Blutmale
Blutige satanische Riten bereiten dem friedlichen Weihnachtsfest von Detective Jane Rizzoli und Pathologin Maura Isles ein jähes Ende. Eine Tote wird gefunden, verstümmelt und übersät mit Satanszeichen. Ähnlich zugerichtet entdeckt man ein paar Tage...
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Blutige satanische Riten bereiten dem friedlichen Weihnachtsfest von Detective Jane Rizzoli und Pathologin Maura Isles ein jähes Ende. Eine Tote wird gefunden, verstümmelt und übersät mit Satanszeichen. Ähnlich zugerichtet entdeckt man ein paar Tage später die Leiche der Polizistin Eve Kassovitz - auf dem Grundstück des Geschichtsprofessors Sansone. Eve hatte eine Verdächtige observiert, die bei Sansone zu Gast war. Jane findet heraus, dass Sansone seinen Reichtum einer mysteriösen Stiftung namens "Mephisto" zu verdanken hat. Und dass er anscheinend von einflussreichen Leuten geschützt wird.
"Tess Gerritsen setzt im Psychothrillergenre mit jedem Roman neue, immer noch höhere Standards. Diesmal packt sie soviel mörderische Spannung und blutige Momente zwischen zwei Buchdeckel, dass Hollywood daraus zehn Blockbuster drehen könnte." -- Alex Dengler in der BILD AM SONNTAG
"Wie gewohnt liefert Tess Gerritsen unglaublich spannende Krimikost, ein Buch das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Und wie gewohnt: nichts für schwache Nerven!" -- Hamburger Morgenpost
Blutmalevon Tess Gerritsen
LESEPROBE
Sie sahen aus wie die perfekteFamilie.
Der Gedanke drängte sich demJungen auf, als er am offenen Grab seines Vaters stand, als er dem Priesterzuhörte, wie er Plattitüden aus der Bibel vorlas. Nur eine kleine Gruppe hatsich an diesem warmen, drückenden Junitag versammelt, um MontagueSaul die letzte Ehre zu erweisen - nicht mehr als ein Dutzend Menschen. Vielevon ihnen hatte der Junge gerade erst kennengelernt.Die letzten sechs Monate hatte er im Internat verbracht, und manche dieserLeute sah er heute zum ersten Mal. Die meisten interessierten ihn nicht imGeringsten. Nur die Familie seines Onkels - die interessierte ihn sehr wohl.Sie war es wert, dass er sich näher mit ihr beschäftigte. Dr. Peter Saul hattegrosse Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Bruder Montague.Er war schlank, ein intellektueller Typ mit einer Brille, die ihm ein eulenhaftes Aussehen verlieh, und schütterem braunem Haar,das irgendwann unweigerlich einer Glatze weichen würde. Seine Frau Amy hatte einrundes, freundliches Gesicht, und sie warf ihrem fünfzehnjährigen Neffenunentwegt besorgte Blicke zu, als müsse sie sich beherrschen, um ihn nicht aufder Stelle an ihre Brust zu drücken. Teddy, der Sohn der beiden, war zehn Jahrealt, ein Knabe mit streichholzdünnen Armen und Beinen. Ein kleiner Klon vonPeter Saul, bis hin zu der runden Gelehrtenbrille. Und dann war da noch ihreTochter Lily. Sechzehn Jahre alt.
Ein paar Strähnen hatten sichaus ihrem Pferdeschwanz gelöst und klebten in der schwülen Hitze an ihrenWangen. Sie schien sich unbehaglich zu fühlen in ihrem schwarzen Kleid, und wieein nervöses Fohlen trat sie immer wieder von einem Fuss auf den anderen, alswollte sie jeden Augenblick davonrennen. Als wäre sie in diesem Moment überalllieber als auf diesem Friedhof, umschwirrt von lästigen Fliegen.
Sie sehen so normal aus, sogewöhnlich, dachte der Junge. So anders als ich.Da fing Lily plötzlich seinen Blick auf, und ein Schauer der Verwunderungüberlief ihn. Des gegenseitigen Erkennens. In diesem Augenblick konnte ergeradezu spü ren, wie ihrBlick die dunkelsten Windungen seines Gehirns durchdrang und all die geheimenOrte erforschte, die niemand sonst je zu sehen bekam. Die er nie einem Menschenoffenbart hatte.
