Celan-Handbuch
Leben - Werk - Wirkung
Begegnung mit Paul Celan. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts und sein Einfluss auf Literatur, Kunst und Musik ist unumstritten. Sein Leitmotiv: die Shoah. Das Handbuch schlüsselt Gedichte, Prosa und...
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Produktinformationen zu „Celan-Handbuch “
Klappentext zu „Celan-Handbuch “
Begegnung mit Paul Celan. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des 20. Jahrhunderts und sein Einfluss auf Literatur, Kunst und Musik ist unumstritten. Sein Leitmotiv: die Shoah. Das Handbuch schlüsselt Gedichte, Prosa und Übersetzungen auf, beleuchtet historische und biografische Hintergründe und bietet Orientierung innerhalb einer kaum noch überschaubaren Forschung. In der 2. Auflage auch zur Rezeption in Grossbritannien und den USA, in den Niederlanden, in Ungarn, Polen und Russland sowie zu Arbeitsweisen und Schreibprozessen Celans.
Lese-Probe zu „Celan-Handbuch “
Celan-Handbuch / 2., aktualisierte und erweiterte Auflage von May/Goßens/Lehmann (Hrsg.)I. Grundlagen
1. Leben und Werk im Überblick
1.1. Voraussetzungen für die Forschung
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»Was muß ich wissen, um zu verstehen?« fragte Peter Horst Neumann in seiner Rezension der C.Biographie von Israel Chalfen (Neumann, 100) und wies damit auf ein zentrales Problem bei der Beschäftigung mit C.s Werk hin. C. selbst hatte schon in seiner Bremer Rede (GW III, 185 f.) wie auch in der Meridian-Rede (GW III, 187-202) explizit auf die lebensweltlichen Dimensionen seiner Gedichte hingewiesen. Das Gedicht, so C. in der Meridian-Rede, ist »gestaltgewordene Sprache des Einzelnen, - und seinem innersten Wesen nach Gegenwart und Präsenz« (GW III, 197 f.). Auch in den persönlichen Erläuterungen, die er zu seiner Dichtung gab, betont er die existenziellen Dimensionen seines poetischen Schaffens. So schrieb er am 23. Juni 1962 an den Jugendfreund Erich Einhorn: »Ich habe nie eine Zeile geschrieben, die nicht mit meiner Existenz zu tun gehabt hätte - ich bin, Du siehst es, Realist auf meine Weise« (Celan/Eichhorn, 6). Andererseits ist C.s Lyrik natürlich kein biographistisches Bekenntniswerk, in dem die Quellen mehr oder minder offensichtlich zutage treten. C. war ein Meister des Verbergens, der das lebensweltliche Material wie eine »Schmuggelware« (Szondi, 135) in seine Gedichte einbrachte. Immer wieder betonen Erinnerungstexte gerade von C. nur entfernt Bekannten, dass er Details über die Entstehung und den Hintergrund seiner Gedichte für sich behielt: »Schwer nur vermag man sich vorzustellen, daß C. Auszüge aus den Erinnerungen an seine Gedichte zugänglich gemacht hätte. Eifersüchtig hütete er das Geheimnis der Werkstatt. Jegliche Auskunft bezeichnete einen Vorbehalt, hielt sich den Rückzug frei« (Baumann, 31).
Dichtung, betont C., »ist eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration« (GW III, 198). Das Gedicht scheint auf diese konzentrierte Weise geschlossen, hermetisch, und ist dennoch auf der Suche nach einem Gesprächspartner, einem Gegenüber, dem es sich mitteilen kann: »Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber « (GW III, 198). In der Begegnung des Gedichtes mit diesem Anderen, dem Leser, geben sich die ›geschmuggelten‹ Details lebensweltlichen Wissens wieder zu erkennen und konstruieren einen neuen semantischen Raum: »Erst im Raum dieses Gesprächs konstituiert sich das Angesprochene, versammelt es sich um das es ansprechende und nennende Ich« (GW III, 198). Die auf diese Weise proklamierte Existenzialität des Gedichtes macht es zur Aufgabe des Lesers, sich der Frage nach der Relevanz von Daten, der Herkunft von Zitaten und den autobiographischen Bezügen in C.s Dichtung zu stellen, ohne sein Verständnis der Gedichte auf eine einfache Referenzstruktur zu reduzieren. Im Gegenteil, wenn C. vom Leser der Gedichte fordert: »Lesen Sie. Immerzu nur lesen, das Verständnis kommt von selbst« (Chalfen, 7), entwirft er das Ideal einer im Sinne des Historisch-faktischen fast voraussetzungslosen Lektüre, die den gelegten Spuren und den Dimensionen ihrer Neukonstellation im Gedicht folgen soll. Die etymologische, biographische und historische Herkunft und Bedeutung des Materials ist nur eine Station im Prozess des Verstehens. Das Gedicht, C.s Gedichte, konstituieren eine »einmalige, punktuelle Gegenwart« aus dem »Hier und Jetzt« und lassen im Akt des Lesens die »Unmittelbarkeit und Nähe« des Anderen, »dessen Zeit« »mitsprechen« (GW III, 198 f.).
Biographie und Interpretation
Es wundert nicht, dass die Frage nach dem Umgang mit lebensweltlichem Material zu einer der zentralen Fragen auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den celanschen Gedichten geworden ist. Noch in seinem Nachwort zur Auswahlausgabe der Gedichte rückte Beda Allemann die Frage nach dem »im weitesten Sinne autobiographischen Aspekt der Dichtung Celans« (Allemann, 162) zugunsten einer sprachphilosophischen Perspektive in den Hintergrund. Die »spezifische Form der Wirklichkeitssuche«, so Allemann, »wird verständlicher auf dem Hintergrund eines Weges, der vom Sprachverlust bedroht war« (ebd., 162 f.). Diesem drohenden Sprachverlust begegnet die Lyrik C.s »mit Hilfe von Transformationen« eines lebensweltlichen Wissens, um es auf diese Weise vor »dem Untergang zu retten« (ebd., 163).
Doch schon im Jahr nach C.s Tod wird Peter Szondi die grundlegende Frage stellen, vor der die Interpreten von C.s Lyrik seitdem stehen: »Inwiefern ist das Gedicht durch Äußerliches bedingt, und inwiefern wird solche Fremdbestimmung aufgehoben durch die eigene Logik des Gedichts? « (Szondi, 120). Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist das Gedicht Du liegst (GW II, 334), das während C.s Berlinaufenthalt am 22./23. Dezember 1967 entstanden ist. Szondi hatte ihn in diesen Tagen begleitet und war dementsprechend gut über die biographischen Umstände der Entstehung informiert (vgl. Szondi, 116-119).
C.s Gedicht gibt die Fülle des »biographisch-historischen Materials« (ebd., 120) nur ausgesprochen selektiv wieder: Zwar ist das Gedicht »ohne die Erlebnissequenz des Berlinaufenthalts [...] nicht denkbar«, aber die »Bedingtheit des Gedichts [wird] durch die Zufälle des realen Lebens [...] bereits eingeschränkt, ja durchkreuzt durch die Auswahl aus ihnen« (ebd.). Die Fülle der biographischen Details, aber auch ihre gegenwärtige Relevanz, wird durch die »Autonomie [...] der immanenten Logik des Gedichts« (ebd., 135) transformiert und ihr Gültigkeitsbereich beschränkt. Für Szondi halten sich die »Fremdbestimmung « der realen Bezüge und die »Selbstbestimmung « einer immanenten Logik in C.s Gedichten »die Waage« (ebd., 120) und müssen folgerichtig auch beide bei der Analyse berücksichtigt werden.
Die damit aufgeworfene Frage wird in der Folgezeit unterschiedlich beantwortet. Während Hans-Georg Gadamer betont, dass man »nicht Privates und Ephemeres wissen« muss und dass man, »wenn man es weiß, von ihm wegdenken und nur das denken [soll], was das Gedicht weiß« (Gadamer, 128), warnt Marlies Janz davor, die »politischen und historischen Sachgehalte in den Bereich bloßer Faktenkontingenz« zu verbannen und »damit letztlich auch die spezifisch ästhetischen Gehalte« der celanschen Gedichte zu verkennen (Janz, 199). Im Anschluss an Szondi wird Jacques Derrida Jahre später festhalten, dass »eine direkte Zeugenschaft, bezüglich jener Umstände, unter welchen ein Gedicht geschrieben wurde, besser: der Umstände, die von einem Gedicht benannt, die von ihm im eigenen Leib verschlüsselt, verkleidet oder datiert aufbewahrt werden, zugleich unerläßlich, wesentlich, aber doch auch nur von zusätzlichem Informationswert, letztlich also unwesentlich [ist], da die besagte Zeugenschaft allenfalls ein Mehr an Verständlichkeit bewirken mag, worauf ein Gedicht getrost verzichten kann« (Derrida, 40).
Vor ähnlichen Problemen sieht sich die Forschung auch angesichts der Fülle der nachweisbaren Zitate und Lektürespuren, die einem in Werk C.s begegnen. Nicht erst seit der Überführung der celanschen Bibliothek in das Deutsche Literaturarchiv, aber seitdem verstärkt, sind die Lektürespuren in den Bänden der Bibliothek als oftmals »auslösende ›idées‹ in einem poetischen Transformationsprozeß« (Seng, 32) erkannt worden. Doch ist die »Physiologie des Lesens« bei C., so die Herausgeber des Verzeichnisses der Philosophischen Bibliothek, »nicht nur in textgenetischer Hinsicht interessant«, sondern bildet zu gleich auch »ein einzigartiges Zeugnis seiner intellektuellen Leidenschaften« sowie »einen umfassenden Einblick in die ›mitsprechende Gedankenwelt‹ « C.s (Philosophische Bibliothek, 728, vgl. außerdem: Barnert, Böschenstein (1987, 1993, 1995), Gellhaus, Ivanovic (1995), Seng, Wiedemann). Die Breite und der Umfang des Lektürekanons überrascht, zumal neben den 4617 erhaltenen Bänden der realen Bibliothek in Marbach zunehmend auch die Bedeutung einer ›virtuellen Lektürewelt‹ aus Bücher-, Zeitschriften- und Zeitungslektüren erkennbar wird (vgl. Philosophische Bibliothek, 729 f., Wiedemann, aber auch zahlreiche Kommentare in KG).
»Zugleich wesentlich und unwesentlich« (Derrida, 40): In dieser Ambivalenz bewegt sich die Auseinandersetzung mit Daten, biographischen Fakten und Zitaten. Eine endgültige Antwort auf die Zulässigkeit einer bestimmten Form des Umgangs ist vermutlich nicht zu geben. Methodisch scheint der von Szondi vorgeschlagene Weg, der vom Gedicht ausgeht und das positive Wissen zur Überprüfung der eigenen Erkenntnis heranzieht, ein guter Ansatz, vorausgesetzt, dass der Interpret sich mit entsprechender Aufmerksamkeit und Konzentration dem Text als eigentlichem Gegenstand seiner Arbeit widmet. Dass dies nicht immer der Fall ist bzw. war, hat Winfried Menninghaus mit berechtigter Polemik beschrieben. Nach seiner Darstellung feierte die Forschung bis zum Ende der 1980er Jahre beinahe jede Verifizierung eines lebensweltlichen Faktums in den Gedichten als interpretatorischen Erfolg und vergaß darüber oft die Auseinandersetzung mit dem Text. Für Menninghaus stellte sich die Situation folgendermaßen dar: »Anspielungen und Zitate werden zwar nicht unvermittelt und direkt als die ultima ratio des interpretatorischen Detektivspiels ausgegeben - insofern hält man Vorwürfe methodischer Naivität auf Distanz. Sie werden aber immerhin als Voraussetzung und meist auch als Schlüsseldaten für Gedichtlektüre eingesetzt - sonst müßte man die schönen Funde ja für wertlos halten« (Menninghaus, 81).
Die Forschungssituation heute
So berechtigt diese Kritik ist, muss man auch die besondere Situation der frühen Forscher berücksichtigen: Ihnen stand, neben ihrer wissenschaftlichen Kompetenz und der intensiven Lektüre, für ihre Arbeit nur ein weitgehend unerschlossenes Werk zur Verfügung: So erschien die erste umfassende Gesamtausgabe der celanschen Schriften, sieht man von verschiedenen Auswahlausgaben ab, erst 1983. C.-Philologie in diesen Jahren war Pionierarbeit, zudem waren viele Forscher dieser Zeit in nicht unerheblicher Weise von ihrer persönlichen Bekanntschaft mit C. beeinflusst. Auf die ›Entdeckung‹ eines lebensweltlichen Details konnte man also zu Recht mit einigem Stolz verweisen, musste aber, und dahin zielt die Kritik von Menninghaus, verantwortungsvoll im Sinne des Gedichtes mit diesen Fakten umgehen.
Nachlass und Bibliothek
Diese Situation hat sich seitdem, oder genauer: seit der Überführung des celanschen Nachlasses in das Deutsche Literaturarchiv in Marbach (1990) entscheidend verändert. In den Jahren zuvor wurde der Nachlass in der familiären Wohnung in Paris und in Sommerhaus der Familie in Moisville aufbewahrt und dort vorläufig erfasst. Auf Grundlage dieser früheren Vorarbeiten wurden die umfangreichen Materialien des Nachlasses, d. h. die Handschriften der publizierten und unpublizierten Gedichte, Entwürfe, Übersetzungen, Briefe und persönlichen Dokumente, in Marbach erstmals systematisch erschlossen und der Forschung durch eine detaillierte Inventarliste zugänglich gemacht. Andere Nachlassmaterialen, etwa die wichtigen Dokumente des in Bukarest aufbewahrten Frühwerks, wurden, so weit wie möglich, als Kopie ergänzt. Der Zugang zum Nachlass ist heute über die Marbacher Benutzungsbestimmungen geregelt und unterliegt, zumindest in den unpublizierten Teilen, einem besonderen Genehmigungsverfahren.
