Adieu Aprilwetter15%¹ RABATT + Versand GRATIS! Gleich Code kopieren:

Er ist "King Roger": Die neue Biographie des Tennis-Genies

Autor René Stauffer im Interview über das Erfolgsgeheimnis des Ausnahmesportlers Rodger Federer

Foto: © René Stauffer

Mit 100 gewonnenen ATP-Turnieren ist Federer der wahre King Roger! In der neuen Biographie "Roger Federer" gibt Autor René Stauffer einen sehr persönlichen und exklusiven Einblick in Federers Ausnahmekarriere: welche Menschen, Trainer und Mentoren prägten das Tennis-Ass? Als einer von wenigen Journalisten kennt René Stauffer den Ballvirtuosen aus nächster Nähe. Er begleitete sowohl Federers überraschenden Saisonabbruch im Sommer 2016 als auch sein Comeback und die erfolgreiche Bewältigung der grossen Krise. Kein Zweifel: Roger Federers Einfluss - dies- und jenseits des Centre Court - wird auch das Ende seiner aktiven Karriere überdauern.

Im Interview erzählt Journalist René Stauffer von Roger Federers grössten Gegnern, wieviel die Arbeit der Coaches ausmacht und ob er glaubt, dass Federer uns auch 2021 noch in seiner Top-Form zum Jubeln bringt.

Ist Roger Federer wirklich nach objektiven Kriterien „the goat“ (greatest of all time)?

René Stauffer: Ich würde das bejahen, wobei mir der Begriff «aller Zeiten» nicht gefällt, da wir ja nicht in die Zukunft blicken können. Gemessen etwa an den 20 Grand-Slam-Titeln und den 310 Wochen als Nummer 1 ist er der erfolgreichste Spieler der 1968 begonnenen Profiära, und das sind zwei ausschlaggebende Kriterien. Es gab auch noch nie jemanden, der so lange so dominant war wie er nach seinem ersten Wimbledonsieg 2003 bis Anfang 2010, als er unter anderem 16 Majortitel gewann und seine besten Serien aufstellte. Das grösste Argument, das gegen ihn spricht, ist seine negative Bilanz gegen Rafael Nadal, die es allerdings zu relativieren gilt, wie ich in meinem Buch aufzeige. Was vor 1968 war, ist schwer mit heute zu vergleichen, weil beispielsweise Rod Laver als Profi jahrelang keine Grand-Slam-Turniere bestreiten durfte.

Was ist höher einzustufen: die 101 Turniersiege Federers oder die 109 von Jimmy Connors? Kennen Sie die Details im Vergleich: ATP 250, ATP 500, usw?

René Stauffer: Ich bin überzeugt, dass Connors seine 109 Pokale sofort gegen die inzwischen 101 von Federer tauschen würde, und das sagt eigentlich schon alles. Der Amerikaner gewann nur acht Grand-Slam-Turniere, die meisten seiner Erfolge errang er an kleineren Turnieren in den USA. Ein direkter Vergleich ist nicht möglich, weil es diese Kategorien damals noch nicht gab in dieser Form.

Wenn Roger Federer vor ein paar Jahren nicht einen grösseren Tennisschläger ausgewählt hätte, wäre er heute weg vom Fenster?

Das ist eine sehr gute Frage, denn das glaube ich tatsächlich. Er wäre zwar immer noch ein hervorragender Spieler, sofern er nicht inzwischen die Lust verloren hätte. Aber in einem derart umkämpften Sport, in dem oft einzelne Punkte oder kleinste Details den Ausschlag geben, wäre Federer mit einem kleineren Racket nicht mehr zu derartigen Erfolgen fähig.

Sportliches bei Weltbild entdecken

Roger Federer bestreitet nach 2016 erstmals wieder die French Open: Was liegt ihrer Meinung nach drin?