Beunruhigt wandte er den Blickab, richtete ihn auf die anderen Menschen, die um das Grab herumstanden. DieHaushälterin seines Vaters. Den Anwalt. Die beiden Nachbarn. FlüchtigeBekannte, die nur gekommen waren, weil es sich so gehörte, nicht aus wirklicherZuneigung. Sie hatten Montague Saul nur als denstillen Wissenschaftler gekannt, der vor Kurzem ausZypern zurückgekehrt war, der sich tagaus, tagein nur mit seinen alten Büchernund Karten und irgendwelchen Tonscherben befasst hatte. In Wirklichkeit hattensie den Mann gar nicht gekannt. So wenig wie seinen Sohn. Endlich war dieZeremonie beendet, und die Trauergäste nahmen den Jungen in die Mitte, eineAmöbe aus Mitgefühl, bereit, ihn zu verschlingen. Sie versicherten ihm, wiefurchtbar leid es ihnen tue, dass er seinen Vater verloren habe. Und das sobald nach ihrer Rückkehr in die Staaten.
»Immerhin hast du noch deineFamilie hier, die dir hilft«, sagte der Geistliche.
Familie? Ja, diese Leute sind wohl meine Familie, dachte der Junge, als der kleine Teddy schüchternauf ihn zutrat, gedrängt von seiner Mutter.
»Du bist jetzt mein Bruder«,sagte Teddy.
»Tatsächlich?«
»Momhat dein Zimmer schon fertig vorbereitet. Es ist gleich neben meinem.«
»Aber ich bleibe hier. Im Hausmeines Vaters.«
Verwirrt sah Teddy seine Mutteran. »Kommt er denn nicht mit zu uns?«
»Du kannst doch nicht ganzallein wohnen, Schatz«, beeilte sich Amy Saul zu sagen. »Vielleicht gefällt esdir ja in Purity so gut, dass du ganz bei uns bleibenwillst.«
»Meine Schule ist inConnecticut.«
»Ja, aber das Schuljahr istjetzt um. Im September kannst du natürlich wieder auf dein Internat gehen, wenndu das möchtest. Aber den Sommer über wirst du bei uns wohnen.«
»Ich werde hier nicht alleinsein. Meine Mutter holt mich zu sich.«
Es war lange Zeit still. Amyund Peter wechselten Blicke, und der Junge konnte erraten, was sie dachten. Seine Mutter hat ihn doch schon vor langer Zeit imStich gelassen.
»Sie wird michzu sich holen«, beharrte er.
»Darüber reden wir später, meinSohn«, sagte Onkel Peter mit sanfter Stimme.
In der Nacht lag der Junge wachin seinem Bett im Reihenhaus seines Vaters und lauschte dem Gemurmel derStimmen seiner Tante und seines Onkels, die aus dem Arbeitszimmer imErdgeschoss heraufdrangen. Es war dasselbe Zimmer, in dem MontagueSaul sich in den vergangenen Monaten mit der Übersetzung seiner brüchigen altenPapyrusfetzen abgemüht hatte. Dasselbe Zimmer, in dem er vor fünf Tagen einen Schlaganfallerlitten hatte und an seinem Schreibtisch zusammengebrochen war. Diese Leutehatten dort nichts verloren, inmitten der kostbaren Schätze seines Vaters. Siewaren Eindringlinge in seinem Haus.
»Er ist doch noch ein Junge,Peter. Er braucht eine Familie.«
»Wir können ihn ja wohl kaummit Gewalt nach Purity mitschleifen, wenn er es nichtwill.«
»Mit fünfzehn Jahren hat man indiesen Dingen keine Wahl. Die Erwachsenen müssen für einen entscheiden.«
Der Junge stand auf undschlüpfte zur Tür hinaus. Lautlos stieg er bis zur Mitte der Treppe hinunter,um ihre Unterhaltung zu belauschen.
