Broken Music
''Diese Biografie bietet mehr als eine Aneinanderreihung...
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''Diese Biografie bietet mehr als eine Aneinanderreihung harmloser Anekdoten und Erlebnisse: das intelligent entworfene Selbstbild eines Mannes, der auch nach der Lektüre mehr ist als die Summe seiner Talente.'' FAZ
In "Broken Music" erzählt Sting von den Jahren, bevor er zum Star und zur Legende wurde. "Zerbrochene Musik" hatte seine Grossmutter Stings erste Versuche am Klavier genannt, wenn der Junge wild improvisierend die kenternde Ehe seiner Eltern abzuschütteln versuchte. Ungeschützt und offen berichtet Sting von dieser Kindheit, den Lehrjahren des Gefühls, der Trostlosigkeit der Industriestadt, in der er aufwuchs, von seinen Sehnsüchten und dem Fernweh, das ihn aus der Enge befreite und zum Musiker werden liess. Mit grosser Einfühlung und ohne Larmoyanz entwirft Sting das ungeschützte Selbstporträt eines Menschen, der seinen Weg findenmuss, das Zerbrochene wieder zu heilen. Sting gelingt dies mit einer atmosphärischen Sprache, die so sinnlich ist wie seine Balladen, so packend und präzise wie seine Riffs. Der Sänger und Musiker ist auch ein grosser Erzähler, dessen Geschichte den Leser inspiriert und packt.
Broken Music von Sting
LESEPROBE
Ein Winterabend in Rio de Janeiro, 1987. Es regnet, und der Boulevardvor dem Hotel Copacabana ist menschenleer. Der nasse Asphalt glänzt im Lichtder Strassenlaternen. Meine Frau Trudie und ich drängen uns schutzsuchend unter einemSchirm; über unseren Köpfen ziehen zwei Möwen unerschrocken ihre Kreise, unddas Meer tost bedrohlich in der Dunkelheit. Ein kleines Auto hält neben uns amBordstein. Auf den vorderen Sitzen zwei schemenhafte Gestalten; eine geöffneteTür im Fond fordert uns auf einzusteigen.
Dank einer Reihe von diskreten Telefongesprächen sind wir zueiner religiösen Zeremonie eingeladen, in einer Kirche irgendwo im Dschungel,der diese riesige Stadt umgibt. Von unseren Begleitern, einem Mann und einerFrau, erfahren wir, dass die Kirche etwa anderthalb Stunden von der Copacabanaentfernt liegt. Man werde gut auf uns aufpassen; wir können ganz unbesorgtsein. Die Kirche - obwohl nominell christlich - ist das Zentrum einer synkretistischenreligiösen Gemeinschaft, deren wichtigstes Sakrament eine uralte Medizin ausPflanzenextrakten ist. Sie ist unter dem Namen Ayahuasca bekannt und soll dieaussergewöhnlichsten Visionen hervorrufen.
Wir fahren in Richtung Süden. Der Regen hat zugenommen undein heftiges Gewitter taucht die Berge rings um die Stadt in stroboskopisches Licht. Auf dieflackernden Lichtblitze folgt das tiefe, grollende Schlagzeug des Donners.Trudie und ich drücken uns in die Polster; erregt und ein wenig ängstlichfragen wir uns, was uns an diesem Abend wohl bevorsteht. Der Fahrerkonzentriert sich ganz auf die Strasse vor uns. Ich sitze direkt hinter ihm, vormir sein massiger Kopf auf breiten, athletischen Schultern; wenn er sich zu unsumdreht, sieht man ein intelligentes Adlerprofil, umrahmt von einerNickelbrille und wirren braunen Haaren. Seine Begleiterin, eine attraktivejunge Frau mit langen dunklen Locken und einem offenen, brasilianischenLächeln, schaut uns aufmunternd an und fragt, ob wir es bequem hätten. Wirnicken mechanisch; wir sind beide nervös, aber wir wollen es nicht zugeben,nicht voreinander und nicht vor unseren Gastgebern.