René Stauffer: Bleibt er fit und kann er die Spielfreude der ersten drei Monate dieser Saison auch in Roland Garros ausspielen, sollte er auch dort zum erweiterten Kreis der Favoriten gezählt werden, der von Nadal, Djokovic und Thiem angeführt werden dürfte. Für die Viertelfinals ist er sicher gut genug, und das wäre bereits ein gutes Resultat. Danach hängt vieles von der Tagesform, der Auslosung und dem Wettkampfglück ab. Die letzte seiner fünf Finalteilnahmen in Paris liegt allerdings schon zehn Jahre zurück.

Wer wird Federers grösster Gegner bezüglich der Anzahl Grand-Slam-Siege?

René Stauffer: Angesichts der körperlichen Probleme, die Rafael Nadal abseits der Sandplätze bekundet, dürfte Novak Djokovic die besseren Chancen haben, ihn einzuholen. Allerdings hat der Spanier bereits 17 dieser Trophäen, gegenüber 15 des Serben. Einfach wird es für keinen der beiden, und vielleicht ist für Federer bei 20 ja auch noch nicht Schluss.

Wie wichtig ist das Material (Schläger, Schuhe, Beläge) im Vergleich zu früher?

René Stauffer: Gerade im Bereich der Schläger und der Saiten hat in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung stattgefunden. Wer in diesen Bereichen sein Potential nicht ausreizt, hat keine Chance, an der Spitze mitzuhalten. Da ging es früher gemütlicher zu. Björn Borg beispielsweise spielte in den USA mit einem anderen Schlägerprodukt als in Europa, und das nur aus finanziellen Gründen. So etwas wäre heute unvorstellbar.

Wie ist ihre Prognose, wie lange wird Roger Federer noch spielen? Einige sagen, dass er bis 40 spielen wird?

René Stauffer: Das ist für mich durchaus vorstellbar. Er wird im August 38, und sollte er auch kommende Saison noch ähnlich gut in Form sein wie jetzt, ist schon denkbar, dass er auch 2021 noch aktiv bleibt, und in jenem Jahr wird er 40. Allerdings kann bis dann vieles passieren, weshalb ich lieber keine Prognose wage.

Wieviel macht die Arbeit der beiden Coaches von Roger Federer aus?

René Stauffer: Ihren Einfluss quantitativ zu erfassen, ist nicht möglich. Hier handelt es sich um Nuancen, einen Tipp hier, eine Bemerkung da. Federer war monatelang auch ohne Coach die Nummer 1, doch er geniesst es, ein grosses Team um sich zu haben. Die entscheidendste Figur in seinem Team sind meiner Meinung nach aber nicht die Coaches Ivan Ljubicic und Severin Lüthi, sondern Pierre Paganini, sein Fitnesstrainer.

Was glauben Sie, wird Roger Federer nach seiner Sportkarriere beruflich tun?

René Stauffer: Ich denke, dass er dem Tennis in irgendeiner Form erhalten bleiben wird. Wohl kaum als Coach, aber vielleicht als Captain des europäischen Laver-Cup-Teams, als Veranstalter weiterer Turniere oder als Berater. Dazu dürfte er vor allem seinen Zeitaufwand für die Roger Federer Foundation weiter erhöhen, weniger reisen und sich noch mehr um seine Familie kümmern.

Gab es einen Moment, z. B. nach seiner grösseren Verletzung, wo Roger Federer daran gedacht hat, sofort aufzuhören?

René Stauffer: Das gab es nicht, weil er selber zu sehr an diesem Sport hängt. Nach seiner Knieoperation 2016 hatte er allerdings einige Momente, in denen er befürchtete, nicht mehr weiter spielen zu können. Und es gab einmal auch eine Diskussion zwischen ihm und Mirka, wo sie die Frage besprachen, ob er aufhören soll, Turniere zu spielen. Sie dauerte glücklicherweise nicht lange, weil Mirka noch immer voll hinter seiner Karriere steht und stets an ihn glaubt.