Das letzte Hemd ist bunt
Die neue Freiheit in der Sterbekultur
"Fritz Roth hat der Bestatterszene ganz schön Leben eingehaucht." FAS
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Produktinformationen zu „Das letzte Hemd ist bunt “
"Fritz Roth hat der Bestatterszene ganz schön Leben eingehaucht." FAS
Klappentext zu „Das letzte Hemd ist bunt “
Der Tod ist der beste Lehrmeister zu bürgerlichem Ungehorsam. Fritz RothUnser ganzes Leben lang streben wir nach Selbstbestimmtheit und Autonomie. Doch als Trauernde lassen wir uns unsere Toten stehlen. Wir haben gelernt, zu delegieren, uns auf »Experten« zu verlassen. Und spätestens, wenn wir persönlich mit dem Verlust eines nahe stehenden Menschen konfrontiert sind oder wenn uns eine lebensbedrohliche Krankheit überkommt, erkennen wir schmerzlich, dass die alten Rituale nicht mehr passen.Wir sind als Individuen und auch als Gesellschaft gefordert, eine neue Sterbe- und Trauerkultur zu entwickeln. Wollen wir unser Leben (bis zum Ende) gestalten oder nur verwalten? Wie ist es um den Wert der Individualität bestellt, wenn wir sie im entscheidenden Moment verschenken? Trauer sollte wie jede Krise nicht als lästiges Hindernis, sondern als langer Weg einer Veränderung verstanden werden. Dann erst können wir die Chancen dieser Erfahrung nutzen und erkennen: Auch allem Ende wohnt ein Zauber inne.
Lese-Probe zu „Das letzte Hemd ist bunt “
Vorwort Eine stille Revolte ist im Gang gegen die Vorschriften und Verordnungen zur Sterbekultur. Noch regieren Technik, Konventionen und Standards dort, wo wir selbst nicht steuern und gestalten können oder wollen. Der Tod wird, wie so vieles, "hergestellt". Dabei brauchen wir viel mehr Auseinandersetzung und Nähe, damit wir die Realität des Todes erfahren können. Denn eines ist gewiss: Entgehen werden wir dem Tod und der Erfahrung, Abschied nehmen zu müssen, nicht.
Vor nicht allzu langer Zeit lag in unseren Wäscheschränken das Totenhemd obenauf. Die Botschaft war klar: Mensch, bedenke, dass Du sterblich bist - memento mori. Die allermeisten unserer Zeitgenossen wussten mit diesem Satz jahrzehntelang nichts mehr anzufangen. Ich bin sicher: Das ist - wenn nicht Ursache - dann doch zumindest Ausdruck vieler krisenhafter Zuspitzungen, die uns heute beunruhigen."Wer bremst, verliert": Viel zu lange galten die Mantren eines auf messbare Leistungsfähigkeit reduzierten Menschenbildes ausserhalb religiöser oder esoterisch geprägter Kreise als alternativlos. Zu viel Nachdenklichkeit war etwas für Spassbremsen und Warmduscher, der Tod fand in Hollywood statt und in den Nachrichten. Das eigene Ende war kein Thema, bevor es nicht in greifbare Nähe rückte - und selbst dann nicht immer.
So viel Ignoranz hat unterschiedlichste, weit unterschätzte Folgen. Den beiden wichtigsten möchte dieses Buch entgegenwirken: Der Not der Hinterbliebenen und dem Niedergang der gerade heute wichtigen Kultur der Bewältigung von Verlusten.
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Trauer braucht eine Heimat. Trauernde brauchen in besonderem Mass die Gewissheit des Geborgen- und Akzeptiertseins, um die erforderliche Ruhe für einen konstruktiven Trauerprozess zu finden. Diese Heimat boten bis vor nicht allzu langer Zeit traditionelle Gemeinschaften: Familie, Nachbarschaft und Gemeinde. Doch sie sind auf dem Rückzug. Und unsere gesellschaftlichen Institutionen springen nicht in die Bresche, sondern vernachlässigen ihre Fürsorgepflicht.
Der Tod braucht einen Platz im Leben. Die Ausgrenzung von Sterben und Tod hindert Hinterbliebene am bewussten Umgang damit und trägt so die Hauptschuld an individuellen und gesellschaftlichen Folgeschäden. Fix it, sell it or close it, sagt die Management-Ikone Jack Welch: Jede starrsinnig auf Wachstum fixierte Gesellschaft verdrängt Verlusterfahrungen. Wer nicht (mehr) leistet, passt nicht ins System und wird an den Rand gedrängt.
