Das Foucaultsche Pendel
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Interview mit Umberto Eco
Gibt es ein Buch, das Sie bislangversäumt haben zu lesen?
Unser Lebenist voller Löcher: Thackeray, The Vanity Fair" (Jahrmarkt der Eitelkeit", Anm. d. Red.),habe ich nie gelesen.
In DasFoucaultsche Pendel" beschreiben Sie, wie in früheren Jahrhunderten mit Hilfevon Verschwörungstheorien Politik gemacht wurde. Wenn man sich heute ansieht,wie etwa in Amerika die Bush-Administration denkt und arbeitet, hat dasungeheure Aktualität. Sie haben da etwas vorausgesehen...
Aber ichhabe nichts vorausgesehen, sie sind zurückgegangen.
... aufder anderen Seite erlebt man auch die Opposition in Amerika und in Europa, dieetwa Bush eine Verschwörung nach der anderen unterstellt. Hat die Aufklärungabgedankt, sind wir nicht nur noch von politischen Wahnvorstellungen umgeben?
ImFoucaultschen Pendel zitiere ich Chesterton: Wenn dieLeute nicht mehr an Gott glauben, heisst das nicht, dass sie an nichts, sonderndass sie an alles glauben. Nach dem Zusammenbruch der grossen Ideologien ist einhohler Raum entstanden, der mit allem Möglichen gefüllt wird, mit neuerReligiosität, mit New Age, mit Satanismus, mit allem. Als ich das FoucaultschePendel schrieb, wusste ich, dass ich etwas über unsere Zeit schrieb.
Also doch ein Prophet?
Nein, nein,kein Prophet, sondern Historiker. Auch wenn jeder Historiker in gewissem Sinneein Prophet ist, weil sich Geschichte ja wiederholt.
Siemischen sich ja auch in aktuelle politischen Debatten ein.
Aber nichtjeden Tag. Ich werde laufend angerufen und soll mich zu allem und jedem äussern.Doch wenn man das tut, hören die Leute nicht mehr hin.
Zusammenmit anderen Intellektuellen haben Sie unter dem Eindruck der Berlusconi-Ära dieGruppe Libertà e Giustizia",Freiheit und Gerechtigkeit" gegründet. Verschiedene Regionalwahlen in Italienhaben gezeigt, dass die Menschen nicht mehr so leicht den Wahlversprechen vonBerlusconi und seinen Leuten folgen. Kann der Intellektuelle da Einflussausüben?
Weniger alsman glaubt. Dass Berlusconi Wahlen verloren hat, hat weniger mitIntellektuellen zu tun als damit, dass Berlusconis Politik nicht funktioniert,er leere Versprechungen gemacht hat. Immerhin kann die Meinung einesIntellektuellen die Stimme von Menschen verstärken, er kann ihnen Mut machen,weiter zu gehen. Das machen wir mit Libertà e Giustizia". Wir wollen keine Menschen verändern. Aber dahaben sich Personen zusammen gefunden, die sich isoliert gefühlt haben undjetzt eine Art Gemeinschaft bilden. Das ist eine positive Funktion.Intellektuelle können das Bewusstsein junger Leute öffnen, es schärfen. Auchdas ist eine Funktion. Aber es gibt nicht mehr wie noch in den 50er Jahren denorganischen Intellektuellen", den Kreator einesneuen Glaubens, den Meinungsmacher. Auch deshalb, weil sich der Artikel des Intellektuellenmit 200 Fernsehstunden messen muss.
Hat derIntellektuelle wirklich heute nur noch eine Stimme unter vielen?
Lassen Siees mich wiederholen: Ich glaube nicht, dass die Stimme eines Intellektuellen ineinem Land die politisch-ideologische Situation ändern kann. Aber ich bin mirsicher, dass das Fehlen einer solchen Stimme ein Verlust für die ideelleEntwicklung ist. Es ist also wichtig, dass es jemanden gibt, der spricht. Magsein, dass seine Rede nicht kraftvoll ist, aber das Fehlen seiner Rede kanneine Tragödie sein.
Die Fragen stellte Henning Klüver,Mailand.
(gekürzte Fassung)
(Redaktion: Roland Grosse Holtforth,literaturtest.de)
- Autor: Umberto Eco
- 2009, 14. Aufl., 768 Seiten, 9 Schwarz-Weiss-Abbildungen, Masse: 13,9 x 22,2 cm, Leinen, Deutsch
- Übersetzer: Burkhart Kroeber
- Verlag: HANSER
- ISBN-10: 3446153950
- ISBN-13: 9783446153950
- Erscheinungsdatum: 01.01.1989
"... zum Genuss und zur Nachdenklichkeit empfohlen." Norbert Trunz, Die Welt, 11.11.89
"Für seine Mit- und wahrscheinlich auch Nachwelt ist Eco ein Glücksfall: ein Autor, der etwas heutzutage Seltenes beherrscht - nämlich sein verdientermassen riesiges Publikum zugleich mit Wissen, mit verblüffender Kombinationsfähigkeit, mit erstaunlicher erzählerischer Kunstfertigkeit und - nicht zuletzt - mit einem unaufdringlich und daher um so überzeugender vorgebrachten ethischen Anliegen vortrefflichst zu unterhalten." Wolfgang Steuhl, Die Weltwoche, 14.12.89
"... zum Genuss und zur Nachdenklichkeit empfohlen." Norbert Trunz, Die Welt, 11.11.89
"Für seine Mit- und wahrscheinlich auch Nachwelt ist Eco ein Glücksfall: ein Autor, der etwas heutzutage Seltenes beherrscht - nämlich sein verdientermassen riesiges Publikum zugleich mit Wissen, mit verblüffender Kombinationsfähigkeit, mit erstaunlicher erzählerischer Kunstfertigkeit und - nicht zuletzt - mit einem unaufdringlich und daher um so überzeugender vorgebrachten ethischen Anliegen vortrefflichst zu unterhalten." Wolfgang Steuhl, Die Weltwoche, 14.12.89
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