Das letzte Opfer
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Thomas Scheib glaubt, dass das fehlende Opfer den Schlüssel zur Lösung des Falles birgt.
Seit Jahren verfolgt Thomas Scheib, Fallanalytiker beim BKA, die Spur eines Mörders. Alle zwei Jahre am 14. September bringt jemand eine junge Frau in seine Gewalt und tötet sie. Drei Leichen wurden bisher gefunden, fünf Frauen gelten als vermisst. Nur für das Jahr 1990 gibt es eine Lücke. In diesem Jahr hart die damals 18jährige Karen einen alten Mann überfahren und weiss nicht, wie es zu diesem Unfall gekommen ist...
"Beklemmend real."(Brigitte)
Das letzteOpfer von Petra Hammesfahr
LESEPROBE
Die Schauspielerin
Schauspielerinwollte sie werden, seit sie zum ersten Mal auf einer Bühne gestanden hatte. Dawar sie fünf, und es war keine richtige Bühne, nur ein mit Tannengrüngeschmücktes Podest, aber ein ziemlich grosses. Bei einer Weihnachtsfeier imKindergarten war sie die Maria. Der Pfarrer sass dabei und fand das Krippenspielso gelungen, dass er es unbedingt noch einmal aufführen lassen wollte. DieWiederholung fand vor dem Altar in der Kirche statt und vor vollen Bänken. DieLeute waren zu Tränen gerührt, ihre Eltern ebenso wie alle anderen.
Stolz warenChrista und Karlheinz Dierden beim ersten grossen Auftritt ihrer kleinenTochter. So ein kluges Kind, das sagten alle, begann mit vier Jahren zu lesen.Im Kindergarten bezeichneten sie es als aussergewöhnlich, schaute ihrem Bruderein paar Mal bei den Schulaufgaben zu und merkte sich jedes Wort. Dabei war ihrBruder zehn Jahre älter als sie und ging zu der Zeit aufs Gymnasium, allerdingsnicht mehr lange. Norbert war schon einmal sitzen geblieben. Und als es dannwieder so aussah, dass er die Versetzung nicht schaffen würde, schickte ChristaDierden ihn lieber zurück auf die Hauptschule und setzte ihre gesamte Hoffnungauf die kleine Tochter. Alle prophezeiten Karen eine grossartige Zukunft. Undihre Mutter stellte sich vor, dass dieses Kind all das erreichte, wozu es beiihr selbst nicht gelangt hatte. Abitur, Studium und ein Doktortitel. Die erste Akademikerinin der Familie: Frau Doktor Karen Dierden.
Christa wargelernte Friseuse, Karlheinz im Baugewerbe tätig. Er war viel auf Montage,einmal sogar für ein halbes Jahr in einem arabischen Emirat. Normalerweiseerfuhr er nur übers Telefon, was die Kinder so trieben. Aber zu Weihnachten warer natürlich daheim, konnte sich das Krippenspiel mit eigenen Augen anschauenund feststellen, dass seine Frau nicht übertrieb und Karen wirklichbeachtliche Leistungen erbrachte. Eine Menge Text für einfünfjähriges Mädchen. Sie sprach bei der zweiten Aufführung in der Kirche nichtnur ihre Rolle, auch den Josef, weil der zu schüchtern war und sich vor vollenBänken nicht traute, den Mund aufzumachen. Sie machte das sehr geschickt,drehte das Gesicht zur Seite und senkte den Kopf tiefer über die Krippe, damitniemand sah, dass sie die Lippen bewegte. Sogar ihre Tonlage veränderte sieein wenig. Und als der Engel des Herrn, der die Hirten zur Krippe führensollte, vergass, was er zu sagen hatte, half sie ihm auch noch aus der Klemme.
Es fiel natürlich trotz aller Mühe auf, die Leuteapplaudierten minutenlang. Der Pfarrer lobte sie. Ihr Vater sagte auf dem Heimwegmindestens fünfmal: «Das hast du wirklich sehr gut gemacht.»
Von da an wollte sie es eben nur noch sehr gut machen. An NorbertsSchulaufgaben war sie nicht länger interessiert. Ihre Mutter hatte gehofft,dass sie ihre Aufmerksamkeit auch einmal auf Zahlen richtete und mindestens bisfünfzig zählen könne, wenn sie eingeschult wurde. Das war leider nicht derFall.