Doch selbst aus kühler, rein betriebs- oder volkswirtschaftlicher Sicht ergibt eine solche Maxime keinen Sinn. Denn ein bewusst gelebter Trauerprozess verläuft erheblich schneller und konstruktiver und schafft so die schnellstmögliche Reintegration Hinterbliebener in die Wertschöpfungskette. Weil aber die Gesellschaft wegsieht, bezahlt die Volkswirtschaft. Etwa 800?000 Menschen sterben in Deutschland jährlich. Nimmt man an, dass jeder von ihnen nur fünf trauernde Ehepartner, Kinder, Freunde hinterlässt, dann sind das jährlich vier Millionen Betroffene. Darunter unzählige Arbeitnehmer, die nur bedingt leistungsfähig sind, Patienten, die Therapie oder Psychopharmaka benötigen. Die sprunghaft ansteigenden Fallzahlen Depressiver und Burn-out-Betroffener sind in aller Munde. Ich bin überzeugt, dass verdrängte Trauer einen weit unterschätzten Anteil an diesen Phänomenen hat. Nicht nur, weil wir unfähig geworden sind, Trauernden zur Seite zu stehen. Sondern auch, weil wir selbst die enorm wichtigen und lehrreichen Erfahrungen bewussten Trauerns nicht zur Entwicklung unserer Persönlichkeit nutzen.
Die fundamentale Verlusterfahrung beim Tod eines nahestehenden Menschen lehrt - wenn sie angenommen und bewusst verarbeitet wird - den richtigen Umgang mit Brüchen anderer Art: Scheidungen, Job- und andere wirtschaftliche Verluste werden weniger fatal empfunden und besser verarbeitet. Die gesellschaftliche Verdrängung der Trauer bereitet den Boden für irrational-fatalistische lähmende Grundstimmungen, wie sie - auch infol
Trauer braucht eine Heimat. Trauernde brauchen in besonderem Mass die Gewissheit des Geborgen- und Akzeptiertseins, um die erforderliche Ruhe für einen konstruktiven Trauerprozess zu finden. Diese Heimat boten bis vor nicht allzu langer Zeit traditionelle Gemeinschaften: Familie, Nachbarschaft und Gemeinde. Doch sie sind auf dem Rückzug. Und unsere gesellschaftlichen Institutionen springen nicht in die Bresche, sondern vernachlässigen ihre Fürsorgepflicht.
Der Tod braucht einen Platz im Leben. Die Ausgrenzung von Sterben und Tod hindert Hinterbliebene am bewussten Umgang damit und trägt so die Hauptschuld an individuellen und gesellschaftlichen Folgeschäden. Fix it, sell it or close it, sagt die Management-Ikone Jack Welch: Jede starrsinnig auf Wachstum fixierte Gesellschaft verdrängt Verlusterfahrungen. Wer nicht (mehr) leistet, passt nicht ins System und wird an den Rand gedrängt.
Doch selbst aus kühler, rein betriebs- oder volkswirtschaftlicher Sicht ergibt eine solche Maxime keinen Sinn. Denn ein bewusst gelebter Trauerprozess verläuft erheblich schneller und konstruktiver und schafft so die schnellstmögliche Reintegration Hinterbliebener in die Wertschöpfungskette. Weil aber die Gesellschaft wegsieht, bezahlt die Volkswirtschaft. Etwa 800?000 Menschen sterben in Deutschland jährlich. Nimmt man an, dass jeder von ihnen nur fünf trauernde Ehepartner, Kinder, Freunde hinterlässt, dann sind das jährlich vier Millionen Betroffene. Darunter unzählige Arbeitnehmer, die nur bedingt leistungsfähig sind, Patienten, die Therapie oder Psychopharmaka benötigen. Die sprunghaft ansteigenden Fallzahlen Depressiver und Burn-out-Betroffener sind in aller Munde. Ich bin überzeugt, dass verdrängte Trauer einen weit unterschätzten Anteil an diesen Phänomenen hat. Nicht nur, weil wir unfähig geworden sind, Trauernden zur Seite zu stehen. Sondern auch, weil wir selbst die enorm wichtigen und lehrreichen Erfahrungen bewussten Trauerns nicht zur Entwicklung unserer Persönlichkeit nutzen.