Als besondere Sammlung befinden sich in Marbach auch große Teile der celanschen Bibliothek. Nachdem lange Zeit nur gedruckte Verzeichnisse für wenige Teilbereiche der celanschen Bibliothek vorlagen (vgl. u. a. das Verzeichnis der Bibliotheque philosophique (Philosophische Bibliothek), der Russika (Ivanovic), aber auch Goßens 2000, 348-353), wurde in den Jahren 2009 bis 2011 die gesamte Bibliothek im Onlinekatalog des Deutschen Literaturarchivs in Marbach erfasst. Insgesamt sind dort ca. 6200 Titel verzeichnet: Neben den 4617 Bänden, die in Marbach aufbewahrt werden, wurden auch 1519 virtuelle Titelaufnahmen erstellt, die u. a. aus dem Abgleich des Marbacher Bestandes mit den handschriftlichen Verzeichnissen der Bibliotheken aus Paris und Moisville nachgewiesen werden konnten. In 2473 Bänden der Bibliothek konnten zudem verschiedene Arbeits- und Provenienzspuren festgehalten werden, die ebenfalls in den Katalogeinträgen dokumentiert wurden (vgl. Barnert 2012).
Die mit der Erschließung des Nachlasses einsetzende Editionsflut stellt die Forschung der Gegenwart und der Zukunft vor ganz andere Probleme als in den Jahren zuvor: Nun ist es weniger der selektive Fund, als vielmehr die Fülle des positiven Wissens, das die C.-Forschung zum einen spannend, zum anderen auch sehr komplex macht. Es ist nichts Besonderes mehr, biographische Fakten zu kennen, schwieriger ist es jedoch, Biographie und Interpretation konsistent im szondischen Sinne miteinander zu verbinden.
Werkausgaben
Zeitgleich mit der Überführung des Nachlasses erschien 1990 nach langen Jahren der erste Band der in Bonn erarbeiteten historisch-kritischen Ausgabe (HKA, auch BCA - Bonner Celan-Ausgabe), mit deren Konzeption schon kurz nach C.s Tod begonnen wurde. Sie ist mittlerweile (2012) auf 14 Bände angewachsen. Damit ist der Bereich der Lyrik vollständig ediert, angekündigt sind noch zwei Bände mit der Edition der Prosa. Die Ausgabe präsentiert in einem Textband die Gedichte C.s in einer editorisch gesicherten Textfassung ›letzter Hand‹. Das Zentrum der editorischen Arbeit bilden die sog. Apparatbände (vgl. Lohr, 14-17). Die textgenetische Darstellungsmethode der Ausgabe folgt modernen editorischen Standards und dokumentiert die Entstehung der Gedichte und ihrer Varianten möglichst vollständig. Die Zugänglichkeit des Nachlasses in Marbach hat auch hier sichtlich zu Verbesserungen geführt. Gespannt darf die Forschung weiter auf die angekündigten Materialienbände warten, für die bislang nur ein Entwurf, jedoch noch kein explizites Beispiel vorliegt (Bücher/Gellhaus/Lohr, 215-226, Gehle 2008).
Der HKA ist 1996 eine kritische Ausgabe (TCA - Tübinger Celan-Ausgabe) zur Seite getreten, die mittlerweile abgeschlossen ist. Sie präsentiert in einer integralen diplomatischen Umschrift ausgewählte Vorstufen, die Textgenese und die Endfassung aller zu Lebzeiten publizierten Gedichtbände und der Meridian-Rede. Anders als die auf Vollständigkeit bedachte Bonner Ausgabe geht sie selektiv vor, d. h. sie zeigt nur »die wesentlichen Stadien der Textgenese« (TCA NR, IX). Die editorische Darstellung wird durch inhaltliche wie nachlassbezogene Kommentare ergänzt, abschließende Faksimiles komplexer Textzeugen und Datierungslisten ergänzen die Edition.
Trotz ihres wissenschaftlichen Anspruchs und ihrer Vollständigkeit ersetzen die beiden kritischen Ausgaben eine Leseausgabe wie die fünfbändige Gesamtausgabe der Werke nicht. Die 1983 erstmals erschienene Edition wurde im Jahre 2000 als revidierte und auf sieben Bände erweiterte Werkausgabe (GW) neu aufgelegt. Neben dem vollständigen lyrischen Werk (GW I- III) umfasst sie die Übersetzungen in einer umfangreichen Auswahl (GW IV-V, zur Lage der Übersetzungsedition >IV 1.2.) sowie die beiden zuvor als Einzelbände erschienenen Editionen des Frühwerks (GW VI) und der Nachlassgedichte (GW VII). Als immer noch umfangreichste Leseausgabe ohne Kommentar ist sie die Textgrundlage für die meisten nachfolgenden Beiträge, auch wenn die 2003 erschienene Kommentierte Gesamtausgabe (KG) aller Gedichte C.s einen häufig aktuelleren Editionsstand aufweist.
Die Herausgeberin der Kommentierten Gesamtausgabe, Barbara Wiedemann, trennt in ihrer Edition der Gedichte nicht mehr nach autorisierten Gedichtbänden (GW I und II) und ›weniger‹ autorisierten Gedichtbänden und Einzeldrucken (GW III), sondern druckt diese fortlaufend chronologisch ab, wobei die Trennung der Werkeinheiten gewahrt bleibt (vgl. KG, 561). Die zugehörigen Werkkomplexe aus dem Nachlass werden im Kontext des jeweiligen Gedichtbandes präsentiert. Zugleich weisen die umfangreichen Einzelkommentare zu den Gedichten auf eine Vielzahl von Quellen und biographischen Zusammenhängen hin. Wiedemann betont, dass mit »der Kenntnis bestimmter Hintergründe, Wortbedeutungen oder Quellen [...] ein Gedicht keineswegs ›verstanden‹« (KG, 563) ist. Sie möchte mit dem Kommentar vielmehr »eine Grundlage [...] für ein immer neues und fruchtbares Lesen« (ebd.) geben, was ihr weitgehend gelungen ist.
Bei der Beschäftigung mit der Prosa stehen der Forschung mittlerweile vier Ausgaben zur Verfügung: Neben einer Auswahl der Prosaschriften und Reden in der Gesamtausgabe (GW III) sind die Meridian-Rede mit den dazugehörigen Materialien im Rahmen der TCA (M) ediert worden; eine Edition innerhalb der HKA steht noch aus. Weitere Prosatexte, vor allem in rumänischer Sprache, stehen in der Edition des Frühwerkes zur Verfügung (GW VI). Die Prosa aus dem Nachlaß wurde 2005 in einem eigenen Band mit einem teilweise sehr ausführlichen Kommentar vorgelegt (Mikrolithen).
Es bleibt die Frage, welche Ausgabe bei der Beschäftigung mit den Gedichten C.s zu Grunde gelegt werden sollte; die Antwort darauf ist schwierig und einfach zugleich: Ein erster Einstieg, der viele Hintergründe erläutert und die Gedichte zugleich als einen wesentlichen Teil des Lebens
C.s begreift, wird vor allem durch die Kommentierte Gesamtausgabe, die mittlerweile auch als Taschenbuch vorliegt, angeboten. Die siebenbändige Werkausgabe (GW) ist dagegen immer noch die umfangreichste und derzeit meistzitierte Ausgabe, die auch einen guten Überblick über die Übersetzungen bietet. Anderseits sind die HKA wie auch die TCA aufgrund ihrer wissenschaftlichen Zuverlässigkeit mehr als nur ein Hilfsmittel, das pflichtgemäß konsultiert werden muss: Die in diesen Editionen präsentierte Genese des celanschen OEuvres hat für die Beschäftigung mit den einzelnen Gedichten fundamentale Bedeutung. Denn Textgenese ist nicht nur auf das materielle Phänomen der Textentstehung zu reduzieren, ein »Variantensteinbruch« (Lohr, 11), aus dem man sich bei Gelegenheit bedient. Nach der zugegebenermaßen etwas schwierigeren Einarbeitung in die komplexe Editionstextur der HKA kann der Interpret hier ein wichtiges Instrument finden, um den Prozess der Transformation des lebensweltlichen Materials zu verfolgen und die Dimensionen seiner Verschiebung zu erkennen. Die Antwort auf die Frage, welche Ausgabe konsultiert werden sollte, ist also eindeutig: Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der komplexen Lyrik C.s ist nur auf Grundlage aller vier Editionen möglich und sinnvoll. Hinzu kommt, dass - schon aus Gründen der Sorgfalt, aber auch der Kontexte - ein Blick auf die Erstdrucke und Nachdrucke der Gedichte nicht schaden kann.
Briefeditionen
Die Beschäftigung mit dem Werk Paul C.s ist also schon auf der Textebene recht komplex, hinzu kommen zahlreiche biographische Dokumente, die in den letzten Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden und die den Blick auf das Leben wie das Werk C.s. erleichtern und präzisieren. In der Mitte der 1990er Jahre erschienen erste Briefwechsel (Celan/Sachs, Celan/Wurm) aus dem Nachlass, denen im neuen Jahrtausend eine Fülle von weiteren Briefwechseln und Dokumentationen folgte. Mittlerweile sind auch so wichtige und lange Zeit gesperrte Briefwechsel wie die Korrespondenz zwischen C. und Ingeborg Bachmann oder den Wiener Freunden Klaus und Nani Demus publiziert worden. Die Sperrfrist, 1996 noch ein Argument für die Nichtedition der Briefe (Bücher/Gellhaus/Lohr, 197), ist damit in fast allen Bereichen - mit ausgesprochen positiven Folgen für die Forschung - behutsam aufgehoben worden (>V).
Biographische Arbeiten, Ausstellungskataloge, Bibliographien
Seit der Überführung und Erschließung des Nachlasses nach Marbach beschäftigen sich verschiedene Forscher und Forschergruppen intensiv mit der Edition und Erforschung auch von teilweise recht umfangreichen Werkkomplexen wie z. B. den Übersetzungen (>IV), die vorerst noch nicht durch die großen Editionen abgedeckt werden. Mehrere biographische Studien (u. a. Chalfen, Emmerich, Felstiner, Silbermann, Solomon) geben mittlerweile einen Überblick über das Leben des Dichters, zahlreiche Einzelstudien widmen sich bestimmten Orten (>VI 1.) und Ereignissen (>u. a. I 2.2./3., VI 2.-8., Goll Dok). Der Kommentar des Briefwechsels zwischen C. und Gisèle Celan-Lestrange bietet eine Zeittafel, die nicht nur die umfangreichste und verlässlichste Übersicht über das Leben des Dichters, sondern auch zahlreiche biographische Details gerade der Pariser Zeit, die bis dahin wenig bekannt waren, enthält (Celan/Celan-Lestrange II, 385-500). Ebenso haben bislang mehrere Literaturausstellungen verschiedene Aspekte des Lebens und der Werke C.s pointiert einem breiteren Publikum vorgestellt (Displaced, Fremde Nähe, vgl. auch >VI 5.). Für mehrere Gedichtbände liegen mittlerweile systematische Kommentare vor (NRK, SGK), auch gibt es schon seit längerem eine Wortkonkordanz (Nielsen/Pors), die jedoch einer umfassenden Revision und Digitalisierung bedürfte. Erste eigenständige Bibliographien (Bohrer, Glenn), die innerhalb des C.-Jahrbuches (CJb) bzw. die lange Zeit im Internet (Glenn/ Todd) fortgesetzt wurden, erleichtern (auch wenn sie nicht vollständig sind) den Überblick über die umfangreiche Forschungsliteratur.
Desiderata und Entwicklungen
Dennoch müssen einige Desiderata festgehalten werden, die zu den vordringlichsten Aufgaben der zukünftigen Forschung gehören: Neben dem schon erwähnten Bibliotheksverzeichnis und einer Wortkonkordanz sind diese Aufgaben vornehmlich bibliographischer Art: So liegt - außer für den Bereich der Übersetzungen (Goßens 2003) - bislang keine zuverlässige Bibliographie der Drucke und Wiederabdrucke der Gedichte C.s zu Lebzeiten vor. Das wundert angesichts der doch fortgeschrittenen Editionslage gerade im Bereich der Lyrik sehr. Auch wäre eine Bibliographie der Rezeption besonders im deutschsprachigen Bereich von großem Interesse, bislang sind solche Anstrengungen vor allem in nichtdeutschsprachigen Ländern gemacht worden (>VII 1.1). Systematische Verzeichnisse der Rezensionen und der wissenschaftlichen Rezeption zu Lebzeiten etc. sind auch für das Verständnis des celanschen Werkes ein wichtiges Hilfsmittel, wie nicht zuletzt die Dokumentation der Goll- Affäre gezeigt hat (Goll Dok.). So könnte eine umfassende Studie über die nationale und internationale Rezeption der Todesfuge sicherlich vieles über die Entstehung und Entwicklung des ›Phänomens C.‹ zeigen (vgl. Emmerich 2000). Erforderlich wäre schließlich auch eine umfassende kommentierte Edition aller Übersetzungen (>IV 1.2.). Zudem scheint die Arbeit an der systematischen bibliographischen Erfassung eingestellt worden zu sein, so dass die C.-Forschung in den letzten Jahren ohne Hilfe vor der über die Maßen anwachsenden Forschungsliteratur steht. Wünschenswert bzw. erforderlich wäre also auch hier eine Bibliographie, die das umfangreiche internationale Schrifttum zu C. verlässlich und vor allem kontinuierlich erfasst.