»Und sei mal ehrlich, wie vieleErwachsene hat er denn in seinem Leben kennengelernt?Dein Bruder zählt ja wohl kaum. Er war doch immer viel zu sehr in seine Mumienvertieft, um überhaupt wahrzunehmen, dass da noch ein Kind im Haus war.«
»Das ist nicht fair, Amy. MeinBruder war ein guter Mensch.«
»Ein guter Mensch, aberweltfremd. Was muss das für eine Frau gewesen sein, die auch nur auf die Ideekommen konnte, ein Kind mit ihm zu haben? Und dann macht sie sich aus dem Staubund lässt Monty den Jungen allein grossziehen? Ich begreifenicht, wie eine Frau so etwas tun kann.«
»Montyhat seine Sache ja wohl nicht so schlecht gemacht. Der Junge kriegt in derSchule glänzende Noten.«
»Das ist dein Kriterium füreinen guten Vater? Die Tatsache, dass der Junge glänzende Noten bekommt?«
»Und ausserdem ist er ein sehrbeherrschter junger Mann. Du hast doch gesehen, wie gefasst er bei der Beerdigungwar.«
»Er ist starr vor Schock,Peter. Hast du heute auch nur eine einzige Gefühlsregung in seinem Gesichterkennen können?«
»Montywar ganz genauso.«
»Kaltblütig, meinst du?«
»Nein, ein Intellektueller. EinKopfmensch.«
»Aber tief drinnen muss derJunge doch den Schmerz fühlen, das weisst du genau. Ich könnte heulen, wenn ichdaran denke, wie sehr ihm seine Mutter in diesem Moment fehlt. Wie er immerwieder steif und fest behauptet, dass sie ihn zu sich nehmen wird, wo wir dochgenau wissen, dass sie es nicht tun wird.«
»Das wissen wir doch gar nicht.«
»Wir haben die Frau ja nie kennengelernt! Da schreibt Montyuns eines Tages aus Kairo, dass er jetzt einen kleinen Sohn hat. Nach allem,was wir wissen, könnte er ihn auch aus dem Schilf gefischt haben - wie denkleinen Moses.«
Der Junge hörte die Dielen übersich knarren und blickte sich zum oberen Treppenabsatz um. Zu seinem Erstaunensah er seine Cousine Lily über das Geländer auf ihn herabstarren. Siebeobachtete ihn, studierte ihn wie eine exotische Kreatur, die sie noch niezuvor gesehen hatte, als wollte sie herausfinden, ob er gefährlich war.
»Oh«, rief Tante Amy. »Du bistja auf!«
Seine Tante und sein Onkelwaren gerade aus dem Arbeitszimmer gekommen und blickten vom Fuss der Treppe zuihm auf. Und sie schienen auch ein wenig bestürzt angesichts der Tatsache, dasser wahrscheinlich ihr ganzes Gespräch mitgehört hatte.
»Geht es dir gut, Schatz?«, fragte Amy.
»Ja, Tante.«
»Es ist schon so spät. Solltestdu nicht lieber wieder ins Bett gehen?«
Aber er machte keine Anstalten,nach oben zu gehen. Er blieb auf der Treppe stehen und dachte darüber nach, wiees wäre, bei diesen Leuten zu wohnen. Was er von ihnen lernen könnte. Es würdeden Sommer interessant machen, bis seine Mutter ihn holen käme.
Er sagte: »Tante Amy, ich habemeinen Entschluss gefasst.«
»Welchen Entschluss?«
»Wo ich den Sommer verbringenwill.«
Sie nahm sofort das Schlimmstean. »Bitte überstürze nichts! Wir haben ein wirklich schönes Haus, direkt amSee, und du hättest dein eigenes Zimmer. Komm uns doch wenigstens einmalbesuchen, ehe du dich endgültig entscheidest.«
»Aber ich habe mich schonentschieden, mit euch zu kommen.«
Seiner Tante verschlug es füreinen Augenblick die Sprache. Dann liess ein Lächeln ihr Gesicht erstrahlen, undsie eilte die Treppe hinauf, um ihn in die Arme zu schliessen. Sie roch nach Dove-Seife und Breck-Shampoo. Sogewöhnlich, so durchschnittlich. Dann bekam er von seinem grinsenden OnkelPeter einen Klaps auf die Schulter - seine Art, seinen neuen Sohn willkommen zuheissen. Ihr Glück war wie ein Netz aus Zuckerwatte, das ihn in ihre Welthineinzog, wo alles eitel Sonnenschein, Liebe und Lachen war.