Wirverlassen die breiten Boulevards der Stadt, die Luxushotels der Copacabanaweichen nach und nach dem chaotischen Wirrwarr der Favelas, die rundum dieHügel bedecken und in der Dunkelheit glitzern wie Weihnachtsbäume; dieStrassenlaternen werden immer spärlicher. Schon bald geht die Strasse in eineunbefestigte Piste über, und wir kommen nur noch im Schritttempo voran, weil unserFahrer um halsbrecherische Schlaglöcher und schlecht gelaunte Hunde, die sichnicht von der Stelle rühren, herummanövrieren muss. Der Regen hat aufgehört, aberdie Luft lastet schwer auf dem triefend nassen Dschungel; das Geräusch derZikaden übertönt fast die billige Cantina-Musik aus dem kleinen Autoradio.Schliesslich erreichen wir eine Lichtung, auf der zahllose Wagen ohne erkennbareOrdnung rings um ein grosses Gebäude mit einem Ziegeldach geparkt sind. Der Bauist einfach und zweckmässig, entspricht aber kaum meiner Vorstellung von einerKirche (er hat weder Türen noch Fenster); das Ganze scheint eher ein Volksfestals eine religiöse Versammlung.
Männer undFrauen aller Altersgruppen, Teenager, Kleinkinder und die allgegenwärtigenHunde tummeln sich zwischen den geparkten Autos und in der von nacktenGlühbirnen beleuchteten Kirche. Alle tragen blaue oder grüne Hemden, zum Teilmit aufgenähten goldenen Sternen. Offensichtlich handelt es sich uni eine ArtUniform. Als unsere Begleiter ihre Mäntel ausziehen, sehen wir, dass auch sieblaue Hemden anhaben. Ich fühle mich plötzlich angreifbar, auffällig. MitUniformen hatten wir nicht gerechnet. In Gegenwart von Uniformen fühle ichmich unbehaglich; unwillkürlich denke ich an Kontrolle und Konformität, anUnfreiheit, eine Art Kult oder Sekte. Schon sehe ich die Schlagzeile vor mir: SÄNGER UNDEHE FRAU VONSEKTENANHÄNGERN IM DSCHUNGEL ENTFÜHRT.
Hätte ichmich wohler gefühlt, wenn alle wie Drogenfreaks ausgesehen hätten ?Wahrscheinlich nicht, aber die Uniformen bleiben mir suspekt.
Als wir denhell erleuchteten Saal betreten, empfängt man uns mit einem warmen, offenenLächeln. Die Menschen, denen wir von unseren beiden Begleitern vorgestelltwerden, stammen offenbar aus allen Schichten der brasilianischen Gesellschaft.Viele von ihnen sprechen Englisch, und nach ein paar Höflichkeitsfloskeln frageich einige nach ihrem Beruf und erkläre, dass meine Frau Schauspielerin und ichSänger sei. »Ja, das wissen wir«, sagt eine Frau. »Sie sind eine Berühmheit;mein Mann und ich sind nur Lehrer.«
Sie wirkenalle wie ganz normale Leute, und es sind auch viele Akademiker darunter: Ärzte,Rechtsanwälte, Feuerwehrleute, ein Buchhalter samt seiner lebhaften Frau, Sozialarbeiter,Verwaltungsangestellte, Programmierer, Dozenten; nicht ein einzigerDrogenfreak. Ich weiss nicht recht, was ich erwartet habe, aber diese grosse,gastfreundliche Gemeinschaft beruhigt mich. (...)
© S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Übersetzung:Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
Sting, 1951 als Gordon Matthew Sumner in Wallsend bei Newcastle upon Tyne geboren. Nach dem kometenhaften Aufstieg von The Police setzte er seine Karriere solo fort - seine Aufnahmen gewannen alle Preise und Awards, sein Engagement für Amnesty International, Greenpeace und die Indianer des brasilianischen Regenwalds brachten ihm weltweit Respekt und Anerkennung ein.
- Autor: Sting
- 2005, 4. Aufl., 384 Seiten, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Allié, Manfred; Kempf-Allié, Gabriele
- Übersetzer: Manfred Allié, Gabriele Kempf-Allié
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596162491
- ISBN-13: 9783596162499
- Erscheinungsdatum: 01.05.2005
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