Andere in ihrem Alter tobten auf Spielplätzen oder beschäftigtensich mit Puppen. Sie trug zwei Küchenstühle hinaus auf den Balkon derelterlichen Mietwohnung. Damals lebten sie noch in Köln-Porz, Platz für mehrals zwei Stühle war auf dem Balkon nicht. Auf einen setzte sie ihren Teddy, aufden anderen einen Plüschhasen. Dann zog sie ihre Puppe aus, hüllte sie in ein Handtuchund legte sie in den Blumenkübel, in dem während des Sommers Geranien geblühthatten. Im Winter war der Kübel leer. Sie legte sich eine Bettdecke um dieSchultern und spielte das Stück in allen nur denkbaren Variationen. Glücklicherweiseim siebten Stock, sodass kaum jemand Notiz davon nahm. Trotzdem sagte ihreMutter alle paar Minuten: «Jetzt komm rein, ist doch viel zu kalt draussen.» Ihrwar die Sache peinlich.
© 2002 by Rowohlt Verlag GmbH
Autoren-Porträt von Petra Hammesfahr
„Davon kommt kein Essen auf den Tisch.“, pflegte Petra Hammesfahrs Mutter übers Schreiben zu sagen – und verbrannte, als Petra zwölf Jahre alt war, einen von ihr aus der Schulbibliothek entliehenen Band. Ob sie vielleicht seither versucht, dieses nie gelesene Buch zu ersetzen, wie ein Psychologe einmal vermutete? Immerhin fing die 1951 in Immerrath (Kreis Erkelenz) geborene Hammesfahr schon mit 17 Jahren zu schreiben an, zunächst per Hand, ab 1980 auf einer Schreibmaschine – bis zu acht Stunden täglich, neben ihrer Tätigkeit als Einzelhandelskauffrau. Lange Zeit behielt ihre Mutter Recht: 1981 kam die erste Absage von einem Verlag, bis 1990 folgten 158 weitere. Dann, 1991, wurde endlich ihr erster Thriller veröffentlicht – seither ist Schreiben ihr Beruf und ihr Leben. Und Essen kommt durchaus auf den Tisch: Petra Hammesfahr ist überaus erfolgreich, hat neben ihren fast 30 Büchern auch fürs Fernsehen geschrieben und eigene Werke verfilmt. Dem Drehbuchschreiben allerdings hat die Mutter von drei Kindern, die mit ihrem zweiten Mann in Kerpen lebt, wieder den Rücken zugekehrt. Bücher hingegen sind noch immer die Leidenschaft der disziplinierten Schreiberin. Übrigens: Ihre Mutter hat 1990 denn doch Hammesfahrs erstes Taschenbuch gelesen – und immerhin 17 Seiten geschafft …
Interview mit Petra Hammesfahr
Ihre Leser können sichregelmässig über neue Veröffentlichungen von Ihnen freuen. Schreiben Sie ohnePause, an mehreren Büchern gleichzeitig, oder eins nach dem anderen? Wiearbeiten Sie?
Ohne Pause, das heisst, täglich zehn bis zwölf Stunden, abernie an zwei Büchern gleichzeitig. Ich schreibe auch nicht unentwegt. Die meisteZeit vergeht mit Lesen und Verbessern.
In einem Interviewerzählten Sie, dass Sie seit Ihrer Kindheit schreiben, schon immerSchriftstellerin werden wollten. Wollten Sie schon immer Krimiautorin werden?
Nein, das hat sich dann so ergeben, weil mir mehr bitterböseals wunderschöne Geschichten einfallen.
In manchen Büchern berühren Sie parapsychologischePhänomene. Welches Verhältnis haben Sie zu Übersinnlichem?
Da muss ichmit dem bekannten Spruch von den Dingen zwischen Himmel und Erde antworten, dieder Mensch nicht erklären kann. Trotzdem ist mein Verhältnis zum Übersinnlicheneher nüchtern. In den meisten Fällen steckt doch ein Mensch hinterErscheinungen oder anderen Phänomenen.
Was inspiriert Sie: Alltägliches, Polizeinachrichten, andereAutoren?
Alltäglichesund die Abgründe, die in jedem normalen Bürger und jeder Bürgerin stecken.Manchmal braucht es wirklich nur einen geringfügigen Anlass, um jemanden insolch einen Abgrund stürzen zu lassen.
Gibtes für die Charaktere in Ihrem Buch jeweils lebende Vorbilder, oder sind siedoch mehr Phantasiegestalten?
ReinePhantasie.
Die Fragen stellte Roland GrosseHoltforth, literaturtest.de.
- Autor: Petra Hammesfahr
- 2003, 400 Seiten, Masse: 11,5 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499234548
- ISBN-13: 9783499234545
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