»Die Kinder werden so frohsein, dass du mit uns kommst!«, sagte Amy.
Er warf einen Blick zum oberenTreppenabsatz, aber Lily war verschwunden. Sie hatte sich unbemerktdavongeschlichen. Ich muss ein Auge auf siehaben, dachte er. Denn sie hat schon jetzt ein Auge auf mich.
»Du gehörst jetzt zu unsererFamilie«, sagte Amy.
Während sie zusammen die Treppehinaufstiegen, erzählte sie ihm bereits von ihren Plänen für den Sommer. Alldie Orte, die sie ihm zeigen würde, all die besonderen Gerichte, die sie fürihn kochen würde, wenn sie wieder zu Hause wären. Sie schien glücklich, jageradezu freudetrunken, wie eine Mutter mit ihrem neugeborenen Baby.
Amy Saul ahnte nicht, was siesich da ins Haus zu holen planten. ()
© Limes Verlag
Übersetzung: Andreas Jäger
Autoren-Porträtvon Tess Gerritsen
Wenn die gelernte Ärztin Tess Gerritsen einen neuen Thrillervorlegt, sollte sich der Leser auf eine blutige Geschichte gefasst machen -denn Blut ist für die Autorin nach eigenen Worten "ein Stoff, der mich nie inRuhe gelassen hat". Gerritsens Romane sind wirklich nichts für schwache Nerven,atemlos spannend von der ersten Seite an, mit genauen medizinischen Detailsgespickt und von grösster psychologischer Glaubwürdigkeit.
Die asiatisch-amerikanische Schriftstellerin Tess Gerritsenwurde in San Diego, Kalifornien, geboren, studierte Medizin in San Franciscound arbeitete nach dem Examen im Jahr 1979 als Internistin in Honolulu. Schonals Kind schrieb sie gern und liess ihrer blühenden Phantasie dabei freien Lauf.Erst im Mutterschaftsurlaub hatte sie dann wirklich Zeit zum Schreiben - undgewann auf Anhieb bei einem Wettbewerb des Honolulu Magazine mit einerKurzgeschichte den ersten Preis. 1987 veröffentlichte sie "Der Anruf kam nachMitternacht", den ersten von neun so genannten "Romantic Thrillers". Mit "KalteHerzen", ihrem ersten Medizinthriller, kam 1996 auch der internationale Erfolg.Das Buch stand umgehend auf der Bestsellerliste der New York Times und wurde in20 Sprachen übersetzt. Paramount (DreamWorks) kaufte die Filmrechte. DieGeschichte basiert auf einer Unterhaltung Gerritsens mit einem Ex-Polizisten,der ihr von der Verschleppung russischer Waisenkinder und Organhandel erzählthatte. Nach zwei weiteren Medizinthrillern gab die Autorin den Arztberuf aufund widmete sich ganz der Schriftstellerei.
Die Heldinnen ihrer Geschichten, Detective Jane Rizzoli undPathologin Dr. Maura Isles, sind zwei völlig verschiedene Frauen. Nach und nacherfährt der Leser in den Büchern mehr über ihre Vergangenheit und ihr Privatleben,ganz dramatisch z.B. in "Schwesternmord". Das Ziel der beiden Frauen aberbleibt es immer, den Mordopfern in ihrer Heimatstadt Boston wenigstens nach demTod Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wie in "Der Meister", "Die Chirurgin"oder "Blutmale".
Und wie erholt sich die Schriftstellerin von all den dunklenGeschichten? Sie spielt Geige in einer Tanzband und pflegt ihren Garten inCamden, Maine, wo sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt.
- Autor: Tess Gerritsen
- 2007, 2, 412 Seiten, Masse: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Andreas Jäger
- Verlag: Limes
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2000000015354
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
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