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Kulturjournalistin Franziska Kurz verrät ihre 5 besten Lesetipps fürs Glück
Ein Beitrag von Franziska Kurz
Glück hat viele Gesichter: Seelenfrieden zum Beispiel und Versöhnung. Ein Waldspaziergang! Lachen macht glücklich. Aber natürlich auch Freundschaft und Schmetterlinge im Bauch. Ich habe für Sie 5 aktuelle Lesetipps herausgesucht, die mit ganz verschiedenen Facetten des Glücks aufwarten. Vielleicht ist ja etwas passendes für Ihre "Will ich lesen"-Liste mit dabei? Ich wünsche viel Freude beim Schmökern - dem Glücksrezept Nummer eins für mich.
5 Tipps fürs Leseglück
1. Jojo Moyes: Die Frauen von Kilcarrion
In Jojo Moyes neuestem Werk finden sich drei Frauengenerationen in Kilcarrion, einem irischen Dorf, zusammen. Joy, die Grossmutter, ist Gestütsbesitzerin, ihr Mann Edward, ein ehemaliger Offizier, den sie in Hongkong geheiratet hat. Kate, ihre Tochter, hat bisher die grosse Liebe nicht gefunden, sie ist Journalistin und lebt in London. Mitten in einer turbulenten Trennung schickt sie ihre Tochter Sabine zur Grossmutter nach Irland. Sabine ist erst 16 und überfordert von einem Haus mit sehr starren Regeln, Grosseltern, die sie kaum kennt und nur Pferden und Hunden als Gesellschaft. Dann entdeckt sie alte Bilder und möchte mit ihrer Grossmutter darüber reden, wer und wie diese einmal war.
Die drei Ballantyne-Frauen sind erstarrt und wütend aus ganz verschiedenen Gründen und es braucht Zeit, vorsichtiges Anknüpfen und viel Mut, um darüber zu sprechen, warum sie heute die sind, die sie geworden sind. Die 432 Seiten von „Die Frauen von Kilcarrion“ versetzen uns in die 1950er Jahre, in strengere Moralvorstellungen und ein Leben als Offiziersfrau. Dann wieder sind wir im Irland der Gegenwart und sehen, wer das Paar von einst heute ist. Langsam wird entrollt, was geschah zwischen Ausritten, Ausflüchten und vielen Kannen heissem Tee. Jojo Moyes hat eine Familiensaga geschrieben voll Liebe, alten Verletzungen und Verständnis füreinander, wenn Mut die Angst besiegt und das Reden beginnt. Es ist gut möglich, dass Sie nach dieser Lektüre zum Telefon greifen und Anrufe machen, vor denen Sie lange zurückgewichen sind.
2. Maxi Hofer: Wo das Glück den Himmel berührt
Als Ella herausfindet, dass ihr Mann eine Affäre hat, bricht ihre Welt in sich zusammen. Ihre beste Freundin Maria nimmt sie kurzentschlossen mit zu sich nach Südtirol, damit Ella auf andere Gedanken kommt und sich durch die Schönheit der Natur und die Lebensfreude Österreichs ablenken lässt. Der Plan geht auf: Um zu sich selbst zu finden, zieht Ella auf eine nahe gelegene Alm und entdeckt dort – nach anfänglicher Furcht vor nächtlichen Geräuschen – langsam ihre Lebenslust wieder. Ein attraktiver Bergretter, eine Ziege zum Verlieben und ein zutrauliches Murmeltier sind dabei nicht ganz unschuldig. „Wo das Glück den Himmel berührt“ ist eine zu Herzen gehende Geschichte über das Licht am Ende eines dunklen Tals, die Kraft der Natur und die Erkenntnis, dass eine Freundin zur richtigen Zeit Gold wert ist. Ein Buch wie ein Waldspaziergang mit offenen Augen.
Franziska Kurz ist seit Juli 2020 Moderatorin bei #Weltbildliest. Seit 2015 bereichert sie mit ihrem Blog "franzi liest" die wunderbare Welt der Bücher und Buchfans. Als Literatur- und Kulturjournalistin ist sie regelmässig zu Gast bei Radio und TV und schreibt für zahlreiche Frauen- und Lifestyle-Magazine. Das "Münchner Kindl" bezeichnet sich selbst als buch- und wortverliebt, als Taschensammlerin und Spasüchtige. Mehr von ihr auf www.franzi-liest.de.
