Das Versprechen des Opals
Miriam ist noch ein Kind, als ihr Vater spurlos verschwindet. Mit ihrer Mutter bleibt sie in einem Camp von Opalschürfern zurück.
Erst Jahrzehnte später bringt das Auftauchen eines schwarzen Opals endlich Licht ins Dunkel der dramatischen Ereignisse von...
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Miriam ist noch ein Kind, als ihr Vater spurlos verschwindet. Mit ihrer Mutter bleibt sie in einem Camp von Opalschürfern zurück.
Erst Jahrzehnte später bringt das Auftauchen eines schwarzen Opals endlich Licht ins Dunkel der dramatischen Ereignisse von einst.
Grosses Australien-Epos um das Schicksal einer irischen Einwandererfamilie.
Australien zog. Bis er eines Tages nicht aus seiner Mine zurückkehrte und die kleine Miriam allein in der Wildnis zurückblieb - ebenso wie die Frau, die er liebte ... Von den Pioniertagen des roten Kontinents in die Gegenwart und von Irland
nach Australien führt Tamara McKinley ihre Leser in dieser fesselnden Geschichte - und schenkt ihnen erneut ein wunderschönes Buch über die Macht der Liebe und den Zusammenhalt der Familie.
Das Versprechen des Opals von Tamara McKinley
LESEPROBE
Prolog 1969
Miriam Strong trathinaus auf die Veranda der Bellbird-Farm. Der Morgen würde erst in einer Stundedämmern. Sie hatte eine ruhelose Nacht hinter sich, eine Nacht voller Träumeund Bilder der Vergangenheit, heraufbeschworen von den Ereignissen des Tages.Als Miriam den frischen Duft des regennassen Grases und den süssen Hauch vonguter roter Erde einatmete, spürte sie, wie ihre Tatkraft und Entschlossenheitzurückkehrten. Beides würde sie brauchen, denn der Kampf, der vor ihr lag,würde nicht gerade angenehm werden.
Sie schloss die Augenund bemühte sich, die nächtlichen Bilder zu vertreiben, indem sie ihreglücklichen Stunden Revue passieren liess. Ihr Leben hatte vor beinahe fünfundsiebzigJahren zwar im kühleren Grün Südaustraliens begonnen, aber sie hatte doch dasGefühl, in diese heisse, sepiafarbene Welt hineingeboren zu sein, mit dem Zirpender Grillen, dem Gelächter des Kookaburra, dem Seufzen des warmen Windes in denBäumen. Das war ihre Heimat, und sie würde niemals fortgehen, denn hier fandsie Kraft und Trost. Auf dieser Farm im Outback hatte sie die Unwägbarkeitendes Lebens kennen gelernt, in der harten Schule voll schrecklicher Schönheit,die sie umgab. Und auf dem Farmhof hatte sie ihr erstes Pony geritten. Hierhatte sich ihr Leben abgespielt, und fast konnte sie hören, wie Lachen undWeinen in der Stille kurz vor Morgengrauen widerhallten.
Bellbird lag in derentlegenen Nordwestecke von New South Wales, ein Queenslander-Haus mit sechsZimmern, vor fast einem Jahrhundert erbaut. Es hatte eine Küche im hinteren Teil,ein selten benutztes Wohnzimmer und drei Schlafräume. Zwanzig Jahre zuvor warein Badezimmer dazugekommen, und das alte Plumpsklo hinter dem Haus war bald denTermiten und den Elementen zum Opfer gefallen.
Das unvermeidlicheWellblechdach senkte sich schräg über die breite Veranda, die rings um allevier Seiten des Haupthauses reichte. Das Leben spielte sich zum grössten Teilauf dieser Veranda ab, vor allem in der Hitze des Sommers, und Miriam hatte einSchlafsofa mit Moskitonetz in der einen, einen Tisch mit ein paar Stühlen inder anderen Ecke aufgestellt. Etliche ramponierte Korbsessel standen hier undda zwischen riesigen Töpfen mit Farnen und anderen Grünpflanzen, die den kühlenSchatten der Bäume ringsum ergänzten. Die Bäume beherbergten Gallahs undWellensittiche in allen Farben - und natürlich auch den winzigen Bellbird, denGlockenvogel, dessen eintöniges Flöten zu den reinsten Klängen im Busch gehörte.
