräterischer Schwachkopf.» «Vater ...», begann er. «Ich bin nicht dein Vater», schnauzte ich. Ich hatte Uhtred die Straße hinuntergebracht, wo vor einer Hüttenwand ein besonders übelriechender, feuchter Dunghaufen lag. Ich warf ihn hinein. «Du bist nicht mein Sohn», sagte ich, «und dein Name ist nicht Uhtred.» «Vater ...» «Soll ich dir das Maul mit Schlangenhauch stopfen? », schrie ich. «Wenn du mein Sohn sein willst, dann zieh diese verdammte schwarze Kutte aus, leg eine Rüstung an und tu, was ich dir sage.» «Ich diene Gott.» «Dann such dir deinen verdammten Namen selbst aus. Du bist nicht Uhtred Uhtredson.» Ich wandte mich im Sattel um. «Osbert!» Mein jüngerer Sohn trieb seinen Hengst zu mir. Er wirkte unruhig. «Vater?»
Copyright © 2014 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
- Autor: Bernard Cornwell
- 2016, 11. Aufl., 512 Seiten, 1 Schwarz-Weiss-Abbildungen, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung:Fell, Karolina
- Übersetzer: Karolina Fell
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499268469
- ISBN-13: 9783499268465
- Erscheinungsdatum: 02.06.2014
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