Ein Paradigmenwechsel für die Forschung
Einen grundsätzlichen Einschnitt im Umgang mit und im Verhältnis zum lebensweltlichen Wissen bedeutete die Edition des Briefwechsels zwischen Paul C. und Gisèle Celan-Lestrange (Celan/ Celan-Lestrange). Erneut wurde die Zulässigkeit und die Notwendigkeit biographischen Wissens diskutiert (vgl. Cambon) und von einer »biographischen Wende in der Celan-Forschung« gesprochen (Corbea-Hoisie). Denn C.s Briefwechsel mit seiner Frau, der bis zu diesem Zeitpunkt auch für die Forschung gesperrt war, machte zahlreiche, auch intime Details des Familienlebens und die jahrelange Krankengeschichte C.s einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Gemeinsam mit der 2003 erschienenen Kommentierten Gesamtausgabe sind Kontexte und biographisches Faktenwissen nun nicht mehr ausschließlich wenigen Eingeweihten und Freunden zugänglich. Die Details des celanschen Werks wie des Lebens wurden vielmehr zu überprüfbaren Daten. Damit wurde die langjährige Tendenz zu »mythologies« (Cambon, 197), zur Legendenbildung um das Werk C.s beendet und das faktische Wissen auch für nachkommende Generationen bereitgestellt. Der auf diese Weise initiierte Paradigmenwechsel hat entscheidende Auswirkungen auf die Frage »was und wieviel muß ich wissen, um zu verstehen«: Wurde lange Jahre an ausgewählten Beispielen darüber diskutiert, ob und ggf. wie man mit historisch-faktischem Wissen in einer Interpretation umgehen soll, steht dieses Wissen seitdem der Allgemeinheit »unvermeidlich, ja unentbehrlich« (Corbea-Hoisie, 164) zur Verfügung. Ging die Tendenz eines Teils der Forschung bislang eher dahin, jegliche Form biographischer Spekulation zu vermeiden und weitestgehend textimmanent - der celanschen ›Leseanleitung‹ folgend - zu interpretieren, tritt nun ein von Seiten der Nachlassverwalter unterstütztes Modell der ›Offenheit‹ und ›Demokratisierung‹ an die Stelle einer vorherigen Klientelpolitik. Damit wird das »Zugleich« von wesentlichem und unwesentlichem Wissen nicht mehr nur selektiv, sondern umfassend auch für eine breitere, interessierte Öffentlichkeit lesbar. Die von Peter Szondi gestellte Frage nach der Beziehung von äußerlichem Wissen und der Logik des Gedichtes bleibt jedoch bestehen und muss von jedem Einzelnen aufs Neue beantwortet werden.
Literatur
Ausgaben
Celan/Celan-Lestrange. - Celan/Eichhorn. - Celan/ Sachs. - Celan/Wurm. - GW. - HKA. - KG. - Mikrolithen. - TCA.
Forschung
Chalfen. - CJb. - Displaced. - Emmerich. - Felstiner. - Fremde Nähe. - Goßens (2003). - Goll Dok. - NRK. - Philosophische Bibliothek. - SGK. - Silbermann. - Szondi. Allemann, Beda (1968): Nachwort, in: Paul C.: Ausgewählte Gedichte. Zwei Reden. Frankfurt/M., 149-163.
- Bican, Bianca (2005): Die Rezeption Paul C.s in Rumänien. Köln u. a. - Barnert, Arno (2007): Mit dem fremden Wort. Poetisches Zitieren bei Paul C. Frankfurt/ M. - Barnert, Arno (2012): Die Erschließung und Rekonstruktion von Paul C.s Nachlassbibliothek, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 56, 309- 324. - Böschenstein, Bernhard (1987): C. als Leser Hölderlins und Jean Pauls, in: Argumentum e silentio, 183- 198. - Ders. (1993): C., lecteur des Notes de Hofmannsthal, in: Austriaca. Cahiers universitaires d ' information sur l ' Autriche. Jg. 18, Nr. 37, 49-59. - Ders. (1995): C. als Leser Trakls, in: Remy Colombat, Gerald Stieg (Hg.): Frühling der Seele. Pariser Trakl-Symposion 1987. Innsbruck, 135-148. - Bohrer, Christiane (1989): Paul C.-Bibliographie. Frankfurt/M. - Bücher, Rolf, Axel Gellhaus, Andreas Lohr, (1996): Die historische-kritische Celan-Ausgabe. Ein vorläufiger editorischer Bericht, in: Axel Gellhaus, Andreas Lohr: Lesarten. Beiträge zum Werk Paul C.s. Köln u. a., 197-226. - Cambon, Fernand (2001): Au coeur d ' une correspondance. Entretien avec Bertrand Badiou, in: Europe. Revue littéraire mensuelle. Jg. 79, H. 861-862 (Themenheft Paul C.), 190-208. - Corbea-Hoisie, An drei (2002): Schmuggelware. Zur »biographischen« Wende in der C. Forschung, in: Ders., George Gutu, Martin A. Hainz (Hg.): Stundenwechsel. Neue Perspektiven zu Alfred Margul- Sperber, Rose Ausländer, Paul C., Immanuel Weissglas. Bucuresti u. a., 143-164. - Derrida, Jacques (1986): Schibboleth. Für Paul C. Aus dem Französischen von Wolfgang Sebastian Baur. Graz u. a. - Emmerich, Wolfgang (2000): Paul C.s. Weg vom »schönen Gedicht« zur »graueren Sprache«. Die windschiefe Rezeption der »Todesfuge« und ihre Folgen, in: Hans Henning Hahn, Jens Stüben (Hg.): Jüdische Autoren Ostmitteleuropas im 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. u. a., 359-383 - Gadamer, Hans Georg (1973): Wer bin Ich und wer bist Du? Kommentar zu C.s ›Atemkristall‹. Frankfurt/M. - Gehle, Holger (2008): Die Materialienbände der Bonner C.-Ausgabe, in: Françoise Lartillot, Axel Gellhaus (Hg.): Dokument/Monument. Textvarianz in den verschiedenen Disziplinen der Germanistik. Bern u. a., 287-313. - Gellhaus, Axel (1993): Marginalien. Paul C. als Leser, in: Pöggeler/Jamme, 41-65. - Glenn, Jerry (1989): Paul C. Eine Bibliographie. Wiesbaden. - Ders., Jeffrey D. Todd (1998): Paul C.: Die zweite Bibliographie, in: http://polyglot.lss.wisc.edu/german/celan/ biblio2/biblio.html. - Goßens, Peter (2000): Paul C.s Ungaretti-Übersetzung. Edition und Kommentar. Heidelberg. - Ivanovic, Christine (1995): Trauer - nicht Traurigkeit. C. als Leser Benjamins. Beobachtungen am Nachlaß, in: CJb 6, 119-159. - Dies. (1996): »Kyrillisches, Freunde, auch das ...«. Die russische Bibliothek Paul C.s im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Aufgezeichnet, beschrieben und kommentiert von Christine Ivanovic. Marbach am Neckar. - Janz, Marlies (1976): Vom Engagement absoluter Poesie. Zur Lyrik und Ästhetik Paul C.s. Frankfurt/M. - Kita-Huber, Jadwiga (2003): Verdichtete Sprachlandschaften. Paul C.s lyrisches Werk als Gegenstand von Interpretation und Übersetzung. Heidelberg. - Menninghaus, Winfried (1987): Wissen oder Nicht-Wissen. Überlegungen zum Problem des Zitats bei C. und in der C.-Philologie, in: Datum und Zitat, 81-96. - Neumann, Peter Horst (1979): Was muß ich wissen, um zu verstehen? Über »Paul C. Eine Biographie seiner Jugend.« von Israel Chalfen, in: Die Zeit, Nr. 24, 8. Juni 1979, hier nach: Ders. (1990): Zur Lyrik Paul C.s. Eine Einführung. 2. Aufl. Göttingen, 100-107. - Nielsen, Karsten Hvidfeldt, Harald Pors (1981): Index zur Lyrik Paul C.s. München.
- Seng, Joachim (2007): »Mitsprechende Gedankenwelt «. Paul C. als Leser Rudolf Borchardts. Zugleich der Versuch, sein Gedicht ›Andenken‹ zu verstehen. Rotthalmünster. - Solomon, Petre (1987): Paul C. Dimensiunea româneasca. Bucuresti. - Weissmann, Dirk (2003): Poésie, judaïsme, philosophie: une histoire de la réception française de Paul C., des débuts jusqu ' à 1991. Diss. Université de la Sorbonne Nouvelle. Paris. - Wiedemann, Barbara (2004): »Lesen Sie! Immerzu nur lesen «. C.-Lektüre und C.s Lektüren, in: Poetica. Jg. 36, H. 1-2, 169-191.
Peter Goßens
1.2. Leben und Werk - eine kurze Chronik
Biographische Selbstauskünfte von Seiten C.s sind ausgesprochen selten. Genau genommen gibt er nur in seiner Bremer Rede eine kurze, aber präzise Darstellung über seine Jugend und die Stationen seiner Flucht bis zu seiner Ankunft in Paris. Dort heißt es in knappen Worten: »Die Landschaft, aus der ich - auf welchen Umwegen! aber gibt es das denn: Umwege? -, die Landschaft, aus der ich zu Ihnen komme, dürfte den meisten von Ihnen unbekannt sein. Es ist die Landschaft, in der ein nicht unbeträchtlicher Teil jener chassidischen Geschichten zu Hause war, die Martin Buber uns allen auf deutsch wiedererzählt hat. Es war, wenn ich diese topographische Skizze noch um einiges ergänzen darf, das mir, von sehr weit her, jetzt vor Augen tritt, - es war eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten. Dort, in dieser nun der Geschichtslosigkeit anheimgefallenen ehemaligen Provinz der Habsburgermonarchie, kam zum erstenmal der Name Rudolf Alexander Schröders auf mich zu: beim Lesen von Rudolf Borchardts Ode mit dem Granatapfel. [...] Das Erreichbare, fern genug, das zu Erreichende hieß Wien. Sie wissen, wie es dann durch Jahre auch um diese Erreichbarkeit bestellt war« (GW III, 185). Diese frühen Lebensstationen sind zumindest in amtlicher Hinsicht auch durch erhaltene Dokumente wie Pässe, Zeugnisse, Immatrikulationsbescheinigungen dokumentiert. Sie sind in großen Teilen als Faksimile zugänglich und helfen, einige Stationen im Leben C.s präziser zu bestimmen (vgl. Fremde Nähe, 37-43, 59 f., 76-79, Displaced 9, 46, 139 f., Gellhaus, 26-33, Lefebvre, Abb. von 21 Dokumenten zwischen S. 210/211).
Alle weiteren Informationen über das Leben C.s. wurden im Laufe der letzten Jahre in teils recht mühsamer Arbeit recherchiert. Neben den Hinweisen aus den umfangreichen Briefwechseln berichten zahlreiche Erinnerungstexte von Bekannten und Freunden C.s und mehrere monographische Arbeiten umfassend über biographische Details aus dem Leben C.s (vgl. u. a. Baumann, Chalfen, Emmerich, Felstiner, Silbermann, Solomon). Auch der Ausstellungskatalog Fremde Nähe folgt dem Lebensweg C.s und bietet zu Beginn eine Übersicht über die Lebensdaten. Die Ausstellung und der Katalog Displaced beschäftigten sich dagegen vornehmlich mit dem Wiener Aufenthalt des Dichters. Die zuverlässigste und umfangreichste Aufstellung aller relevanten Daten zu C.s Leben bietet derzeit der Kommentar des Briefwechsels zwischen C. und Gisèle Celan-Lestrange (Celan/Celan- Lestrange II, 385-500). Auch die Entstehungsdaten der einzelnen Gedichte sind mittlerweile durch die beiden kritischen Ausgaben HKA und TCA sowie durch die Einzelkommentare der Kommentierten Gesamtausgabe leicht zugänglich. Angesichts der Fülle des zur Verfügung stehenden Datenmaterials kann hier also auf eine ausführliche Biographie verzichtet werden. Die nachfolgenden Ausführungen, die in enger Verbindung mit den Darstellungen der werkbezogenen Rezeption (>I 2.) und der Orte Paul C.s (>VI 1.) zu lesen sind, verstehen sich also in erster Linie als der Versuch eines kurzen kursorischen Überblicks über die Stationen des celanschen Lebens.
Literatur
Ausgaben
Celan/Celan-Lestrange. - GW. - HKA. - KG. - TCA.
Forschung
Chalfen. - Displaced. - Emmerich. - Felstiner. - Fremde Nähe. - Silbermann. Baumann, Gerhart (1986): Erinnerungen an Paul C. Frankfurt/M. - Gellhaus, Axel (2000): Paul Antschel/ Paul C. in Czernowitz. Marbach am Neckar. - Lefebvre, Jean-Pierre (2006): Paul Antschel à Tours, in: Bernard Banoun, Jessica Wilker (Hg.): Paul C. Traduction, réception, interprétation suivi de Paul Antschel á Tours (1938-1939). Documents. Tours, 208-217. - Solomon, Petre (1980): Paul C.s Bukarester Aufenthalt, in: Neue Literatur 31, H. 11, 50-62. - Ders. (1987): Paul C. Dimensiunea româneasca. Bucuresti.
Peter Goßens
Czernowitz (1920-1938)
Paul Antschel wurde am 23. November 1920 als einziger Sohn von Leo Antschel-Teitler (*1890 in Schipenitz bei Czernowitz, † September/Oktober 1942 in Transnistrien) und dessen Ehefrau Fritzi, geb. Schrager (*1895 in Sadagora, † Winter 1942/1943 in Transnistrien) in Czernowitz in der Bukowina geboren. Die Familie wohnte hier zunächst gemeinsam mit den Eltern Leos in einem Haus in der Wassilkogasse 5. Während der Vater sich einem orthodoxen Zionismus verpflichtet fühlte, achtete die Mutter auf eine bürgerliche Erziehung ihres Sohnes und war dabei stark an deutsch-österreichischen Bildungsidealen orientiert. Neben den für Czernowitz üblichen Sprachen Rumänisch, Ukrainisch und Jiddisch wurde in der Familie Antschel ein reines Hochdeutsch gesprochen, dass sich sprachlich vom Czernowitzer Deutsch unterschied (>I 2.1.).