Miriam setzte sich miteinem tiefen Seufzer in einen der Korbsessel und stellte die Spieldose behutsamauf den wack-ligen Tisch. Darüber würde sie später nachdenken. Ihr Besucherwürde bald eintreffen, und sie brauchte diesen Augenblick der Stille, um fürdas, was bevorstand, ihre Kräfte zu sammeln. Wie ihre Familie reagieren würde,wusste Gott allein.
Chloe, ihre Tochter,würde wahrscheinlich sagen, sie solle nicht so viel Aufhebens machen. Unruhejeglicher Art konnte sie nicht ausstehen. Sie versteckte sich lieber mit ihrenBildern in dem grossen, weitläufigen Strandhaus an der Byron Bay. Das Mädchenhat immer nur in seinen Träumen gelebt, dachte Miriam müde. Sie schaute überden Hof hinaus und sah Chloe vor sich, das kleine Mädchen mit dem Lichtkranz auskupferroten Haaren und diesen grünen Augen, die nichts von ihrem Strahlenverloren hatten. Vermutlich war sie glücklich, aber wer wusste das schon? Sieund Leo waren zwar geschieden, aber Miriam hatte den Verdacht, dass sie sichbesser miteinander verstanden, seit sie getrennt lebten - und das konnte nurgut sein. Oder nicht? Miriam schnalzte mit der Zunge. Zu viele Dinge gingen ihrdurch den Kopf, und die Probleme ihrer Familie waren ihre geringste Sorge.
Der Gedanke an ihreEnkelinnen entlockte ihr ein Lächeln. Die beiden unterschieden sich wie Feuerund Wasser. Fiona würde das Abenteuer der bevorstehenden Schlacht wahrscheinlichgeniessen, aber Louise? Die arme, unterdrückte, frustrierte Louise würde dieAuseinandersetzung nur als ein weiteres Problem in ihrem Leben betrachten.
Miriam schob dieGedanken an ihre Familie beiseite und quälte sich in ihre Stiefel. DieRückenschmerzen waren hilfreich, denn sie erinnerten sie beständig an ihreSterblichkeit. Sie schimpfte leise, als die Schnürsenkel sich selbstständig machtenund sich einfach nicht binden lassen wollten. Es war ein verdammtes Kreuz mitdem Altsein, und sie war weit davon entfernt, auf ihr Alter stolz zu sein: Sieverfluchte es. Was würde sie nicht dafür geben, noch einmal jung und gelenkigzu sein! Die ganze Nacht schlafen zu können, ohne zur Toilette zu müssen.Stundenlang über die Weiden zu reiten, ohne sich danach tagelang steif undzerschlagen zu fühlen.
Sie zog eine Grimasse.Die Alternative war nicht verlockend, aber sie konnte nicht gut akzeptieren,was mit ihr geschah. Ihr Leben lang war sie eine Kämpferin gewesen, und siewollte verdammt sein, wenn sie jetzt aufgab. Sie grunzte zufrieden, als es ihrendlich gelungen war, die Schnürsenkel zuzubinden. Sie warf noch einen Blickauf die Spieldose und schaute dann hinaus über die Koppel.
Der Himmel war hellergeworden; im ersten zarten Rosa der Morgendämmerung erhob sich die Silhouetteder Bäume vor den dunklen Nebengebäuden. Die Vögel erwachten, und das scharfe,raspelnde Krächzen der Kakadus wurde gemildert durch das rollende, beinahesinnliche Schettern der Elstern.
