Clara und die Poesie des Lebens

Buchinhalt:

In einem nicht näher benannten Kaff in Frankreich arbeitet Clara als Angestellte im Friseursalon von Madame Habib. Claras Leben verläuft so unspektakulär wie ihre Arbeit, der in die Jahre gekommene Salon zieht eine vorwiegend ältere Klientel an und Claras Chefin und Kollegen sind so verschroben wie die Kundschaft. Eines Tages betritt ein Unbekannter den Salon und lässt sich dort die Haare schneiden. Es ist kein Geringerer als der Autor Marcel Proust – und dieser vergisst sein Buch im Laden, das Clara an sich nimmt und schliesslich liest. Es eröffnet ihr einen unbekannten Zugang zur Kunst, der ihr Leben verändert....


Persönlicher Eindruck:

Die recht beschauliche Geschichte irgendwo im Nirgendwo von Frankreich, in einem kleinen Friseursalon, hat mich zunächst wirklich angesprochen. Eine Geschichte um eine junge Frau, die zufällig auf den grössten Schriftsteller Frankreichs trifft und durch sein Buch einen Zugang zu einer für sie völlig neuen Welt erhält – wer wird da nicht neugierig? Leider entpuppte sich der Kurzroman, der mit nur 200 Seiten auskommt, als totaler Flop.

Clara, die Hauptfigur der Geschichte, erlebt jeden Tag wenig Spektakuläres. Mittelpunkt ihres Lebens ist ihre Arbeitsstelle in einem in die Jahre gekommenen Friseursalon, in dem alle, wirklich alle, zu jammern scheinen. Die Geschichten der vornehmlich weiblichen Kundschaft reichen von untreuen Ehemännern bis hin zur allgemeinen Lebensunzufriedenheit und die Chefin, Madame Habib, träumt vom grossen Geschäft und Ausbruch aus dem Kleinstadtmief. Clara selbst jammert über die fehlende Beziehung zu ihrem Freund, mit dem sie eher in einem Geschwisterverhältnis zusammenlebt und über ihre Katze, die sich nicht streichen lassen will.

So plätschert die Erzählung bis zur Hälfte dahin. Die Charaktere sind allesamt blass und austauschbar, dem Leser wirklich nahe kommt keiner von ihnen.

Aufhänger für den Plot ist das vergessene Buch von Marcel Proust, das Clara an sich nimmt und mit dessen Hilfe sie Zugang zu einer bislang unbekannten (Literaten-)Welt erhält. Das Buch wird als lebensverändernd beschrieben, doch was der Autor durch den Mund der Figur Clara beschreibt, ist so belanglos und nichtssagend, wie der vorliegende Roman selbst.

Der Schreibstil von Carlier ist flach und ohne jedwede Raffinesse, man möchte meinen, man liest ein Kinderbuch – wenn auch mit einem Thema für Erwachsene. Auch die Illustrationen, die zweifarbig in den Kurzroman eingestreut sind, sind absolut nichtssagend und erscheinen wie die Zeichnungen eines Schulkindes. Der episodenhafte Erzählstil trägt zu keiner Zeit bei, dass auch nur eine Sache längerfristig im Gedächtnis des Leser haften bleibt, ausser der Tatsache, hier seine Lesezeit absolut verschwendet zu haben.

Das Buch ist im französischen Original anscheinend preisgekrönt – mir hingegen hat es überhaupt nicht gefallen.

Keine Leseempfehlung, es lohnt sich einfach nicht.