Ab 1925 besuchte Antschel den Meisler-Kindergarten, der auch unter der rumänischen Besatzung Deutsch als Unterrichtssprache beibehalten hatte. Zu dieser Zeit begann wahrscheinlich auch schon der Hebräischunterricht, den er bis zur Bar-Mizwa fortführen wird. 1926 wechselte er zunächst für ein Jahr an die deutschsprachige Volksschule, das Meisler-Institut, um dann im Jahr darauf nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch auf Wunsch des zionistisch gesinnten Vaters auf die hebräischsprachige Volksschule Ssafa-Iwrija zu gehen. Ab 1930 besuchte er schließlich das rumänische Staatsgymnasium Liceul Ortodox de Baeti. Die Schule war ein rumänischsprachiges Elitegymnasium, das trotz seiner nationalistischen Ausrichtung auch Juden offenstand. Antschel zeigte großes Interesse an der Botanik und am Französischen.
Nach der Bar-Mizwa (wahrscheinlich am 2. Dezember 1933) gab er den Hebräischunterricht auf und entfernte sich auch sonst vom Gedankengut seines Vaters. In dieser Zeit begann er, an Treffen einer kommunistischen Jugendgruppe teilzunehmen. Auch in Gruppen des antifaschistischen Kampfes engagierte er sich zunehmend und studierte die Klassiker der sozialistischen Literatur.
Nach der erfolgreichen Abschlussprüfung der gymnasialen Unterstufe wechselte Antschel 1934 aufgrund des wachsenden Antisemitismus auf das liberalere Liceu Marele Voevod Mihai, das ehemalige Vierte oder Ukrainische Gymnasium. Auch hier war die Unterrichtssprache rumänisch, aber er erhielt außerdem Unterricht in Französisch, Italienisch, Latein und Altgriechisch. Als
deutschsprachiger Schüler las er im Unterricht nun die Klassiker der deutschen Literatur. 1935 zog die Familie in eine Eigentumswohnung in der Masaryk-Gasse unweit des Gymnasiums. 1938 bestand er hier als viertbester seines Jahrgangs die Matura. Bereits 1937 lernte er Edith Horowitz kennen, deren Vater Germanist war und eine große Bibliothek mit klassischer und moderner deutschsprachiger Literatur besaß. Antschel begegnete hier wahrscheinlich erstmals den Werken von Dichtern wie Georg Heym, Georg Trakl und Stefan George.
Tours (1938/1939)
Nach der Matura begann er, auch auf Wunsch des Vaters, ein Medizinstudium in Tours: Im Oktober 1938 erhielt er die Zulassung zum Studium und reiste am 9. November 1938, dem Tag der Reichspogromnacht, über Deutschland nach Frankreich. In Tours studierte er an der École de Plein Exercice de Médecine et de Pharmacie. Ostern 1939 reiste er für einige Tage zu seiner Tante Berta, die im März 1938 von Wien aus nach London emigriert war. Das erste Studienjahr beendete er am 16. Juni 1939 mit dem Examen in Physik, Chemie und Biologie. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Fortsetzung des Studiums in Frankreich. Antschel bat von Czernowitz aus um die Rücksendung seiner Studienunterlagen.
Czernowitz (1939-1945)
In Czernowitz wechselte er, da Juden der Zugang zum Medizinstudium verwehrt war, das Studienfach und studierte fortan Romanistik mit Schwerpunkt im Französischen. Am 28. Juni 1940 marschierte die Rote Armee in Czernowitz ein. Antschel eignete sich das Russische an und arbeitete schon bald als Dolmetscher für die sowjetischen Truppen. In dieser Zeit begegnete er auch Ruth Kraft, die als Schauspielerin am Jiddischen Theater beschäftigt war. Antschel setzte sein Studium an der russisch-ukrainischen Universität fort und belegte obligatorische Kurse in russischer Sprache und Literatur. Im Juni 1941 wurden 4000 Czernowitzer Bürger, darunter zwei Drittel Juden, von der sowjetischen Armee nach Sibirien deportiert. Kurze Zeit später, am 5. Juli 1941, marschierten Truppen der faschistischen Legionärsregierung Rumäniens unter General Antonescu in Czernowitz ein, gefolgt von deutschen Sondereinheiten der »Einsatzgruppe D« und des SD. Plünderungen, Brandstiftung und die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung waren die Folge.
Die Deportationen nach Transnistrien begannen bald. Alle Juden zwischen 18 und 50 Jahren, also auch Antschel, wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Im Juni 1942 wurden Antschels Eltern zunächst in die Landschaft zwischen Dnjestr und Bug verschleppt und dann im August in das KZ Michailowka bei Gaisin deportiert. Schon im September/Oktober des Jahres starb sein Vater durch Typhus, kurze Zeit später ist seine Mutter durch einen Genickschuss ermordet worden. Wann genau Antschel vom Tod der Eltern erfahren hat, ist mittlerweile umstritten: Einige Quellen berichten von einem Brief der Mutter aus dem Herbst 1942, in dem sie ihren Sohn vom Tod des Vaters unterrichtet; vom Tod der Mutter soll Antschel durch seinen aus dem Lager geflohenen Vetter Benno Teitler erfahren haben. Andere Quellen geben an, dass Antschel noch zu Beginn des Jahres 1944 nichts vom Tod der Eltern wusste und wohl erst bei seiner Rückkehr nach Czernowitz davon unterrichtet wurde. Antschel wurde nicht deportiert, sondern war im Arbeitslager Tabaresti interniert und arbeitete von Juli 1942 bis zum Februar 1944 bei verschiedenen Zwangsarbeiterkommandos im Straßenbau.
Im Februar 1944 wurden alle Arbeitslager aufgelöst und Antschel kehrte nach Czernowitz zurück. Im April 1944 konnte er gemeinsam mit überlebenden Verwandten wieder die elterliche Wohnung beziehen. In dieser Zeit lernte er u. a. die Dichterin Rose Ausländer kennen. Zur gleichen Zeit wurde Czernowitz durch sowjetische Truppen besetzt und war seitdem Teil der Ukrainischen SSR. Im Herbst 1944 begann er das Studium der Anglistik an der ukrainisch-russischen Universität und arbeitete zugleich als Übersetzer für lokale Zeitungen. Noch im Februar hat er ein erstes Gedichttyposkript zusammengestellt (›Typoskript 1944‹), im Herbst des Jahres fertigte er ein weiteres Manuskript an, in das nun auch die Gedichte aus dem Arbeitslager, die er an Ruth Kraft geschickt hatte, aufgenommen wurden (›Manuskript 1944‹, >II 1.1.). R. Kraft nahm diese Gedichtsammlung im Herbst mit nach Bukarest und stellte sie dort Alfred Margul-Sperber vor; Antschel machte sich Hoffnungen auf eine erste Publikation. Im April 1945 verließ auch Antschel Czernowitz endgültig und übersiedelte nach Bukarest.
Bukarest (1945-1947)
Wann genau Antschel in Bukarest ankam, ist nicht mehr festzustellen, doch am 20. Mai 1945 schrieb er sich hier beim Einwohnermeldeamt unter der Adresse »Strada Roma Nr. 47bis« ein, wo er anscheinend in den kommenden beiden Jahren wohnte; kurze Zeit später (5. Juni 1945) datiert ein Studentenausweis. Auch den Studierendenstatus hat er in den kommenden Jahren beibehalten, obwohl er schon im Herbst 1945 eine Stelle als Lektor und Übersetzer beim Verlag Cartea Rusa antrat. Dort erschienen 1946 seine ersten eigenständigen Publikationen, u. a. die ambitionierten Übersetzungen von Michail Lermontovs Roman Ein Held unserer Zeit und ein Band mit vier Erzählungen Anton Cechovs, die Antschel aus dem Russischen ins Rumänische übertrug. Auf der anderen Seite gehörte auch die Übersetzung von Propagandatexten wie Konstantin Simonovs Die russische Frage zu seinen Aufgaben. Die Übersetzung dieser Propagandaliteratur ist ein Indikator für das sich verschärfende politische Klima im Rumänien der Nachkriegszeit und Antschel bemühte sich hier und in ebenfalls erscheinenden Kritiken um den Schein der Linientreue - nicht ohne versteckte Kritik zu üben. Bei seinem Aufenthalt in Bukarest lernte er zahlreiche Schriftsteller und Künstler kennen und verkehrte in unterschiedlichen intellektuellen Milieus (>I 2.1. und III 2.1.).
Am 2. Mai 1947 erschien in der Zeitschrift Contemporanul die Todesfuge - das Gedicht, mit dem Antschel in den kommenden Jahren berühmt werden sollte - unter dem Titel Tangoul mortii in einer Übersetzung seines Freundes Petre Solomon. Etwa zur gleichen Zeit konnte er drei seiner Gedichte in deutscher Sprache im einzigen Heft der Zeitschrift Agora veröffentlichen. Anders als in seinen Übersetzungen, die unter dem Namen Paul Ancel oder Pseudonymen wie
A. Pavel erschienen, zeichnete Antschel diese beiden ersten Publikationen eigener Gedichte mit dem Anagramm der rumänischen Schreibung seines Namens, Ancel, das er fortan im Kontext seines dichterischen Werkes immer verwendete: Celan. Nur im familiären und amtlichen Zusammenhang hat er weiterhin auch die Namensform Antschel geführt. Trotz dieser ersten wichtigen publizistischen Erfolge wurde die politische Situation für C. immer unerträglicher und er entschloss sich, von Bukarest über Ungarn Richtung Wien zu fliehen. Seine Gedichte waren schon 1946 durch Alfred Margul-Sperber als Manuskript nach Zürich geschickt worden, nun versuchte Margul-Sperber C.s Gedichte auf dem Postweg auch in Wien bekannt zu machen (>II 1.3.). Ende November 1947 verließ C. Bukarest. Wien (1947/1948)
Am 17. Dezember 1947 erreichte er Wien und kam zunächst im überfüllten DP-Flüchtlingslager Rothschild unter. Schon wenige Tage nach seiner Ankunft, am 29. Dezember 1947, bezog er ein Zimmer in der Pension Pohl, Rathausgasse 20. Seine neue Wohnung war nicht weit von den Orten entfernt, die in den nächsten Monaten sein Leben bestimmen sollten: In der Agathon-Galerie auf dem Opernring 19, in dessen erstem Stock die Redaktion des Plan untergebracht war, lernte er Otto Basil, den Redakteur der Zeitschrift, und seinen Kreis junger Dichter kennen. Basil hatte C.s Gedichte schon auf dem Postweg von Alfred Margul-Sperber erhalten und bereitete ihre Publikation vor; Anfang Februar 1948 erschien eine erste Auswahl von siebzehn Gedichten im sechsten Heft des zweiten Jahrgangs der Zeitschrift Plan. Etwa zur gleichen Zeit, am 7. Februar 1948, publizierte auch Max Rychner in Zürich Gedichte C.s. C. wurde in Wien als surrealistischer Avantgardist begrüßt und nahm Ende März 1948 an einer von den Malern Edgar Jené und Arnulf Neuwirth initiierten Ausstellung von Wiener Surrealisten teil. Am 3. April 1948 fand im Rahmen der Ausstellung eine Lesung statt, bei der C. gemeinsam mit Erika Ziha und Werner Riemerschmid surrealistische Lyrik, u. a. auch eigene Gedichte, las. Die Gedichte und Übersetzungen des Abends wurden einige Jahre später im ersten Heft der Zeitschrift Surrealistische Publikationen (1950) veröffentlicht. In Wien schloss C. zahlreiche Freundschaften, die teilweise bis zu seinem Tod anhielten: Die wichtigsten Wiener Freunde - Ingeborg Bachmann, Klaus und Nani Demus, Milo Dor und Reinhard Federmann - unterstützten nicht nur C.s dichterische Anfänge in Deutschland maßgeblich, sondern betreuten auch seine ersten beiden eigenständigen Publikationen in deutscher Sprache. Denn C. hatte Wien bereits im Juli 1948 Richtung Paris verlassen und lediglich die Manuskripte für die beiden Bände fertig gestellt: Im August erschien der Katalog zu einer Ausstellung des befreundeten Malers Jené im Verlag der Agathon-Galerie. Er enthält neben einer Vorbemerkung Basils auch einen umfangreichen Essay C.s mit dem Titel: Edgar Jené und der Traum vom Traume (>III 2.1). Im September konnte C. den lang ersehnten ersten eigenen Gedichtband Der Sand aus den Urnen publizieren, ließ diesen aber schon kurz nach seinem Erscheinen aufgrund zahlreicher Druckfehler aus dem Verkehr ziehen (>II 1.3.).