Miriam blieb auf derVeranda. Rauch wehte aus dem Kamin des Küchenhauses, und die Vögel erhoben sichzum ersten Flug des Tages, eine Wolke aus Rosa, Weiss und Grau, während die kleinengrünen und blauen Sittiche begeistert zwischen den Gallahs umherschwirrten undKurs auf den Billabong nahmen. Miriam beobachtete sie eine Zeit lang, und ihrscharfes Auge sah, dass die ersten Kleinen ihre Nester verlassen hatten. Eineneue Generation war flügge geworden. Bald würde es Zeit sein, ihr Platz zumachen.
Aber noch nicht",flüsterte Miriam. Ich brauche noch Zeit, um erst alles in Ordnung zu bringen."
Widerstrebend richtetesie ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf die Spieldose. Das Kirschholz war mitPerlmuttintarsien verziert und trug Zeichen des Alters, die den Zauber jedoch nurverstärkten, denn diese Kratzer und Schrammen erzählten von weiten Reisen durchdie ganze Welt, von Zeiten, die sie in den rauesten Gegenden der Erde verbrachthatte. Als Kind hatte Miriam sich auszumalen versucht, wie sie entstandenwaren, hatte sich bemüht, die Menschen heraufzubeschwören, die diese Spieldoseeinst besessen und so gehütet hatten, dass sie heil überdauert hatte.
Bis heute", brummtesie verärgert und betrachtete den zerbrochenen Sockel. Ihre Unachtsamkeit hatteeine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die leicht ausser Kontrolle geratenkonnte, wenn man nicht Acht gab. Denn durch das Zerbrechen der Spieldose warein Geheimnis ans Licht gekommen - ein Geheimnis, das das Leben ihrer ganzenFamilie für immer verändern könnte.
Sie strich mit einemFinger über den Deckel, und ihre Zweifel wuchsen. Vielleicht wäre es bessergewesen, die Geister der Vergangenheit ruhen zu lassen? Zu akzeptieren, wasgefunden worden war, und es zu benutzen, um ihrer Familie zu helfen? Das hierkonnte sie nicht gebrauchen - nicht jetzt. Aber wie sollte sie den Fundignorieren? Es war der erste echte Beweis dafür, dass ihr Verdacht zutreffendgewesen war, ein handfestes Geschenk aus der Vergangenheit - und es schriedanach, dass die Wahrheit offenbart wurde.
Ungelenk drehte sieden winzigen goldenen Schlüssel und klappte den Deckel auf. Der schwarzeHarlekin tanzte mit seiner bleichen Columbine vor den wolkigen Spiegeln in vollkommenerHarmonie mit den blechernen Klängen eines Strauss-Walzers, und ihrGesichtsausdruck hinter den Masken war rätselhaft.
Miriam betrachtete dasschimmernde Kostüm des Harlekins und die zierlichen Rüschen am Kleid derColumbine. Schön war die Spieluhr, musste sie gestehen, und wahrscheinlich sehrselten, denn ein schwarzer Harlekin war ungewöhnlich. Aber schon als Kind hattesie die glasigen Augen hinter den Masken als gespenstisch empfunden, und diegefühllose Umarmung war ihr steif und gekünstelt vorgekommen. Sie verzog dasGesicht. Vielleicht hatten die beiden immer gewusst, welches Geheimnis sichunter ihnen verbarg, und deswegen so hochmütig ausgesehen.
Die Musik erstarb, unddie Tänzer kamen zum Stehen. Miriam schloss den Deckel und versuchte die bevorstehendeAnkunft ihres Besuchers zu vergessen, indem sie sich den Klängen und Düfteneiner Vergangenheit hingab, die sie nur aus den Erzählungen ihrer Kindheitkannte. Es war eine Zeit, in der sie noch nicht geboren war. Aber sie wardennoch die stumme, unschuldige Zeugin eines Dramas gewesen, dessen letzter Aktfünfundsiebzig Jahre später stattfinden sollte.
© Verlagsgruppe Lübbe
Übersetzung: RainerSchmidt
- Autor: Tamara McKinley
- 2006, 413 Seiten, Masse: 12,4 x 18,6 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Schmidt, Rainer
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3404154568
- ISBN-13: 9783404154562
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