Die fundamentale Verlusterfahrung beim Tod eines nahestehenden Menschen lehrt - wenn sie angenommen und bewusst verarbeitet wird - den richtigen Umgang mit Brüchen anderer Art: Scheidungen, Job- und andere wirtschaftliche Verluste werden weniger fatal empfunden und besser verarbeitet. Die gesellschaftliche Verdrängung der Trauer bereitet den Boden für irrational-fatalistische lähmende Grundstimmungen, wie sie - auch infol
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Inhaltsverzeichnis zu „Das letzte Hemd ist bunt “
InhaltVorwort 11Teil I1. Der fremde Tod 19"Outsourcing" des Sterbens 19Die enteigneten Toten 22Hilflose Trauer 252. Die stille Revolte 28Vom Unbehagen zum Ungehorsam 28Individuelle Freiheit und ihre Grenzen 30Krisen in Perspektiven wandeln 323. Gemeinsam einsam 34Der Tod "in Nahaufnahme" 34Kult und Kultur des Sterbens 35Wir konsumieren uns zu Tode 37Moderne Gesellschaft - moderne Ängste 434. Memento mori: ein Blick zurück 47Die Bedeutung von Totenritualen in der Geschichte 47Das Individuum und das kollektive Gedenken 49Der Tod als Weltverbesserer 515. Den Tod neu denken 55Ungewissheiten aushalten 55Trauer-Power: Die Kraft der Trauer 56Teil II6. Der Trauer eine Heimat geben 63Ein Ort der Begegnung 63Ein Trauerritual ist wie ein Bilderrahmen 66Trauer braucht Vertrautheit 69Sich Zeit nehmen zum Trauern 747. Der Tod und die Liebe 78Was Sterbehemd und Brautkleid gemein haben 78Abschied als Anfang einer neuen Verbundenheit 82Geteilte Erinnerungen 84Trauerzeit ist Lebenszeit 878. Jeder Abschied ist einzigartig 90Individuelle Gestaltung statt Pomp 90Kreativer Ungehorsam 93Trauer ist ein Reifeprozess 969. Verwandlungen 100Lebendigkeit ist unsterblich 100Zeit für die grossen Fragen 102Teil III10. Der Tod als Lehrmeister 107Die a-mortale Gesellschaft 107Vom Wert der Bindung 109Leben in der Gegenwart 111Unendliche Erwartungen 111Verluste akzeptieren 113Die Angst vor dem Alter 114Grenzen der Kontrolle 11411. Krise und Aufbruch 117Krisenbewältigung als Lebenskompetenz 117Die Unvorhersehbarkeit von Krisen 12012. Verdrängte Verluste 123Königsdisziplin Change Management 123Der Aufstand des Individuums 125Der Preis der Flexibilität 126Die Kehrseite der Veränderungen 128Überlebenden-Depression 13013. Der Tod und sein Preis 133Die Kosten-Nutzen-Brille 133Friedhofszwang versus Vielfalt 135Die TrauerOase 13614. Der letzte Wille (Sterben und sterben lassen) 137Hilfe für die Hinterbliebenen 137Selbstbestimmung am Ende des Lebens 138Teil IV15. Aus dem Schatten der Trauer 145Die guten
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Ratschläge der anderen 145Credo ergo sum 146Die Bedeutung von Trauergruppen 149Wer macht den ersten Schritt? 151Berufsvorbereitung für Trauerbegleiter 152Der Tod kommt immer unerwartet. Über Selbstverständlichkeiten und Tabus15316. Individuelle Abschiede 155Der Tod hat viele Farben 155Fünf Tage Abschied 156Das eigene Hemd 157Ein Fest für Horst 158Reisebegleiter 159Ahnengalerie 161Ein Stein als Skulptur 161Fussball für immer 162Digitale Ewigkeit 163Der letzte Tag - und ein Koffer 164Ein handbemalter Sarg 165Darf man erleichtert sein, wenn jemand stirbt? 166Wenn Kinder trauern 16817. Traueralltag am Arbeitsplatz 171Funktionieren um jeden Preis 171Verantwortung der Unternehmen - auch im eigenen Interesse 17218. Fazit - Der Tod gehört ins Leben 175Leseempfehlungen 184Weitere Quellen und Artikel 188
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Autoren-Porträt von Fritz Roth
Fritz Roth, 1949-2012, arbeitete als Unternehmensberater, bevor er Trauerpädagoge wurde und ein Bestattungshaus in Bergisch-Gladbach übernahm. Der »Pionier des deutschen Bestattungswesens« galt vielen Kollegen zugleich als Enfant terrible der Branche. Er gründete den ersten privaten Friedhof Deutschlands, Zehntausende Manager, Theologen, Mediziner, Verbände und Jugendliche besuchen jährlich sein »Haus der menschlichen Begleitung«. Der Autor mehrerer Bücher zum Thema Trauer erklärte den Tod für die »Sendung mit der Maus« und war ein gefragter Redner.
Bibliographische Angaben
- Autor: Fritz Roth
- 2011, 189 Seiten, Masse: 15,2 x 22,2 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593394766
- ISBN-13: 9783593394763
- Erscheinungsdatum: 14.09.2011
Rezension zu „Das letzte Hemd ist bunt “
30.11.2011, Hessischer Rundfunk Das letzte Hemd ist bunt "In seinem neuen Buch plädiert Roth für eine neue Sterbe-, Trauer- und Bestattungskultur und zeigt, wie ein individueller und nonkonformistischer Umgang mit dem Tod aussehen kann."
Pressezitat
"Fritz Roth hat der Bestatterszene ganz schön Leben eingehaucht." (FAS)Jeder Mensch trauert anders
"Roths Buch ist ein Plädoyer dafür, die Einzigartigkeit des Menschen zu würdigen, die Einzigartigkeit der Verstorbenen und die Einzigartigkeit des Trauernden. Und dabei ist es manchmal provokant und sehr oft philosophisch." (Kölner Stadt-Anzeiger, 10.10.2011)
Trostspender für Trauernde
"Auch als Autor hilft Roth Menschen, mit dem Verlust eines nahe Stehenden umzugehen." (Frankfurter Rundschau, 12.11.2011)
Das letzte Hemd ist bunt
"In seinem neuen Buch plädiert Roth für eine neue Sterbe-, Trauer- und Bestattungskultur und zeigt, wie ein individueller und nonkonformistischer Umgang mit dem Tod aussehen kann." (Hessischer Rundfunk, 30.11.2011)
Kommentar zu "Das letzte Hemd ist bunt"
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