Peter Goßens
Paris (1948-1970)
C. traf am 13. Juli 1948 in Paris ein, wo er bis zu seinem Tode gelebt hat. Die ersten Jahre logierte er im Hôtel d ' Orléans (heute Hôtel de Sully, 31, Rue des Écoles, 5c). Seinen Lebensunterhalt bestritt er zunächst mit Stipendien, Deutschkursen, Brotübersetzungen und mit der Arbeit in einem Elektrizitätswerk. Im Herbst des gleichen Jahres immatrikulierte er sich an der Sorbonne, um Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft zu studieren (Abschluss: Licence des lettres 1950, eine im Kontext des geplanten Magisterstudiums geplante Kafka-Arbeit ist nicht vollendet worden). Bereits zu Beginn des Paris-Aufenthaltes kam es zu wichtigen Begegnungen, u. a. mit Marie Luise Kaschnitz (>I 2.2.), Yves Bonnefoy und
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»Was muß ich wissen, um zu verstehen?« fragte Peter Horst Neumann in seiner Rezension der C.Biographie von Israel Chalfen (Neumann, 100) und wies damit auf ein zentrales Problem bei der Beschäftigung mit C.s Werk hin. C. selbst hatte schon in seiner Bremer Rede (GW III, 185 f.) wie auch in der Meridian-Rede (GW III, 187-202) explizit auf die lebensweltlichen Dimensionen seiner Gedichte hingewiesen. Das Gedicht, so C. in der Meridian-Rede, ist »gestaltgewordene Sprache des Einzelnen, - und seinem innersten Wesen nach Gegenwart und Präsenz« (GW III, 197 f.). Auch in den persönlichen Erläuterungen, die er zu seiner Dichtung gab, betont er die existenziellen Dimensionen seines poetischen Schaffens. So schrieb er am 23. Juni 1962 an den Jugendfreund Erich Einhorn: »Ich habe nie eine Zeile geschrieben, die nicht mit meiner Existenz zu tun gehabt hätte - ich bin, Du siehst es, Realist auf meine Weise« (Celan/Eichhorn, 6). Andererseits ist C.s Lyrik natürlich kein biographistisches Bekenntniswerk, in dem die Quellen mehr oder minder offensichtlich zutage treten. C. war ein Meister des Verbergens, der das lebensweltliche Material wie eine »Schmuggelware« (Szondi, 135) in seine Gedichte einbrachte. Immer wieder betonen Erinnerungstexte gerade von C. nur entfernt Bekannten, dass er Details über die Entstehung und den Hintergrund seiner Gedichte für sich behielt: »Schwer nur vermag man sich vorzustellen, daß C. Auszüge aus den Erinnerungen an seine Gedichte zugänglich gemacht hätte. Eifersüchtig hütete er das Geheimnis der Werkstatt. Jegliche Auskunft bezeichnete einen Vorbehalt, hielt sich den Rückzug frei« (Baumann, 31).
Dichtung, betont C., »ist eine aller unserer Daten eingedenk bleibende Konzentration« (GW III, 198). Das Gedicht scheint auf diese konzentrierte Weise geschlossen, hermetisch, und ist dennoch auf der Suche nach einem Gesprächspartner, einem Gegenüber, dem es sich mitteilen kann: »Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber « (GW III, 198). In der Begegnung des Gedichtes mit diesem Anderen, dem Leser, geben sich die ›geschmuggelten‹ Details lebensweltlichen Wissens wieder zu erkennen und konstruieren einen neuen semantischen Raum: »Erst im Raum dieses Gesprächs konstituiert sich das Angesprochene, versammelt es sich um das es ansprechende und nennende Ich« (GW III, 198). Die auf diese Weise proklamierte Existenzialität des Gedichtes macht es zur Aufgabe des Lesers, sich der Frage nach der Relevanz von Daten, der Herkunft von Zitaten und den autobiographischen Bezügen in C.s Dichtung zu stellen, ohne sein Verständnis der Gedichte auf eine einfache Referenzstruktur zu reduzieren. Im Gegenteil, wenn C. vom Leser der Gedichte fordert: »Lesen Sie. Immerzu nur lesen, das Verständnis kommt von selbst« (Chalfen, 7), entwirft er das Ideal einer im Sinne des Historisch-faktischen fast voraussetzungslosen Lektüre, die den gelegten Spuren und den Dimensionen ihrer Neukonstellation im Gedicht folgen soll. Die etymologische, biographische und historische Herkunft und Bedeutung des Materials ist nur eine Station im Prozess des Verstehens. Das Gedicht, C.s Gedichte, konstituieren eine »einmalige, punktuelle Gegenwart« aus dem »Hier und Jetzt« und lassen im Akt des Lesens die »Unmittelbarkeit und Nähe« des Anderen, »dessen Zeit« »mitsprechen« (GW III, 198 f.).
Biographie und Interpretation
Es wundert nicht, dass die Frage nach dem Umgang mit lebensweltlichem Material zu einer der zentralen Fragen auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den celanschen Gedichten geworden ist. Noch in seinem Nachwort zur Auswahlausgabe der Gedichte rückte Beda Allemann die Frage nach dem »im weitesten Sinne autobiographischen Aspekt der Dichtung Celans« (Allemann, 162) zugunsten einer sprachphilosophischen Perspektive in den Hintergrund. Die »spezifische Form der Wirklichkeitssuche«, so Allemann, »wird verständlicher auf dem Hintergrund eines Weges, der vom Sprachverlust bedroht war« (ebd., 162 f.). Diesem drohenden Sprachverlust begegnet die Lyrik C.s »mit Hilfe von Transformationen« eines lebensweltlichen Wissens, um es auf diese Weise vor »dem Untergang zu retten« (ebd., 163).
Doch schon im Jahr nach C.s Tod wird Peter Szondi die grundlegende Frage stellen, vor der die Interpreten von C.s Lyrik seitdem stehen: »Inwiefern ist das Gedicht durch Äußerliches bedingt, und inwiefern wird solche Fremdbestimmung aufgehoben durch die eigene Logik des Gedichts? « (Szondi, 120). Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist das Gedicht Du liegst (GW II, 334), das während C.s Berlinaufenthalt am 22./23. Dezember 1967 entstanden ist. Szondi hatte ihn in diesen Tagen begleitet und war dementsprechend gut über die biographischen Umstände der Entstehung informiert (vgl. Szondi, 116-119).
C.s Gedicht gibt die Fülle des »biographisch-historischen Materials« (ebd., 120) nur ausgesprochen selektiv wieder: Zwar ist das Gedicht »ohne die Erlebnissequenz des Berlinaufenthalts [...] nicht denkbar«, aber die »Bedingtheit des Gedichts [wird] durch die Zufälle des realen Lebens [...] bereits eingeschränkt, ja durchkreuzt durch die Auswahl aus ihnen« (ebd.). Die Fülle der biographischen Details, aber auch ihre gegenwärtige Relevanz, wird durch die »Autonomie [...] der immanenten Logik des Gedichts« (ebd., 135) transformiert und ihr Gültigkeitsbereich beschränkt. Für Szondi halten sich die »Fremdbestimmung « der realen Bezüge und die »Selbstbestimmung « einer immanenten Logik in C.s Gedichten »die Waage« (ebd., 120) und müssen folgerichtig auch beide bei der Analyse berücksichtigt werden.
Die damit aufgeworfene Frage wird in der Folgezeit unterschiedlich beantwortet. Während Hans-Georg Gadamer betont, dass man »nicht Privates und Ephemeres wissen« muss und dass man, »wenn man es weiß, von ihm wegdenken und nur das denken [soll], was das Gedicht weiß« (Gadamer, 128), warnt Marlies Janz davor, die »politischen und historischen Sachgehalte in den Bereich bloßer Faktenkontingenz« zu verbannen und »damit letztlich auch die spezifisch ästhetischen Gehalte« der celanschen Gedichte zu verkennen (Janz, 199). Im Anschluss an Szondi wird Jacques Derrida Jahre später festhalten, dass »eine direkte Zeugenschaft, bezüglich jener Umstände, unter welchen ein Gedicht geschrieben wurde, besser: der Umstände, die von einem Gedicht benannt, die von ihm im eigenen Leib verschlüsselt, verkleidet oder datiert aufbewahrt werden, zugleich unerläßlich, wesentlich, aber doch auch nur von zusätzlichem Informationswert, letztlich also unwesentlich [ist], da die besagte Zeugenschaft allenfalls ein Mehr an Verständlichkeit bewirken mag, worauf ein Gedicht getrost verzichten kann« (Derrida, 40).
Vor ähnlichen Problemen sieht sich die Forschung auch angesichts der Fülle der nachweisbaren Zitate und Lektürespuren, die einem in Werk C.s begegnen. Nicht erst seit der Überführung der celanschen Bibliothek in das Deutsche Literaturarchiv, aber seitdem verstärkt, sind die Lektürespuren in den Bänden der Bibliothek als oftmals »auslösende ›idées‹ in einem poetischen Transformationsprozeß« (Seng, 32) erkannt worden. Doch ist die »Physiologie des Lesens« bei C., so die Herausgeber des Verzeichnisses der Philosophischen Bibliothek, »nicht nur in textgenetischer Hinsicht interessant«, sondern bildet zu gleich auch »ein einzigartiges Zeugnis seiner intellektuellen Leidenschaften« sowie »einen umfassenden Einblick in die ›mitsprechende Gedankenwelt‹ « C.s (Philosophische Bibliothek, 728, vgl. außerdem: Barnert, Böschenstein (1987, 1993, 1995), Gellhaus, Ivanovic (1995), Seng, Wiedemann). Die Breite und der Umfang des Lektürekanons überrascht, zumal neben den 4617 erhaltenen Bänden der realen Bibliothek in Marbach zunehmend auch die Bedeutung einer ›virtuellen Lektürewelt‹ aus Bücher-, Zeitschriften- und Zeitungslektüren erkennbar wird (vgl. Philosophische Bibliothek, 729 f., Wiedemann, aber auch zahlreiche Kommentare in KG).
»Zugleich wesentlich und unwesentlich« (Derrida, 40): In dieser Ambivalenz bewegt sich die Auseinandersetzung mit Daten, biographischen Fakten und Zitaten. Eine endgültige Antwort auf die Zulässigkeit einer bestimmten Form des Umgangs ist vermutlich nicht zu geben. Methodisch scheint der von Szondi vorgeschlagene Weg, der vom Gedicht ausgeht und das positive Wissen zur Überprüfung der eigenen Erkenntnis heranzieht, ein guter Ansatz, vorausgesetzt, dass der Interpret sich mit entsprechender Aufmerksamkeit und Konzentration dem Text als eigentlichem Gegenstand seiner Arbeit widmet. Dass dies nicht immer der Fall ist bzw. war, hat Winfried Menninghaus mit berechtigter Polemik beschrieben. Nach seiner Darstellung feierte die Forschung bis zum Ende der 1980er Jahre beinahe jede Verifizierung eines lebensweltlichen Faktums in den Gedichten als interpretatorischen Erfolg und vergaß darüber oft die Auseinandersetzung mit dem Text. Für Menninghaus stellte sich die Situation folgendermaßen dar: »Anspielungen und Zitate werden zwar nicht unvermittelt und direkt als die ultima ratio des interpretatorischen Detektivspiels ausgegeben - insofern hält man Vorwürfe methodischer Naivität auf Distanz. Sie werden aber immerhin als Voraussetzung und meist auch als Schlüsseldaten für Gedichtlektüre eingesetzt - sonst müßte man die schönen Funde ja für wertlos halten« (Menninghaus, 81).
Die Forschungssituation heute
So berechtigt diese Kritik ist, muss man auch die besondere Situation der frühen Forscher berücksichtigen: Ihnen stand, neben ihrer wissenschaftlichen Kompetenz und der intensiven Lektüre, für ihre Arbeit nur ein weitgehend unerschlossenes Werk zur Verfügung: So erschien die erste umfassende Gesamtausgabe der celanschen Schriften, sieht man von verschiedenen Auswahlausgaben ab, erst 1983. C.-Philologie in diesen Jahren war Pionierarbeit, zudem waren viele Forscher dieser Zeit in nicht unerheblicher Weise von ihrer persönlichen Bekanntschaft mit C. beeinflusst. Auf die ›Entdeckung‹ eines lebensweltlichen Details konnte man also zu Recht mit einigem Stolz verweisen, musste aber, und dahin zielt die Kritik von Menninghaus, verantwortungsvoll im Sinne des Gedichtes mit diesen Fakten umgehen.
Nachlass und Bibliothek
Diese Situation hat sich seitdem, oder genauer: seit der Überführung des celanschen Nachlasses in das Deutsche Literaturarchiv in Marbach (1990) entscheidend verändert. In den Jahren zuvor wurde der Nachlass in der familiären Wohnung in Paris und in Sommerhaus der Familie in Moisville aufbewahrt und dort vorläufig erfasst. Auf Grundlage dieser früheren Vorarbeiten wurden die umfangreichen Materialien des Nachlasses, d. h. die Handschriften der publizierten und unpublizierten Gedichte, Entwürfe, Übersetzungen, Briefe und persönlichen Dokumente, in Marbach erstmals systematisch erschlossen und der Forschung durch eine detaillierte Inventarliste zugänglich gemacht. Andere Nachlassmaterialen, etwa die wichtigen Dokumente des in Bukarest aufbewahrten Frühwerks, wurden, so weit wie möglich, als Kopie ergänzt. Der Zugang zum Nachlass ist heute über die Marbacher Benutzungsbestimmungen geregelt und unterliegt, zumindest in den unpublizierten Teilen, einem besonderen Genehmigungsverfahren.
Als besondere Sammlung befinden sich in Marbach auch große Teile der celanschen Bibliothek. Nachdem lange Zeit nur gedruckte Verzeichnisse für wenige Teilbereiche der celanschen Bibliothek vorlagen (vgl. u. a. das Verzeichnis der Bibliotheque philosophique (Philosophische Bibliothek), der Russika (Ivanovic), aber auch Goßens 2000, 348-353), wurde in den Jahren 2009 bis 2011 die gesamte Bibliothek im Onlinekatalog des Deutschen Literaturarchivs in Marbach erfasst. Insgesamt sind dort ca. 6200 Titel verzeichnet: Neben den 4617 Bänden, die in Marbach aufbewahrt werden, wurden auch 1519 virtuelle Titelaufnahmen erstellt, die u. a. aus dem Abgleich des Marbacher Bestandes mit den handschriftlichen Verzeichnissen der Bibliotheken aus Paris und Moisville nachgewiesen werden konnten. In 2473 Bänden der Bibliothek konnten zudem verschiedene Arbeits- und Provenienzspuren festgehalten werden, die ebenfalls in den Katalogeinträgen dokumentiert wurden (vgl. Barnert 2012).
Die mit der Erschließung des Nachlasses einsetzende Editionsflut stellt die Forschung der Gegenwart und der Zukunft vor ganz andere Probleme als in den Jahren zuvor: Nun ist es weniger der selektive Fund, als vielmehr die Fülle des positiven Wissens, das die C.-Forschung zum einen spannend, zum anderen auch sehr komplex macht. Es ist nichts Besonderes mehr, biographische Fakten zu kennen, schwieriger ist es jedoch, Biographie und Interpretation konsistent im szondischen Sinne miteinander zu verbinden.
