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Wie Kaya Yanar die Schweizer durch die „Schokolade“ zieht

Der Comedian im Interview über sein neues Buch, Political Correctness und seine Liebe zu einer Schweizerin

Foto: © Nadine Dilly

„Liest du?!" Das neue Buch und Lebensmotto von Comedian Kaya Yanar: „Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland!"

Politisch korrekt war er noch nie. Dafür immer brüllend komisch. Seit rund 20 Jahren nimmt TV-Komiker Kaya Yanar („Was guckst du?!“) Nationalitäten und ihre Eigenheiten auf die Schippe, egal ob als Hakan aus der Türkei oder Ranjid, dem Inder. Inzwischen lebt der gebürtige Frankfurter mit türkischen Wurzeln am linken Zürichseeufer. Letztes Jahr hat er mehr oder minder heimlich – wie er vor Kurzem im Talk mit Marcus Lanz verriet – eine Schweizerin geheiratet. Kein Wunder also, dass er in seinem neuen Buch „Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland!“ die Schweizer durch die "Schokolade" zieht – und vor allem auch sich selbst.

Denn für den 45jährigen Comedian gilt es erst einmal zu klären: Ist er jetzt eigentlich noch Deutsch-Türke? Oder viel eher Deutschtürkischer Schweizer? Schweizer Deutschtürke? Deutscher Schweiztürke? Galt er in Deutschland einst als Türke, hat ihn die Schweiz gewissermassen zum Deutschen gemacht – der sich aber, vor allem, wenn er nach Deutschland zurückkehrt, fast schon als Schweizer fühlt.

Licht in die Angelegenheit bringt im Übrigen auch seine Frau, die im letzten Kapitel des neuen Buchs zu Wort kommt und Yanars ganz private Seite beleuchtet. Im Interview verrät er, dass es ihm heute noch ein Rätsel ist, wie er ihr Herz gewinnen konnte: „...wobei ich einige Jahre zuvor über die zweifelhafte Erotik des Schwyzerdütsch gelästert hatte.“ Doch bei allem, was trennt, bleibt eben auch das eine, was vereint: „Das Wort 'Liebe' gibt es in jeder Sprache“, outet sich Yanar als Romantiker.

Liest du: Kaya Yanar präsentiert sein neues Buch "Das ist hier aber nicht so wie in Deutschland" auf Instagram.

TV-Comedian und Bühnenstar Kaya Yanar über Political Correctness, wie wichtig es ist, das Leben mit Ironie & Abstand zu betrachten und seine Liebe zu einer Schweizerin.

Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie realisierten, dass Sie einen ausgeprägten Sinn für Humor haben?

Kaya Yanar: Ja, als ich das erste Mal meine Eltern erblickte. Da dachte ich: „Komiker oder Klapse.“

Wird die Sache ernst, wenn man Komik zum Beruf macht?

Kaya Yanar: Ja, aber nicht von einem selbst, sondern der Ernst wird an einen herangetragen. TV-Sender sind mir ein Graus! Lauter unsichere Angsthasen, die von Comedy keine Ahnung haben. Da vergeht einem der Spass…

Viele im Publikum lachen schon, wenn Sie die Bühne betreten; ohne dass Sie etwas sagen. Woran liegt das?

Kaya Yanar: Ich glaube, das ist mein Knautschgesicht. Manche Leute haben einfach ein Funny Face. Mir geht es z.B. so mit Rowan Atkinson alias Mr. Bean.

Kaya Yanar: „Ich pfeife auf politische Korrektheit, sondern erzähle, was ich lustig finde.“

Eines Ihrer Markenzeichen ist, Eigenheiten unterschiedlicher Nationalitäten zu karikieren. Etwa mit den Figuren Hakan aus der Türkei und Ranjid, dem Inder. Warum kommt das so gut an?

Kaya Yanar: Weil uns allen die Eigenheiten auffallen und wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen. Vor allem in Deutschland wird immer hinterfragt, ob und was alles politisch korrekt ist. Ich pfeife auf politische Korrektheit, und erzähle, was ich lustig finde. Anscheinend darf ich das. Deswegen kommt das wohl gut an. Ich kann Witze machen, die kein anderer machen darf…

Sogar die Schweizer lieben es, von Ihnen durch die Schokolade gezogen zu werden. Dabei gelten Sie als nicht besonders kritikresistent. Oder ist das ein falsches Bild?