3. Moritz Matthies: Der Wald ruft
Band sechs der Erdmännchen-Krimis von Moritz Matthies startet mit Panik im Bau: Ray hört von Schulkindern vor seinem Gehege, dass er und seine ganze Familie vom Berliner Zoo verkauft werden sollen an ein Gartencenter nach Oslo. Nicht mit dem Clan, der schon so viele Herausforderungen überstanden hat! Als nachts der Umsiedlungstrupp vor ihrem Bau steht, evakuieren Ray, Rufus und ihr Bruder, Clanchef Rocky, die ganze Bande. Etwas planlos schippern die Erdmännchen auf Schwimminsel und Boot über Berliner Kanäle bis zu einem nahen Waldrand.
Dort müde und nass angekommen, werden sie nicht besonders nett empfangen und lösen interkulturelle Probleme zwischen den Waldbewohnern aus. Pro oder contra Erdmännchen, ist hier bald die grosse Frage. Rufus, Ray und Rocky brauchen Witz, Glück und strategisches Denken, um nicht bald zu den aussterbenden Arten zu gehören und entdecken dabei ganz neue Waffen.
Am 23.4. erscheint der neue Band „Der Wald ruft“ und steht an Humor und skurrilen Einfällen den bisherigen Erdmännchen-Bänden in nichts nach. Neu ist dabei der gesellschaftskritische Ton, der aber nicht moralisiert, sondern unter dem Witz zum Nachdenken anregt. Besonders gut hat mir dieses Mal Rays Sohn Archimedes gefallen, der einen so knochentrockenen klugen Humor mitbringt, dass ich dringend mit ihm reden möchte.
Auch wenn wir hier weit in der Erdmännchen-Geschichte fortgeschritten sind, kann auch Band sechs ohne Vorwissen gelesen werden. Wer lieber die Reihenfolge einhält: Band eins heisst „Ausgefressen“.
4. Clara Maria Bagus: Die Farbe von Glück
Die Farbe von Glück erzählt von einem einzigen Moment, der viele Leben verändert. An einem sehr frühen Morgen zwingt der Richter Jules die Krankenschwester Charlotte sein sterbenskrankes Neugeborenes gegen ein gesundes Kind auszutauschen. Seine Frau und er haben schon einige Kinder verloren – Fehlgeburten, Todesfälle nach wenigen Stunden schwachen Lebens – und er denkt, dass sie das nicht noch einmal überlebt.
Charlotte tut es, denn er droht damit, ihr ihren Ziehsohn Antoine wegnehmen zu lassen. Und ihn liebt sie mehr als sich selbst. Die Geschichte könnte jetzt klischeehaft werden oder zu einem denkwürdigen Gerichtsprozess führen. Stattdessen führt sie zu einem sanften, ruhigen, liebevollen Umgang von jedem Beteiligten mit anderen Personen. Sie alle müssen sich nach diesem Ereignis neu (er)finden. Und damit zurechtkommen, was sie getan oder unterlassen haben.
Das passiert weise, ruhig, achtsam, respektvoll und hat dazu geführt, dass ich dieses Buch gerührt, traurig, mitleidend und leise lächelnd gelesen habe. Ich würde es jedem schenken, der vor schwierigen Entscheidungen steht, nicht weiss, wie er manches kommunizieren soll oder still leidet.
5. Nina George: Südlichter
1968, irgendwo in der Provence, lebt die kleine Marie-Jeanne, die eine besondere Gabe hat. Sie kann Liebe sehen, wenn sie entsteht oder zwischen welchen Menschen sie sein sollte. In Form von kleinen Lichtern und Fäden sieht sie, was möglich wäre, wenn nur ein Schritt mehr gegangen, ein Gespräch begonnen oder ein Spaziergang gemacht werden würde. Und so beobachtet sie, schafft Gelegenheiten und denkt über Möglichkeiten nach. Oft genug sind Bücher für sie diejenigen, die ihre Botschaft überbringen als Helferin in einer Überlandbibliothek. Und so folgen wir Marie-Jeanne als Glücksbotin in eine Welt voll Magie, Poesie und Lavendelduft.
Wer "Das Lavendelzimmer" von Nina George gelesen hat, weiss, dass Südlichter der Anker im Leben von Monsieur Perdu gewesen ist und wir schon lange auf Südlichter gewartet haben, um herauszufinden, was an diesem Buch so besonders ist. Auf 267 Seiten fühlen wir uns als Lesende, als wären wir in eine Kuscheldecke aus Worten gehüllt: warm, behaglich und zuversichtlich. Nach der Lektüre sind wir gestärkt wie nach einer guten Suppe nach einem Spaziergang mit viel Wind, haben rote Wangen und Hoffnung.