Werkausgaben
Zeitgleich mit der Überführung des Nachlasses erschien 1990 nach langen Jahren der erste Band der in Bonn erarbeiteten historisch-kritischen Ausgabe (HKA, auch BCA - Bonner Celan-Ausgabe), mit deren Konzeption schon kurz nach C.s Tod begonnen wurde. Sie ist mittlerweile (2012) auf 14 Bände angewachsen. Damit ist der Bereich der Lyrik vollständig ediert, angekündigt sind noch zwei Bände mit der Edition der Prosa. Die Ausgabe präsentiert in einem Textband die Gedichte C.s in einer editorisch gesicherten Textfassung ›letzter Hand‹. Das Zentrum der editorischen Arbeit bilden die sog. Apparatbände (vgl. Lohr, 14-17). Die textgenetische Darstellungsmethode der Ausgabe folgt modernen editorischen Standards und dokumentiert die Entstehung der Gedichte und ihrer Varianten möglichst vollständig. Die Zugänglichkeit des Nachlasses in Marbach hat auch hier sichtlich zu Verbesserungen geführt. Gespannt darf die Forschung weiter auf die angekündigten Materialienbände warten, für die bislang nur ein Entwurf, jedoch noch kein explizites Beispiel vorliegt (Bücher/Gellhaus/Lohr, 215-226, Gehle 2008).
Der HKA ist 1996 eine kritische Ausgabe (TCA - Tübinger Celan-Ausgabe) zur Seite getreten, die mittlerweile abgeschlossen ist. Sie präsentiert in einer integralen diplomatischen Umschrift ausgewählte Vorstufen, die Textgenese und die Endfassung aller zu Lebzeiten publizierten Gedichtbände und der Meridian-Rede. Anders als die auf Vollständigkeit bedachte Bonner Ausgabe geht sie selektiv vor, d. h. sie zeigt nur »die wesentlichen Stadien der Textgenese« (TCA NR, IX). Die editorische Darstellung wird durch inhaltliche wie nachlassbezogene Kommentare ergänzt, abschließende Faksimiles komplexer Textzeugen und Datierungslisten ergänzen die Edition.
Trotz ihres wissenschaftlichen Anspruchs und ihrer Vollständigkeit ersetzen die beiden kritischen Ausgaben eine Leseausgabe wie die fünfbändige Gesamtausgabe der Werke nicht. Die 1983 erstmals erschienene Edition wurde im Jahre 2000 als revidierte und auf sieben Bände erweiterte Werkausgabe (GW) neu aufgelegt. Neben dem vollständigen lyrischen Werk (GW I- III) umfasst sie die Übersetzungen in einer umfangreichen Auswahl (GW IV-V, zur Lage der Übersetzungsedition >IV 1.2.) sowie die beiden zuvor als Einzelbände erschienenen Editionen des Frühwerks (GW VI) und der Nachlassgedichte (GW VII). Als immer noch umfangreichste Leseausgabe ohne Kommentar ist sie die Textgrundlage für die meisten nachfolgenden Beiträge, auch wenn die 2003 erschienene Kommentierte Gesamtausgabe (KG) aller Gedichte C.s einen häufig aktuelleren Editionsstand aufweist.
Die Herausgeberin der Kommentierten Gesamtausgabe, Barbara Wiedemann, trennt in ihrer Edition der Gedichte nicht mehr nach autorisierten Gedichtbänden (GW I und II) und ›weniger‹ autorisierten Gedichtbänden und Einzeldrucken (GW III), sondern druckt diese fortlaufend chronologisch ab, wobei die Trennung der Werkeinheiten gewahrt bleibt (vgl. KG, 561). Die zugehörigen Werkkomplexe aus dem Nachlass werden im Kontext des jeweiligen Gedichtbandes präsentiert. Zugleich weisen die umfangreichen Einzelkommentare zu den Gedichten auf eine Vielzahl von Quellen und biographischen Zusammenhängen hin. Wiedemann betont, dass mit »der Kenntnis bestimmter Hintergründe, Wortbedeutungen oder Quellen [...] ein Gedicht keineswegs ›verstanden‹« (KG, 563) ist. Sie möchte mit dem Kommentar vielmehr »eine Grundlage [...] für ein immer neues und fruchtbares Lesen« (ebd.) geben, was ihr weitgehend gelungen ist.
Bei der Beschäftigung mit der Prosa stehen der Forschung mittlerweile vier Ausgaben zur Verfügung: Neben einer Auswahl der Prosaschriften und Reden in der Gesamtausgabe (GW III) sind die Meridian-Rede mit den dazugehörigen Materialien im Rahmen der TCA (M) ediert worden; eine Edition innerhalb der HKA steht noch aus. Weitere Prosatexte, vor allem in rumänischer Sprache, stehen in der Edition des Frühwerkes zur Verfügung (GW VI). Die Prosa aus dem Nachlaß wurde 2005 in einem eigenen Band mit einem teilweise sehr ausführlichen Kommentar vorgelegt (Mikrolithen).
Es bleibt die Frage, welche Ausgabe bei der Beschäftigung mit den Gedichten C.s zu Grunde gelegt werden sollte; die Antwort darauf ist schwierig und einfach zugleich: Ein erster Einstieg, der viele Hintergründe erläutert und die Gedichte zugleich als einen wesentlichen Teil des Lebens
C.s begreift, wird vor allem durch die Kommentierte Gesamtausgabe, die mittlerweile auch als Taschenbuch vorliegt, angeboten. Die siebenbändige Werkausgabe (GW) ist dagegen immer noch die umfangreichste und derzeit meistzitierte Ausgabe, die auch einen guten Überblick über die Übersetzungen bietet. Anderseits sind die HKA wie auch die TCA aufgrund ihrer wissenschaftlichen Zuverlässigkeit mehr als nur ein Hilfsmittel, das pflichtgemäß konsultiert werden muss: Die in diesen Editionen präsentierte Genese des celanschen OEuvres hat für die Beschäftigung mit den einzelnen Gedichten fundamentale Bedeutung. Denn Textgenese ist nicht nur auf das materielle Phänomen der Textentstehung zu reduzieren, ein »Variantensteinbruch« (Lohr, 11), aus dem man sich bei Gelegenheit bedient. Nach der zugegebenermaßen etwas schwierigeren Einarbeitung in die komplexe Editionstextur der HKA kann der Interpret hier ein wichtiges Instrument finden, um den Prozess der Transformation des lebensweltlichen Materials zu verfolgen und die Dimensionen seiner Verschiebung zu erkennen. Die Antwort auf die Frage, welche Ausgabe konsultiert werden sollte, ist also eindeutig: Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der komplexen Lyrik C.s ist nur auf Grundlage aller vier Editionen möglich und sinnvoll. Hinzu kommt, dass - schon aus Gründen der Sorgfalt, aber auch der Kontexte - ein Blick auf die Erstdrucke und Nachdrucke der Gedichte nicht schaden kann.
Briefeditionen
Die Beschäftigung mit dem Werk Paul C.s ist also schon auf der Textebene recht komplex, hinzu kommen zahlreiche biographische Dokumente, die in den letzten Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden und die den Blick auf das Leben wie das Werk C.s. erleichtern und präzisieren. In der Mitte der 1990er Jahre erschienen erste Briefwechsel (Celan/Sachs, Celan/Wurm) aus dem Nachlass, denen im neuen Jahrtausend eine Fülle von weiteren Briefwechseln und Dokumentationen folgte. Mittlerweile sind auch so wichtige und lange Zeit gesperrte Briefwechsel wie die Korrespondenz zwischen C. und Ingeborg Bachmann oder den Wiener Freunden Klaus und Nani Demus publiziert worden. Die Sperrfrist, 1996 noch ein Argument für die Nichtedition der Briefe (Bücher/Gellhaus/Lohr, 197), ist damit in fast allen Bereichen - mit ausgesprochen positiven Folgen für die Forschung - behutsam aufgehoben worden (>V).
Biographische Arbeiten, Ausstellungskataloge, Bibliographien
Seit der Überführung und Erschließung des Nachlasses nach Marbach beschäftigen sich verschiedene Forscher und Forschergruppen intensiv mit der Edition und Erforschung auch von teilweise recht umfangreichen Werkkomplexen wie z. B. den Übersetzungen (>IV), die vorerst noch nicht durch die großen Editionen abgedeckt werden. Mehrere biographische Studien (u. a. Chalfen, Emmerich, Felstiner, Silbermann, Solomon) geben mittlerweile einen Überblick über das Leben des Dichters, zahlreiche Einzelstudien widmen sich bestimmten Orten (>VI 1.) und Ereignissen (>u. a. I 2.2./3., VI 2.-8., Goll Dok). Der Kommentar des Briefwechsels zwischen C. und Gisèle Celan-Lestrange bietet eine Zeittafel, die nicht nur die umfangreichste und verlässlichste Übersicht über das Leben des Dichters, sondern auch zahlreiche biographische Details gerade der Pariser Zeit, die bis dahin wenig bekannt waren, enthält (Celan/Celan-Lestrange II, 385-500). Ebenso haben bislang mehrere Literaturausstellungen verschiedene Aspekte des Lebens und der Werke C.s pointiert einem breiteren Publikum vorgestellt (Displaced, Fremde Nähe, vgl. auch >VI 5.). Für mehrere Gedichtbände liegen mittlerweile systematische Kommentare vor (NRK, SGK), auch gibt es schon seit längerem eine Wortkonkordanz (Nielsen/Pors), die jedoch einer umfassenden Revision und Digitalisierung bedürfte. Erste eigenständige Bibliographien (Bohrer, Glenn), die innerhalb des C.-Jahrbuches (CJb) bzw. die lange Zeit im Internet (Glenn/ Todd) fortgesetzt wurden, erleichtern (auch wenn sie nicht vollständig sind) den Überblick über die umfangreiche Forschungsliteratur.
Desiderata und Entwicklungen
Dennoch müssen einige Desiderata festgehalten werden, die zu den vordringlichsten Aufgaben der zukünftigen Forschung gehören: Neben dem schon erwähnten Bibliotheksverzeichnis und einer Wortkonkordanz sind diese Aufgaben vornehmlich bibliographischer Art: So liegt - außer für den Bereich der Übersetzungen (Goßens 2003) - bislang keine zuverlässige Bibliographie der Drucke und Wiederabdrucke der Gedichte C.s zu Lebzeiten vor. Das wundert angesichts der doch fortgeschrittenen Editionslage gerade im Bereich der Lyrik sehr. Auch wäre eine Bibliographie der Rezeption besonders im deutschsprachigen Bereich von großem Interesse, bislang sind solche Anstrengungen vor allem in nichtdeutschsprachigen Ländern gemacht worden (>VII 1.1). Systematische Verzeichnisse der Rezensionen und der wissenschaftlichen Rezeption zu Lebzeiten etc. sind auch für das Verständnis des celanschen Werkes ein wichtiges Hilfsmittel, wie nicht zuletzt die Dokumentation der Goll- Affäre gezeigt hat (Goll Dok.). So könnte eine umfassende Studie über die nationale und internationale Rezeption der Todesfuge sicherlich vieles über die Entstehung und Entwicklung des ›Phänomens C.‹ zeigen (vgl. Emmerich 2000). Erforderlich wäre schließlich auch eine umfassende kommentierte Edition aller Übersetzungen (>IV 1.2.). Zudem scheint die Arbeit an der systematischen bibliographischen Erfassung eingestellt worden zu sein, so dass die C.-Forschung in den letzten Jahren ohne Hilfe vor der über die Maßen anwachsenden Forschungsliteratur steht. Wünschenswert bzw. erforderlich wäre also auch hier eine Bibliographie, die das umfangreiche internationale Schrifttum zu C. verlässlich und vor allem kontinuierlich erfasst.
Ein Paradigmenwechsel für die Forschung
Einen grundsätzlichen Einschnitt im Umgang mit und im Verhältnis zum lebensweltlichen Wissen bedeutete die Edition des Briefwechsels zwischen Paul C. und Gisèle Celan-Lestrange (Celan/ Celan-Lestrange). Erneut wurde die Zulässigkeit und die Notwendigkeit biographischen Wissens diskutiert (vgl. Cambon) und von einer »biographischen Wende in der Celan-Forschung« gesprochen (Corbea-Hoisie). Denn C.s Briefwechsel mit seiner Frau, der bis zu diesem Zeitpunkt auch für die Forschung gesperrt war, machte zahlreiche, auch intime Details des Familienlebens und die jahrelange Krankengeschichte C.s einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Gemeinsam mit der 2003 erschienenen Kommentierten Gesamtausgabe sind Kontexte und biographisches Faktenwissen nun nicht mehr ausschließlich wenigen Eingeweihten und Freunden zugänglich. Die Details des celanschen Werks wie des Lebens wurden vielmehr zu überprüfbaren Daten. Damit wurde die langjährige Tendenz zu »mythologies« (Cambon, 197), zur Legendenbildung um das Werk C.s beendet und das faktische Wissen auch für nachkommende Generationen bereitgestellt. Der auf diese Weise initiierte Paradigmenwechsel hat entscheidende Auswirkungen auf die Frage »was und wieviel muß ich wissen, um zu verstehen«: Wurde lange Jahre an ausgewählten Beispielen darüber diskutiert, ob und ggf. wie man mit historisch-faktischem Wissen in einer Interpretation umgehen soll, steht dieses Wissen seitdem der Allgemeinheit »unvermeidlich, ja unentbehrlich« (Corbea-Hoisie, 164) zur Verfügung. Ging die Tendenz eines Teils der Forschung bislang eher dahin, jegliche Form biographischer Spekulation zu vermeiden und weitestgehend textimmanent - der celanschen ›Leseanleitung‹ folgend - zu interpretieren, tritt nun ein von Seiten der Nachlassverwalter unterstütztes Modell der ›Offenheit‹ und ›Demokratisierung‹ an die Stelle einer vorherigen Klientelpolitik. Damit wird das »Zugleich« von wesentlichem und unwesentlichem Wissen nicht mehr nur selektiv, sondern umfassend auch für eine breitere, interessierte Öffentlichkeit lesbar. Die von Peter Szondi gestellte Frage nach der Beziehung von äußerlichem Wissen und der Logik des Gedichtes bleibt jedoch bestehen und muss von jedem Einzelnen aufs Neue beantwortet werden.