Kaya Yanar: Durch die Schokolade? Hahaha, das ist der feine Unterschied zu Deutschland: Da wird man höchstens durch den Kakao gezogen. In der Schweiz durch feine Schweizer Schokolade! Lecker! Ich weiss nicht, ob die Schweizer als kritikresistent gelten, auf jeden Fall gelten sie bei mir als äusserst humorwillig! Die dreijährige Tour „Reiz der Schweiz“ war komplett ausverkauft und ich hätte noch weiterspielen können. Und die Stimmung war sensationell gut: Die Leute haben sehr gerne über sich selbst gelacht! Wirklich ein erstklassiges Publikum.

Kaya Yanar: „Und ausgerechnet eine Schweizerin, wobei ich einige Jahre zuvor über die zweifelhafte Erotik des Schwyzerdütsch gelästert hatte.“

Ihre Frau haben Sie per Zufall in Zürich kennengelernt. „Hallöchen“ sagten Sie zu ihr, wie Sie im Buch mit viel Selbstironie verraten …

Kaya Yanar: Ja, peinlich, nicht wahr? Dass daraus mal eine Ehegemeinschaft werden würde … Aber so ist das nun mal im Leben. Damit war nicht zu rechnen. Und ausgerechnet eine Schweizerin, wobei ich einige Jahre zuvor über die zweifelhafte Erotik des Schwyzerdütsch gelästert hatte. Da hat sich Helvetia gedacht: „Na warte, Bursche!“

Kaya Yanar: „Die einzige Art und Weise, das politisch korrekte Gleichgewicht zu halten, ist, sich über jeden lustig zu machen, inklusive sich selber.“

Als Türke schauen Sie auf die Deutschen. Als Deutscher auf die Schweizer. Und jetzt machen Sie sich in Ihrem Buch als Schweizer Deutschtürke über Kaya Yanar lustig. Wohin führt das noch?

Kaya Yanar: In die Geschlossene. Die einzige Art und Weise, das politisch korrekte Gleichgewicht zu halten, ist, sich über jeden lustig zu machen, inklusive sich selber. Es ist nun mal ein spezielles Lebensgefühl, das Leben mit Abstand zu betrachten. Am besten mit ironisch humorvollem Abstand. Schliesslich kommt hier keiner von uns lebend raus.

„Hör uf“, bekommen Sie von Ihrer Frau öfters zu hören, weil Sie so impulsiv sind und schlecht aufhören können. Hat deshalb auch Ihre Frau das letzte Kapitel geschrieben?

Kaya Yanar: Ja, sie hat ohnehin immer das letzte Wort. Ganz zu Recht! Sie ist viel klüger und gebildeter als ich, ausserdem hat sie die viel grössere psychologische Reife, obwohl sie gerade erst volljährig geworden ist … Kleiner Scherz: Im Ernst, ich habe grossen Respekt vor meiner Frau, schon allein deswegen, weil sie dieses Interview lesen könnte.

Kaya Yanar: „Aber meine Frau ist ein so toller Mensch, dass ich gerne mehr von ihrer Sorte auf der Welt hätte.“

Im Buch lernen wir, dass Sie unbedingt Kinder haben möchten. Glauben Sie, dass die Welt eine Zukunft hat?

Kaya Yanar: Ich bin da skeptisch, aber der Mensch hat sich als zähes Wesen herausgestellt, und mir ist es ohnehin ein Rätsel, warum es uns noch gibt. Aber meine Frau ist ein so toller Mensch, dass ich gerne mehr von ihrer Sorte auf der Welt hätte.

Sie verfügen über einen gewitzten Blick für das Trennende zwischen den Ländern. Gibt es etwas, das alle vereint?

Kaya Yanar: Das Wort „Liebe“ gibt es in jeder Sprache.

Kein besonders geeigneter Stoff, um sich darüber lustig zu machen – oder doch?

Kaya Yanar: Sicher, kennen Sie den Unterschied zwischen Liebe und Ehe? Liebe macht blind, Ehe ist der Augenöffner. Oh Mist, hoffentlich liest das meine Frau nicht!

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