Aggression im Kindes- und Jugendalter: Psychoanalytisch-pädagogische Perspektiven
Aggressives Verhalten von Kindern und Jugendlichen stellt für Lehrer und Pädagogen nicht erst seit der Inklusionsdebatte ein grosses Problem dar, sehen sie sich doch im institutionellen Kontext immer wieder mit Konflikten konfrontiert, welche mit...
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Produktinformationen zu „Aggression im Kindes- und Jugendalter: Psychoanalytisch-pädagogische Perspektiven “
Klappentext zu „Aggression im Kindes- und Jugendalter: Psychoanalytisch-pädagogische Perspektiven “
Aggressives Verhalten von Kindern und Jugendlichen stellt für Lehrer und Pädagogen nicht erst seit der Inklusionsdebatte ein grosses Problem dar, sehen sie sich doch im institutionellen Kontext immer wieder mit Konflikten konfrontiert, welche mit gewalttätigen Handlungen einhergehen. Dabei ist so scheint es - Aggression ein alltägliches Phänomen.In der Literatur finden sich endlose Veröffentlichungen zum Thema Aggressivität. Meist werden verschiedene Erscheinungsformen thematisiert und vor allem Tipps und Handlungsanweisungen zum richtigen Umgang mit aggressivem Verhalten gegeben.
In dieser Arbeit wird demgegenüber eher versucht, aus einer verstehenden und Ursachen klärenden Perspektive auf das Phänomen der Aggression zu schauen, nämlich aus Sicht der psychoanalytischen Pädagogik, die sich mit den Fragen nach Prozessen, frühen Erfahrungen oder anderen Ursachen für aggressives Verhalten beschäftigt und somit abgeleitet aus der psychoanalytischen Theoriebildung nicht nur ein tiefes Verstehen aggressiven Verhaltens ermöglicht, sondern auch eigene, aus der psychoanalytischen Konzeption abgeleitete Ideen zum angemessenen Umgang mit Aggression beiträgt.
Lese-Probe zu „Aggression im Kindes- und Jugendalter: Psychoanalytisch-pädagogische Perspektiven “
Textprobe:Kapitel 5, Aktuelle psychoanalytische Theorien zur Entstehung von Aggression:
Die Theorie des Todestriebes bringt nach Dornes zwei wesentliche Probleme mit sich. Das erste Problem begründet sich in den fehlenden Merkmalen, ( ) die Freud zufolge jeden Trieb auszeichnen sollten (Dornes 2000, S. 245). Jeder Trieb sollte nach Freud eine Quelle, ein Ziel, Drang und ein Objekt haben (vgl. Freud 1915a, S. 85). Das Problem bei der Theorie des Todestriebes besteht nun darin, dass die vier Merkmale ( ) für den Aggressionstrieb nicht gleichermassen zutrafen wie für den Sexualtrieb (Dornes 2000, S. 245). Besonders die Bestimmung einer Quelle führt zu Erklärungsproblemen: Der Aggressionstrieb konnte nicht auf bestimmte Körperzonen zurückgeführt werden wie die Sexualität (ebd., S. 245). Es gab nur die Möglichkeit, etwas über die Abfuhrorgane zu sagen, nicht aber über den Ort der Entstehung. Dieses Problem ist nach Dornes bis heute nicht gelöst worden, weshalb er die Triebtheorie auch als unbrauchbar für die Erklärung des Affektlebens von Säuglingen hält (vgl. ebd. 1992, S. 149).
Das zweite Problem ist die Frage nach der Unterscheidung von destruktiver und nichtdestruktiver Aggression. Auf diesen Aspekt möchte ich kurz näher eingehen.
5.1, Konstruktive und destruktive Ausdrucksformen der Aggression:
Wie bereits dargestellt (s. 3.3), unterscheidet die Psychoanalyse zwischen destruktiver und nicht- destruktiver Aggression. Diese Position leitet sich zunächst von der Bedeutung des Wortes ab.
Diese Trennung ist allerdings bei Freud in seinen späten Arbeiten nicht mehr existent. Er sah in der Aggression eine ausschliesslich destruktive Kraft, die sowohl Umwelt als auch das Individuum zerstört (vgl. Dornes 2000, S. 246). Damit die Aggression nicht frei wirken könne, müsse sich ihr der Lebenstrieb entgegenstellen und sie so umwandeln, dass sie eine adaptive Funktion erlangen könne. Auch das Ich könne dazu beitragen, dass Aggression gezähmt werde und sich produktiv
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auswirken könne.
Da ein Ich, welches für die beschriebenen Prozesse die Voraussetzung ist, allerdings im Säuglingsalter noch nicht vorhanden ist, fällt es mit dieser theoretischen Überlegung schwer, z.B. die Neugier von Säuglingen zu erklären. Das führte dazu, dass neue Überlegungen angestellt wurden.