Literatur
Ausgaben
Celan/Celan-Lestrange. - Celan/Eichhorn. - Celan/ Sachs. - Celan/Wurm. - GW. - HKA. - KG. - Mikrolithen. - TCA.
Forschung
Chalfen. - CJb. - Displaced. - Emmerich. - Felstiner. - Fremde Nähe. - Goßens (2003). - Goll Dok. - NRK. - Philosophische Bibliothek. - SGK. - Silbermann. - Szondi. Allemann, Beda (1968): Nachwort, in: Paul C.: Ausgewählte Gedichte. Zwei Reden. Frankfurt/M., 149-163.
- Bican, Bianca (2005): Die Rezeption Paul C.s in Rumänien. Köln u. a. - Barnert, Arno (2007): Mit dem fremden Wort. Poetisches Zitieren bei Paul C. Frankfurt/ M. - Barnert, Arno (2012): Die Erschließung und Rekonstruktion von Paul C.s Nachlassbibliothek, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 56, 309- 324. - Böschenstein, Bernhard (1987): C. als Leser Hölderlins und Jean Pauls, in: Argumentum e silentio, 183- 198. - Ders. (1993): C., lecteur des Notes de Hofmannsthal, in: Austriaca. Cahiers universitaires d ' information sur l ' Autriche. Jg. 18, Nr. 37, 49-59. - Ders. (1995): C. als Leser Trakls, in: Remy Colombat, Gerald Stieg (Hg.): Frühling der Seele. Pariser Trakl-Symposion 1987. Innsbruck, 135-148. - Bohrer, Christiane (1989): Paul C.-Bibliographie. Frankfurt/M. - Bücher, Rolf, Axel Gellhaus, Andreas Lohr, (1996): Die historische-kritische Celan-Ausgabe. Ein vorläufiger editorischer Bericht, in: Axel Gellhaus, Andreas Lohr: Lesarten. Beiträge zum Werk Paul C.s. Köln u. a., 197-226. - Cambon, Fernand (2001): Au coeur d ' une correspondance. Entretien avec Bertrand Badiou, in: Europe. Revue littéraire mensuelle. Jg. 79, H. 861-862 (Themenheft Paul C.), 190-208. - Corbea-Hoisie, An drei (2002): Schmuggelware. Zur »biographischen« Wende in der C. Forschung, in: Ders., George Gutu, Martin A. Hainz (Hg.): Stundenwechsel. Neue Perspektiven zu Alfred Margul- Sperber, Rose Ausländer, Paul C., Immanuel Weissglas. Bucuresti u. a., 143-164. - Derrida, Jacques (1986): Schibboleth. Für Paul C. Aus dem Französischen von Wolfgang Sebastian Baur. Graz u. a. - Emmerich, Wolfgang (2000): Paul C.s. Weg vom »schönen Gedicht« zur »graueren Sprache«. Die windschiefe Rezeption der »Todesfuge« und ihre Folgen, in: Hans Henning Hahn, Jens Stüben (Hg.): Jüdische Autoren Ostmitteleuropas im 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. u. a., 359-383 - Gadamer, Hans Georg (1973): Wer bin Ich und wer bist Du? Kommentar zu C.s ›Atemkristall‹. Frankfurt/M. - Gehle, Holger (2008): Die Materialienbände der Bonner C.-Ausgabe, in: Françoise Lartillot, Axel Gellhaus (Hg.): Dokument/Monument. Textvarianz in den verschiedenen Disziplinen der Germanistik. Bern u. a., 287-313. - Gellhaus, Axel (1993): Marginalien. Paul C. als Leser, in: Pöggeler/Jamme, 41-65. - Glenn, Jerry (1989): Paul C. Eine Bibliographie. Wiesbaden. - Ders., Jeffrey D. Todd (1998): Paul C.: Die zweite Bibliographie, in: http://polyglot.lss.wisc.edu/german/celan/ biblio2/biblio.html. - Goßens, Peter (2000): Paul C.s Ungaretti-Übersetzung. Edition und Kommentar. Heidelberg. - Ivanovic, Christine (1995): Trauer - nicht Traurigkeit. C. als Leser Benjamins. Beobachtungen am Nachlaß, in: CJb 6, 119-159. - Dies. (1996): »Kyrillisches, Freunde, auch das ...«. Die russische Bibliothek Paul C.s im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Aufgezeichnet, beschrieben und kommentiert von Christine Ivanovic. Marbach am Neckar. - Janz, Marlies (1976): Vom Engagement absoluter Poesie. Zur Lyrik und Ästhetik Paul C.s. Frankfurt/M. - Kita-Huber, Jadwiga (2003): Verdichtete Sprachlandschaften. Paul C.s lyrisches Werk als Gegenstand von Interpretation und Übersetzung. Heidelberg. - Menninghaus, Winfried (1987): Wissen oder Nicht-Wissen. Überlegungen zum Problem des Zitats bei C. und in der C.-Philologie, in: Datum und Zitat, 81-96. - Neumann, Peter Horst (1979): Was muß ich wissen, um zu verstehen? Über »Paul C. Eine Biographie seiner Jugend.« von Israel Chalfen, in: Die Zeit, Nr. 24, 8. Juni 1979, hier nach: Ders. (1990): Zur Lyrik Paul C.s. Eine Einführung. 2. Aufl. Göttingen, 100-107. - Nielsen, Karsten Hvidfeldt, Harald Pors (1981): Index zur Lyrik Paul C.s. München.
- Seng, Joachim (2007): »Mitsprechende Gedankenwelt «. Paul C. als Leser Rudolf Borchardts. Zugleich der Versuch, sein Gedicht ›Andenken‹ zu verstehen. Rotthalmünster. - Solomon, Petre (1987): Paul C. Dimensiunea româneasca. Bucuresti. - Weissmann, Dirk (2003): Poésie, judaïsme, philosophie: une histoire de la réception française de Paul C., des débuts jusqu ' à 1991. Diss. Université de la Sorbonne Nouvelle. Paris. - Wiedemann, Barbara (2004): »Lesen Sie! Immerzu nur lesen «. C.-Lektüre und C.s Lektüren, in: Poetica. Jg. 36, H. 1-2, 169-191.
Peter Goßens
1.2. Leben und Werk - eine kurze Chronik
Biographische Selbstauskünfte von Seiten C.s sind ausgesprochen selten. Genau genommen gibt er nur in seiner Bremer Rede eine kurze, aber präzise Darstellung über seine Jugend und die Stationen seiner Flucht bis zu seiner Ankunft in Paris. Dort heißt es in knappen Worten: »Die Landschaft, aus der ich - auf welchen Umwegen! aber gibt es das denn: Umwege? -, die Landschaft, aus der ich zu Ihnen komme, dürfte den meisten von Ihnen unbekannt sein. Es ist die Landschaft, in der ein nicht unbeträchtlicher Teil jener chassidischen Geschichten zu Hause war, die Martin Buber uns allen auf deutsch wiedererzählt hat. Es war, wenn ich diese topographische Skizze noch um einiges ergänzen darf, das mir, von sehr weit her, jetzt vor Augen tritt, - es war eine Gegend, in der Menschen und Bücher lebten. Dort, in dieser nun der Geschichtslosigkeit anheimgefallenen ehemaligen Provinz der Habsburgermonarchie, kam zum erstenmal der Name Rudolf Alexander Schröders auf mich zu: beim Lesen von Rudolf Borchardts Ode mit dem Granatapfel. [...] Das Erreichbare, fern genug, das zu Erreichende hieß Wien. Sie wissen, wie es dann durch Jahre auch um diese Erreichbarkeit bestellt war« (GW III, 185). Diese frühen Lebensstationen sind zumindest in amtlicher Hinsicht auch durch erhaltene Dokumente wie Pässe, Zeugnisse, Immatrikulationsbescheinigungen dokumentiert. Sie sind in großen Teilen als Faksimile zugänglich und helfen, einige Stationen im Leben C.s präziser zu bestimmen (vgl. Fremde Nähe, 37-43, 59 f., 76-79, Displaced 9, 46, 139 f., Gellhaus, 26-33, Lefebvre, Abb. von 21 Dokumenten zwischen S. 210/211).
Alle weiteren Informationen über das Leben C.s. wurden im Laufe der letzten Jahre in teils recht mühsamer Arbeit recherchiert. Neben den Hinweisen aus den umfangreichen Briefwechseln berichten zahlreiche Erinnerungstexte von Bekannten und Freunden C.s und mehrere monographische Arbeiten umfassend über biographische Details aus dem Leben C.s (vgl. u. a. Baumann, Chalfen, Emmerich, Felstiner, Silbermann, Solomon). Auch der Ausstellungskatalog Fremde Nähe folgt dem Lebensweg C.s und bietet zu Beginn eine Übersicht über die Lebensdaten. Die Ausstellung und der Katalog Displaced beschäftigten sich dagegen vornehmlich mit dem Wiener Aufenthalt des Dichters. Die zuverlässigste und umfangreichste Aufstellung aller relevanten Daten zu C.s Leben bietet derzeit der Kommentar des Briefwechsels zwischen C. und Gisèle Celan-Lestrange (Celan/Celan- Lestrange II, 385-500). Auch die Entstehungsdaten der einzelnen Gedichte sind mittlerweile durch die beiden kritischen Ausgaben HKA und TCA sowie durch die Einzelkommentare der Kommentierten Gesamtausgabe leicht zugänglich. Angesichts der Fülle des zur Verfügung stehenden Datenmaterials kann hier also auf eine ausführliche Biographie verzichtet werden. Die nachfolgenden Ausführungen, die in enger Verbindung mit den Darstellungen der werkbezogenen Rezeption (>I 2.) und der Orte Paul C.s (>VI 1.) zu lesen sind, verstehen sich also in erster Linie als der Versuch eines kurzen kursorischen Überblicks über die Stationen des celanschen Lebens.
Literatur
Ausgaben
Celan/Celan-Lestrange. - GW. - HKA. - KG. - TCA.
Forschung
Chalfen. - Displaced. - Emmerich. - Felstiner. - Fremde Nähe. - Silbermann. Baumann, Gerhart (1986): Erinnerungen an Paul C. Frankfurt/M. - Gellhaus, Axel (2000): Paul Antschel/ Paul C. in Czernowitz. Marbach am Neckar. - Lefebvre, Jean-Pierre (2006): Paul Antschel à Tours, in: Bernard Banoun, Jessica Wilker (Hg.): Paul C. Traduction, réception, interprétation suivi de Paul Antschel á Tours (1938-1939). Documents. Tours, 208-217. - Solomon, Petre (1980): Paul C.s Bukarester Aufenthalt, in: Neue Literatur 31, H. 11, 50-62. - Ders. (1987): Paul C. Dimensiunea româneasca. Bucuresti.
Peter Goßens
Czernowitz (1920-1938)
Paul Antschel wurde am 23. November 1920 als einziger Sohn von Leo Antschel-Teitler (*1890 in Schipenitz bei Czernowitz, † September/Oktober 1942 in Transnistrien) und dessen Ehefrau Fritzi, geb. Schrager (*1895 in Sadagora, † Winter 1942/1943 in Transnistrien) in Czernowitz in der Bukowina geboren. Die Familie wohnte hier zunächst gemeinsam mit den Eltern Leos in einem Haus in der Wassilkogasse 5. Während der Vater sich einem orthodoxen Zionismus verpflichtet fühlte, achtete die Mutter auf eine bürgerliche Erziehung ihres Sohnes und war dabei stark an deutsch-österreichischen Bildungsidealen orientiert. Neben den für Czernowitz üblichen Sprachen Rumänisch, Ukrainisch und Jiddisch wurde in der Familie Antschel ein reines Hochdeutsch gesprochen, dass sich sprachlich vom Czernowitzer Deutsch unterschied (>I 2.1.).
Ab 1925 besuchte Antschel den Meisler-Kindergarten, der auch unter der rumänischen Besatzung Deutsch als Unterrichtssprache beibehalten hatte. Zu dieser Zeit begann wahrscheinlich auch schon der Hebräischunterricht, den er bis zur Bar-Mizwa fortführen wird. 1926 wechselte er zunächst für ein Jahr an die deutschsprachige Volksschule, das Meisler-Institut, um dann im Jahr darauf nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch auf Wunsch des zionistisch gesinnten Vaters auf die hebräischsprachige Volksschule Ssafa-Iwrija zu gehen. Ab 1930 besuchte er schließlich das rumänische Staatsgymnasium Liceul Ortodox de Baeti. Die Schule war ein rumänischsprachiges Elitegymnasium, das trotz seiner nationalistischen Ausrichtung auch Juden offenstand. Antschel zeigte großes Interesse an der Botanik und am Französischen.
Nach der Bar-Mizwa (wahrscheinlich am 2. Dezember 1933) gab er den Hebräischunterricht auf und entfernte sich auch sonst vom Gedankengut seines Vaters. In dieser Zeit begann er, an Treffen einer kommunistischen Jugendgruppe teilzunehmen. Auch in Gruppen des antifaschistischen Kampfes engagierte er sich zunehmend und studierte die Klassiker der sozialistischen Literatur.