Hartmann sprach sich in diesem Zusammenhang für das Vorhandensein einer zusätzlichen Energie neben Libido und Aggression aus. Nun gab es von Geburt an drei Energien: libidinöse, aggressiv- destruktive und neutrale (Dornes 2000, S. 247). Diese eher konstruierte Idee wurde von der Mehrzahl der Autoren nicht geteilt. Es bildete sich die Meinung, ( ) dass es von Anfang an zwei Aspekte im Aggressionstrieb gebe, die miteinander koexistierten: einen konstruktiven und einen destruktiven (ebd., S. 247). Aggression wird so (im Sinne der Wortherkunft) als Motor betrachtet, der für sämtliche aktiven Handlungen steht. Dazu gehören auch Bewegung und Wahrnehmung. Die Destruktivität ist nur eine Erscheinungsform der Aggression; ihre Quelle ist mit den konstruktiven Anteilen gleich .
Wichtigster Vertreter dieser Theorie ist H. Parens, der sich intensiv mit der Entwicklung von Aggression beschäftigt. Parens unterscheidet in seinem Verständnis von Aggression vier Formen, die sich nacheinander entwickeln: die unlustbezogene Destruktivität, die nicht- affektive Destruktivität, die nicht- destruktive Aggression und die lustbezogene Destruktivität (vgl. Parens 1996, S. 18). Während er die nicht- affektive Destruktivität in Abhängigkeit zu den ihnen vorausgehenden physiologischen Bedürfnissen (z.B. Hunger: Saugen an der Brust) sieht und die lustbezogene Destruktivität erst später ansiedelt, sind für ihn nicht- destruktive Aggressionen Verhaltensweisen, die zum Schutz oder zur Behauptung der Person dienen, denen aber nichts Feindseliges innewohnt (vgl. ebd. 1995, S. 19). Diese Form der Aggression setzt Parens als grundsätzlich gegeben und al
Da ein Ich, welches für die beschriebenen Prozesse die Voraussetzung ist, allerdings im Säuglingsalter noch nicht vorhanden ist, fällt es mit dieser theoretischen Überlegung schwer, z.B. die Neugier von Säuglingen zu erklären. Das führte dazu, dass neue Überlegungen angestellt wurden.
Hartmann sprach sich in diesem Zusammenhang für das Vorhandensein einer zusätzlichen Energie neben Libido und Aggression aus. Nun gab es von Geburt an drei Energien: libidinöse, aggressiv- destruktive und neutrale (Dornes 2000, S. 247). Diese eher konstruierte Idee wurde von der Mehrzahl der Autoren nicht geteilt. Es bildete sich die Meinung, ( ) dass es von Anfang an zwei Aspekte im Aggressionstrieb gebe, die miteinander koexistierten: einen konstruktiven und einen destruktiven (ebd., S. 247). Aggression wird so (im Sinne der Wortherkunft) als Motor betrachtet, der für sämtliche aktiven Handlungen steht. Dazu gehören auch Bewegung und Wahrnehmung. Die Destruktivität ist nur eine Erscheinungsform der Aggression; ihre Quelle ist mit den konstruktiven Anteilen gleich .
Wichtigster Vertreter dieser Theorie ist H. Parens, der sich intensiv mit der Entwicklung von Aggression beschäftigt. Parens unterscheidet in seinem Verständnis von Aggression vier Formen, die sich nacheinander entwickeln: die unlustbezogene Destruktivität, die nicht- affektive Destruktivität, die nicht- destruktive Aggression und die lustbezogene Destruktivität (vgl. Parens 1996, S. 18). Während er die nicht- affektive Destruktivität in Abhängigkeit zu den ihnen vorausgehenden physiologischen Bedürfnissen (z.B. Hunger: Saugen an der Brust) sieht und die lustbezogene Destruktivität erst später ansiedelt, sind für ihn nicht- destruktive Aggressionen Verhaltensweisen, die zum Schutz oder zur Behauptung der Person dienen, denen aber nichts Feindseliges innewohnt (vgl. ebd. 1995, S. 19). Diese Form der Aggression setzt Parens als grundsätzlich gegeben und al
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Autoren-Porträt von Axel Ramberg
Axel Ramberg studierte im Anschluss an seine Tätigkeit als Erzieher in der Kinder- und Jugendpsychiatrie das Lehramt für Sonderpädagogik mit dem Schwerpunkt Verhaltensgestörtenpädagogik und arbeitete im Anschluss daran als Förderschullehrer mit dem Arbeitsschwerpunkt Beratung. Seit 2009 ist er als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Leibniz Universität Hannover im Institut für Sonderpädagogik in der Lehramtsausbildung tätig. Themenschwerpunkte der universitären Arbeit sind Beratung sowie psychische Störungen der frühen Kindheit. Seit 2014 ist er approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (TfP).
Bibliographische Angaben
- Autor: Axel Ramberg
- 2015, 140 Seiten, Masse: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: disserta
- ISBN-10: 3959350007
- ISBN-13: 9783959350006
- Erscheinungsdatum: 05.03.2015
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