Nach der erfolgreichen Abschlussprüfung der gymnasialen Unterstufe wechselte Antschel 1934 aufgrund des wachsenden Antisemitismus auf das liberalere Liceu Marele Voevod Mihai, das ehemalige Vierte oder Ukrainische Gymnasium. Auch hier war die Unterrichtssprache rumänisch, aber er erhielt außerdem Unterricht in Französisch, Italienisch, Latein und Altgriechisch. Als
deutschsprachiger Schüler las er im Unterricht nun die Klassiker der deutschen Literatur. 1935 zog die Familie in eine Eigentumswohnung in der Masaryk-Gasse unweit des Gymnasiums. 1938 bestand er hier als viertbester seines Jahrgangs die Matura. Bereits 1937 lernte er Edith Horowitz kennen, deren Vater Germanist war und eine große Bibliothek mit klassischer und moderner deutschsprachiger Literatur besaß. Antschel begegnete hier wahrscheinlich erstmals den Werken von Dichtern wie Georg Heym, Georg Trakl und Stefan George.
Tours (1938/1939)
Nach der Matura begann er, auch auf Wunsch des Vaters, ein Medizinstudium in Tours: Im Oktober 1938 erhielt er die Zulassung zum Studium und reiste am 9. November 1938, dem Tag der Reichspogromnacht, über Deutschland nach Frankreich. In Tours studierte er an der École de Plein Exercice de Médecine et de Pharmacie. Ostern 1939 reiste er für einige Tage zu seiner Tante Berta, die im März 1938 von Wien aus nach London emigriert war. Das erste Studienjahr beendete er am 16. Juni 1939 mit dem Examen in Physik, Chemie und Biologie. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Fortsetzung des Studiums in Frankreich. Antschel bat von Czernowitz aus um die Rücksendung seiner Studienunterlagen.
Czernowitz (1939-1945)
In Czernowitz wechselte er, da Juden der Zugang zum Medizinstudium verwehrt war, das Studienfach und studierte fortan Romanistik mit Schwerpunkt im Französischen. Am 28. Juni 1940 marschierte die Rote Armee in Czernowitz ein. Antschel eignete sich das Russische an und arbeitete schon bald als Dolmetscher für die sowjetischen Truppen. In dieser Zeit begegnete er auch Ruth Kraft, die als Schauspielerin am Jiddischen Theater beschäftigt war. Antschel setzte sein Studium an der russisch-ukrainischen Universität fort und belegte obligatorische Kurse in russischer Sprache und Literatur. Im Juni 1941 wurden 4000 Czernowitzer Bürger, darunter zwei Drittel Juden, von der sowjetischen Armee nach Sibirien deportiert. Kurze Zeit später, am 5. Juli 1941, marschierten Truppen der faschistischen Legionärsregierung Rumäniens unter General Antonescu in Czernowitz ein, gefolgt von deutschen Sondereinheiten der »Einsatzgruppe D« und des SD. Plünderungen, Brandstiftung und die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung waren die Folge.
Die Deportationen nach Transnistrien begannen bald. Alle Juden zwischen 18 und 50 Jahren, also auch Antschel, wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Im Juni 1942 wurden Antschels Eltern zunächst in die Landschaft zwischen Dnjestr und Bug verschleppt und dann im August in das KZ Michailowka bei Gaisin deportiert. Schon im September/Oktober des Jahres starb sein Vater durch Typhus, kurze Zeit später ist seine Mutter durch einen Genickschuss ermordet worden. Wann genau Antschel vom Tod der Eltern erfahren hat, ist mittlerweile umstritten: Einige Quellen berichten von einem Brief der Mutter aus dem Herbst 1942, in dem sie ihren Sohn vom Tod des Vaters unterrichtet; vom Tod der Mutter soll Antschel durch seinen aus dem Lager geflohenen Vetter Benno Teitler erfahren haben. Andere Quellen geben an, dass Antschel noch zu Beginn des Jahres 1944 nichts vom Tod der Eltern wusste und wohl erst bei seiner Rückkehr nach Czernowitz davon unterrichtet wurde. Antschel wurde nicht deportiert, sondern war im Arbeitslager Tabaresti interniert und arbeitete von Juli 1942 bis zum Februar 1944 bei verschiedenen Zwangsarbeiterkommandos im Straßenbau.
Im Februar 1944 wurden alle Arbeitslager aufgelöst und Antschel kehrte nach Czernowitz zurück. Im April 1944 konnte er gemeinsam mit überlebenden Verwandten wieder die elterliche Wohnung beziehen. In dieser Zeit lernte er u. a. die Dichterin Rose Ausländer kennen. Zur gleichen Zeit wurde Czernowitz durch sowjetische Truppen besetzt und war seitdem Teil der Ukrainischen SSR. Im Herbst 1944 begann er das Studium der Anglistik an der ukrainisch-russischen Universität und arbeitete zugleich als Übersetzer für lokale Zeitungen. Noch im Februar hat er ein erstes Gedichttyposkript zusammengestellt (›Typoskript 1944‹), im Herbst des Jahres fertigte er ein weiteres Manuskript an, in das nun auch die Gedichte aus dem Arbeitslager, die er an Ruth Kraft geschickt hatte, aufgenommen wurden (›Manuskript 1944‹, >II 1.1.). R. Kraft nahm diese Gedichtsammlung im Herbst mit nach Bukarest und stellte sie dort Alfred Margul-Sperber vor; Antschel machte sich Hoffnungen auf eine erste Publikation. Im April 1945 verließ auch Antschel Czernowitz endgültig und übersiedelte nach Bukarest.
Bukarest (1945-1947)
Wann genau Antschel in Bukarest ankam, ist nicht mehr festzustellen, doch am 20. Mai 1945 schrieb er sich hier beim Einwohnermeldeamt unter der Adresse »Strada Roma Nr. 47bis« ein, wo er anscheinend in den kommenden beiden Jahren wohnte; kurze Zeit später (5. Juni 1945) datiert ein Studentenausweis. Auch den Studierendenstatus hat er in den kommenden Jahren beibehalten, obwohl er schon im Herbst 1945 eine Stelle als Lektor und Übersetzer beim Verlag Cartea Rusa antrat. Dort erschienen 1946 seine ersten eigenständigen Publikationen, u. a. die ambitionierten Übersetzungen von Michail Lermontovs Roman Ein Held unserer Zeit und ein Band mit vier Erzählungen Anton Cechovs, die Antschel aus dem Russischen ins Rumänische übertrug. Auf der anderen Seite gehörte auch die Übersetzung von Propagandatexten wie Konstantin Simonovs Die russische Frage zu seinen Aufgaben. Die Übersetzung dieser Propagandaliteratur ist ein Indikator für das sich verschärfende politische Klima im Rumänien der Nachkriegszeit und Antschel bemühte sich hier und in ebenfalls erscheinenden Kritiken um den Schein der Linientreue - nicht ohne versteckte Kritik zu üben. Bei seinem Aufenthalt in Bukarest lernte er zahlreiche Schriftsteller und Künstler kennen und verkehrte in unterschiedlichen intellektuellen Milieus (>I 2.1. und III 2.1.).
Am 2. Mai 1947 erschien in der Zeitschrift Contemporanul die Todesfuge - das Gedicht, mit dem Antschel in den kommenden Jahren berühmt werden sollte - unter dem Titel Tangoul mortii in einer Übersetzung seines Freundes Petre Solomon. Etwa zur gleichen Zeit konnte er drei seiner Gedichte in deutscher Sprache im einzigen Heft der Zeitschrift Agora veröffentlichen. Anders als in seinen Übersetzungen, die unter dem Namen Paul Ancel oder Pseudonymen wie
A. Pavel erschienen, zeichnete Antschel diese beiden ersten Publikationen eigener Gedichte mit dem Anagramm der rumänischen Schreibung seines Namens, Ancel, das er fortan im Kontext seines dichterischen Werkes immer verwendete: Celan. Nur im familiären und amtlichen Zusammenhang hat er weiterhin auch die Namensform Antschel geführt. Trotz dieser ersten wichtigen publizistischen Erfolge wurde die politische Situation für C. immer unerträglicher und er entschloss sich, von Bukarest über Ungarn Richtung Wien zu fliehen. Seine Gedichte waren schon 1946 durch Alfred Margul-Sperber als Manuskript nach Zürich geschickt worden, nun versuchte Margul-Sperber C.s Gedichte auf dem Postweg auch in Wien bekannt zu machen (>II 1.3.). Ende November 1947 verließ C. Bukarest. Wien (1947/1948)
Am 17. Dezember 1947 erreichte er Wien und kam zunächst im überfüllten DP-Flüchtlingslager Rothschild unter. Schon wenige Tage nach seiner Ankunft, am 29. Dezember 1947, bezog er ein Zimmer in der Pension Pohl, Rathausgasse 20. Seine neue Wohnung war nicht weit von den Orten entfernt, die in den nächsten Monaten sein Leben bestimmen sollten: In der Agathon-Galerie auf dem Opernring 19, in dessen erstem Stock die Redaktion des Plan untergebracht war, lernte er Otto Basil, den Redakteur der Zeitschrift, und seinen Kreis junger Dichter kennen. Basil hatte C.s Gedichte schon auf dem Postweg von Alfred Margul-Sperber erhalten und bereitete ihre Publikation vor; Anfang Februar 1948 erschien eine erste Auswahl von siebzehn Gedichten im sechsten Heft des zweiten Jahrgangs der Zeitschrift Plan. Etwa zur gleichen Zeit, am 7. Februar 1948, publizierte auch Max Rychner in Zürich Gedichte C.s. C. wurde in Wien als surrealistischer Avantgardist begrüßt und nahm Ende März 1948 an einer von den Malern Edgar Jené und Arnulf Neuwirth initiierten Ausstellung von Wiener Surrealisten teil. Am 3. April 1948 fand im Rahmen der Ausstellung eine Lesung statt, bei der C. gemeinsam mit Erika Ziha und Werner Riemerschmid surrealistische Lyrik, u. a. auch eigene Gedichte, las. Die Gedichte und Übersetzungen des Abends wurden einige Jahre später im ersten Heft der Zeitschrift Surrealistische Publikationen (1950) veröffentlicht. In Wien schloss C. zahlreiche Freundschaften, die teilweise bis zu seinem Tod anhielten: Die wichtigsten Wiener Freunde - Ingeborg Bachmann, Klaus und Nani Demus, Milo Dor und Reinhard Federmann - unterstützten nicht nur C.s dichterische Anfänge in Deutschland maßgeblich, sondern betreuten auch seine ersten beiden eigenständigen Publikationen in deutscher Sprache. Denn C. hatte Wien bereits im Juli 1948 Richtung Paris verlassen und lediglich die Manuskripte für die beiden Bände fertig gestellt: Im August erschien der Katalog zu einer Ausstellung des befreundeten Malers Jené im Verlag der Agathon-Galerie. Er enthält neben einer Vorbemerkung Basils auch einen umfangreichen Essay C.s mit dem Titel: Edgar Jené und der Traum vom Traume (>III 2.1). Im September konnte C. den lang ersehnten ersten eigenen Gedichtband Der Sand aus den Urnen publizieren, ließ diesen aber schon kurz nach seinem Erscheinen aufgrund zahlreicher Druckfehler aus dem Verkehr ziehen (>II 1.3.).
Peter Goßens
Paris (1948-1970)
C. traf am 13. Juli 1948 in Paris ein, wo er bis zu seinem Tode gelebt hat. Die ersten Jahre logierte er im Hôtel d ' Orléans (heute Hôtel de Sully, 31, Rue des Écoles, 5c). Seinen Lebensunterhalt bestritt er zunächst mit Stipendien, Deutschkursen, Brotübersetzungen und mit der Arbeit in einem Elektrizitätswerk. Im Herbst des gleichen Jahres immatrikulierte er sich an der Sorbonne, um Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft zu studieren (Abschluss: Licence des lettres 1950, eine im Kontext des geplanten Magisterstudiums geplante Kafka-Arbeit ist nicht vollendet worden). Bereits zu Beginn des Paris-Aufenthaltes kam es zu wichtigen Begegnungen, u. a. mit Marie Luise Kaschnitz (>I 2.2.), Yves Bonnefoy und
© 2012 Verlag J.B. Metzler (www.metzlerverlag.de)
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Autoren-Porträt
PD Dr. phil. Markus May, Akademischer Rat, Institut für deutsche Philologie, LMU München; PD Dr. phil. Peter Gossens, wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Komparatistik, Ruhr-Universität Bochum; Jürgen Lehmann, em. Professor, Universität Erlangen-Nürnberg
Bibliographische Angaben
- 2012, 2. Aufl., XIV, 441 Seiten, Masse: 17,7 x 24,4 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben: Markus May, Peter Gossens, Jürgen Lehmann
- Verlag: J.B. Metzler
- ISBN-10: 3476024415
- ISBN-13: 9783476024411
- Erscheinungsdatum: 16.04.2008
Rezension zu „Celan-Handbuch “
Dieses Handbuch bietet eine beeindruckende Fülle an Fakten und Informationen rund um das Leben und Werk Celans in der komprimierten und konzisen Form von Lexikonartikeln mit anschließendem Nachweis der verwendeten Quellen und einer Auflistung wichtiger Forschungsliteratur. GermanistikEin für jede literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Paul Celan unentbehrliches Hilfsmittel... ekz-InformationsdienstDas "Celan-Handbuch" des Metzler-Verlag ist jetzt in mehrerer Hinsicht wohltuend. Es fasst den schier unübersichtlichen Forschungsstand zum Thema zum ersten Mal überhaupt sachlich und seriös zusammen. Deutschlandradio Kultur, Radiofeuilleton"An excellent scholarly tool." INTERNATIONAL REVIEW OF BIBLICAL STUDIES"Ein hochwillkommenes Kompendium." Wirkendes WortWithout a doubt, the "Celan Handbook" will become the standard work of reference for scholars conducting research on Celan¿s life... MonatshefteDas Handbuch bietet in seiner Übersichtlichkeit, seiner thematischen Breite und seiner vertieften Betrachtungen einen hervorragenden Einstieg in Leben und Werk Celans und darüber hinaus eine Fundgrube für die vertiefende Weiterarbeit an konkreten Einzelthemen. www.rezensions-seite.de
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